Stirb langsam: Jetzt erst recht (Die Hard with a Vengeance, USA 1995) #Filmfest 817

Filmfest 817 Cinema

Stirb langsam: Jetzt erst recht (Originaltitel: Die Hard with a Vengeance) ist ein US-amerikanischer Actionfilm aus dem Jahr 1995, der in den Hauptrollen mit Bruce Willis und Samuel L. Jackson besetzt ist. Nachdem bei Stirb langsam 2 der Finne Renny Harlin Regie geführt hatte, kehrte für den dritten Teil John McTiernan, der bereits den ersten Teil inszeniert hatte, auf den Regiestuhl zurück.

„Aus jeder guten Kinosache wird ein Franchise, das ist mittlerweile unumgänglich. „Stirb langsam“ gilt als der erste Polizei-Actionthriller, der auch an der Kinokasse funktioniert hat, Vorläufer waren die harten Copfilme der 1970er und „Nur 48 Stunden“ aus dem Jahr 1982, die aber noch entweder deutlich weniger actionlastig waren oder humorvoller gestaltet.“ So unsere Einleitung zum ersten Teil der Stirb-langsam-Pentalogie.

Eines nehmen wir vorweg: Dass es eine gute Idee war, den dritten Film der Reihe wieder von John McTiernan inszenieren zu lassen, der für den heute als Klassiker des Actionkinos geltenden Starter bereits verantwortlich war. 

Handlung (1)

Der Polizist John McClane ist am Ende: Seine Frau hat ihn verlassen, er trinkt zu viel und ist vom Dienst suspendiert. Als plötzlich der irre Terrorist Peter Krieg bei der Polizei anruft und nur mit einem einzigen Mann reden will, nämlich McClane, ist der Haudegen plötzlich wieder mittendrin – zur falschen Zeit am falschen Ort. Krieg droht damit, eine Schule in die Luft zu jagen, hat aber eigentlich ganz andere Pläne, und macht sich einen Spaß daraus, McClane und seinen unfreiwilligen Partner Zeus auf einer makaberen Schnitzeljagd quer durch New York City zu schicken.

Vom FBI erfahren die Polizisten, dass sich hinter „Peter Krieg“ Simon Peter Gruber, der Bruder von Hans Gruber (in der deutschen Fassung „Jack“), dem Terroristenführer aus Stirb langsam, verbirgt. Als Simon damit droht, einen Anschlag auf eine Schule in der Stadt zu verüben, werden sofort alle Beamten in der Stadt damit beauftragt, sämtliche der über 1.000 Schulen in New York City nach der Bombe zu durchsuchen. McClane und Zeus entdecken aber, dass dies nur ein Ablenkungsmanöver war, um ungestört die Goldreserven der Federal Reserve Bank zu plündern und mit einem Frachtschiff außer Landes zu bringen.

McClane und Zeus gelangen nach einer langen Verfolgung auf das Frachtschiff, wo sie herausfinden, dass das Gold sich nicht auf dem Schiff, sondern, verteilt auf etliche schwere Kipplaster, bereits auf dem Weg nach Kanada befindet. Die beiden werden aber von Gruber gefasst und auf einer Bombe aneinander gefesselt. Kurz bevor Bombe und Schiff explodieren, können die beiden flüchten.

Vor der kanadischen Grenze stellen sie Grubers Terroristengruppe mit einem Aufgebot der Polizei. Jedoch gibt Gruber nicht auf und jagt McClane mit seinem Helikopter. Doch gerade als Simon McClane genau ins Visier bekommt und ihn töten will, kommt der Helikopter einer Stromleitung gefährlich nahe. McClane schießt mit seinem Revolver auf einen Isolator, wodurch das Kabel hinunter fällt und sich im Rotor verfängt, was schließlich den Helikopter zerstört. Gruber kommt bei der Explosion ums Leben.

Am Ende des Filmes ruft McClane seine Frau an.

Wichtige Informationen (1)

