Bienzle und der süße Tod – Tatort 505 / Crimetime Vorschau // #Tatort #Stuttgart #Bienzle #SWR #Tatort505 #SüßerTod

Crimetime Vorschau - Titeltofo © SWR, Stephanie Schweigert

Bitte keine Kampagne gegen Schokolade!

Hatten wir das mit vergifteten Pralinen nicht schon mal in einem anderen Tatort? Hoffentlich kommt es bei „Bienzle und der süße Tod“ nicht zu dem Fail, dass wir irgendwo eine Rezension verbuddelt haben, die sich durch die Suchfunktion nicht freilegen ließ. Denn das könnten wir angesichts des enormen Überschusses an noch zu sichtenden Tatorten und Polizeirufen derzeit gar nicht brauchen – dass wir einen Film nochmal anschauen müssen, über den wir schon geschrieben haben. Nicht einmal, wenn es einer mit Ernschd aus Stuttgart ist.

Immerhin erwartet uns ein Fall, der in der Bienzle-Rangliste auf der Plattform Tatort-Fundus derzeit auf Rang vier steht (296 von ca. 1.100 in der Fundus-Gesamtrangliste), Stand 7. August 2019. Insgesamt hat Bienzle mit Gächter 25 Fälle gelöst, die Mehrzahl davon haben wir bereits gesehen, unabhängig davon, ob wir mit dem süßen Tod schon mal zugange waren oder nicht. Wir können uns aber nicht an den Tod von zwei Kindern im Zusammenhang mit dem Schwaben-Ermittler erinnern und nicht daran, dass Bienzle eine Frau im Rollstuhl schiebt.

Aus dem Zusatztext erfahren wir, dass Ernst Bienzle mit diesem Fall sein zehnjähriges Dienstjubiläum begeht – er ermittelte dann noch weitere fünf Jahre. Dass die Bienzle-Filme „aus einem Guss“ sind, stimmt durchaus, denn sie stammen alle aus der Feder von Felix Huby, der Bienzle zunächst als Romanfigur erfunden hatte und später auch die Drehbücher verfasste. Die Einheitlichkeit muss allerdings nicht immer vorteilhaft sein, wie viele eher als Routineprodukte zu bezeichnende Bienzle-Tatorte belegen. Qualitätsunterschiede gibt es trotzdem und nicht alle Bienzle-Krimis haben das gleiche Handlungsmuster.

Wir werden den Film heute Abend aufzeichnen und, gegenwärtig unter dem Vorbehalt, in den nächsten Tagen eine Kritik schreiben.

Handlung

Wegen des unerklärlichen Todes eines achtjährigen Jungen werden Bienzle und Gächter ins Krankenhaus gerufen. Sascha Reimer starb an einer Vergiftung, deren Ursache den Ärzten ein Rätsel ist. Sonja Brandstätter, Saschas Tante und Babysitter, hatte den Kollaps nicht ernst genommen. Für Saschas Mutter Ariane steht fest: Ihre Schwester ist schuld am Tod ihres Sohnes.

Ariane Reimer war Pianistin, bis eine schwere Muskelerkrankung sie in den Rollstuhl zwang. Mit der fortschreitenden Krankheit hat sie sich anscheinend abgefunden. Zu schaffen machen ihr dagegen die Vernachlässigung durch ihren Mann und der Verdacht, dass er sie betrügt. Womöglich sogar mit ihrer eigenen Schwester Sonja. Nach Saschas Tod wird der Graben zwischen den Eheleuten eher noch tiefer. Die beiden können sich in ihrer Trauer keine Hilfe sein.

In der Pathologie stellt sich heraus, dass Sascha gestorben ist, weil er mit Digitalis vergiftete Pralinen gegessen hat. Sie stammten aus der Süßwarenfabrik, in der Marcel Reimer arbeitet. Bei Ariane Reimer finden sich erstaunlich große Vorräte des Herzmittels. Marcel Reimer und Marion Kertesz, Arianes Physiotherapeutin und beste Freundin, legen Bienzle nahe, dass Ariane aus Verzweiflung Selbstmord verüben und ihren Sohn mit in den Tod nehmen wollte.

