1. Juni 2019, 14 / 16 Uhr: Alle zur Herrfurthstraßen-DEMO und dann zum Urbanstraße-67-MIETPROTESTFEST / @u67bleibt @urbanbleibt @Krossener36 @Box32B @F_Schmidt_BB @Forster112 @DoebertSteffen @HerrDonau / #Vorkaufsrecht #b2605 #Hofflohmarkt #Flohmarkt #DIESEeG #Dachgenossenschaft #Kommunalisierung #Mietenwahnsinn #wirbleibenalle #Friedrichshain #Xhain #Kreuzberg #Verdrängung #PlanReComXhain

2019-05-17 Mieter kämpft um diese Stadt Häuserkampf

Wir springen von der heutigen Morgen-Demo direkt zur nächsten Ankündigung einer Aktion gegen den Mietenwahnsinn.

Dieses Mal erlauben wir uns eine Doppelankündigung – auch, weil die beiden morgigen Ereignisse miteinander verbunden sind, im Titelbild haben wir daher ihre Plakate miteinander verbunden. Dort steht auch gut lesbar, was am ersten Junisamstag zu tun ist:

  • Um 14 Uhr bitte zur Herrfurthstraße, Eingang Tempelhofer Feld und zwei Stunden später
  • alle zusammen zum Mietprotestfest der Urbanstraße 67 in Kreuzberg!

Letzte Woche hatte die Urbanstraße ihre „Eröffnungsveranstaltung“ mit dem Hofflohmarkt, für die  ist morgen der Moment, in dem sie sich zeigen werden – nicht ganz. Die Initiative „HerrDonau“ hat sich bereits am 25. Mai auf dem Protestfest der Krossener Straße 36 vorgestellt, ihr sind die ersten beiden Minuten des wichtigen Videos gewidmet, das wir gleich folgen lassen – es zeigt aber dann auch weitere Häuser und  Menschen, die wir mittlerweile kennen und an deren Schicksal wir großen Anteil nehmen. Das Video ist auch deshalb gut gemacht, weil es die wachsende Vernetzung der Mieter_innen-Bewegung in Berlin spiegelt, die wir wahrnehmen und die wir unterstützen möchten, so weit es in unseren Möglichkeiten steht:

Da wir heute erstmals über „HerrDonau“ schreiben, greifen wir auf die Darstellung zurück, die man auf deren Facebook-Präsenz nachlesen kann.

Wir zitieren direkt, was immer den Vorteil hat, dass wir keine Übertragungsfehler einbauen können, diese Selbstbeschreibung beinhaltet auch den Aufruf zur morgigen Demo:

„Wer ist HerrDonau?

Wir sind eine Initiative von 2 Berliner Mietshäusern (Donaustr.130, Herrfurthstr.20) die in einem Paket an die ZBI Fondsmanagement AG verkauft wurden. Wir kämpfen dafür, dass der Stadtbezirk das Vorkaufsrecht geltend macht!

Wir schlagen die Trommeln auf Instagram, Twitter & Facebook, kooperieren mit anderen Projekten, denen es ähnlich geht! Wir schreien #NonNonNon wie MAL ÉLEVÉ, werden laut und machen Druck für ein solidarisches Berlin, in dem jeder noch einen Platz mit bezahlbaren Wohnraum hat!

Schließt euch uns an, wenn wir auf die Straße gehen, kommt zu unserer Kundgebung am 1.Juni in Neukölln. Lasst uns allesamt vereinen, für das Berlin, wie wir es kennen und lieben!!! Denn Wohnraum ist ein Menschenrecht und muss bezahlbar bleiben. (…)“

Bevor ihr euch alle anschließt, haben wir noch dieses Video von gestern: Wer es bei der Boxhagener Straße 32 oder der Krossener Straße 36 nicht mitbekommen hat, so macht man eigene T-Shirts. Wir wissen nicht, ob die anderen genauso vorgegangen sind, aber die Herrfurther- / Donaustraße lässt sich den Spaß nicht nehmen, per Siebdruck Handgemachtes zu fertigen. Man kann auch dem Mietenwahnsinn noch etwas Werkstattmäßiges abgewinnen.

