Men in Black / MIB (USA 1997) #Filmfest 997 #Top250

Filmfest 997 Cinema – Concept IMDb Top 250 of All Time (130)

Spaß im Glas

Men in Black (auch MIB) ist eine US-amerikanische Science-FictionKomödie aus dem Jahr 1997 mit Tommy Lee Jones und Will Smith in den Hauptrollen. Regie führte Barry Sonnenfeld. Das Thema des Films basiert auf der Miniserie Men in Black von Malibu Comics, welche Verschwörungstheorien über Agenten in schwarzen Anzügen im Dienst amerikanischer Regierungsbehörden parodiert. 

 Wir haben es immer gewusst – dass Aliens unter uns leben. Echte Aliens aus anderen Welten. Niemand erklärt uns im Film, warum sie sich unter menschlichen Körpern verstecken müssen, aber es gibt Legale mit Asylrecht und Illegale, die meist böswillig sind und die Welt vernichten wollen – dagegen gibt es die MiB, eine Sonderorganisation der US-Regierung, die erstaunlich wirksame Waffen hat, wenn sie denn endlich der Schaben habhaft wird, die um einiges zu groß für eine normale Restaurantküche und den Körper unbedarfter Landeier sind. Lesen Sie bitte weiter in der –> Rezension.

Handlung (1)

Am Anfang verfolgen Agent K und sein Partner einen Außerirdischen, der illegal auf der Erde ist. Nachdem sie ihn eliminiert haben, weil der Außerirdische unwissende Menschen angriff, quittiert K’s Partner D den Dienst, da er sich wegen seines Alters der Aufgabe nicht mehr gewachsen fühlt.

Der New Yorker Polizist James Edwards verfolgt einen Kriminellen, der schließlich Suizid begeht, indem er sich von einem Dach des Guggenheim-Museums stürzt. Dieser war ein Außerirdischer. Kurz darauf tritt Agent K in Edwards´ Leben, der ihn für die Geheimorganisation „Men in Black“ (MIB) rekrutiert. Edwards erfährt, dass Außerirdische schon seit Jahrzehnten auf der Erde leben, welche laut K so etwas wie „Casablanca ohne Nazis“ sei. Außerirdische aus allen Teilen der Galaxis können auf der Erde Asyl beantragen. Die MIB erteilen Aufenthaltserlaubnisse und kümmern sich vor allem darum, dass diese sich nicht allzu sehr danebenbenehmen. Illegal eingewanderte Aliens werden abgeschoben oder eliminiert. Ein besonderes Hilfsmittel, um ihre Tätigkeit vor den anderen Menschen zu verbergen, ist der „Neuralisator“, ein oft benutzter Gedächtnis-Löscher. Edwards entscheidet sich für ein Leben bei den MIB.

Nachdem bei Edwards alle Identifikationsmerkmale entfernt sind, ist er fortan Agent J und arbeitet an der Seite von Agent K. Derweil ist ein illegal gelandetes Rieseninsekt, eine extrem bösartige Schabe auf der Suche nach einer Mini-Galaxie und versteckt sich dabei in der Hauthülle des Farmers Edgar. Die Galaxie, eine Super-Energiequelle, wurde von Aliens auf der Erde versteckt. Durch Befragungen von Außerirdischen und gezielter Recherche kommen Agent K und Agent J der Schabe auf die Spur. Diese hat derweil einen arqulianischen Prinzen und Hüter der Mini-Galaxie, Gentle Rosenberg, ausfindig gemacht und ihn und seinen Freund umgebracht. Die Mini-Galaxie im Halsband der Katze Rosenbergs erkennt er noch nicht. So wird die Katze mit dem Namen Orion mit den Leichen in das Leichenschauhaus, in dem Dr. Laurel Weaver arbeitet, gebracht. Der Prinz verrät kryptisch den Ort der Galaxie, stirbt aber anschließend.

Rezension

Von Regisseur Barry Sonnenfeld haben wir bisher „Die Addams Family“ und den Nachfolger, „Die Addams Family in verrückter Tradition“ rezensiert, wobei sich unsere Begeisterung in überschaubaren Grenzen bewegte.

Grenzenlos ist hingegen das Universum. Oder doch nicht? Immerhin haben am Ende die Galaxien nur Murmelgröße und man kann sie alle zusammen in eine Tasche packen. Auf der Tasche steht wahrscheinlich drauf „Schöpfungs-Discount“ und derjenige, dem die Tasche gehört, ist natürlich Gott höchstpersönlich. Der wird uns aber nicht gezeigt, denn eines will dieser Film sicher nicht: Kontroversen über Religion auslösen.

