Stirb langsam (Die Hard, USA 1988) #Filmfest 707 #Top250

Filmfest 707 Cinema – Concept IMDb Top 250 of All Time (83)

Stirb langsam (Originaltitel: Die Hard) ist ein US-amerikanischer Actionfilm aus dem Jahr 1988 von John McTiernan. Er handelt von einem Polizisten, der im Alleingang den Kampf gegen Gangster aufnimmt, die ein Hochhaus besetzt haben. In den Hauptrollen sind Bruce Willis und Alan Rickman zu sehen. Der Film ist die Umsetzung des Buches Nothing Lasts Forever aus dem Jahr 1979, geschrieben von Roderick Thorp, das eine Fortsetzung des Romans The Detective aus dem Jahr 1966 ist. Nach dem großen Erfolg des Films wurden vier Fortsetzungen produziert, die letzte davon, Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben, kam im Februar 2013 in die Kinos.

Aus jeder guten Kinosache wird ein Franchise, das ist mittlerweile unumgänglich. „Stirb langsam“ gilt als einer der ersten Polizei-Actionthriller, die auch an der Kinokasse funktioniert haben, Vorläufer waren die harten Copfilme der 1970er und „Nur 48 Stunden“ aus dem Jahr 1982, die aber noch entweder deutlich weniger actionlastig waren oder humorvoller gestaltet. Am dichtesten kommt wahrscheinlich der bis heute ebenfalls in vier Filmen verarbeitete Story der Polizisten Riggs und Murtaugh in „Lethal Weapon“ heran. „Die Hard“ profitiert von einem Glücksgriff, auf den wir in der –> Rezension nebst anderen Aspekten des Films eingehen werden.

Handlung (1)

Der New Yorker Polizist John McClane kommt an Heiligabend nach Los Angeles, um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern. Mit seiner Frau Holly ist er seit einem halben Jahr entzweit, weil sie sich entschlossen hat, aus beruflichen Gründen nach Los Angeles zu wechseln, während er sich beruflich an New York City gebunden sieht.

McClane wird von seiner Frau auf der Weihnachtsfeier ihrer Firma erwartet. Die Feier findet im Nakatomi Plaza statt, einem Bürohochhaus. Das noch nicht ganz fertiggestellte Hochhaus, in dem sich am Weihnachtsabend nur noch Gäste der Weihnachtsfeier der Nakatomi-Corporation befinden, wird von schwer bewaffneten Gangstern gestürmt, angeführt vom deutschen Kriminellen Hans Gruber. Um unentdeckt zu bleiben und ohne großes Aufsehen den Tresor der Firma plündern zu können, werden alle Telefonverbindungen nach außen gekappt, die Partygäste als Geiseln genommen und die Rezeption des Hochhauses besetzt.

McClane gelingt es als Einzigem, sich vor den Räubern zu verstecken. In Einzelkämpfermanier schaltet er einen Gangster nach dem anderen aus und versucht, einen Notruf abzusetzen. Dabei wird er zwar von den Kriminellen entdeckt, doch es gelingt ihm, die Aufmerksamkeit des Streifenpolizisten Al Powell auf sich zu ziehen, der das FBI einschaltet. Die Beamten vor Ort ignorieren jedoch die Warnungen und Hinweise von McClane, weshalb er sich gezwungen sieht, weiter auf eigene Faust Jagd auf die Verbrecher zu machen, nur unterstützt durch den Funkkontakt zu Sgt. Powell, der sich im Verlauf zu einem Freund entwickelt.

Die Verbrecher geben nun vor, Terroristen zu sein und Gesinnungsgenossen freipressen zu wollen, um sich für ihren eigentlichen Plan, die Tafelpapiere aus dem Tresor zu stehlen, mehr Zeit zu verschaffen. Auch das starre Standardverfahren des FBI zur Terroristenbekämpfung ist Teil des ausgeklügelten Plans. So kommen die Gangster erst an den Inhalt des Tresors, nachdem das FBI den Strom abgeschaltet hat. Die Agenten des FBI fungieren somit nur als Spielball der Verbrecher, und der Einzige, der die Situation retten kann, ist John McClane. Schließlich kann er alle Gangster ausschalten – zuletzt stürzt Hans Gruber selbst aus dem 30. Stockwerk in den Tod – und ein Großteil der Geiseln kann gerettet werden. Während McClane, Holly und die anderen Geiseln vor dem Gebäude die Erlebnisse verdauen, stürmt noch ein letzter Gangster aus den Reihen der befreiten Geiseln und zielt mit seiner Waffe auf McClane. Bevor er schießen kann, gelingt es Sgt. Powell, den Angreifer zu töten.

