#Migration #Erwerbsmigration dümpelt dahin +++ #Bargeld oder #Karte # +++ #Spahn verschone uns +++ #Koalitionsvertrag #Regierung #Bundesregierung | Der #Politicker für #Demokratie und #Freiheit

Politicker 33 Wirtschaft, Geopolitik | Zölle, Börse, Welthandel, Rezession, Schäden, Einstellungen, Zustimmung zu Trump, Versuche, das Land zu spalten

Heute haben wir ein Kontrastprogramm organisiert, das sich nur mit aktuellen deutschen Angelegenheiten befasst, sogar ein bisschen kleinteilig, die Themenauswahl betreffend. Man kann es immer größer und größer machen – oder sich wieder ein wenig auf den Alltag konzentrieren, manchmal jedenfalls. Natürlich geht es um die neue Bundesregierung, ihre Personen und Projekte.

11.04.2025: Wir beginnen mit einem Thema, das uns in den kommenden Jahren immer mehr beschäftigen wird: Wie soll die Workforce in Deutschland aufrechterhalten werden, wenn sich demografisch nicht eine entscheidende Wende vollzieht? Wie diese Wende organisiert werden kann? Zuwanderung ist erheblich realistischer als eine Anhebung der Fertilität, also muss Deutschland ein attraktives Land für qualifizierte Zuwanderer werden. Kommen wir diesbezüglich voran? Dazu die heutige Grafik des Tages: Infografik: Wie viele Menschen kommen zum Arbeiten nach Deutschland? | Statista

Begleittext von Statista

Die Zahl der Menschen, die aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) mit einem befristeten Aufenthaltstitel zum Zweck der Erwerbstätigkeit nach Deutschland kommen, ist 2023 deutlich gestiegen. Nach Daten des Statistischen Bundesamts waren Ende 2023 rund 419 000 erwerbstätige Personen aus Drittstaaten erfasst – gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 19 Prozent. In den stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 wiesen die Zahlen lediglich ein geringes Wachstum aus.

Die deutsche Politik hat in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Arbeitsmigration zu erleichtern. Dazu gehören das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und die so genannten Blue Card. Hierbei handelt es sich um einen von einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union erteilten Aufenthaltstitel zum Zwecke der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit in dem jeweiligen Mitgliedsstaat für Angehörige von Drittstaaten. Trotz des noch geringen Ausmaßes hat die Bedeutung der Blue Card in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen, wie die Statista-Grafik außerdem zeigt: Rund 113.000 ausländische Fachkräfte waren im Jahr 2023 mit der Arbeitserlaubnis Blue Card in Deutschland beschäftigt. Dennoch bleibt die Arbeitskräftezuwanderung sowohl für Zuwandernde als auch für deutsche Unternehmen herausfordernd. Mehr hierzu erfahren Sie im Statista Interview mit Data Researcher Anna Turulski.

Kurzkommentar

Ambitionierte Menschen, die einen ganz neuen Weg gehen, neue Horizonte in den Blick nehmen, kommen nach Deutschland und treffen auf eine Gesellschaft, die immer konservativer, rechter und rückwärtsgewandter wird, deren Bildung immer mehr zurückgeht, die keine Lust mehr auf Innovation und Infrastruktur hat, deren allgemeine Zuwanderungspolitik immer inhumaner wird, die krass fremdenfeindlich ist und die sich gerade eine #Rückschrittskoalition gewählt hat, die unter anderem die Arbeitnehmerrechte schwächen und alle möglichst gegeneinander aufhetzen will. Lediglich die Tatsache, dass andere Demokratien noch schneller an Substanz verlieren, könnte Menschen ernsthaft dazu bewegen, sich in einem solchermaßen unfreundlichen Land niederzulassen.

Immer wieder gibt es Untersuchungen und Umfragen, die belegen, dass Deutschland als ein besonders unfreundliches Land wahrgenommen wird. Nicht nur, dass man keinerlei Ideen dafür hat, wie man das ändern könnte, die Politik bedient diese Mentalität auch noch gezielt, indem fast alle Parteien kopf- und hirnlos nach rechts rücken. Der neue Koalitionsvertrag von Union und SPD ist in weiten Bereichen ein Dokument des Versagens in Sachen Zukunftsfähigkeit vom ersten Moment an.

Wenn unter diesen Umständen tatsächlich mehr arbeitende Menschen nach Deutschland kommen, dann ist das vor allem der Beweis dafür, dass es dem Kapital gelungen ist, die Politik überall auf der Welt so in den Würgegriff zu nehmen, dass ein untermittelprächtiges, muffiges Einwanderungsland wie Deutschland noch vergleichsweise gut dasteht. Darauf braucht sich die Regierung, falls es so kommt, absolut nichts einzubilden. Sie wird lediglich dadurch privilegiert, dass Länder wie die USA, die vor kurzer Zeit noch viel attraktiver waren, sich im Rekordtempo zu einem absoluten Alptraum für Zuwanderer entwickeln.

Hier gibt es noch eine etwa ältere Grafik zum Thema, die die insgesamt recht geringen Zahlen darstellt, die damals auch noch durch die Corona-Pandemie weiter in den Keller getrieben wurden:

Infografik: Außereuropäische Erwerbsmigration erholt sich | Statista.

Begleittext von Statista

Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat die Bundesregierung bereits im März 2020 ein Instrument eingeführt, dass die Erwerbsmigration aus Nicht-EU-Ländern vereinfachen und somit ankurbeln soll. Die Corona-Pandemie machte diesem Vorhaben allerdings einen Strich durch die Rechnung. Einreisebeschränkungen führten zu einem Einbruch der Zuwanderung. Während im Jahr 2019 noch mehr als 39.000 Fachkräfte aus Drittstaaten nach Deutschland gezogen sind, waren es 2020 nur noch etwa 16.600 – der Rückgang entspricht also rund 58 Prozent. Wie die Statista-Grafik auf Basis des Fachkräftemonitors 2022 der Bertelsmann Stiftung zeigt, hat sich die Zuwanderung im Folgejahr bereits wieder um knapp 50 Prozent erholt. Die meisten Facharbeiter:innen, die 2021 einen Job in der Bundesrepublik angenommen haben stammen aus Indien (4.919), der Türkei (1.930) und China (1.875).

Insgesamt liegt die außereuropäische Erwerbsmigration aber noch unter dem Niveau 2014 und die meisten deutschen Wirtschaftsbereiche leiden unter akutem Fachkräftemangel, wie eine weitere Infografik verdeutlicht. Um dem entgegenzuwirken hat die Bundesregierung eine zusätzliche Reform des Einwanderungsgesetzes beschlossen, die die Arbeitsplatzsuche in Deutschland erleichtern, die Anerkennung von Berufserfahrung aufwerten und den Aufenthalt erleichtern soll. Teil des Gesetzes ist jedoch auch eine striktere Abschiebepraxis sein.

11.04.2024 Pflicht zur Akzeptanz bargeldloser Zahlungen? (Civey)

Wir meinen, es muss auch mal wieder etwas Raum für „kleinere Themen“ sein. Details des Koalitionsvertrags der neuen Bundesregierung werden sowieso in den nächsten Monaten immer mehr Raum in unserer Berichterstattung einnehmen – wenn sie für die Menschen im Alltag relevant werden. Die Civey-Umfrage zum obigen Thema ist ganz frisch und Sie können abstimmen, hinter dem Link sehen Sie auch den Begleittext der Meinungsforscher zur Sache.

Kurzkommentar

Es gibt wirklich nicht viele Punkte des aktuellen Koalitionsvertrages oder was man bisher darüber im Detail weiß, bei denen man nicken kann. Dies ist einer davon. Es ärgert uns massiv, dass in einer Großstadt wie Berlin unzählige Betriebe immer noch keine elektronische Zahlung anbieten und noch mehr ärgern uns die Gründe dafür. Die haben nichts mit den Transaktionskosten zu tun, da dürfen Sie ganz sicher sein. Schließlich sind andere Branchen davon genauso betroffen, die längst durchgängig elektronische Zahlung anbieten.

Niemand muss mit Karte zahlen oder per Handy, es geht nur darum, es zu ermöglichen und ausnahmsweise mal eine sinnvolle Maßnahme gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung auf den Weg zu bringen. Wir kennen die Argumente mit der hinterrücks in die Wege geleiteten vollkommenen Bargeldabschaffung, aber in diesem Fall überwiegen die Vorteile. Außerdem schauen wir immer genau hin, wenn in Demokratien, die besser funktionieren als die hiesige, viel fortschrittlicher agiert wird. Derzeit gibt es eine absolute Mehrheit für die Verpflichtung zum Angebot elektronischen Zahlens. Das ist bemerkenswert, wo doch die Lust am Negativismus Umfragen derzeit stark beeinflusst.

10.04.2024: Weil wir gerade bei den Umfragen sind: Civey-Umfrage: Wie würden Sie es bewerten, wenn Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Ministerposten in der künftigen Bundesregierung übernehmen würde?

Derzeit gibt es eine absolute Mehrheit, die „sehr negativ“ zu dieser Aussicht eingestellt ist. Darunter auch wir. In dieser neuen Regierung wird es von unsympathischen Rechtsauslegern ohnehin wimmeln, derjenige, der im Wettbewerb um den um den unsympathischsten Politiker jenseits der AfD das Finale erreicht hat (sein Gegner dort ist Carsten Linnemann von derselben Partei) und  der außerdem als Minister bereits versagt hat, als Wiedergänger seiner selbst, das wäre der Gipfel einer negativen Regierungsaufstellung nach einer missglückten Wahl, der ein alles andere als visionärer und nachhaltiger Koalitionsvertrag folgte.

09.04.2025 Allgemein zum Koalitionsvertrag und zur neuen Bundesregierung haben wir uns vorgestern bereits geäußert: UPDATE: Eine neue Regierung für Deutschland + weitere Details + Kommentar: Zu kurz gesprungen und auch noch in die falsche Richtung – DER WAHLBERLINER.

PT 32

Nach dem sehr umfangreichen Ticker von gestern über Zölle, Zölle & Zölle kommen wir heute in etwas kürzerer Form zu etwas vollkommen anderem: zu Gegenzöllen. Wird die Wirtschaft leiden? Soll Europa den Kampf aufnehmen? Wie denken die Menschen darüber? Trumps Idee, wie die EU Zölle vermeiden könnte, liegt auch schon auf dem Tisch, darüber berichten wir ebenfalls. Wie die deutsche Politik versucht, die Lage für noch mehr Neoliberalismus auszunutzen, konnten wir nicht ganz auslassen – und was denken die Menschen in den USA derzeit über Trump? Dazu  haben wir eine neue Quelle erschlossen, die wir vorstellen und künftig regelmäßig sichten werden. Last, but not least weisen wir auf einen Artikel zum Geschehen auf den Börsen hin, den wir gestern veröffentlicht haben.

08.04.2025: Globaler Zoll-Konflikt: Langfristiger Schaden für deutsche Wirtschaft? (Umfrage)

Begleittext von Civey

Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt international für Besorgnis über einen möglichen Handelskrieg, für andere ist er längst im Gange. Am Mittwoch stellte Trump ein weiteres, umfassendes Zollpaket vor, das mindestens zehn Prozent auf alle Importe in die USA vorsieht. Geplant sind etwa Einfuhrzölle von 34 Prozent auf Waren aus China sowie individuelle Zölle für weitere Länder – mit Inkrafttreten am 9. April. Auch EU-Exporte sollen mit einem Satz von 20 Prozent belegt werden. Börsen reagierten bereits weltweit mit Kursverlusten.  

Ökonominnen und Ökonomen sowie Zentralbanken warnen vor erheblichen Schäden für die globale Wirtschaft. Der geschäftsführende Finanzminister Jörg Kukies (SPD) rechnet auch für die Exportnation Deutschland mit weitreichenden Konsequenzen. Im ZDF warnte er vor der Gefahr einer Rezession. Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA erwarten höhere Preise für importierte Waren, was die Inflation weiter antreiben könnte. Laut BR24 müsse man sich hierzulande aus Verbrauchersicht nicht vor Preissteigerungen wegen der US-Zölle fürchten, das größere Problem könnten vielmehr die möglichen Reaktionen aus der EU sein. 

Sowohl China als auch die EU haben bereits angekündigt, Gegenmaßnahmen wie Zölle zu ergreifen. China will etwa 34 Prozent auf alle US-Waren verhängen. Derweil wollen andere Länder wie Israel und Japan vorerst Gespräche mit den USA über mögliche Handelsabkommen führen. US-Präsidentenberater Elon Musk sprach sich indes am Wochenende in Florenz für eine transatlantische Freihandelszone aus. Er hoffe, dass sich die USA und Europa auf eine noch engere Partnerschaft als bisher einigen könnten. Italiens Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti warnte die EU laut rainews davor, Vergeltungszölle einzuführen, da diese besonders der eigenen Wirtschaft schaden würden. Den Vorschlag der EU, alle gegenseitigen Zölle auf Industriegüter aufzuheben, lehnte Trump bereits ab.

