Filmfest 794 Cinema – Concept IMDb Top 250 of All Time (97)
Echsen, soweit das Auge reicht
Jurassic Park [dʒʊˈɹæsɪk ˈpɑːɹk] ist ein Science-Fiction– und Abenteuerfilm von Steven Spielberg aus dem Jahr 1993. Die Handlung beruht auf dem Roman DinoPark (Originaltitel: Jurassic Park) von Michael Crichton, der zusammen mit David Koepp auch das Drehbuch zu dem Kino-Thriller schrieb.
Es ist der erste Teil der Jurassic-Park-Filmreihe, auf den die Fortsetzungen Vergessene Welt: Jurassic Park (1997), Jurassic Park III (2001), Jurassic World (2015) und Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018) folgten. 2022 wurde der sechste Teil, Jurassic World: Ein neues Zeitalter veröffentlicht.
War das ein Hype, 1993, als dieser Film in die Kinos kam. Nie zuvor hatte man derlei Tricktechnik gesehen, die allerdings erst teilweise aus dem Computer stammt, nicht vollständig, wie es wenige Jahre später schon problemlos möglich gewesen wäre. Bestimmte Sequenzen, wie die von Grant mit den beiden Kindern auf dem Baum, wo der einen pflanzenfressenden Großsaurier anlockt, sind deutlich als klassische Modelle zu erkennen, aber wo es auf schnelle Bewegungen ankam, wie bei den Velociraptoren, wurde bereits überwiegend mit CGI gearbeitet. Mehr zum Film lesen Sie in der –> Rezension.
Handlung (1)
Der Multimilliardär John Hammond hat auf der pazifischen Insel Isla Nublar nahe Costa Rica mit Hilfe modernster Gentechnologie einen Erlebnispark geschaffen – mit lebenden Dinosauriern und anderen paläontologischen Sensationen. Beim Aussetzen eines Velociraptors kommt es zu einem Unfall, bei dem ein Arbeiter stirbt. Die Investoren werden daraufhin nervös und fordern eine Überprüfung des Parks.
Daraufhin laden Hammond und Donald Gennaro, der Anwalt seiner Investoren, eine Gruppe von Spezialisten ein, um sich die Sicherheit des Parks bescheinigen zu lassen. Hammond überzeugt den Paläontologen Dr. Alan Grant und seine Freundin und Kollegin, die Paläobotanikerin Dr. Ellie Sattler, seinem Wunsch nachzukommen, indem er ihnen im Gegenzug zusichert, ihre Ausgrabungen drei Jahre lang zu finanzieren. Donald Gennaro überzeugt den Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm sich der Begutachtung anzuschließen.
Dennis Nedry, der unzufriedene Computer-Programmierer des Parks, wird von einem Unterhändler von Biosyn, einer Konkurrenzfirma Hammonds, angeworben, für 1,5 Millionen US-Dollar Dinosaurier-Embryos von Hammonds Firma InGen zu stehlen.
Die von Hammond auf die Insel verbrachten Spezialisten sind nach einer ersten Besichtigung des Parks über diesen beträchtlichen Eingriff in die Natur zugleich fasziniert und besorgt. Bei der nachmittäglichen Besucherführung, die die drei Wissenschaftler und der Rechtsanwalt zusammen mit den beiden Enkelkindern von Hammond mittels zweier elektrisch betriebener und auf Schienen geführter Fahrzeuge hinein in den geschützten Besucherbereich des Parks unternehmen, entdeckt Alan Grant einen kranken Saurier. Ellie Sattler entscheidet sich, zusammen mit dem Tierarzt Harding beim Saurier zu bleiben und später mit ihm wieder in das Besucherzentrum zu fahren, während die übrigen Besucher ihre Tour fortsetzen. Da sich ein tropischer Sturm über der Insel ankündigt, muss die Führung jedoch abgebrochen und die Gäste sollen wieder ins Besucherzentrum gebracht werden. (…) Rezension
Der Film hat sehr wohl eine Botschaft: Nämlich, dass man sich nicht als Gott aufspielen und die Natur neu erschaffen soll, denn die Sache könnte außer Kontrolle geraten, was vielleicht wichtiger als der ethische Aspekt ist. Gleichwohl ist die Botschaft tückisch denn es wird doch sehr auf die Faszination gesetzt, welche die Saurier auslösen, und das Merchandising des Films wurde ohne die zur Mäßigung aufrufende Aussage betrieben. Uns klingt vielleicht für den Rest unseres Lebens der Satz des Milliardärs John Hammond (Richard Attenborough) im Ohr: „Ich habe keinen Aufwand (oder keine Kosten) gescheut“.
Ja, wenn das alles wäre. Damit die Philosophie nicht in Vergessenheit gerät und da die Wissenschaftler, die den Jurassic Park testen, begreiflicherweise nicht nur abgestoßen, sondern auch fasziniert sind, gibt es noch den schrägen Vogel Dr. Malcolm (Jeff Goldblum), der für seine Einsicht und gleichermaßen für seine Tapferkeit am Ende zu den Geretteten gehört.
