Klimafreundliche Heizungen gehen ins Geld (Statista + Kurzkommentar) Briefing 147 | Wirtschaft | Klima-Energie-Report 23

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Vor wenigen Tagen hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für viel Aufregung gesorgt. Wieder einmal. Er hat verkündet, dass es ab 2024 keine Öl- und Gasheizungen mehr geben soll. Gemeint war damit natürlich nicht, dass bestehende Anlagen innerhalb eines Jahres stillgelegt und ersetzt werden müssen durch klimafreundliches Heizen, sondern lediglich ein Stopp des Neuverkaufs gemeint ist.

Vielleicht war es ein wenig böswillig, es anders zu verstehen. Aber Habeck hat schon oft bewiesen, dass er wenig Gespür für Menschen mit nicht politisch generierten fünfstelligen Monatseinkommen besitzt. Und in diesen Zeiten sind schon einige Dinge passiert, die niemand für möglich gehalten hatte. Außerdem: Erinnern Sie sich noch an die Situation vor wenigen Jahren? Damals wurde der Einbau von Gasheizungen begrüßt und sogar gefördert. Sofern die damit beheizten Häuser gewisse Energiestandards (KfW-Zuschüsse für das Erzielen bestimmter Höchst-Wärmedurchgangswerte) einhielten. Was rauaustritt  oder eben nicht, war wichtig. Nicht, was reinkommt und für Wärme sorgt. Nur eher luxuriöse Häuser wurden mit schon mit Erd- oder Wasserwärmepumpen ausgestattet. Nun ist alles anders und das Gefühl, dass man als Hausbesitzer hilfloser Spielball der Politik ist, nicht unberechtigt. Vor allem wird, das was als klimafreundlich jetzt en Vogue ist, in der Regel viel teurer in der Anschaffung sein als Gasheizungen. Einiges davon ist außerdem höchst diskutabel, wie etwa die vorgeblich CO2-neutralen Pelletheizungen, die zu den vergleichsweise günstigen Ersatzmöglichkeiten zählen.

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Die hohen Energiepreise machen deutlich, wie wichtig eine nachhaltige und effiziente Heizung ist. Ein Großteil der Heizungen in Deutschland wurden allerdings im vorigen Jahrhundert installiert. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Portals energieheld.de zeigt, sind moderne Heizungssysteme wie Pelletheizungen, Wärmepumpen oder Brennstoffzellenheizungen in der Anschaffung zwar deutlich teurer als Gas-, Öl- oder Elektroheizungen. Allerdings haben diese Heizungen geringere Betriebskosten, produzieren teilweise neben Wärme auch Strom und werden staatlich gefördert. So gibt es bei Brennstoffzellenheizungen je nach Heizleistung Zuschüsse von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im vier- bis fünfstelligen Euro-Bereich.

Brennstoffzellenheizungen erzeugen sowohl Wärme als auch Strom. Das Funktionsprinzip von Brennstoffzellen basiert auf einer chemischen Reaktion aus Wasserstoff und Sauerstoff, der so genannten „kalte Verbrennung“. Für den Betrieb einer Brennstoffzelle benötigt das Haus einen Gasanschluss.

Auch die Anschaffung einer Pelletheizung wird gefördert, und zwar mit 35 Prozent der förderfähigen Kosten bzw. der Kreditsumme. Unter bestimmten Bedingungen kann der Betrag aber auch auf bis zu 55 Prozent der förderfähigen Investitionskosten steigen. Wie diese Statista-Grafik zeigt, ist Heizen mit Holzpellets besonders preiswert. Gründe dafür sind laut Pelletinstitut die Befreiung von Pellets von der Energiesteuer, sie unterliegen nicht der CO2-Bepreisung und der Mehrwertsteuersatz liegt regulär bei nur sieben Prozent.

Wir halten diese Bevorzugung von Pellets für falsch. Das CO2, das über viele Jahre hinweg im Wald gebunden wird, in allergrößter Kürze durch Verbrennung wieder freizusetzen, kann keine Lösung der Klimakrise sein. Außerdem gibt es schon jetzt Berichte darüber, wie der neue Hunger nach Holz für weitere Schneisen in den Waldbeständen verschiedener Länder  sorgt. Auf die großflächige Verwendung von Holz zum Heizen war die Forstwirtschaft der nördlichen Hemisphäre gar nicht mehr eingerichtet. Schon die Idee, den Holzbau massiv als nachhaltig zu promoten, ist unter diesem Aspekt nicht unkritisch, aber das Verheizen wird man in ein paar Jahren als die nächste nicht Idiotie menschlicher Kurzsichtigkeit entlarvt haben. Aber irgendwer verdient ja immer daran. Zum Beispiel Firmen, die geförderte Heizungen anderer Art einbauen, die Holzheizungen ersetzen müssen.  

Guter Rat ist vermutlich wieder einmal teuer. Vielleicht wird es dafür eines Tages den gerechten Lohn geben, wenn der Globus sich wieder abkühlt und Heizen und Strom fast nichts mehr kosten. Sicher ist das aber nicht, denn wir haben ja auch noch die Politik, und die sorgt seit vielen Jahren dafür, dass die Infrastruktur und die Reserven der Bürger:innen durch immer neue Betisen auf Verschleiß gefahren werden müssen.

Wir sind noch in die Zeit hineingeboren worden, in welcher die Ölheizung, deren Tanks ganze Kellerräume beanspruchten, ein weiterer ging für die Anlage selbst drauf, der letzte Schrei und das Heizöl superbillig war. Kurz danach kam die erste Ölkrise. Wir erinnern uns  auch daran, dass es ein Ereignis war, wenn der große Tankwagen vor dem Haus hielt und der dicke Schlauch hineingeführt wurde, dessen Inhalt die Wärme fürs nächste Jahr sicherte. Und daran, wie man die Preise studierte, um den besten Zeitpunkt zu erwischen und mit Nachbarn zusammen einzukaufen, um Mengenrabatte zu erzielen. Irgendwann im Spätfrühling oder Frühsommer war das Öl in der Regelam günstigsten, wenn wir’s richtig in Erinnerung haben. Was ja auch logisch ist. Das war in jenen Zeiten, in denen sich Menschen noch eher als Wirtschaftssubjekte, nicht als Objekte gefühlt haben. Der erwähnte Ölpreisschock war aber schon ein Vorbote kommender Verteilungskämpfe, die uns weiter befassen werden, wenn nicht endlich konsequent an energiewirtschaftlicher Autarkie gearbeitet wird. Das ist der Preis für mehr Nachhaltigkeit und mehr Ruhe in der Energiewirtschaft. Und er ist erst einmal hoch.

Hoffentlich hört es mit der Umstellung auf die Erneuerbaren auch für Heizstrom endlich auf damit, dass alle 20, 30 Jahre die Bedingungen komplett wechseln, die für etwas Wärmekomfort beim Wohnen sorgen sollen. Sol lucet omnibus, wie Lateiner und Asterix-Leser, die in jenen öligen, aber auch optimistischen 1970ern sozialisiert wurden, wissen. Wird aufgrund des trotz aller Heizungswechselorgien nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandels noch mehr gelten als bisher. Die Erwärmung generiert damit langfristig ihre eigene Abkühlung. Das wäre doch ein schönes Happy End.

TH

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