Heizkosten: Pellets und Fernwärme am günstigsten (Statista + Kommentar zum Heizen mit Pellets) | Wirtschaft Klima Umwelt | Heizenergieträger

Frontpage | Wirtschaft, Klima, Umwelt | Pellets sind günstig, aber sind sie auch nachhaltig?

Unser heutiger Info-Artikel befasst sich mit den Kosten verschiedener Heizenergieträger. Statista hat dazu eine Grafik gefertigt:

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Wer mit fossilen Energieträgern heizt, leidet derzeit unter stark schwankenden Preisen. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Deutschen Pelletinstituts und des Brennstoffspiegels zeigt, ist der Preis für Holzpellets zwar zuletzt auch gestiegen – allerdings nicht so stark wie die Preise für Heizöl, Erdgas, Flüssiggas, Fernwärme oder Wärmepumpen. Gründe für diesen Preisunterschied liegen laut Pelletinstitut in der Befreiung von Pellets von der Energiesteuer, sie unterliegen zudem nicht der CO2-Bepreisung und der Mehrwertsteuersatz liegt regulär bei nur sieben Prozent.

Wer sich für den Kauf einer Pelletheizung entscheidet, profitiert laut Pelletinstitut zudem von der staatlichen Förderung. Für den Tausch einer alten Ölheizung gegen eine moderne Pelletheizung gibt es bis zu 45 Prozent staatlichen Zuschuss über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Der reguläre Fördersatz für Pelletzentralheizungen und wasserführende Pelletkaminöfen beträgt 35 Prozent. Nachteile einer Pelletheizung sind ihr erhöhter Platzbedarf, die hohen Investitionskosten, Geräuschentwicklung im Betrieb und ein erhöhter Wartungsbedarf.

In Deutschland wird überwiegend mit den fossilen Energieträgern Erdgas und Erdöl geheizt. Die Hälfte der Bestandswohnungen ist mit Erdgasheizungen ausgestattet. Die Beheizungsstruktur in Neubauten zeigt jedoch einen neuen Trend: Während der Anteil der Erdgasheizungen zuletzt unter 40 Prozent lag, nahmen die Anteile von Wärmepumpen und Fernwärme zu. Die Verbraucherpreise für Fernwärme liegen im Preisvergleich auf Rang zwei nach den Pellets.

Wir hätten auch lieber Fernwärme anstatt der Gaszentralheizung in dem Haus, in dem wir wohnen. Aber in Berlin kann sich nur eine bestimmte Klientel Wohnungen nach solchen Gesichtspunkten aussuchen. Als wir einzogen, dachten wir sogar, es handele sich um eine Ölzentralheizung, das stimmte glücklicherweise nicht. Dennoch waren wir mit der Gasheizung nicht so recht glücklich, lange vor der jetzigen Krise. Gas ist nun einmal ein fossiler Brennstoff. Einen Kostenvorteil hätte die Fernheizung damals nicht gebracht, und mittlerweile gibt es alle möglichen Formen von Heizenergieträgern bei Neubauten, auch kleine Blockheizkraftwerke spielen immer mehr eine Rolle.

Wir haben einen traditionellen Zugang zum Thema Holz, aber dass die Pellets einmal so abheben würden, dass der Einbau von Pelletheizungen vom Bund sogar gefördert wird, hätten wir nicht für möglich gehalten. Im Grunde handelt es sich um eine Rückkehr zur archaischen Verbrennung von Biomasse, nur in etwas effizienter gepresster Form. So fing es mit dem Feuer an, aber so wird es hoffentlich nicht enden. Wir brauchen die Wälder wirklich für andere Zwecke, als sie zu verheizen, sei es in Form von Rundholz, gesammelten Zweigen und Ästen oder eben als Pellets.

Nun stammt das, was Statista an Daten zusammengetragen hat, auch von der Pelletindustrie. Gleichwohl steht im Begleittext, dass auch Pellets innerhalb von zwei Jahren um etwa 90 Prozent teurer geworden sind. Wieso eigentlich? Vermutlich einfach deshalb, weil es geht. Andere Energieträger sind noch schneller im Preis gestiegen, also gibt der sogenannte Marktpreis es her und vielleicht sind die höheren Preise für Pellets sogar ökologisch gerechtfertigt. Doch wird damit nicht nach den Gasheizungen die nächste Fehlinvestitionswelle produziert? Wie lange wurden Gasheizungen massiv gefördert? Häuslebauer der letzten Dekaden wissen es in der Regel. Selbst, wenn sie sich am Ende für eine aufwendigere Luft- oder Erdwärmepumpe entschieden haben, Gas war regelmäßig zumindest in der Diskussion, weil eine Gasheizung simpel ist und damit die Baukosten senkt. Die KfW-Anforderungen der letzten Jahre waren mit Gas, zuletzt in der Kombination mit Solarstrom und einer modernen Dämmung, relativ gut zu erreichen. 