So weit, so gut. Das tückische an vielen Filmen von Steven Spielberg ist aber genau das: Dass er Faszination für die Dinge auslöst, die er im Grunde negativ darstellt. Was bei Kindern, die sich den Film in großer Zahl angesehen haben dürften, eben nicht zu ethischen Einsichten, sondern nur so großen Augen angesichts der tollen Echsen führt. Der Subext ist genauso materialistisch, wie sich John Hammond zu Beginn auf der oberen, sofort erkennbaren Ebene verhält.
Zudem ist „Jurassic Park“ für einen Spielberg eher unterdurchschnittlich konstruiert. Offenbar war der Regisseur schon bei seinem Herzensprojekt „Schindlers Liste“, während an „Jurassic Park“ gearbeitet wurde. Auch bei den Ungenauigkeiten und Logiklücken in dem Film gibt es mehrere Stufen. Auf manche wird man sogar hingewiesen, wie die Szene, als die Kinder aus den elektrisch gesteuerten, bunten Utility-Vehikeln springen und das im Steuerzentrum damit kommentiert wird, dass man doch ins Lastenheft für den nächsten Verbesserungsschritt eine elektrische Türsicherung schreiben möge. Welch ein Unsinn, dass man so etwas Wichtiges, ja Lebensnotwendiges vergessen hat. Es geht ja nicht nur um Dinosaurier, sondern auch darum, dass unvorsichtige Besucher die Wagen verlassen und an die 10.000 Volt-Zäune geraten können.
Aber hätte an die Technik vernünftig gebaut, wären ja die tollen Szenen nicht möglich gewesen, in denen die Kinder im Film tatsächlich so neugierig sind, dass sie das Auto verlassen. Im Zusammenhang damit steht die falsche Tatsache, dass ein T. Rex nur bewegte Objekte als Beute erfassen kann. Das führt dazu, dass Spannung aufgebaut werden kann: Verhalten sich in den Autos nun alle ruhig oder nicht? Natürlich nicht. Besonders die Enkelin von Hammond ist richtiggehend dämlich und hantiert mit der starken Handlampe, obwohl sie längst weiß, wie der T. Rex sensorisch gestrickt ist. Und wie lange es dauert, bis ihr Bruder ihr die Lampe endlich entwunden hat, und dann brennt sie immer noch. Mon Dieu.
Ein weiterer, geradezu lächerlicher Part ist das Entfleuchen des fetten Programmierers, der als Solo-Genie die Sicherung des ganzen Parks entworfen hat. Ohne technisches und menschliches Backup versteht sich. Der Mann ist unzufrieden, weil Hammond ihn für diese Mega-Aufgabe auch noch schlecht bezahlt. Hammond ist der Typ, der keine Kosten scheut. In dem Moment wirkt es, als würde er lediglich keine Materialkosten scheuen, aber knickerig bis sonstwohin gegenüber seinen Angestellten sein. Der Mann hätte auch Hartz heißen können. Bösewichte haben ja in US-Filmen oft deutsch klingende Namen.
Da kann man sogar verstehen, dass der EDV-Mensch mit ein paar gut gekühlten Dino-Embryonen durchbrennen will, um auch was vom großen Kuchen zu bekommen. Nur, wie er das macht – Slapstick pur und dadurch bar jeder Spannung. Er hat ja die Elektrik des Parks außer Kraft gesetzt, was im Grunde vollkommener Blödsinn ist. Uns erschließt sich bis jetzt nicht, warum er das wohl tun musste, anstatt still und leise durch den Haupteingang zu verschwinden, vielleicht in der Mittagspause. Der Diebstahl wäre sowieso aufgefallen, aber unser Ausreißer hätte seinerseits nicht erwarten dürfen, dass durch den Elektronik-Ausfall, der einen Elektrik-Ausfall nach sich zieht, alle ums Leben kommen und nicht mehr von seiner Missetat künden können. Auch dieser Totalausfall lässt auf schlampige technische Absicherung schließen. Offenbar gibt es für die ganze komplexe Infrastruktur des Inselparks nur einen einzigen Stromkreis. Und wehe, wenn dem die Sicherungen durchbrennen, die man sich offenbar wie normale Haushalts-FE-Schalter vorzustellen hat, die gleich umklicken, wenn ein elektrisches Gerät ein wenig spinnt. Und natürlich ist klar, dass die Schalter zur Wiederbelebung des Stroms nicht in der Zentrale sind, sondern in einem abgelegenen Transformatorenhäuschen, sodass der Weg dorthin allerlei Gefahr bieten kann.
Aber es ist schon eine Show, wie der Dicke mit dem kleinen Jeep durch den urzeitlichen Urwald rast und dabei jede Orientierung verliert, dann die Brille, und schließlich das Leben, weil ihn eine Kragenechse, die es historisch so nicht gegeben hat, erst anflirtet und dann auffrisst.