Kurzkommentar

Natürlich werden die EU-Gegenzölle uns als Verbrauchern ein Problem bereiten. Es geht also darum, ob wir das in Kauf nehmen werden, um die deutsche Wirtschaft zu schützen. Menschen, die nichts mehr zum Zusetzen haben, sollten nach unserer Ansicht eher gegen die EU-Gegenzölle votieren. Eine neoliberale Staatengemeinschaft, die die Verarmung vieler Menschen vorantreibt, speziell aber die deutsche Politik und die Wirtschaftsordnung, die sie vertritt, hat nur Solidarität von denen verdient, die von dieser Situation profitieren, und das sind die berüchtigten Oberen Zehntausend, vielleicht sind es in Deutschland auch ein paar Millionen Menschen. Die Mehrheit ist es jedenfalls nicht. Die Börsen hingegen erholen sich bereits, wobei nicht feststeht, ob dies einen langfristig positiven Trend fortschreibt oder nur eine Gegenreaktion auf die massiven Verluste der letzten Tage ist.

Wir haben im obigen Absatz auch unseren eigenen bisher geäußerten Ansichten infrage gestellt, das wird regelmäßigen Lesern auffallen, und zum Glück war nicht zu entscheiden, ob wir Gegenzölle befürworten oder nicht, sondern, ob wir langfristige Schäden für die deutsche Wirtschaft befürchten.

Mit einer klugen Regierung würden wir so optieren: Im Gegenteil, diese Zölle sind eine Chance, die Wirtschaft endlich robuster und vielseitiger zu gestalten. Bei der GroKo, falls man sie noch so nennen kann, die uns erwartet, befürchten wir, es wird keine sinnvollen progressiven Ansätze geben, sondern Uralt-Rezepte, die vielen Menschen schaden und nur ein paar Superreichen nützen werden. Deshalb haben wir mit „ja, die Zölle werden überwiegend schaden“ votiert. Falls sie wirklich in Kraft treten und die EU sich nicht auf den folgenden Kuhhandel einlässt, anstatt sich mit voller Kraft unabhängiger und weniger erpressbar zu machen:

08.04.2025: Gas und Co.: Trump schlägt EU Kauf von US-Energie für Zollerleichterungen vor (Berliner Zeitung)

Wie Donald Trump sich einen Ausgleich des Handelsbilanzdefizits vorstellt, das nicht einmal die halbe Wahrheit über die Wirtschaftsbeziehungen der EU und der USA ist, stellt dieser Artikel vor. Noch mehr teures, umweltschädliches LNG-Gas, und als nächstes wird Trump den Kauf von Rüstungsgütern erpressen wollen, da sind wir uns jetzt schon relativ sicher. Dass er privaten Verbrauchern nicht US-Autos andrehen kann, die für Europa komplett ungeeignet sind, wird ihm möglicherweise selbst schon aufgegangen sein – aber genau da liegt das Problem für die Reindustrialisierung: Keine weltmarktfähigen Produkte, kein neuer Industrieboom in den USA. Die USA selbst sind als Markt zu klein, damit die Industriequote wieder wesentlich steigen kann. Wir haben uns in vergangenen Tickern und hier dazu geäußert: Trumps Tünkram über die Welt der Automobile – DER WAHLBERLINER.

08.04.2025: Infografik: Befürworten die Deutschen Gegenzölle? | Statista

Unsere Grafik des Tages

Wie denken die Menschen in Deutschland aber über die Gegenzölle, die jetzt kurz vor der Tür stehen? Die Umfrage, die der Grafik zugrunde liegt, ist sechs Tage alt, das ist bei dem gegenwärtigen Auftrieb schon viel – damals waren die konkreten Zollsätze von Trump noch nicht verkündet und die Börsen noch nicht auf Talfahrt. Trotzdem gehen wir davon aus, dass sich am Meinungsbild in Deutschland seitdem nicht allzu viel geändert hat.

Begleittext von Statista

Ende Februar drohte US-Präsident Donald Trump der Europäischen Union mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent. „Es werden 25 Prozent sein, allgemein gesprochen, und zwar für Autos und alle anderen Dinge“, so Trump laut tagesschau.de. Die deutschen Wähler:innen sind mehrheitlich dafür, dass sich die Staatengemeinschaft das nicht einfach gefallen lässt, wie eine aktuelle YouGov-Umfrage verdeutlicht. So unterstützen 68 Prozent der über 2.000 befragten Wahlberechtigten Gegenzölle, wenn es dazu kommen sollte, dass die USA Zölle auf EU-Waren erheben. Besonders stark ist die Unterstützung solcher reziproke Abgaben bei denjenigen, die bei der Bundestagswahl 2025 ihr Kreuz bei Grünen, Union oder SPD gemacht haben, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Auch bei FDP- und Linken-Wähler:innen überwiegt die Zustimmung deutlich. Vergleichsweise niedrig ist der Zuspruch für ein solches Vorgehen dagegen bei Anhänger:innen von BSW und AfD – in der Wählerschaft der vom Verfassungsschutz teilweise als rechtsextrem eingestuften Partei ist auch die Ablehnung von Gegenzöllen am ausgeprägtesten.

Wir finden eine widerständige Haltung gegen Trump grundsätzlich richtig. Wir haben jedoch die obige Einlassung zu „Fürchten Sie Schäden für die deutsche Wirtschaft?“ vorangestellt, weil uns allen klar sein muss: Es wird zu Opfern kommen, wenn der Handelskrieg richtig losbricht. Arbeitsplätze werden verlorengehen, die Preise werden steigen, eine Rezession ist wahrscheinlich, zumal sich die deutsche Wirtschaft seit zwei Jahren sehr schwach zweigt – im Vergleich zu anderen Nationen und nach allen denkbaren Kriterien. Deutschland wird von Trumps Angriffen mehr getroffen werden als fast jedes andere Industrieland. Und wieder stellt sich die Frage: Wofür, wenn der allgemeine Wohlstand sowieso sinkt?

Vielleicht, damit nicht die AfD an die Macht kommt, aber das ist bereits eine Abstraktion, die wir hier nicht weiter vertiefen möchten. Denn der Erhalt der Demokratie ist für sich bereits ein Opfergang, ohne den Druck, der aus den USA oder von den Autokratien auf Deutschland ausgeübt wird. Entweder werden wir alle resilienter, auch der eigenen Regierung gegenüber, die uns gegeneinander aufhetzen will und damit der AfD den Boden bereitet, oder wir, im Sinne von „wir“ als der Mehrheit im Land, haben keine echte Chance, aus dieser Gemengelage von bedrohlicher Weltpolitik oder weltpolitischer Bedrohungslage und wirtschaftlichem Vabanque-Spiel herauszukommen, ohne gänzlich zu verarmen.

Außerdem gibt es ein weiteres Problem: Wenn die EU wirklich Gegendruck aufbauen will, muss sie eine Digitalsteuer für US-Unternehmen einführen, die den Namen verdient hat, Industriezölle werden nicht ausreichen. Deswegen ist bis zu einem gewissen Grad verständlich, dass Trump die 0:0-Industriezoll-Vorschläge der EU ablehnt. Dort, wo die USA ein Übergewicht haben, muss man sie also treffen, und das kann u. a. das Ende digitaler Services für uns oder die plötzliche Kostenpflichtigkeit vieler Internet-Angebote bedeuten, die wir nicht von heute auf morgen durch europäische ersetzen können, die es noch gar nicht gibt.

08.04.2025: President Trump Approval Ratings: Latest Polls – The New York Times

Diese Quelle werden wir künftig checken, wenn es darum geht, was die Amerikaner über Donald Trumps Politik denken – ähnlich dem Zeit-Panel für die deutschen Umfragen, das wir alle paar Tage abfragen, um den Stand der Meinungen zu eruieren. Es gibt noch kein Diagramm wie bei der Zeit, das soll aber noch kommen, heißt es.

Auffällig ist, dass die Umfragen der Institute, welche die führende US-Zeitung hervorhebt, derzeit negativ tendieren – mit bis zu zehn Punkten Unterschied. Das heißt, die Mehrheit der Befragten steht nicht (mehr) hinter Trumps Politik. Sie können sich auch selbst ein Diagramm erstellen, indem Sie, wie Sie möchten, die letzten 10, 20 oder 50 oder wie viele Umfragen auch immer zur Basis des aktuellen Durchschnitts machen und sich dabei auf die hervorgehobenen Meinungsforscher konzentrieren oder alle berücksichtigen.

Die Momentaufnahme zeugt von einer Verunsicherung auch in den USA, was Trumps Politik angeht, aber sie ist eben genau das: eine Momentaufnahme. Selbst die Trump-kritische NYT schreibt, dass der US-Präsident immer noch höhere Zustimmungswerte hat als je während seiner ersten Amtszeit. Wir fügen bei: Obwohl er die Innenpolitik auf eine nie gekannte Weise radikalisiert und obwohl seine Außenpolitik bisher erfolglos war und seine Wirtschaftspolitik nach überwiegender Ansicht hochgradig riskant ist. Die realen Auswirkungen, die auch konservative Mainstream-Amerikaner gegen Trump aufstellen könnten, gibt es noch kaum. Noch ist die Wirtschaft auf einem guten Pfad, nehmen die Jobs trotz der Entlassungswellen bei Behörden nicht ab, und das zählt für viele am meisten, die es mehr mit dem eigenen Portemonnaie als mit der Demokratieverteidigung haben.

07.04.2025: Selbstverständlich haben wir auch das Geschehen an den Börsen ein wenig für Sie aufbereitet – inklusive eines historischen Abrisses und kommentiert mit einer klaren Meinung: Mehr Wahrheit & Distanz bezüglich der Börsenverluste, ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte, Vertrauen in die Politik nicht an der falschen Stelle – DER WAHLBERLINER

07.04.2025: Regierungsbildung: Friedrich Merz sieht Folgen von Börsensturz für Koalitionsgespräche | ZEIT ONLINE

Die CDU versucht, die Zölle Trumps und die Reaktion der Börsen darauf zu nutzen, um den Druck auf die Union während der Koalitionsverhandlungen in einen Druck auf die SPD umzuleiten. Wir glauben nach wie vor nicht, dass man die AfD damit abfangen kann, dass man ihr nachplappert. Die Union hat sich bei ihrem schmalen Wahlsieg am 23.02. teilweise auf die falschen Wähler gestützt, das holt sie jetzt ein und wird sich verschärfen, falls äußere Umstände, die die Regierung kaum beeinflussen kann, die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland weiter verschärfen. Darauf mit Disruption zu reagieren, wird die Demokratie endgültig zerstören.

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet eine starke Antwort auf die Zölle von Donald Trump.  Das hat unsere Grafik des Tages gezeigt. Die Mehrheit wird sich noch nicht so recht klargemacht haben, was das bedeuten kann. Trotzdem ist es eine Chance: Die Anhänger aller Parteien, auch der AfD, sind für die Gegenzölle. Das kann das Land zusammenschweißen, so, wie es in der EU positive Wirkungen haben kann, wie schon die Notwendigkeit, verteidigungstechnisch enger zusammenzurücken. Es kann aber auch ganz anders laufen, wenn die hiesige Politik meint, die Menschen jetzt so richtig in die Zange nehmen zu müssen, um sie noch mehr auszunehmen als bisher.

PT 31

Der heutige, besonders inhaltsreiche  Ticker besteht aus vier Themen, und sie lauten: 1.) Zölle, 2.) Zölle, 3.) Zölle, 4.) Zölle. Und das ist nicht einmal alles, was hinter dieser Agenda von Donald Trump stecken könnte. Das wird besonders beim 2. Artikel deutlich:  Wir haben auch nach verdeckten Motiven gefragt, aber sind vorerst trotz der umfänglichen Darstellung eher an der Oberfläche geblieben. Die ist allerdings so riesig, dass deren Besprechung diesen Ticker vollkommen ausfüllt, in dem Sie umfassend zum Stand der Dinge informiert werden.

Dass gerade auch die Börsen heftige Reaktionen zeigen, war vorauszustehen, seit Trump mit seinen Zolldrohungen ernst zu machen scheint, aber hier halten wir uns mit Analysen zurück, weil wir erst die Entwicklung des heutigen Tages abwarten wollen, vielleicht fangen sich die Wertpapiermärkte auch im Verlauf oder morgen wieder.

