MagicMom – Tatort 1227 #Crimetime Vorschau Das Erste 05.03.2023, 20:15 Uhr #Münster #Boerne #Thiel #WDR #Magic #Mom

Crimetime Vorschau – Titelfoto © WDR, Thomas Kost

Es ist Sonntagnachmittag – und was bedeutet dies? Spätestens jetzt setzen wir uns an den Laptop und verfassen die Vorschau für den neuen Tatort oder Polizeiruf 110, der heute Abend Premiere feiern wird. Vielleicht wird es diese beiden Reihen noch geben, wenn wir alle zu Staub zerfallen sind. Wenn auch nicht mehr mit Protagonisten, die von Darsteller:innen gespielt werden, die unserer Generation angehören, wie – in Münster, Westfalen, NRW, Sendegebiet des WDR.

Ja, heute ist Münster-Time. Seit 21 Jahren ist immer wieder Münster-Time und für viele wäre die Reihe Tatort eine andere, wenn es Boerne, Thiel und die anderen des Teams nicht gäbe. Das trifft selbstverständlich auch auf uns zu, die wir seit 12 Jahren über Tatorte schreiben. „MagicMom“ heißt das neue Produkt der zweiten WDR-Schiene (die erste ist in Köln, die dritte in Dortmund angesiedelt, nach der Reihenfolge des Starts in den Jahren 1997, 2002 und 2010). Und um was geht es in diesem 43. Fall aus Münster?

„Momfluencer“ – eine besondere Spezies des digitalen Zeitalters, die neuerdings auch im beschaulichen Münster ihr Unwesen treibt: Mütter, die ihr gesamtes Familienleben in lustigen Videoclips vor der ganzen Welt ausbreiten. Für eine von ihnen ist der Spaß jetzt vorbei: Evita Vogt alias „MagicMom“ wird erhängt in ihrer Küche aufgefunden. Um den Fall zu lösen, müssen Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne tief in die Eigenheiten der Influencer-Industrie eintauchen und entdecken dabei so manche Schattenseite.

Tatort Folge 1227: MagicMom – Tatort Fans (tatort-fans.de)

Die Influencer-Industrie! Die habe ich bis heute nicht verstanden. Schon gar nicht, wie man damit Geld machen kann, dass man ein photogeshopptes oder geliftetes grundkünstliches Gesicht in die Kamera hält und irgendwas empfiehlt, was man in Wirklichkeit selbst nie benutzen würde. Nun ja, moderne Verkaufsmethoden, aber trotzdem. Was das eine Zeit kostet. Diejenigen, die sich tatsächlich an solchen Influencer:innen orientieren, wenn sie sich etwas anschaffen. Ich schaue meistens Testberichte an und gut is. Freilich gibt es Konsumprodukte, die sich einer testierbaren Qualität entziehen, und da wird es wohl richtig interessant. U. a. Modeschöpfer wie Karl Lagerfeld waren auch Influencer, mit ihrer Art, sich zu inszenieren, nur eben vor der Existenz von Instagram. Was sagen die Tatort-Influencer zum 1227. Tatort?

Nun ist der Influencer-Wahnsinn auch im Tatort angekommen – und produziert Bewegtbilder, bei denen man sich eher an Privatfernsehen als an anspruchsvolle öffentlich-rechtliche Unterhaltung erinnert fühlt. Immerhin: Die Glitzerwelt der Internetstars wird als ziemlich bröckelige Fassade entlarvt, für deren Aufrechterhaltung es keine Schamgrenze zu geben scheint – von gutem Geschmack gar nicht erst zu reden. Das gilt leider auch für die unvermeidlichen Thiel-Boerne-Kabbeleien: keine Szene ohne Gag, je flacher, desto besser, derbe Schenkelklopfer statt intelligentem Witz, Masse statt Klasse. Hauptsache, am Ende stimmt die Quote. Gefällt mir? Gar nicht.

Tatort Folge 1227: MagicMom – Tatort Fans (tatort-fans.de)

Beim Überlesen der ersten Kritiken gab es auch Überschriften wie „MagicMurks“ zu bestaunen. Geht Münster doch wieder tief, nachdem man sich in den letzten Jahren doch etwas berappelt hatte, ohne ganz an die allerersten Filme heranzukommen, die erst einmal die Legende vom Gerichtsmediziner und seinem Kommissar erschaffen hatten.

