Frontpage | Corona Lage: Infos, Service, Politik | Inzidenz-Abwärtstrend verstärkte sich gestern, heute sogar wieder leichter Anstiegh
Mittwoch, 03.03.2022 (hier zum Report von gestern)
Die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Deutschland stieg von gestern auf heute leicht an, hier die Werte heute und für die vergangenen 13 Tage: 1.174,1 / 1.213,0 / 1238,2 / 1.240,3 / 1.253,3 / 1.259,5 / 1.265,0 / 1.278,9 / 1.306,8 / 1.346,8 / 1346,3 / 1.350,4.
Seit wir verkündet haben, den Corona-Report nur noch alle drei Tage upzudaten, passiert immer etwas, das eine kürzere Taktung erforderlich macht. Das gibt uns heute aber die Gelegenheit, uns zu zwei weiteren Aspekten zu äußern: Christian Drosten und seine Medienarbeit und die Diskussion um Impfnebenwirkungen anhand einer Darstellung der BKK Provita.
Heute sind es gleich zwei Dinge, die wir mit Bezug auf das aktuelle Infektionsgeschehen erwähnen müssen. Wir fangen mit der peinlichsten Sache an, um es schnell hinter uns zu bringen: Den gestrigen Rückgang des Inzidenzwertes gegenüber vorgestern haben wir mit über 5 Prozent zu hoch angegeben, Grundlage war ein Datenerfassungsfehler. In Wirklichkeit waren es 3,3 Prozent. Es handelt sich damit nicht um den höchsten Rückgang seit dem 26.12.2021, sondern seit dem 31.12.2021, kurz nach dem Beginn der Omikron-Welle. Außerdem hatten wir gestern versehentlich die Grafik des R-Wertes von vorgestern als Titelbild beibehalten, korrigieren konnten wir das nach der Veröffentlichung zu vertretbarem Aufwand nur auf Instagram, weil die Fotos dort gesondert gesetzt werden. Für die vielen Fehler gibt es möglicherweise sogar einen persönlichen psychologischen Grund, der mit Corona zu tun hat.
Den anderen Punkt haben wir bereits im Header erwähnt: Der Preis für den auch nach unserer Korrktur relativ starken Rückgang gestern zahlen wir heute damit, dass die Inzidenz sogar wieder leicht angestiegen ist und wir deshalb zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen einen roten Balken in unsere Grafik eintragen mussten:
Es bleibt also mühsam, wie auch die Tatsache zeigt, dass die blaue Linie in der Grafik (tägliche Veränderung der Inzidenz in Prozent) die 7-Tage-Tendenz dieser Veränderung (grüne Linie) immer wieder kreuzt und die Tendenz der täglichen Veränderung schon seit zwei Wochen zwischen -1 Prozent und -1,5 Prozent verharrt. Wie kürzlich geschrieben: Wenn es so weitergeht, wird es bis in den Sommer dauern, bis wenigstens wieder Werte wie beim Einsetzen der Omikron-Welle erreicht werden.
Wir haben dazu eine kleine Projektion erstellt: Es wird bei einer weiteren Abschwächung von 1,5 Prozent täglich, also am günstigen Rand des aktuellen Trendkanals bemessen, noch 11 Tage dauern, bis die Inzidenz in Deutschland unter 1000 liegen und nicht weniger als 118 Tage, bis sie auf einen Wert unter 200 fallen wird. Das wäre dann der 30. Juni. Bis die Inzidenz unter 150 fällt, Stichwort für uns persönlich: volle Präsenz, kein Homeoffice-Tag mehr, würde sogar der Morgen des 18. Juli heraufziehen (vorausgesetzt, die Berliner Inzidenz, an der wir uns orientieren, liegt im Sommer etwa auf Höhe des Bundesdurchschnitts). Bei einem mittleren Wert aus dem Trendkanal von -1,2 Prozent durchschnittliche tägliche Inzidenzabnahme wäre eine Inzidenz von 200 sogar erst nach 147, eine von 150 sogar erst nach 171 Tagen erreicht. Das wäre kurz vor Einsetzen der erwarteten Herbstwelle, am 21. August.
Da kann man nur hoffen, dass die höheren Temperaturen etwas zum geschwinderen Rückgang beitragen werden. Allerdings hat Christian Drosten in seinem Podcast darauf hingewiesen, dass in Südafrika, wo die Omikron-Welle ihren Ausgang nahm, der steile Anstieg der Neuinfektionen im dortigen Sommer zu verzeichnen gewesen war. An einen infektionsfreien Sommer hierzulande glaubt er nicht, die Impfquote in Deutschland sei immer noch zu gering.
Auch die Zahl der registrierten Neuinfektionen ist heute gegenüber der vor acht Tagen heute nur leicht zurückgegangen, von ca. 216.300 auf ca. 210.700.
Immerhin, in Berlin ist die Inzidenz von über 1.000 vorgestern auf gestern 966 und heute 925 gefallen, beides sind neue Tiefststände seit dem ruckartigen Anstieg Anfang Januar und sollte bedeuten, dass wir nun von einem gesicherten Wert von weniger als 1.000 für die nächste Zeit ausgehen und dementsprechend planen können.
Vor einigen Tagen hatten wir die alarmierenden Zahlen der BKK Provita zu Impfnebenwirkungen weit über den bisher bekannten und vom Paul-Ehrlich-Institut angegebenen Zahlen hinaus erwähnt, aber nicht als eine sichere Erkenntnis bezeichnet. Ausnahmsweise verlinken wir dazu heute auch im Kurzreport einen Artikel der ARD-Tagesschau von gestern. Er bestätigt noch einmal die Relativierung, die wir bereits im folgenden Report aufgrund von Aussagen aus der Ärzteschaft beigefügt hatten. Interessant ist für uns die Erläuterung zum Autor der Provita-Ausarbeitung, der auch ein dem Medizinsystem gegenüber kritisches Buch verfasst hat. Der Verlag und vor allem die Online-Publikation „Rubikon“, die ebenfalls erwähnt wird, sind uns bekannt. Im wirtschaftlich-gesellschaftlichen Bereich haben wir Artikel von „Rubikon“ immer wieder zitiert, wir hätten sie aufgrund ihrer standardmäßigen CC-Lizenz alle republizieren dürfen, in seltenen Fällen taten wir auch dies.
„Rubikon“ war immer schon kantig und manchmal etwas hypertroph, das traf aber nicht auf alle Autor:innen und nicht auf alle Artikel gleichermaßen ober überhaupt zu, es erscheinen dort immer wieder respektable Beiträge. Nach einem Artikel des Herausgebers allerdings, der schon im Frühjahr 2020 verfasst wurde und den Tenor trug „Die Pandemie ist beendet, wenn wir, das Volk, es beschließen“, in Wirklichkeit also eine kleine Minderheit, haben wir davon Abstand genommen, „Rubikon“ weiter als Quelle für Darstellungen des Wahlberliners zu berücksichtigen. Politisch gesehen war das durchaus schade, aber aus Gründen der Seriosität in Sachen Pandemie unumgänglich. Das bedeutet nicht, dass wir diese Haltung für alle Zeiten beibehalten werden. Es kommt darauf an, was konkret geschrieben wird, aber wir lassen auch nicht beiseite, wie stark die Inhalte eines Magazins von bestimmten Mindsets beeinflusst sind und welches Bild ein Medium dadurch insgesamt abgibt.