Schon 2016 hat Spektrum einen sehr interessanten Artikel über die ökologische Fragwürdigkeit des sich damals deutlich abzeichnenden Pellet-Booms veröffentlicht. Dabei geht es in erster Linie um die Idee, Pellets anstelle von Kohle für die Stromerzeugung zu nutzen, was sogar von der Pellet-Lobby kritisch gesehen wird, die Daten für die obige Statistik geliefert hat. In der Folge lesen wir von einem Holzdrama, das bis heute kaum Öffentlichkeit erhalten hat, während sich alle Augen auf Jair Bolsonaros grausame Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes richten (aus dem keine Pellets gewonnen werden, was die Zerstörung freilich nicht besser macht). Auch der Spektrum-Artikel bestätigt die Angaben, dass die Verfeuerung von Holz zur Wärmegewinnung nicht mehr CO₂ verbraucht, als dieses Holz beim Wachsen gebunden hat, so gesehen ist es CO₂-neutral, mit Pellets zu heizen. Das ändert aber nichts am immer stärkeren Einschlag in Wäldern zur Erzeugung von Pellets. Lobbys müssen Lobbyarbeit machen, das ist ihr Job, aber der Mangel ist die Einseitigkeit der Betrachtungsweise. Auch wenn man ein Holzscheit direkt aus dem Wald mitnimmt und in den Kamin schmeißt, ist es CO₂-neutral.

Wenn man dafür aber einen Baum schlägt, zerstört man auch einen gewachsenen Lebensraum, wenn man es in industriellem Maßstab macht, ein Ökosystem nach dem anderen, und das ist bei der übermäßigen Vernutzung der Wälder das Hauptproblem, nicht die CO₂-Bilanz der Holzverbrennung. Aber selbst bei ihr gibt es nach unserer Ansicht einen Haken: Wälder als Kreislaufwirtschaftsträger anzusehen, ist eine falsche Herangehensweise, denn Wälder müssen unfassbar viel CO₂ speichern, welches Menschen überall auf der Welt emittieren. Es ist zwar auch eine Form von Greenwashing, aber deshalb werben viele Warenproduzenten damit, dass sie für jedes Produkt, das sie verkaufen, so und so viele Bäume pflanzen.

Wenn man diese Bäume nun für Pellets schlägt, ist der Ausgleichseffekt, der hier zumindest suggeriert wird, nicht mehr gegeben. Das ist eine Verbildlichung, es handelt sich natürlich nicht um dieselben Bäume, aber eben um Biomasse, die verfeuert wird und lange brauchen wird, um nachzuwachsen und wieder funktionierende Ökosysteme mit ihrer Artenvielfalt zu beherbergen. Wir brauchen auf der Erde mehr Wälder, nicht weniger. Die Rückkehr des äußerst vorzeitlich wirkenden Verheizens von Holz im großen Stil und nicht nur für ein paar eklektische Kamine in besseren oder besonders ländlichen Häusern trägt ganz sicher nicht dazu bei, dass mehr Wälder entstehen. Gleiches gilt übrigens nach unserer Ansicht auch für den Hype, den der Holzbau derzeit erfährt, u. a. in Berlin und durch Menschen, die das für eine sehr grüne Idee halten. Irgendwo muss auch dieses Holz herkommen. Wenn sich diese Art von gehobener Revival-Technik durchsetzen sollte, weil sie einfach hip ist und wieder einmal nicht die kompletten Folgen und Folgekosten bedacht werden, wird das für weitere Waldvernichtung in großem Stil sorgen. Vielleicht nicht in Deutschland, wenn das Holz woanders zu günstigeren Marktpreisen eingekauft werden kann. Ist das besser? Ganz sicher nicht. Zu dem Schluss wird man unweigerlich kommen, wenn man sich der Mühe unterzieht, eine faire globale Wirtschaftsordnung in die eigene Weltanschauung zu integrieren.

TH

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