Rezension

Ursprünglich wollte der Regisseur McTiernan die Fortsetzung zu Das Phantom-Kommando mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle drehen. Schwarzenegger lehnte jedoch die Rolle ab. So wurde aus dem Projekt der Film „Stirb langsam“, in dem Schwarzenegger ebenfalls die Hauptrolle bekommen sollte, jedoch erneut ablehnte. Bruce Willis war erst die sechste Wahl für die Rolle; vor ihm standen noch Sylvester Stallone, Burt Reynolds, Harrison Ford, Mel Gibson und Richard Gere auf der Liste.[3][4]

Sylvester Stallone war eigentlich derjenige, der mit „Rambo“ das Prinzip „Einer kämpft allein gegen alle und siegt“ etabliert hatte, aber man kannte dieses Schema bei ihm schon und es wäre 1989 keine Überraschung mehr gewesen, wenn er so gehandelt hätte, wie es der Polizist McClane tut. Richard Gere kann ich mir beim besten Willen nicht in dieser Rolle vorstellen und bei Arnold Schwarzenegger wäre es ähnlich gelaufen wie bei Stallone: Man hätte geradezu erwartet, dass er es alleine mit der Terrorbande aufnimmt. Burt Reynolds war m. E. bereits zu alt für einen solchen Part, lediglich Indiana Jones und Mad Max hätte ich in der Rolle ebenfalls gesehen, die dann an den damals auf dem Big Screen noch nicht sehr präsenten Bruce Willis ging. Hätte man Gibson genommen, hätte er sich sozusagen selbst Konkurrenz gemacht. Dass Willis anfangs geradezu knuffig wirkt, mit dem großen Bären für die Kinder, die nicht mehr bei ihm leben, und im Verlauf in der Tat immer „dickschädeliger“ (gemäß dem englischen Titel des Films) wird und auch immer physischer agiert, ist der oben angedeutete Glücksgriff. Sein Spiel passt sich genau der Situation an und wird intensiver parallel zum immer mehr Material und Menschenleben fordernden Handlungsverlauf und unterstützt damit die Dramaturgie.

„Stirb langsam“ darf man wörtlich nehmen, denn 131 Minuten Spielzeit sind damals für einen Actionfilm ziemlich lang gewesen. Es funktioniert aber, weil das Duell zwischen McClane und den Gangstern immer wieder interessante Wendungen erfährt. Sicher, ein normaler Mensche wäre irgendwann einmal von den vielen Kugeln getroffen worden, die den Cop aus New York umschwirren, aber in dieser Hinsicht darf man von amerikanischen Cowboy-Filmen keinen Realismus verlangen, auch wenn es sich um Großstadtcowboys handelt. Zugespitzt ist es eben ein solcher Film, ein Western, der nicht in einer verwinkelten Bretterbudenstadt ausgetragen wird, sondern in der Vertikalen, in einem in der Realität damals gerade erst fertiggestellten Büro-Hochhaus in Los Angeles. Als am Ende das Dachgeschoss explodiert und unzählige Artefakte vor dem Gebäude niedergehen, als die Leiche dumpf auf den Asphalt trifft, das erinnert leider an 9/11. Dass sich uns diese Bilder eingeprägt haben, dafür kann „Die Hard“ nichts, sondern es ist für damalige Verhältnisse eine spektakuläre Show gewesen.

Der deutsche Verleih hat sich entschlossen, den Hintergrund der Gangster- / Terrorbande zu verändern: In der amerikanischen Originalversion handelt es sich bei den Verbrechern, die das Hochhaus in ihre Gewalt bringen, zum Großteil um deutsche Terroristen, ehemalige Mitglieder der fiktiven „Radical West-German Volksfrei Movement“ (mit Ausnahme der beiden Italiener, des Afroamerikaners Theo und des Asiaten Uli), daher auch einige arrogante Anmerkungen den Amerikanern gegenüber, die sich in der synchronisierten Version nicht recht erschließen. Außerdem fährt ein Teil der Gang mit einem damals aktuellen Mercedes W 124 vor und verschafft sich Zugang zu dem Gebäude. 

Für uns zählt „Die Hard“ selbstverständlich zum Projekt, die Top-250-Liste der IMDb abzuarbeiten, und zwar alle Filme, die jemals dort aufgeführt werden. Vermutlich mit ein paar Einschränkungen, muss ich allerdings schreiben, sie betreffen Filme, die vorwiegend auf den Flügeln des kinematografischen Nationalismus den Weg dorthin gefunden haben, deswegen hat man mittlerweile u. a. eine eigene Liste für Bollywood-Filme geschaffen, die von der riesigen indischen Community stets mit 10/10 bewertet werden. „Die Hard“ ist sogar immer noch platziert, allerdings ist er ein „Publikumsfilm“, weniger ein „Kritikerfilm“.