Wenn man ihn genauer betrachtet, hat er sehr wohl subtile Botschaften, die vor allem bei den US-Kritikern erstaunlicherweise und sehr gerne übersehen werden.

Erstens leben fast alle Aliens, die auf der Erde Asyl finden, in den USA, besonders in New York. Das ist nicht nur praktisch, weil sich die Zahl der Aktionsplätze damit begrenzen lässt, sondern auch typisch: Wo, wenn nicht dort, sollten sich Außerirdische, die das irdische Dasein genießen wollen, sonst niederlassen? Deswegen sind auch alle Aliens, die uns auf einem Schaubild gezeigt werden, US-Amerikaner. Erkannt haben wir nur Sylvester Stallone, aber es sollen weitere Künstler und Politiker darunter sein. Im Grunde sind dies aber alles die guten Aliens, denn sie haben eine Aufenthaltserlaubnis (1).

Der Anfang des Films zeigt aber einen illegalen Grenzübertritt aus Mexiko, dabei ist auch ein Alien. Das ist deshalb so perfide, weil so getan wird, als seien die echten Mexikaner willkommen, sie suchen ja nur Arbeit. In Wirklichkeit werden die einfach so einwandernden Mexikaner nicht so schnell legalisiert, vielmehr sterben geschätzt jährlich 250 bis 500 Menschen beim Versuch, die Grenze nordwärts zu passieren – die seit 2006 erheblich verstärkten Grenzanlagen, die von humanitären Organisationen mit der Berliner Mauer verglichen werden, gab es zur Zeit von MiB I allerdings noch nicht. Wenn man von hier wieder eine Linie zur bösen Schabe zieht, dem Gegenspieler der MiB-Agenten, könnte man auf den Trichter kommen, dass Außerirdische oder Fremdländer, die nicht legal in die USA einwandern, etwas Schabenhaftes besitzen. Man darf es aber auch nicht übertreiben ode zu ernst nehmen, schließlich ist der Film, wie man am zeitweise sichtbaren WTC in New York erkennt, vor 9/11 und der darauf folgenden Paranoia gedreht worden, also in der vergleichsweise liberalen Clinton-Ära.

Logik ist keine Messgröße, sonst würde der Film äußerst schwach abschneiden: Warum sollte ein Alien einen unbequemen Transport über die Grenze über sich ergehen lassen, wenn er von Outer Space kommt und auch direkt in den USA landen könnte? Das wäre höchstens dann sinnvoll, wenn er am falschen Platz abgestürzt wäre, was im Film aber nicht erwähnt wird.

Weshalb illegal eingewanderte, nicht geschulte Aliens so gut Englisch können, während die Botschaften des Schiffes, das die Galaxie zurückhaben will, hinter der auch die Schabe her ist, offenbar entschlüsselt werden müssen, bleibe ebenso im Dunkeln wie die Erklärung dafür, dass die Aliens zwar alle mögliche Technologie als Preis für ihren Aufenthalt in den USA an die rückständigen Terrestrianer weitergeben müssen, wir aber immer noch nicht in der Lage sind, bemannte interstellare Raumflüge durchzuführen, wie es für viele andere Spezies offenbar ein Leichtes ist. Andererseits sind diese Aliens nicht in der Lage, sich wirksam gegen die Feuerkraft der Materie neutralisierenden Wummen zu schützen, welche die MiB verwenden.

Dafür ist die Katze, welche die umkämpfte Galaxie am Halsband trägt, wirklich süß und die Idee an sich ist auch nett. Die Idee für den Film ist allerdings nicht von Außerirdischen mitgebracht worden, vielmehr basiert das Spektakel auf einem Malibu-Comic von Lowell Cunningham.

Gemäß Angaben in den „Trivia“ der IMDb wollte Will Smith die Rolle des Agenten „J“ (Jay) erst nicht übernehmen, erst seine Frau Jada Pinkett Smith musste ihn davon überzeugen. In eine Dokumentation des ausstrahlenden Senders im Anschluss an den Film kommt das komplett anders rüber. Dort wird dargestellt, wie außergewöhnlich strategisch Smith seine Karriere plante und wie gut dieser Film nach dem Mega-Erfolg von „Independence Day“, der ihn weltberühmt machte, in sein Konzept passte: Weil der damit die nächste Stufe erklimmen konnte. Die vom frischgebackenen Superstar zur eigenen Marke. Dazu passt, dass er auch den Titelsong gerappt hat, also auch seine musikalischen Ambitionen hier unterbringen konnte. Offenbar war er aber nicht erste Wahl , mehrere andere Schauspieler hatten die Rolle abgelehnt – ebenso wie Clint Eastwood die des Partners „K“ (Kay), die von Tommy Lee Jones gespielt wird.