Nun unser Twist: Die ARD ist bekanntermaßen sehr transatlantisch ausgerichtet, also durchaus nicht milieuneutral, auch wenn sie derzeit in Sachen Russland-Ukraine-Krieg nicht so bellizistisch wirkt wie einige andere Medien aus demselben „Milieu“. Umso mehr wäre die ARD mit ihren großen Kapazitäten, die wir alle mit unseren Gebühren stärken, gut beraten, wenn sie selbst sachlich blieben und nicht zu sehr auf das Milieu verweisen würden. Sogar die berechtigte Frage nach den Auswirkungen des sehr kurzen Entwicklungs- und des schmalen Testzeitfensters der Corona-Impfstoffe wird ARD-seitig einach mal diesem Milieu zugerechnet, obwohl diese Frage sich nach dem Bekanntwerden der sehr raschen Impfstoffentwicklungs-Fortschritte und der extrem kurzen Zeitspanne bis zur Zulassung viele Menschen, auch solche, die nicht im „Milieu“ angesiedelt sind, gestellt haben. Diese Frage ist also berechtigt und je besser, klarer und nachvollziehbarer die Antwort, desto höher die Akzeptanz für die Impfstoffe. Auch die Medien, nicht nur die Politik, stehen diesbezüglich in der Verantwortung.
Hilfreicher wäre es für uns gewesen, damit wir die in Sachen Corona herrschende Meinung stützen können, den Inhalt des in dem Artikel erwähnten Buches zur „Intensiv-Mafia“ zu widerlegen. Ein reißerischer Titel allein ist noch kein Beleg dafür, dass der Inhalt Schrott ist, sondern typisch a.) für die heutige Zeit und b.) generell für Menschen, die sich als Minderheit sehen und mehr Aufmerksamkeit erhalten möchten. Trotzdem muss man sich mit den Inhalten auseinandersetzen, wenn dieser Inhalt ein bedeutendes Feld wie das Gesundheitswesen betrifft und man sich auf ein solches Werk bezieht. So geht investigativer und an mit seriöser Methodik gecheckten Fakten orientierter, mithin sauberer Journalismus, den wir von einer Medienmacht wie der ARD erwarten.
Noch einmal zur Mehrheit und zu Christian Drosten: Der mittlerweile bekannteste Virologe Deutschlands wird seinen Podcast bald beenden. Er habe den Eindruck, die Öffentlichkeit sei in Sachen Corona nun orientiert, sagte er, und er wolle keine Medienkarriere starten. Finden wir sehr stark bzw. konsequent aus der Sicht eines Wissenschaftlers, aber ob wir nicht doch wieder Fachkompetenz und Politikunterstützung brauchen werden, je nach Weiterentwicklung der Lage, wird sich erst zeigen. Die Videos und Talkshows mit Christian Drosten waren vielleicht das Beste an der Pandemiezeit und dem Mann, der so viele Anfeindungen wegen seiner stets sachgerechten und im Rahmen des jeweiligen Kenntnisstandes der Wissenschaft im Verlauf der Pandemie operierenden Darstellungen erleiden musste, danken wir an dieser Stelle für seine wichtige Öffentlichkeitsarbeit.
TH
Mittwoch, 02.03.2022 (hier zum Report von gestern)
Die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist weiter rückläufig, hier die Werte heute und für die vergangenen 12 Tage: 1.171,9 / 1.213,0 / 1238,2 / 1.240,3 / 1.253,3 / 1.259,5 / 1.265,0 / 1.278,9 / 1.306,8 / 1.346,8 / 1346,3 / 1.350,4.
Wir hatten zwar gestern geschrieben, dass wir den Rhythmus unserer Corona-Reporte nun auf alle drei Tage umstellen, aber wenn wir uns bisher über den zu langsamen Rückgang der Fallzahlen und der Inzidenz beschwert haben, ist es doch angezeigt, einen Move ebenfalls zu erwähnen, der für uns heute überraschend kam: Die Corona-Inzidenz sank seit gestern um mehr als 5 Prozent, das ist der höchste Rückgang seit dem Beginn der Omikron-Welle. Exakt sogar seit dem 26.12.2021, also einem Zeitpunkt vor deren Einsetzen, der durch einen sich während der Feiertage aufbauenden Erfassungsrückstand gekennzeichnet war.
Die Zahl der Neuinfektionen ging gegenüber dem Mittwoch der Vorwoche um ca. 23.000 zurück, das ist ebenfalls ein vergleichsweise hoher Wert, auch wenn er kenntlich macht, dass weiter Vorsicht beim Rückbau der Corona-Maßnahmen geboten ist. Zur Erinnerung: Gestern wurden 189.000 Neuinfektionen erfasst, der absolute Tagesrekord steht bei knapp 250.000 und wurde am 03.02.2022 erzielt, an einem Donnerstag. Mittwoch bis Freitag sind regelmäßig die Tage mit den höchsten Meldungen an Neuinfektionen. Mehr als einen erfreulich hohen Rückgang der Inzidenz, den man allerdings in den Kontekt der bisher sehr flachen Kurve des Neuinfektionen-Rückgangs in Deutschland setzen muss, wollten wir Ihnen heute nicht mitteilen.
Was uns heute mal ausnahmsweise nicht interessiert: aktuelle Twittertrends wie #Lauterbachluegt (again?) und #Impfnebenwirkungen. Wenn es dazu wirklich relevantes Neues gibt, werden wir es in unseren Reporten selbstverständlich erwähnen.
TH
Die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist weiter rückläufig, hier die Werte heute und für die vergangenen 10 Tage: 1.171,9 / 1.213,0 / 1238,2 / 1.240,3 / 1.253,3 / 1.259,5 / 1.265,0 / 1.278,9 / 1.306,8 / 1.346,8 / 1346,3 / 1.350,4.
Der Rückgang sowohl bei den obigen Werten als auch bei den Neuinfektionen vollzieht sich langsam, aber stetig. Heute wurden für gestern ca. 122.000 Neuinfektionen gemeldet, das sind ca. 3.000 weniger als vor einer Woche. Allerdings könnte das Ergebnis dadurch verzerrt sein, dass Brandenburg gestern nicht gemeldet hatte und die Zahlen aus diesem Bundesland heute nacherfasst wurden. Ein Rückgang von nur 3.000 Fällen im 7-Tage-Vergleich wäre eindeutig zu wenig, um zum Beispiel mit starken Lockerungen zu operieren. Ab heute oder in den nächsten Tagen treten aber Lockerungen in Kraft, das ist sicher. Da jedes Bundesland wieder einmal individuell verfährt und wir das in diesem Kurzreport nicht abbilden können, eine kurze Angabe dazu, was uns in Berlin erwartet:
„(…) Konkret bedeutet das jetzt, dass die Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene zum Ende der Woche aufgehoben werden. Ab dem 1. März gilt in den Berliner Schulen wieder die Präsenzpflicht (Das ist schon beschlossen). Ab dem 4. März öffnen, wenn das Okay des Senats kommt, wieder die Clubs. Und ab dem 4. März haben auch Ungeimpfte, wenn sie negativ getestet sind, Zugang zu Restaurants und Hotels. (…)“ – Berliner Zeitung vom 01.03.2022.
