Die Ehe (Teil 1) #Valentinstag: Die meisten Ehen enden nicht vor Gericht (Statista + Zusatzinfos) | Briefing 442 | Gesellschaft

Briefing 442 Gesellschaft, Ehe, Eheschließung, Scheidung, Tod

Sind Sie verheiratet, liebe:r Leser:in? Der „Tag der Ehe“ war bereits am 26. Januar 2024, aber auch am Valentinstag kann man in das Thema einsteigen, ohne dass man damit andeuten muss, dass der Valentinstag nur für Eheleute ist. Ganz und gar nicht. Zum Geist des Valentinstags passt es aber, dass die Zahl der Ehescheidungen in Deutschland sinkt.

Infografik: Die meisten Ehen enden nicht vor Gericht | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz CC BY-ND 4.0 Deed | Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International | Creative Commons erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Bis dass der Tod euch scheidet – dieses Eheversprechen halten die meisten Paare in Deutschland ein. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigt, werden mehr Ehen durch den Tod eines Ehepartners gelöst als durch einen Scheidungsrichter. Wie der Verlauf der beiden Kurven in der Grafik zeigt, war die Zahl der Ehelösungen durch Tod eines Ehepartners seit den 1970er Jahren rückläufig, während die Zahl der richterlichen Scheidungen stieg – dieser Trend hat sich zu Beginn des neuen Jahrtausends umgekehrt.

Die Ursache für die Entwicklung können auch Experten nicht genau benennen. Möglicherweise liegt es an einer steigenden Wertschätzung konservativer Werte, mutmaßt etwa Michaela Kreyenfeld, Soziologieprofessorin an der Hertie School in Berlin. Denkbar sei aber auch, dass Paare heute nicht mehr so leichtfertig heiraten wie früher. Denn heute leben immer mehr Paare auch ohne Trauschein lange zusammen. „Denkbar ist deshalb, dass diejenigen, die überhaupt noch heiraten, es dann auch ernster meinen“, sagt Kreyenfeld.

Das ging uns sofort durch den Kopf: Wir müssen noch etwas ergänzen. Die obigen Zahlen sind nicht vollständig, wenn man nicht die Gesamtzahl der Eheschließungen in Deutschland über die Jahre hinweg ergänzt. Denn eine geringere Zahl von Ehen führt natürlich auch zu einer tendenziell geringeren Zahl von Scheidungen, ohne dass sich andere Parameter verändert haben müssen.

In der Tat wurden im Jahr 1950 mehr als doppelt so viele Ehen geschlossen wie 2022: Eheschließungen in Deutschland bis 2022 | Statista. Seit Beginn der 2000er ist allerdings die Zahl der geschlossenen Ehen nahezu  konstant und liegt bei 350.000 bis 400.000 jährlich. Das bedeutet in der Tat, dass die auffällige Rückläufigkeit von Ehescheidungen, die seit Mitte der 2000er zu beobachten ist, eine höhere Ehetreue (nicht gleichzusetzen mit Treue in der Ehe) impliziert.

Stimmt das? Ja, sofern man eine weitere Zahl berücksichtigt. Die meisten Ehen werden im 6. Ehejahr geschieden, danach nimmt die Rate sukzessive ab. Ehen, die also schon in den 2000ern geschlossen wurden, sind relativ sicher, und da die Zahl der geschlossenen Ehen seitdem nur geringe Veränderungen erfahren hat, kann man von einer Tendenz zu stabileren Ehen sprechen. Dass hingegen die Zahl der Ehen, die durch Todesfälle enden, in den letzten Jahren stark gestiegen ist, liegt vor allem daran, dass es sich um Ehen handelt, die in ebenjenen „ehestarken“ 1950ern geschlossen wurden. Das wird sich auch noch einige Jahre fortsetzen, bis die „Babyboomer“ nicht nur aus dem Erwerbsleben, sondern auch aus dem Eheleben abtreten und versterben werden.

Die Ehe im Wandel der Zeit ist ein spannendes Thema, dem wir uns in Updates zu diesem Beitrag weiter widmen werden.

TH

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