Filmfest 685 Cinema
In this spy drama set in a Hamburg hotel, a waiter saves important industrial papers belonging to a German contractor from being stolen by foreign crooks.(1)
Ein deutsch-amerikanischer Industrieller mit beherzter Tochter gerät an Industriespione, die ein Rumänien-Projekt an die Konkurrenz lancieren wollen. Drei Freunde, ein Taxifahrer, ein Oberkellner und ein Friseur, mischen unfreiwillig munter mit. Als Zugeständnis an die NS-Zeit verzichtet der Oberkellner am Ende auf die reiche Dame und bleibt dem Zimmermädchen gewogen.(2)
Ich hätte vermutlich alles getan, um das reiche Mädchen zu kriegen. Eines schält sich anhand der Texte zu deutschen Filmen, vermutlich nicht nur der NS-Zeit, die ich für das Internationale Filmverzeichnis Nr. 8 aus dem Jahr 1989 verfasst hatte, mehr und mehr heraus: Kurz, knackig, manchmal ungnädig waren die Bewertungen. In der IMDb erreicht der Film immerhin 6/10, allerdings auf der Basis von nur 9 Stimmen, Stand Ende 2021. Es mangelt also an der Breite, die notwendig ist, um wenigstens im Kontext einer immer mit Filtern zu betrachtenden Publikumsrezeption einen Anhalt über die heutige Stellung eines Films zu bekommen. Solche Plots waren damals aber nicht selten, siehe auch den technisch und darstellerisch wohl um einiges höher veranlagten „Gold„, den wir kürzlich auf dem Filmfest vorgestellt haben. In „Sie und die Drei“ wird als Variante die Tatsache reflektiert, was die USA den vielen deutschen Auswanderern bzw. Einwanderern zu verdanken haben. Immerhin sieht man in „Sie und die Drei“ Hubert von Meyerinck noch mit Haaren, das ist ja auch eine Rarität.
Also spielt auch immer das mit, was wir dazu in einer sehr kundigen Analyse gefunden hatten: Wut, Ohnmacht, Kränkung in Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und dem Versailler Vertrag, das Gefühl von Ungerechtigkeit und der Wunsch nach Vergeltung oder auch Richtigstellung und Restauration, der es den Nazis so leicht machte, Fuß zu fassen und ihren Hass zu streuen. Dabei spielten in der Filmpropaganda auch als typisch deutsch angesehene, herausragende industriell-wissenschaftliche Fähigkeiten eine Rolle, die in Gefahr sind, von fremden Mächten ausspioniert und gekapert zu werden. Man kann geradezu froh sein, dass es heute mit der deutschen Erfinder-Exzellenz, die in der Tat ihren Höhepunkt in den wilhelminischen Jahren und der Weimarer Zeit erreichte, nicht mehr so weit hier ist, dass es für bahnbrechende Novitäten reichen würde, welche von hier aus die zu erobern in der Lage wären.
Im Grunde müssten wir jedem Film aus jener Zeit, den wir rezensieren und präsentieren, mindestens einen Verweis auf die Entstehungs- und Rezeptionsumstände dieser Filme wie diesen vom Filmportal beifügen.(3) Was ich daraus jetzt erst erfahren habe: Ab 1936 war in Deutschland die Filmkritik schlicht verboten und es durften nur noch „Filmbetrachtungen“ im Sinne des Regimes geschrieben werden. Kein Wunder, dass das Film-Feuilleton sich nach dem Krieg erst einmal neu aufstellen musste und die kirchliche Filmbewertung das Feld aufgrund ihrer weitgehend durch die Nazizeit hindurch erhalten gebliebenen Autorität dominierte. Das war die Gelegenheit, vor allem moralisch zu bewerten und so lesen sich die Rezensionen von diesen Stellen auch, vor allem bis zu den 1960ern. Wenn ein Rezensent sich also als „Filmbetrachter“ sieht, sollte er wissen, dass er damit eine wichtige Position der freien Meinungsäußerung aufgibt und dass der Bedeutungsunterschied zwischen Kritik und Betrachtung in Deutschland historisch vorbelegt und -belastet ist.
© 2021, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
(1) IMDb
(2) https://www.rarefilmsandmore.com/sie-und-die-drei-1935
(3) https://www.filmportal.de/film/sie-und-die-drei_616221906f644617801e940a70f44dde