Zur Erinnerung: Die 7-Tage-Inzidenz in Berlin liegt heute immer noch bei 1.043. Wir erwarten gemäß den Zahlen der letzten Tage allerdings ein dauerhaftes Absinken unter die auch für uns persönlich wichtige Marke von 1.000 noch in dieser Woche – es sei denn, die Lockerungen führen zu einer Trendwende.
Interessant ist, auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass er immer fünf Tage „nachhinkt“, die Entwicklung des R-Wertes. Die vorläufigen 0,84, die das RKI heute für den 25.02. ausweist, sind der niedrigste Wert seit dem Beginn der Omikron-Welle. Im Rückgang der Inzidenz hat sich das vor einigen Tagen so deutlich nicht ausgedrückt. Wir wagen die Prognose, dass der R-Wert der letzten 14 Tage, in denen er einen deutlichen Knick erfuhr, etwas nach oben angepasst werden wird. Weil er auch heute wieder von allen wichtigen Werten die stärkste Bewegung zeigt, bilden wir ihn wieder ab.
Wenig Grund zur Euphorie bildet trotz des gemächlichen Rückgangs der deutschen Corona-Werte der Blick über den Tellerrand. Selbstverständlich freuen wir uns darüber, dass die Fallzahlen weltweit sinken, aber weniger darüber, dass Deutschland seit einiger Zeit nun die meisten täglichen Fallzahlen weltweit zeigt (in den vergangenen 7 Tagen immer noch mehr als 1,1 Millionen, Südkorea folgt jetzt auf Platz 2 mit 1,076 Millionen), Russland auf Platz 3, aber mit stärker rückläufigen Zahlen. Eines muss man auf jeden Fall festhalten: Länder, die wesentlich früher gelockert haben oder nach Delta gleich mehr in den Normalrhythmus gegangen sind, sind offenbar wesentlich weiter, unter anderem, weil sie von der Omikron-Welle früher und heftiger erfasst wurden. Im Gesamtranking „wie viel Prozent der Bevölkerung hatten bisher eine Corona-Infektion“ steht Deutschland auf Platz 60, mit einer Quote von 17,6 Prozent. Das ist nicht so schlecht für ein dicht besiedeltes demokratisches Land Anfang März 2022, aber wenn die vergleichsweise hohen Fallzahlen nicht schneller zurückgehen, wird Deutschland in diesem Ranking weiter nach vorne drängen, d. h. vergleichsweise schlechter abschneiden. Bei den Todesfallzahlen liegt Deutschland auf Platz 71.
Ein Schmankerl haben wir auch noch. Wir wunderten uns, dass gestern auf Twitter „Letzter Tag“ trendete und dachten: Wie, hat man sich auf einen Waffenstillstand in der Ukraine geeinigt, letzter Tag des russischen Angriffs. Es geht aber um Corona. Liebe Leute, der März endet erst in 30 Tagen. Ihr werdet sehen, bis dahin hat Karl Lauterbach hundertprozentig recht behalten. Wir sagen also schon mal „tschüss!“ und winken zurück.
Eine weitere wichtige Info haben wir oben abgebildet. Wir wunderten uns gestern, dass auf Twitter „letzter Tag“ trendete und dachten: Wie, hat man sich unerwartet auf einen Waffenstillstand in der Ukraine geeinigt, letzter Tag des russischen Angriffs? Es geht aber um Corona. Liebe Leute, der März endet erst in 30 Tagen. Ihr werdet sehen, bis dahin wird Karl Lauterbach hundertprozentig richtig liegen. Wir sagen also schon mal „tschüss!“ und winken zurück.
Eine Änderung in eigener Sache möchten wir Ihnen mitteilen: Unser Report erscheint ab heute nur noch alle drei Tage, bei Absinken der deutschlandweiten Inzidenz unter 1.000 alle vier Tage und bei einer Inzidenz unter 500 einmal wöchentlich. Eine Inzidenz unter 150 bedeutet für uns wieder volle Präsenzpflicht und wir werden dann nur noch nach Sachlage reportieren.
Vorerst wird der Corona-Kurzreport damit auch im täglichen Wechsel mit dem Wohn-Bau-Report und dem Geopolitik-Report erscheinen.
TH
Sonntag, 27. Februar 2022 (hier zum Report vom Freitag)
Die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist weiter rückläufig, hier die Werte für die vergangenen 9 Tage: 1.240,3 / 1.253,3 / 1.259,5 / 1.265,0 / 1.278,9 / 1.306,8 / 1.346,8 / 1346,3 / 1.350,4.
Angesichts dieser sehr langsamen Abschwächung des Infektionsgeschehens gilt es weiterhin, Vorsicht zu wahren. Möglicherweise hat der geringe Rückgang der Inzidenz, der gegenwärtig bei einem 7-Tage-Durchschnitt von etwas mehr als 1 Prozent pro Tag verharrt, den Hintergrund, dass die hoch ansteckende Omikron-BA.2-Variante das Geschehen mehr und mehr dominiert. Das wäre aber nur dann zu vernachlässigen, wenn sie mit einer wesentlich geringeren Gefahr schwerer Fälle einherginge als BA.1. Danach sieht es bisher nicht aus. Die Hospitalisierungs- und die Intensivbehandlungsinzidenz liegen seit einiger Zeit auf etwa gleichbleibendem Niveau (6/3), die durchschnittlichen täglichen Todesfallzahlen an / mit Corona haben sich bei ca. 200 eingependelt, nachdem sie vor wenigen Wochen schon auf etwa 140 pro Tag zurückgegangen waren.
Der R-Wert wurde weiter korrigiert, weist aber heute als vorläufige Zahl vom 22.02. (neuere Werte werden nicht veröffentlicht) doch wieder einen Rückgang aus. Was daraus in den nächsten Tagen wird, wenn die Korrekturen kommen, ist, so mittlerweile die Erfahrung, offen. Trotzdem ist der „Wiederansteckungsfaktor“ aktuell interessanter als der Inzidenzwert, weil er sich stärker bewegt, deswegen bilden wir ihn heute wieder ab:
Am Freitag hatten wir uns zu Unsicherheiten bezüglich der Impfnebenwirkungen geäußert, die durch Darstellungen einer Betriebskrankenkasse zur Diskussion kamen, mittlerweile haben sich mehrere Stellen gegen diese Darstellung gewendet und „einen Vergleich von Äpfel mit Birnen“ kritisiert. Unter den Kritikern dieser Darstellung finden sich auch Publikationen, die dafür bekannt sind, durchaus Raum für die Meinung der „anderen Seite“ zu geben.
