Wo die 2.755 Miliardär:innen herkommen +++ Wachstum 2021 um mehr als 30 Prozent | Frontpage | Wirtschaft, Gesellschaft | Die Superreichen, Oben und Unten

Frontpage | Wirtschaft, Gesellschaft Milliardär:innen und ihre Herkunft

Nachdem wir uns heute schon um die Spekulation und ihre Folgen gekümmert haben, stellen wir Ihnen jetzt die Profiteur:innen der Spekulation vor. Es sind die 2.755 Milliardär:innen, die es weltweit gibt. Die Zahl hat mitten in der Coronakrise, die so vielen von uns so viel abgefordert hat, um 660 zugenommen. Das ist in Zuwachs um mehr als 30 Prozent mitten innerhalb eines einzigen Krisenjahres, in dem so viele Menschen Opfer bringen mussten. Jetzt will die Politik von uns, der Mehrheit der Nichtkapitalisten, weitere Opfer.

Ist Ihr Vermögen letztes Jahr wenigstens auch um 30 Prozent gewachsen, auf welcher Basis von 2020 auch immer? Oder zählen Sie zu den vielen, denen die Inflation, denen die Minuszinsen und andere schwierige Umstände immer weniger übrig lassen. Oder gar zu jenen, die während Corona ihre Existenz verloren, weil sie auf harter Arbeit aufgebaut war und nicht auf Spekulation und Ausbeutung? Wird Ihnen derzeit auch ständig erzählt, Sie müssten sich endlich mal bisschen einschränken, wegen des Ukraine-Kriegs, obwohl Sie sowieso gerade mal über die Runden kommen? Wir verraten Ihnen, worum es geht: Darum, dass die Reichen noch mehr absahnen können, geht es, nicht darum, den Menschen in der Ukraine zu helfen. Es sind immer dieselben, die in der Krise profitieren und anderen auch noch erzählen, was sie zu tun haben und wie Solidarität auszusehen hat. Die Politik hat zudem schwere strategische Fehler der letzten Jahrzehnte zu verantworten und fordert uns nun auf, die Folgen zu tragen. Uns, nicht die Superreichen, die von diesen Fehlern wie einer idiotischen Kapitalschwemme über viele Jahre hinweg und weiter ohne absehbares Ende unmäßig profitiert haben.

Zunächst aber die Grafik, damit Sie sehen, wo Sie die Superreichen antreffen können um Sie anzuhimmeln für ihren auf Kosten anderer erworbenen Glanz, unterhalb kommentieren wir noch ein wenig:

Diese Statista-Grafik ist unter einer Lizenz CC-BY-ND erstellt worden und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Und hier der Begleittext:

2.755 Milliardär:innen weltweit hat Forbes für „The Richest in 2021“ gezählt – das sind 660 Superreiche mehr als noch im Jahr zuvor. Damit wurde vergangenes Jahr etwa alle 17 Stunden ein neuer Milliardär oder eine neue Milliardärin „geboren“. Auf Platz eins im Ranking der sagenhaft Reichen stehen die USA mit 724 Milliardär:innen, gefolgt von China, das es inklusive Hongkong und Macau auf 698 Vertreter:innen dieser Spezies bringt. Deutschland (136 Milliardär:innen) liegt vor Russland auf dem vierten Rang. Im Falle des letzteren lautet die gängige Bezeichnung indes Oligarch – davon hat das Land 118 Exemplare. Die wenigsten Superreichen sind in Südamerika (85) oder Afrika (16) beheimatet. Deutschlands Top 3 werden von den Aldi-Erben (Beate Heister, Karl Albrecht Junior und Familie), Dieter Schwarz (Kaufland/Lidl) und Susanne Klatten (Erbin des Industriellen Herbert Quandt).

„In Russland heißen Sie Oligarchen“. Sehr gut. Denn wo ist bitte der Unterschied? Das Wort „Oligarch“ ist im Grunde perfide, weil es suggeriert, in Russland gebe es eine Art Geld-Aristokratie der Wenigen, die quasi den Gang der Dinge auch politisch bestimme. Mag so sein, aber der Begriffsunterschied soll es wirken lassen als sei es im Westen anders. Russland hat zwar einen indiskutabel hohen Vermögens-Gini-Index, aber westliche Länder wie Deutschland bemühen sich, da heranzukommen, sprich, die massive Ungleichheit, die ein hoher Gini-Index belegt, wird auch hierzulande immer größer.

