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Liebe Leser:innen,
Service bedeutet bei uns häufig, auf schwierige oder negative Entwicklungen hinweisen. Das ist so, wenn man damit auch eine politische Meinung ausdrücken möchte. Im Moment ist es nicht schwer, Fehlentwicklungen zu benennen. Zum Beispiel die Haushaltsenergiepreise. Wir binden in das heutige Update (dunkelblaue Schrift) eine weitere Grafik ein, die nur die Energiepreisentwicklung innerhalb des letzten Jahres bis Januar 2022 darstellt, hingegen keinen Vergleich mit weiteren Kostenkrategorien des täglichen Lebens beinhaltet.
Wir sehen die neuesten Zahlen hier:
Diese Statista-Grafik ist unter einer Lizenz CC-BY-ND erstellt worden und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Begleittext dazu, unser Kommentar, wie immer, am Ende:
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Die Mieten und Wohnungsnebenkosten steigen weiter kontinuierlich und relativ gemäßigt – die Kosten für Haushaltsenergie sind hingegen zuletzt sprunghaft angestiegen. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts zeigt, hat der entsprechende Index deutlich zugelegt und liegt im März 2022 um 35 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Unsicherheiten auf den Energiemärkten und die angespannte Versorgungslage mit Erdgas vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben laut Statistischem Bundesamt zu den hohen Energiepreissteigerungen beigetragen.
2020 waren die Preise noch deutlich eingebrochen, was unter anderem am Rückgang des Ölpreises lag. Mittlerweile haben Öl- und Heizölpreise das Vor-Corona-Niveau deutlich überschritten. In der Position Haushaltsenergie werden alle Energieträger zusammengefasst, die die Privathaushalte zum Kochen, Heizen, für die Beleuchtung oder den Betrieb von Haushaltsgeräten benötigen. Den größten Anteil haben hier Strom, Gas, Heizöl und die Fernwärme.
Auch die Mieten steigen: Beim Index der Nettokaltmieten ist seit Anfang 2019 ein nahezu konstanter Aufwärtstrend zu beobachten. Aktuell liegt er im Februar bei einem Wert von 109,8 Punkten (+1,6 % über dem Niveau des Vorjahresmonats). Bei der Entwicklung gilt es allerdings zu bedenken, dass der Immobilienmarkt als träge gilt und oft erst Monate oder Jahre später auf Entwicklungen und Veränderungen reagiert.
Die Verbraucherpreise für Wohnungsnebenkosten lagen im Februar 2022 um 2,2 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. Sie beinhalten die Wasserver- und -entsorgung, Müllabfuhr und weitere Aufwendungen, die der Vermieter auf den Mieter umlegen kann. Dazu gehören die Kosten für Grundsteuer, Gartenpflege, Gebäudereinigung, Wartung von Aufzügen o.Ä., Straßenreinigung und Schornsteinfeger.
Weitere Informationen zum Thema liefert das Statista DossierPlus zur Mietpreisentwicklung in Deutschland. Enthalten sind u. a. Daten zur Mietpreisentwicklung der letzten zehn Jahre und ein Ausblick auf künftige Entwicklungen.
Und hier Grafik Nummer 2:
Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.
Die Verbraucherpreise für Haushaltsenergie, Heizöl und Kraftstoffe haben sich in den vergangenen Monaten deutlich verteuert. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis der neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. So legten die Preise für Haushaltsenergie binnen eines Jahres um 21 Prozent zu. Hierzu zählen die Preise für Strom, Gas und andere Brennstoffe. Die Preise für Heizöl und Kraftstoffe stiegen im selben Zeitraum sogar um 30 Prozent. Der Gesamtindex der Verbraucherpreise ohne Energie stieg dagegen lediglich um 3,2 Prozent.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet als Folge des Krieges in der Ukraine mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung in Deutschland und noch stärker steigenden Preisen. „Ich erwarte, dass die deutsche Wirtschaft jetzt wieder in eine Rezession abgleitet“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher im Gespräch mit der „Neue Osnabrücker Zeitung„. Wie im vierten Quartal des vergangenen Jahres dürfte die deutsche Wirtschaft auch im ersten und im zweiten Quartal 2022 schrumpfen.
Die Preisentwicklung zeigt grundsätzlich die Veränderung des Betrags, der für den Erwerb von Waren und Dienstleistungen investiert werden muss. Daten zur Preisentwicklung in Deutschland veröffentlicht das Statistische Bundesamt. Wichtigster Gradmesser für die Entwicklung der Verbraucherpreise ist die Inflationsrate in Deutschland. Diese bezeichnet die Geldentwertung, die durch ein beständiges Ansteigen des Preisniveaus für Endprodukte (Konsumgüter, Investitionsgüter) gekennzeichnet ist. Die Berechnung der Inflation basiert auf der Preisentwicklung eines definierten Warenkorbs aus unterschiedlichen Produkten und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Besonders wichtig aus Verbrauchersicht ist die Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen, die wiederum einen großen Einfluss der Preise von Konsumgütern sowie Lebensmitteln hat.