Der Film erhielt überwiegend positive Kritiken. Das Filmkritik-Portal Rotten Tomatoes gibt für den Film 94 % positive Rezensionen an[11] und er hat einen Metascore von 72 von 100 bei Metacritic.[12]

72/100 ist zwar nicht schlecht, aber regt dazu an, nach den Stimmen zu suchen, die nicht so einverstanden mit „Stirb langsam“ waren. Komplett negative Meinungen sind im Score nicht enthalten, aber die eher zurückhaltenden Kritiker, darunter auch Roger Ebert, der sonst für ein gutes Spektakel durchaus zu haben war, haben vor allem moniert, dass der Film flach und als menschliches Drama unterbelichtet ist. Das allerdings kann man von fast allen diesen Filmen sagen, die sich rein oder überwiegend auf Action konzentrieren und man muss „Stirb langsam“ zugutehalten, dass er famos aufgebaut ist, sogar einen miesen Verräter haben sie noch in die Handlung praktiziert, der auf die Frau des Polizisten scharf ist und daher eine persönliche Motivation hat, den Gangstern zu helfen. Da ich mittlerweile weiß, dass Roger Ebert die „Lethal Weapon“-Reihe sehr gerne mag, habe ich mich natürlich gefragt, ob er wirklich gelaubt, das Schicksal von Cop Riggs sei tiefgehender aufgearbeitet als die auf recht ehrliche Weise reduzierte Hintergründigkeit von „Die Hard“, die nicht mehr sein will, als sie vorgibt, während man im zweiten Teil der „Lethal Weapon“-Reihe eindeutig zu viel hineinkonstruiert hat, was einen gewaltreichen Rachefeldzug rechtfertigen soll.

Finale

Über diesen Film Elogen zu schreiben, gibt das, was geschieht, in der Tat nicht her, entweder, man findet die Action gut und identifziert sich mit Bruce Willis und seinem sturen New Yorker Cop, der allein gegen den Terror antritt, oder man ist von dieser Art Heldentum und der für damalige Verhältnisse exzessiven Pyrotechnik genervt. Immerhin wird der Sache keine allzu deutliche moralische Dimension unterlegt und das macht das Ganze nicht unsympathischer.

Die Idee mit den Terroristen aus Deutschland wird Bruce Willis, der selbst zur Hälfte einen deutschen Hintergrund hat, schon zu nehmen gewusst haben und irgendwie sind solche Typen mehr Fun, wenn ein bisschen auf die nationalistische Pauke gehauen wird, als wenn sie simple, wenn auch noch so gewieft agierende Verbrecher wären. Sie auch die „arischen“ Bösewichte aus Südafrikas damaligem Apartheids-Regime in „Lethal Weapon 2“. Im Grunde ist dieser Hintergrund überflüssig, es hätte auch einfach nur um den ganz großen Coup gehen können, der mit aller Brutalität durchgezogen wird. Wobei ursprünglich, abgesehen vom Firmenchef, keine Todesfälle geplant waren. Soweit ich es in Erinnerung habe, kommt auch keine der Geiseln ums Leben, weil die Geiselnehmer vergleichsweise mit diesem Druckmittel umgehen. Die Praxis zeigt längst viele Fälle, in denen Geiseln als menschliche Schutzschilde verwendet wurden.

Auf jeden Fall zählt „Die Hard“ zu den Highligths des 80er-und-90er-Actionkinos und man sollte ihn gesehen haben, wenn man die Entwicklung hin zum heutigen Superheldenkino verstehen will. Diese unkaputtbaren Typen, wie Bruce hier einen spielt, waren eine wichtige Zwischenstufe weg vom Film noir, auch vom realistischen Polizeirfilm der 1970er, hin zu den comichaften und in der Tat häufig nach Comics gestalteten Figuren  heutiger Prägung.

80/100

© 2022 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2021)

Regie John McTiernan
Drehbuch Jeb Stuart
Steven E. de Souza
Produktion Lawrence Gordon
Joel Silver
Musik Michael Kamen
Kamera Jan de Bont
Schnitt John F. Link
Frank J. Urioste
Darsteller Deutscher Sprecher[10] Rolle
Bruce Willis Manfred Lehmann John McClane
Alan Rickman Lutz Mackensy Hans Gruber
Reginald VelJohnson Engelbert von Nordhausen Sergeant Al Powell
Bonnie Bedelia Monica Bielenstein Holly McClane Gennaro
Alexander Godunov Jürgen Heinrich Karl
Paul Gleason Hans-Werner Bussinger Deputy Chief Dwayne T. Robinson
Hart Bochner Frank Glaubrecht Harry Ellis
William Atherton Uwe Paulsen Richard Thornburg
Clarence Gilyard Jr. Joachim Tennstedt Theo
James Shigeta Dieter Ranspach Joe Takagi
Robert Davi Helmut Gauß Special Agent Johnson
Grand L. Bush Ulrich Gressieker Agent Johnson
De’voreaux White Benjamin Völz Argyle
Dennis Hayden Jürgen Kluckert Eddie
Al Leong Michael Christian Uli
Andreas Wisniewski Mathias Einert Tony
Lorenzo Caccialanza Tobias Meister Marco
Gary Roberts Thomas Petruo Heinrich
Wilhelm von Homburg Marlin Wick James
David Ursin Eberhard Prüter Harvey Johnson
George Christy Peter Schiff Dr. Hasseldorf
Matt Landers Detlef Bierstedt Captain Mitchell
Anthony Peck Reinhard Kuhnert Polizist
Gerard Bonn Frank Schröder Kristoff

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s