Crimetime Vorschau Titelfoto © HR, Bettina Müller
Zum elften Mal in nunmehr 12 Jahren ermittelt Felix Murot vom LKA Wiesbaden. Das sind nicht so viele Fälle und doch ist er so vertraut. Vertraut wegen seiner Ungewöhnlichkeit, an die sich manche gewöhnen musste, die uns von Beginn an Spaß gemacht hat. Das Umfeld hat sich inzwischen verändert, auch beim Hessischen Rundfunk, für den der Sonderling entwickelt wurde, heute wirkt der Stil der Murot-Tatorte mehr integriert, weil auch anderswo viel experimentiert wurde.
Und wie sehen Kritiker:innen sein neuestes Werk?
„Murot und das Mittelmaß“ wäre wohl der treffendere Titel für diesen bestenfalls durchschnittlichen Tatort gewesen. Eine nicht sehr ergiebige Story mit vorhersehbarem Verlauf, dazu der Nebenstrang um Murots geheimnisvolle Romanze, der aber größtenteils beziehungslos neben dem eigentlichen Mordfall steht – das alles wirkt sehr konstruiert und zu gewollt. Für gediegene Unterhaltung am Sonntagabend mag das ausreichen, ist aber in jeder Hinsicht meilenweit entfernt von filmästhetisch ambitionierten Murot-Klassikern wie „Im Schmerz geboren“ oder „Angriff auf Wache 08“. Bleibt zu hoffen, dass dieser Ausflug in seichte Gefilde, bei dem man sich streckenweise in einen Münster-Tatort versetzt fühlt, ein Ausrutscher bleibt und die Murot-Krimis ihr insgesamt hohes künstlerisches Niveau aufrechterhalten können – und dass das „Gesetz des Karma“ in dieser Hinsicht nicht gilt.
Ups, das fängt ja schlecht an, und zwar mit der Meinung der Tatort-Fans. Ausgerechnet der Front-Standort für neue Wege und Erweiterungen versinkt im Mittelmaß? Wir kommentieren dazu noch nicht, wir haben den Film ja auch noch nicht gesehen. Jedenfalls wäre es eine Art Trendkreuzung, wenn sich andere Standorte Mühe geben, moderner zu werden, während dem HR die Puste ausgeht. Andererseits kann nicht jeder Tatort gleich gut und innovativ sein und nicht so abgefahren wie einige der frühen Murots bis etwa zu „Im Schmerz geboren“, der oben erwähnt wurde.
„Murot und das Gesetz des Karma“ ist zwar nicht der allerstärkste Film mit dem Wiesbadener Ermittler, aber trotzdem eine echte Perle im Dickicht der deutschen Sonntagskrimis. ntv
Ironisch, gewitzt, detailverliebt — macht riesigen Spaß. TV Spielfilm
Alles kommt wieder einmal aufs Unglaubwürdigste zusammen. Aber es zählt nicht die Plausibilität, sondern die Exzentrik. Neue Zürcher Zeitung
Weit hergeholt ist in diesem Tatort vieles, ansehnlich verspielt. Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der elfte Fall namens „Murot und das Gesetz des Karma“ ist ein Angebot zur Versöhnung (…). Die Handlung ist recht gradlinig, viele Nebenfiguren aus der Feder von Lars Hubrich umso skurriler. Rheinische Post
An den obigen Pressestimmen, welche von der Augsburger Allgemeinen zusammengestellt wurden, kann man deutlich merken, dass die Murot-Filme sich bei den Kritiker:innen einen Ruf erarbeitet haben, der auch trägt, wenn es vielleicht mal etwas enttäuschend ist. Alles, was nicht so gelungen ist, ist trotzdem irgendwie gelungen, so der Tenor.
Felix Murot brilliert in dieser Hochglanzproduktion, obwohl er besser nicht gnadenlos auf diese hübsche, junge Frau an der Hotelbar reingefallen wäre.
