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Liebe Leser:innen, streamen Sie auch? 28 Prozent der Menschen in Deutschland tun es, in den USA sogar 46 Prozent:

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz
Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Am 27. Mai startet auf Netflix die vierte Staffel von Stranger Things, eines der Aushängeschilder der Video-Streaming-Plattform. Den größten Impact dürfte die Firma damit in den USA haben, in der laut Prognosen unseres Statista Digital Market Outlook 2021 nicht nur 30,2 Milliarden Euro mit Video-Streaming generiert wurden, sondern auch mit nahezu fünfzig Prozent eine außergewöhnlich hohe Nutzer:innenpenetration vorliegt. Wie unsere Grafik zeigt, gehört auch Deutschland zu den wichtigsten Märkten für Netflix, Amazon Prime Video und Co.
Rund 2,5 Milliarden Euro wurden voraussichtlich bei einer Penetration von 28 Prozent in diesem Segment im Jahr 2021 umgesetzt. Damit landet Deutschland in der Top 5 hinter China und dem Vereinigten Königreich. Generell nimmt der nordamerikanische Kontinent eine wichtige Rolle für Streaming-Anbieter ein, mit den bereits genannten USA, Kanada und Mexiko sind alle drei geografisch zur entsprechenden Region gehörenden Länder in den Top 8 vertreten.
Insgesamt lag der geschätzte Umsatz mit Streaming-Abos im vergangenen Jahr bei etwa 59 Milliarden Euro. Bis 2026 sollen in diesem Segment etwa 92 Milliarden Euro umgesetzt werden, was einem jährlichen Umsatzwachstum von etwa acht Prozent entspricht. Andere digitale Video-Angebote hinken deutlich hinterher. So betrug der Umsatz mit Pay-per-View-Programmen 2021 nur rund acht Milliarden, Video-Downloads brachten voraussichtlich rund fünf Milliarden Euro ein.
Dieser Timelime-A-Beitrag wurde am 23.07.2022 publiziert.
Wir könnten die Namen aller Streamingdienste, die es mittlerweile gibt, gar nicht auswendig aufsagen. Sind die Videotheken z. B. der öffentlich-rechtlichen Sender Streamingdienste? SVoDs sind sie jedenfalls nicht. Der erste Bezahl-Streamingdienst, mit dem wir ab und zu einen einzelnen Film geschaut haben, war Videoload, weil wir Magenta von der Telekom hatten und via Telefonrechnung bezahlen konnten. Netflix gab es damals auch schon und was war der dritte Dienst? Er hat einen blaugrünen Hintergrund, vermutlich gibt es ihn nicht mehr (Amazon Prime war es nicht). Fällt uns gerade nicht ein. Mittlerweile haben wir Amazon Prime dabei, auch wegen der Versandkostenfreiheit, wenn es zu Paketlieferungen kommt, aber halten uns mit Zubuchungen bisher sehr diszipliniert zurück. An fast alle Filme, die wir brauchen, kommen wir im Moment auch ohne weiteres Bezahlfernsehen heran und sollte das sich wieder ändern, beißen wir halt in den sauren Apfel und zahlen 4 oder 5 Euro für einen einzelnen Film. Die Preise sind ja zuletzt nicht gerade niedriger geworden. Angefangen haben wir vor ein paar Jahren typischerweise mit 1,99 Euro pro Film und bei älteren Kinostücken gerne auf HD verzichtet, weil es bei ihnen keinen wesentlichen Mehrgenuss bringt. Mittlerweile ist die Wahl von SD zumeist gar nicht mehr möglich.
Eine wesentliche Rolle spielt für uns mittlerweile Youtube, sofern die Einspeisung von Kinofilmen in halbwegs annehmbarer Qualität erfolgt und sie nicht zu stark gekürzt sind. Etwas mehr als die Hälfte aller Filme, die wir uns anschauen, um darüber zu schreiben, stammt weiterhin aus dem klassischen linearen Fernsehen, allerdings zumeist als Aufzeichnung, nicht zum Zeitpunkt der Ausstrahlung. Hier wiederum spielen die öffentlich-rechtlichen Sender die Hauptrolle, wenn auch nicht mehr so dominant wie vor wenigen Jahren. Das kommt vor allem daher, dass wir uns derzeit um die Betrachtung von Blockbustern der 1990er und 2000er kümmern. Diese werden vor allem von den Privatsendern gezeigt.
Ja, die Zeiten ändern sich immer. Netflix ist bereits ins Gerede gekommen – wegen rückläufiger Abozahlen in Deutschland. Trotz einer „Penetration“ von nur 28 Prozent hat der Markt wohl eine erste Sättigungsstufe erreicht, nämlich in der Form, dass diejenigen, die immer das Neueste haben wollen oder müssen, mittlerweile dabei sind und anfangen, zu sortieren, angesichts eines immer größeren Angebots. Der nächste Schub ist der „Mainstream“, der langsamer vom Streamen erfasst werden wird, auch ältere Menschen werden dann einsteigen, wie seinerzeit beim Internet. Ob sich Streaming in seiner heutigen Form durchsetzt? Es liegt auf der Hand, sofern man nicht weitere Fernsehangebote wie Nachrichten, Kultursendungen, Politik etc. nutzt. Die Streamingdienste sind jedoch perfektes Kino für zu Hause mit unzähligen Wahlmöglichkeiten. Es ist ebenfalls naheliegend, dass Corona die Streamingdienste sehr pusht hat. Bei den US-Amerikanern bedeutet der hohe Anteil von Menschen, die bereits streamen nicht, dass sie nicht ins Kino gehen und immer auf der Couch sitzen. Im Gegenteil, die Zahl der Kinobesuche pro Jahr pro Person liegt mehr als doppelt so hoch wie bei uns. Sie sind eben filmverrückt, im Land von Hollywood. Der hohe Anteil von Videostreamer:innen in Großbritannien dürfte auch der weit fortgeschrittenen Vermarktung des Fußballs im Bezahlfernsehen zu verdanken sein.
TH