07.04.2025: Infografik: Trumps Zollpolitik wirft USA zurück ins Jahr 1910 | Statista

Wir beginnen den heutigen Ticker mit der Grafik des Tages: Wie haben sich die Zölle der USA im Laufe von über 100 Jahren entwickelt?

Begleittext von Statista

US-Präsident Donald Trump hat (…) neue weitreichende Zollerhöhungen für Länder in der ganzen Welt angekündigt, die auch die Europäische Union hart treffen. Wie die Statista-Infografik auf Basis einer Schätzung der Ratingagentur Fitch zeigt, könnten diese Erhöhungen den durchschnittlichen effektiven Zollsatz auf Importe in die USA drastisch erhöhen – von 2,5 Prozent im Jahr 2024 auf 22 Prozent im Jahr 2025. Damit läge der Zollsatz in etwa auf dem Niveau des Jahres 1910, wie die lange Zeitreihe weiterhin veranschaulicht.

1934 erließen die USA den Reciprocal Trade Agreements Act – ein Gesetz, das der Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt die Befugnis gab, Zölle durch bilaterale Handelsabkommen zu senken, ohne die Zustimmung des Kongresses für jede einzelne Änderung einholen zu müssen. Ziel war es, die Weltwirtschaftskrise zu bekämpfen, den internationalen Handel zu fördern und den Protektionismus des Smoot-Hawley Tariffs Act von 1930 abzubauen. In der Folge sank der durchschnittliche effektive Zinssatz auf US-Importe deutlich und liegt seit 1947 im einstelligen Bereich.

Der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930 war ein US-Gesetz, das die Zölle auf viele US-Importe massiv erhöhte. Es wurde unter Präsident Herbert Hoover verabschiedet und sollte die heimische Wirtschaft während der Großen Depression schützen. Allerdings führte das Gesetz zu Vergeltungszöllen anderer Länder, was den internationalen Handel stark einschränkte und die Weltwirtschaftskrise verschärfte. Es gilt heute als Beispiel für die negativen Folgen von Protektionismus. Der Reciprocal Trade Agreements Act (RTAA) von 1934 wurde später eingeführt, um diesen Fehler zu korrigieren und die Handelspolitik der USA zu liberalisieren.

Der US-Präsident hatte am Mittwoch neue Zölle für Handelspartner weltweit angekündigt. Importe aus der Europäischen Union werden demnach mit Aufschlägen von 20 Prozent belegt, solche aus China sogar mit einem Zoll von 34 Prozent. Als »Mindestsatz« für andere Länder nannte der US-Präsident zehn Prozent. Die neuen Zölle seien ein „schwerer Schlag für die Weltwirtschaft“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einem Besuch in der usbekischen Stadt Samarkand. Sie bedauere die Entscheidung zutiefst.

Kurzkommentar

Diese Grafik und der Begleittext leiten das Thema ein, das derzeit alle anderen dominiert und dem wir den heutigen Ticker vollumfänglich widmen.

 

07.04.2025: Trumps Zollpolitik: Motivationen, Theorien und Kritik – Eine umfassende Analyse (eigene KI-Aufarbeitung)

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten und teilweise bereits in Kraft getretenen Zölle haben weltweit für Aufmerksamkeit und Besorgnis gesorgt. Seit dem 6. April 2025 wird ein universeller Mindestzoll von 10% auf alle Importe in die USA erhoben, während ab dem 9. April für viele Länder noch höhere Zölle vorgesehen sind. Diese Politik ist nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern birgt auch geopolitische Dimensionen und hat vielfältige Motivationen. Im Folgenden werden die verschiedenen Ideen, Theorien und Meinungen hinter Trumps Zollpolitik ausführlich dargestellt.

Offizielle Begründungen und erklärte Ziele

Das Prinzip der Reziprozität und Fairness

Ein zentrales Element in Trumps Zollpolitik ist das Prinzip der Gegenseitigkeit oder Reziprozität. Die US-Regierung argumentiert, dass viele Länder den Import von US-Produkten erschweren, was aus ihrer Sicht nicht länger hinnehmbar sei. Ein Berater Trumps erklärte: „Die Idee ist, dass wir andere Länder so behandeln, wie sie uns behandeln.“[1] Diese „wechselseitigen Zölle“ sollen ein Gleichgewicht herstellen und die wahrgenommene Ungerechtigkeit im internationalen Handel korrigieren.

Washington bezieht sich dabei nicht nur auf bestehende Zölle, sondern berücksichtigt auch andere Handelshemmnisse wie Subventionen, strenge Einfuhrvorschriften, Verletzungen geistigen Eigentums und Währungsmanipulation in ihrer Kalkulation. Die Trump-Administration behauptet, dass diese Barrieren „weit schlimmer“ seien als die eigentlichen Zölle[1][14].

Bekämpfung von Handelsdefiziten

Trump betrachtet Handelsdefizite grundsätzlich als Zeichen einer unausgewogenen und für die USA nachteiligen Handelsbeziehung. Schon während seines Wahlkampfs hatte er mehrfach behauptet, die Vereinigten Staaten würden von ihren Handelspartnern ausgenutzt[3]. Deutschland exportierte 2024 beispielsweise Waren im Wert von 161 Milliarden Euro in die USA, importierte aber nur Waren im Wert von 91 Milliarden Euro[8].

Die neue Zollpolitik soll diese Defizite ausgleichen, indem sie besonders die Länder ins Visier nimmt, mit denen die USA besonders hohe Handelsdefizite haben. Diese Länder werden von der Trump-Administration als „schlimmste Übeltäter“ bezeichnet[1][14].

Schutz der heimischen Industrie und Arbeitnehmer

In der Theorie sollen die Zölle auch die einheimische US-Industrie schützen. Wenn ausländische Konkurrenzprodukte durch Zölle teurer werden, könnten amerikanische Unternehmen mehr eigene Produkte verkaufen. Zudem sollen US-Unternehmen, die ihre Produktion ins Ausland verlagert haben, durch die Zölle dazu bewegt werden, ihre Fabriken wieder in die USA zurückzubringen[2].

Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump das Thema Zölle als den „wunderschönsten Begriff im Wörterbuch“ bezeichnet[2], was seine positive Einstellung zu diesem wirtschaftspolitischen Instrument verdeutlicht.

Wirtschaftliche und strategische Motivationen

Finanzierung von Steuersenkungen

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Generierung von Einnahmen für den Staatshaushalt. Gegen Ende von Trumps erster Amtszeit hatten sich die Zolleinnahmen im Vergleich zu den Jahren zuvor fast verdoppelt. Mit den neuen, umfassenderen Zöllen könnten diese Einnahmen noch weiter steigen und so zur Finanzierung der von Trump geplanten Steuerreform beitragen[2][15].

Verhandlungstaktik für bessere Handelsabkommen

Trump beabsichtigt auch, mit Zöllen Druck auszuüben, um bessere Handelsvereinbarungen zu erzielen. Diese Taktik folgt seinem Selbstverständnis als geschickter Verhandlungsführer. Columbia-Professor Brett House interpretiert dies als gezieltes Machtspiel: „Der Präsident genießt es, Szenarien zu schaffen, in denen andere Nationen oder Einheiten mit ihm verhandeln müssen. Durch die Festlegung unterschiedlicher Zollsätze auf Länderbasis zwingt er jede Nation, einzeln mit dem Weißen Haus zu verhandeln und zu betteln.“[6]

House geht noch weiter und bezeichnet diese Strategie als „die Art von Kontrolle, die ein Tyrann und Autokrat anstrebt, indem er Spaltungen schafft und kollektive Verhandlungen erschwert.“[6]

Reduktion von Abhängigkeiten

Laut Äußerungen von US-Finanzminister Scott Bessent während seiner Anhörungen zielen die Zölle auch darauf ab, die Abhängigkeit der USA vom Rest der Welt – oder was als „übermäßige Abhängigkeit“ der USA wahrgenommen wird – zu verringern. Besonders in Bezug auf die nationale Sicherheit soll die Abhängigkeit von Rivalen reduziert werden[6].

Nicht-wirtschaftliche Ziele und Druckmittel

Migrationspolitik und Drogenschmuggel

In den ersten Tagen seiner Präsidentschaft nutzte Trump Zölle vorrangig als Druckmittel, um die illegale Einwanderung in die USA zu bekämpfen. Gegenüber Mexiko und Kanada drohte er mit Zöllen, um den Strom von Migranten und Drogen wie Fentanyl in die USA einzudämmen[15]. Trump bezeichnete die Grenzen zu diesen Ländern als „lächerlich offen“ und erklärte, dass diese Nachbarländer einen hohen Preis zahlen müssten, solange sie diese Probleme nicht lösten[3].

Diese Taktik scheint teilweise Wirkung zu zeigen. Eine Recherche der New York Times deutet darauf hin, dass Mexiko seine Bemühungen verstärkt hat, gegen Kartelle und deren Drogenlabore vorzugehen[2].

Image und politische Symbolik

Zusätzlich dürfte es Trump um sein politisches Image gehen: Wer mit dem Slogan „America First“ eine Wahl gewinnt, will auch dominanter gegenüber anderen Ländern auftreten[2]. Die Zollpolitik ist somit auch ein symbolischer Akt, der seinen Wählern zeigen soll, dass er seine Wahlversprechen umsetzt und die USA unter seiner Führung wieder eine dominante Position in der Weltwirtschaft einnehmen.

Kritik an der Methodik und Berechnung

Fehlerhafte Berechnungsgrundlage

Die konservative US-Denkfabrik American Enterprise Institute (AEI) stellt die Berechnung der Zölle grundsätzlich in Frage. In einer Analyse bezeichnete sie die Formel als „fehlerhaft“ und kritisierte, dass sie „ökonomisch keinen Sinn“ ergebe[7][16].

Laut AEI berücksichtigt die Formel nicht, dass ein Handelsdefizit mit einem bestimmten Land nicht nur durch Zölle und andere Handelshemmnisse beeinflusst wird, sondern auch durch „internationale Kapitalbewegungen, Lieferketten, komparative Vorteile, Geographie und mehr“[7]. Die Analyse behauptet zudem, dass selbst wenn man die Formel akzeptieren würde, „sie einen Fehler enthält, der die angenommenen Zölle ausländischer Nationen um das Vierfache übertreibt“, was zu überhöhten Zollsätzen führt[7].

Eine Korrektur würde die Zölle nach Angaben des Instituts auf maximal 14 Prozent senken, im Fall der Europäischen Union sogar auf nur zehn Prozent[16].

Übersehen wirtschaftlicher Zusammenhänge

ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann weist darauf hin, dass Trump wichtige wirtschaftliche Zusammenhänge außer Acht lässt. Es reiche nicht aus, nur die gehandelten Waren zu betrachten. Der Handel sei „kein Nullsummenspiel, dieser Handel, wo der eine gewinnt und der andere verliert, wie Trump sich das offenbar vorstellt.“ Trotz des Handelsdefizits profitierten auch die USA vom gegenseitigen Handel[8].

Erwartete wirtschaftliche Auswirkungen

Belastung für US-Verbraucher und Unternehmen

Wirtschaftsexperten sind sich weitgehend einig, dass die Zölle – die letztlich von US-Importeuren wie Walmart oder Amazon bezahlt werden – zu höheren Preisen für amerikanische Verbraucher führen werden. Die Unternehmen geben die zusätzlichen Kosten in der Regel ganz oder teilweise durch Preiserhöhungen an die Endkunden weiter[5].

Eine Analyse des Budget Lab der Yale-Universität prognostiziert, dass ein breiter 20-prozentiger Zoll auf alle Importe die Verbraucherpreise um 2,1% bis 2,6% erhöhen könnte. Für einen durchschnittlichen US-Haushalt würde dies einen Verlust an Kaufkraft von 3.400 bis 4.200 US-Dollar bedeuten – ein erheblicher Einschnitt in die Konsumausgaben[13].

Risiko einer Rezession

Die makroökonomischen Aussichten sind ebenfalls besorgniserregend. Die gleiche Yale-Analyse deutet darauf hin, dass das reale BIP-Wachstum der USA im Jahr 2025 um 0,9 bis 1 Prozentpunkt niedriger ausfallen könnte. Diese Schätzungen berücksichtigen noch nicht die zusätzlichen branchenspezifischen Zölle, die die Preise um weitere 0,5% bis 0,6% erhöhen und das reale BIP-Wachstum um weitere 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte in diesem Jahr senken könnten. Der kumulative Effekt könnte die Wirtschaft potenziell in die Nähe einer Rezession bringen[13].

Der republikanische Senator Ted Cruz warnt bereits vor den politischen Konsequenzen einer möglichen Wirtschaftskrise: „Sollten wir in eine Rezession geraten – insbesondere in eine schwere -, dann würde 2026 aller Wahrscheinlichkeit ein politisches Blutbad werden“[16].

