Crimetime Vorschau – Titelfoto © SWR, Benoît Linder
Auch der Schwarzwald-Tatort droht zum Traditions-Krimi zu werden, denn Franziska Tobler und Friedemann Berg ermitteln schon ihrem elften Fall. Erinnert sich noch jemand an den Bodensee-Tatort mit Klara Blum, der Vorgänger-Schiene. Wir schon. Wegen einiger wirklich sehr guter Fälle und einer von der schönen Landschaft profitierenden Atmosphäre, nach der man sich trotz der in dieser Atmosphäre angesiedelten, oft großartig entwickelten Abgründe immer wieder zurücksehnt. Zumindest uns geht es so. Und damit in die Jetztzeit.
Der Tatort 1237 “Das geheime Leben unserer Kinder” handelt von einer Patchwork-Familie, die nach und nach zusammenbricht, als Sohn Benno in Verdacht gerät, etwas mit dem gewaltsamen Tod seines Freundes Chris zu tun zu haben. Die südbadischen Hauptkommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) ermitteln in ihrem elften gemeinsamen Einsatz1. Der Krimi wurde vom 08.03. bis zum 11.04.2022 in Freiburg und Umgebung, Karlsruhe und Baden-Baden abgedreht1. Im TV ist der Krimi erstmals am Sonntag, den 14.05.2023 zu sehen1.
Die Kommissare im Freiburger TV-Krimi „Das geheime Leben unserer Kinder“ haben nur wenig Anhaltspunkte, um dem Täter auf die Spur zu kommen. In Christophers Umfeld reden alle gut über ihn. Merkwürdig nur, dass Christopher seinen Job in einer Autowerkstatt vor vier Monaten ohne erkennbaren Grund gekündigt hat. Seitdem arbeitete er für den Pizzaservice von Dennis Risch und hat dort offenbar gut verdient – eigentlich zu gut für einen einfachen Kurierfahrer1. Zusammenfassung von ChatGPT, Verwendete Quellen: 1. de.wikipedia.org, 2. fernsehserien.de, 3. wiewardertatort.de, 4. film-rezensionen.de, 5. de.wikipedia.org, 6. de.wikipedia.org
Man möge die einfachen Kurierfahrer nicht geringschätzen, auch wenn die meisten von ihnen in Wirklichkeit keine Kuriere, sondern Lieferfahrer sind; das gilt auch für die Pizza-Bringservices. Was gibt es nun über den 11. Fall zu sagen, der in einer Gegend spielt, die wir eigentlich mögen, die aber in den Tatorten so wirkt, wie man sie sich dem Namen nach vorstellt, nämlich recht düster?
Wie die meisten seiner Vorgänger ist auch der neueste Fall des Duos Berg/Tobler ein grundsolide inszenierter Fernsehkrimi, der zur Abwechslung mal in einem eher urbanen Umfeld spielt. Die verschiedenen Erzählebenen werden dramaturgisch geschickt verwoben, vor allem durch den regelmäßig eingesetzten „Split Screen“, der dem Zuschauer gleichzeitige Blicke auf die unterschiedlichen Lebenswelten der Figuren und ihre Geheimnisse ermöglicht.
Die einen wollen mit Social Media reich und berühmt werden, die anderen vor der Klimakrise flüchten – „bloß wir Grasdackel versuchen ’s noch mit ehrlicher Arbeit“, sagt Frieda Berg. Ja, bitte, möchte man ihm entgegnen, damit uns dieses in sich ruhende Ermittlerteam als wohltuend unaufgeregter Kontrast zur hyperventilierenden Welt um sie herum noch lange erhalten bleibt.
Tatort Folge 1237: Das geheime Leben unserer Kinder – Tatort Fans (tatort-fans.de)
Da staunen wir, was der Berg so sagt. Ehrliche Arbeit war doch immer etwas mit dem Einsatz der Hände, nicht des Kopfes, der bei Ermittler:innen vor allem die Fähigkeit zur Analyse und Kombination in sich tragen sollte. Wir nehmen also die erste Stimme mal als eine recht positive Bewertung. Und was hat es mit dem Split Screen auf sich, der im Grunde ja auch schon ein alter Hut ist?
