Wer zögert, ist tot – Tatort 1171 #Crimetime Vorschau 29.08.2021 #Tatort #Frankfurt #Brix #Janneke #HR #Zögern #tot

Crimetime Vorschau DAS ERSTE 29.08.2021, 20:15 Uhr – Titelfoto © HR / ARD Degeto, Bettina Müller

Endlich Schluss mit den Wiederholungen! Die eingefleischten Fans haben ihn sicherlich sehnlichst erwartet, den Beginn der neuen Tatort-Saison. Mit einer frischen Folge aus Frankfurt am Main meldet sich der Tatort nun nach drei Monaten Pause zurück. In ihrem 13. Fall haben es die Hauptkommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) mit einer Entführung, starken Frauencharakteren und den tragischen Geschichten dahinter zu tun. – Tatort-Fans

Grundsätzlich ist Frohlocken angesagt, auch wenn wir nun wieder eine Vorschau pro Woche zusätzlich zu unseren sonstigen Aufgaben zu schreiben haben.

Wir haben den 1171. Tatort als eingefleischte Fans erwartet,  wei wir wussten, dass die Sommerpause (dieses Mal etwas früher als bisher) zu Ende geht. Doch sehnlich(st)? Vielleicht sind wir zu eingefleischt, um einem neuen Frankfurt-Tatort mit mehr als vorsichtigem Optimismus zu begegnen. Was einst mit Sänger und Dellwo eine der progressivsten Schienen war und mit Steier und Mey große Hoffnungen auf eine Fortsetzung dieses Niveaus hoffen ließ, kommt heute schlingernd und inkonsequent und mit nicht sehr elaborierter Konzeption des Ermittlerduos behaftet rüber. Aber man kann sich mit einer Vorfreude aufs Sofa setzen, von der man weiß, sie lässt sich noch steigern, wenn die Präsentation neuer Tatorte von Spitzenteams näherrückt. Einige von ihnen zeigten schon vor der Sommerpause Neues, das unter Corona-Bedingungen entstand und es entspann sich eine Diskussion darüber, ob man die Lage im Film tatsächlich zeigen soll.

Ich hatte mich dafür ausgesprochen, aber insbesondere aus den konservativen Kreisen kam überwiegende Ablehnung bezüglich derlei Einbindung der Realität durch deren Abbildung oder gar durch einen thematisch an Corona orientierten Tatort. Deswegen wirkten einige Moves und Gesten der Darsteller in den nicht offen mit Corona umgehenden Filmen etwas seltsam, weil die soziale Distanz, die vor der Pandemie üblich war, deutlich überschritten wurde. Ich bin nach wie vor der Meinung, Corona gehört zur Zeitdokumentation und die Tatorte waren immer auch Zeitdokumente, die kaum etwas ausließen, was den Zeitgeist oder auch die Umstände ausmachte. Dabei ging es beileibe nicht nur um positive Erscheinungen, die man immer und immer wieder sehen möchte. Warum sollte das jetzt anders sein? Sind wir tatsächlich schon so nervenschwach?  g verloren haben.

Außerdem bietet Corona eine herausragende Chance, sowohl dem Thriller als auch dem Whodunit wieder zu neuen Impulsen zu verhelfen: Keine Erkennung von Tatverdächtigen durch Überwachungskameras mehr, wenn jemand einen MNS trägt. Ein ganz neues altes Gefühl aus der Zeit, in der man sich noch unerkannt und ungescannt in der Öffentlichkeit bewegen konnte.

Verstehen kann ich eine ablehnende Haltung bei Menschen, die Angehörige oder Freunde durch eine Corona-Erkrankung verloren haben oder die schwer erkrankt und mit Folgeschäden belastet wurden. Nun aber zu den Kritiker:innen, die den Film bereits gesehen haben. Wir beginnen, wie immer, mit den Tatort-Fans, die wir auch eingangs zitiert haben: Beide Meinungen sind positiv, eine davon findet es gut, wie in dem Tatort das soziale Gefälle in Frankfurt herausgehoben wird. Vielleicht ist es der 1171. Tatort ja doch ein Burner?

Fazit: Ein enttäuschender Tatort mit kaum neuen Ideen – Michael Haas, SWR-Tatortcheck

Viel unnützes Wissen anstatt gut gemachte Entführungen und mörderische Spannung, kaum neue Ideen, zu simpel gestrickt, heißt es hier allerdings sinngemäß und es werden nur zwei von fünf Elchen vergeben. Hat man sich nach Gruseltatorten und ähnlichen Abschweifungen nun zu sehr in die plottechnisch konservative Ecke begeben?