Kontraproduktive Wirkung für die Industrie

Erfahrungen aus Trumps erster Amtszeit zeigen, dass Zölle oft kontraproduktiv für die industrielle Entwicklung sein können. Seine damaligen Zölle auf Stahl und Aluminium schufen zwar etwa 1.000 Arbeitsplätze in der Stahlindustrie, kosteten aber gleichzeitig 75.000 Arbeitsplätze in stahlverarbeitenden Industrien[12].

Die neuen, umfassenderen Zölle könnten US-Stahlproduzenten unterstützen, die etwa 80.000 Arbeitsplätze bieten. Sie gefährden jedoch einen Teil der 12 Millionen Arbeitsplätze in Branchen, die Stahl und Aluminium verwenden, was eher Turbulenzen als eine Renaissance für die US-Fertigung bedeuten könnte[12].

Widerstand und Gegenreaktionen

Innenpolitischer Widerstand

Die Zollpolitik stößt nicht nur bei den Demokraten auf Widerstand, sondern zunehmend auch innerhalb der Republikanischen Partei. Wie bereits erwähnt, hat der republikanische Senator Ted Cruz vor schwerwiegenden wirtschaftlichen und politischen Folgen gewarnt[4][9][16].

Auf Bundesstaatsebene hat der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom angekündigt, die Zölle umgehen zu wollen. „Kalifornien ist nicht Washington DC“, erklärte der Demokrat in einer Videobotschaft. „Wir werden Trumps Zollkrieg nicht tatenlos zusehen.“ Seine Regierung werde die weltweiten Handelspartner des Bundesstaates „daran erinnern, dass Kalifornien ein verlässlicher Partner bleibt“. Wie genau er Trumps Zölle umgehen will, erläuterte Newsom allerdings nicht[9].

Internationale Reaktionen

Trumps Zollpolitik hat bereits internationale Reaktionen ausgelöst. China und die EU haben Gegenmaßnahmen angekündigt[16], und die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) warnt vor schwerwiegenden Folgen besonders für die wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Länder und kleine Inselstaaten. Diese seien nun dem „perfekten Sturm“ ausgesetzt, obwohl sie zusammen nur für zwei Prozent des US-Handelsdefizits stehen[16].

Alternative Wirtschaftstheorien zur Zollpolitik

Protektionismus versus Freihandel

Trumps Zollpolitik markiert einen deutlichen Bruch mit der Freihandelspolitik, die von Präsidenten von Bill Clinton bis Obama verfolgt wurde. Stattdessen fokussiert er sich auf enge, sektorale Interessen mit einer protektionistischen Agenda, die die wirtschaftliche Souveränität der USA gefährden könnte[11].

Einige Beobachter unterscheiden zwischen „effektivem Protektionismus“, der lokale Firmen vor ausländischer Konkurrenz schützen soll, und „Governance-Protektionismus“, der das Wettbewerbsumfeld verbessern und ausländischen Unternehmen bestimmte Standards auferlegen soll. Um Legitimität zu stärken, sollte effektiver Protektionismus generell nicht gefördert werden[11].

Zukunft der globalen Handelsordnung

Mit seinen umfassenden Zollerhöhungen könnte Trump dabei sein, die globale Handelsordnung, die die USA selbst aufgebaut haben, grundlegend zu verändern und eine ungewisse neue Ära einzuläuten. Dies wird als eine riskante Wette angesehen, um eine globale Wirtschaftsbeziehung zu transformieren, die Trump seit Jahrzehnten als nachteilig für die USA betrachtet – selbst als die amerikanische Wirtschaft nach der Pandemie als Vorbild für ihre Konkurrenten aus der reichen Welt galt[11].

Fazit: Ein vielschichtiges Bild

Die Ideen hinter Trumps Zollpolitik sind vielschichtig und reichen von wirtschaftlichen und strategischen bis hin zu politischen und symbolischen Motivationen. Während die Trump-Administration die Zölle als notwendige Maßnahme zum Schutz amerikanischer Interessen und zur Wiederherstellung von Fairness im internationalen Handel darstellt, warnen Wirtschaftsexperten vor erheblichen negativen Folgen für die US-Wirtschaft, Verbraucher und die globalen Handelsbeziehungen.

Die Methodik zur Berechnung der Zölle wird selbst von konservativen Denkfabriken als fehlerhaft kritisiert, und innerhalb der USA wächst der Widerstand gegen diese Politik. Gleichzeitig bereiten sich Handelspartner auf mögliche Vergeltungsmaßnahmen vor, was das Risiko eines globalen Handelskriegs erhöht.

Die langfristigen Auswirkungen dieser Politik sind noch nicht absehbar, aber sie könnten die Weltwirtschaft nachhaltig verändern und die Position der USA im globalen Handelssystem neu definieren – ob zum Vorteil oder Nachteil der Vereinigten Staaten bleibt abzuwarten.

Aktuelle Entwicklungen

Am 6. April 2025 sind die ersten Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Waren aus allen Ländern in Kraft getreten. Trump hat die Bevölkerung zum „Durchhalten“ aufgerufen: „Bleibt stark, es wird nicht leicht, aber das Endergebnis wird historisch“[16]. Er sprach von einer wirtschaftlichen Revolution, die „wir gewinnen werden.“

Laut der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde gibt es eine 51-tägige Schonfrist für Waren, die vor der Einführung der Zölle bereits auf Schiffe oder in Flugzeuge verladen waren. Diese Güter müssen bis zum 27. Mai in den USA ankommen, um den Zoll zu umgehen[16].

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie sich diese Politik auf die US-Wirtschaft, die internationalen Handelsbeziehungen und die globale Wirtschaftsordnung auswirken wird.

Quellen:

[1] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/donald-trump-usa-zoelle-handelsstreit-faq-100.html [2] https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/was-hinter-trumps-zollpolitik-steckt-und-die-folgen-fuer-bayern,Ug63YSF [3] https://www.deutschlandfunk.de/trump-zoelle-folgen-eu-deutschland-mexiko-kanada-china-100.html [4] https://www.fr.de/politik/republikaner-in-aufruhr-durch-trump-zoelle-wird-blutbad-geben-zr-93668680.html [5] https://www.cbsnews.com/news/which-products-most-affected-tariffs/ [6] https://www.yahoo.com/news/trump-really-trying-achieve-tariff-092500630.html [7] https://www.newsweek.com/donald-trumps-tariff-formula-based-error-conservative-think-tank-2055893 [8] https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/zoelle-trump-neuhann-folgen-deutschland-100.html [9] https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/widerstand-in-den-usa-gegen-trumps-zoelle,UhVAC3x [10] https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-trumps-bumerang-zolle-64964.htm [11] https://www.linkedin.com/pulse/you-know-trumps-protectionism-tarrifs-statements-now-meet-maan-barazy-4pikf [12] https://www.chathamhouse.org/2025/03/trumps-tariff-policy-undermines-his-own-agenda-and-foundations-us-economic-power [13] https://www.ig.com/en/news-and-trade-ideas/market-outlook-liberation-day-250402 [14] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/trump-zoelle-wirtschaft-102.html [15] https://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=39210 [16] https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/us-zoelle-in-kraft-100.html [17] https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/warum-sind-wir-eigentlich-von-trumps-zoellen-ueberrascht-a-df7b2536-6aef-4185-8452-cf6d460714d7 [18] https://www.bbc.com/news/articles/cn93e12rypgo [19] https://edition.cnn.com/2025/03/11/business/tariffs-trump-explainer/index.html [20] https://www.nytimes.com/2025/04/02/us/politics/trump-tariffs-global-trade.html [21] https://www1.wdr.de/nachrichten/trump-usa-zoelle-hintergrund-100.html [22] https://www.flossbachvonstorch.de/de/impulse/artikel-und-meinungen/detail/was-hinter-trumps-zoellen-steckt [23] https://www.handelsblatt.com/meinung/morningbriefing/zollpolitik-warum-trump-deutschland-einen-gefallen-getan-haben-koennte/100119450.html [24] https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-us-zoelle-montag-100.html [25] https://www.whitehouse.gov/fact-sheets/2025/04/fact-sheet-president-donald-j-trump-declares-national-emergency-to-increase-our-competitive-edge-protect-our-sovereignty-and-strengthen-our-national-and-economic-security/ [26] https://www.nytimes.com/article/trump-tariffs-canada-mexico-china.html [27] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/trump-zollsaetze-mathematik-eu-100.html [28] https://www.bbc.com/news/world-43512098 [29] https://www.reuters.com/world/trump-stokes-trade-war-world-reels-tariff-shock-2025-04-03/ [30] https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2025/04/trump-tariff-theory-reality/682279/ [31] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/donald-trumps-zoelle-wie-berechnen-die-amerikaner-die-neuen-saetze-110396970.html [32] https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/us-zoelle-trump-100.html [33] https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/trumps-handelskrieg-hat-potenzial-europa-zu-spalten,UhI9hvt [34] https://cepr.org/voxeu/columns/impact-trumps-economic-policy-eu-economy [35] https://www.morganstanley.com/articles/trump-liberation-day-tariff-announcement [36] https://www.deutschlandfunk.de/boersen-turbulenzen-infolge-der-zollpolitik-trump-ruft-us-buerger-zum-durchhalten-auf-100.html

Wir bleiben natürlich auch mit dem nächsten Artikel im Thema:

07.04.2025: Trumps Zölle: Schon einmal gingen die USA diesen Weg – die Folgen waren fatal (Berliner Morgenpost)

Der Artikel bezieht sich auf das Smoot-Hawley-Zollgesetz, das der damalige Präsident Herbert Hoover 1930 in Kraft setzte, um die USA in der Weltwirtschaftskrise mit Protektionismus zu schützen – der Schuss ging bekanntlich nach hinten los, es dauerte bis zum Kriegseintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, bis das Land sich vollständig erholt hatte – den Grundstein für die Erholung legte die entgegengesetzte New-Deal-Politik von Hoovers Nachfolger Franklin D. Roosevelt.

Trump bezieht sich natürlich nicht auf den Schuss in den Ofen von 1930, sondern auf seinen Lieblingspräsidenten William McKinley, der vierzig Jahre zuvor die im Aufbau befindliche US-Industrie mit Zöllen gegen die führenden Industrienationen, allen voran Großbritannien und in der Folge auch Deutschland, schützen wollte. Diese Rechnung ging besser auf, fand aber in einer ganz anderen Situation statt als die Weltwirtschaftskrise einerseits und die heutige Situation andererseits. Sie fiel   mit dem Ende des berüchtigten Gilded Age und der Rückkehr einer seriösen Politik in den USA unter McKinley statt, die gleichzeitig die Tore für den expansiven Imperialismus von Theodore Roosevelt öffnete.

Die heutige Situation ist sowohl mit der von 1930 als auch mit der gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht 1:1 vergleichbar,  unter anderem, weil 1930 die Weltwirtschaftskrise schon eingesetzt hatte, die Aktienmärkte waren bereits im Crash-Modus, während jetzt die Zölle einen solchen Crash erst auslösen könnten. Gleichwohl gibt es Parallelen zu 1929, wie etwa vollkommen überbewertete Aktienmärkte, die ohnehin einer Korrektur bedurft hätten.

Hier hatten wir ursprünglich einen Beitrag zum kleinen Parteitag der Grünen eingeschlossen, aufgrund des umfangreichen Zollthemas verschieben wir diesen entweder in einen weiteren Ticker oder verzichten darauf.

07.04.2025: Ist Bernie Sanders ein Zollfanatiker wie Donald Trump?

Diese Frage haben wir ebenfalls an die KI gestellt, weil in einem jener typischen neoliberalen Artikel, die sich mit der Zollfrage befassen, Sanders und Trump ohne weitere Erläuterung von Sanders Positionen bezüglich der Handelspolitik gleichgesetzt wurden. Immerhin handelt es sich bei Sanders derzeit um einen der wenigen Politiker in den USA, die authentisch Widerstand gegen die Trump-Administration leisten. 2016 wurde er von den Demokraten quasi darum betrogen, gegen Trump im Rennen um die Präsidentschaft anzutreten. Die Ergebnisse sind bekannt. Und hier die Antwort:

Bernie Sanders ist kein „Zollfanatiker“ im Sinne von Donald Trump, obwohl beide Politiker protektionistische Ansätze vertreten und Freihandel kritisch sehen. Ihre Ansichten und Strategien unterscheiden sich jedoch grundlegend in Motivation, Zielsetzung und Umsetzung.