TH
Freitag, 25. Februar 2022 (hier zum Report vom Mittwoch)
Die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist weiter rückläufig, hier die Werte für die vergangenen 7 Tage: 1.259,5 / 1.265,0 / 1.278,9 / 1.306,8 / 1.346,8 / 1346,3 / 1.350,4.
Dieser Rückgang ist natürlich besser als ein Anstieg, aber eindeutig zu langsam, um in nächster Zeit a.) ein wenig durchatmen zu können und b.) um die Maßnahmen stark zu lockern. Heute hat Karl Lauterbach mitgteilt, optimistisch geschätzt, wird uns das Virus noch für 10 Jahre begleiten. „Niemals geht man so ganz“, fällt uns dabei ein, irgendwer hat es kürzlich in einer Satiresendung verwendet, auf Corona bezogen. Und Freunde hatten zu Beginn der Pandemie einen Witz verbreitet, nachdem man sich am Ende der Corona-Pandemie in den Armen liegen wird, froh, dass es vorbei ist, und resümieren wird: „Waren das verrückte 12 Jahre!“ Käme bei Lauterbachs optimistischem Szenario gut hin.
Es versteht sich, dass nicht zwölf Jahre lang im Pandemiemodus operiert werden kann. Das hält eine Gesellschaft und das halten auch die meisten Menschen als Individuen nicht aus, deshalb wird es in der Folge wohl wirklich um eine Inkaunfahme einer begrenzten Zahl von schweren Fällen und auch von Todesfällen gehen müssen. Das ist schrecklich, aber wenn man alles getan hat, um schwerere Verläufe der Pandemie im Ganzen zu vermeiden, kann man sich keinen Vorwurf machen. In Deutschland ist das eindeutig nicht so, doch Fehler, die schon gemacht wurden, lassen sich nicht revidieren. Man kann daraus lernen. Wie lernfähig der Mensch ist, sehen wir gerade bei dem Thema, das Corona als Nummer eins im Ranking der Aufmerksamkeitsökonomie abgelöst hat: dem Ukraine-Krieg. Die Hoffnungen, dass irgendwann einmal alles gut wird sind begrenzt, denn auch in diesem Kontext darf man die Fehler der Vergangenheit gerne analysieren, um zu lernen, aber a.) lässt sich erst einmal nichts mehr an den Umständen rütteln, b.) ist eine gute Analyse noch lange keine Garantie dafür, dass künftig irgendetwas besser gemacht wird.
Unser heutiges Augenmerk gilt besonders dem R-Wert, deswegen auch die Grafik dazu:
Von gestern auf heute hat das RKI den „Wiederansteckungsquotient“ um nicht weniger als 0,05 nachträglich und in einem Schritt angehoben. Es ist augenfällig, dass nach allen Korrekturen, die manchmal für mehr als 14 Tage rückwärts vorgenommen werden, der R-Wert kaum unter die entscheidende Marke von 1,0 sinkt (eine angesteckte Person steckt eine weitere an) und damit der Rückgang der Neuinfektionen zu einer sehr mühseligen Angelegenheit geraten ist. Dieser deutschlandweit geringe Rückgang mag regional deutlicher wahrgenommen werden. So haben die zu Beginn der Omikron-Welle „führenden“ Stadstaaten Hamburg und Bremen ihre Inzidenzn bereits mehr als halbiern können. Vielleicht kommen uns wärmere Temperaturen schon im März zu Hilfe. Wir sind stets davon ausgegangen, dass der Rückgang der Inzidenz langsamer verlaufen wird als der rasche permanente Anstieg vom 30.12.2021 bis zum 12.02.2022, aber jetzt kommt langsam Ungeduld auf. Zumal in unserer Wahlheimt Berlin die Inzidenz wieder ansteigt, von 977 am Freitag vor einer Woche auf aktuell 1.137.
Ein weiteres Thema wird im Moment diskutiert: Die Zahlen der Betriebskrankenkassen zu Impfnebenwirkungen. Falls sie sich validieren lassen und falls sie sich auf die Gesamtbevölkerung übertragen lassen, dann liegt die Zahl der Menschen, die mit Impfnebenwirkungen zu kämpfen haben, erheblich höher, als sie vom Paul-Ehrlich-Institut im Januar angegeben wurde (bei 2,5 bis 3 Millionen Geimpften wären dann Nebenwirkungen aufgetreten, die ärztlich behandelt werden mussten, von denen die Krankenkassen also Kenntnis erlangten). Auch wir hatten uns in einem der Langreporte damit befasst (der letzte, in dem diese Diskussion agebildet ist und in dem wir uns gegen eine zu episodische Betrachtung der Impfschäden seitens der Imprkritiker:innen gestellt haben, ist die Nr. 39/22 vom 12.02.2022). Wir hoffen, dass wir uns in dieser Sache nicht auch geirrt haben und offiziellen Darstellungen zu sehr auf den Leim gegangen sind, sonst wird es langsam nervig. Wieso „auch“? Wir sind noch ziemlich damit beschäftigt, dass wir, bei aller schon lange vorhandenen Skepsis der Person gegenüber, nicht der Ansicht waren, dass Wladimir Putin die Ukraine vollumfänglich militärisch angreifen lassen würde. Zwei sehr unterschiedliche Vorgänge, die nur Menschen, mit denen wir uns nach wie vor nicht in einem Boot sehen, miteinander in Zusammenhang bringen, aber das Eingestehen von Fehleinschätzungen macht nun einmal weniger Spaß, als richtig zu liegen.
Wir wollen hoffen, dass nicht demnächst auch die bisher gängige Ansicht widerlegt wird, dass Impfnebenwirkungen nur kurz nach der Verabreichung einer Dosis (wenn auch dann mit möglicherweise langfristigen Auswirkungen) und natürlich nur so selten auftreten können, dass die statistische Abwägung von positiver Wirkung und möglichen Schäden immer zugunsten der Wirkung ausfällt. Die Zeiten sind stressig genug und noch eine halbe Ewigkeit abwarten zu müssen, ob die drei Piekse nicht doch etwas Dauerhaftes hinterlassen haben, würde nicht die Stimmungslage verbessern.
TH
Mittwoch, 23. Februar 2022
Nach dem Stillstand am Montag kam es im Gegenzug am Dienstag, dem 22.02.22 zum bisher stärksten Inzidenzrückgang während der Omikron-Welle (knapp -3 Prozent). Auch heute ging der Inzidenzwert im Vergleich zu gestern wieder um mehr als 2 Prozent zurück. Die Zahle der letzten Tage lauten: 1278,9 / 1306,8 / 1346,8 / 1346,3 / 1350,4.
Auch die Neuinfektionszahlen gingen im Vergleich zur Zahl vor 7-Tagen zurück, allerdings nur leicht, von ca. 219.000 auf ca. 209.000.
