Werbung für Süßigkeiten (Umfrage) +++ Der Schokladennikolaus und die Rute für Wenigleser:innen | Briefing 73 | Weihnachtskonsum, Teil 3

Frontpage | Briefing | Es ist uns ein Fest

Briefing 73 (hier zu Nr. 72)

Liebe Leser:innen, die Fußball-WM in Katar ist für Deutschland vorbei, vielen sauer aufgestoßen und wir haben außerhalb des Sportlichen alles geschrieben, was es zu dem Zeitpunkt zu schreiben gab. Zuletzt in diesem Briefing:

Update 5 zu WM 2022 in Katar – Vor dem vermutlichen Ausscheiden des DFB-Teams: Die Menschenrechte haben schon verloren, also den Ball flach halten | Briefing 67 – DER WAHLBERLINER

Wir wär’s nun mit etwas Süßem? Wir konzentrieren uns auf Weihnachten – ohne deswegen andere Themen auszuklammern und schließen an diesen Artikel an:

„Wir lassen uns Weihnachten nicht vermiesen“: Inflation, Konsum, Kaufverhalten, Geschenke-Traditionen – Weihnachten kommerziell, Teil 2 | Briefing 68 – DER WAHLBERLINER

Heute fragt Civey, ob man Werbung für Süßigkeiten verbieten sollte. Wie Zigarettenwerbung schon lange verboten ist und auch die Werbung für alkoholische Getränke immer mehr ins Visier der Jugend- und Verbraucherschützer:innen gerät. Die Frage ist aber etwas präziser formuliert, es geht noch nicht um ein generelles Verbot:

Civey-Umfrage: Würden Sie zur Unterstützung gesunder Ernährung bei Kindern ein Sendeverbot für Süßwarenwerbung zwischen 6 und 23 Uhr befürworten? – Civey

In Deutschland essen Kinder und Jugendliche laut einer Studie des Robert Koch-Instituts nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen, aber doppelt so viele Süßigkeiten. Ein Grund für dieses Missverhältnis sei die Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker- oder Fettgehalt. In Spanien gilt seit diesem Jahr ein Verbot von auf Kinder abzielende Süßwarenwerbung, um sie vor Übergewicht und Fettleibigkeit zu schützen.

Ein Aktionsbündnis unter der Führung der Verbraucherschutzorganisation „Foodwatch“ fordert von der Bundesregierung mit Verweis auf das RKI ein umfassendes Werbeverbot für Süßigkeiten. Gestoppt werden sollen TV- und Radio-Spots zwischen 6 und 23 Uhr, Influencer-Kooperationen und Außenwerbung im Umfeld von Schulen, Kitas und Spielplätzen. Laut Koalitionsvertrag plant die Ampel ein Verbot von Werbespots mit bestimmten Lebensmitteln in Kindersendungen.

Der „Lebensmittelverband Deutschland” positionierte sich bereits im Februar gegen Werbeverbote. Der Verband argumentierte, dass Werbespots nicht die einzigen Auslöser für Übergewicht bei Kindern seien und das Problem komplexer sei. Ein derartiges Werbeverbot forderte 2010 bereits Renate Künast (Grüne). Die damalige Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) lehnte die Idee ab, da sie laut RP niemanden Vorschriften bei der Ernährung machen wollte.

Nun ja, faktisch ist das ein generelles Verbot, wenn man davon ausgeht, dass nach 23 Uhr keine Kinder mehr vor dem Fernseher sitzen. Aber es sind nicht nur Kinder betroffen. Auch wir essen zu viel Süßes. Die geplante Gewichtsreduktion hat dieses Jahr trotzdem funktioniert, weil wir zum Ausgleich mehr Sport machen. Und die Blutwerde sind absolut in Ordnung, wie uns gerade versichert wurde. Es kommt u. E. nicht so sehr darauf an, sich nichts Süßes mehr zu gönnen, sondern darauf, was es bewirkt, wie der eigene Körper darauf reagiert und wie man das Leben insgesamt gestaltet. Obst zum Beispiel steht  bei uns fast täglich  auf dem Speisplan und ab und zu geht auch mal ein Nahrungsergänzungsmittel, Mineralien vor allem, wegen des Sports. Trotzdem finden wir ein Werbeverbot richtig, denn die Steuerung, dass Süßigkeiten nicht gänzlich schlimm sind und dass man aufpasst, dass man sich keine Diabetes einhandelt, das muss man eben als Erwachsener auch einigermaßen diszipliniert überwachen und dementsprechend handeln.