Gemeinsamkeiten zwischen Sanders und Trump in der Handelspolitik

  • Kritik an Freihandel: Beide lehnen „unfettered free trade“ (ungezügelten Freihandel) ab, da sie diesen für den Verlust von Arbeitsplätzen und die Schwächung der amerikanischen Industrie verantwortlich machen. Sanders hat beispielsweise NAFTA (Nordamerikanisches Freihandelsabkommen) und die Aufnahme Chinas in die WTO kritisiert, ähnlich wie Trump[1][5][10].
  • Protektionistische Maßnahmen: Beide sehen Zölle als ein Werkzeug, um amerikanische Arbeitnehmer zu schützen und unfaire Handelspraktiken zu bekämpfen. Sanders hat insbesondere Länder wie China für das Dumping von Stahl und Aluminium kritisiert und sich für gezielte Zölle ausgesprochen[3][5].

Unterschiede zwischen Sanders‘ und Trumps Zollpolitik

  1. Zielsetzung
  • Sanders: Seine Handelspolitik zielt darauf ab, amerikanische Arbeiter zu schützen, Umweltstandards zu fördern und Menschenrechte zu stärken. Er fordert eine umfassende Überarbeitung von Handelsabkommen mit Fokus auf soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung[5][9].
  • Trump: Seine Zölle basieren primär auf dem Prinzip der Reziprozität (Gegenseitigkeit) und sollen Handelsdefizite reduzieren. Dabei verfolgt er oft kurzfristige nationale Interessen ohne Rücksicht auf globale Stabilität oder langfristige Strategien[1][11].
  1. Anwendung von Zöllen
  • Sanders: Er befürwortet gezielte Zölle als Teil einer „rationalen“ Handelspolitik. Diese sollen auf spezifische Probleme wie illegales Dumping abzielen, während er pauschale oder willkürliche Zölle ablehnt[1][6]. Er bezeichnete Trumps breit angelegte Zölle als „desaströs“ und „illegal“[3][6].
  • Trump: Seine Zölle sind oft pauschal und unvorhersehbar. Sie werden als Druckmittel eingesetzt, um Handelsabkommen neu zu verhandeln, was laut Kritikern zu Instabilität in der Weltwirtschaft führt[1][11].
  1. Politischer Stil
  • Sanders: Er setzt auf langfristige Reformen und betont die Notwendigkeit einer durchdachten Strategie. Er kritisiert Trumps impulsive Entscheidungen, die oft per Twitter kommuniziert werden, als irrational[1][6].
  • Trump: Sein Ansatz ist konfrontativ und unilateral. Er nutzt Zölle häufig als politisches Druckmittel, auch gegenüber Verbündeten wie Kanada oder der EU[3][11].
  1. Auswirkungen auf Verbraucher
  • Sanders: Er lehnt Maßnahmen ab, die die Lebenshaltungskosten für amerikanische Familien erhöhen könnten. Seine Politik zielt darauf ab, Preise zu senken und Arbeitsplätze zu schaffen[6].
  • Trump: Trumps Zölle haben nachweislich zu höheren Preisen für Verbraucher geführt, was Sanders scharf kritisiert hat[2][6].

Fazit

Während Bernie Sanders protektionistische Elemente in seiner Handelspolitik befürwortet, unterscheidet er sich deutlich von Donald Trump durch seinen rationaleren Ansatz, seine Betonung sozialer Gerechtigkeit und seine Ablehnung pauschaler Zollerhöhungen. Sanders sieht Zölle als ein Werkzeug unter vielen in einer umfassenden Handelspolitik, während Trump sie oft als zentrales Mittel seiner Wirtschaftspolitik einsetzt. Daher kann Sanders nicht als Zollfanatiker wie Trump bezeichnet werden; vielmehr verfolgt er eine differenzierte und strategische Herangehensweise an Handelsfragen.

Kurzkommentar

Es gibt also durchaus Gemeinsamkeiten in Trumps und Sanders‘ handelspolitischen Ansichten, vollkommen falsch sind dahingehende Äußerungen nicht. Für diejenigen, die in die USA importieren, ist es auch egal, ob die Agenda hinter Zöllen unterschiedliche Ansätze zeigt. Aber wenn man genauer hinschaut, erschließt sich, dass von der Art, wie Sanders Zollpolitik versteht, auch Arbeitende in anderen Ländern profitieren könnten, da er die US-Standards heben will und dies durch die Reformierung von Handelsabkommen auch auf andere Länder Auswirkungen hat. Sanders versteht eine soziale Reform-Agenda in den USA auch als Hebel zur Verbesserung der weltweiten Stellung der Arbeitenden gegenüber dem Kapital. Wir vermuten, dass er deshalb auch keine gesellschaftslinke „Open-Border-Politik“ verfolgt, damit nicht ein ungebremster Zustrom günstiger Arbeitskräfte die Bemühungen um mehr soziale Sicherheit torpediert.

Quellen: [1] https://www.axios.com/2019/08/25/bernie-sanders-tariffs-trump-trade-war [2] https://www.sanders.senate.gov/press-releases/sanders-statement-on-trump-tariffs-impact-on-vermont/ [3] https://www.sanders.senate.gov/press-releases/sanders-statement-on-trump-tariffs/ [4] https://www.foxnews.com/media/flashback-30-years-ago-nancy-pelosi-demanded-congress-confront-chinese-tariffs-american-goods [5] https://www.cfr.org/election2020/candidate-tracker/bernie-sanders [6] https://www.sanders.senate.gov/press-releases/news-sanders-statement-on-trumps-escalating-trade-war-with-the-world/ [7] https://www.politifact.com/factchecks/2016/jul/27/donald-trump/donald-trump-says-he-and-bernie-sanders-are-very-s/ [8] https://dailytrojan.com/opinion/2020/03/04/holding-center-assessing-the-donald-trump-bernie-sanders-comparison/ [9] http://worldtradelaw.typepad.com/ielpblog/2016/04/trade-the-democratic-nomination-contestwhy-bernie-sanders-is-less-protectionist-than-hillary-clinton.html [10] https://www.breitbart.com/politics/2025/04/04/flip-flop-longtime-free-trade-opponent-bernie-sanders-now-calls-trumps-tariffs-unacceptable/ [11] https://www.wakeuptopolitics.com/p/all-your-trump-tariff-questions-answered [12] https://vermontbiz.com/news/2025/april/04/sanders-statement-trumps-escalating-trade-war-world [13] https://www.cnn.com/2019/08/25/politics/bernie-sanders-tariffs-trade-war-sotu-cnntv/index.html [14] https://sandersinstitute.org/event/rep-bernie-sanders-opposes-north-american-free-trade-agreement-nafta [15] https://berniesanders.com/issues/fair-trade/ [16] https://www.youtube.com/watch?v=pnZEer9sgW8 [17] https://www.ontheissues.org/international/Bernie_Sanders_Free_Trade.htm [18] https://x.com/SenSanders/status/1908221908954263821 [19] https://www.cnbc.com/2020/03/09/biden-vs-sanders-trade-fight-is-war-for-future-of-democratic-party.html [20] https://www.reddit.com/r/JoeRogan/comments/1jrf1o8/2008_bernie_sanders_free_trade_without_tariffs/ [21] https://www.foxnews.com/video/6371034270112 [22] https://www.epi.org/blog/putting-things-in-perspective-bernie-sanders-trade-and-poor-countries-access-to-u-s-markets/ [23] https://www.bbc.com/news/business-35981784 [24] https://fortune.com/2016/04/21/trump-sanders-trade/ [25] https://www.newsweek.com/bernie-sanders-blasts-donald-trumps-trade-policy-based-tweets-calls-changes-1442990 [26] https://www.vox.com/policy-and-politics/2019/8/1/20750506/elizabeth-warren-trade-policy-bernie-sanders-tpp-2020-democrats-progressives [27] https://jacobin.com/2020/01/donald-trump-trade-deals-nafta-usmca-sanders [28] https://www.sanders.senate.gov/press-releases/senate-speech-by-sen-bernie-sanders-on-unfettered-free-trade/ [29] https://www.cnbc.com/2019/04/29/bernie-sanders-challenges-donald-trumps-china-trade-policy.html [30] https://edition.cnn.com/2015/08/26/politics/donald-trump-bernie-sanders-free-trade-2016/index.html [31] https://www.sanders.senate.gov/press-releases/sanders-statement-on-trans-pacific-partnership/ [32] https://www.cbsnews.com/news/bernie-sanders-says-u-s-under-trump-is-facing-unprecedented-level-of-danger/ [33] https://feelthebern.org/bernie-sanders-on-trade/

06.04.2025 Beyond the obvious: Die EU sollte im Streit mit Trump um die US-Zölle mit einem Eingeständnis beginnen (Handelsblatt)

Kommentar

Witzigerweise bedient sich ausgerechnet das Handelsblatt hier einer Argumentation, die wir eher von linken Politikern kennen, die glauben, sich mit Wirtschaft auszukennen. Volkswirtschaft scheint generell eine tückische Angelegenheit zu sein, wenn es um die Logik geht. Sicher sind die Einlassungen zu den Investitionen richtig, die USA ziehen Investitionen an wie Motten das Licht, und Trump hätte gerne, dass dieser Trend, die USA aufzupumpen und damit für hohe Zinsen zu sorgen, die wiederum schlecht für die Bedienung der gigantischen Staatsschulden sind, sich umkehrt. Dabei wäre es aber nicht schlecht, wenn die Trump-Administration sich mal vor der EU ehrlich machen würde: Uns geht es nicht um unfaire Handelspraktiken, sondern um den Fehler, dass wir uns bis über den Kopf verschuldet haben und da irgendwie raus wollen, z. B. mit niedrigeren Zinsen und einer schwächeren Währung.

Was das Handelsblatt hingegen singt, ist das „Beggar-your-Neighbor“-Lied, das die Deutschen immer zu hören kriegen, wenn sie einen Handelsüberschuss aufweisen. Zum einen wird vieles, was aus den USA kommt, nicht in der Handelsbilanz abgebildet, deswegen denkt die EU auch über eine Digital-Sonderabgabe nach. Auf dem Gebiet der digitalen Dienstleistungen besteht nämlich ein riesiges Ungleichgewicht zulasten Europas. Aber kann man den USA dafür die Schuld geben? Müsste man, wenn man Deutschland für seine größeren Warenexporte die Schuld geben will in dem Sinn, wie das Handelsblatt es hier tut. Wir haben in diesem Artikel dargelegt, dass darin viel Abstraktion und dem folgend viel Falsches steckt.

Nehmen wir an, der Konsum in Deutschland sei zu niedrig. Läge das BIP pro Kopf zehn Prozent höher und flösse dieses Plus fast komplett in den Konsum, was würde passieren? Würden die Leute noch mehr Nike-Schuhe aus den USA kaufen? Ja, das eine oder andere Paar. Auch wenn sie gar nicht in den USA hergestellt werden, es käme einem US-Konzern zugute. Aber was würde hauptsächlich passieren? Die Produktion deutscher Autos würde steigen, weil nun einmal in Deutschland überwiegend deutsche Autos gefahren werden, immer noch. Und die Hauptexportländer nach Deutschland, Japan, Südkorea, Frankreich, vermehrt auch China, würden profitieren. Kaum jedoch die US-Konzerne, denn sie haben nun einmal keine Produkte aus US-Fertigung, die sie auf unserem Markt gut verkaufen können. Das wissen sie auch und bieten diese unpassenden Fahrzeuge gar nicht offiziell in Deutschland an.

Die Märkte sind nicht einfach Verschiebebahnhöfe für volkswirtschaftliche Rechenexempel, sondern basieren auf realen Menschen, die reale Vorlieben beim Kauf von Produkten haben. Bezüglich der IT-Branche kommt das den USA zugute. Dass das gerne vergessen wird, ist typisch für volkswirtschaftliches Bingo. Wir plädieren deshalb an dieser Stelle erstmals dafür, dass VWL und BWL sinnvoll zu einem einzigen Studium zusammengeführt werden, damit Volkswirte ein Gefühl dafür bekommen, wie Handelsdefizite tatsächlich entstehen. Sie entstehen vor allem durch die Tatsache, dass eine Volkswirtschaft mehr weltmarktfähige Produkte anbietet als die andere, die mehr auf Binnenkonsum setzt, wie Großbritannien und die USA es ganz gezielt seit den 1980ern getan und sich damit ebenjene Konkurrenzfähigkeit auf den Weltmärkten ruiniert haben. Damals stieg auch der Dollar in Höhen, die man Ende der 1970er nicht mehr für möglich gehalten hatte, weil die USA auch damals als Kapitalansauger fungiert haben. Würde die Exportfähigkeit der US-Industrie noch bestehen, wären die Handelsbilanzdefizite, auch mit Deutschland, nicht so groß. Es müssten ja keine Autos sein, Automobile aus US-Produktion waren hierzulande noch nie massenhaft verbreitet, aber es gibt genug andere Konsumprodukte, die ein Gegengewicht bilden könnten.