Wie auch immer die Besetzung ursprünglich aussehen sollte, sie ist gelungen. Buddy-Paare funktionieren immer, wenn sie so gegensätzlich angelegt sind wie hier, mit dem coolen und kargen Tommy Lee Jones und dem typischen Blaxploitation-Gestus, den Will Smith verkörpert: Ständig flotte Sprüche drauf und immer in Action. Eddy Murphy war’s, der diesen Typ eingeführt hat, und der hatte bis dahin im US-Kino tatsächlich gefehlt, das von Klischees nicht nur durchsetzt ist, sondern auch in hohem Maß profitiert.

Will Smith hat es aber geschafft, Afroamerikaner in Blockbustern wie „Independence Day“ in Hauptrollen zu bringen. Bemerkenswert ist daran, dass fast alle Hauptrollen für Farbige bis heute das Rassenthema auch zum Gegenstand haben, sei es in den 1990ern bei Spike Lee oder jüngst in „12 Years a Slave“ – während Smith’s Rollen ethnisch neutral sind (in MiB gibt es einen einzigen Satz über Schwarze, die’s in New York vom Himmel regnet, als er auf das Oberdeck eines Busses springt – der Satz soll improvisiert gewesen sein und sonst gibt es keine Anspielung in diese Richtung).

In der Saison 2007/2008 hatte Smith dann den Gipfel erreicht: Er galt als der US-Kinostar mit dem höchsten Einkommen und der größten Kassengarantie, in den Jahren 2002 und 2012 wurden Fortsetzungen von MiB gedreht.

Erwähnen wollen wir Linda Fiorentino als Gerichtsmedizinerin oder Pathologin Laurel Weaver. Sie hat nur wenig Spielzeit, aber warum sie zwei Jahre vor dem Dreh von MiB vom Empire Magazin auf Platz 66 der 100 sexiesten Stars aller Zeiten gewählt wurde, das können wir nachvollziehen. Wir wollen nicht hoffe, dass dieses Gefühl erotische Anziehung, das wir sofort bei ihrem Auftritt verspürten, daran lag, dass sie im Leichenhaus arbeitet oder der vorherigen Befassung mit ekeligen Schaben zu verdanken ist. Darüber hätten wir nachzudenken, obwohl wir natürlich zur Gerichtsmedizin aufgrund der „TatortAnthologie“ ein vergleichsweise vertrautes Verhältnis haben und es dort mittlerweile auch gutaussehende Frauen gibt.

Vincent d’Onofrio als Hillibilly und im weiteren Verlauf als beinahe platzender Körper für die böse Schabe ist ebenfalls klasse und erhielt für seine Darstellung einen Saturn-Award, der Film als solcher wurde u. a. in Deutschland mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet.

Der Cast und die Spezialeffekte sind auf jeden Fall wesentlich für den Erfolg des Films, die Handlung ist eine Variante vieler früherer Außerirdischen-Invasionsfilme, angereichert durch einige witzige Einfälle wie den als Weltausstellungsobjekten getarnten fliegenden Untertassen sowie Versatzstücken aus dem unendlichen Universum der SF-Filme und –literatur. Wunderbar sind die Aliens geworden, zudem erhielt MiB seinen einzigen Oscar für das Makeup. Die Show ist super, keine Frage, und sie hat, neben Smith‘ astronomischer Gage, dafür gesorgt, dass der Film die für 1997er Verhältnisse hohe Summe von 90 Millionen US-$ gekostet hat, was vor allem im Vergleich zu seiner Länge von nur 98 Minuten bemerkenswert ist (er spielte allerdings weltweit 529 Milionen ein).

Welche Stelle war es noch, an der wir so richtig losgelacht haben, während sonst eher das Grinsen überwog? Sicher war es nicht eine der Schleim-Szenen, die gehören natürlich dazu, auch nicht die Action-Momente oder die Sequenzen in der Pathologie. Komisch, fällt uns nicht mehr ein, obwohl es gerade 12 Stunden her ist, dass wir uns den Film angeschaut haben. Das sagt auch etwas über unseren Zugang zu diesem Popcorn-Kino, das MiB für die meisten Zuschauer so amüsant macht.

