Stirb langsam 2 (Die Hard 2: Die Harder, USA 1990) #Filmfest 756

Filmfest 756 Cinema 

Stirb langsam 2 (Alternativtitel: Stirb Langsam 2 – Die Harder; Originaltitel Die Hard 2: Die Harder) ist ein US-amerikanischer Actionfilm aus dem Jahr 1990. Es ist die Fortsetzung von Stirb langsam und der zweite von fünf Filmen der Stirb-langsam-Reihe mit Bruce Willis in der Rolle des Polizisten John McClane. Der Film basiert auf dem Roman 58 Minuten Angst von Walter Wager.

„Aus jeder guten Kinosache wird ein Franchise, das ist mittlerweile unumgänglich. „Stirb langsam“ gilt als der erste Polizei-Actionthriller, der auch an der Kinokasse funktioniert hat, Vorläufer waren die harten Copfilme der 1970er und „Nur 48 Stunden“ aus dem Jahr 1982, die aber noch entweder deutlich weniger actionlastig waren oder humorvoller gestaltet.“

Der erste Film der Reihe ist heute noch in der Liste der Top 250 der IMDb enthalten, aber es kommt sehr selten vor, dass eine direkte Fortsetzung ebenfalls solchen Kultstatus erreicht. Die Herr-der-Ringe-Saga und die Star-Wars-Filme sind eine Ausnahme, sie waren aber von Beginn an als Mehrteiler angelegt und die Handlung der Fortsetzungen basiert auf dem, was bereits geschah. Das ist bei „Stirb Langsam“ nicht der Fall. Weiter geht es in der –> Rezension.

Handlung (1)

Während eines Schneesturmes begibt sich Polizist John McClane auf den Washingtoner Flughafen Dulles, um seine Frau Holly abzuholen und mit ihr gemeinsam den Weihnachtsabend zu verbringen.

Zur gleichen Zeit erreicht auch der korrupte, inzwischen abgesetzte Offizier Colonel Stuart mit einer bewaffneten Söldnertruppe das Flughafengelände und besetzt eine alte Kirche als Kommandoposten. Er lässt die Energie- und Kommunikationsleitungen anzapfen und übernimmt von der Kirche aus die Kontrolle über den Flughafen. Er fordert, den ehemaligen südamerikanischen Diktator General Ramon Esperanza freizulassen. Dieser befindet sich gerade in einer Transportmaschine im Anflug auf Washington, da er ausgeliefert werden soll. Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, würde Stuart die in der Warteschleife über dem Flughafen kreisenden Linienmaschinen abstürzen lassen.

McClane, dessen Frau Holly sich in einem der bedrohten Flugzeuge befindet, bietet den Verantwortlichen seine Hilfe an. Nach anfänglicher Zusammenarbeit verweigern sie ihm jeglichen Zutritt zum Kontrollturm. Mit Hilfe von Marvin, dem Hausmeister des Flughafens, versucht er im Alleingang die Katastrophe zu verhindern. Nachdem McClane drei im „neuen Terminal“ als Maler getarnte Handlanger erschossen hat, demonstriert Stuart seine Macht, indem er eine mit 230 Menschen besetzte DC-8 durch die falsch programmierte Bodenhöhe des Instrumentenlandesystems abstürzen lässt. Alle Versuche, die Kontrolle zurückzugewinnen, scheitern, weswegen der Flughafen nun Unterstützung von Stuarts ehemaligem Ausbilder Major Grant und dessen Anti-Terroreinheit erhält. McClane gelingt es, Esperanza an der Transportmaschine abzufangen und einen weiteren Terroristen zu erschießen. Esperanza wird aber sofort von Stuart und dessen Leuten befreit.

McClane und der Flughafenmitarbeiter Barnes können im weiteren Verlauf Stuart in dessen Hauptquartier aufstöbern und mit Hilfe des Einsatzkommandos von Major Grant die Kirche stürmen. Es zeigt sich allerdings, dass Grant mit Stuart und Esperanza unter einer Decke steckt und die Männer planen, sich mit einem Jumbo-Jet in Esperanzas Heimatland abzusetzen. Um die anderen Beteiligten zu täuschen, haben sie lediglich mit Platzpatronen aufeinander geschossen.