Was aber, wenn die US-Konzerne aus Kostengründen längst in Asien produzieren, siehe oben, Nike? Wie will Trump das ändern? Das wäre nur möglich, wenn die Löhne in den USA sich dritteln würden, was wiederum bedeuten würde, dass der Binnenkonsum zusammenbricht, und der ist dort ja, wie wir gelesen haben, besonders wichtig.

Ein weiteres Ärgernis ist die Anmerkung zu den Freihandelsabkommen bzw. das, was fehlt. Dadurch liest es sich, als habe die EU einfach mutwillig und ohne Grund tolle Freihandelsabkommen verhindert. Kein Wort darüber, warum TTIP und CETA in Deutschland auf viel Ablehnung stoßen oder stießen: Weil sie Sonderrechtsräume für Konzerne schaffen wollten, die sich damit einer demokratisch kontrollierten Rechtsstaatlichkeit entziehen, mithin die Staaten noch mehr dominieren und im Griff haben würden, als dies ohnehin der Fall ist. Da hat die EU, die ohnehin neoliberal genug organisiert ist, ausnahmsweise einmal zu Recht gebremst.

Wenn man genau hinschaut, kann man falsche Argumente sowohl für wie gegen das Kapital einsetzen, das Handelsblatt hat die „Für-das-Kapital“-Variante verwendet.

Natürlich besteht für eine exportorientierte Wirtschaft ein Interesse an maßvollen Lohnsteigerungen, das versteht sich von selbst. Aber deutsche Autos sind nicht deshalb noch einigermaßen exportfähig, weil sie so günstig sind, sondern, weil sie ein gewisses Image haben. Wenn ihnen dies verlorengeht, ist es egal, ob die Löhne und damit der Konsum in Deutschland stärker steigen oder nicht.

Außerdem setzen sie mehr als 80 Prozent ihrer Gesamtproduktion nicht mehr hierzulande ab und stellen andererseits schon über 50 Prozent ihrer Autos nicht mehr in Deutschland her.

Auch dieser Aspekt wird gerne vergessen: Wieso haben die USA immer noch ein so großes Handelsdefizit mit Deutschland, obwohl alle deutschen Hersteller längst in den USA oder / und in Mexiko produzieren? Könnte es daran liegen, dass dort fast gar nichts mehr hergestellt wird, was exportfähig ist?

Wir bezweifeln auch, dass Trump das mit seiner Zollpolitik drehen kann. Es reicht ja nicht, wieder mehr in den USA herzustellen, sondern es müsste auch exportfähig sein. Auch der US-Binnenmarkt ist nicht groß genug, um eine großangelegte Reindustrialisierung stützen zu können.

Wir glauben in der Tat mittlerweile eher, dass es beyond the Obvious um das Staatsdefizit und die Geldpolitik geht, mit allen irrwitzigen Effekten, die sich daraus ergeben können – zum Beispiel jenem, dass der Dollar als Leitwährung demnächst Geschichte sein wird. Dann haben die USA ein richtig großes und zudem irreversibles Problem, dessen Entstehung sie auch mit ihrer derzeitigen Geopolitik sehr fördern. Wenn aber noch hinzukommt, dass man sich auf die USA als Schuldner nicht mehr verlassen kann, wird Schluss sein mit dem Jonglieren mit unzähligen Bällen, wie Trump es gerade versucht, die aber alle ein gewisses Eigenleben haben. In einem sind sich Trump und einige Wirtschaftsjournalisten einig, deswegen fordern sie auch eine Entschuldigung seitens exportstarker Länder: Alles ist ein Schachspiel, manchmal auch ein Puppenspiel. Um reale Menschen geht es nicht. Und damit nicht um jenen Faktor, der alle noch so schlauen Überlegungen zunichtemachen kann, die rein modellhaft angelegt sind.

Ausgerechnet Elon Musk hat sich gerade für einen anderen Weg ausgesprochen: Handelskrieg: Musk hofft auf „Null Zoll“-Situation zwischen USA und Europa. Natürlich mit einem Freihandelsabkommen, das vermutlich genau die Mängel haben würde, die wir oben angesprochen haben. Außerdem lässt er Tesla in Europa produzieren, was andere US-Konzerne trotz großer Tradition jetzt mehr oder weniger sein lassen. Übrigens könnten Musks Einlassungen darauf hindeuten, dass er tatsächlich seine Funktion als DOGE-Chef in der Trump-Administration aufgeben wird.

PT 30

Heute haben wir einen Ticker für Sie, der Themen aus nicht weniger als vier Tagen umfasst – sie sind aber nach wie vor brandaktuell, sonst hätten wir die Anmerkungen dazu ausgetauscht. Es geht gleich zwei Mal um Elon Musk, womit er Trump dieses Mal überholt hat, und bei Trump haben wir vor allem auf ein Thema geschaut, das auch Elon Musk betrifft: Die Automobilzölle und den Quatsch über angeblich unfaire Handelspraktiken der EU.

Wir werden uns demnächst intensiver damit befassen, wie Trump versucht, andere für Politikfehler der USA verantwortlich zu machen. Es geht heute auch um die inneren Vorgänge in den USA, also doch wieder um Trump, und wie auf die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit zugegriffen wird. Und was das mit Deutschland zu tun hat: Hier wird im Kleinen versucht, die Demokratie auf die gleiche Art und Weise zu beschädigen. Außerdem befassen wir uns damit, ob die AfD wirklich in Umfragen schon gleichauf mit der Union liegt und gehen kurz darauf ein, warum die Union nicht besser dasteht.

Insgesamt zeigen wir dieses Mal Quellen, so viele wie noch nie, geschuldet dem langen Zeitraum, de wir mit dem heutigen Ticker besprechen. Der erste davon ist nur ein kleines Video, das von Tiktok nach X kam.

Die Titelgrafik zu den Zöllen übernehmen wir vom letzten Ticker, weil sie noch aktuell ist und wir die mit ihr verbundenen Informationen aus dem 29. Ticker weiter vertiefen werden.

06.04.2025 Elon Musk auf X: „https://t.co/BwrVlYiWfx“ / X 

Auch Hitler würde in einem Land von der Größe der USA eine Million Likes auf X bekommen und hätte ganz viele Anhänger, die eine gewisse Untergangssehnsucht verspüren lassen.

05.04.2025: Die Union kapiert es nicht, aber „AfD gleichauf in Umfragen“ stimmt nur bedingt.

Wir müssen heute angesichts vieler Schlagzeilen zu neuen Umfragen erneut unsere zuverlässigen Indikatoren sichten. Liegt die AfD wirklich schon gleichauf mit der Union? Bundestagswahl: Wer führt in der aktuellen Sonntagsfrage? | ZEIT ONLINE: Hier beträgt der Abstand noch 3,3 Prozent (26,4 zu 23,1). Civey-Umfrage: Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?: Der Abstand beträgt demnach 3,2 Prozent (26,0 / 22,8).

Tatsache ist, dass die AfD noch nie in ihrer Geschichte in Umfragen so hoch stand und die Union noch nie so schwach – außer im Umfeld der Bundestagswahl 2021, das Zeit-Panel weist für den Oktober 2021 Werte von bis zu unter 20 Prozent für die CDU/CSU aus.

Bei den übrigen Parteien tut sich im Moment nicht viel, sie verharren seit einigen Wochen mehr oder weniger, und zwar bei 15-16 Prozent (SPD), 11,5-12,5 Prozent (Grüne), 9,6-10,2 Prozent (Die Linke), 4-4,5 Prozent (BSW) und 3,5-4 Prozent (FDP).

Keine Frage, auch wenn die „Ablösung“ an der Spitze noch nicht vollzogen ist, die Union ist in Nöten. Kommt sie der SPD in den Koalitionsverhandlungen zu weit entgegen, wie manche meinen? Oder liegt es eher daran, dass sie der AfD schon so nah gekommen ist, dass man auch gleich das rechtsextreme Original wählen kann?

Nach unserer Ansicht ist es von allem etwas: Die Union machte im Wahlkampf Versprechungen, von denen sie wusste, dass sie nicht umsetzbar sind, aber sie wusste, dass sie die SPD braucht, wenn sie nicht mit der AfD koalieren will. Trotzdem fährt sie rhetorisch und positionsseitig keine gemäßigte, sondern eine ganz rechtspopulistische Nummer, die im sozialen Raum des Landes nachhallt, auch bei uns. Wie viele konservative Parteien in Europa haben sich schon selbst marginalisiert, weil sie die Rechten kopieren wollten? Es sieht aber aus, als gäbe es kein Zurück in die Mitte. Unter der Ägide von Politikern, die teilweise auch in der AfD nicht auffallen würden, wird das wohl nichts mehr, mit einem christlich-mittigen Gepräge der CDU.

Allerdings gibt es einen externen Aspekt, der nun schon die dritte Regierung nach dem letzten Kabinett Merkel und der Ampel beeinflusst: die Dauerkrisen. Immer war und ist etwas, was keine normale Politik zugelassen hat, mit Corona, dem Krieg in Europa und jetzt der neuen US-Administration. Ausgerechnet in dieser kritischen Zeit hat Deutschland nur noch eine geschäftsführende Rumpf-Regierung, die nur noch recht zahnlos auf Angriffe von innen und von außen auf die Demokratie reagieren kann. Bis Ostern sollte die neue Koalition stehen. Ostern ist plötzlich ganz nah. Die Koalition steht noch nicht.

Trotzdem kann man nicht mit dem Zeitdruck-Argument daherkommen, wenn es darum geht, dass Deutschland nicht so weit nach rechts rückt, wie es die Rechtsaußen in der CDU gerne hätten. Freilich hält die SPD wegen der geradezu merkelschen Alternativlosigkeit einer schwarz-roten Regierung gute Karten in der Hand, mit denen sie doch ein paar von ihren Positionen retten kann. Dass die rechte Presse so tut, als sei das, was kommen wird, mindestens 80 Prozent SPD, ist allerdings lächerlich. Wenn der Koalitionsvertrag steht, werden wir analysieren, wer wieviel von seinen Vorstellungen durchsetzen konnte, in Relation zu den Wahlprogrammen.

05.04.2025: Trumps Tünkram über die Welt der Automobile – DER WAHLBERLINER

Unser Artikel speziell zu den Autozöllen: Trumps haltlose Anschuldigungen und die tatsächlichen Gründe für die Exportschwäche der US-Autoindustrie im Europa-Geschäft. Und wie soll Europa reagieren, wo doch vieles, was die USA hier verkaufen, keine Waren sind, die physisch eingeführt werden und auf die man Zölle erheben kann?

05.04.2025: Der Unterwerfung widerstehen Anschlag auf die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit in den USA – wie damit umgehen?

Es wirkt auf den ersten Blick wie ein Thema, das eine relativ geringe Anzahl von Menschen in Europa betrifft: Jene, die einen akademischen Austausch mit persönlichen Kontakten in Richtung der USA pflegen, und wie sie sich jetzt einer Gesinnungsprüfung unterziehen müssen, wenn sie dort einreisen wollen. Besonders der Gazakrieg steht bei Einschnitten in die Meinungsfreiheit im Vordergrund, deswegen wird er im Artikel erwähnt. Bei Menschen, bei denen auch die Wissenschaftsfreiheit und der offene Diskurs für die Arbeit wichtig sind, spielt diese Handhabe eine wesentlich bedeutendere  Rolle als bei Touristen.

Aber so eng gefasst bezüglich der Personengruppe ist der Artikel gar nicht, wie er wirkt. Man muss nur eine Übertragung vornehmen und sich daran erinnern, was sich bei uns nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 abspielt. Auch in Deutschland wird massiv daran gearbeitet, dass zwar nach rechts alles immer mehr sagbar werden darf, woran auch sogenannte Mitte-Parteien beteiligt sind – aber der Einsatz für Menschenrechte immer mehr erschwert werden soll. Selbst der Begriff der Staatsräson, den man niemals in dem Zusammenhang hätte verwenden dürfen, spielte dabei eine Rolle, wie die Meinungsfreiheit nach rechts verschoben wird. Auch der folgende Artikel befasst sich grundsätzlich mit demselben Thema.

04.04.2025: Obama ruft zu Mut gegen Trumps Einschüchterungsversuche auf | WEB.DE

Es war früher nicht üblich, dass sich Ex-Präsidenten in die aktuelle Politik einmischen. Aber wir leben nicht in üblichen Zeiten, also hat Barack Obama es jetzt dankenswerterweise getan. Er steht mehr als jeder andere noch lebende Politiker in den USA dafür, dass Regierungsarbeit einmal einen progressiven Anstrich hatte. Etwas anders sieht es bei Kamala Harris aus, bei der man nicht weiß, ob sie zurückkommen wird ins politische Geschäft. 

