Stimmung der Verbraucher bleibt angespannt | Frontpage | Wirtschaft | Statista, Konsumbarometer

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Überraschend ist es nicht, was die Stimmung der Verbraucher in Deutschland derzeit kennzeichnet. „Angespannt“ nennt Statista es, um seine Grafik zu betiteln, wir meinen: katastrophal. Vor allem, weil es nicht der erste scharfe Rückgang der letzten Jahre ist.

Nach dem Corona-Einbruch im März 2020 kam der Ukrainekrieg-Einbrauch im März 2022. Dazwischen eine leichte, optimistische Erholung, insbesondere im Sommer 2021, bevor die Delta-Welle wieder alles verdüsterte. Aber noch nie war die Stimmung so schlecht wie im vergangenen Monat. Im laufenden Monat zeichnet sich eine geringfügige Besserung auf sehr schwachem Ausgangsniveau ab. Eine neue Corona-Welle, verbunden mit negativen Ereignissen, die mit dem Krieg zusammenhängen, kann ganz schnell dafür sorgen, dass der niedrigste Wert der letzten beiden Jahre, erreicht vor einem Monat, nochmals unterboten wird.

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz  CC-BY-ND erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland bleibt trübe, der monatelange Fall des Konsumbarometers ist aber vorerst gestoppt. Wie die Statista-Grafik zeigt, liegt das Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland (HDE) zuletzt beim Stand von 89,6 Punkten. Gegenüber dem Vormonat ist das zwar ein leichtes Plus von 0,9 Punkten, gegenüber dem Stand von Juni 2021 allerdings ein Minus von 8,1 Punkten.

Die Verschlechterung der Verbraucherstimmung ist zwar vorerst gestoppt, doch die Aussichten für den privaten Konsum in den kommenden drei Monaten bleiben trübe. Die Pandemie spielt laut HDE bei der Konsumentenstimmung nur noch eine untergeordnete Rolle. Das allseits vorherrschende Thema sei der Krieg in der Ukraine und seine wirtschaftlichen Folgen. Dass sich die Stimmung zuletzt nicht noch weiter verschlechtert hat, liegt laut HDE daran, dass eine weitere Eskalation des Krieges zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sehr wahrscheinlich sei. Da die Dauer des Krieges völlig ungewiss sei und eine Eskalation weiterhin im Bereich des Möglichen liege, sei mit einer Verbesserung der Verbraucherstimmung vorerst nicht zu rechnen.

Das Barometer wird vom Handelsblatt Research Institute (HRI) für den HDE berechnet. Der HDE-Index bildet dabei nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab. Es ist vielmehr zukunftsgewandt und steht für die erwartete Verbraucherstimmung in den jeweils kommenden drei Monaten.

Sollten wir nicht alle etwas weniger konsumieren? Ist die gegenwärtige Lage nicht auch ein Weckruf? So könnte man den Daten etwas Positives abgewinnen, wenn nicht der soziale Aspekt dabei vollkommen unterginge: Es handelt sich hier nicht um freiwilligen Verzicht oder die Absicht dazu, sondern darum, dass die ärmere Hälfte der Bevölkerung gar nicht anders kann, als zu sparen. Neuere Umfragen drücken dies auch aus, in ihnen äußert sich mehr als die Hälfte der Befragten so.

Und dies ist der Webfehler an der konsumfeindlichen Stimmung: Während die Kriegs- und Krisengewinnler weiterfeiern und mit riesigen ökologischen Fußabdrücken durch die Gegend stampfen (oder mit den SUVs durch die Straßen brettern und auch sonst viele Dinge tun, die sich normale „Verbraucher:innen“ kaum vorstellen können), trifft es diejenigen, die ganz sicher an den Umständen keine Schuld haben und nicht davon profitieren. Sie werden dann auch gerne von der Politik mit dem großen „wir“ angemacht, das immer dann ins Spiel kommt, wenn die ohnehin Benachteiligten weiter geschröpft werden und die Ungleichheit im Land weiter vergrößert werden soll. 

Wir haben heute mit einiger Belustigung gelesen, wie der Chef der Bundesnetzagentur die Verbraucher:innen auffordert, Gas zu sparen, damit die Industrie nicht ohne Gas dasteht, wenn es wirklich eng wird. Dazu noch unter Verschweigen der Tatsache, dass die Gaspreisexplosion vor allem durch tagesaktuelle Profitgeierei an den „Märkten“ verursacht wird, nicht durch die längerfristig mit Russland abgeschlossenen Gaslieferungsverträge.

Wie wär’s denn so: Einfach dafür sorgen, dass es nicht zu einem Engpass kommt und die Sanktions-Eskalation nicht auf die Spitze treiben? Russland wird einem Abnehmer von der Größe Deutschlands nicht einfach von sich aus den Gashahn abdrehen, denn, wie man an der Getreidekrise sieht, hat es andere Möglichkeiten, die Welt in Geiselhaft zu nehmen und weitere Verwerfungen auszulösen, die wir zu spüren bekommen werden, wenn diese Lage anhält.

Langfristig kann man alles sicherlich viel besser machen, energiewirtschaftlich und überhaupt und gerade bei uns, aber jetzt muss man erst einmal aus dem Dornröschenschlaf aufwachen. Es wurden (fast) alle gepiekt, und das zweimal innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren. Ob das ausreicht, ist jedoch zu bezweifeln. Sollten sich die Krisen einigermaßen glimpflich auflösen, tendiert die Mehrheit, und daran ist sie leider durchaus selbst schuld, zum Business as usual, wie man nach der Bankenkrise mit ihren Scheinlösungen feststellen konnte. Zu diesen Scheinlösungen wurde die hiesige Politik nie ernsthaft befragt, jetzt sorgen sie u. a. dafür, dass kaum geldpolitischer Spielraum zur Inflationsbekämpfung vorhanden ist. Viele drehen ganz ab, anstatt sich realistisch den Herausforderungen zu stellen, wie wir an ca. 10-15 Prozent Querdenker:innen im Land sehen. 

TH

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