Während Hollys Maschine und die anderen kreisenden Flugzeuge wegen Treibstoffmangels zu einer Notlandung gezwungen sind, begibt sich McClane auf eine Tragfläche der Boeing 747 der Terroristen, wo es zu Handgemengen mit Major Grant und schließlich auch mit Colonel Stuart kommt. Nachdem Major Grant dabei in ein laufendes Triebwerk gezogen wurde, wird McClane zwar von Stuart von der Tragfläche hinuntergestoßen, kann vorher jedoch einen Treibstofftank öffnen und das Flugzeug durch Entzünden des auslaufenden Kerosins noch während des Startvorgangs zur Explosion bringen. Stuart, Esperanza und alle anderen Terroristen sterben dabei. Die brennenden Trümmer und das entzündete Kerosin dienen den notlandenden Maschinen als Leuchtfeuer.

John und seine Frau können nun wieder vereint das Weihnachtsfest feiern.

Rezension

Beim ersten „Die Hard“-Film kamen mehrere Zufälligkeiten zusammen, damit er werden konnte, was er für das Publikum überwiegend heute noch ist, nämlich ein besonders gut gemachter Cop- und Actionfilm. Beim nächsten Film war schon alles geplant und das Erfolgsrezept sollte neu zubereitet werden. Wieder ist es Weihnachten, wieder ist die Frau von Polizist McClane in Gefahr, aber dieses Mal kann er sie nur aus der Ferne retten. Wieder sind Terroristen am Werk, aber sie gehen erheblich brutaler vor als im ersten Film und lassen sogar ein Flugzeug abstürzen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Ich bin kein Pilot oder Flughaftenmitarbeiter und kann daher nicht beurteilen, ob der ganze technische Schmonzes, der zu dieser Bruchlandung mit schlimmem Ausgang führt, realistisch ist, ob die Piloten wirklich nicht merken konnten, dass sie knapp über der Landebahn waren und viel zu steil heruntergingen, es werden ja einige Kopfstände ausgeführt, damit es irgendwie plausibel wirkt. An einen Selbstmordattentäter hat damals noch niemand gedacht. Leider erinnert der Aufprall der Maschine und wie sie in Flammen aufgeht aber doch an 9/11 und deshalb mag ich solche Szenarien generell nicht. Das war schon ein Problem beim ersten Film, als aus größer Höhe einige Menschen auf die Straße fielen und das Geräusch dem tatsächlichen Geräusch von Menschen, die aus dem WTC sprangen und unten aufschlugen, leider sehr ähnelte. Für diesen Teil der Rezeption kann ein Film aus dem Jahr 1990 nichts, aber man merkt eben immer wieder, wie in Hollywood mit Szenarien gespielt wird, die, wenn sie sich realisieren, einfach nur alptraumhaft sind.

Die Großspurigkeit der Fortsetzung hat mich aber auch im Allgemeinen gestört. Für seine Zeit war er mit 70 Millionen Dollar Produktionskosten auch eine andere Hausnummer als Teil 1, dem man einen solchen Erfolg als Blockbuster erst einmal nicht zugetraut hatte, wie er sich dann einstellte. Teil 2 war bereits spekulativ so inszeniert, dass sich alles steigern sollte. Das ist zum Beispiel ein Merkmal wirklich guter Fortsetzungen, dass sie die Balance halten und nicht darauf angelegt sind, alles immer wieder und wieder zu toppen und dabei wiederholend und langweilig zu werden. Und natürlich immer unglaubwürdiger. Sicher, eine Situation überlebt McClane, nachdem ich dachte, sowas kannst du doch niemandem verkaufen, dadurch, dass Platzpatronen verwendet werden, wie sich später herausstellt. Das hätte er aber schon daran merken müssen, dass er von den MP-Salven der Soldaten nahe der alten Kirche aber auch gar nichts abkriegt, ebenso die Terroristen. Andererseits hat er doch etwas ahnen müssen, hätte er sich sonst so selbstmörderisch verhalten? 

Dass sich eine Eliteeinheit der U.S. Army als ein Trupp von Kollaborateuren mit den Terroristen herausstellt, ist zwar nice, aber in dieser Totalität auch Quatsch. Sicher, einen Mann muss man unterwegs umbringen, weil er nicht in dieses Komplott eingeweiht ist, aber alle anderen sind auf den Colonel eingeschworen, der die Terroristen anführt. Man will damit einen Staatschef, der in den Drogenhandel verstrickt ist, aus den Händen der Regierung freibekommen, damit seine Verbindungen in die USA nicht auffliegen können und man weiterhin gute Geschäfte machen kann. Moralisch steht der Film also auf der richtigen Seite.