Der Männerhort wird durchgelüftet: Boerne und Thiel treffen auf MagicMoms und DreamDads und steigen in aktuelle Gender-Sprachdebatten ein. Der »Tatort« als drolliges Spiel mit dem Zeitgeist. 6 von 10 Punkten. Gendertrouble mit den Münster-Boys? Schon irgendwie drollig.

»Tatort« heute aus Münster: »MagicMom« im Schnellcheck (msn.com) / Der Spiegel

Ich dachte, das müssen wir ausnützen. Dass uns Christian Buß vom Spiegel wenigstens in den Schnellcheck blicken lässt. Und schau, so schlecht findet er das Gendergaga gar nicht.  Hat hier jemand Gendergaga gesagt? Na bitte. Man erfährt auch einiges, wie heute Onlinebusiness mit Boomern und der Kriegskinder-Generation, also deren Eltern, diskutiert wird. Weiter im Fremdtext:

Ob dem Ermittler-Team mit dieser Geschichte wohl ein weiterer Rekord gelingt? Ihr Jubiläums-„Tatort: Ein Freund, ein guter Freund“, der am 13. November 2022 und damit fast auf den Tag genau 20 Jahre nach dem ersten Münster „Tatort: Der dunkle Fleck“ (Erstsendung: 20. Oktober 2002) ausgestrahlt wurde, erreichte einen Marktanteil von 41,5 Prozent, was der beste Wert einer „Tatort“-Folge seit 1992 war. Die Dreharbeiten für den 44. Fall unter dem Arbeitstitel „Der Mann, der in den Dschungel fiel“ (Regie: Till Franzen, Buch: Thorsten Wettcke) starteten Ende Februar. Eine Ausstrahlung erfolgt Ende 2023.

„Tatort: MagicMom“: TV-Kritik zum heutigen Münster-Krimi (prisma.de)

Das war nun nicht sehr inhaltlich tiefgreifend bezüglich des 43. Münster-Krimis, aber doch wichtig, immer mal wieder darauf hinzuweisen, welch eine herausragende Quotenstellung die Münsteraner innehaben und wie es mit ihnen weitergeht. Diese Kritikstelle hält sich etwas bedeckt bei allem, was man als eine direkte Bewertung ansehen könnte, aber klingt nicht grundnegativ.

Dass ein Mord als Suizid kaschiert wird, ist ein beliebtes Krimimotiv. Aber warum sollte jemand einen tragischen Unglücksfall wie einen Selbstmord erscheinen lassen, zumal die erfolgreiche Influencerin Evita Vogt ohne sichtbare Fremdeinwirkung erstickt ist? Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, muss sich das „Tatort“-Duo Thiel & Boerne in „MagicMom“ (WDR / Bavaria Fiction) auf eine Welt einlassen, die den beiden völlig fremd ist, was selbstredend zu allerlei Heiterkeiten führt. Regine Bielefeldt gelingt es ausgesprochen gut, Krimi und Comedy-Ebene in Einklang zu bringen. Manch’ eine Pointe wirkt zwar, als habe die Drehbuchautorin sie an der Resterampe erstanden, aber Axel Prahl und Jan Josef Liefers tragen die Gags mit derart viel Spielfreude vor, dass selbst fadenscheinige Wortspiele („Boerne-out“) ein großes Vergnügen sind. Auch in der Umsetzung sehr originell ist die Idee, Boerne selbst als Influencer zu inszenieren.

Tatort – MagicMom – Kritik zum Film – Tittelbach.tv

Hoho, die Pointen-Resterampe. Den Spruch muss ich mir merken, denn irgendwann sind die Ideen alle und dann kommt die Selbstreflexivität, dann die Selbstrefenzialität, der im Falle, dass sie von Kritikern und / oder Publikum nicht goutiert wird, die Selbstironie folgen könnte, wenn man schon so viel Erfolg hatte wie die Münster-Autor:innen. Die 4/6, die Tittelbach-TV vergibt, wirken auf den ersten Blick überdurchschnittlich, aber wir weisen auch heute vorsichtshalber darauf hin, dass die Bewertung dort für hochklassige Fernsehformate normalerweise nicht unter 3/6 geht – ähnlich wie bei unserem eigenen Schema selten unter 5/10. Um auch dies noch einmal zu erwähnen. Es hat wohl mit der Herangehensweise zu tun, dass es sich hier generell nicht um Schrott handelt und die Bewertung nicht tatortintern gestaffelt ist, sondern den gesamten Fernsehmarkt abdecken soll, also auch den Schrott. Aber ist Magic Murks nicht eben auch Murks, mithin dazu verdammt, alsbald Schrott zu werden?

