Frontpage | Gesellschaft | Sommerzeit und Winterzeit
Liebe Leser:innen,
wir sind uns ziemlich sicher, eine Umfrage zur Zeitumstellung nicht zum ersten Mal im Wahlberliner besprochen zu haben. Erinnern Sie sich noch, dass dies in er EU schon vor Jahren Thema war, den Sprung zwischen den Zeiten abzuschaffen? Aber dann kam Corona, jetzt ist Krieg in Europa, da kann man die Menschen doch nicht noch mit derlei fundamentalen zusätzlichen Änderungen stressen. Und wenn sie sich ausnahmsweise mal über etwas freuen dürften?
Civey schreibt zu der Umfrage:
Der US-Senat hat letzte Woche einstimmig ein Gesetz zur Einführung einer ganzjährigen einheitlichen Zeit verabschiedet. Demnach soll die Winterzeit abgeschafft werden und die Sommerzeit als dauerhafte Zeit gelten. Eine Umstellung zweimal im Jahr wird dann unnötig. Nächsten Sonntag, am 27. März, werden die Uhren hierzulande wieder von Winter- auf Sommerzeit umgestellt.
Das Europäische Parlament stimmte eigentlich schon 2019 für die Abschaffung der Zeitumstellung. Jedoch konnte sich die EU bisher nicht darauf einigen, ob die Sommerzeit oder die Mitteleuropäische Zeit, auch Winterzeit genannt, in Zukunft gelten soll. Den Mitgliedsländern ist es freigestellt, für welche Zeit sie sich entscheiden. Einige fürchten dann aber Chaos bei internationalen Fahrplänen im Zug- und Flugverkehr.
Zeitumstellungen wurden eingeführt, damit die Menschen mehr Tageslicht nutzen können und Strom sparen. Allerdings hat sich gezeigt, dass die Menschen früh morgens mehr heizen. Zudem fühlen sich viele Menschen müde und schlapp nach der Zeitumstellung. Dies zeigt sich auch an erhöhten Krankmeldungen von Beschäftigten am Montag danach.
Zeitumstellungen wurden als erster Test dafür eingeführt, wie weit Menschen in Demokratien bereit sind, Blödsinn ohne Murren und Klagen zu akzeptieren. Mittlerweile gibt es da ganz andere Prüfungen: „Solange sich niemand beschwert, machen wir immer weiter“, hatte der Ex-EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einmal gesagt, sinngemäß. So kam es zu Krisen aller Art. Sie ahnen schon, das meinen wir ironisch, aber dies zu hundert Prozent.
Die USA haben ohnehin schon mehrere Zeitzonen, es den Bundesstaaten freizustellen, ob sie zur Sommer- oder Winterzeit tendiert, hätte bestenfalls zu größeren Zeitzonen, schlimmstenfalls aber zu totalem Chaos geführt. Dieses wird ja nun auch in Europa befürchtet, wenn alle Länder unabhängig voneinander entscheiden können. Na bitte, für die EU-Kommission gibt es doch wieder etwas zu tun, nämlich zu entscheiden, ob auf Sommer- oder Winterzeit optiert wird. Wissenschaftlich gibt es da wohl keine zwei Ansichten: Unser natürlicher Rhythmus ist immer noch an der Winterzeit orientiert. Persönlich: Wir müssen es im Sommer nicht bis Mitternacht blaustündig haben, man kann ab 22 Uhr auch draußen ganz lauschig in der Nacht sitzen, ohne dass dies irgendeinen Nachteil hätte. Zum Lesen ohne Kunstlicht sind die letzten beiden Stunden eh nicht geeignet, nicht einmal für Nachteulen. Im Gegensatz dazu ist es einfach herrlich, wenn es morgens schon hell ist, wenn man aus den Federn muss, und das nicht nur von Mai bis Juli, sondern den ganzen Frühling lang und die meiste Zeit des Herbstes.
Ganz klar: Winterzeit. Weil das vermutlich in Deutschland die Mehrheit so sieht, wird es ganz sicher andersherum laufen, falls es wirklich zur Abschaffung der Umstellung kommt. Die Frage nach Sommer- oder Winterzeit wird Civey sicher auch bald stellen, danach wissen genau, ob wir bei der Mehrheit sind oder nicht.
Nun aber zur Umfrage:
Sollte die Zeitumstellung Ihrer Meinung nach abgeschafft werden?
Gegenwärtig sind fast 74 Prozent der Abstimmenden wie wir eindeutig der Meinung, die Zeitumstellung kann weg, weitere fünf Prozent sind eher dafür. Also votieren Sie bitte auch in diesem Sinne: Wenigstens in einem Punkt jene Sprunghaftigkeit zu canceln, die unser hektisches heutiges Leben kennzeichnet. Und Winterzeit ist besser, ehrlich. Für unsere Freund:innen von der Linken: Man kann doch nicht ständig auf die USA schimpfen und ihnen doch immer wieder alles nachmachen, oder?
TH