Wenn erst alle derzeit im Kampf stehenden Häuser  glücklich in „DIESEeG“ angekommen sind, werden damit eine Kiezkultur und viele, viele Fertigkeiten erhalten können, die wir dringend brauchen werden, wenn sich der Finanzkapitalismus vor lauter Gier selbst aufgefressen hat:

Die Urbanstraße 67 ist bei uns bereits besser dokumentiert und wir können auf die Beiträge verweisen, die wir unten angehängt haben: Eindrücke vom Hofflohmarkt am vergangenen Sonntag und vorausgehend Allgemeines zum Haus. Wir hoffen, dass die IG HAB es zeitlich schafft, die bewährte Zusammenarbeit mit uns morgen weiterzuführen und uns Fotos und Beschreibungen von der Herrfurthstraße, der Donaustraße und der Urbanstraße zuzuleiten, damit wir lebendige Eindrücke von einem weiteren großen Tag im Kampf gegen den Mietenwahnsinn an unsere Leser_innen vermitteln können.

Heute war möglicherweise ebenfalls ein wichtiger Tag, an dem es um den „Block 527“ ging. Wir haben davon berichtet und freuen uns umso mehr auf morgen und senden solidarische Grüße an die drei oben herausgestellten Häuser und natürlich an alle anderen, die gegen Investoren aus allen Himmelsrichtungen kämpfen. Die Sterne stehen gut, wie man am Logo von „HerrDonau“ sehen kann.

TH

Zum vorausgehenden Beitrag vom 27. Mai 2019 / Hofflohmarkt der Urbanstraße 67:

Die IG HAB (@HeimatNeue), die Hausinitiative der Habersaathstraße 40-48 in Berlin-Mitte, war gestern zu Gast auf dem Hofflohmarkt der Urbanstraße 67 in Kreuzberg und hat uns viele schöne Bilder und einige Zeilen geschickt, mit denen wir auch unseren ersten Bericht, die Ankündigung des Hofflohmarktes, ergänzen können – der vorausgehende Artikel ist unten angehängt oder hinter diesem Link zu finden. Wir teilen den heutigen Beitrag wieder auf und beginnen mit dem Original-Event-Tweet der IG HAB:

1.) Wir waren da!

2.) Die kommentierte folgende Fotostrecke unterliegt dem © der IG HAB, wir verwenden sie mit deren Genehmigung. 

3.) Gedanken über die Urbanstraße 67 

„Es gibt in den gesamten Gebäudekomplex kaum Leerstand, außer im Vorderhaus eine Wohnung und das Dachgeschoss über den Lofts, weil marode“, hat uns die IG HAB unter anderem geschrieben. Und von einigen Bewohner_innen erzählt, die Untermietverträge haben und sozusagen im Gewerbe ansässig sind, vom Alteigentümer geduldet. Das riecht geradezu nach Verdrängungsgefahr. 

Wir waren uns beim Betrachten des Videos im ersten Beitrag nicht ganz sicher, aber die Bilder, die wir bekommen haben, zeigen es ebenfallsr: Dieses Haus hat mindestens eine, eher zwei hofseitige Backsteinfassaden. Die großen Fenster darin, deren Existenz wir im vorgestrigen Artikel bereits angedeutet hatten, gehören zu Fassaden dieser Art  untrennbar dazu. Woher diese Besonderheit, die es bei den meisten Häusern in unserer jetzigen Wohngegend oder in unserem früheren Kiez in Neukölln nicht gibt? Weil die Urbanstraße und andere in Kreuzberg einst nicht nur Wohnviertel, sondern auch pulsierende Wirtschaftsstandorte waren, die Straßen waren zuweilen stark von bestimmten Gewerben oder Gewerken gesprägt:

„Ursprünglich war die Urbanstraße ein Weg entlang der Hütung der Berliner Schlächter-Innung, der über die Dammstraßean den Teltow-Rand führte, wo er mit dem Weg aus der Hasenheide zusammentraf. Die Hütung war eine überschwemmungsgefährdete Wiese, die bis an den Landwehrgraben reichte. Die Schlächter mästeten damals noch selbst, und die Wiese hieß Schlächterhütung oder Urban,[1] was auf einen Schreibfehler der Bezeichnung Urlakezurückgehen soll. Bis zum Rixdorfer Damm kennzeichnete die Urbanstraße die Grenze zwischen Cölln und Tempelhof.

Offiziell trägt die Urbanstraße ihren Namen seit dem 1. November 1874. Ihr westliches Ende wurde 1975 in Blücherstraße umbenannt.“ (Wikipedia)

Einige Ensembles der Urbanstraße, die sich durch mehrere Höfe auszeichnen, wie sie auch das Haus 67 aufweist, sind heute denkmalgeschützt. Welche Unternehmen dort ursprünglich angesiedelt war, wissen wir nicht, aber die werkstattmäßige Tradition setzt sich fort in den immerhin acht Gewerbeeinheiten, die sich noch in der Urbanstraße 67 befinden.

