Das Lederherz – Tatort 124 #Crimetime 1142 #Tatort #BadenBaden #Wiegand #SWF #Lederherz

Crimetime 1142 – Titelfoto © SWF / SWR

Der erste Wiegand-Fall als Spiel neben den Normen

Das Lederherz ist die 124. Folge der Fernsehreihe Tatort. Die vom Südwestfunk (SWF) produzierte Folge wurde erstmals am 3. Mai 1981 im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt. Für Kriminalhauptkommissarin Hanne Wiegand (Karin Anselm) ist es der erste Fall. Es geht um den Tod einer Frau und um die strafrechtliche Verantwortlichkeit ihres Ehemannes. 

Wie war der Eindruck nach dem Film? Der Einstand von Wiegand, der direkten Vorgängerin von Lena Odenthal, war so anders als alle Tatorte, die wir bisher gesehen haben, mit ihrer ohnehin großen Varianz, dass wir trotz einer wirklich gemächlichen und sehr einfach gestrickten Handlung keine Sekunde Langeweile hatten. Zeitweise waren wir hin- und hergerissen, ob wir den 124. Tatort besonders gruselig oder super finden sollten. Wie wir letztlich entschieden haben, lesen Sie in der –> Rezension. Ein bisschen Juristerei ist auch dabei.

Handlung mit Auflösung: Im Verlauf eines Streits setzt sich Frau Dieckmann aufs Fenster und fällt nach einigem Hin und Her auf die Straße und ist tot, und weil ein Nachbar bei der Mordkommssion anruft und behauptet, es hätte sich um Mord gehandelt, beginnt Kommissarin Wiegand zu ermitteln, was ein Zweipersonenstück mit einigen kleinen Nebenrollen auslöst, am Ende geht es nur um ein Detail, das aber für die strafrechtliche Bewertung des Geschehens sehr relevant ist.

Handlung (1)

Der arbeitsbesessene Architekt Gert Dieckmann sitzt an einem Freitagabend bei seiner Arbeit, während seine depressive Ehefrau Eva sich auf den gemeinsamen Freitagabend freut und sich ausgehfertig macht. Sie ist eifersüchtig und enttäuscht, dass ihr Mann nicht mit ihr ausgehen, sondern lieber weiter arbeiten will. Als er sie alleine in die Disco schicken will, unterstellt sie ihm ein Verhältnis mit seiner Mitarbeiterin Angelika Kesting und hält ihm zudem seine Erfolglosigkeit und die Hilfe ihres wohlhabenden Vaters für ihn vor. Es kommt zum Streit zwischen den beiden und er schlägt sie, woraufhin sie Psychopharmaka einnimmt. Als er sie daran hindern will, kommt es zu einer Auseinandersetzung, innerhalb der sie auf den Sims des Fensters steigt und droht, hinunter in den Tod zu springen. Er fleht sie an, vom Fenstersims hinunterzusteigen und zu reden, doch sie provoziert ihn weiterhin, indem sie ihm vorhält, wie enttäuscht sie vom Leben mit ihm ist. Als sie abrutscht, hält er sie fest, sie provoziert ihn weiterhin, bis er loslässt, im Fallen reißt sie ein Lederherz aus seiner Wolljacke. Eine ältere Nachbarin beobachtet den Vorfall von ihrem Fenster aus. Kriminalhauptkommissarin Hanne Wiegand wird mit dem Fall betraut und befragt den sichtlich unter Schock stehenden Gert Dieckmann, der noch nicht realisiert zu haben scheint, dass seine Frau tot ist. Er zeigt sich ungehalten über die Befragung durch Wiegand und fühlt sich in die Enge getrieben.