Finale

MiB ist weder ein Meisterwerk der Filmkunst noch ein Meilenstein des SF-Films, aber aufgrund seiner Besetzung und seiner optisch-tricktechnischen Ideen und Reize schöne Unterhaltung – ob für die ganze Familie, bestimmt sich danach, ob man platzende, Dreck spritzende Aliens für kindergeeignet hält. Menschen kommen in dem Film erkennbar nicht zu Schaden, das heißt auch, die Bedrohung der Erde existiert zwar als Ganzes, aber die MiB sind am Ende noch vollzählig.

Damit Sie nicht umblättern müssen, fügen wir im Finale bei älteren Rezensionen die eine oder andere Stimme bei, die nicht die unsrige ist – in den neueren Kritiken integrieren wir diese Stimmen mehr. Sie werden aber feststellen, dass der Tenor ziemlich eindeutig ist und in etwa dem unseren entspricht:

„Eine ironisch-circensische Persiflage auf das Science-Fiction-Genre, die durch ihre optische Brillanz ebenso verblüfft wie durch ihre stupende Zitierwut. Bei aller ausgelassenen Fabulierlust findet der Film zwangsläufig zu keiner inhaltlichen Vertiefung, bietet aber stets kurzweilige Unterhaltung.“ – Lexikon des internationalen Films[3]

„So hervorragend Sonnenfelds Inszenierung, die herrlich an die Space Age erinnernden Bauten oder die makellosen Spezialeffekte auch sein mögen, seine entscheidenden Trümpfe hält ‚Men in Black‘ mit seinem hervorragenden Starduo in der Hand. Smith‘ laxe Sprüche bilden einen idealen Gegenpol zu Jones‘ lakonischer Coolness. […] Natürlich hätte dieser James Bond für das ironische Zeitalter weniger kalkuliert ausfallen können – zu keinem Moment streift der Film seine kühle, wissende Hülle ab –, aber wie auch das sensationelle Einspiel in den USA beweist, wird das den Siegeszug dieses maßgeschneiderten Blockbusters in keinster Weise behindern.“– kino.de[4]

„Vielleicht ist die ‚Men in Black‘-Story nicht gerade innovativ. Aber selbst wenn Sonnenfeld und sein ausführender Produzent Spielberg […] die fliegende Untertasse nicht neu erfunden haben, kann das spritzige Drehbuch – neben den sehr menschlichen Aliens – mit genug durchgeknallten Einfällen für gut anderthalb Stunden Popcorn-Unterhaltung aufwarten. […] Fazit: Köstlicher Science-Fiction-Spaß mit vielen netten Aliens von nebenan.“ – Cinema[5]

„Gute Effekte, spritziger Humor, rasante Aktion sowie zwei ausgezeichnet aufgelegte Hauptdarsteller und ein großer Reigen an faszinierenden Ideen machen ‚Men In Black‘ zu einem zwar anspruchsfreien, nichtsdestotrotz aber rundum gelungenen Unterhaltungsfilm mit einer Extraportion Coolness.“ – Filmstarts[6]

Der Film war nach seinem Erscheinen zunächst in der IMDb-Liste der Top-250-Filme aller Zeiten und Länder enthalten, wir haben aber in vorausgehenden Rezensionen zu Filmen ab Mitte der 1990er erklärt, warum es damals relativ leicht war, in die Liste einzutreten: Sie wurde 1996 gestartet und neue Filme wurden oft hoch bewertet. In der Tat war das Kino damals innovativer als heute und die aktuellen technischen und optischen Standards wurden herausgearbeitet, dazu trug auch MIB bei. Den Test der Zeit zu bestehen, ist eine andere Sache. Kaum einer dieser Filme ist heute noch in der Liste. Die IMDb-Nutzer.innen vergeben im Durchschnitt 7,3/10 für den ersten MIB-Film, erforderlich für eine Aufnahme in die Liste sind aber mittlerweile 8,1/10; unsere Wertung erfahren Sie nach diesem Satz.

70/100

© 2023 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2014)

(1), kursiv und tabellarisch: Wikipedia 

Regie Barry Sonnenfeld
Drehbuch Ed Solomon
Produktion Laurie MacDonald
Walter F. Parkes
Musik Danny Elfman
Kamera Donald Peterman
Schnitt Jim Miller
Besetzung

 

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