Filmfest zuhause | Um Himmels Willen | Finale - Titelfoto © ARD, Barbara Bauriedl
Liebe Leser*innen,
heute wollen wir Sie auf eine große Abschiedstour mitnehmen. „Um Himmels Willen“ hat viele Wandlungen des Zeitgeistes erfolgreich überstanden und konnte sich dabei nicht, wie die von uns in der Rubrik „Crimetime“ besprochenen Reihen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ mitwandeln, denn eine Serie ist keine eben keine Reihe, besonders dann nicht, wenn sie so beliebt ist, dass ein Austausch der Figuren ein unwägbares Risiko wäre. Es ist den Darsteller*innen Janina Hartwig, Fritz Wepper und vielen weiteren Stars zu verdanken, dass das in zwei Jahrzehnten nicht notwendig war. Im Anschluss an den folgenden Pressetext kommentieren zeigen wir weitere Infos zu diesem Format:
***
Am 30. März 2021 startet mit „Um Himmels Willen“ eine der erfolgreichsten Serien der deutschen Fernsehgeschichte in ihre 20. und letzte Staffel: Seit dem 08. Januar 2002 begeistert das Ensemble um Bürgermeister Wöller, Schwester Hanna und das Kloster Kaltenthal ein Millionenpublikum. Jahr für Jahr, Pointe für Pointe – 260 Folgen lang. Fritz Wepper als Bürgermeister Wolfgang Wöller und Janina Hartwig als Schwester Hanna – das weltlich-klösterliche Duo Infernale im Dauerclinch verabschiedet sich mit einem Feuerwerk an spannenden, emotionalen und humorvollen Dialogen, einem liebevoll-frotzeligen Schlagabtausch über alle nur erdenklichen Irrungen und Wirrungen des Lebens. Was bleibt, ist ein Schatz an Erinnerungen – denn: Niemals geht man so ganz.
Die 20. Staffel beginnt mit einer Doppelfolge am Dienstag, 30. März 2021, um 20:15 Uhr im Ersten und die 250. Folge „Abflug“ wird am darauffolgenden Dienstag, 6. April 2021, ausgestrahlt.
An der Seite von Janina Hartwig und Fritz Wepper spielen wieder Emanuela von Frankenberg, Karin Gregorek, Denise M’Baye, Mareike Lindenmeyer, Nina Hoger, Andrea Sihler und Romina Küper. Mit dabei sind auch Barbara Wussow, Andrea Wildner, Wolfgang Böck, Wolfgang Müller, Lars Weström, Markus Hering, Jakob Geßner sowie Thomas Heinze, Helmfried von Lüttichau, Wolfgang Fierek und Jürgen Drews. Gedreht wurde in Landshut, Niederaichbach, München und Umgebung.
Die Kaltenthaler Ordensschwester Hanna (Janina Hartwig) und ihre Mitschwestern stehen unter enormen Druck. Oberin Theodora (Nina Hoger) pocht darauf, dass das Kloster rentabel arbeitet, damit der neue Weihbischof Landkammer (Wolfgang Böck) keinen Vorwand findet, es wieder loszuwerden. Der Magdalenen-Orden braucht jeden Cent! Dass Hanna mit einem Kloster-Podcast über die Stellung der Frauen in der Kirche eine gewisse Berühmtheit erlangt, erfreut die Oberin. Es befeuert allerdings den noch schwelenden Konflikt zwischen Hanna und dem konservativen Landkammer, der hofft, vom Papst zu Bischof Rossbauers Nachfolger ernannt zu werden.
Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) steht indes vor einer großen Herausforderung: Er will noch einmal für die Bürgermeisterwahl antreten, doch seine Parteifreunde wählen zunächst seinen Assistenten Alex Rauscher (Jakob Geßner) als Wunschkandidaten. Schwer beleidigt zieht Wöller als Parteiloser in den Kampf. Doch sein Gegner wird letztlich ein anderer: ein beliebter Fernsehmoderator und Werbe-Profi! Die Information, dass ein chinesischer Großkonzern einen neuen, geeigneten Standort für ein E-Akku-Werk sucht, kommt Wöller für den anstehenden Wahlkampf sehr gelegen. Es kursiert sogar die Vermutung, dass es in Kaltenthal ein Lithium-Vorkommen geben könnte, allerdings ausgerechnet unter dem Klosterwald … Und so geht der Kampf um Kaltenthal in seine 20. Runde.