Zum letzten Kurzreport vom Montag hier, er hängt aber auch unten an, und hier zum letzten „großen“ Report vom 12.02.: Corona-Report 39/22 | Peak und Rückgang +++ BVerfG +++ Stand der Diskussionen bei Lockerung und Impfpflicht | Lage, Daten, Service, Politik – DER WAHLBERLINER.
Wie Sie in der Grafik sehen können, hat er Stillstand bzw. das leichte Ansteigen am Sonntag / zu Wochenbeginn dazu gefährt, dass der Trend zur Abschwächung der Inzidenz deutlich abgeflacht ist und bei ca. -1 Prozent pro Tag verharrt. Wenn das die Ausgangsbasis für die Entwicklung der nächsten Zeit sein sollte, hätten wir auch im Mai in Deutschland noch eine durchschnittliche Inzidenz von über 800. Das wäre eindeutig zu viel, um sämtliche Corona-Maßnahmen abzuschaffen.
Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass es wieder einmal negative Berichte zu den Schnelltests gibt. Selbst die besten, die eine Omikron-Infektion noch zu mehr als 70 Prozent erkennen, dürften nach üblichen medizinischen Maßstäben gar nicht mehr angewendet werden. Demnach ist es üblich, dass Tests eine Genauigkeit von 90 Prozent aufwärts haben, um als sichere Grundlage für die Behandlung von Patient:innen und vor allem für gesundheitspolitische Maßnahmen sowie deren Rückbau zu gelten.
In Sachen Corona-Pandemie nimmt sich das Testproblem so aus: Weiterhin dürften viele Infektionen unentdeckt bleiben. Die Inzidenz, die wir jeden Tag vom RKI gemeldet bekommen, müsste um einen nicht geringen Prozentsatz angehoben werden, wenn sie das Geschehen realistisch spiegeln sollte. Problem: Was nicht erfasst wird, kann nur geschätzt werden. Solche Schätzungen gingen zu Jahresbeginn nach unserem Kenntnisstand auf eine Untererfassungsrate von etwa 30 Prozent, damals spielte noch die Untererfassung nach den Feiertagen eine Rolle. Angesichts der schlechten Antigentest-Genauigkeit dürfte sich daran aber nicht allzu viel geändert haben. Wenn man bedenkt, dass wiederum nur jede:r Fünfte mit Infektion diese auch auf der Corona-App kenntlich macht, kann man sich vorstellen, welchen Alarm es bei jemanden, der sie verwendet, auslöst, wenn die App „rot“ anzeigt.
Weitere Problem in Deutschland sind unübersehbar: Bereits die erfassten Zahlen sind gegenwärtig die weltweit höchsten (1,180 Millionen Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen, Russland folgt dichtauf mit 1,177 Millionen). Außerdem nehmen die Todesfälle an / mit Corona zu. Der Durchschnitt der letzten 7 Tage lag auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle (Inzidenz von mehr als 1.450) bei etwa 140 pro Tag und ist mittlerweile auf über 200 pro Tag angestiegen. In den letzten beiden Tagen wurden die höchsten Werte seit dem 13.01.2022 erreicht (306 gestern, 299 heute).
Die aktuellen Nachrichten weisen eindeutig darauf hin, dass Vorsicht weiterhin angebracht ist. Insbesondere in Bundesländern mit hoher Inzidenz (über dem Bundesdurchschnitt), aber auch in solchen, in denen das Geschehen einen sehr erratischen Eindruck erweckt, vermutlich, weil es an allen Ecken und Enden zu Problemen bei präziser, zeitnahmer Erfassung und Meldung kommt, wie in Berlin (Inzidenz heute: 1079).
TH
Montag, 21. Februar 2022
Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland ist heute zum Halten gekommen, nachdem sie schon gestern nur noch geringfügig sank: 1346,8 / 1346,3 / 1350,4 sind die Werte der letzten drei Tage. Bedeutet dies bereits eine Umkehr in Richtung neue Höchstwerte? Nein. Aber als Warnzeichen sollte man das Verharren der Inzidenz auf sehr hohem Niveau unbedingt verstehen. Zur Erinnerung: Sie steht derzeit nur 130 Punkte unter ihrem Rekord vom 12. Februar.
Die Grafik zeigt das, was man an der Börse als „Ausbruch“ gegenüber dem zuletzt erkennbaren Trend ansehen würde, allerdings ist dieser noch nicht sehr deutlich:
Außerdem ist ein Ausbruch im oben geschilderten Sinne mit steigenden Kursen verbunden, nicht nur mit einem Stillstand des bisherigen Negativtrends und wir wollen die Pandemie nicht zu sehr mit ökonomischen Begriffen belegen. Diese Sichtweise kennen wir zur Genüge von den Neoliberalen, die alles nur in Geld bzw. Profit messen.
Weiterhin weist Deutschland die weltweit zweithöchsten Fallzahlen im Wochenvergleich auf (1,215 Millionen, nach Russland mit 1,236 Millionen, Brasilien liegt mit deutlichem Abstand auf Rang drei und verzeichnet 0,725 Millionen Neuinfektionen innerhalb der letzten sieben Tage). Knapp 10 Prozent aller weltweiten Neuinfektionen entfielen in den vergangenen sieben Tagen auf Deutschland. Deswegen sollte die Politik sehr zurückhaltend mit Aussagen sein wie „Deutschland ist gut durch die Omikron-Welle gekommen und jetzt sollten alle Masken fallen“ oder dergleichen.
Todesfallzahlen sind immer unerfreulich, aber hier gibt es immerhin etwas wie einen Lichtblick. 22 Todesfälle an / mit Corona, die gestern gemeldet wurden, sind der geringste Wert seit dem 3. Januar 2022, als noch Nacherfassungsbedarf wegen der vorausgehenden Feiertage herrschte. Trotzdem ist die Zahl der gemeldete an / mit Corona-Todesfälle in Deutschland in den vergangenen sieben Tagen um 8 Prozent gegenüber den vorausgehenden sieben Tagen angestiegen.
Eine Korrektur müssen wir bezüglich des R-Wertes anbringen. Nein, nicht, weil er als solcher im RKI immer wieder nachkorrigiert wird (dieses Mal nach unten, aktuell liegt er bei 0,95), sondern, weil wir Inzidenz und R-Wert zuletzt direkt miteinander verglichen haben (siehe unten, Report 43/22). Der R-Wert wird aber immer erst fünf Tage später gezeigt (heute für den 16.02.), aktuellere Daten dazu werden nicht ausgewiesen. Der Inzidenzwert stammt aber von heute. Daher kann es sehr wohl sein, dass an einem Tag mit steigender Inzidenz der neueste ausgewiesene R-Wert fällt oder umgekehrt. Das fiel uns vor allem deswegen auf, weil heute dieser Fall eingetreten ist. Die Inzidenz verharrt auf Gleichstand zu gestern, der R-Wert wird aber (für den 16.02.) mit 0,95 ausgewiesen, deutet also noch auf ein rückläufiges Infizierungsgeschehen hin.
