Am goldenen See (On Golden Pond, USA 1981) #Filmfest 982

Filmfest 982 Cinema

Am goldenen See ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahre 1981 unter Regie von Mark Rydell. Er entstand nach dem Theaterstück Das Haus am See (Originaltitel: On Golden Pond) von Ernest Thompson. Das Melodram gewann drei Oscars: für Thompsons Drehbuch sowie für die beiden Hauptdarsteller Katharine Hepburn und Henry Fonda, wobei es Fondas letzte Kinorolle vor seinem Tod war.

Handlung (1)

Ethel und Norman Thayer sind ein altes Ehepaar, das den Sommer seit Jahrzehnten in ihrem Ferienhaus an dem See „Golden Pond“ in New Hampshire verbringt. Zum 80. Geburtstag des emeritierten Universitätsprofessors Norman kommt nach längerer Zeit auch Tochter Chelsea die Eltern besuchen. Chelsea hat sich nie mit ihrem schwierigen Vater verstanden, da sie ständig das Gefühl hatte, ihm unterlegen zu sein und es ihm nie recht zu machen. Das Ferienhaus am See hält für sie bittere Erinnerungen bereit, weshalb sie selten bei ihren Eltern vorbeischaut. In diesem Jahr kommt sie gemeinsam mit ihrem zukünftigen zweiten Ehemann, dem Zahnarzt Bill Ray, und dessen Sohn Billy Ray. Chelsea und Bill Ray möchten den Sommer in Europa verbringen und den pubertierenden Sohn bei den Großeltern lassen.

Weder Norman noch das Stadtkind Billy Ray sind davon begeistert. Norman bemerkt, dass sein Gedächtnis und seine Kräfte mit dem Alter zusehends nachlassen, was er mit seinem beißenden Zynismus und seinem ständigen Gerede vom Tod zu überdecken versucht. Die lebhafte, rüstige Ethel ist fast mütterlich um ihn besorgt. Dennoch frönt Norman weiterhin seinem größten Hobby. Er fährt mit dem Boot auf den See hinaus, um zu angeln. Über das Angeln werden Norman und der junge Billy Ray Freunde. Gemeinsam machen sie Jagd auf „Walter“, den größten Fisch des Sees, welchen Norman bereits seit Jahren vergeblich zu angeln versucht. Auf der Jagd kentert ihr Boot an einem Stein, Norman wird herausgeschleudert und kann sich nur dank der Hilfe von Billy retten. Schließlich können sie Walter fangen, lassen ihn dann aber frei. Als Chelsea am Ende des Sommers aus Europa zurückkommt, sind der alte Norman und der junge Billy Ray wie verwandelt. Gemeinsam haben sie das Alter und die Jugend neu erfahren und diverse Abenteuer gemeinsam überstanden. Nachdem ihre Mutter sie ermutigt hat, macht Chelsea einen Schritt auf ihren Vater zu und ihr gelingt am See ein Salto Rückwärts, was sie vorher nie versucht hatte und was ihr Vater nun auch jubelnd zur Kenntnis nimmt.

Als Norman und Ethel im Herbst abreisen wollen, will der alte Mann einen schweren Karton heraustragen, erleidet dabei aber einen Zusammenbruch. Ethel versucht verzweifelt, das Krankenhaus ans Telefon zu bekommen und muss fürchten, dass ihr Mann jeden Moment stirbt – doch die Herzprobleme gehen weg und Norman kann sich schnell erholen. Ethel bemerkt nachdenklich, dass sie nun erstmals unmittelbar mit der Sterblichkeit von sich und ihrem Mann konfrontiert wurde. Zum Schluss gehen beide hinaus zum See, wo sie das alte Seetaucher-Paar beobachten, die dort über den Sommer ihre Jungen aufgezogen haben, nun aber wieder alleine sind.

Informationen

Das Theaterstück On Golden Pond von Ernest Thompson erlebte 1979 seine Uraufführung am Broadway mit nur durchschnittlichem Erfolg. Thompson sollte später selbst das Drehbuch für den Film verfassen. Jane Fonda konnte sich von Thompson die Filmrechte des Theaterstücks sichern, um einen Film mit sich und ihrem Vater daraus zu machen. Neben Jane Fonda hatte sich auch James Stewart, ein enger Freund ihres Vaters, vergeblich um die Filmrechte bemüht. Am goldenen See wurde der letzte Kinofilm von Henry Fonda und gleichzeitig der einzige Film, den er gemeinsam mit seiner Tochter Jane drehte. Ein distanziertes Verhältnis zwischen Vater Henry und Tochter Jane existierte für lange Zeit auch im echten Leben, wodurch der Film zusätzlich autobiografische Züge erhält. Henry Fonda starb zwei Jahre nach den Dreharbeiten.