Aber dann wieder diese Handlungselemente. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so leicht ist, sich auf der glatten Tragfläche eines startenden Flugzeugs zu handeln, wie McClane alias Bruce Willis das hier tut und bei mir beeinträchtigen solche Übertreibungen, sofern sie nicht ironisch gemeint sind, schon mal den Unterhaltungswert eines Films. Bei den Indiana-Jones-Filmen hat es einigermaßen funktioniert, weil sie ersichtlich recht comichaft angelegt sind. Damit wurde eigentlich diese Form von Actionkino auch hoffähig, weil sich die Im-Dschungel-mit-den-Nazis-Filme so großer Beliebtheit erfreuen. Aber während der Action von „Stirb Langsam 2“ auf dem Flughafen wird immer wieder der zweite Handlungsstrang weitererzählt, in dem die Passagiere und die Besatzung weiterer Flugzeuge, die nicht landen können, in Lebensgefahr schweben. Siehe oben, meine Begeisterung für derlei hält sich in Grenzen. Zumal auch hier der Realismus stark ins Wanken kommt. Einige Maschinen werden auf andere Flughäfen umgeleitet, aber währenddessen müssten immer weitere Maschinen hinzukommen, die hätten auf dem Dulles Airport landen sollen und die vom Tower nicht mehr gesteuert werden können. Den kompletten Tower aber kann man vom Versteck der Terroristen aus unmöglich simulieren und wieso haben alle Maschinen, die im Luftraum über Washington verbleiben, so viel überschüssiges Kerosin an Bord. Und wieso evaktuiert man nicht Teile der Stadt für den Fall, dass eine der Maschinen abstürzt? Der Panik wegen? Natürlich, man versucht die Probleme zu verbergen, damit es im Flughafengebäude ruhig bleibt, aber dann dringen sie doch durch und diese Sendung aus der Maschine, abgesetzt von einem geltungssüchtigen Journalisten, konnte man schließlich auch außerhalb des Flughafens empfangen.

Finale

Ganz sicher war „Stirb langsam 2“ einer der bis dahin spektakulärsten Airport-Filme, zu diesem Genre zählt er ja ebenfalls; vielleicht einer der bis dahin aktionsreichsten Actionfilme, aber die einigermaßen stabile Handlungslogik des ersten Teils und dessen recht konsequente Dramaturgie  werden schon einer allzu derben Materialschlacht geopfert. Man kann ja beides machen, viel Materialverschleiß inszenieren und doch einen plausiblen Ablauf hinbekommen, aber das war wohl damals gar nicht so einfach, als das Actionkino aus allen Nähten platzte. Mittlerweile ist es ja möglich, per CGI Fehler relativ günstig auszubessern und auch Nachdrehs so zu gestalten, dass sie nicht zu aufwendig sind. Vermutlich habe ich aber die FSK 16-Version gesehen, in der einige Szenen der 18er-Variante fehlen, vielleicht wird mit den eingesetzten Szenen alles noch etwas runder. Vor allem aber dürfte es brutaler werden, denn die Szenen wurden offenbar geschnitten, um wenigstens die 16er-Freigabe in Deutschland zu erhalten.

Bruce Willis spielt seinen sturköpfigen Polizisten mit einer unverbrüchlichen Geradlinigkeit, egal, wie es ihm bei seinem Einsatz ergeht. Das ist sicher ein Plus des Films, denn diese Darstellung klammert ihn im Wesentlichen und unterscheidet „Stirb langsam 2“ von wirklich schlechtem Actionkino, aber mehr ist eben nicht immer mehr und ein so gelungenes Drehbuch wie in Teil 1, das alles, was geschieht, noch einigermaßen logisch wirken lässt, habe ich in Teil 2 vermisst. Was man bei solchen Filmen nicht immer sofort erkennt, ist die Handschrift eines Regisseurs, aber die konsequente Spannungssteigerung, die John McTiernan in Teil 1 inszeniert, ist ebenfalls ein Merkmal, das Renny Harlin in Teil 2 so nicht hinbkommt. Schreibe man es dem Drehbuch zu oder nicht, der zweite Film der Reihe ist fast eine Klasse schlechter als der erste.

68/100

© 2022 Der Wahlberliner, Thomas Hocke (Entwurf 2021)

(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia

Regie Renny Harlin
Drehbuch Steven E. de Souza,
Doug Richardson
Produktion Charles Gordon,
Lawrence Gordon,
Joel Silver
Musik Michael Kamen
Kamera Oliver Wood
Schnitt Robert A. Ferretti
Besetzung

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