Die gemeldeten Neuinfektionen haben sich gestern ebenfalls gegenüber vor einer Woche leicht ermäßigt (73.867 gegenüber 76.465, ein Minus von 2.598 Fällen). Aber dieses Minus ist gering gegenüber dem, das in den vorausgegangenen Tagen zu beobachten war und könnte ebenfalls auf eine Wende hindeuten. Die Zahlen, die heute gemeldet werden und morgen einsehbar sein werden, sind deshalb besonders wichtig, weil aktuell kein klarer Trend auszumachen ist.
In Berlin tauchte der 7-Tage-Inzidenzwert am vorausgehenden Freitag für einen Tag unter die 1.000er Marke (977), steigt aber seitdem wieder und liegt heute bei 1105,9.
Eine kleine Meldung noch, bitteschön. Karl Lauterbach hat heute Geburtstag. Unser Gesundheitsminister wird heute 59 Jahre alt. Ein gutes Politiker-Alter, oder nicht? Herzlichen Glückwunsch! Es ist nicht so, dass uns Karl niemals nerven würde und auch seine Aussagen muss man auf ihre Durabilität überprüfen, wie man es generell bei Politikern tun sollte, aber er ist Kult, daran besteht kein Zweifel. Die Menschen und die Medien wollten ihn als Gesundheitsminister und seine Authentizität oder sagen wir, seine Aura, die einen hohen Grad von Authentizität vermuten lässt, ist selbst dann noch ein Plus gegenüber dem Gehabe anderer Politiker:innen, wenn er sich verrennt. Aktuell sind wir ohnehin auf seiner Seite, wenn er vor zu raschen Öffnungen warnt. Die Zahlen der letzten Tage bestätigen, dass man vorsichtig bleiben sollte.
TH
Samstag, 19. Februar 2022
Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland sinkt weiter und steht bei 1350,4. Gestern lag sie bei 1371, vorgestern bei 1385. Auch die Infektionszahlen sind weiterhin leicht rückläufig (im Wochenvergleich). Alles gut, so weit? Wenn man hört, in welche Richtung die Öffnungsdiskussionen laufen, könnte man es meinen.
Aber weiterhin hat Deutschland weltweit die zweithöchsten Fallzahlen (Wochenzusammenfassung), mehr als 1,23 Millionen, Russland kommt auf 1,28 Millionen. Andere Länder liegen längst viel niedriger. Aus den Augenwinkeln haben wir auch Einlassungen dazu beobachtet, ob Deutschland nun gut durchgekommen ist. Durch was? Durch Omikron oder die gesamte Pandemie? Bezüglich mancher Kenndaten hat sich in der Omikron-Welle tatsächlich relativ zu anderen Ländern etwas verbessert, aber in der Gesamtbetrachtung macht das nicht viel aus: Deutschland steht bezüglich seiner Bevölkerungsgröße auf Rang 19 der Welt, bezüglich der Omikron-Infektionen jedoch auf Rang 7 und bezüglich der Todesfallzahlen auf Rang 14. Sofern die Zahlen anderer Länder nicht komplett gefakt sind, sind diejenigen unter ihnen eindeutig am besten gefahren, die von Beginn an auf strenge Maßnahmen und nicht auf eine Durchseuchungsstrategie gesetzt haben, etwa in Südostasien, wo es, anders als in Afrika, grundsätzlich ein taugliches Meldesystem geben sollte.
Europa hingegen steht bezüglich seiner Corona-Performance beschissen da, daran lässt die Datenlage, sofern valide, keinen Zweifel. Deshalb ein Tipp von uns, bevor Sie den Öffnungsfanatikern alles glauben: Schauen Sie über den europäischen Tellerrand hinaus. Anderswo werden Länder auch nicht komplett dichtgemacht und die Wirtschaft läuft viel besser weiter als hier, trotzdem ist das Infektionsgeschehen kaum mit dem Wüten des Corona-Virus in Europa oder den USA vergleichbar. Der Grund für den Erfolg, und das war schon während der ersten Welle sichtbar: Sehr rasche und konsequente Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und eine Bevölkerung, die dabei auch mitzieht. Selbstverständlich wirken gute Maßnahmen auch im Zeitalter der vermehrten Impfungen unterstützend, um die Infektions- und Todesfallzahlen niedrig zu halten.
Und kaum läuft es in Deutschland mal ein bisschen besser auf sehr hohem Infektionsniveau, würden einige am liebsten gleich wieder alles frei laufen lassen. Die Meldungen aus Berliner Kliniken sind z. B. unterschiedlich und nicht allesamt so, dass man sich keine Sorgen machen müsste, wo doch das Hospitalisierungsgeschehen den Ausschlag für die künftige Maßnahmengestaltung geben sollte. Außerdem sprang die Inzidenz hier nach einem geradezu als Absturz zu bezeichnende Rückgang in den letzten 7 bis 8 Tagen gestern wieder um über 100 Punkte nach oben. Das hat auch für uns Konsequenzen, weil sie jetzt wieder über unserer Rückkehr-zur-Präsenz-Zielmarke liegt. Vielleicht sieht es aber morgen oder übermorgen bei dem hiesigen erratischen Geschehen schon wieder anders aus. Planen lässt sich jedenfalls nichts und das sollte auch die Politik verstehen: Ein gewisses Maß an Vorsicht ist weiterhin angezeigt. Die sehr gleichförmigen Werte, die wir seit einiger Zeit sehen, verleiten leicht zu dem Trugschluss, alles sei im Griff, nur, weil die Daten plötzlich so gut prognostizierbar erschienen, dass wir schon vor ca. 14 Tagen über einen vermutlichen Höhepunkt Mitte Februar spekulieren konnten, zu einem Zeitpunkt also, in dem die Inzidenz noch am Steigen war.
Sollte sich der Omikron-Typ BA.2 weiter durchsetzen, gilt nach bisherigen Erkenntnissen, dass man sich damit noch leichter anstecken kann als mit BA.1 und mittlerweile gibt es auch Studien (die noch nicht verifiziert sind), die besagen, dass er auch zu mehr schweren Krankheitsverläufen führt. Auf den ersten Blick würden die aktuell höheren Todesfallzahlen gegenüber den hiesigen in Ländern, die auf dem Omikron-Weg schon weiter vor sind, darauf hindeuten, dass das stimmt, andererseits gehen die Neuinfektionszahlen auch in diesen Ländern weiterhin zurück.
Besonderes Augenmerk wollen wir heute dem R-Wert widmen, unter anderem in Form der Grafik des Tages:
Vor einigen Tagen hat das RKI die vorläufigen R-Werte auf bis zu 0,87 zurückgehen lassen, sie wurden nachträglich um einiges angehoben, dann einige Tage lang im ersten Schritt auf 0,94 / 0,95 festgesetzt, während frühere Zahlen weiter in kleinen Schritten (um 0,01 bis 0,03) kletterten. Diesen Prozess beobachten wir nun schon etwas länger: Die Werte wurden in den letzten Wochen bei ihrer ersten Vorstellung regelmäßig eher niedrig angegeben und verändern sich in den folgenden Tagen per Korrektur stufenweise nach oben. Das RKI hat mittlerweile offenbar aus diesem Trend Konsequenzen gezogen und den heutige erstmals sichtbaren Wert vom 14. Februar gleich mit 0,98 angegeben. Die entscheidende Frage ist nun: Wird es ihn in den nächsten Tagen nach unten korrigieren – oder nach oben? Letzteres würde auf ein wieder ansteigendes Infektionsgeschehen nach dem leichten Rückgang in den letzten Tagen deuten.