  • Für die Rolle des Simon Gruber war ganz am Anfang Sean Connery vorgesehen, welcher aber keinen so diabolischen Terroristen spielen wollte. Dann forcierte man David Thewlis, der aber absagte und schließlich durch Jeremy Irons ersetzt wurde. Statt Samuel L. Jackson sollte ursprünglich Laurence Fishburne die Rolle des Zeus spielen. Der hatte zunächst abgelehnt, wollte später dann aber doch zusagen, allerdings war da bereits Jackson ausgewählt worden.
  • Das Zeus-Outfit kreierte Samuel L. Jackson nach Studien über Malcolm X
  • In der Rolle der stummen Katya agiert die amerikanische Popsängerin Sam Phillips. Als John McTiernan eines ihrer CD-Cover sah, erinnerte ihn ihr Foto an eine deutsche Terroristin, weshalb sie engagiert wurde. Um ihre Rolle als katzenhafte Killerin zu unterstreichen, wurde entschieden, ihre Dialogzeilen aus dem Drehbuch zu entfernen.
  • Als Terrorist Roman agiert der Finne Tony Halme. Dieser war unter dem Namen Ludvig Borga einst ein bekannter Wrestler bei der WWE (ehem. WWF). 
  •  Auf dem Schild, mit dem Bruce Willis durch Harlem lief, stand „I hate everybody“. Die im Film gesehene Aufschrift „I hate niggers“ wurde später digital eingefügt, die eigentliche Aufschrift sollte für entschärfte Fernsehversionen verwendet werden.
  • Damit der richtige Umgang mit dem Gewicht von Gold möglichst authentisch dargestellt werden konnte, wurde Bruce Willis und Samuel L. Jackson erlaubt, einen echten Goldbarren in die Hand zu nehmen.
  • Die Sexszene zwischen Gruber und Katya wurde eingefügt, da Regisseur McTiernan befand, der Film würde ohnehin eine hohe Altersfreigabe bekommen, und da würde eine weitere nicht jugendfreie Szene nicht weiter stören.  
  •  Für die deutschen Zuschauer war die Zuordnung der Personen etwas problematisch, da in der deutschen Synchronfassung der Name des Terroristen im ersten Teil der Reihe von Hans in Jack geändert wurde, im dritten Teil wird auf ihn allerdings als Hans Bezug genommen; sein Bruder Simon ist nun auch in der synchronisierten Fassung ein Deutscher und stammt aus der ehemaligen DDR. 
  • Wie auch in Teil 1 sprechen mehrere Darsteller der Terroristen in der Originalversion Deutsch, allerdings auch wieder sehr unverständlich. 
  • Mit den gestellten Aufgaben an McClane spielt Simon Gruber das amerikanische Kinderspiel Simon Says.
  • Eines der Rätsel, die McClane und Zeus zu lösen haben, ist der Kinderreim As I Was Going to St Ives.
  • Bei einem anderen Rätsel müssen McClane und Zeus vier Gallonen Wasser abmessen, haben aber nur einen 3- und einen 5-Gallonen-Kanister zur Verfügung. Diese Rätselart ist als Umfüllrätsel bekannt.
  •  Bei einem Produktionsbudget von 90 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit 366 Millionen US-Dollar wieder ein.[9] In Deutschland sahen den Film 3.202.391 Kinobesucher.[10]
  • 2007 folgte die Fortsetzung Stirb langsam 4.0 (Originaltitel: Live Free or Die Hard).
  • Am 14. Februar 2013 startete der fünfte Teil Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben, Originaltitel: A Good Day to Die Hard in den deutschen Kinos.[11] 

Rezension

Können Sie sich Sean Connery als Terrorist vorstellen? Gut, dass er diese Rolle abgelehnt hat, zumal er darin am Ende ums Leben gekommen wäre. Wir halten fest, dass dieses Mal McClanes Frau nur in Abwesenheit eine Rolle spielt und ihm dafür ein Buddy zugeteilt worden ist, mit dem er oder der mit ihm das Schwarzer-Mann-weißer-Mann-Spiel spielen kann. Die Exploitation von Rassismus finde ich genauso schwierig wie die vielen wüsten Szenen in New York, die eben leider immer an 9/11 erinnern. Zumindest ist das bei mir so, zumal sich das Datum gerade zum 20. Mal jährt und die Medien diesen Anlass für ausführliche Rückblicke nutzen. Aber so verrückt der Plot auch ist und so fragwürdig manches, was man sieht: Das Grundmuster stimmt wieder. Der Film ist immer wieder überraschend und natürlich sehr aktionsreich, er ist der bis dahin humorvollste der Reihe und man merkt, wie sich die Haltung, die mit „Nur 48 Stunden“ einst etablierte, für andere Filme übernommen wurde. Hart, herzlich, immer wieder mal übergriffig, aber nicht so, dass man heute sagen müsste: Das geht gar nicht mehr. Der rasante Handlungsverlauf lässt es außerdem nicht zu, dass man sich allzu viele Gedanken über gewisse Stereotypen und kleine Provokationen macht. 