Das ist ja ein schöner Spoiler, er stammt aber nicht von uns, sondern stellt die Überschrift der Kritik vom SWR-Check dar, zudem ist man beeindruckt von den Hochglanzbildern. Die sind am Tatort aber mittlerweile schon häufig anzutreffen, mal sehen, ob das am Ende so wichtig ist. Ja, die Ansprüche und Standards verändern sich. Vier von fünf Elchen.
Murot muss sich mit schlechtem Karma herumschlagen, dennoch driftet die elfte Folge mit Ulrich Tukur als „Tatort“-Kommissar Felix Murot nicht in buddhistische Seelenschau oder wolkige Esoterik ab. Autor Lars Hubrich und Regisseur und Co-Autor Matthias X. Oberg erzählen in „Murot und das Gesetz des Karma“ (HR) geradlinig, spannend und humorvoll von einer Pechsträhne des Kommissars, die möglicherweise ihren Ursprung in einem lange zurückliegenden Fehlverhalten Murots haben könnte. Der Kommissar wird in einem Hotel Opfer einer Trickdiebin, die am selben Abend noch das Laptop eines anderen Mannes stiehlt und damit eine Kette von blutigen Ereignissen auslöst. Tolles Ensemble in prägnanten Episoden-Rollen, angeführt von Anna Unterberger und Thomas Schmauser.
Tittelbach-TV vergibt für den Film 5 von 6 Sternen, das ist, muss man mittlerweile sagen, nur noch eine maßvoll überdurchschnittliche Bewertung, aber die Publikation glänzt ohnehin durch ihre detailreichen Kritiken, nicht dadurch, dass sie zu Verrissen tendiert, sofern Verrisse Glanz verbreiten können. Damit sind wir heute schon am Ende unserer kleinen Reise durch die Welt der Kritiken angekommen. Wir finden Murot generell sehenswert, er hat uns noch nie genervt oder wirklich enttäuscht. Diese Einstellung teilen wir mit einigen Profis, wie die Statements zum Film zeigen.
TH
Handlung
Kommissar Murot wird an einer Hotelbar von einer jüngeren Frau in ein Gespräch verwickelt. Bei einem Glas Rotwein spielt Murot mit ihr, gibt sich gut gelaunt als Versicherungsvertreter aus. Am nächsten Morgen wacht er in seinem Hotelzimmer auf, ohne Brieftasche und ohne Erinnerung an die Geschehnisse.
Murot verheimlicht seiner Mitarbeiterin Wächter, dass er von einer Trickbetrügerin ausgeraubt wurde. Doch Wächter beobachtet ihn bereits argwöhnisch, denn in derselben Nacht wurde in dem Hotel ein hochrangiger IT-Experte ermordet aufgefunden. Es gibt den Verdacht, dass die Trickbetrügerin in den Mord und das Verschwinden eines brisanten Laptops verwickelt ist.
Während Wächter eifrig in dem Fall ermittelt, wird Murot mit seiner Vergangenheit konfrontiert: Die junge Frau hat sich in sein Leben geschlichen und zwingt Murot, Vorfälle zu rekonstruieren, die sich vor vielen Jahren auf einer Urlaubsreise zugetragen haben. Murot beschleicht die Angst, dass er Schuld auf sich geladen hat.
Besetzung und Stab
Felix Murot | Ulrich Tukur |
Magda Wächter | Barbara Philipp |
Eva | Anna Unterberger |
Xavier | Thomas Schmauser |
Schöller | Philipp Hochmair |
Martin Landrot | Dirk Martens |
Kapielski | Yorck Dippe |
Kollege Riedel | Stephan Bieker |
Bernd | Sascha Nathan |
Funktionsbereich | Name des Stabmitglieds |
---|---|
Musik: | Christof Söhngen |
Kamera: | Max Preiss |
Buch: | Lars Hubrich |
Regie: | Matthias X. Oberg |