Dies wiederum könnte zwei Gründe haben: Zu schnelle Öffnungen oder die weitere Durchsetzung der BA.2-Variante, die bereits in der Woche bis zum 6. Februar mit 14,9 Prozent Anteil am Infektionsgeschehen gemessen wurde (in den Wochen zuvor 5 / 8 / 11 Prozent). Neuere Daten dazu gibt es noch nicht. Falls beide Gründe in Kombination vorliegen, dürften wir auf jeden Fall wieder mit steigenden Zahlen zu rechnen haben.
Da wir in den aktuellen Kurzreporten nicht mehr alle Meinungen zur Sache darstellen, geben wir, gänzlich auf die Lage von heute bezogen, der Ansicht Ausdruck, dass wir aktuell eher auf der Seite von Karl Lauterbach stehen, auch wenn ihm immer mehr Menschen von der Stange gehen, die ungeduldig geworden sind. Dass die Leute nervös sind, hat auch mit einer problematischen Kommunikation seitens der Politik und der Medien zu tun, daran ist der Gesundheitsminister ebenso beteiligt wie seine Gegner:innen und eine Medienlandschaft, die zu schnell ist mit dem Absenden widersprüchlicher Nachrichten. Und Teile der Presse versuchen nun, nicht mehr die Querdenker:innen, sondern diejenigen, die sich in der Pandemie vorsichtig verhalten, zu framen. So schnell kann’s gehen. Dabei ist es deren bleibendes Verdienst, dass es nicht noch schlimmer kam.
Wir halten uns deshalb an die Zahlen, und die sind derzeit kippelig. Das trifft auch auf die deutschlandweite Corona-Hospitalisierungsinzidenz von 6 und die Intensivbetteninzidenz von 3 zu, die zuletzt nicht gesunken, sondern wieder leicht angestiegen sind. Die Meldungen zur Auslastung, die von einzelnen Krankenhauskonzernen z. B. in Berlin kommt, sind zu unterschiedlich, um sie in die eine oder andere Richtung als Argument zu verwenden.
Karl Lauterbach hat auch verkündet, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten sei (einige Tage, nachdem wir anhand unserer Datenbeobachtung darauf hingewiesen haben, dass es bald so kommen könnte). Nun mus man aber wieder hinzufügen: Wenn jetzt die Schutzmaßnahmen nicht zu rasant abgeschafft werden, wenn der leichten Ansteckungsmöglichkeit mit BA.2 also Rechnung getragen wird.
Hier geht es zu unserem bisher letzten „großen“ Corona-Report von vor einer Woche:
TH
Donnerstag, 17. Februar 2022
Wir haben es verstanden: Wenn wir unsere Corona-Artikel als Report kennzeichnen, werden sie häufiger gelesen, als wenn wir „Update“ in den Titel schreiben. Den letzten kompletten Report gibt es hier zu lesen:
Corona-Report 39/22 | Peak und Rückgang +++ BVerfG +++ Stand der Diskussionen bei Lockerung und Impfpflicht | Lage, Daten, Service, Politik – DER WAHLBERLINER. Die folgenden Updates sind unten an diesen Artikel angehängt.
Solange die Tendenz bei Corona-Geschehen weiterhin günstig ist, werden wir aber, wie zuletzt, nur alle zwei Tage updaten.
- Die Inzidenz ist heute in Deutschland am fünften Tag in Folge zurückgegangen (von 1401 auf 1385), wenn auch nur geringfügig,
- ebenso ist die Zahl der Neuinfektionen mit 235.626 etwa um 5.000 niedriger als vor acht Tagen, in den vergangenen Tagen fiel das Minus etwas stärker aus.
Man sieht, der Knick nach oben in der blauen Linie der täglichen Veränderung ist etwas stärker ausgeprägt als irgendwann in den letzten zehn Tagen. Gleichwohl bleibt die blaue Linie unterhalb der 7-Tage-Linie, die eine weiter fallende Tendenz aufweist.
- Es gibt also erst einmal wieder etwas wie Verharren oder einen „Rückgang des Rückgangs“. Das sollte man aber nicht zwangsläufig als Anzeichen für eine Trendwende sehen, zumal einige Bundesländer in den letzten Tagen erhebliche Rückgänge bei der Inziden zu verzeichnen haben. Dazu gehört auch Berlin, das in den nächsten Tagen wohl die 1.000 unterschreiten wird. Dies hat auch für uns persönlich Konsequenzen, die Präsenzvereinbarung am Arbeitsplatz betreffend.
- Auch weltweit gehen die Corona-Zahlen weiter zurück: Sie sanken in den vergangenen 7 Tagen auf 14,14 Millionen von 17,98 Millionen an den 7 Tagen zuvor (-21 Prozent), auch die Todesfallzahlen sind weltweit innerhalb des letzten 7-Tage-Zeitraums um 8 Prozent gesunken.
- Weniger erfreulich sieht es in Deutschland bei den Todesfallzahlen aus: Innerhalb der letzten 10 Tage hat sich der 7-Tage-Durchschnitt von ca. 140 auf ca. 180 Fälle pro Tag erhöht. Heute wurden 261 weitere Todesfälle gemeldet.
- Heute trenden auf Twitter #LauterbachRuecktritt und #Gebauerruecktritt. Beim Herrn Lauterbach schauen wir schon gar nicht mehr nach, warum dieses Mal wieder, irgendeinen Grund findet irgendwer immer und langsam wird’s langweilig.
- Yvonne Gebauer (FDP) ist die nordrhein-westfälische Schulministerin, sie hat gestern verkünden lassen, dass heute wegen Sturmwarnung alle Schulen geschlossen bleiben. Das ist aber nicht der Grund für die Rücktrittsforderung: Sie hat sich auch dadurch in den Vordergrund gestellt, dass sie die Poolimpfungen an Grundschulen abschaffen will, die Eltern sollen ihre Kinder jetzt dreimal in der Woche selbst testen. Ein Twitter-Nutzer schrieb dazu: „Am 28.02. werden die Verkehrskontrollen abgeschafft, Autofahrer:innen sollen jetzt ab und zu selbst auf den Tacho schauen.“ Hier eine weitere Reaktion:
TH
Dienstag, 15. Februar 2022
Wir fahren unsere Corona-Berichterstattung jetzt auf Updates im Zwei-Tage-Rhythmus zurück, während wir den großen Corona-Report auf dem Stand vom 12.02.2022 „eingefroren“ haben: Corona-Report 39/22 | Peak und Rückgang +++ BVerfG +++ Stand der Diskussionen bei Lockerung und Impfpflicht | Lage, Daten, Service, Politik – DER WAHLBERLINER
Wir werden aber weiterhin unsere Datentabellen aktualisieren und Ihnen immer wieder schlaglichtartig bemerkenswerte Neuigkeiten liefern. Außerdem sichern wir weitere Quellen für die chronologische Darstellung, die wir aus den Reporten fertigen wollen.