Die Probleme in kaputten Familien treiben so manche Krimihandlung voran. Die vierköpfige Patchwork-Sippe, die im neuen „Tatort“ aus Freiburg im Mittelpunkt steht, scheint dagegen ganz gut zu harmonieren. Doch das ist nur auf den ersten Blick so, denn hinter der heilen Fassade sieht es ganz anders aus. Dass es mit dem Zusammenhalt nicht weit her ist und jeder in dieser Familie in Wahrheit nur sein eigenes Ding macht, verdeutlicht Regisseur Kai Wessel im Krimi „Tatort: Das geheime Leben unserer Kinder“ auch optisch, indem er häufig mit dem geteilten Bildschirm arbeitet – so wird etwa auf der einen Hälfte ein Familienmitglied am Telefon gezeigt und auf der anderen sein Gesprächspartner, und der Zuschauer kann auf diese Weise beiden beim Lügen zusehen. (…) Der Trick mit dem Split Screen und eine reizvolle Story rund um eine Familie mit vielen Geheimnissen zeichnen den psychologisch verzwickten und spannenden neuen „Tatort“ aus dem Schwarzwald aus. Dass Kommissarin Franziska Tobler mit ihrer aufmüpfigen Nichte und so ebenfalls mit dem Thema Familie konfrontiert wird, ist eine sinnvolle Ergänzung.
Das bringt dem Sonntagskrimi aus Freiburg drei von vier Pistolen ein: Kann man nichts falsch machen.
Pistolen sind neben Sternen, Elchen und Punkten, Daumen ganz sicher eine Bereicherung im Bereich der Bewertungen. Insofern Daumen hoch, fünf von fünf Sternen und 10/10 für die Idee, sich auf diese Weise krimigerecht auszudrücken.
Der Tatort von gestern (14.05.2023) aus dem Schwarzwald thematisierte die Brüche zwischen den Generationen – der Krimi bot dafür den Rahmen. Das Publikum blickt durch die Brille der Älteren auf die junge Generation. Der Ansatz ist ungewöhnlich und reizvoll, will aber auch (etwas zu) viel – das wird beim Blick in die Pressestimmen deutlich. Die gesammelte Tatort-Kritik zu „Das geheime Leben unserer Kinder“.
Die Augsburger Allgemeine war so freundlich, nicht nur ihre eigene Meinung wiederzugeben, sondern auch knapp einige Stimmen zu zitieren, die wir ebenfalls gerne sichten, wenn es um die Tatort-Vorschauen geht:
Tatort-Kritik zu „Das geheime Leben unserer Kinder“: „Gelungener Fall“
Bezeichnenderweise klingt aber nicht nur der Titel nach einem Dokufilm (über Bäume), auch die Perspektive ist die gleiche: Von oben herab und übererklärend. ntv
Die Tatort-Ermittler widmen sich in „Das geheime Leben unserer Kinder“ aktuellen Generationskonflikten. Dabei sehen sie aber vor allem eine Seite. Frankfurter Allgemeine Zeitung
Mehr Jugenddrama als Krimi: Dieser Fall erzählt viel über unsere Gegenwart. Stern
Generation Z trifft Generation Zynismus – und wir bleiben etwas ratlos zurück. Der Spiegel
„Das geheime Leben unserer Kinder“ ist zum Glück keine bemühte Abarbeitung am aktuellen Zeitgeist geworden, sondern ein wahrhaftig anmutendes Drama über Eltern und Kinder, die gefangen in entgegengesetzten Parallelwelten den Bezug zueinander verloren haben. kino.de
Was diesen neuen gelungenen Fall so sehenswert und bezwingend macht, ist der sehr fein und nuanciert skizzierte Verfall des Vertrauens innerhalb einer Familie, die um die Abgründe, an denen sie bereits längere Zeit entlangschlitterte, kaum untereinander wusste. Berliner Tagesspiegel
Das ist nun wirklich ein großes Panorama an Meinungen, wenn auch nur kurz angerissen. Nicht fehlen darf aber noch eine Stimme, die sich wirklich verdient gemacht hat um das gesamte Format und darüber hinaus:
Ernüchternd erzählt der Schwarzwald-„Tatort“ von der Kluft zwischen den Eltern und den Kindern der Generation Z: In der Episode „Das geheime Leben unserer Kinder“ (SWR) müssen Kommissarin Tobler und Kollege Berg den Tod eines jungen Mannes aufklären, der seine Ausbildung abgebrochen und als Drogenkurier Geld verdient hatte. Das Drehbuch von Astrid Ströher seziert die Lebenslügen in der Patchwork-Familie seines besten Freundes, Kai Wessel inszeniert die Parallelwelten der Generationen in Splitscreen-Bildsprache. In einer Nebengeschichte wird Tobler von ihrer anstrengenden Nichte buchstäblich heimgesucht. Ein spannendes Familiendrama und ein zu Diskussionen anregender Film, der aber die meiste Zeit etwas abfällig aus Erwachsenen-Perspektive auf die junge Generation blickt.
