Filmfest 330 A
Wir wollten ein Jean-Harlow-Special bringen, weil wir in „Das internationale Filmverzeichnis Nr. 8“ einige ihrer Filme in kurzen Abständen gezeigt hatten – offenbar gab es 1987/1988 tatsächlich in Programmen der ARD eine kleine Werkschau. Da wir mittlerweile als Grundlinie das „Konzept Top 250 der IMDb aller Zeiten“ verfolgen und sich noch nicht rezensierte Filme immer mehr anstauen, haben wir beschlossen, dafür keine Zeit zu haben. Denn Jean Harlow hatte nicht erst 1932 angefangen zu filmen und wir müssten noch einige Werke aus der Zeit vor „Feuerkopf“ sichten, um ein halbwegs sortiertes Special zu erstellen. Dem steht entgegen, dass ihre frühen Filme nicht künstlerisch so wertvoll sind und / oder für ihre Karriere nicht so bedeutend waren, dass sie die Arbeit an der „Top 250“ verlangsamen sollten.
Ab 1928 spielte sie bereits regelmäßig in Kurzfilmen. So trat sie in den Hal-Roach-Comedykurzfilmen neben Oliver Hardy und Stan Laurel auf. Ihren Durchbruch als Star hatte sie 1930, als der Filmproduzent Howard Hughes große Teile seines zuerst als Stummfilm begonnenen Film Hell’s Angels als Tonfilm neu drehte. Dabei wurden auch sämtliche Szenen mit der bisherigen Hauptdarstellerin Greta Nissen mit Jean Harlow neu inszeniert. Im Film spricht Harlow auch einen der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte:
“Would you be shocked, if I put on something more comfortable?”
„Wären Sie schockiert, wenn ich etwas Bequemeres anziehe?“
Dieser Dialog produzierte einen gehörigen Skandal. Auch die nachfolgenden Filme waren wenig geeignet, aus Jean Harlow einen großen Star zu machen. Eine Ausnahme bildete 1931 Frank Capras Vor Blondinen wird gewarnt, in dem sie als reiche, verzogene Erbin gemeinsam mit Loretta Young um denselben Mann konkurriert. Erstmals zeigte Harlow darin auch ihr komödiantisches Talent. 1932 übernahm MGM ihren Vertrag von dem Filmproduzenten Howard Hughes und bereits mit ihrem zweiten Film für MGM, der Komödie Feuerkopf, begann ihr Aufstieg zum Topstar. (1)
Das Lexikon des internationalen Films bezeichnete Feuerkopf als „[p]erfekt auf Frivolität getrimmte, durch und durch amoralische Komödie“, in der Jean Harlow „alle Register an Durchtriebenheit, Sex und frechem Witz [zieht]“. Es sei „[e]in immer noch erstaunlich unterhaltsamer Film“.[5]
In diesem Film hatte Jean Harlow die Haare übrigens noch nicht hellblond gefärbt, sonst würden der Originaltitel und der bekanntere der beiden deutschen Titel auch keinen Sinn ergeben. Allerdings gilt dies umgekehrt für „Blondes Gift“, der vermutlich erstellt wurde, nachdem Harlow weitere Filme mit dem weißblonden Haar gedreht hatte, für das sie berühmt wurde.
© 2020, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke
Regie | Jack Conway |
Drehbuch | Anita Loos |
Produktion | Albert Lewin, Irving Thalberg |
Musik | Richard A. Whiting, Raymond B. Egan |
Kamera | Harold Rosson |
Schnitt | Blanche Sewell |
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