- Die 7-Tage-Inzidenz ist heute am dritten Tag in Folge gesunken, auf 1437,5 und damit deutlicher als an den beiden Vortagen. Unsere Grafik weist aus, dass auch der gleitende Sieben-Tage-Durchschnitt der Veränderungen nun auf dem Nullpunkt angekommen ist.
- Die Zahl der gestern gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 159.217, das sind ca. 10.300 weniger als eine Woche zuvor.
- Der R-Wert sinkt aktuell auf 0,88, wird aber vermutlich noch nach oben korrigiert werden. Trotzdem weist die aktuelle Tendenz aus, dass er auch nach allen Korrekturen wohl unterhalb der wichtigen Marke von 1,0 angekommen sein dürfte.
- Nicht so gut sieht es bei den Todesfallzahlen an: 243 Verstorbenen an / mit Corona gestern stehen 177 eine Woche zuvor gegenüber. Schon in den letzten Tagen hatte sich die Tendenz diesbezüglich auf Zunahme gedreht. Der gleitende 7-Tage-Durchschnitt stieg innerhalb der letzten acht Tage von ca. 140 Todesfälle pro Tag auf ca. 170.
- Eine kleine Denksportaufgabe für die „Maßnahmegegner“ hätten wir noch: Falls es gelungen ist, die Omikron-Welle hierzulande bei einer Inzidenz von weniger als 1.500 zu durchbrechen, während vergleichbare Länder Werte von 3.000 und mehr aufwiesen oder noch aufweisen, haben die Maßnahmen hierzulande dann dabei genützt, die Welle so zu verlangsamen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wurde, oder nicht?
- Der Öffnungszug wird jedoch unweigerlich Fahrt aufnehmen, denn die Politik lässt sich erkennbar von jenen unter Druck setzen, die jetzt den ganzen Sieg wollen: Am liebsten gleich alles auf einmal abschaffen, inklusive der Maskenpflicht an bestimmten Orten. Zum Glück kommen bald die Tage, an denen es wärmer wird, vor höheren Temperaturen wird Omikron vermutlich genauso zurückweichen wie die früheren Varianten des Corona-Virus.
- Dadurch, dass wir heute so spät mit dem Update sind, haben wir noch eine Umfrage für Sie einbauen können, die exakt zum obigen Thema passt: Sollten bestehende 2G-Regelungen Ihrer Meinung nach sofort aufgehoben werden? (Civey) Wir haben mit „eher nein“ gestimmt. Die Befürworter:innen und die Gegner:innen der sofortigen Abschaffung halten sich unter den bisher Abstimmenden ziemlich exakt die Waage, wir haben also mal wieder ein echtes Spaltthema, wie schon so häufig während der Pandemie.
- Auch das Neueste nehmen wir noch mit. Der Schwächeanfall einer NTV-Moderatorin während einer Livesendung am heutigen Morgen wird von den Querdenker:innen sofort als Impfschaden instrumentalisiert. Das ist es, was uns mehr entsetzt als manche Haltung an sich: Die Arschloch-Konfiguration dieser Leute, die wirklich alles vereinnahmen, egal, wie sachfremd es ist, um politisches Kapital daraus zu schlagen. Twitter zieht diesen gefährlichen Narzissmus leider an, deswegen gibt es für deren Humbug-Posts mehr Likes als für diejenigen, die tapfer dagegenhalten.
TH
Sonntag, 13. Januar 2022
Liebe Leser:innen, wir hatten es versprochen: Sobald es nicht mehr täglich zu neuen Höchstständen in Sachen Corona-Infektionsgeschehen kommt, werden wir uns wieder vermehrt anderen Themen zuwenden, unsere Corona-Nachrichten verkürzen und die Abstände zwischen ihnen ausdehnen.
Die umfangreichen täglichen Corona-Reporte waren ein spezieller Service in der Zeit der immer weiter steigenden Infektionszahlen.
Selbstverständlich melden wir heute, dass es zur seit Tagen erwarteten Inzidenzwende kam: 1.466,5 lautet die aktuelle Ziffer, gestern lag die Inzidenz bei 1.474,3, vorgestern bei 1472,2.
Am 14.01., vor fast genau einem Monat, kam es erstmals während der Omikron-Welle zu einem neuen Höchststand von ca. 470 bei der 7-Tage-Inzidenz, bereits seit dem 30.12.2021, dem Tag des Wechsels von der Delta- zur Omikron-Welle, war eine permanente Steigerung zu verzeichnen. Wir gehen nun davon aus, dass es zwar nicht notwendigerweise an jedem auf den heutigen folgenden Tag zu einem Minus bei der Inzidenz kommen wird, dass wir aber in nächster Zeit nur noch selten, wenn überhaupt, neue Höchststände vermelden müssen.
Auch die Zahl der gestern gemeldeten Neuinfektionen liegt mit 125.160 um mehr als 8.000 niedriger als am Samstag vor einer Woche.
Weltweit sind die Infektionszahlen bereits seit etwa zwei Wochen rückläufig, auch die Todesfallzahlen sanken in den letzten 7 Tagen nach einem zwischenzeitlichen Anstieg leicht. Festhalten müssen wir, dass Deutschland in den letzten 7 Tagen weltweit die höchsten Corona-Fallzahlen hatte – absolut, nicht relativ zur Bevölkerungsgröße: 1,33 Millionen Neuinfektionen bedeuteten Platz 1 vor Russland (1,31 Millionen) und den USA (1,15 Millionen). Relativ zur Bevölkerungszahl lag Deutschland zuletzt auf Platz 8, wenn man, wie wir, nur Länder mit mehr als 5 Millionen Einwohnern betrachtet.
Sehen Sie den heutigen Kurzreport bitte als Ausdruck der Freude darüber, dass der Peak der Omikron-Welle vorerst überschritten. Die Kerndaten des Infoblocks erfassen wir weiterhin, um immer wieder aktuelle Updates liefern zu können, stellen sie aber nicht mehr jeden Tag in einem Artikel dar.
Unseren ausführlichen Corona-Report von gestern können Sie weiterhin nachlesen, hier finden Sie ausführliche Infos, Politisches und Servicethemen:
Die Einzelbestandteile des Infoblocks werden wir weiterhin aktualisieren und sie zu einer thematisch organisierten Gesamtdarstellung ausbauen, die mehr als bisher die Chronologie der Ereignisse nachzeichnet. Dabei werden wir auch Quellen auswerten, für deren Studium wir bisher keine Zeit finden konnten – in der Hoffnung, dass die Nachrichtendichte bezüglich Corona in den nächsten Wochen und Monaten ein wenig abnehmen und das Gezerre um politische Maßnahmen, das zuletzt eine ständige Berichterstattung erforderlich machte, sich in vernünftigen Grenzen halten wird.
TH