Frontpage | Tag der indigenen Völker | Indigene Frauen
Liebe Leser:innen, heute ist der Tag der indigenen Bevölkerungen der Welt, der von der UNO ins Leben gerufen wurde, um mehr Aufmerksamkeit für die Situation dieser ethnischen Gruppen zu erreichen. Für uns ein willkommener Anlass, ein paar Grundinformationen zu verbreiten und nicht immer zwischen den wenigen Themen zu pendeln, die derzeit im Fokus der Aufmerksamkeit in Deutschland stehen. Dazu eine aktuelle Grafik von Statista:
Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Von den weltweit etwa 477 Millionen Menschen, die Schätzungen zufolge indigenen Völkern angehören, lebten 2019 rund 70 Prozent oder 336 Millionen im Asien-Pazifik-Raum. Mehr als die Hälfte selbiger finden sich in Stämmen und indigenen Gemeinschaften in Indien und Indonesien, weitere geschätzte 111 Millionen leben auf chinesischem Gebiet. Wie unsere Grafik zeigt, ist die Anzahl der Angehörigen indigener Stämme und Kulturen im politischen und geografischen Europa im Vergleich verschwindend gering.
Lediglich etwa 400.000 Menschen oder 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung in Europa und Zentralasien werden laut Schätzungen der International Labour Organization als indigen kategorisiert. Die mit Abstand größte Gruppierung sind die rund 150.000 Sámi, früher bekannt als Lappen, die Teile Schwedens, Norwegens, Finnlands und Russlands bewohnen. Obwohl die mediale Präsenz der Sámi in der Regel überschaubar ist, machten sie im Oktober 2021 dennoch Schlagzeilen, als die norwegische Regierung deren traditionelle Rentierhaltung als wichtiger als den Bau neuer Windkraftanlagen einordnete.
Ohnehin finden sich die meisten indigenen Gruppen im skandinavischen und russischen Raum. Auch die Inuit Grönlands werden durch die politische Zugehörigkeit des Landes zu Dänemark in manchen Berechnungen zu den europäischen indigenen Völkern gezählt, obwohl sie engere Verbindungen mit Stämmen im Norden des heutigen Kanada aufweisen. In Nordamerika werden etwa 7,6 Millionen Menschen als Angehörige indigener Völker wie der First Nation in Kanada und US-amerikanischen Stämmen und Gemeinschaften geführt.
Um mehr Aufmerksamkeit für die Anliegen indigener Völker zu schaffen, haben die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der indigenen Bevölkerungen der Welt ausgerufen, der dieses Jahr am 9. August stattfindet. Fokusthema ist 2022 die Rolle indigener Frauen bei der Weitergabe von Wissen und Traditionen innerhalb ihrer Gemeinschaften.
Wer glaubt, er sei „indigen“, nur, weil seine Vorfahren schon lange an einem Ort gelebt haben, an dem er immer noch wohnt, irrt sich. Die Definition ist viel enger. Die oftmals sehr traurige Geschichte indigener Völker, die habgierigen Eindringlingen zum Opfer fielen, ist nicht immer so bekannt bezüglich i
hrer Genozid-Aspekte wie die der Angehörigen der First Nation in den USA, die mittlerweile mehr und mehr aufgearbeitet wird. In Europa gibt es z. B. kaum noch indigene Menschen. Im Jahr 2022 wird der Akzent vor allem auf indigene Frauen gelegt. Die Vereinten Nationen schreiben dazu:
Die Rolle indigener Frauen bei der Bewahrung und Weitergabe traditionellen Wissens
Indigene Frauen sind das Rückgrat der Gemeinschaften indigener Völker und spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung und Weitergabe des traditionellen Wissens der Vorfahren. Sie haben eine integrale, kollektive und gemeinschaftliche Rolle als Betreuerinnen natürlicher Ressourcen und Bewahrer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Viele indigene Frauen übernehmen auch die Führung bei der Verteidigung des Landes und der Territorien indigener Völker und setzen sich weltweit für die kollektiven Rechte indigener Völker ein.
Trotz der entscheidenden Rolle, die indigene Frauen in ihren Gemeinschaften als Ernährerinnen, Hausmeisterinnen, Wissenshüterinnen, Führerinnen und Menschenrechtsverteidigerinnen spielen, leiden sie oft unter sich überschneidenden Ebenen der Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Klasse, ethnischer Zugehörigkeit und sozioökonomischem Status.
Vor allem indigene Frauen leiden unter hoher Armut; niedrigem Bildungsniveau und Analphabetismus; Beschränkungen des Zugangs zu Gesundheit, sanitärer Grundversorgung, Krediten und Beschäftigung; begrenzter Beteiligung am politischen Leben sowie häuslicher und sexuelle Gewalt. Außerdem wurde ihr Recht auf Selbstbestimmung, Selbstverwaltung und Kontrolle über Ressourcen und angestammtes Land über Jahrhunderte hinweg verletzt.
Kleine, aber bedeutende Fortschritte wurden von indigenen Frauen in Entscheidungsprozessen in einigen Gemeinden erzielt, indem sie eine Führungsrolle in kommunalen und nationalen Rollen erreichten und an der Protestfront standen, um ihr Land und die abnehmende Artenvielfalt des Planeten zu verteidigen. Die Realität bleibt jedoch, dass indigene Frauen weit unterrepräsentiert sind, unverhältnismäßig negativ von Entscheidungen betroffen sind, die in ihrem Namen getroffen werden, und zu häufig Opfer mehrfacher Diskriminierung und Gewalt sind.
Lassen Sie uns an diesem Internationalen Tag der indigenen Völker die Rolle dieser Heldinnen zurückgewinnen.
Wir folgen der Aufforderung der United Nations mit dem vorliegenden, automatisch ins Deutsche übersetzten Text und mit diesem Hinweis. Dies auch als Ersatz dafür, dass wir von der heutigen Veranstaltung, die im eingangs gezeigten Foto thematisiert wird, erst jetzt, am Nachmittag, erfahren haben und daher keinen Hinweis darauf geben konnten.
Verbreiten Sie die Botschaft mit dem Social-Media-Material, das von der UN-Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten vorbereitet wurde!
TH