Was uns beim Anschauen der Bilder von der IG HAB noch einmal getriggert hat:

Eigentlich wollten wir schon im Ausgangsbeitrag übers Loftwohnen philosophieren, aber wir waren nicht sicher, ob es in dem Haus sowas gibt und hatten den Absatz gecancelt.

Es existieren jedoch (echte, keine nachgemachten oder bloß so bezeichneten) Lofts und sicher führt das zu Möglichkeiten, schniekes Loftwohnen einzurichten. So häufig sind originale Häuser dieser Art nicht mehr, in denen man das noch baulich umsetzen kann. Wir haben, als wir nach Berlin kamen, miterlebt, wie Gewerbeareale zu Lofts umgewandelt wurden, erinnern uns z. B. noch gut an eine alte Papierfabrik in Treptow, in der wir Industriegeschichte in Form eines „Lost Place“ erleben konnten, bevor die Sanierung in Angriff genommen wurde.

Diese Fabriken waren ungenutzt. Auch wenn das neue Publikum, das nach dem Umbau dort einzog, die umliegenden Straßen etwas verändert hat, war dies nicht das Gleiche, als wenn man bestehende Hausgemeinschaften auseinanderreißen muss, um poshes Wohnen für betuchte Minderheiten zu organisieren und die damals wesentlich niedrigeren Miet- und Kaufpreise ließen auch mehr mittelständisches Miteinander zu.

Häuser wie die Urbanstraße 67 haben einen besonderen Charme, werden selten angeboten und dass die Renditesucher gierig sind, solche Perlen in die Hände zu bekommen, liegt – auf der Hand. Die Urban 67 ist auch ein vergleichsweise großes Haus, dessen Vorkauf Anstrengungen erfordern wird, aber wir meinen, was z. B. in der Karl-Marx-Allee viel wert war, sollte hier in kleinerem Maßstab auch berücksichtigt werden: Die Mieter_innen, die dort wohnen, die kleinen Unternehmen, die dort arbeiten, müssen geschützt werden! Das ist auch im Sinn der Nachhaltigkeit, die noch Bestand haben wird, wenn die Parvenüs einer virtuellen Blase längst Geschichte sind. Diejenigen, die hier wohnen und kreativ sind oder handwerklich tätig, sind Teil der gewachsenen Kiezkultur, die in Kreuzberg im Zweifel auch gegen mächtige und höchst unerwünschte Wirtschaftsinteressen bewahrt wird, wie wir vor einigen Monaten an der Abwehr des Google-Campus gesehen haben.

Wir wünschen den Bewohner_innen der Urbanstraße 67 alles Liebe und Gute für die nächsten, schwierigen Wochen – und merken uns bitte alle den 1. Juni vor, denn an diesem Tag findet das nächste Event der Urbanstraße 67 statt. Wir werden dazu  noch eine Ankündigung schreiben.

Thomas Hocke, Der Wahlberliner /  Theo Daniel Diekmann, IG HAB

Vorheriger Beitrag vom 25. Mai 2019:

Es geht weiter mit den „13 Häusern“ in Friedrichshain-Kreuzberg, für die derzeit das bezirkliche Vorkaufsrecht geprüft wird, heute erstmals mit einem Bericht über die Urbanstraße 67 in Kreuzberg.

Zuletzt hatten wir über das gerade laufende Protestfest der Krossener Straße 36 in Friedrichshain geschrieben, im vergangenen November war die Urbanstraße 66 eines der ersten Häuser, die gegen Verdrängung kämpften, über das wir berichtet hatten – für einen relativ kurzen Zeitraum, weil der bezirkliche Vorkauf dank des entschlossenen Einsatzes von Baustadtrat Florian Schmidt  rasch über die Bühne ging.

Der Hofflohmarkt, der morgen stattfindet, ist der „Opener“ der Urbanstraße 67, für die derzeit der Vorkauf durch den Bezirk zugunsten einer städtischen Wohnungsgesellschaft geprüft wird. Die Hausinitiative interessiert sich auch für #DIESEeG, die Friedrichshain-Kreuzberger Dachgenossenschaft, die mit dem Haus Boxhagener Straße 32 gestartet ist.

Das erste Hoffest der Urbanstraße 67 wird am 1. Juni folgen.