Dieckmann behauptet, der Tod seiner Frau sei ein Unfall gewesen, er habe seine Frau trotz 15 Jahren Ehe nicht gekannt. Die Spurensicherung hat Spuren der Auseinandersetzung des Ehepaares in der Wohnung gefunden, zudem wird aus der Gerichtsmedizin gemeldet, dass der Sturz aus dem Fenster todesursächlich war. Dieckmann war im Haus nicht sehr beliebt, Nachbarn berichten von Misshandlungen Dieckmanns zu Lasten seiner Frau. Eine anonyme Männerstimme hat die Beobachtung gemeldet, die auf Mord hindeutet. Wiegand befragt Dieckmann nach den Psychopharmaka in der Wohnung und alten Schnittwunden an Evas Armen, die auf einen früheren Suizidversuch hindeuten, Dieckmann reagiert ungehalten. Als Evas Eltern, das Ehepaar Weber, auf dem Revier erscheinen, macht Herr Weber seinem Schwiegersohn Vorwürfe und behauptet, er habe seine einzige Tochter in den Tod getrieben, Dieckmann räumt ein, dass er moralische Schuld auf sich geladen habe. Er wird von Wiegand nach Hause gefahren, sie macht ihm klar, dass sie ihm helfen möchte, falls er juristisch unschuldig ist. Dieckmann bemerkt, dass am linken Ärmel seiner Wolljacke eines der Lederherzen fehlt, die beidseitig an den Ellenbogenseiten der Ärmel genäht sind. Da ihm klar ist, dass seine Frau das Lederherz im Fallen von seinem Ärmel gerissen haben muss, macht er sich sogleich an der Absturzstelle auf die Suche und findet es schließlich. Als er wieder in die Wohnung zurück möchte, steht Wiegand vor der Tür, die ihren Schirm vergessen hat. Dieckmann erzählt ihr, er habe nach dem Schock frische Luft schnappen müssen.

Dieckmann zeigt sich nunmehr wesentlich aufgeschlossener und lädt Wiegand zum Kaffee ein, er bietet ihr an, ihre Fragen zu beantworten. Er erzählt ihr, dass er den Ansprüchen seiner Frau und seiner Schwiegereltern nicht entsprach, weil er sich kommerziellen Bauprojekten wie Großsiedlungen verweigerte, die sein Schwiegervater als Bauunternehmer bauen ließ. Zudem habe seine Frau viel Aufmerksamkeit benötigt, die er ihr nicht geben konnte, so dass er sie weder materiell noch emotional befriedigen konnte. Sie habe starke psychische Probleme gehabt und deshalb schon mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Auch von ihrer Auseinandersetzung am Abend erzählt er ihr, er wisse nicht, ob sie wirklich springen wollte oder nur abgerutscht sei, als sie mit dem Sprung drohen wollte. Er erzählt Wiegand schließlich auch von einem möglichen Motiv, das er gehabt haben könnte, auf Eva war eine Lebensversicherung in Höhe von DM 300.000 zu seinen Gunsten abgeschlossen. Am nächsten Morgen erfährt Wiegand, dass Eva Dieckmann zum Todeszeitpunkt alkoholisiert war und unter Tabletteneinfluss stand. Es hätte nach den Untersuchungen für Dieckmann kein körperliches Problem sein müssen, seine Frau festzuhalten und wieder in die Wohnung zu ziehen. Im Gegensatz zu ihren Assistenten Simon und Brunner glaubt Wiegand nicht an Mord, doch wird sie hellhörig, als ihre Kollegen neben Abdrücken an Evas Armen, die darauf hinweisen, dass Dieckmann sie festgehalten habe, auch Stoffpartikel unter ihren Fingernägeln gefunden wurden, die sowohl Woll- als auch Lederreste aufweisen. Wiegand sucht erneut Dieckmann auf, als dieser gerade dabei ist, das Lederherz wieder an seine Wolljacke zu nähen. (…)

Rezension

Eine zusätzliche Anmerkung anlässlich der Veröffentlichung der Rezension im Jahr 2023, fast 9 Jahre nach der Abfassung des Entwurfs muss sein: Seitdem haben wir viele weitere Tatorte gesehen und ob wir „Das Lederherz“ heute noch als so außergewöhnlich wahrnehmen würden, können wir nicht einschätzen. Ganz sicher aber wollte man mit der bereits zweiten weiblichen Ermittlerin im Südwesten nach Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) etwas Besonderes machen.

Wie geht man heran, wenn man so im Zwiespalt ist? Erst einmal zur Sachebene. Der Name des Regisseurs war uns aufgefallen, weil wir mit „Max, der Taschendieb“ einen Film rezensiert haben, den ebenjener Imo Moszkowicz inzseniert hat, immerhin mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Den Film fanden wir im Kontext seiner Zeit okay, insgesamt aber nicht überragend. Moszkowicz selbst hat eine KZ- und Holocaustgeschichte hinter sich, blieb aber nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland.

