Feuerwerk an Silvester verbieten? | #Newsroom #Umfrage #Civey | Privates #Feuerwerk #Boeller #Silvester #Corona #Covid19

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Wir sind uns ganz sicher, dass einige Menschen, die wir kennen und schätzen, bei dieser Civey-Umfrage mitmachen werden:

Sollten Feuerwerk und Böller an Silvester verboten werden?

Der Begleittext dazu ist wichtig, auch wegen der Haltung der Politik:

Am Montag hat die Initiative Deutsche Umwelthilfe (DUH) erneut ein dauerhaftes Feuerwerksverbot zum Jahreswechsel gefordert. Bei einer Pressekonferenz machte die DUH deutlich, dass Böller und Feuerwerk fatale Folgen für Tiere, Umwelt und Gesundheit haben. Neben tonnenweisem Abfall und gesundheitsgefährdendem Feinstaub werden so jährlich zahlreiche Verletzungen verursacht. Tierschutzvereine und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstützen dies weitgehend.

Der Bundesverband Pyrotechnik (BVPK) plädiert für eine Fortführung des Silvesterbrauchs, der zum traditionellen Kulturgut gehöre. Laut Dpa werfen sie der DUH polemische Zuspitzung vor. Tiere seien nur kurzzeitig von Störungen betroffen und die meisten Verletzungen seien auf den Alkoholkonsum in der Silvesternacht zurückzuführen. Die GdP würde derweil zumindest ein städtisches Feuerwerk hinnehmen, da so Verletzungs- und Brandgefahren reduziert werden könnten.

Auf politischer Ebene fordert die Linke laut DUH ein Verkaufsstopp für Böller mit sehr lauter Knallwirkung. Sie setzt sich wie die Grünen dafür ein, dass die Entscheidungsbefugnis über Verbote an die Kommunen delegiert wird. FDP und SPD lehnen generelle Verbote ab, denn böllerfreie Zonen in feuergefährdeten Stadtteilen seien effektiver und gäbe es bereits. Auch die CDU bevorzugt Sensibilisierung und Aufklärung statt Verbote.

Dass die SPD zu den am meisten ignoranten Parteien in Sachen Pyromanie gehört, fällt immer wieder, deswegen gibt es in Berlin auch nur wenige Verbotszonen, obwohl die Unfälle und das absichtliche Beschießen von Passanten oder generell anderen Menschen mit Feuerwerkskörpern hier in den letzten Jahren unglaubliche Ausmaße angenommen haben. Unsere Haltung ist bekannt, wir sind seit Jahren dabei, wenn es darum geht, diesen Dummheiten endlich Grenzen zu setzen: Ein öffentliches großes Feuerwerk an zentraler Stelle ist der Kompromiss, den man eingehen kann, obwohl auch dort in der Nähe Menschen mit Tieren wohnen, aber dabei wird wenigstens nicht in Bodennähe geböllert und die Emissionen halten sich in Grenzen, außerdem sieht es viel schöner aus als dieses wahllose Abfeuern von Einzelraketen. Vor allem aber der Dreck und der Lärm, den privates Feuerwerk in wirklich jeder Straße, in jedem Hof verursacht, ist nicht mehr hinnehmbar.

Natürlich waren wir gespannt, wie der Stand der Abstimmung aussieht. Fast 59 Prozent der Menschen, die bisher mitgemacht haben, sprechen sich eindeutig oder überwiegend für ein Verbot aus, nur etwa vier Prozent haben dazu keine Meinung. 30 Prozent wollen nicht auf Feuerwerk verzichten. Wir möchten beinahe wetten, dass unter diesen 30 Prozent auch überdurchschnittlich viele Covidioten zu finden sind. Es ist immer das Gleiche: Eine rücksichtslose Minderheit terrorisiert die Mehrheit und die Politik hat Angst, die Minderheit als Wähler:innen zu verlieren und die Mehrheit wird immer verdrossener. Das sieht man im Moment auf so vielen Gebieten, seien es konsequente Klimaschutzmaßnahmen, sei es die Pandemiebekämpfung oder eben das ungenierte Belästigen anderer.

Wenn wir schon dabei sind: Sogar Kitas haben bei uns jetzt rund um die Uhr blinkende und flackernde Weihnachtsbeleuchtungen angebracht, die nachts nur dazu da sind, Anwohner:innen auf die Nerven zu gehen. Kann man endlich auch mal eine Eingrenzung bei den immer exzentrischeren Beleuchtungsorgien herbeiführen, vor allem in den Städten, wo immer andere auf kurze Distanz von diesem Blödsinn betroffen sind? Nicht umsonst sind flimmernde Lichtreklamen in Deutschland nur sehr eingeschränkt zugelassen. Wir brauchen, die allgemeine Rücksichtnahme betreffend, wirklich einen Neuanfang, zum Beispiel bezüglich dessen, was Kinder zu Hause vermittelt bekommen. Es geht dabei nicht um Autorität, sondern um Achtsamkeit und Achtung. Deshalb wird es wohl in einem ersten Schritt notwendig sein, die Erwachsenen zu schulen, die im Zeichen der neoliberalen #FalseLiberty erzogen worden sind.

Ob man dabei Freiwilligkeit zulässt? Es ist dann wohl wie bei der Covid19-Bekämpfung: Diejenigen machen mit, die ohnehin mit sich und anderen pfleglich umgehen. Oder doch besser wie beim Autofahren? Mit einem Register für auffälliges asoziales Verhalten, das immer wieder mal verpflichtende Nachschulungen mit anschließenden bindenden Auflagen auslöst, wenn ein bestimmter Punktestand überschritten wird; wahlweise wird ein saftiges Bußgeld fällig. Wir können es nicht ändern, dass wir langsam anfangen weiterzudenken, aber wie bisher kann es nicht weitergehen.

TH

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