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Crimetime Vorschau ARD 17.10.2021 Das Erste 20:15 Uhr – Titelfoto © MDR, Hardy Spitz

Nicht alles in Dresden ist unsichtbar

„Winzige Nanopartikel, die im Körper des Betroffenen unerträgliche Schmerzen verursachen, aber keine äußeren Spuren hinterlassen und im Blut nicht oder kaum nachzuweisen sind – kurzum: die perfekte Mordwaffe. Damit haben es die beiden Dresdner Ermittlerinnen Karin Gorniak, dargestellt von Karin Hanczewski, und Leonie Winkler, gespielt von Cornelia Gröschel, in ihrem sechsten gemeinsamen Fall zu tun. Die sonst so tough und souverän auftretende Gorniak gerät in ihrem zwölften Einsatz als Tatort-Kommissarin dabei selbst in die Opferrolle und wird außerdem mit einem dunklen Kapitel ihrer Vergangenheit konfrontiert.“

So leitet die Redaktion von Tatort-Fans ihre Beschreibung des 1174. Tatorts ein. Für Kommissarin Gorniak und Chef Schnabel ist es der zwölfte Einsatz, für Leonie Winkler der sechste. Gespielt wird das Trio von Karin Hanczewski, Martin Brambach und Cornelia Gröschel. Sechs Filme ist es also schon her, dass die ursprüngliche Ermittlungspartnerin von Gorniak, Henni Sieland (Alwara Höfels) ausgestiegen ist. Damals war der Dresden-Tatort gerade dabei, sich nach verhaltenem Start zu einer der besten Schienen der Reihe zu entwickeln. Seitdem geht es insgesamt seitwärts, aber nicht abwärts. Und wie denken die Profis über den neuen Fall? Die Redaktion von Tatort-Fans kommt nur auf 2/5, allerdings gab es dort zuletzt auch einige Wechsel, sodass ich schwer einschätzen kann, wie diese Einschätzung in Relation zu früheren Äußerungen zu bewerten ist.

„Wie viel Schmerz erträgt der Mensch? Der Sachsen-»Tatort« erzählt davon, wie Nano-Technik missbraucht wird, um neue Foltertechniken zu entwickeln. Spannung gibt’s hier nur in Mikropartikeln“, titelt gewohnt sprachsicher Christian Buß vom Spiegel und die 3/10, die am Ende seines Schnellchecks herauskommen sind noch weniger als die 2/5 der Tatort-Fans, wobei es dort keine halben Punkte gibt, mit denen man seine Meinung genauer justieren könnte. Bei uns gibt es die sogar im 10er-Schema, das somit im Grunde ein 20er-Schema ist und nicht selten benötigen wir diese halben Punkte auch, um uns einigermaßen exakt einzufinden. Zwischenfazit: Die Begeisterung für den neuen Dresden-Tatort hält sich in überschaubaren Grenzen, obwohl es doch immer so thrillig ist, wenn eine:r der Ermittler:innen selbst in Gefahr gerät. Jedenfalls denken das viele Drehbuchautor:innen und konstruieren häufig Handlungen dieser Art. Realistisch ist das nicht, aber wir sind schließlich in einer Zeit angelangt, in der man vorsichtig damit sein sollte, was man überhaupt noch mit dem Realitätssiegel auszeichnet. Diese allgemeine und oft auch persönliche Verunsicherung kann zu Schlaflosigkeit führen. Deshalb ist es gut, dass Buß mit dem Hinweis schließt, dass der neue Dresden-Tatort diese zumindest nicht steigern soll: Trotz aller Paranoia werden demnach heute Abend keine zusätzlichen Tabletten nötig sein, um das Geschehen von „Unsichtbar“ zu verarbeiten. Wer will, kann die verlinkte längere Analyse von Buß lesen, da steht noch einmal genau drin, was alles nach seiner Ansicht am Tatort Nr. 1174 nicht so toll ist.

Ganz anders sieht Rainer Tittelbach in der nach ihm benannten Publikation diesen Krimi allerdings: „Kommissarin Gorniak hat die gleichen Symptome wie die Frau, die beim Gerichtsmediziner auf dem Tisch liegt. Alles deutet auf Giftmord hin, nachweisen aber lässt sich das nicht. Der „Tatort – Unsichtbar“ (MDR / MadeFor Film) lässt von der ersten Minute an keinen Zweifel daran, dass einen alles andere als Ermittler-Routine erwartet. Die Schmerzen einer Haupt- und Identifikationsfigur, Stalking bis hin zur akuten Lebensgefahr (…) Außer Kraft gesetzt wird gleich mal eine der ersten Voraussetzungen für kriminalistische Arbeit: die Feststellung der Tötungsart. Mord ohne jeden Hinweis auf Mord. So ein bisschen ist dieser „Tatort“ also auch ein Meta-Krimi, eine klug ausgedachte, moderate  Genre-Dekonstruktion. Clever auch die Kombination mit dem Motiv der unsichtbaren Bedrohung der Kommissarin (…) In Auge und Ohr sticht ganz besonders auch die flüssige Inszenierung von Grimme-Preisträger Sebastian Marka: ein hoch sinnlicher Flow aus markanten Bildern und elektronischen Sounds. Einen kleinen Abzug in der B-Note gibt es für die Dramaturgie.“