Die morgige Aktion ist Teil des „Tags der Hofflohmärkte“ im und um den Gräfekiez herum. Nicht weniger als 16 Häuser nehmen teil, hier findet man sie alle. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei aber der Urbanstraße 67 und anderen Häusern, die gerade von „Investoren“ gekauft wurden und unbedingt die Unterstützung von uns allen brauchen.

Hier zunächst eine Impression von den Vorbereitungen  zum Flohmarkt in klassisch-medialer Kombination. Plakate werden geklebt und die Aktion wird in einem Video festgehalten:

Wir fahren fort mit einem Foto der Hausgemeinschaft:

Im Folgenden erzählt ein Video mehr über die Hausbewohner_innen, das gestern auf der Facebook-Seite der Initiative erschienen ist. 33 Wohnungen, 8 Gewerbeeinheiten inklusive Späti, zu dem man spätabends ein Körbchen runterlassen kann, um einzukuafen. Auch Büros, Ateliers und Werkstätten prägen dieses Haus.

Bitte unbedingt das Video anschauen. Sehr viele Hausbewohner_innen sind dort zu sehen und es ist sehr schön, mit Können und mit Intuition gemacht; auffällig ist, dass so viele Mieter_innen sich beteiligt haben und zu sehen sind – sogar eine Drohne hat man  für die Eingangssequenz genutzt und in der letzten Szene das Motiv wieder aufgenommen und sozusagen aus dem Hof herausgezoomt. Manche Häuser machen es per Bild und Text, vor allem, wenn sie eigene Webseiten haben, manche sogar mit handschriftlichen Notizen, andere mit Videos und jedes Gemeinschaft ist anders und spannend.

Natürlich macht es auch Spaß, sich Beiträge wie dieses Video anzusehen und darüber zu berichten und dadurch immer ein wenig mehr von Berlin und seinen Menschen kennenzulernen, aber im Vordergrund steht für uns: Es ist wichtig, dass die Mieter_innen kenntlich werden, denn sie alle sind Berlin, während die anonymen Investoren keinerlei Bindung zu dieser Stadt und diesen Menschen haben und es ihnen nicht nur gleichgültig ist, was mit ihnen geschieht, sie zielen sogar auf deren Verdrängung, um die Häuser bestmöglich verwerten oder, beschönigend ausgedrückt, „entwickeln“, also durch Mieter_innenaustausch rentierlicher machen zu können.

Die Urbanstraße 67 hat von der Lage und mit ihrem speziellen Charakter, den man anhand teilweise vorhandener, alter Atelierfenster ersehen kann, großes Potenzial – das eben nicht genutzt werden darf, um jenen Charakter auszuhöhlen und beispielsweise Loftwohnen zu imitieren oder Coworking-Spaces oder was immer sich denken lässt, einzurichten.

Mitten in Kreuzberg, zumal dort, wo überwiegend Wohnnutzung herrscht, muss Kiez Kiez bleiben und wir sind sicher, dass die Politik vor Ort das überwiegend auch so sieht.

Trotzdem wieder das schon traditionelle Wort zu den Gewerbeeinheiten: Wenn sie als erhaltenswert gelten, sind sie dennoch nicht vom Milieuschutz umfasst. Bei einem Haus, das immerhin zu etwa einem Fünftel (in Einheiten gerechnet, nicht flächenmäßig) aus solchem Gewerbe besteht, zeigt sich besonders, dass der Milieuschutz dringend nachgebessert werden muss. Abwendungsvereinbarungen nützen den Gewerbetreibenden nichts, sie können nur durch die Kommunalisierung oder durch partizipative Gebäudebewirtschaftung geschützt werden.

Die Urbanstraße kennen wir natürlich gut, weil sie eine der beiden schnellen Verbindungen zwischen unserem früheren Wohnkiez in Neukölln und dem jetzigen in Schöneberg darstellt und wir unzählige Male durchgefahren sind, bevor wir auf ÖPNV und Fahrrad umsteigen konnten, um innerhalb der Stadt unterwegs zu sein – heißt, wir fahren jetzt häufiger unter der Gneisenaustraße durch als über die Urbanstraße. Es ist aber nicht weit von uns bis dorthin und wir hoffen, morgen haben die Mieter_innen des Hauses 67 super Wetter und viele, viele Besucher kommen zu ihrem Flohmarkt.

Heute daher unsere Solidarität mit der Urbanstraße 67 und bitte alle morgen ab 12 Uhr zum Hofflohmarkt!

TH


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