Crimetime Vorschau - Titelfoto © HR, Bettina Müller
Wer ist Janus?
Da kommt nun wieder ein Tatort vom Hessischen Rundfunk auf den Bildschirm, den ich noch nicht gesehen habe, daher diese Vorschau anstatt des Hinweises oder der Wiederveröffentlichung einer Rezension.
Janus (lateinisch Ianus) war der römische Gott des Anfangs und des Endes. Er gehört zu den ältesten römischen Göttern und zur ursprünglichen römischen Mythologie. Er ist ein rein römischer Gott und hat keine Entsprechung in der griechischen Mythologie. (…) Janus symbolisiert die Dualität in den ewigen Gesetzen, wie etwa Schöpfung/Zerstörung, Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende, Zukunft/Vergangenheit, Links/Rechts usw. Er ist die Erkenntnis, dass alles Göttliche immer einen Gegenspieler in sich birgt. Beide Seiten der Dualität entziehen sich dabei immer einer objektiven Wertung und sind damit weder gut noch schlecht.
Vielleicht ist der Film zu janusköpfig und wird deshalb selten gezeigt?
Die Qualität sollte nicht allzu sehr im Zwielicht stehen, der Film rangiert in der Gesamtliste des Tatort-Fundus derzeit auf Rang 353 von 1165 Episoden (14.01.2021). Dies deutet auf eine überwiegend positie Rezeption seitens der Fans hin.
Schaut man auf die interne Reihenfolge von Dellwo und Sänger, sieht es ein wenig anders aus: Rang elf von 18 bedeutet „unteres Ende des zweiten Drittels“. Allerdings weist das vor allem darauf hin, wie angesehen dieses Frankfurt-Duo der 2000er Jahre heute noch ist. Das heißt also, in Relation zu anderen Sänger-Dellwo-Tatorten scheint „Janus“ kein Highlight zu sein, aber als schlechter Film wird er nicht angesehen.
Der Frankfurter Tatort „Janus“ hat einen ungewöhnlichen Anfang: Anstatt wie so oft in der Krimireihe einen Mord oder eine Leiche zu zeigen, wird der Zuschauer Zeuge einer Beerdigung. Trauernde Angehörige ist in dem Fall die Frankfurter Kommissarin Sänger selbst, denn ihre Eltern sind bei einem Gewaltverbrechen ums Leben gekommen. Viel Zeit für einen Abschied von den verstorbenen Eltern bleibt der Fahnderin jedoch leider nicht, da schon bald die Arbeit ruft. Noch auf der Beerdigung erhält Sänger die Nachricht, dass es einen Mordfall gegeben hat, bei deren Aufklärung ihre Hilfe und die ihres Kollegen Dellwo benötigt wird. (2)
Für die Biografie von Charlotte Sänger ist der Film zweifelsohne wichtig, denn in der Folge des oben beschriebenen Ereignisses kommt es dazu, dass Charlotte allein im Haus ihrer Eltern wohnt und mit Fritz Dellwo eine WG aufmacht. Und wie wirkt sich dieser frühe und gewaltsame Tod ihrer Eltern auf sie selbst, auf ihr Wesen, die Art, wie sie ermittelt, aus? Schade, dass ich nicht mehr exakt Gedächtnis habe, ob es zwischen den drei ersten Filmen von Sänger und Dellwo, die vor „Janus“ angesiedelt sind und den folgenden zu einer Veränderung von Charlottes Charakter kommt oder ob man eher ihre besondere Feinfühligkeit quasi rückwirkend durch den Tod der Eltern glaubwürdiger wirken lässt. Charlotte schaut im Tatort 564 auf das Ende der irdischen Dinge und muss einen neuen Anfang wagen.
Wie auch immer, durch diesen Einschnitt in das Leben von Charlotte ist „Janus“ ein wichtiger Film, den man als Fan dieses besonderen Duos und natürlich als Tatort-Chronist unbedingt gesehen haben sollte. Ich werde das am 18. Januar nachholen bzw. den Film an diesem Tag aufzeichnen, fast zehn Jahre nach dem Start der „TatortAnthologie“, die jetzt im Feature „Crimetime“ integriert ist.
TH
(1) Wikipedia
(2) Redaktion Tatort Fans
Handlung
Mitten aus der Trauer um ihre Eltern gerissen, die einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sind, eilt Hauptkommissarin Charlotte Sänger mit ihrem Kollegen Fritz Dellwo direkt von der Beerdigung zu einem neuen Fall: Die Schulpsychologin einer Gesamtschule, Frau Dr. Wick, wurde in ihrer Wohnung brutal erstochen. Schuldirektor Seidenstricker berichtet von der bedrückenden Stimmung an seiner Schule: Erst vor kurzem hat sich ein Schüler das Leben genommen. Spontan bietet Charlotte an, Undercover als neue Psychologin im Schulmilieu zu ermitteln.
Dort lernt sie auch den charismatischen Lehrer Felix Klär kennen, der sich bei seinen Schülern großer Beliebtheit erfreut. Dellwo dagegen konzentriert sich bei seinen Nachforschungen auf das Umfeld der Ermordeten. Er bekommt den Tipp, dass der bereits wegen Vergewaltigung verurteilte Karl Lichti ein Klient der Toten war. Und in der Tat ist Lichtis Alibi mehr als fragwürdig. Für Charlotte ist es in dieser schwierigen Zeit ein großes Glück, dass Dellwo zu ihr in das elterliche Haus zieht. Dellwo und die Arbeit an dem neuen Fall geben Charlotte Kraft, mit ihren Gefühlen fertig zu werden. Bald ahnt sie, dass an der Gesamtschule nicht alles mit rechten Dingen zu geht und begibt sich unwissentlich in große Gefahr.
Besetzung, Stab
Charlotte Sänger – Andrea Sawatzki
Fritz Dellwo – Jörg Schüttauf Fromm – Peter Lerchbaumer Kruschke – Oliver Bootz Scheer – Thomas Balou Martin Felix Klär – Roman Knizka Karl Lichti – Jürgen Tarrach Anne Walter – Nadja Bobyleva Georg Seidenstricker – Heinz-Werner Kraehkamp Michaela Metzner – Barbara Philipp Horst Wick – Rolf Becker Claudia Schönfeld – Jenny Deimling Frau Martens – Traute Hoess Pastor – Jörg Zick u. a. |
Musik – Klaus Roggors
Buch – Klaus-Peter Wolf Regie – Klaus Gietinger |