05.04.2025: Ausweisung von Palästina-Aktivisten wohl rechtswidrig LTO

Und noch einmal zurück und einen Stopp gleich um die Ecke gemacht. Wie relevant der Trumpismus auch bei uns mittlerweile ist, können Sie in diesem ausführlichen Artikel einer Publikation nachlesen, die gewiss nicht im Verdacht steht, sich hier einseitig zu positionieren. Es wird lediglich eine rechtliche Betrachtung angestellt. Wir hatten diesen Artikel noch gar nicht gelesen, als wir von der Gefahr einer unsachgemäßen Verwendung des Begriffes Staatsräson geschrieben haben – und dann erhalten wir exakt dafür die Bestätigung, wenige Stunden später durch diese Lektüre. Ein wiederum sehr empfehlenswerter Artikel. Rechtsbeugung ist kein Privileg der US-amerikanischen Administration. Besonders frappierend an dem geschilderten Vorgang ist, dass man möglicherweise tatsächlich versucht, genau deren unrechtmäßiges Vorgehen gegen Protestierende nachzubilden, wenn auch in, wie üblich, etwas kleinerem Umfang.

02.04.2025: BYD gegen Tesla – Rennen um die Zukunft der Autoindustrie? 5 Diagramme zeigen: BYD ist harte Konkurrenz für Elon Musks Tesla – Business Insider / Tesla-Verkaufseinbruch: Größter Rückgang in der Geschichte | CNN Business

Der Artikel von *Business Insider* beleuchtet den intensiven Wettbewerb zwischen Tesla und BYD, zwei der führenden Unternehmen im Bereich Elektromobilität. Hier sind die wichtigsten Fakten aus dem Beitrag:

## **Wichtige Erkenntnisse**

  1. **Fahrzeugverkäufe**:

   – BYD hat Tesla 2024 bei den Gesamtfahrzeugverkäufen deutlich überholt: BYD verkaufte 4,27 Millionen Fahrzeuge (inklusive Hybriden), während Tesla 1,79 Millionen verkaufte.

   – Bei rein batterieelektrischen Fahrzeugen bleibt Tesla mit 1,79 Millionen Einheiten knapp vor BYD (1,76 Millionen).

  1. **Umsatzentwicklung**:

   – BYD überholte Tesla 2024 erstmals seit 2018 beim Umsatz. BYD erzielte 777 Milliarden Yuan (ca. 99,3 Milliarden Euro), während Teslas Einnahmen bei 97,7 Milliarden US-Dollar (ca. 90,4 Milliarden Euro) lagen.

  1. **Gewinnvergleich**:

   – Trotz des Umsatzrückstands bleibt Tesla profitabler. Der Nettogewinn von Tesla lag 2024 bei 7,1 Milliarden Dollar (6,57 Milliarden Euro), während BYD einen Nettogewinn von rund 5,1 Milliarden Euro erzielte.

  1. **Diversifizierung der Einnahmen**:

   – Beide Unternehmen erzielen etwa 80 % ihrer Einnahmen mit Fahrzeugen.

   – Tesla generiert zusätzliche Einnahmen durch CO2-Zertifikate und Energiespeicherlösungen wie Powerwalls.

   – BYD diversifiziert durch die Herstellung von Smartphone-Komponenten und Montageservices.

  1. **Aktienkursentwicklung**:

   – Während die Tesla-Aktie seit Jahresbeginn 2025 um rund 30 % gefallen ist, verzeichnete die BYD-Aktie einen starken Anstieg und erreichte ein Rekordhoch. Gründe sind u.a. neue Schnellladetechnologien und erfolgreiche Modellstrategien.

## **Analyse**

BYD hat sich als ernstzunehmender Konkurrent für Tesla etabliert. Das chinesische Unternehmen punktet mit einer kosteneffizienten Produktion und einer breiteren Modellpalette, einschließlich erschwinglicherer Fahrzeuge und Hybride. Teslas Fokus auf Premium-Elektroautos und innovative Technologien wie autonomes Fahren bleibt ein Wettbewerbsvorteil, wird jedoch durch sinkende Nachfrage in wichtigen Märkten wie China und Europa sowie durch CEO Elon Musks kontroverse öffentliche Auftritte belastet.

BYDs Wachstum wird durch die starke Position auf dem chinesischen Markt und die Expansion in Schwellenländer unterstützt. Gleichzeitig könnten geopolitische Spannungen und Handelsbarrieren Herausforderungen darstellen.

## **Fazit**

Der Wettbewerb zwischen Tesla und BYD zeigt die Dynamik des globalen E-Auto-Marktes. Während Tesla weiterhin als Technologieführer gilt, hat BYD durch seine aggressive Wachstumsstrategie und Kosteneffizienz eine starke Position erlangt. Beide Unternehmen stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen, aber auch Chancen in einem sich schnell entwickelnden Marktumfeld.

Kurzkommentar

Lesen Sie zur Vertiefung bitte gerne den verlinkten Artikel, in dem ein Rennen dargestellt wird, das sich auf die beiden wichtigsten E-Auto-Hersteller konzentriert. Die Frage, ob wir hier künftige Branchenführer sehen, ist offen – aber im Fall Tesla geben wir eine erste Prognose ab: Sie werden es nicht schaffen, die klassischen Großkonzerne zu überholen. Das Modellprogramm selbst ist nicht mehr technologieführend, sagen Fachleute fast einhellig, und das autonome Fahren ein zu exklusives Forschungsziel, das im Verkehrsalltag der meisten Länder vorerst nicht umsetzbar ist. Am schwersten wiegt aber, was wir auf der Grafik noch nicht sehen: Die Umsatzrückgänge auf wichtige Märkte, die Tesla wegen des Verhaltens seines CEO Elon Musk gerade hinnehmen muss. Aber wenn sich die Handelskriege verschärfen, wird davon auch BYD betroffen sein, das in Deutschland und Europa gerade einen Großangriff auf die Märkte plant. Wir werden noch sehen, dass der E-Auto-Markt sich auf mehr Hersteller verteilen wird und dass Tesla auf vielen Märkten einen Imageschaden davongetragen hat, von dem sich das Unternehmen so schnell nicht erholen wird. Das Beste für Tesla wäre es, wenn Elon Musk die Firma verkaufen würde. Damit verliert sie allerdings auch dieses Freakige, das sie hatte, als Musk noch als Visionär wahrgenommen wurde und nicht als reaktionärer Polit-Influencer mit einer nunmehr unglaublichen Häufung nicht demokratisch legitimierter Macht. Es gibt Nachrichten, dass Musk sich von seinem DOGE-Posten zurückziehen will, aber selbst, wenn es so käme, würde das bei Tesla vorerst keinen Turnaround bedeuten.

Beide Marken sind übrigens noch weit von den Gewinnmargen führender Konzerne entfernt, die sich zum die 10-Prozent-vom-Umsatz bewegen. BYD kann diese Margen mit seiner aggressiven Eroberungsstrategie, bei der es um jeden Dollar geht, den ein Auto kosten darf, vorerst nicht erreichen – aber Tesla müsste es können, sofern man nicht mit erheblichen Preisnachlässen arbeiten muss.

Quellen

[1] https://www.businessinsider.de/wirtschaft/5-diagramme-zeigen-byd-ist-harte-konkurrenz-fuer-elon-musks-tesla/

[2] https://www.klamm.de/news/tesla-vs-byd-welche-aktie-bietet-2025-das-bessere-potenzial-68N67c616eb6db6c7000153cdaf.html

[3] https://www.businessinsider.de/wirtschaft/5-diagramme-zeigen-byd-ist-harte-konkurrenz-fuer-elon-musks-tesla/

[4] https://www.it-boltwise.de/tesla-und-byd-ein-vergleich-der-zukunftspotenziale-bis-2025.html

[5] https://aktien-mag.de/nachrichten/hot-news/byd-uberholt-seinen-konkurrenten-tesla-nun-auch-beim-umsatz/p-139360

[6] https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/e-auto-duell-tesla-aktie-vs-byd-aktie-welches-papier-hat-2025-das-groessere-potenzial-14280357

[7] https://de.finance.yahoo.com/nachrichten/byd-harte-konkurrenz-f%C3%BCr-tesla-164737373.html

[8] https://www.business-punk.com/2025/04/tesla-vs-byd-wer-dominiert-wirklich-den-e-auto-markt/

[9] https://www.electrive.net/2025/03/07/pem-forscher-vergleichen-byd-und-tesla-akkus/

[10] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/byd-autohersteller-aus-china-ueberholt-tesla-beim-umsatz/100115939.html

[11] https://thedlf.de/byd-aktie-bleibt-der-tesla-jager-auf-der-uberholspur/

PT 29

Am ersten April wurden nicht so viele politische Schlagzeilen produziert wie sonst – aber die wichtigste, die chinesische Militärübung um Taiwan herum, war wichtig genug, um sie zum Thema das Tages zu machen. Heute ist Trump wieder dran. Oder die EU ist dran, will Trump es beschlossen hat. Dazu haben wir eine Statista-Grafik für sie. Und noch einmal die USA, dieses Mal innenpolitisch: In Wisconsin hat die Demokratie sich gegen Musk und Trump geregt.

02.04.2025 In Wisconsin regt sich erster Widerstand gegen Musk und Trump

Die Richterwahl in Wisconsin hat eine liberale Mehrheit am Obersten Gerichtshof des Bundesstaates gesichert und markiert einen wichtigen Sieg für die Demokraten. Gleichzeitig war sie geprägt von kontroversen Wahlkampfmethoden, insbesondere durch Elon Musk, der versuchte, mit massiven finanziellen Mitteln Einfluss zu nehmen.

## **Wichtige Ergebnisse der Wahl**

– **Susan Crawford**, die von den Demokraten unterstützte Kandidatin, gewann mit einem deutlichen Vorsprung von etwa 10 Prozentpunkten gegen den konservativen Kandidaten Brad Schimel, der von Donald Trump und Elon Musk unterstützt wurde[1][3][7].

– Die Wahl sichert eine 4:3-liberale Mehrheit im Gericht bis mindestens 2028 und verhindert damit eine konservative Wende[3][6].

– Mit Ausgaben von über 90 Millionen Dollar war dies die teuerste Richterwahl in der US-Geschichte[3][8].

## **Bedeutung der Wahl**

  1. **Politische Implikationen**: Der Oberste Gerichtshof in Wisconsin spielt eine zentrale Rolle bei Entscheidungen über Wahlgesetze, Abtreibungsrechte und den Zuschnitt von Wahlkreisen. Crawfords Sieg bedeutet, dass die Demokraten weiterhin Einfluss auf diese entscheidenden Themen behalten[4][7].
  2. **Stimmungstest**: Die Wahl wurde als erster großer Test für Donald Trumps zweite Amtszeit gesehen. Die Niederlage seines Kandidaten signalisiert Widerstand gegen seine Regierungspolitik und die Rolle seines engen Verbündeten Elon Musk[1][8].

## **Kontroverse um Elon Musk**

Elon Musk sorgte mit seinen Wahlkampfmethoden für erhebliches Aufsehen:

– Er investierte mehr als 25 Millionen Dollar in Schimels Kampagne, was fast ein Drittel der gesamten Wahlkampfausgaben ausmachte[3][5].

– Musk verteilte öffentlich Schecks über jeweils eine Million Dollar an zwei Wähler und bot Geldprämien für Unterschriften gegen Crawford an. Diese Aktionen wurden weithin als Versuch gewertet, Wählerstimmen zu kaufen[4][7].

## **Analyse und Kommentar**

Die Richterwahl verdeutlicht die zunehmende Politisierung des Justizsystems in den USA. Während solche Wahlen eigentlich unabhängig sein sollten, zeigt sich hier deutlich der Einfluss von Parteipolitik und externen Akteuren wie Elon Musk.

### **Pro Demokratie**

Crawfords Sieg ist ein Triumph für demokratische Prinzipien. Trotz massiver finanzieller Übermacht auf Seiten ihres Gegners entschieden sich die Wähler für die Kandidatin, die sich für Rechte wie Abtreibungsschutz und faire Wahlen einsetzt. Dies zeigt, dass Geld allein nicht ausreicht, um demokratische Prozesse zu untergraben.

### **Gegen Musks Einflussversuch**

Elon Musks Versuche, durch finanzielle Anreize Einfluss auf den Wahlausgang zu nehmen, stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Integrität demokratischer Wahlen dar. Solche Praktiken könnten langfristig das Vertrauen in das Wahlsystem untergraben und müssen kritisch hinterfragt werden.