Die Dreharbeiten fanden am Squam Lake in New Hampshire zwischen Juli und September 1980 statt. An Bord war mit Katharine Hepburn neben Henry Fonda auch eine weitere Filmlegende. Beide hatten jedoch noch nie zuvor miteinander gedreht. Die 74-jährige Hepburn übernahm sämtliche ihrer Stunts selbst, darunter auch die Szene, in der sie vom Motorboot springt. Hepburn schenkte Henry Fonda den Hut ihres 1967 verstorbenen Lebenspartners Spencer Tracy – den alten Hut von Tracy trug Fonda dann auch in vielen Szenen des Filmes. Am goldenen See wurde Ende 1981 uraufgeführt, um noch für die Oscarnominierung der besten Filme 1981 in Frage zu kommen. Seine tatsächliche Kinopremiere erlebte er erst im Januar 1982. In Amerika wurde das Drama mit Einnahmen von über 100 Millionen US-Dollar der zweiterfolgreichste Film des Jahres hinter Jäger des verlorenen Schatzes. In Deutschland kam der Film im April 1982 in die Kinos.

Neben Fonda war dies auch der letzte Film für Filmeditor Robert L. Wolfe, der kurz nach Beendigung seiner Arbeit starb. Daher wurde Wolfe der Film im Abspann gewidmet.

Rezension

Das war nun ein zwiespältiges Erlebnis. Je älter man wird, desto mehr denkt man beim Anschauen eines solchen verfilmten Theaterstücks nicht, ich hätte genauso keinen Bock wie der Junge, mit den beiden Greisen allein zu sein, sondern eher: Was da bald an greisenhaften Erscheinungen auf mich zukommen wird! Und noch keinen Roman geschrieben. Lächerlich. Da hat der Professor eine andere Biografie.

Ethel und Norman hatten doch ein erfülltes Leben, wenn auch nicht frei von den üblichen familiären Problemen. Der Bonus des Films sind sicher die Darsteller. Ich habe gerade auch „Trommeln am Mohawk“ gesehen, als der entstand, war Fonda 42 Jahre jünger als in „Am goldenen See“, da spielte er in seiner Jugend recht sparsam, zurückgenommen, im Vergleich zu vielen Kollegen, das  unterstrich seine aristokratische Aura.

Mein absoluter Liebling war er nie, auch nicht nach seinem wohl besten Film „Die zwölf Geschworenen“, wo seine Rolle ein bisschen gar zu penetrant gutmenschig ausfiel, aber glaubhaft hat er sie gespielt, da gibt es keine zwei Meinungen. Anders mit Katherine Hepburn. Für mich ist sie nach wie vor die Größte, obwohl ich in letzter Zeit mehr und mehr meinen Sinn für die etwas schrägere Bette Davis entdecke. Viele frühe  Filme, mit denen Hepburn berühmt wurde, habe ich noch gar nicht gesehen, aber „Leoparden küsst man nicht“, „Die Nacht vor der Hochzeit“, „Die Frau von der man spricht“, die ich alle im Jugendalter wohl kurz hintereinander zum ersten Mal angeschaut habe, haben diese Schauspielerin schon in meinen persönlichen Darsteller-Olymp katapultiert. Wobei ich den Verdacht habe, es war ihre Optik, die das stark beförderte, diese hübsche und gleichzeitig sehr charakteristische, ausdrucksstarke Gesicht, das in einer Zeit den Ausschlag gab, als ich Darstellungskunst noch nicht wirklich beurteilen konnte. Und ihre Altersrollen, schon mit dem Tremor, den man auch in „Am goldenen See“ gut beobachten kann – faszinierend. Sie wurde mit diesem leichten Gebrechen 96 und lebte nach „Am goldenen See“ noch 22 Jahre. Fonda hingegen wurde nicht 80, wie seine Filmfigur, sondern starb ein Jahr nach dem Dreh im Alter von 78 Jahren.

Um das Alter, den Tod, geht es auch viel in diesem Seniorenfilm und wenn diese beiden Superstars Altersrollen spielen, kann es nicht ganz langweilig werden. Trotzdem missfiel mir einiges an diesem Werk. Vielleicht das allzu Glatt-Klischeehafte. Es war neu, dass man das, was das Alter ausmacht, so dezidiert darstellte, in Hollywood, wo man panische Angst vorm Altern hat, bis heute. Aber war es auch innovativ? Ich meine, eher nicht. Jetzt kann man witzeln, wieso sollen gerade die Ältesten innovativ sein, aber es gibt Darstellungen über alte Menschen, die noch einmal ein neues Kapitel aufschlagen.

