Der Berliner Kampf gegen den Mietenwahnsinn hat so viele Erscheinungsformen, aber eines dürfte unstreitig sein: Eine Zwangsräumung ist das Schlimmste, was jemandem passieren kann, der einfach nur wohnen möchte und stellt einen Einschnitt in die Biografie der Betroffenen dar, von dem sich viele nicht erholen.

Zwangsräumungen in Berlin sind oft die Folge von Profitgier und wir denken dabei an Einrichtungen wie Potse und Drugstore in unserem Bezirk, an das Syndikat in Neukölln oder die Bewohner*innen der Habersaathstraße in Mitte, die sich als „Anschlussbesetzer“ Zwangsräumungabsichten gegenübersehen oder welche zu erwarten haben, weil ihre Mietverträge gekündigt wurden – die Rendite stimmte nach den Maßstäben der Spekulanten und Profiteure nicht mehr. Ähnlich ist es beim Spätkauf #Ora35 der Familie Tunc, der mittlerweile als Symbol des Widerstands einen hohen Bekanntsheitsgrad erlangt hat – einen Termin zu diesem Kampf haben wir am Ende dieses Artikels gepostet.
Zwangsräumung heißt aber, es geht los in der kleinsten denkbaren Zelle des Häuserskampfs, bei der von Obdachlosigkeit bedrohten Einzelperson, bei einer Familie, bei einer WG – und geht weiter bei Kiezgewerbe, sozialen Einrichtungen und bei kompletten Häusern, die besetzt sind, wie etwa der #Liebig34.
Wir haben uns bereits mehrfach, vor allem im Zusammenhang mit Berichten über das „Syndikat“, für eine neue Berliner Linie ausgesprochen, die Zwangsräumungen ausschließt.
Heute geht es vor allem um eine WG der Dubliner Straße 8 in Wedding, für deren Verbleib in den nächsten Tagen Alarm gemacht werden muss – bevor am 6. August die Räumung stattfinden soll. Auch beim Räumungstermin selbst, der mit ziemlich durchsichtigen Absichten schon auf 7 Uhr morgens angesetzt ist, wird ab 6 Uhr Unterstützung dringend erbeten.
Blockaden gegen Zwangsräumungen zählen, wie Besetzungen, zu den stärksten Protestformen gegen den Durchgriff der Spekulanten in Berlin – sich daran zu beteiligen, erfordert einigen Mut, angesichts auch dieses Mal wieder zu erwartender Staatsgewalt – daher heute
unsere Solidarität
mit denen, die betroffen sind und jenen, die vor Ort Unterstützung leisten!
Hier ist der Eventkalender für die Dubliner 8 hinterlegt, wir haben aber den Text auch in diesen Beitrag kopiert:
https://www.facebook.com/events/2606524842703074/
Zwangsräumung in der #Dubliner8 im #Wedding65 verhindern ❗️
Vor der Zwangsräumung am 06.08.2019 6 Uhr gibt es noch eine Reihe von Veranstaltungen bei denen ihr unsere Lieblings-WG unterstützen könnt:
▶️ Am 31. Juli ab 19 Uhr findet in der Edinburgher Straße 78 (Kornelius-Gemeinde) eine
Nachbarschaftsversammlung mit und zur Dubliner Straße 8 statt. Es wird kurz über die Geschichte der WG informiert, Ideen für die bevorstehenden Proteste vorgestellt und gemeinsam überlegt werden, wie wir diese und zukünftige Zwangsräumgen verhindern können. Für Getränke und Snacks ist gesorgt.
(1.8. -> Ora 35, siehe weiter unten, Anm. Der Wahlberliner)
▶️ Am 03.08 findet in der WG der Dubliner Straße ein Flohmarkt statt. Da die Bewohner*innen der Dubliner 8 keine neue Wohnung gefunden haben, müssen viele der Möbel und andere Gegenstände weg. Kommt vorbei und bringt Schubkarren mit 😉
▶️ Am 04.08 findet von 11 Uhr bis 14 Uhr ein Nachbarschaftscafé inklusive Schilderbasteln im Kiezhaus Agnes Reinhold (Afrikanische Straße 74) statt. Kommt vorbei und bringt Ideen mit – für Material und Kaffee ist gesorgt.
▶️ Am 06.08 findet ab 6 Uhr Proteste und die Blockade der Zwangsräumung vor Dubliner Straße 8 statt: https://www.facebook.com/events/417462312191855/, dazu heißt es:
Alle Jahre wieder – kündigt die Gerichtsvollzieherin die Zwangsräumung an. Leider gibt es dieses Mal keine juristischen Möglichkeiten mehr, um die Zwangsräumung abzuwenden.
Am 06.08.2019 um 7 Uhr morgens wird die WG von der Gerichtsvollzieherin B. Schulz und der zu erwartenden Polizei gewaltsam in die Obdachlosigkeit gedrängt werden.
Wieder einmal zeigt sich, dass die Profite einer Briefkastenfirma aus Venedig mehr zählen, als das Recht auf Wohnen von uns allen. Wo Unrecht Recht ist, wird Widerstand zur Pflicht! Deshalb werden wir die Zwangsräumung blockieren. Kommt ab 6 Uhr morgens zur Dubliner Straße 8.
Es wird eine angemeldete Kundgebung vor dem Haus stattfinden, wo wir gemeinsam laut gegen die gewaltsame Vertreibung der WG aus ihrer Wohnung protestieren. Bringt alles mit was Lärm macht – Tröten, Trillerpfeifen, Kochtöpfe – um auf dieses Unrecht aufmerksam zu machen!
Protest und Blockade der Zwangsräumung
Dubliner Straße 8
06.08.2019 6 Uhr
Mehr Infos: www.unverwertbar.org/aktuell/2019/3761/
Zwangsräumung Verhindern
berlin.zwangsraeumungverhindern.org
Hände weg vom Wedding
unverwertbar.org
Hier gibt es eine ausführliche Darstellung vom Bündnis Zwangsräumungen verhindern zur Geschichte der WG, die in der Dubliner Straße 8 von Verdrängung bedroht ist und in dem die von uns erwähnten Einrichtungen, Häuser, Menschen erwähnt sind – und starke Schlussworte, die man lesen sollte, wenn man etwas verstehen will, was uns ebenfalls wichtig ist – mit unterschiedlichen Schwerpunkten kämpfen wir alle darum, dass die Stadt uns, den Bewohner*innen gehört und nicht „Investoren“, die im Grunde nicht von dieser Welt sind und deren Existenz einer fehlgeleiteten, menschenfeindlichen Politik zu verdanken ist.
Der Späti der Familie Tunc ist ein besonderer Nachbarschaftstreffpunkt und hat Anfang Juli einen Räumungsbescheid erhalten, hier wird die Sachlage von der Berliner Morgenpost dargestellt und hier ist von einem Räumungstermin innerhalb von etwa vier Wochen die Rede. Wenn wir zurückblicken, sehen wir, dass der Kampf nun schon seit mehr als zwei Jahren andauert. Auch hier drängt die Zeit und Solidarität ist gefragt!
Hier der Aufruf für den Späti der Familie Tunc in der Oranienstraße 35 zum Protest am 1. August um 19 Uhr als Bild:

Und nochmal als Tweet vom Bündnis Zwangsräumungen verhindern:
TH
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