Energie-Ziele der Regierung in weiter Ferne (Statista + Update + Kommentar) | Briefing 387 | Klima, Energie, Umwelt, KER, Klima-Energie-Report, Wirtschaft

Briefing 387 Klima, Energie, Umwelt, KER, Klima-Energie-Report, Wirtschaft, Energiewende, Erneuerbare Energien, Photovoltaik, Windkraft, E-Mobilität

Wenn die Ampel schon auf so vielen Gebieten nicht performt oder doch diesen Eindruck erweckt – dann wenigstens dort, wofür sie angetreten ist und wofür vor allem die Grünen gewählt wurden? In puncto Energiewende? Wir sehen hier den Stand der Dinge. Der Artikel ist ein Update zu diesem Beitrag aus dem vergangenen Jahr.

Energie-Ziele der Regierung in weiter Ferne

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Die Energieziele der Bundesregierung liegen derzeit noch in weiter Ferne. Wie die Statista-Grafik auf Basis einer aktuellen Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) zeigt, entspricht der aktuelle Stand des Windkraft-Ausbaus an Land zwar immerhin rund 60 Prozent des Ziels von 2030. Bei der Windkraft auf See sind jedoch lediglich 28 Prozent des Ziels für 2030 erreicht. Bei der Elektromobilität schaut es noch schlechter aus: von den angepeilten 15 Millionen Elektroautos sind erst rund 1,3 Millionen zugelassen, was einer Quote von 8,6 Prozent entspricht. Ähnlich mau verhält es sich bei der Anzahl der Ladepunkte für Elektroautos.

Die Experten des DIW haben zudem errechnet, dass das derzeitige Ausbautempo bei fast allen Indikatoren zu niedrig ist, um die Ziele für 2030 noch erreichen zu können. Hierzu haben Sie den Ausbautrend der vergangenen zwölf Monate mit dem Tempo verglichen, das für das Erreichen der 2030-Ziele notwendig ist. Danach bleiben die Windkraft an Land und insbesondere die Windkraft auf See noch hinter der Photovoltaik zurück. Dies weise auf einen besonderen Handlungsbedarf bei der Windkraft hin. Auch bei der Elektromobilität sei das Ausbautempo noch deutlich zu langsam.

In dem Fall muss man so fair sein, festzuhalten, dass die Ampel das extrem langsame Ausbautempo der Erneuerbaren von der schwarz-roten Vorgängerregierung Merkel geerbt hat und es lässt sich nicht über Nacht vervielfachen. Die Energieanlagen müssen geplant und genehmigt werden. Kürzlich hatten wir uns ein wenig mit Offshore-Windkraft befasst, weil wir u. a. wissen wollten, wer die großen Player im Anlagenbau sind (unter anderem die spanisch-deutsche Siemens-Gamesa). In dem Bereich sieht es aktuell mau aus, da sind Großbritannien und Dänemark weiter – aber das Beste kommt in den nächsten Jahren. Einige bedeutende deutsche Offshore-Windparks sind im Bau oder in der Planung.  Wir könnten uns vorstellen, dass es bis 2030 auf diesem Gebiet wesentlich besser mit der Zielerfüllung aussieht.

Interessant ist daher der Vergleich mit dem Vorjahr (oben verlinkter Artikel). Insbesondere auf dem Gebiet der Photovoltaik hat sich, ziemlich im Stillen, einiges getan. Die Photovoltaik ist kein Politikum, wie etwa die Windkraftanlagen und ihre Abstände zu Wohngebieten oder die Bedenken von Naturschützern, das macht die Photovoltaik sehr smooth. Prozentual den größten Zuwachs gab es bei den Elektroautos, aber man ist viel zu weit vom Ziel entfernt, als dass es 2030 noch erreichbar wäre. Es wird nicht anders gehen, eine Zielüberschreitung bei der Energieversorgung wird das ausgleichen müssen, wenn das Gesamtziel erreicht werden soll.

Die Entwicklung der E-Mobilität ist wohl aktuell die größte Enttäuschung für diejenigen, die der Ansicht waren, man könnte bis 2030 etwa 30 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands elektrifiziert haben. Das Hin und Her bei der Förderung ist Gift für die Forcierung der E-Mobilität und auch für die Planbarkeit des Modellprogramms der Automobilhersteller. Deren Wohl und Wehe hängt zwar längst nicht nur vom deutschen Markt ab, aber es macht immer einen schlechten Eindruck, wenn der Heimatmarkt dieser Unternehmen  politisch in die Sackgasse gefahren wird. E-Mobilität ist, anders als die Erneuerbaren im Bereich der Energieerzeugung, für uns allerdings auch ein schwieriges Thema, wie wir mehrfach festgehalten haben.

Ganz sicher wird sich der Wechsel hin zu den Erneuerbaren langfristig auszahlen. Sie sind im Betrieb    sehr günstig und die Rechnung wird noch besser, wenn man den Aspekt der Nachhaltigkeit einbezieht. Und man darf den Autarkieaspekt nicht vergessen. Es ist ein großer Vorteil, von den Lieferungen anderer Länder unabhängig zu sein, die diese Lieferungen auch als politische Waffe einsetzen können oder deren Regierungen nicht den hiesigen Vorstellungen von Menschenrechtswahrung entsprechen. Saubere Energie ist auch gut für die Moral. Es gibt noch genügend andere Rohstoffe, mit denen man rohstoffarme Länder wie Deutschland politisch erpressen kann, aber Energie ist die Grundlage von allem und deshalb ist sie ein Kernbereich der Wirtschaftstransformation, dem allergrößtes Augenmerk geschenkt werden muss. Der Vergleich mit 2022 zeigt, es geht voran. Aber auf manchen Gebieten nicht schnell genug, als dass die Ziele einzuhalten wären.

TH

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