Starke Frauen, schwarzer Humor, aber die Balance zwischen Komik und Spannung gelang dem Frankfurter „Tatort“ schon mal besser. In „Wer zögert, ist tot“ (HR), der 13. Episode mit Margarita Broich und Wolfram Koch, wird der Sohn eines vermögenden Wirtschaftsanwalts entführt. Allerdings glaubt der Vater, sein Sohn habe die Entführung selbst inszeniert. Die Ermittler bleiben diesmal eher blass und entwickeln sich etwas rätselhaft weiter, was leider auch in einem Krimi, bei dem es nicht um „vordergründigen Realismus“ (Lüschow) geht, lieblos wirkt. Dafür hat Zazie de Paris alias Fanny, Brix befreundete Vermieterin, einen Undercover-Einsatz in einem Studio, das Selbstverteidigungs-Kurse für Frauen anbietet. – Thomas Gehringer, Tittelbach-TV

Die folgenden vier von sechs Sternen sind für Tittelbach-TV eher wenig, 3,5 kommen bei Tatorten schon kaum noch vor. Es liegt wohl daran, dass das Vorgehen ähnlich ist wie bei uns, und das bedeutet, dass Fernsehfilme generell betrachtet werden, der Range also größer ist als zwischen guten und schlechten Tatorten, weil einiges, was im Fernsehen kommt, generell schwächer ist als Episoden dieser Reihe. Zumindest ist das meine Vermutung. Aber schon an diesen drei Reaktionen kann man sehen, wie unterschiedlich ein Film wahrgenommen werden kann. Der Humor fand zuvor gar keine Erwähnung, aber irgendetwas sagt mir, dass er sich angesichts schwacher Ermittler:innen-Profile zumindest nicht vorwiegend, wie bei anderen Tatortschienen, auf der Dienststelle abspielt.

Reservoir Mops. Entführer mit Hundemasken, Eskalation im Schunkelmodus: Das Frankfurter Team um Janneke und Brix eröffnet mit blutigen Gags und beschwipstem Rhythmus die »Tatort«-Saison 2021/2022. – Christian Buß, Der Spiegel

Ich mag Christian Buß schon wegen der tollen Titel, die er für seine Rezensionen findet. Ansonsten sieht er den Film als Krimi-Groteske an, und das kommt dann doch wieder mehr auf den Eindruck heraus, den einige der Frankfurt-Krimis zuletzt gemacht haben. Witzig, dass auch Buß im Verlauf von „mit gedrosseltem Optimismus in die neue Tatortsaison“ schreibt und ich hatte den Eindruck, er wollte der Regisseurin der Nr. 1171, die er wohl schätzt, nicht zu sehr auf die Füße treten, als er doch 6/10 vergab. Weitere Kritiker:innen munkeln von einem Plot, der sich zieht und zieht und können das Groteske, das auch Buß dem neuen Frankfurt-Krimi zurechnet, nicht so viel abgewinnen, nur, weil er grotesk oder humorvoll ist.

Bald wissen wir mehr und Sie auch. Bis dahin ein schönes Restwochenende!

TH

Handlung, Besetzung, Stab

Mitten am Tag wird auf einem Golfplatz nahe Frankfurt Frederick Seibold von vier mit Hundeköpfen Maskierten niedergestreckt. Als er in einem dunklen Kellerloch wieder zu sich kommt, sind die beiden Frankfurter Hauptkommissare Anna Janneke und Paul Brix bereits mit seinem Fall betraut: Die Exfreundin Fredericks, Bille Kerbel, hatte einen abgeschnittenen Finger erhalten, den sie schnurstracks zur Polizei gebracht hat.

 

Konrad Seibold, Fredericks Vater, ein gut situierter Wirtschaftsanwalt, sieht hingegen gar nicht ein, Lösegeld zu zahlen, glaubt er seinen Sohn Frederick doch selbst hinter der Entführung. Janneke und Brix sind überrascht von Seibolds Sturheit, der ebenfalls einen Finger zugeschickt bekommen und nicht reagiert hatte. Als sich herausstellt, dass die abgetrennten Finger nicht von Frederick stammen, scheint der Vater jedoch Recht zu behalten. Über Bille führt die Spur die Kommissare zu Conny Kaiserling, die ein Studio für Frauenselbstverteidigungskurse betreibt. Brix kommt auf die Idee, Fanny dort undercover einzuschmuggeln.

 

Janneke und Brix werden in den Taunus zu einer dort abgelegten Frauenleiche gerufen. Antonia Wagner, die Tote, wurde offenbar von einem Zaunpfahl durchbohrt. Auf der Suche nach Fremdeinwirkung findet der Gerichtsmediziner unter ihren Fingernägeln Hautfetzen von Frederick Seibold. War Antonia an der Entführung beteiligt?

Margarita Broich – Anna Janneke
Wolfram Koch – Paul Brix
Christina Große – Conny Kaiserling
Britta Hammelstein – Bille Kerbel
Helgi Schmid – Frederick Seibold
Bernhard Schütz – Konrad Seibold
Tala Al Deen – Leila el Mansouri
Daniel Christensen – Dr. Kurt Felsheimer
Corinna Kirchhoff – Frau Schöne
Zazie de Paris – Fanny
Isaak Dentler – Jonas
Werner Wölbern – Staatsanwalt Bachmann
Sara Fazilat – Nasrin Vaupel
Katalyn Hühnerfeld – Bohn Spurensucherin
Sebastian Klein – Kurierfahrer
Michel Johann Koch – Fritz Kerbel
Finja Leonie Meyer – Ida Kerbel
Jakob Schmidt – Techniker Herr Bleule
Michael Stange – Pathologe Dr. Lorenz
Christina Otto – Luisa

Regie: Petra Lüschow
Kamera: Jan Velten
Buch: Petra Lüschow
Musik: Patrick Reising, Francesco Wilking, Moritz Krämer

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