Gleich eine Bemerkung zum Beginn des Kommentars: Die Mietpreissteigerungen beziehen sich auf ganz Deutschland und hauptsächlich auf den Corona-Zeitraum. Aus der „gemäßigten“ Steigerung auf Bundesebene, unter Einschluss von Gebieten, die zuletzt sinkende Bevölkerungszahlen und schwache Wirtschaftsdaten aufzuweisen hatten. Auch eine Rolle spielt die Tatsache, dass in Corona-Zeiten so wenig wie möglich umgezogen wurde, deshalb lässt sich zum Beispiel nichts über die Entwicklung des realen Berliner Mietenwahnsinns ablesen.
Zur zweiten Grafik: Die Gesamtpreissteigerung ohne Energie halten wir für viel zu niedrig angesetzt, möglicherweise bedingt durch einen nicht sachgerechten Warenkorb. Auch die Lebensmittelpreise steigen aktuell zweistellig und die Steigerungen beschleunigen sich immer mehr. Allerdings sind dabei auch schon Beobachtungen aus dem Sommer 2022, der Zeit des Updates, berücksichtigt.
Den haben wir hier zu verfrühstücken und das mit der Energie auch. Bei uns hat die Hausverwaltung die Heizkostenvorauszahlungen gerade um satte 31 Prozent angehoben, was ein Plus von ca. 18 Prozent bei den gesamten Nebenkostenvorauszahlungen bedeutet. Mit etwas Pech wird das nicht einmal die wirkliche Preissteigerung abdecken, denn wir haben nun einmal eine Gaszentralheizung und das ist nicht unsere Entscheidung gewesen, sondern die der Vermieter. Uns wäre z. B. Fernwärme lieber. Wir werden sehen, ob es trotz dieses hohen Aufschlags zu Nachzahlungen kommt. Doch eines werden wir sicher nicht tun: Uns noch mehr den Hintern abfrieren, damit die Politik damit glänzen kann, wie gut wir manipulierbar sind. Wir tun das Richtige und das Notwendige und es gibt Grenzen für alles. Auch dafür, dass immer die doofe Mehrheit das bezahlen muss, was die Großkopferten anrichten. Seit der Bankenkrise, spätestens, haben wir nichts anderes erlebt, als dass Entscheidungen, mit denen wir niemals einverstanden wären, die an uns als Wähler:innen komplett vorbeilaufen, uns immer wieder neu belasten.
Nachtrag im Wege des Updates: Vermutlich werden die höheren Abschläge bei Weitem nicht ausreichen, um die tatsächlichen Mehrkosten abzudecken, auch „Sparen total“ wird nicht ausreichen, zumal es dabei eine Grenze gibt, die etwas mit der Aufrechterhaltung der Zivilisation zu tun hat.
Wenn man dies bedenkt, kann man nur sagen, die Solidarität der Menschen hier mit Menschen in anderen Ländern ist beachtlich und berührend. Sie können ja auch nichts dafür, dass die Politik den Klimawandel nicht ernst nimmt, die systemimmanenten Wirtschaftsprobleme nicht ernst nimmt, ihre geostrategische Verantwortung, Krieg und Frieden betreffend, nicht ernst nimmt. Dass sie uns nicht ernst nimmt.
Unsere Stimmen will sie aber schon, die Politik. Wir erwarten sehr wohl einen Ausgleich für diese neuerlichen Mehrkosten und kein klassistisches Schulterzucken nach dem Motto: Wohlstandsverlust? (…) Natürlich nicht für uns mit unseren fünfstelligen Monatseinkünften aus der Tasche der Wähler:innen, sondern für die Mehrheit.
Wir meinen, die Mehrheit ist viel zu brav. In anderen Ländern fürchtet die Politik den Zorn der Wähler:innen, wenn sie zu deutlich deren Willen missachtet, hier ist es umgekehrt. Man schlottert davor, dass die Politik noch mehr strafen könnte. Wofür eigentlich? Für zu große Dummheit? Weil wir uns alles gefallen lassen? Vermutlich. Typisch deutsch, nach wie vor. Die Haushaltsenergiepreise hierzulande waren übrigens schon vor dem, was wir in der Grafik sehen, die höchsten der Welt. Das Narrativ von den Notwendigkeiten der Energiewende funktioniert also auch, obwohl hierbei Fehler über Fehler gemacht wurden, die alles künstlich verteuert haben.
Dem lässt sich im Wege des Updates wenig beifügen, zumal wir in den letzten Tagen die Diktion unserer Beiträge teilweise verschärft haben, insbesondere in diesem Artikel, in dem wir wieder darauf hingewiesen haben, dass die Wehrhaftigkeit der Bevölkerung angesichts der aktuellen, politisch inszenierten Preise viel zu gering ist:
Kostenexplosion: Wir müssen uns endlich gegen diese Politik wehren! Der 14. Juli ist der richtige Tag dafür. (Leitkommentar) | Briefing 22
TH