Eine schwierige Angelegenheit ist die Prämisse des Films: Der Terrorist Simon Gruber inszeniert die Rache gegen McClane, der seinen Bruder auf dem Gewissen hat, un Wirklichkeit den Coup des Jahrtausends durchzuziehen, bei dem es um eingelagerte 130 Milliarden Dollar in Gold geht, die von der Federal Reserve in New York vorgehalten werden und die vielen verschiedenen Ländern gehören. Es handelt sich um Barren, die zu dem Zeitpunkt offensichtlich den genannten Wert repräsentierten. Der politische Hintergrund der Aktion hingegen, wenn man vom typischen Verrat der Beteiligten untereinander absieht, ist antikapitalistisch. Sicher war es von den Machern des Films nicht so gedacht, dass man deswegen Simon die Daumen drückt, dass das Werk gelingt, denn 1995 war bekanntlich schon das Ende der Geschichte erreicht. Heute denkt man sich, sofern keine Unschuldigen geötet werden wäre das eine adäquate Antwort auf die erwähnte Ausplünderung der Welt durch die USA und die Staaten in deren Gefolge. Man kann jedoch von einem Actionfilm wie „Stirb langsam“ nicht erwarten, dass ernsthaft auf die Probleme eingegangen wird, die der Kapitalismus verursacht. Aber wenn man die grundsätzliche Idee hinter der Mega-Aktion in New York als denkbar und nicht negativ akzeptiert, tritt unter Umständein ein Effekt ein, den man vielen Gangsterfilmen, besonders von Heist-Movies kennt: Man sympathisiert mit den Einbrechern. Allerdings dabei in der Regel aus deren Perspektive gefilmt, das ist in „Stirb langsam 3“ nur hin und wieder der Fall. Überwiegend sind wir bei McClane und Zeus.

So, wie der zweite der Stirb-langsam-Filme auch ein Airport-Katastrophenfilm war, ist der dritte auch ein Heist-Movie, nur dominiert eben nicht die Sichtweise der Einbrecher. Dafür sind sie auch zu brutal. Sie übelegen ein wenig mehr, bevor sie Menschen in Gefahr bringen als in Teil 2, als sie ein Flugzeug abstürzen lassen, um ihren Drohungen Nachdruck zu verleihen. Dieses Mal gibt es keine, sondern nur das Spiel, das oben beschrieben ist. Den beiden Hauptdarstellern Bruce Willis und Samuel L. Jackson hat der Film viel zu verdanken. Kein anderer Actiondarsteller wirkt so normal und natürlich wie Willis und man merkt noch ein wenig, dass er mehr aus Verlegenheit in dieses Genre getreten ist und nicht, wie einst Silvester Stallone und Arnold Schwarzenegger, um es zu prägen, ihm in den Persönlichkeiten von Rambo und des Terminators eine neue Form und Richtung zu geben. 

Finale

Ich sehe den dritten Teil qualitativ näher am ersten als am zweiten. Er ist viel übertriebener als Teil eins, er war teuer und musste viel Geld einspielen, aber die Kalkulation ging auf. 

„Ein anfangs ironischer, rasch jedoch eindimensionaler Actionfilm, der Spannung mit der Anhäufung von Explosionen und Effekten verwechselt. Reizvoll allenfalls das lakonische Spiel der Darsteller, das in beabsichtigtem Kontrast zur Dramatik des Geschehens steht.“

„Regisseur und Produzent John McTiernan […] liefert mit diesem dritten Teil einen perfekt inszenierten, teilweise ironischen und hochspannenden Action-Film. Einmal mehr überzeugt Bruce Willis als McClane […].“

„Teil drei erreicht nicht die Spannung der Vorgänger, die Action aber lässt auch hier nichts zu wünschen übrig. Fazit: Rasantes Rätselraten mit coolem Duo.“

Es stimmt natürlich, dass in Teil 3 das Thriller-Element der Frau von McClane in Gefahr nicht vorhanden ist, dadurch ist man als Zuschauer etwas ruhiger. Dass der wilde Cop und sein Buddy überleben werden, davon geht man hingegen aus. Unter anderem, weil es zu einem vierten Teil gekommen ist, in dem Bruce Willis wiederum die Hauptrolle übernommen hat. Trotz des Erfolgs von Teil 3 dauerte es bis dahin allerdings zwölf Jahre. „Für Liebhaber des Aktionskinos“ würde das Filmlexikon es in den 1960ern formuliert haben, was ich als Fazit ansehe. So lakonisch finde ich die Darstellungen von Willis und Jackson gar nicht, man kann sie nicht mit denen der Protagonisten in Italo-Western vergleichen, beispielsweise, sondern sehr aktiv und eben sehr sympathisch. Trotz einiger Schwächen, die wir erwähnt haben und eines Plots, der mit dem Realismus der Polizeifilme aus den 1970ern nichts mehr zu tun hat, ist „Stirb langsam – jetzt erst recht“ 

77/100

© 2021 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

(1), kursiv und tabellarisch: Wikipedia

Regie John McTiernan
Drehbuch Jonathan Hensleigh
Produktion John McTiernan,
Michael Tadross
Musik Michael Kamen
Kamera Peter Menzies Jr.
Schnitt John Wright
Besetzung
     

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