Dieser Artikel stammt von http://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6339.html
Vielleicht ist es die abfällige Erwachsenen-Perspektive, die dazu führt, dass Tittelbach nur 4/6 vergibt, das ist im Rahmen der Bewertungen für dieses Forma eher unterdurchschnittlich (der Durchschnitt dürfte etwa bei 4,5/6 liegen). Aber auch nicht schrecklich. Aus der Sicht der heutigen Erwachsenen, die so viel verbockt haben, sollte man aber nicht abfällig auf die Jugend blicken. Das ist ein so altes Spiel und so unfair.
Wir sind hingegen fair, schließen diesen Beitrag jetzt und verkünden, dass es bei ihm ohnehin eine Besonderheit gibt: Wir publizieren ihn einen Tag rückwärts, weil wir gestern nicht zum Schreiben gekommen sind. Dadurch haben wir ihn auch etwas kürzer gehalten als üblich, mehr Stimmen gezeigt, diese wiederum mehr gerafft.
Handlung
Miriam Schenk und Paul Wolf waren mit ihren fast erwachsenen Kindern Zoé und Benno über Jahre hinweg eine gut funktionierende Patchworkfamilie. Dass es Risse gibt, kommt erst zum Vorschein, als Bennos bester Freund Christopher getötet wird und die Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg auch im Umfeld der Familie Schenk-Wolf ermitteln. Chris, finden sie heraus, war in die Freiburger Drogenszene verwickelt und der Gedanke liegt nahe, dass sein Tod damit zu tun hat. Was wusste sein enger Freund Benno darüber? Immerhin wollten die beiden das Geld für eine Weltreise beschaffen. Und auch Zoé war mehr mit den beiden unterwegs, als die Eltern je mitbekamen. Bei Miriam und Paul bröckelt das Vertrauen zu ihren Kindern und zueinander, während Tobler und Berg immer mehr Indizien für die Verstrickung der Stiefgeschwister in dubiose und zunehmend gefährliche Geldgeschäfte zusammentragen.
Besetzung und Stab
Hauptkommissarin Franziska Tobler – Eva Löbau
Hauptkommissar Friedemann „Frieda“ Berg – Hans-Jochen Wagner
Miriam Schenk – Susanne Bormann
Paul Wolf – Christian Schmidt
Zoé Wolf – Caroline Cousin
Benno Schenk – Aniol Kirberg
Oliver Schenk – Kai Ivo Baulitz
Marius Ulrichs – Max Woelky
Eileen Gnabri – Dalila Abdallah
Dennis Risch – Victor Calero
Alina Akin – Lisa Richter
Sami – Alexander Gaida
Judith – Sabine Osthoff
Vanessa – Lola Höller
Tim – Sinan Aslan
Drehbuch – Astrid Ströher
Regie – Kai Wessel
Kamera – Andreas Schäfauer
Musik – Jens Grötzschel