Ein wenig erinnert manches in dem Film an „King Kong“, wie etwa der Eingang zum Park, dieser schlecht gesicherten Hochsicherheitszone, der Sensationismus ist ähnlich, die Motive, einige Menschen die nur Geld mit der sensationellen Natur oder Naturrekonstruktion verdienen wollen, andere, die Bedenken haben. Im Grunde ist der beleibte Computermensch die beste Figur des Films, alle anderen wirken eher blass. Das liegt aber nicht daran, dass Spielberg, wie Hammond, in gewissen persönlichen Dingen sparsam ist und nicht auf die ganz großen Stars setzt, denen er ganz große Gagen zahlen müsste. Es spricht für sein Selbstbewusstsein, dass er das nicht nötig hat, weil seine Filme mit seinem eigenen zugkräftigen Namen funktionieren. Und natürlich als Spektakel, obwohl die Handlung von „Jurassic Park“ auch nicht gerade abwechslungsreich ist, gemessen an der Spielzeit des Films.
In seiner Kritik hat Roger Ebert von der Romantik geträumt, der Erhabenheit auch, die ein Szenario wie dieses auslösen könnte, und den gibt es wirklich, da stimmen wir zu, nur an einer Stelle, nämlich als die ersten Saurier nach der Einleitung, in der es sie auch schon gibt, gesichtet werden: Die Brontosaurus-Herde zieht über eine weite Lichtung, alle staunen, sind fasziniert und ergriffen. Vorsichtshalber liegt diese Lichtung, und damit die Herde, ein wenig im Nebel oder in sonst diffusem Licht, weil die CGI wohl doch angesichts solcher Aufgaben noch nicht detailsicher war.
Aber gut ist, was Kasse macht, und das hat „Jurassic Park“ wirklich getan. Er war der größte Kassenmagnet aller Zeiten, zumindest in Jetztzeit-Währung und ohne Inflationsbetrachtung älterer Filme, bis vier Jahre später David Cameron entdeckte, dass die neuen Möglichkeiten der Computeranimation sich auch für klassische Stoffe verwenden ließen, die schon mehrfach zuvor verfilmt wurden, die sich aber mit vielen Effekten wunderbar auf drei Stunden strecken lassen. So lange hat die echte Titanic wohl nicht gebraucht, um unterzugehen.
Finale
Je mehr Filmemacher entdecken, dass sie mit schwachen Handlungen, haufenweise logischen Fragwürdigkeiten und wenig interessanten Figuren durchkommen, solange nur die Effekte gigantisch genug sind, desto mehr wird der Film als Medium kindisch, weil natürlich vor allem Kinder darauf abfahren. Also gehört „Jurassic Park“ mit einer Durchschnittswertung von 8/10 bei den IMDb-Nutzern sehr gut, und das sind ja meist Menschen im Erwachsenenalter – physisch zumindest. Er zählt auch noch knapp zu den Top 250 aller Zeiten in der IMDb-Liste, liegt derzeit auf Rang 240. Auch die Voten der Gruppe Ü45, die letzte demografische IMDb-Stufe vor dem Altersheim, sind kaum schlechter als die der Youngster von 18-29.
Wenn man die Figuren in „Jurassic Park“ zum Beispiel mit denen der „King Kong“-Verfilmung von 2005 vergleicht, merkt man erst den Unterschied. Wir machen diesen Vergleich deshalb, weil die Filme (siehe oben) strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen. Obwohl „King Kong“ im Mitteltel ebenfalls tricktechnisch überfrachtet ist, haben wir echte Typen auf dem Schiff, das eine Insel ansteuert, auf der es Einmaliges zu sehen gibt; wie in „Jurassic Park“ es ein Hubschrauber tut. In „Jurassic Park“ sind manche Charaktere etwas mehr, andere etwas weniger sympathisch. Punkt. Doch, eine Figur fällt uns noch ein, die ein wenig besonders ist: Der zweite Mann im Rechenzentrum, ein Afroamerikaner, im doppelten Sinn politisch unkorrekt ist er Kettenraucher und wird von Samuel Jackson gespielt. Da war er aber noch nicht so berühmt wie nach „Pulp Fiction“, der im folgenden Jahr gedreht wurde. Unsere Bewertung liegt allerdings um einiges niedriger als für den Film von Quentin Tarantino und als bei den Nutzern der IMDb, die ihm gegenwärtig 8,2/10 gewähren, was ihn in die Top 250 der besten Filme aller Zeiten nach den Maßstäben dieser Community bringt (16. Janur 2023: Rang 145).
Weil es in mancher Hinsicht doch ein bahnbrechender Film ist: 72/100
© 2022 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2015)
(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia
Regie | Steven Spielberg |
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Drehbuch | Michael Crichton, David Koepp |
Produktion | Kathleen Kennedy, Gerald R. Molen |
Musik | John Williams |
Kamera | Dean Cundey |
Schnitt | Michael Kahn |
Besetzung | |
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