„Das Lederherz“ ist seine einzige Arbeit für die Tatort-Reihe und weicht vor allem durch seine Konzeption deutlich von bekannten Mustern ab. Er ist weder ein Whodunnit, denn zu Beginn wird schon die komplette Tat oder das ganze strafrechtlich relevante Geschehen gezeigt. Er ist aber auch kein genuiner Howcatchem, in dem es darum geht, wie der Mörder gefangen wird, denn der einzige mögliche Täter ist von Anfang an in den Händen der Polizei. Es geht allein um die Rekonstruktion des Geschehens und damit um dessen strafrechtliche Bewertung.

Das Interessante daran ist, dass wir das Geschehen ja schon kennen und auch genau wissen, welcher Staftatbestand wirklich vorliegt.

Welcher Straftabestand also? Mord, § 211 StGB, scheidet natürlich aus, denn Dieckmann hatte keineswegs vor, seine Frau zu töten, es liegt kein objektives oder subjektives Mordmerkmal vor. Totschlag, § 212 StGB, ist es ebenfalls nicht, denn auch dieses Delikt erfordert Tötungsvorsatz. Möglicherweise steht § 323c StGB im Raum (unterlassene Hilfeleistung), aber ist das Loslassen von Frau Diekmann nach vorheriger Hilfeleistung eine Unterlassung? Vermutlich schon, da die Hilfe objektiv weiterhin möglich gewesen wäre. Wenn man so will, eine Aufgabe der Hilfe vor dem Erreichen des Ziels.

Die Frage ist, ob nicht doch ein Totschlag vorliegt, und zwar ein minder schwerer Fall nach § 213 StGB durch Unterlassen gem. § 13 StGB – wir gehen nach dem Gesehenen davon aus, dass eine weitere Hilfeleistung ihres Mannes den Tod von Frau Diekmann verhindert hätte und dass in dem Moment, als er losließ, Diekmann voll bewusst war, dass dieses Loslassen ihren Tod bedeuten würde. Das heißt, er handelte bzw. unterließ die notwendige Hilfeleistung in dieser entscheidenden Sekunde vorsätzlich.

Zudem hat er als Ehemann eine sogenannte Beschützer-Garantenstellung, die ihm höhere Anforderungen an die Rettungspflicht auferlegt, als hätte er mit Frau Diekmann nichts zu tun. Im Verlauf der Handlung haben die Beamten, die in der Mordkommssion Frau Wiegand zugeordnet sind, nicht umsonst betont, dass Diekmann bei den physischen Verhältnissen (er groß und kräftig, sie klein und schmächtig) physisch ohne Weiteres in der Lage gewesen wäre, sie zu retten, also weiter festzuhalten oder sofort ins Zimmer zurückzuziehen. Man könnte auch Beihilfe zum Suizid prüfen etc., aber dies und eine Theorien-Darstellung im Rahmen der unechten Unterlassungsdelikte würden hier zu weit führen.

Wären wir Richter in diesem Fall gewesen, hätten wir Dieckmann vermutlich nach § 213 verurteilt, aber mit niedrigem Strafmaß (der Rahmen ist bei § 213 sehr weit gesteckt, von einem bis zehn Jahren). Die Strafe müsste so niedrig sein, dass sie zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.

Moralisch sind wir also auf Seiten Diekmanns? Ja, genau wie Kommissarin Wiegand. Am Ende dieser Moment, wo sie ihn erstmals von sich aus anfasst, deutet klar darauf hin, dass sie ihn, wenn überhaupt, nur in geringem Maß für schuldig hält. Sie weiß, dass ein Straftatbestand vorliegt, dass aber aufgrund der vielen Funde am Tatort, die den Verlauf des Streits spiegeln, und dem Bild, das Wiegand sich vom Umfeld des Ehepaares Diekmann machen konnte, insbesondere von den Eltern des Opfers,  ist sie im Grunde auf seiner Seite. Das ist gesellschaftspolitisch im Jahr 1981 interessant, wie überhaupt der Zeitgeist mal wieder eine erhebliche Rolle in einem Tatort spielt.

