Heiße Tage in Deutschland (Statista, Kommentar) | Klima, Umwelt | Zunahme von Hitzetagen und allgemeine Erwärmung

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Auch bei unserem heutigen Info-Artikel sind wir wieder ein wenig unter Zeitdruck – denn die Hitzewelle, von der unten die Rede ist, soll ja schon in den nächsten Tagen einsetzen. Die Zahl der heißen Tage in Deutschland steigt immer mehr an. Wir haben aber noch etwas weiterrecherchiert und etwas gefunden, das noch beeindruckender aussieht. Oder bedrückender, wenn man es als Warnung vor dem Klimawandel versteht.

 

 

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Eine neue Hitzewelle rollt auf Europa zu. In einigen Orten Deutschlands soll es den Meteorolog:innen zufolge bereits Mitte der Woche zu Temperaturen über 30 Grad kommen.

Im vergangenen Jahr haben wir in Deutschland etwa fünf Tage mit einer landesweiten durchschnittlichen Lufttemperatur über 30 Grad Celsius erlebt – verhältnismäßig wenige im Vergleich zu den Vorjahren.

In den letzten 20 Jahren hat es immer wieder Jahre mit besonders vielen heißen Tagen gegeben. Wie die Statista-Grafik auf Basis der Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigt, waren vor allem 2003 (19 Hitzetage) und das Rekordjahr 2018 (20 Hitzetage) sehr heiße Jahre.

Historische Klimadaten belegen, dass die Anzahl der Tage mit “tropischen” Temperaturen seit den 1980ern tendenziell steigt. Mehr als zehn Hitzetage im Jahr wurden zum ersten Mal 1994 registriert – seit der Jahrtausendwende hat Deutschland im Durchschnitt 10 heiße Tage.

Es stimmt, wir konnten im Jahr 2021 ein wenig aufatmen, es hatte auch etwas mehr geregnet als in den Jahren zuvor, insbesondere im Herbst. Unser Klimamessgerät vor dem Fenster, der Kastanienbaum, blieb einigermaßen gesund. Anders als in den Jahren 2018 und 2019, als die Blätter vorzeitig vertrockneten und sich einrollten.

Wir erinnern uns noch gut an das damals als irre empfundene Hitzejahr 2003, das in der Grafik deutlich sichtbar ist. Damals gab es einen Rekordtag mit 40,3 Grad Celsius. Nicht in Berlin, sondern in der „alten Heimat“, im Südwesten Deutschlands. Die Dauerhitze jenes Sommers hatte bei uns zu einer Umstellung im privaten „Fuhrpark“ geführt. 2004 wäre das gar nicht so nötig gewesen, aber mittlerweile hat sich die Situation der heißen Sommer verfestigt. Das Jahr 2018 zeigt deutlich, wo die Reise hingeht, nämlich zu mehr Hochtemperaturtagen über 30 Grad.

Diese Zunahme sagt aber nicht alles aus, denn es könnte zum Ausgleich im Winter auch kälter werden. So ist es aber nicht. Wir haben nun speziell für Berlin und Brandenburg nachgeschaut, wie sich das Klima insgesamt verändert hat. Hier das Ergebnis:

Quelle: https://showyourstripes.info/c/europe/germany/brandenburgberlin/

1971 war das Jahr, in dem der Club of Rome erstmals auf den Klimawandel aufmerksam machte und von da ab wurde der Mittelwert bis zum Jahr 2000 als „Nulllinie“ für die obige Grafik verwendet. Was sich seit etwa 1990 und noch mehr in diesem Jahrtausend verändert hat, ist angesichts des erdgeschichtlich so kurzen Zeitraums kaum zu glauben. Wir sehen in Berlin und Brandenburg für die Jahre 2018 bis 2020 eine Zunahme von jeweils mehr als 1,5 Grad gegenüber dem erwähnten Mittelwert. Auch das genaue Gegenteil, den Hunger- und Kältewinter von 1946/47 kann man deutlich erkennen, die beiden Jahre bilden die Untergrenze der Grafik heraus.

Als wir nach Berlin zogen, richteten wir uns darauf ein, dass es ein wenig kühler sein würde als in der oben erwähnten „alten Heimat“ und freuten uns darauf. Mittlerweile hat sich das beinahe erledigt, zumal es nicht mehr, wie 2010, 2011, zu kalten Wintern mit wochenlangen Schneephasen kommt. Auch die Abwesenheit der dafür notwendigen Ostwindsituation trägt zur Temperaturerhöhung bei, nicht nur die heißen Sommertage. Schon immer waren wir eher negativ beeindruckt davon, wie wenig es auf diesen märkischen Sand und auf die Straßen, Parks und Dächer Berlins regnet. „Landregen“ über Tage hinweg, wie wir ihn von früher kennen, gibt es hier so gut wie gar nicht. Mittlerweile sehnen wir uns nach jedem Tropfen. 

Sehr interessant ist auch die Tatsache, dass in Berlin und Brandenburg die Temperaturzunahme stärker ist als im Süden Deutschlands, wo sie aktuell bei ca. 1 bis 1,1 Grad gegenüber dem Vergleichszeitraum liegt, hier jedoch zuletzt bei 1,5 bis 1,6 Grad. Wenn man diesen Vergleich als Basis heranzieht, ist also das Klimaziel von 1,5 Grad schon obsolet, denn die Tendenz wird sich vermutlich fortsetzen.

Noch dramatischer ist aber die Lage weiter nordwärts: Die Arktis ist bereits um 3 Grad wärmer als im Mittelwert von 1971 bis 2000. In den Tropen hingegen begrenzt sich der Temperaturanstieg auf etwa 0,5 bis 0,8 Grad. Weltweit gilt das ebenfalls. Das wirkt auf den ersten Blick unlogisch, ist es aber nicht. Denn die Ozeane haben sich durchschnittlich erst um ca. 0,5 bis 0,6 Grad erwärmt, und sie bedecken immerhin fast drei Viertel der Erde. Sie sichern also den Globus derzeit vor der totalen Überhitzung.

Aber wie lange noch? Und wann werden sich die Meeresströmungen so verändern, dass die Erwärmung der Landmassen noch rascher zunimmt? Beim Golfstrom, der unser Wetter mitbestimmt, ist die Veränderung bereits zu bemerken, er schwächt sich ab. Das bringt uns ungewöhnlich lang anhaltende stabile Wetterlagen und wir merken das besonders im Sommer: zuweilen wochenlange Heißperioden ohne jeden Niederschlag. Weiter westlich hingegen, wo es ohnehin zu mehr Niederschlag kommt, sahen wir in den letzten Jahren das Gegenteil, teilweise heftige Regenfälle, die ebenso schädlich waren wie zu große Trockenheit.

TH

 

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