In „Am goldenen See“ bemisst sich alles daran, ob Tochter und Vater Fonda am Ende klarkommen. Vielleicht hatte das Werk tatsächlich diesen Effekt, wer weiß. Aber es ist doch alles etwas zu gewollt. Vor allem die Rolle von Jane Fonda ist nicht so aufgebaut, dass man damit viel gewinnen kann, denn am Ende stellt sie mehr oder weniger fest, dass sie ihre Aversion gegen ihren Vater einfach übertrieben hat, wobei die Mutter tatkräftig nachhilft, ihr das klarzumachen. Tja, so einfach können jahrzehntelange innerfamiliäre Konflikte gelöst werden: Mit einem Salto rückwärts von einem Bootssteg aus. Nicht gerade perfekt im Wasser gelandet, aber dass Jane Fonda sportlich war, in ihren 40ern, sieht man schon. Die Symbolik der goldenen Sonne, die Eistaucher, die ihre Brut großziehen und dann wieder allein sind, es gibt Kritiker, die mögen diese starke Symbolik nicht, aber die hat mich nicht gestört. Viele Filme arbeiten mit solchen Bildern, ohne dass es ihnen angekreidet wird. Und recht stimmungsvoll ist dieses Werk durchaus, für einen Film der frühen 1980er, in denen es nicht gerade ein Übermaß an Kino mit großer, emotionaler Atmosphäre gab.

Es sind wohl die Konflikte in ihrer Schemahaftigkeit und viele Dialoge, die ich nicht besonders elaboriert fand, die den Spaß an „Am goldenen See“ in Grenzen hielten. Mich wundert nicht, dass das Stück auf der Bühne nicht der große Hit wurde, der Film aber gut ankam. Das erstmalige Zusammenwirken sowohl von Hepburn und Fonda als auch von Fonda und Fonda war eine Sensation und die beiden Oscars für Fonda senior und Hepburn, für die es schon die vierte Auszeichnung war, eine Verbeugung vor dem Lebenswerk der beiden.

Trotz seiner großen Reputation als Schauspieler war es für Fonda der erste Oscar und natürlich der einzige. Als er beispielsweise 1958 für „Die zwölf Geschworenen“ nominiert war, hatte er mit Alec Guiness in „Die Brücke am Kwai“ leider einen herausragenden Konkurrenten, gegen den er verlor. Hepburn hingegen hält bis heute den Rekord mit vier Oscars, alle in der Königskategorie „Beste Hauptdarstellerin“ gewonnen. Drei davon kurioserweise erst ab den späten 1960ern und den letzten für „On golden Pond“. Als wir sie uns als Lieblingsschauspielerin ausgesucht hatten, wussten wir von diesem außergewöhnlichen Ruhm nichts, denn es gab noch kein Internet und keine IMDb, in der man alles detailliert nachlesen kann.

Der Film ist also ein Film über reife Menschen, gespielt selbstverständlich von reifen Menschen und eigentlich auch für reife Menschen, denn man sollte die Geschichte des Hollywoodfilms und die der beiden oder drei Hauptdarsteller etwas kennen, um einen Gewinn aus dem Stück zu ziehen, der über das recht flache Drehbuch hinausgeht, das gleichwohl für einen Oscar nominiert wurde – und ihn sogar erhielt. Damit kommen wir auf drei Oscars für „On Golden Pond“. Heute wird der Film mit 7,7/10 in der IMDb gut bewertet, aber ein Superklassiker ist er damit nicht.

Wenn man die Rollen bewertet, liegt Hepburn knapp vorne, auch wenn sie ein bisschen zu viel Energie verströmt, Fonda hingegen fehlt genau dieses Quäntchen mehr, das seine Figur perfekt gemacht hätte. Die vielen Altersgebrechen werden doch sehr herausgestellt und die Greisenhaftigkeit eines Mannes, der in Wirklichkeit erst 76 war, auch in seinem Gang und seiner Sprache zu sehr betont. Stellenweise schafft es die deutsche Synchronstimme nicht, beim Murmeln und Grummeln zu bleiben und wird deutlich klarer. Im See hingegen hält er es überraschend gut aus, an einen herausstehenden Felsen geklammert.

Es ist einfach anrührend, diese beiden Größen und die talentierte jüngere Generation so zusammen zu sehen, zumal, wenn man ihre Geschichte kennt, den Hintergrund des Vater-Tochter-Verhältnisses im Film wie im Leben, die vielen Karriere-Aufs-und-Abs von Hepburn, das ist alles lebende Filmgeschichte. Für uns der Grund des Erfolgs von „Am goldenen See“, siehe oben. Wir lassen das nicht außer Acht, wenn wir zur Bewertung kommen.