Wie war der Zeitgeist 1981? Grün. Vom R5 der Frau Wiegand bis zu der Tatsache, dass DIE GRÜNEN sich im Vorjahr als Partei gegründet hatten und in aller Munde waren. Die 68er und ihre Nachfahren formierten sich politisch in den frühen 1980ern ins System hinein, der konservative Rollback der Kohl-Ära war noch nicht abzusehen. Verblüffend aktuell ist die Darstellung Diekmanns als kommerziell wenig erfolgreicher, aber sehr kreativer und zukunftsorientierter Architekt, der tatsächlich schon von ökologischem Bauen redet, entsprechend konzipiert und entwirft, und die Städtebausünden in Form von Groß-Wohncontainern geißelt.

Uns sagen diese Themen etwas und am Bauen wird hier festgemacht, dass Diekmann ein progressiver und erwachsener Mensch ist, während seine Frau ein verwöhntes Gör darstellt, deren Vater zudem Bauunternehmer ist und an den Bausünden verdient – und Diekmann einen Job angeboten hat, den dieser wohl nur kurzfristig ausübte.

Dass Diekmann kein Spinner ist, wird dadurch klargestellt, dass er mehrere Wettbewerbe gewonnen hat. Dass er trotzdem nie einen Auftrag erhielt, ist allerdings etwas seltsam, denn in der Regel sind die beiden Tatbestände miteinander verknüpft (es gibt auch andere Fälle, wie wir seit unserer Berichterstattung zur Berliner Wohnungspolitik wissen, auch dies ein Einschub aus dem Jahr 2023).

Dass Wiegand übrigens diesen kleinen, grünen Franzosen fährt, weist darauf hin, dass sie sich Diekmann politisch nahe fühlt. Später hat sie ja einen richtigen Dienstwagen in Form eines Audi 80, aber hier ist die Farbe des Autos gewiss nicht unabsichtlich und belegt, dass da eine Sympathie eher für Diekmann als für die andere Seite vorhanden ist – quer zur möglichen Parteinahme pro Geschlecht, die ja politisch auch damals schon eine große Rolle spielte. Es gibt natürlich noch mehr Symbolik in „Das Lederherz“.

Mehr Symbolik. Diekmann ist vom Outfit ein Öko, was die Weste angeht, an der schließlich das Lederherz fehlt, als seine Frau hat man bewusst eine Schauspielerin ausgewählt, die sehr boyish wirkt, von der Frisur bis zu den kleinen „Halbbrüsten“, die man sicher nicht aus Gründen der Spekulation aufs Sexuelle gezeigt hat, sondern um ihre Unreife, ihr erst halbes Frausein optisch wirksam werden zu lassen. Die Diekmanns haben keine Kinder, auch, weil das Lebenskonzept nicht die Reife dafür erreicht hat. Die Wohnung hingegen ist vor allem eines: Individuell. Kommissarin Wiegand erklärt, dass ihr die Wohnung gefällt. Damit gibt sie auch eine Stellungnahme zu Diekmanns Geschmack und seiner Art ab, Architektur zu leben.

Die Wohnung würde man heute etwas anders einrichten, aber sie hat wirklich etwas. Frappierend fanden wir, dass man tatsächlich ein Gebäude gefunden hat, in dem ein Dachgeschoss ein Fenster in Form eines auf den Kopf gestellten Herzens aufweist. Das gibt es nicht an jeder Ecke, möglicherweise ist das Haus aus der kurzen, Phase des „echten Jugenstils“. Leider sieht man zu wenig von der Fassade oder wir haben zu wenig auf die Fassade geachtet, um das besser feststellen zu können. Nicht nur, dass Jugendstil heute so begehrt ist, dieses Fenster ging uns nicht aus dem Kopf. An diesem Fenster entscheidet sich das Schicksal der Eheleute und es ist sozusagen eine Spiegelung der Realität: Ein Herz steht Kopf. Die Verhältnisse sind nicht mehr in Ordnung und genau in dem Moment wird auch das Lederherz aus der Jacke gerissen, was natürlich auch wieder seinen Symbolwert hat – weil da der Diekmann sein Herz für seine Frau denn doch verliert. Dann liegt das Lederherz unten in einem Kellerfensterschacht, noch etwas tiefer als die Frau, deren Herz aufgehört hat zu schlagen. Wenn wir den Film noch einmal genau anschauen würden, würden wir sicher noch mehr Metaphorisches finden.