UM HIMMELS WILLEN ist eine Produktion der ndF: neue deutsche Filmgesellschaft mbH (Produzentin: Dr. Claudia Sihler-Rosei, Producer: Maik Homberger) im Auftrag der ARD-Gemeinschaftsredaktion Serien im Hauptabendprogramm. Die Redaktion liegt bei Jana Brandt (MDR) und Sven Döbler (MDR). Regie führen Nikolai Müllerschön (Folgen 248 – 254) und Andi Niessner (Folgen 255 – 260). Hinter der Kamera stand Bernd Neubauer. Die Drehbücher stammen von Marie Reiners, Claudia Römer und Jürgen Werner.
*** Ende Pressetext ***
Die wenigen Formate und Serien, die wir hier bisher aktiv begleitet haben, sind die erwähnten Reihen „Tatort“, „Polizeiruf 110“ – und die Serie „Babylon Berlin“, der wir uns in ausführlichen Besprechungen gewidmet haben. Mehr geht zeitlich bis Rente wohl nicht, denn wir haben ja noch das Filmfest Cinema, dem wir derzeit viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Auf dem Filmfest stellen wir auch Einzel-Fernsehfilme vor und erstmals veröffentlichen wir unter der Rubrik „Filmfest zuhause“ nun einen Text, der sich mit einer Serie befasst, die wir nicht unter „Crimetime“ rubrizieren wollten. Von der ARD selbst wird die Serie als Sitcom bezeichnet.
Um Himmels Willen ist eine deutsche Fernsehserie, die von der neuen deutschen Filmgesellschaft im Auftrag des MDR produziert und seit 2002 dienstags ab 20.15 Uhr im Ersten gesendet wird. Bis Anfang November 2019 wurden 19 Staffeln produziert. Ende November 2020 gab das Erste bekannt, die Serie mit der 20. Staffel zu beenden.[1] Die letzten Folgen sollen im Frühjahr 2021 ausgestrahlt werden.[2] Um Himmels Willen war 2012 mit 7,1 Mio. Zuschauern die meistgesehene Fernsehserie in Deutschland.[3] (1)
Über 7 Millionen Zuschauer reichen beinahe an Tatort-Zahlen heran, und die sind im deutschen Fernsehen unschlagbar, soweit es fiktionale Formate betrifft. Polizeirufe liegen generell etwas niedriger, häufig ist das Zuschauerinteresse ähnlich hoch wie in den oben erwähnten besten Zeiten von „Um Himmels Willen“.
Bisher wurden 19 Staffeln mit jeweils 13 Folgen sowie vier Weihnachts-Specials ausgestrahlt. Die vorerst letzte neue Folge wurde am 14. April 2020 ausgestrahlt. Die Zuschauerquoten schwankten in der Gesamtbevölkerung zuletzt zwischen 13 und 16 Prozent (etwa 5,5 Millionen).
Nun also noch einmal mit Gefühl und Humor, in Staffel 20 ab dem 30. März 2021. Über 5 Millionen sind für alles, was eben nicht Tatort oder Polizeiruf heißt, eine sehr gute Zahl. Beeinflusst wird diese dadurch, dass „Um Himmels Willen“ eher die älteren Bevölkerungsgruppen erreicht, diese noch nicht so viel via Streaming schauen und deren Zugriffe daher nicht so stark über die Gesamtrezeption mitbestimmen, wie es etwa bei „Babylon Berlin“ schon der Fall war, wenn Premieren auszuwerten sind.
Die Handlungsanlage und Figurenkonstellation erinnern mich ein wenig an „Don Camillo und Peppone“ und diese Filme sind nicht die schlechtesten Vorbilder, wenn es darum geht, die Politik der Kirche und die weltliche Politik in einem nicht immer fairen, aber letztlich von tiefer Freundschaft geprägten Kampf gegeneinander zu stellen. Freilich kann man die heutige Situation in Deutschland nicht mit der im Italien der 1950er vergleichen, deswegen und wegen des Geschlechterkampfes war es sicher eine gute Idee, ein Kloster als Setting zu verwenden. Dass die Serie unter anderem an die italienische RAI verkauft wurde und eine Folge, in der es um eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft geht, in Italien sogar zum Politikum wurde, passt aber gut zu dieser Assoziation.
Wir wünschen den vielen Fans der Reihe eine wundervolle Abschiedstour. Vielleicht findet sie in dem orangeroten Cadillac Eldorado von 1959 statt, der auf dem Titelbild zusammen mit Fritz Wepper und Janina Hartwig zu sehen ist.
TH