Okay, einige Sprüche sind echt flach, aber Liefers und Prahl spielen das Ganze in absoluter Höchstform und fangen die Tiefflieger dadurch super auf. Ein cooler Kniff ist auch, dass Boerne selbst immer mal wieder als „Influencer“ inszeniert wird. Ich mag aber auch die klamaukige Münster-Art und „MagicMom“ war für mich – anders als manch anderer Fall, Propheteus zum Beispiel – nicht zu albern und zu abgedreht. Deshalb gibt’s von mir 4 von 5 Elchen.

Tatort-Kritik: „MagicMom“ mit Boerne und Thiel in Münster – SWR3

Nun wurde bereits in zwei Kritiken darauf hingewiesen, dass Karl-Friedrich Boerne der größte Influencer in der Gerichtsmediziner-Szene ist und wie kein Kollege und keine Kollegin dafür gesorgt hat, dass nun alle, die auf nachhaltige Trends setzen, unbedingt einen Seziertisch zu Weihnachten haben wollen. Für die Folterkammer im Keller oder wenigstens als Modell im Maßstab 10:1 für die Folterkammer namens Eheschlafzimmer. Es wird immer versöhnlicher, was die Bwertungen angeht, und bevor es wieder dreht, kommen wir zum Schluss: Der Humor ist Geschmacksache, wie eigentlich alles. Also schauen Sie bitte selbst rein und bilden sich eine Meinung zum neuesten Projekt der Volksaufklärung made in Münster.

Handlung

Kommissar Frank Thiel und Professor Karl Friedrich Boerne entern in ihrem neuesten Fall unbekanntes Terrain: Die sozialen Medien sind bisher an ihnen weitestgehend vorbei gegangen, einen Mordfall und eine Leiche gibt ist es bei ihnen nur in der Realität. Doch jetzt führt ein Fall sie mitten in virtuelle, ja für die beiden Männer geradezu exotische Welten, in denen vor allem Frauen eine Hauptrolle spielen. 

So hat die frisch verstorbene Evita Vogt mit ihren selbstironischen Videos eine riesige Fangemeinde. Als „MagicMom“ zählt sie zu den erfolgreichsten sogenannten Momfluencerinnen: eine sympathische junge Mutter, die zu ihren vermeintlichen Fehlern steht und Tipps und Tricks für andere Mütter parat hat. Doch nun wird sie in ihrem luxuriösen Zuhause erhängt aufgefunden. Alles deutet darauf hin – doch hat Evita Vogt sich wirklich das Leben genommen? Eine echte Herausforderung für Professor Boerne und seine Assistentin Silke Haller; Fremdeinwirkung kann Prof. Boerne zunächst nicht zweifelsfrei ausschließen.

Evitas Mann Moritz ist schockiert und mag das alles nicht glauben: Weder Selbstmord noch Mord ergeben für ihn Sinn. Die Ermittlungen von Kommissar Thiel zeigen schnell, dass „MagicMom“ unter denen, die ihr im Netz folgten, auch zahlreiche sogenannte Hater:innen hatte. Hass und verletzende Kommentare gab es auch von anderen Influencerinnen wie Sabine Hertweck aka „BusyBine“. Und dass Evita Vogt und ihre Nachbarin Thekla Cooper kein gutes Verhältnis hatten, ist auch kein Geheimnis.

Besetzung und Stab

Hauptkommissar Frank Thiel – Axel Prahl
Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne – Jan Josef Liefers
Rechtsmedizinerin Silke „Alberich“ Haller – ChrisTine Urspruch
Staatsanwältin Wilhelmine Klemm – Mechthild Großmann
Kriminalassistent Mirko Schrader – Björn Meyer
Herbert „Vadder“ Thiel – Claus D. Clausnitzer
Evita Vogt / „MagicMom“ – Laura Louisa Garde
Moritz Vogt – Golo Euler
Sabine Hertweck / „BusyBine“ – Agnes Decker
Thekla Cooper – Monika Oschek
Emmalotta Suhr – Yvonne Pferrer
Jakub Schmidt / „LonesomeDad“ – Aviran Edri
Titus – Julius Casper Gold
u. v. a.

Drehbuch – Regine Bielefeldt
Regie – Michaela Kezele
Kamera – Felix Novo de Oliveira
Szenenbild – Michaela Schumann
Kostümbild – Martina Jeddicke
Ton – Matthias Haeb
Montage – Nicola Undritz
Maske – Nicole Masztalerz, Jennifer Porscheng
Casting – Siegfried Wagner
Musik – Christian Biegai & Kerim König

 

 

 

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