Filmfest 834 Cinema
Der Tiger von Eschnapur ist ein deutsch–italienisch–französischer Abenteuerfilm von Fritz Lang aus dem Jahr 1958. Es handelt sich um eine stark abgewandelte Neuverfilmung des zweiteiligen Stummfilmklassikers Das indische Grabmal aus dem Jahr 1921 und des Films Der Tiger von Eschnapur aus dem Jahr 1938. Uraufführung war am 21. Januar 1959 in Hannover im Palast-Theater. Im März desselben Jahres erschien die Fortsetzung Das indische Grabmal.
Das indische Grabmal ist ein deutsch–italienisch–französischer Abenteuerfilm von Fritz Lang und die Fortsetzung von Der Tiger von Eschnapur. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Langs früherer Ehefrau Thea von Harbou sowie dessen Verfilmung von Richard Eichberg (1938). Uraufführung war am 5. März 1959 in Stuttgart, Universum.
- Heyne Filmlexikon (1995): „Fritz Langs farbenfrohes Remake [… ] ist ein abenteuerlich-romantisches Märchen, Traumkino mit bizarren Untertönen. Für einen ‚echten Lang‘ allerdings zu schlaff.“
- Lexikon des internationalen Films: „[… ] naiv-romantisches Märchen und üppig ausgestattetes Abenteuer-Spektakel in schönen Farben und getragenem Rhythmus. Vor allem die blassen, oft unfreiwillig komischen Schauspieler und die Zugeständnisse an die Trivial-Romantik im bundesdeutschen Kino der 50er Jahre lassen den Film allenfalls das Niveau eines unterhaltsamen Schaustückes erreichen.“[2]
- Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 817: „Exotisches Abenteuer in grandioser Ausstattung – verkitschte Trivialromantik im Stil der fünfziger Jahre; nicht zu vergleichen mit Langs früheren Meisterwerken.“ (Wertung: 2 Sterne = durchschnittlich)
Die obigen Kritiken beziehen sich auf „Der Tiger von Eschnapur“, die folgenden auf „Das indische Grabmal“:
Vor allem die zeitgenössische deutsche Filmkritik kritisierte den Film scharf und hielt ihn eines Fritz Lang für unwürdig.
- Die Welt (1959): „Hier liegt Fritz Lang, einst Schöpfer so gewichtiger Filme wie ‚Metropolis‘ und ‚M‘. Das ‚Indische Grabmal‘ ist sein eigenes.“[3]
- Enno Patalas, Filmkritik, 1959: „Langs deutsches Comeback wirkt wie das eines Veteranen, der dreißig Jahre kein Drehbuch in der Hand gehabt hat und keinen Film gesehen hat: dramaturgisches Ungeschick, künstlerische Indifferenz und schlechter Geschmack vereinen sich in ihm wie sonst nur bei Veit Harlan.“
- Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 403: „(…) exotische Dekors und Schauerromantik bestimmen den zweiten Teil von ‚Der Tiger von Eschnapur‘ (…).“ (Wertung: 2 Sterne = durchschnittlich)
- Heyne Filmlexikon (1995): „Abenteuer-Dutzendware nach dem Roman von Thea von Harbou.“
Thea von Harbou hat mit ihren Drehbüchern für Langs Filme im Grunde immer dafür gesorgt, dass seinen Werken auch etwas Triviales anhaftet – aber in seinen besten Filmen hat das auch etwas Großartiges und irgendwie Verworfenes, was gut der Stimmung der 1920er entsprach. Im Kino der BRD fast 40 Jahre später saß man damit vermutlich ganz schön auf dem Trockenen, denn das Triviale hat die Kritiker mächtig genervt, weil es so vielen deutschen Filmen eignete. Die IMDb-Nutzer:innen bewerten beide Teile des Films aktuell mit 6,6/10. Das ist wenig für einen Streifen von Fritz Lang, aber im Rahmen des Genres und des deutschen Kinos der Zeit nicht so schlecht.
Leider ist es mir bisher nicht gelungen, die Fassung von 1921, die dann von Joe May inszeniert wurde, in einer Kopie zu sichten, die noch einigermaßen der Originallänge des Films entspricht. Vielleicht gibt es keine befriedigende Lösung in dieser Angelegenheit und wenn ich die wichtigen Filme der Zeit besprechen will, muss ich mich mit dem begnügen, was allgemein zugänglich ist.
Zwar habe ich den Doppelfilm „Der Tiger von Eschnapur“ und „Das indische Grabmal“ schon länger nicht mehr gesehen, aber auf dem Filmfest darf ich ihn direkt nach „Dr. Mabuse, der Spieler“ vorstellen, sofern es um deutsche Kinostücke geht. Den hatte ich kürzlich angeschaut, mit viel Vergnügen und auch mit einem Augenzwinkern, das man bei Fritz Langs manchmal kolportagehaften Handlungen, die von Thea von Harbou stammen, nie vergessen sollte. Vielleicht war sein erster vollkommen ernster Film sein US-Erstling „Fury“ (1936).
TH
© 2022, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
Regie | Fritz Lang |
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Drehbuch | Fritz Lang Werner Jörg Lüddecke |
Produktion | CCC-Film (Artur Brauner) Rizzoli Film Régina S.A. |
Musik | Gerhard Becker |
Kamera | Richard Angst |
Schnitt | Walter Wischniewsky |
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