Zufällig habe ich gesehen, dass die 5/6, die Tittelbach vergibt, dieselbe Punktzahl sind, die er seinerzeit für herausragende Tatorte wie „Gegen den Kopf“ platziert hat: Nun ja, hinterher ist man immer schlauer, was die Gesamteinordnung betrifft, aer es fällt schon auf, dass Tittelbach-TV mit einem gefühlten Durchschnitt von 4,5/6 in der Regel recht hoch ansetzt. Ein Grund könnte in der Grimmepreisträger-Herhaushebung liegen, denn Rainer Tittelbach war Juror des Grimme-Preises. Wir haben aber auch schon darauf hingewiesen, dass dies vermutlich auf eine tatortübergreifende Sichtweise zurückzuführen ist, die wir auch annehmen: Wir nehmen das gesamte fiktionale Fernsehen in den Blick und da kommen Tatorte eben sehr selten unter 5/10, weil wir nach unten Platz lassen müssen für Produkte, die wir sowieso nicht rezensieren. Das ist etwas kurios und ein Unterschied zur benannten Publikation, trifft aber trotzdem den Kern, weil wir wissen, dass Tatorte und Polizeirufe nach wie vor grundsätzlich zum „besseren Fernsehen“ zählen. Auch dann, wenn das Publikum in weiten Teilen nicht mitgehen mag, weil es zu experimentell wird. Wir verzichten aufgrund der vorangeschrittenen Tageszeit auf weitere Stimmen, damit Sie diesen Text noch rechtzeitig lesen können, um sich auf den neuen Tatort einstimmen zu lassen.

Was mich übrigens immer wieder erstaunt und auch nervt: Dass die ARD, von welcher die nachfolgende Inhaltsangabe stammt, es zulässt, dass Filme auf ihrer Plattform vorab bewertet werden. Wer sind die sieben Menschen, die vorab mit 5/5 gestimmt haben? Mitarbeiter:innen des Senders? Am Tatort Beteiligte? Kritiker:innen, die doch eigene Publikationen haben, um sich zu äußern? Oder Idiot:innen, die einfach ins Blaue schießen, weil sie ein Team gut oder doof finden? Ich wäre sehr dafür, dass die Abstimmungsmöglichkeit erst nach der Premiere freigeschaltet wird.

TH

Handlung, Besetzung, Stab

Plötzlicher Herzstillstand mit nur 29 Jahren: Anna Schneider bricht am helllichten Tag auf der Straße vor ihrem Café tot zusammen. Die Dresdner Ermittlerinnen Gorniak und Winkler überzeugen ihren Chef Schnabel davon, die Ermittlungen zu diesem rätselhaften Tod aufzunehmen, obwohl der Rechtsmediziner Jonathan Himpe eine Vergiftung ausschließen will. Sie haben herausgefunden, dass Anna Schneider kurz zuvor Strafanzeige gegen einen unbekannten Stalker erstattet hat. Neben der psychischen Belastung litt das Opfer in letzter Zeit unter starken körperlichen Schmerzen. Jede noch so kleine Berührung ließ sie zusammenzucken.

Gorniak ist alarmiert: Auch sie hat seit einigen Tagen Schmerzattacken, die sie sich nicht erklären kann. Auch der Amtsarzt kann keine medizinische Ursache feststellen. Anna Schneider kannte sie nicht, aber könnte es eine Verbindung zwischen den beiden Frauen geben?

Schnell gerät Schneiders Ex-Freund Nils Klotsche ins Visier der Kommissarinnen. Er arbeitet als technischer Assistent in einem medizinischen Labor, das sich auf die Entwicklung von Nanobots in der Krebsforschung spezialisiert hat. Ist es möglich, die Moleküle derart zu manipulieren, dass sie sich als Waffe nutzen lassen? Sein Chef Professor Mühl und seine Kollegin Martha Marczynski halten das für ausgeschlossen. Auch werden weitere Verdächtige gefunden: Der verheiratete Lucas Dreesen, der eine kurze, aber intensive Affäre mit Schneider hatte, könnte ebenfalls der Stalker sein.

Es mehren sich die Anzeichen, dass auch Gorniak tatsächlich verfolgt wird. Sie erhält mysteriöse Drohanrufe und ihr werden immer wieder Videoaufnahmen zugestellt, auf denen Partyszenen von vor etwa 20 Jahren zu sehen sind. Ist das Motiv für diesen Fall gar nicht Eifersucht?

Oberkommissarin Karin Gorniak – Karin Hanczewski
Oberkommissarin Leonie Winkler – Cornelia Gröschel
Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel – Martin Brambach
Gerichtsmediziner Jonathan Himpe – Ron Helbig
Aaron, Karins Sohn – Alessandro Schuster
Anna Schneider – Milena Tscharntke
Martha Marczynski – Anna Maria Mühe
Nils Klotsche – Christian Friedel
Professor Thomas Mühl – Matthias Lier
Frau Kolodziejczyk, Marthas Mutter – Swetlana Schönfeld
Lucas Dreesen – Beat Marti
Ronja, Kellnerin – Lili Zahavi
Dr. Herbst, Arzt – Ahmad Mesgarha
Maurice Malcher – Anton Dreger
Sekretärin – Christin Alexandrow
Buske, Polizist – Sebastian Borucki
Johnny, Wutraum-Betreiber – Moritz Stephan
Lutz, Kriminaltechniker – Benjamin Martin
u.a. 

Drehbuch – Michael Comtesse
Musik – Thomas Mehlhorn 
Regie – Sebastian Marka

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