08/15 (DE 1954) #Filmfest 785

Filmfest 785 Cinema

08/15 ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1954. Es ist der erste Teil der dreiteiligen Filmreihe 08/15, die auf Hans Hellmut Kirsts gleichnamiger Romantrilogie beruht.

Aus heutiger Sicht ist festzuhalten, dass im Jahr 1954 geradezu eine Welle von westdeutschen Filmen einsetzte, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg befassten, mir fallen sofort drei weitere aus diesem Jahr ein: „Des Teufels General“, „Kinder, Mütter und ein General“ und „Die letzte Brücke“, die sehr intensiv rezipiert wurden. Ersteren hatten wir etwa drei Jahrzehnte nach seinem Entstehen in der Schule vorgeführt bekommen, weil wir das zugrundeliegende Stück von Carl Zuckmayr durchnahmen. 

Sicher war dieser zuvor kaum absehbare Trend zum (Anti-) Kriegsfilm durch die Diskussion um die Wiederbewaffnung befeuert worden, die 1955 mit der Gründung der Bundeswehr stattfand. Die Filme waren durchaus kritisch, aber immer mit dem Grundtenor, dass das arme Frontschwein und auch manch nobler Offizier der Wehrmacht sehr unter den Nazis, vielleicht auch der SS und ihren Entscheidungen zu leiden hatten. Allgemein gilt erst „Die Brücke“ (1959) von Bernhard Wicki trotz aller zum Teil durchaus wohlmeinender Versuche zuvor als der erste gelungene Antikriegsfilm aus Westdeutschland.

Bis die Wehrmacht im Ganzen und die Kriegsgräuel vor allem im Osten kritischer unter die Lupe genommen wurden, sollte es noch lange dauern. Gleichwohl ist 08/15 einer der ersten Auseinandersetzungen mit der Zeit, die damals erst 10, 15 Jahre zurücklag, so zurechtgemacht, dass das Publikum sich identifizieren konnte. Mit diesem Film wurde Joachim Fuchsberger in der Rolle des Gefreiten Asch einer der beliebtesten Leinwandstars der 1950er und frühen 1960er. Auch die Karriere von Mario Adorf kam durch diesen Films in Schwung.

Zeitgenössische oder wenige Jahre nach dem Erscheinen des Films verfasste Kritiken belegen die Ambivalenz der ersten Nachkriegsfilme westdeutscher Produktion, die sich mit Hitlers Krieg befassten (1):

  • „Zu anekdotenhaft spaßig und zu unpolitisch, um als ernstzunehmende Abrechnung mit dem preußischen Kommiß unter Hitler gelten zu können.“ – 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage. Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 324,
  • „Im Dreck robben, Latrinen reinigen, Saufgelage bis zum Zapfenstreich, verklemmte Strumpfbanderotik: Menschenschinder-Planspiele über den deutschen Untertanengeist, gut fotografiert und gespielt als Kasernenhof-Satire. Fragwürdig in seiner Wirkung: Das angeblich kritische Werk vermittelt eher den Spaß am Soldatenleben. Nach dem Bestseller von Hans Hellmut Kirst, einer der großen Erfolgsfilme 1954.“ (Wertung: 2 Sterne = durchschnittlich) – Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“. (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 614–615.
  • „Anekdotisch, derb, oft vulgär und im Grunde unpolitisch, löst der Dreiteiler seinen Anspruch auf ein kritisches antimilitärisches Engagement kaum ein; er bedient vielmehr geschickt die Unterhaltungserwartung des Publikums und wurde folgerichtig zu einem der größten deutschen Kassenerfolge der 50er Jahre.“ – Lexikon des internationalen Films (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997.[4]
  • Der Evangelische Filmbeauftragte Werner Hess befand, die Macher von 08/15 hätten „eine scharfe Kritik am Kasernengeist“ beabsichtigt. „Die Leute aber, die sich brüllend im Theater auf die Schenkel klatschten und ihrer Eheliebsten in die Seite knufften, stöhnten vor Vergnügen und ächzten freudig: ,Genau so war es, großartig‘.“ – Werner Hess: Filmgeschäft mit dem Krieg. in: Kirche und Film II. (1958), H. 7, S. 2–5 (S. 4).

Mit einer Durchschnittswertung von 6,9/10 liegen die Nutzer:innen der IMDb beinahe exakt dort, wo ich den Film seinerzeit angesiedelt hatte.

© 2022, 1989 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

(1), kursiv, tabellarisch: Wikipedia

Regie Paul May
Drehbuch Ernst von Salomon
Produktion Divina-Film GmbH, München
(Ilse KubaschewskiWalter Traut)
Musik Rolf A. Wilhelm
Kamera Heinz Hölscher
Schnitt Walter Boos
Arnfried Heyne
Besetzung

 

 

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