Dem Kommissar jedoch will diese Theorie nicht einleuchten. Sein Misstrauen wird bestätigt, als sich herausstellt, dass Marion Kertesz die Geliebte Marcel Reimers ist. Tief enttäuscht bricht Ariane den Kontakt zu ihrer Freundin ab. Nun traut sie ihrem Mann alles zu: Womöglich war sie selbst das eigentliche Ziel des Anschlags. Immerhin war das Gift in einer Praline ihrer Lieblingssorte, die Marcel ihr immer aus der Firma mitbringt.

Dann wird ein weiteres Kind mit Digitalisvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Und wieder sind es Pralinen der Firma Borchardt. Bienzle beginnt, sich gründlicher mit der Schokoladenfabrik Borchardt zu beschäftigen. Obwohl Borchardt versucht, es zu vertuschen, lässt sich nicht länger verbergen, dass seine Firma erpresst wird. Möglicherweise wurde Sascha Reimer getötet, um den Druck auf die Firma zu erhöhen. Bienzle und Gächter nehmen den Erpressungsfall ins Visier, um den Mordfall zu lösen.

Trotz aller Ermittlungen hat Bienzle aber auch noch ein Privatleben. Seine beruflichen Erfahrungen sollten ihn vielleicht gelehrt haben, dass die Ehe eine gefährliche Institution ist. Andererseits ist ihm über die zwölf Jahre mit Hannelore der Gedanke an die Fortentwicklung einer Beziehung nicht fremd geblieben. Warum es also nicht doch einmal mit Heirat probieren? Hannelore will er die Idee wechselweise mit Blumen oder Trollinger nahe bringen, aber sie hat ein mächtiges Hindernis in die Wohnung gebracht: Agamemnon Schächterle, der Bernhardiner einer Freundin, braucht vorübergehend Asyl. Agamemnon erweist sich als äußerst lästig auf dem Weg zum Heiratsantrag.

Als Bienzle jedoch herausgefunden hat, wie man eine positive Beziehung zu einem riesigen Hund mit friedlichem Charakter aufbaut, erweist Agamemnon sich im richtigen Augenblick als Rettungshund des Kommissars.

Zusatzinfos (ARD)

Zum Jubiläums-Bienzle: Mit diesem „Tatort“ feiert Bienzle sein zehnjähriges Dienstjubiläum. Am 6. Dezember 1992 löste der „schwäbische Columbo“ seinen ersten Fall in „Bienzle und der Biedermann“. Bis zur jüngsten Ausgabe des SWR-„Tatorts“ aus Stuttgart versieht er seinen Dienst immer ohne Waffe in der Hand, aber mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Den Erfolg verdankt die Reihe vor allem zwei Menschen: dem Schauspieler Dietz-Werner Steck und dem Autor Felix Huby. Dem Stuttgarter Schauspieler scheint die Rolle des grummelig-einsilbigen Kommissars geradezu auf den Leib geschrieben. Die große Kontinuität der Filme, die wie aus einem Guss wirken, erklärt sich durch seinen Autor. Felix Huby schuf die Romanfigur Bienzle 1976 und schreibt seit 1992 auch alle „Bienzle“-Drehbücher.

Besetzung und Stab

Dietz Werner Steck – Ernst Bienzle
Rüdiger Wandel – Günter Gächter
Rita Russek – Hannelore Schmiedinger
Bettina Kupfer – Ariane Reimer
Jophi Ries – Marcel Reimer
Ursula Maria Schmitz – Sonja Brandstätter
Walter Renneisen – Dr. Markus Borchert
Dirk Borchardt – Heiko Plass
Katharina Abt – Marion Kertesz
Bärbel Strecker – Annette Germeroth
Klaus Spürkel – Dr. Bernhard Kocher
Patrick Baehr – Sascha Reimer
Jonathan Dümcke – Johannes
u.a.

Drehbuch – Felix Huby, Zoran Solomun
Regie – Arend Agthe
Kamera – Thomas Makosch
Schnitt – Carola Hülsebus
Musik – Matthias Raue, Martin Cyrus

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