Nachtrag

Für die Verhältnisse gegenwärtiger Veröffentlichungspraxis ist die obige Rezension noch gar nicht so alt, vier Jahre etwa. Trotzdem bietet sich eine Ergänzung anlässlich der Publikation an. Ja, doch, das Vergreisen ist auch bei uns vorangeschritten. Noch ein paar Jährchen … gut, wir wollen es nicht übertreiben, sonst endet es mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Wir werden kurzn nach dieser Rezension zwei Filmbiografien über die Fondas besprechen, weil sich für Henry Fonda mit dem Film der Lebens- und Wirkungskreis geschlossen hat. Ein bisschen möchten wir auch eine Aussage korrigieren: Absolute Lieblingsstars haben wir aus der Generation nur wenige und insgesamt nur wenige, aber Fonda liegt ganz sicher unter denen, deren Leistung wir am höchsten einschätzen. Ein wenig weitet sich das Bild immer, wie zuletzt durch das Anschauen von „My Darling Clementine“ und natürlich seiner epochalen Rolle in „Früchte des Zorns“.

Das sind ikonografische Filme, beide von John Ford inszeniert und in ihnen wird deutlich, wie wertvoll sein von den anderen doch deutlich unterscheidbarer Schauspieler wie Fonda damals war, um das Einfache zu sublimieren und das Stilisierte vorsichtig zu dämpfen. Katherine Hepburn betreffend holen wir gerade das nach, was wir oben als abwesend erwähnt haben und komischerweise gibt es dadurch eine leichte Verschiebung in die andere Richtung als bei Henry Fonda: Hepburns frühe Filme sind allein durch sie ungewöhnlich, die meisten davon wären aber ohne sie kaum noch von filmhistorischem Interesse, wenige hingegen stechen umso deutlicher heraus. Sie hat ihre eigene Persönlichkeit auf eine Weise ungeniert auf die Leinwand übertragen, die damals hohe Aufmerksamkeit erregte. Das war einfach deshalb möglich, weil Hepburn einen familiären Background hatte, der sie fast von allen anderen Darstellerinnen der Zeit unterschied und es ihr ermöglichte, fast eine ganze Generation moderner zu wirken, sogar optisch. Das ist natürlich Star-Appeal und sie wusste es, wäre aber trotzdem beinahe nach gutem Beginn gestrauchelt, trotz guter Rollen, weil einige ihrer Filme floppten und es sicher auch etwas Häme darüber gab, dass gerade ihr das passierte. Aber es ist gerade sehr interessant, in den Hepburn-Filmen der 1930er nach den Grundlagen dessen zu suchen, was sie nach Generationen noch als die vielleicht größte Hollywood-Schauspielerin kennzeichnet.

Noch eines wollen wir nicht verschweigen. Aus den Fonda-Filmbiografien geht hervor, dass „On Golden Pond“ nicht zu einer deutlichen Annäherung von Jane Fonda an ihren Vater führte, obwohl sie das beim Kauf der Rechte sicherlich erhofft hatte. Zumindest die Auszeichnungen betreffend, war sie ihm Vater ein gutes Stück voraus – zwei Oscars als beste Hauptdarstellerin hatte sie gewonnen, womit vielleicht nie ein Film gedreht wurde, der mehr Hauptdarsteller-Oscars auf weiblicher Seite vereinigt hatte.  

Wir hatten bereits mehrmals den Fall, dass wir Filme nachträglich in unser Konzept einfügen mussten, das vorsieht, so viele Filme wie möglich von all jenen zu rezensieren, die jemals Mitglied in der IMDb-Top-250-Liste waren. Hier war es erstmals umgekehrt. Wir waren uns so sicher, dass „On Golden Pond“ einmal dazugehört haben muss, dass wir gar nicht nachgeschaut haben, bevor wir die Einordnung vornahmen. Das war ein Fehler. Die Liste entstand 1996, und die Tatsache, dass damals gefühlvolle Romantik-Komödien gemacht wurden, bedeutet nicht, dass ein Familienfilm, der schon 15 Jahre alt war, ein sicherer Kandidat für die neue Liste war, anders als viele Filme aus den 1990ern, die heute fast vergessen sind. Auch die Bewertung von 7,7/10 (2019) bzw. 7,6/10 (2023) ist kein sicheres Zeichen dafür, dass die ca. 7,8/10 erreicht wurden, die für die Aufnahme notwendig waren, als die Liste eingeführt wurde (heute 8,1/10).

75/100

© 2023 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Rezension 2019)

(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia 

Regie Mark Rydell
Drehbuch Ernest Thompson
Produktion Bruce Gilbert bei
Universal Pictures
Musik Dave Grusin
Kamera Billy Williams
Schnitt Robert L. Wolfe
Besetzung

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