Frontpage | Wirtschaft, Umwelt | Fleischverzicht speziell an Ostern, und sonst?
Liebe Leser:innen, nun ist heute der Karfreitag schon vorbei und im Grunde war die Umfrage speziell auf ihn gemünzt. Angesichts des bisherigen durchwachenen Ergebnisses war möglicherweise einigen Abstimmenden nicht klar, dass es zunächst um eine christlich hinterlegte Fleischabstinenz am Karfreitag geht. Sie können aber noch abstimmen und sich dadurch etwas genereller äußern. Es gibt allerdings auch Spins, bei denen man nur noch staunen kann. Zunächst die Umfrage:
Sollte man Karfreitag Ihrer Meinung nach auf Fleisch verzichten?
Der Begleittext von Civey:
Die Ostertage zählen zu den wichtigsten Feiertagen im Christentum. In der Katholischen Kirche verzichtet man am Karfreitag auf Fleisch und Genussmittel wie Alkohol, um dem Tod Jesu zu gedenken. In vielen Haushalten wird stattdessen Fisch serviert. In der orthodoxen Kirche sind alle tierischen Produkte wie Fleisch, Fisch, Ei und Milch verboten. Mit Blick auf die derzeitige Weltlage begrüßen viele den Verzicht.
Angesichts der weltweiten Lebensmittelknappheit durch den Ukraine-Russland-Krieg mehren sich Forderungen, den Fleischkonsum zu reduzieren. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte im RND, dass Fleischverzicht gegen die weltweite Hungersnot helfen könnte. Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) argumentierte zuvor im Spiegel „weniger Fleisch zu essen, wäre ein Beitrag gegen Putin.”
Russland und die Ukraine gehören zu den wichtigsten Getreideproduzenten der Welt. Nun brechen Getreideexporte weg und die Lebensmittelpreise erreichen Rekordwerte. Deshalb kritisieren Agrarökonomen wie Sebastian Lakner im mdr, dass ein Großteil des Getreides als Futtermittel verwendet wird, „um preisgünstig Fleisch zu exportieren“. Angesichts der weltweiten Lebensmittelknappheit hinterfragt er den hohen Fleischkonsum reicher Staaten.
Ja, wir sind auch der Ansicht, dass in den „reichen Staaten“ zu viel Fleisch konsumiert wird. Bei uns gab es am Karfreitag auch kein Fleisch. An einem der Ostertage wird es ein wenig Geflügelfleisch geben, das ist aber mittlerweile eher die Ausnahme und ein Kompromiss. Wer es nicht mag, muss es nicht essen. Es geht um das Tierwohl, um den CO²-Ausstoß, es geht auch darum, dass manche Menschen glauben, sie ernähren sich ohne Fleisch prinzipiell gesünder. Davon sind wir nicht überzeugt, weil der Mensch biologisch nun einmal auf Diversität bei der Ernährung ausgerichtet ist. Man kann aber viele tierische Produkte gut substituieren, mit dem üblichen wissenschaftlichen Ansatz zur Sicherstellung einer weiterhin ausgewogenen Ernährung, der den Deutschen so eignet, wenn man ihn auch ideologisch verwenden kann.
Aber die Grünen und ihre klassistischen Argumentation, da fliegt uns immer wieder das Blech weg. Fleischverzicht gegen Putin. Dann wäre es auch Fleischverzicht gegen Selenskij, oder? Wir haben uns mehrfach darüber geäußert, dass es keine Nahrungsmittelknappheit gibt, sondern nur Fehlsteuerungen und dass durch sie die Menschen in vielen ärmeren Ländern in Schwierigkeiten sind. Derzeit wird mit Getreide auf Knappheit spekuliert und das treibt die Preise. Würde man diesem Treiben ein Ende bereiten, dann wäre mit einem Schlag der Welthunger Vergangenheit.
Aber die Grünen: „Fleischverzicht gegen Putin“. Schon klar. Wir verzichten ja schon auf so vieles, angeblich wegen Putin (zuvor wegen Corona) und es wird vielleicht noch mehr werden. Kein Fleisch, kein Öl, nicht einmal Salatöl, kein Gas, kein Spaß, das ist das antisoziale Rezept der Grünen in dieser Zeit. Kommt Ihnen das ethisch fagwürdig vor, besonders angesichts von deren Bellizismus und dem Schreien nach immer mehr Waffenlieferungen in Kriegsgebiete? Man kann das befürworten, weil es um das Selbstverteidigungsrecht eines Volkes geht, aber nicht auf diese Art, die ja nicht erst mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine begonnen hat. Schon die Vehemenz ist auffällig, aber gleichzeitig die Menschen auf noch härtere Zeiten einstimmen, wieder einmal? Es trifft doch ohnehin nur die Normalbevölkerung. Wer profitiert von den Waffenlieferungen und wer muss sich nach Ansicht der Grünen so lange einschränken, bis vom Leben nichts mehr bleibt? Wer hat sofort die Hosen voll, wenn es darum geht, die Reichen, die im Moment Riesenprofite machen, etwas mehr an den krisenbedingten Gemeinschaftsaufgaben zu beteiligen? Haben Sie abgespeichert, was die Grünen uns in den letzten Monaten schon alles angesonnen haben? Denken Sie darüber nach, wer wieder mal mit Profiten überschüttet wird und wer sein letztes Hemd opfern soll, dann wissen Sie: Wir werden vorgeführt ohne Gnade und ohne Ende.
Özdemir beantwortet keine Fragen auf Abgeordnetenwatch, hat kein Transparenzversprechen abgegeben und gilt als ausgewiesener Transatlantiker, sprich, er folgt besonders dicht der Flagge der USA, wenn es um Außenpolitik geht. Aus der Atlantikbrücke ist er ausgetreten, als er feststellte, dass Friedrich Merz dort die besseren Connections hat. Nach seiner Ansicht hätte sich Deutschland auch in den Libyen- und den Syrienkrieg verwickeln lassen müssen, mithin in alles, was in den letzten Jahren nichts als Tod und Zerstörung gebracht und keinem einzigen Menschen auf der Welt geholfen hat. Er steht in besonderem Maße für die Fraktion der Scharfmacher unter den Grünen, die niemals werden erklären können, wie sie z. B. Ökologie und Kriegstreiberei unter einen Hut bringen wollen.
Sollte man Karfreitag Ihrer Meinung nach auf Fleisch verzichten?
Seien Sie lieb zu Tieren, zum Klima, ziehen Sie alles heran, was man sich an guten Motiven denken kann, aber lassen Sie sich nicht politisch missbrauchen. Das ist unser Wort zum Osterfleisch. Nun noch einmal die Frage für diejenigen, die zunächst Erhellendes über gewisse Fleischverzichtapologeten gelesen haben, bevor Sie sich entscheiden wollen.
Sollte man Karfreitag Ihrer Meinung nach auf Fleisch verzichten?
Wir haben übrigens mit Unentschieden gestimmt. Es kommt auf das Motiv an. Das wollten wir damit ausdrücken.
TH