Tag des 9-Euro-Tickets: Die längsten Strecken | Frontpage | Verkehrswende | ÖPNV und Regionalbahnen für 9 Euro

Frontpage | Wirtschaft, Verkehr | Start des 9-Euro-Tickets und die attraktivsten Regionalbahnstrecken

Heute ist die Gültigkeit des 9-Euro-Tickets für den Juni 2022 gestartet. Ganz sicher wird hier eines der spektakulärsten Projekte der letzten Jahre umgesetzt, die Öffentlichkeitswirksamkeit betreffend. 9 Euro quer durch Berlin für einen ganzen Monat lang.

Dass dies kam und so begrenzt es ist, nämlich auf drei Monate: Erst musste die Inflation in die Höhe schießen, sodass dringend eine Entlastung angesagt war, die sich direkt auf den Geldbeutel der Bürger:innen auswirkt. Sicher ist das 9-Euro-Ticket nicht nur ein Traum, es hat auch Nachteile, aber es ist eine Aktion, und wann gab es derlei zuletzt? Wir meinen, es ist besser als nichts zu tun und den rasanten Kaufkraftverlust der Menschen einfach zu ignorieren. Und vielleicht springt ja der eine oder andere ÖPNV-Dauerkunde dabei heraus?

Auch unter Verwendung dieses Arguments hat Bundeskanzler Scholz es heute zusammen mit dem Tankrabatt, einer Steuersenkung auf Benzin und Diesel, das 9-Euro-Ticket in seiner heutigen Rede vor dem Bundestag hervorgehoben. Es grenzt an ein Wunder, dass die regionalen Verkehrssysteme, insbesondere die Berliner BVG, das Ticket technisch umsetzen konnten und es wird sicher noch manche Panne geben, aber es läuft. Man kann damit fahren. Und über den ÖPNV in den städtischen Verkehrsverbünden hinaus kann man es im Regionalverkehr der Deutschen Bahn benutzen. Manchmal ist dieser Regionalverkehr überregional und es sind einige attraktive Strecken dabei. Speziell im Osten und wenn sie an der Ostsee enden. Bei vier Strecken ist das der Fall und drei davon führen durch Berlin. Und es wird Sommer. Also, Berliner:innen, anz Meer!

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz  CC-BY-ND erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar

Wer ein 9-Euro-Ticket hat, kann damit ab heute im Nah- und Regionalverkehr unterwegs sein. Dabei können mitunter sehr weite Strecken ohne Umsteigen zurückgelegt werden. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis einer Erhebung des Portals Vergleich.org. Zu den längsten unterbrechungsfreien Strecken zählen dabei die Verbindungen zwischen Rostock und Elsterwerda, Cottbus und Wismar und Stralsund und Falkenberg.

Das 9-Euro-Ticket gibt es für die Monate Juni, Juli und August. Inhaber des Tickets können ab heute bundesweit in allen Bussen, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Zügen des Nah- und Regionalverkehrs fahren – egal ob von der Deutschen Bahn oder anderen Anbietern. Das Ticket gilt nur für die Zweite Klasse. Nicht genutzt werden kann der Fernverkehr mit ICE, Intercity und Eurocity, den grünen Flixzügen und Fernbussen. Reservierungsmöglichkeiten gibt es in der Regel nur im Fernverkehr – und dort ist das 9-Euro-Ticket nicht gültig.

Kritiker bemängeln, dass das Ticket so günstig ist, dass der Verkauf normaler Nahverkehrstickets stark einbrechen dürfte – und damit auch die Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Der Bund erstattet den Ländern deshalb 2,5 Milliarden Euro. Zudem sei nicht klar, ob diese Maßnahme überhaupt die gewünschten Effekte bringe – sprich die Bürger entlastet und langfristig zum Umsteigen bewegt.

Dass die der ÖPNV durch das 9-Euro-Ticket noch mehr subventioniert werden muss als bisher, versteht sich von selbst. Aber langfristig sollte er ohnehin kostenlos sein, auch aus ökologischen Gründen. Bezahlt von jenen, die unbedingt meinen, in den Städten noch mit der eigenen Kutsche unterwegs sein oder sonst einen zu großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen zu müssen. Die Wirtschaftswende muss endlich mehr nach dem Verursacherprinzip organisiert werden und nicht zulasten der wirtschaftlich Schwächsten, wie bisher. Das Problem der Befristung ist ohnehin der psychologische Pferdefuß an der Sache mit dem 9-Euro-Ticket, zumal es in die Urlaubszeit fällt, in der viele ohnehin für eine paar Wochen nicht zur Arbeit fahren werden, die Kinder nicht zur Schule etc. Ein Jahr wäre das richtige Maß, um einen nachhaltigen Umgewöhnungseffekt zu erzielen.

Und selbst dann würde dieser nur funktionieren, wenn nicht gnadenlos überfüllte Bahnen und Busse diejenigen, die ohnehin damit fahren, dazu bringen, einige Flüche gegenüber den neuen 9-Euro-Mitpassagier:innen zu äußern. In Berlin kaum denkbar, zumal auch eine große Anzahl von Touristen das Angebot gerne annehmen und das BVG-Netz zusätzlich belasten werden. Wir sind schon gepannt, wie voll es sein wird in unser U-Bahn-Linie, wenn wir in der kommenden Woche erstmals mit dem Ticket fahren werden. Auch wir sind „zusätzliche Kunden“, weil wir das Ticket nutzen werden, um günstig durch die Rekonvaleszenzzeit nach einer Sportverletzung zu kommen. Bis wir wieder problemlos Fahrrad fahren können. Aber man muss ja auch mal Glück im Unglück haben dürfen, oder?

TH

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s