Und China! Haben Sie gewusst, dass das zärtliche Land des Herrn Xi Jinping bezüglich der Zahl an Milliardär:innen schon fast zu den USA aufgeschlossen hat? Wir schrieben vor einiger Zeit, es gibt dort die meisten neuen Milliardäre, aber dass es schon so viele sind, hätten wir nicht vermutet. Nun ja, die Zeiten schreiten voran und das tun sie im Moment besonders schnell, denn Krisen sind die Chancen der Spekulanten und Ausbeuter.

In Relation zur Bevölkerungsgröße und auch die Spitzenvermögen bezüglich ihrer der Höhe beteffend, liegen die USA freilich vorne, die Reichsten der Reichen, die Mitglieder des Clubs derer, die über 100 Milliarden an Vermögen besitzen (jeder von ihnen hat mehr als das Militär-„Sondervermögen“ beträgt, das man uns überhäufen will und das so gigantisch wirkt) kommen fast alle von dort, aber die KPCh, die Heimstatt aller Arbeiter:innen dieser Welt, nach dem Fail anderer „kommunistischer“ Systeme, stützt sich keineswegs auf diese, sondern auf die neuen Kapitalist:innen, die ihre Werktätigen ausbeuten dürfen nach Herzenslust und zu Standards, über die sich in Europa vermutlich sogar einige nicht ganz so krude Neoliberale schämen würden.

Andere europäische Länder weisen zwar weniger Milliardär:innen auf als Deutschland, dafür aber einige besonders reiche und einflussreiche, etwa Frankreichs LVMH-Chef Bernard Arnault, die ihren politischen Einfluss auch viel offener ausüben, während man sich in Deutschland nicht zu gerne sichtbar in die Politik einmischt, sondern sich auf die Clubs, Verbände, Influencer-Cluster aller Art verlassen kann, denen man angehört. Deutschland ist immer noch ein relativ diskretes Land, in dem der wirkliche Geldadel über prollige Typen wie Gerhard Schröder eher die Nase rümpft und jemanden wie ihn und seine überbordende Eitelkeit allenfalls für seine Zwecke benutzt. Deswegen ist es auch so wichtig, den Lobbyismus hierzulande noch schärfer in den Blick zu nehmen und noch mehr nachzuforschen, wer wirklich hinter bestimmten Einflüster:innen der Politik steht und wie diese Politik dadurch gesteuert wird. Nur ist das Dranbleiben immer so schwierig, oder hört man noch etwas von CumEx oder den Panama-Papers? Liebe Leser:innen, die Vermögen, die durch all diese Machenschaften immer mehr anwachsen, auf Kosten der Allgemeinheit, gehen uns alle an und das hat nicht mit einer Neiddiskussion zu tun. Hier geht es darum, dass die Mehrheit regelrecht oder auch regelwidrig geschröpft wird, und zwar mit voller Zustimmung der Politik.

Vor allem wäre es wichtig, den Trend zu immer mehr Ungleichheit zu stoppen, aber wenn wir es weiter aussitzen wollen, bis die Politik von selbst handelt, wird der Sankt Nimmerleinstag eher eintreten, als dass dieses Handeln in Gang gesetzt wird. Denken Sie bitte immer daran: Es ist Ihre Arbeitskraft, die den enormen Reichtum weniger verursacht. Es ist Ihre Entscheidung, wem Sie diese Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Denken Sie ethisch, bevor Sie sich mit Brosamen von den Superreichen anlocken lassen, um deren Lied zu singen. Die Aufforderung geht auch an die Nerds in den Sozialen Netzwerken, die wohl hoffen, es fällt irgendwann so ein Krümelchen für sie ab, wenn sie jenes neoliberale Lied singen, ohne dass sie selbst jemals zur Elite dazugehören werden. Das ist besonders arm, aber wir leben ja auch in einer recht bescheidenen Welt, mit vielen sehr beschränkten Menschen darin. Wäre dem nicht so, könnte es diese Entwicklungen zulasten einer Mehrheit, die so viel mehr Macht hat, als sie denkt, nicht geben. Jeder neue Milliardär ist ein Beweis dafür, dass wir unsere Rechte nicht kennen, unsere Menschenwürde nicht sehr schätzen und uns nicht für sie einsetzen. So sieht’s leider aus.

TH

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