Das können kleinere Kinder noch nicht und eine falsche Konditionierung ist eine falsche Konditionierung, das Umsteuern ist später nur  mit sehr hohem emotionalem Aufwand möglich. Während einige Eltern ganz auf dem Optimierungspfad sind, ignorieren andere die Gefahren gänzlich, also wird wieder einmal der Staat eingreifen müssen, um die Gesundheit junger Menschen zu schützen. Damit sie besser kapitalistisch verwertbar sind, das versteht sich ja von selbst. Trotzdem ist gesund sein besser als sich immer nicht wohlzufühlen und außerdem wegen eines wesentlich zu hohen Gewichts Selbstwertprobleme zu haben. Deswegen haben wir klar für das Werbeverbot gestimmt. Witzigerweise gibt es derzeit eine Minderheit von knapp 30 Prozent, die komplett gegen das Verbot ist. Da merkt man, wie zentral die Werbeberieselung für genau jene zu sein scheint, die gefährdet sind, sich nicht gesund zu ernähren. Das Konsumieren von Werbung für Konsumprodukte  ist oder sollte nie sein: ein Lebensgefühl.

Damit uns hier aber die Schokolade nicht ausgeht, nun eine Grafik von Statista:

Infografik: Oh du Schokoladige! | Statista

Die Statistik wurde in Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Süßwarenindustrie erstellt, daher dieses Mal kein Erklärtext.

Ein Nikolaus aus Schokolade zur Festzeit, wer kann oder sollte da unbedingt wiedersehen? Man muss eben im übrigen Jahr etwas aufpassen, siehe oben. Wir hätten den Exportanteil für höher gehalten, aber vielleicht werden in anderen Ländern ebenfalls Schokoladen-Nikoläuse oder -weihnachtsmänner hergestellt. Also halten wir fest: Jede:r Einwohner:in Deutschlands, vom Baby bis zu den Hochbetagten, ist etwa 1,3 Nikoläuse. Es fängt mit der Bestückung  an. Wie viele Tüten oder Säckchen packen Sie für Ihre Lieben und wie viele Nikoläuse verschenken Sie, wenn jede:r einen kriegen muss, aus Gründen der Gleichbehandlung?

Unser Lieblings-Weihnachtsgebäck sind allerdings selbstgemachte Plätzchen aller Art und Lebkuchen. Es gab sogar Zeiten, da war uns gar nicht wohl dabei, Weihnachsmänner zu köpfen (und Osterhasen). Schokolade in Tafeln hingegen stand uns so nah niemals, dass wir sie nicht umgehend ihrem Bestimmungszweck zugeführt hätten.

Das Thema Konsum ist, wie die Schokolade, jedoch ein Ganzjähriges und wir werden uns ihm immer wieder anhand von Wirtschaftsgrafiken mit zugehörigen Artikeln widmen. Frohe Weihnachten wünschen wir Ihnen noch nicht, denn erst einmal kommt in zwei Tagen der Nikolaus und wer uns zu wenig gelesen hat, der wird die Rute zu spüren bekommen. Das haben wir mit dem Nikolaus so vereinbart, im Gegenzug zu seiner Heraushebung in diesem Artikel. Wieso haben wir gerade ein wenig Zahnschmerzen? Es kann doch nicht an der Tafelschokolade liegen, die wir gerade gegessen haben!

TH 

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