Filmfest 264 A
Der schwarze Spiegel (Originaltitel: The Dark Mirror) ist ein in Schwarzweiß gedrehter US-amerikanischerFilm noir von Robert Siodmak aus dem Jahr 1946, in dem Olivia de Havilland, Lew Ayres und Thomas Mitchell die Hauptrollen spielen. Nunnally Johnson schrieb das Drehbuch nach einer Originalidee von Vladimir Pozner.
Bosley Crowther von der New York Times fand, der Film leide „am mangelnden Einfallsreichtum des Autors, das Puzzle in einer zufriedenstellenden Weise aufzulösen“.[5] Das Lexikon des internationalen Films sieht „ein raffiniert ausgeklügeltes intellektuelles Spiel. Psychoanalyse zum Gruseln, spannend inszeniert und glänzend gespielt.“[3]
Bosley Crowther war mir noch kein Begriff, als ich das „Internationale Filmverzeichnis Nr. 8“ im Jahr 1989 erstellt hätte, sonst hätte ich sicher keine acht Punkte vergeben. Nun ja, so sicher ist das auch wieder nicht. Die IMDb-Nutzer kommen derzeit auf 7,1/10. Das ist zwar nicht gerade herausragend, zumal im Vergleich mit „The Killers“, den Robert Siodmak im selben Jahr inszeniert hat und der gleich zwei Hollywood-Stars zum Durchbruch verhalf: Ava Gardner und Burt Lancaster. Allerdings ist „Der schwarze Spiegel“ nur ein halber Film noir, weil er wohl nur für eine der beiden Schwestern ein böses Ende nimmt. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, es handelt sich um eine psychologisch avancierte Kriminalversion von „Kora Terry“, einem deutschen Film mit Marika Rökk aus dem Jahr 1940.
Robert Siodmak kannte den Film vermutlich, aber er hat ja nicht das Drehbuch für „Der schwarze Spiegel“ geschrieben und Zwillinge faszinieren nun einmal, wenn sie einander so ähnlich sehen, dass man sie partout verwechselt – wie schon Erich Kästner mit „Das doppelte Lottchen“ bewies, nach meiner Kenntnis der erste große Zwillingsstoff, der sich mit fortschreitender Filmtechnik zur Umsetzung in laufende Bilder eignete (der allererste mit den berühmt-berüchtigten zwei Gesichtern derselben Person im Spiegel, diesem irgendwie sehr deutschen Motiv, war natürlich „Der Student von Prag“ von Paul Wegener aus dem Jahr 1913).
Ich glaube aber, schon 1989 war „Der schwarze Spiegel“ für mich bereits eine Wiederholung und die doppelte Olivia DeHavilland hat mich ganz schön fasziniert – sicher genug, um nicht zu sehr auf die von Crowther bemängelte Handlungslogik zu achten, obwohl ich mit dieser heutzutage oft hadere. Nehmen wir an, ich hatte „Der schwarze Spiegel“ also mindestens zum zweiten Mal gesehen, als ich die erstaunlich kurze Kritik dazu verfasste, dann gehörte er möglicherweise zu meinen „Initiatoren“, zu den Filmen, die ein paar Jahre zuvor mein Interesse fürs Medium Film erst geweckt haben. Und er hat einen Score von Dimitri Tiomkin, also auf vermutlich eine, die durch Mark und Bein geht. Vielleicht ist es an der Zeit für eine weitere Sichtung. Bis dahin bleibt es bei der hohen Bewertung von 8/10.
© 2020, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
Regie | Robert Siodmak |
Drehbuch | Nunnally Johnson |
Produktion | Nunnally Johnson |
Musik | Dimitri Tiomkin |
Kamera | Milton R. Krasner |
Schnitt | Ernest J. Nims |
Besetzung | |
---|---|
|