Gewinnt „Im Westen nichts Neues“ Oscars? – Bester internationaler Film im Laufe der Zeit (Statista) | Filmfest | Special

Filmfest Special Info

In der Nacht zum 12. März 2023 ist es soweit. Die 95. Oscarverleihung steht an.  Es ist bemerkenswert: Niemals gab es eine Unterbrechung. Nicht im Zweiten Weltkrieg, nicht einmal wegen Corona. Diese Kontinuität ist im weltweiten Filmgeschäft einmalig.

827 Filme haben wir auf dem Filmfest vorgestellt (Stand 15.08.2022). Darunter natürlich viele Oscargewinner. Wir führen ein eigenes Projekt, nämlich mit der Zeit so viele  Filme wie möglich vorzustellen, die einmal in der „IMDb-Top-250-Liste“ vertreten waren.

Die wichtigsten europäischen Festivals starteten 1932 (Venedig), mit Unterbrechung von 1943 bis 1945, Cannes kam 1946 hinzu und musste wegen der Mai-Unruhen des Jahres 1968 einmal vorzeitig abgebrochen werden. Berlin ging 1951 ins Rennen, erstaunlicherweise bisher ohne komplette Unterbrechungen (mit Modusänderung zuletzt wegen Corona), aber ebenfalls mit einem Abbruch des Wettbewerbsprogramms wegen des Streits um einen politischen Film im Jahr 1970.

In Hollywood ging es 1929 los und mit Emil Jannings als erster Person, die als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde – und damit einer der Legenden des deutschen Stummfilmkinos und darüber hinaus.

21mal wurden deutsche Filme für den Oscar „bester internationaler Film“ ins Rennen geschickt, drei Sieger gab es bisher:

Die Blechtrommel (1980)
Nirgendwo in Afrika (2003)
Das Leben der anderen (2007).

Leider hängt die Qualität des Filmschaffens in Deutschland, die internationale Erfolge ermöglicht, von wenigen exponierten Persönlichkeiten ab wie etwa von dem früh verstorbenen Bernd Eichinger, der „Nirgendwo in Afrika“ coproduziert hat. Gegenwärtig befindet sich das deutsche Kino wieder in einer Phase, in der es eher mager aussieht mit erfolgversprechenden Filmen. Bis auf einen, und der ist sogar in der Kategorie „Bester Film“ nominiert: „Im Westen nichts Neues“. Erstaunlich, dass die dritte Verfilmung des Bestsellers von Erich Maria Remarque für neun Oscars nominiert ist – möglich nur deshalb, weil es sich produktionsseitig auch um einen US-Film handelt, der von Netflix in Auftrag gegeben wurde. Schon die erste Verfilmung des Romans aus dem Jahr 1930 unter der Regie von Lewis Milestone  wurde mit dem Oscar ausgezeichnet.

Unser Tipp: Wir glauben nicht, dass zwei Mal eine Verfilmung desselben Stoffes als bester Film ausgezeichnet werden wird. Derlei wäre nur gerechtfertigt, wenn dabei etwas epochal Neues zur Interpretation beigetragen würde. Die Neuverfilmung glänzt aber vor allem durch zeitgemäße Technik, ohne dem in der Tat epochalen Film von 1930 inhaltlich entscheidend Neues, wie etwa eine pazifistische Botschaft oder mehr historische Korrektheit, beifügen zu können. Beides war schon im ersten Film so präsent, dass er in Deutschland gleich zweimal verboten wurde: Bei seinem Erscheinen, mit anschließender Teilfreigabe und von den Nazis 1933. Doch vielleicht gibt es eine Chance, den „Auslandsoscar“ zu gewinnen. Zuletzt wurde „Im Westen nichts Neues“ mit 7 BAFTA-Awards ausgezeichnet und war für weitere 7 nominiert. Allerdings lässt das keine Prognose für die Oscarverleihung zu.

Kritiker:innen speziell in Deutschland haben einiges an dem Film auszusetzen, der US-Metascore liegt drzeit bei 76/100, u. E. etwas wenig für einen künftigen Oscargewinner. Freilich gewinnt der Film durch den Ukrainekrieg noch einmal an Aktualität, nachdem er ohnehin eine Antwort auf nationalistische Strömungen in Europa und weltweit sein sollte, aber ob ihm das helfen oder schaden wird oder gar keine Rolle spielt, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist er keine Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine, denn er wurde bereits im Frühjahr 2021 gedreht.

Nachfolgend zeigen wir Ihnen die Statistik der bisherigen Gewinner des „Auslandsoscars“, zu dem übrigens keine britischen Filme zugelassen sind – die Filme aus dem Vereinigten Königreich werden wie Inlandsfilme der USA behandelt.

TH

Infografik: Oscars: Deutschland bisher dreimal prämiert | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Mit der Neuauflage von “Im Westen nichts Neues” ist eine deutsche Koproduktion bei den diesjährigen Oscars unter anderem als bester Film nominiert. Die Ehrung in der Hauptkategorie wäre ein Riesenerfolg für die deutsche Filmbranche und nach “Parasite” im Jahr 2020 erst der zweite ausländische Film, der den Oscar für den besten Film mit nach Hause nimmt.

Der Anti-Kriegsfilm geht auch in der Kategorie “Bester internationaler Film” für Deutschland ins Rennen. Diese konnte Deutschland bereits dreimal gewinnen, wie die Statista-Grafik zeigt. Zuletzt gelang es Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck mit dem Film “Das Leben der Anderen” über den Staatssicherheits-Apparat in der DDR im Jahr 2007.

Italienische Filme konnten bisher am häufigsten die Fremdsprachen-Oscars gewinnen. Besonders in den Anfangszeiten der internationalen Kategorie konkurrierten die Italo-Streifen vor allem mit denen aus Frankreich. Im vergangenen Jahr wurde Japans “Drive My Car” als bester internationaler Film ausgezeichnet.

 

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