Wie ist der Film als Krimi und schauspielerisch? Als Krimi ein Sonderfall. Kann man mögen oder nicht. Wir stehen dazu neutral und fanden es spannend, weil es eine Ausnahme war. Ein bahnbrechendes Konzept für künftige Tatorte war dieses Psychogramm eines Täters und seiner Frau – und einer neuen Kommissarin! – nicht, wie man daran sieht, dass es sich nicht durchgesetzt hat.

Schauspielerisch hat uns Karin Anselm als Hanne Wiegand am besten gefallen. Sie spielt intensiv und zugleich natürlich, ihre Kommissarin ist die modernste von allen Figuren, während man bei allen anderen Charakteren den Eindruck hat, sie sind dem Overacting verfallen und chargieren teilweise. Besonders deutlich die beiden Kriminaler im Büro von Frau Wiegand, aber auch die Eheleute Diekmann liefern hier eine Leistung ab, die zum großen Teil unsere  Zweifel ausgelöst hat. War es Absicht seitens der Regie, um eine angespannte Atmosphäre zu erzeugen, wie das Ehepaar Diekmann anfangs miteinander umgeht und wie Diekmann sich im Büro von Wiegand verhält?

Der Film schwankt zwischen lakonischer Autorenfilm-Aura und einer ziemlichen Theaterhaftigkeit, was den Inszenierungsstil angeht. Er wirkt nicht einheitlich – und genau das hatten wir seinerzeit auch bei „Max, der Taschendieb“ schon als Mangel an der Regie von Imo Moszkowicz festgestellt. Alle Trends sind im Blick und werden berücksichtigt, aber dann auf eine doch etwas schräge Art gezeigt, die „Das Lederherz“ eher künstlich denn künstlerisch wirken lässt, mehr filmdekorativ als kinematografisch-architektonisch. Der 124. Tatort will modern sein, ganz am Puls der Zeit, schafft das aber aufgrund seines Stils nur teilweise.

Finale

Ein Experiment, das wir als solches ansehen und bewerten, mit Höhen und Tiefen. Die simple Handlung, die geringe Anzahl an Schauplätzen und Aktionen, das hat uns nicht gestört, wir können uns Kammerspiele problemlos anschauen, wenn die Figuren, die darin vorkommen, interessant sind. Und das waren sie hier schon, auch wenn wir manchmal an Stellen lachen mussten, an denen das gewiss von den Machern nicht vorgesehen war. Bezeichnenderweise war das aber nie im Zusammenhang mit Wiegand … okay, bis auf die Sache mit der Nachstellung am Ende, die offenbar auf Hitchcocks Methoden rekurriert. Aber Diekmann hätte die Kommissarin nie aus dem Fenster fallen lassen. Die Nachstellung löst aber die Klärung der letzten fraglichen Details bezüglich des Tathergangs aus, weil Diekmann sie nach dieser offenbar kathartischen Wiederholung der Szene, in der seine Frau zu  Tode kam, nun Wiegand erzählen kann. Das ist ganz hübsch gemacht, man könnte das noch etwas mehr in der Tiefe ausloten, was sich in diesem Moment zwischen Diekmann und der Ermittlerin abgespielt hat, die ja überhaupt ein Spiel miteinander treiben, in dem sie immer wieder aufpasst, dass er sie nicht zu sehr manipuliert. Dabei ist er gar nicht manipulativ, er meint genau, was er sagt und redet sich nicht schön.

Wir mochten diesen Film mit seinen Besonderheiten und seiner Stellung als abweichendes Tatort-Modell und geben 7,5/10.

© 2023 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2014)

(1), kursiv und tabellarisch: Wikipedia

Regie Imo Moszkowicz
Drehbuch Irene Rodrian
Produktion Peter Schulze-Rohr
Kamera Imo Rentz
Schnitt Bernd Lorbiecki
Premiere 3. Mai 1981 auf ARD
Besetzung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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