Die Wahl in Wisconsin ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, demokratische Institutionen vor externem Einfluss zu schützen. Sie zeigt aber auch, dass engagierte Wähler trotz solcher Versuche ihre Stimme erfolgreich einsetzen können.

Kurzkommentar

Diese Art, Richter zu wählen wie Politiker, ist in den USA offenbar uralt, wie man in vielen Western besichtigen kann – und ein Zeichen dafür, dass dieses Demokratie erhebliche Mängel hat. Auch das wird in manchen Film thematisiert. Die Summen, die dabei mittlerweile im Spiel sind, kann man ebenfalls als atemberaubend bezeichnen. Das alles hat mit Fairness und Gleichheit in Freiheit nichts zu tun, das ist pure Klassen-Scheindemokratie. Dass es trotzdem nicht immer funktioniert, sich das Land zu kaufen, ist in diesen Zeiten ein bitter notwendiges Zeichen, das man aber nicht überbewerten darf. Es wird noch viele Wahlen auf vielen Ebenen und für viele Positionen geben, in denen das Geld und der rechte Kulturkampf sich doch durchsetzen werden. Immerhin, es gibt diesen Lichtbilitz.

Quellen

[1] https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/wahl-richter-wisconsin-100.html

[2] https://apnews.com/article/wisconsin-supreme-court-elon-musk-trump-8fe006c7f8fa40b663eccd6751bada98

[3] https://en.wikipedia.org/wiki/2025_Wisconsin_Supreme_Court_election

[4] https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/richterwahl-wisconsin-musk-102.html

[5] https://www.nytimes.com/2025/04/01/us/politics/wisconsin-supreme-court-crawford-schimel.html

[6] https://www.aljazeera.com/news/2025/4/2/wisconsin-supreme-court-election-results-what-happened-and-why-it-matters

[7] https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/demokraten-gewinnen-richterwahl-in-wisconsin-niederlage-fuer-donald-trump-elon-musk

[8] https://www.srf.ch/news/international/usa/trotz-musk-millionen-wisconsin-waehlt-demokratin-susan-crawford-in-oberstes-gericht

[9] https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-04/wisconsin-richterwahl-susan-crawford-donald-trump-elon-musk

[10] https://www.nbcnews.com/politics/elections/wisconsin-supreme-court-election-results-rcna198353

[11] https://apiavote.org/wi-election/

[12] https://www.washingtonpost.com/elections/results/2025/04/01/wisconsin-supreme-court/

[13] https://www.fr.de/politik/niederlage-fuer-trump-liberale-setzt-sich-bei-richterwahl-in-wisconsin-durch-zr-93661832.html

[14] https://www.reuters.com/world/us/wisconsin-votes-high-profile-judicial-race-after-millions-spent-by-musk-2025-04-01/

[15] https://www.cbsnews.com/news/wisconsin-supreme-court-race-elon-musk-expensive/

[16] https://www.deutschlandfunk.de/liberale-kandidatin-susan-crawford-gewinnt-richterwahl-in-wisconsin-niederlage-fuer-trump-und-musk-102.html

[17] https://www.npr.org/2025/04/01/nx-s1-5345862/wisconsin-supreme-court-crawford-schimel-election-results

[18] https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_100661734/richterwahl-in-wisconsin-rueckschlag-fuer-trump-trotz-musks-millionen.html

[19] https://www.nytimes.com/interactive/2025/04/01/us/elections/results-wisconsin-supreme-court.html

[20] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/musk-usa-richterwahl-wisconsin-petition-tesla-trump-100.html

02.04.2025 Infografik: Welche Zölle hat Donald Trump bisher beschlossen? | Statista

Begleittext von Statista

Am heutigen – von ihm selbst „Liberation Day“ genannten Tag – will Donald Trump neue Zölle verkünden. Kein Staat soll verschont bleiben, so der US-Präsident laut tagesschau.de. Das schlimmste Szenario wären „pauschale Zusatzzölle auf alle Importe in Höhe von 20 oder sogar 25 Prozent. Welche Zölle auch immer verhängt werden, sie dürften in der Größenordnung von rund 20 Prozent liegen, berichtete die Washington Post unter Berufung auf Insider.“ Praktisch seit Beginn der zweiten Trump-Amtszeit am 20. Januar 2025 hat dieser Zölle verhängt, wie eine Aufstellung der Tax Foundation zeigt. Demnach könnten pauschale Zölle auf EU-Waren US-Importe mit einem Volumen von fast 600 Milliarden US-Dollar betreffen. Bereits in Kraft sind Abgaben in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium. Außerdem sind bereits Zölle gegen Kanada, Mexiko und China in Kraft.

Kurzkommentar

Es gibt immer mehr Beobachter, die hinter Trumps Außenwirtschaftspolitik eine durchaus kohärente Strategie vermuten und sie aus volkswirtschaftlicher Sicht recht plausibel darstellen und als ein Spiel mit vielen Bällen verbinden, wovon einer die Geldpolitik sein soll, die in der Zolldiskussion zu wenig beachtet wird, ebenso, wie möglicherweise erwünscht ist, dass das Kapital nicht mehr wie bisher in die USA strömt und der Dollar – kontrolliert -nachgibt. Aber wir haben noch keinen Kommentar gefunden wird, der einigermaßen analytisch aufgebaut ist und in dem behauptet wird, a.) diese Sache sei halbwegs risikolos für die USA und b.) kommt bei solchen Betrachtungen wiederum die Geostrategie zu kurz, die sich nach unserer Ansicht nicht mit Trumps Wirtschaftspolitik vereinbaren lässt – sofern die USA wirklich eine Weltmacht und nicht nur eine große Wirtschaftsmacht bleiben wollen. Schwindet aber ihr Weltmachtstatus, mindern sich nach unserer Ansicht auch ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten, denn es gibt kein Produkt, das die USA noch wirklich exklusiv herstellen, für das es also keinen Ersatz aus asiatischer oder gar europäischer Fertigung gäbe. Und es gibt keine Rohstoffe in den USA, die nicht ebenfalls woanders vorkommen oder mittelfristig ersetzt werden könnten.

01.04.2025 China startet eine Militärübung nahe Taiwan – Zeit, ein wenig auf die Hochrüstung Chinas zu schauen.

China hat heute, am 1. April 2025, umfangreiche Militärübungen rund um Taiwan begonnen[1][2]. Diese Manöver umfassen mehrere wichtige Aspekte:

## Militärübungen um Taiwan

– Die Übungen simulieren Angriffe und Seeblockaden[1]

– Beteiligt sind Einheiten der Armee, Marine, Luftwaffe und Raketentruppen[1]

– Ziel ist es, sich Taiwan aus verschiedenen Richtungen zu nähern[1]

– Die Übungen konzentrieren sich auf Kampfbereitschaftspatrouillen zu See und in der Luft, Angriffe auf See- und Landziele sowie Blockaden wichtiger Gebiete und Seerouten[2]

## Chinesische Aufrüstung im maritimen Bereich

Die chinesische Marine (PLAN) hat in den letzten Jahren eine massive Aufrüstung betrieben:

– Die PLAN verfügt aktuell über etwa 370 Schiffe und U-Boote[4]

– Bis 2025 wird ein Anstieg auf 395 Schiffe erwartet, bis 2030 sogar auf 435[4]

– China hat zwischen 2019 und 2023 in nur vier Jahren eine Flotte gebaut, die der gesamten Royal Navy entspricht[8]

– Die PLAN ist mittlerweile die zweitgrößte Marine der Welt nach Gesamtverdrängung (2 Millionen Tonnen in 2024)[6]

– Sie ist die größte Marine weltweit nach Anzahl der aktiven Hochseeschiffe[6]

## Vergleich zur US-Marine

– Die US-Marine verfügt derzeit über 296 Kampfschiffe[4]

– Prognosen sehen einen Rückgang auf 283 Schiffe bis 2027 für die US-Marine[4]

– China könnte bis 2035 475 Kampfschiffe haben, während die USA nur 305 bis 317 haben werden[6]

Diese rapide Aufrüstung Chinas, insbesondere im maritimen Bereich, stellt eine wachsende Herausforderung für die USA und ihre Verbündeten in der Region dar.

Kommentar

Sicherlich spielt die Qualität der Truppen und die Technik der Einheiten auch eine Rolle, aber warum rüstet ein Land, das von niemandem militärisch bedroht wird und dessen Regierung uns immer verkaufen will, wie friedlich-partnerschaftlich sie sein will, dermaßen auf? Es könnt sich in diesem Sinne als riesiger Bumerang erweisen, wenn die USA Europa fallenlassen und sich nicht auf die zusätzlichen Kräfte der Verbündeten stellen können, wenn es tatsächlich zur Konfrontation um Taiwan kommen sollte.

Quellen

[1] https://www.npr.org/2025/04/01/g-s1-57434/china-military-exercises-taiwan

[2] https://www.aljazeera.com/news/2025/4/1/china-stages-military-drills-off-taiwan-in-warning-to-separatists

[3] https://hongkongfp.com/2025/04/01/china-holds-large-scale-military-drills-around-taiwan/

[4] https://armyrecognition.com/news/navy-news/2025/exclusive-us-department-of-defense-urges-shipbuilding-overhaul-amid-growing-chinese-naval-threat

[5] https://www.gisreportsonline.com/r/china-military-expansion/

[6] https://en.wikipedia.org/wiki/People’s_Liberation_Army_Navy

[7] https://www.aa.com.tr/en/asia-pacific/china-thailand-begin-naval-drill-focusing-on-maritime-strike-operations/3520626

[8] https://www.telegraph.co.uk/business/2025/03/12/china-builds-equivalent-of-royal-navy-in-just-four-years/

[9] https://gcaptain.com/china-kicks-off-more-drills-near-taiwan-pushing-back-at-us/

[10] https://apnews.com/article/china-taiwan-military-drills-56a39e0044657c0a74482184895e6bed

[11] https://www.nytimes.com/2025/04/01/world/asia/china-taiwan-military-drills.html

[12] https://www.cnn.com/2025/03/31/china/china-taiwan-military-drills-hnk-intl/index.html

[13] https://www.euronews.com/2025/04/01/chinese-military-launches-large-scale-military-drills-around-taiwan-as-warning-against-ind

[14] https://www.reuters.com/world/asia-pacific/chinese-military-says-it-is-conducting-exercises-around-taiwan-2025-03-31/

[15] https://www.abs-cbn.com/news/world/2025/4/1/china-holds-large-scale-military-drills-around-taiwan-1629

[16] https://www.washingtonpost.com/world/2025/03/12/chinese-shipbuilding-military-national-security/

[17] https://maritime-executive.com/editorials/op-ed-china-is-getting-stronger-but-taiwan-invasion-in-2025-is-unlikely

[18] https://chinaobservers.eu/the-pentagon-report-chinas-military-rise-and-its-implications-for-the-west/

[19] https://www.csis.org/analysis/unpacking-chinas-naval-buildup

[20] https://www.lowyinstitute.org/the-interpreter/china-s-naval-growth-goes-vertical

[21] https://www.youtube.com/watch?v=7RsXECBOY58

[22] https://www.nytimes.com/2025/02/28/world/asia/china-military-drills-pacific.html

[23] https://www.chathamhouse.org/2025/03/chinas-military-build-indicates-it-serious-about-taking-taiwan

[24] https://armyrecognition.com/news/navy-news/2025/japan-completes-type-12-surface-to-ship-missile-deployment-to-protect-strategic-straits-against-chinese-naval-expansion

[25] https://www.csis.org/analysis/ship-wars-confronting-chinas-dual-use-shipbuilding-empire

[26] https://www.iiss.org/online-analysis/charting-china/2025/03/chinas-outsized-advantage-in-its-critical-maritime-infrastructure-protection/

[27] https://www.memri.org/reports/chinese-peoples-liberation-army-navy-plan-2025-xi-jinpings-gunboat-diplomacy-and-global

[28] https://www.japantimes.co.jp/news/2025/04/01/asia-pacific/china-pla-taiwan-military-exercises/

[29] https://www.cbsnews.com/news/china-taiwan-war-games-us-japan-military-alliance-south-china-sea-tension/

[30] https://www.dw.com/en/china-holds-large-scale-military-drills-around-taiwan/a-72102540

[31] https://www.aa.com.tr/en/asia-pacific/china-holds-massive-military-drills-around-taiwan-as-stern-warning-report/3525038

[32] https://nypost.com/2025/04/01/world-news/china-launches-military-drills-around-taiwan-calls-president-lai-ching-te-a-parasite/

[33] https://edition.cnn.com/2025/02/16/china/china-military-readiness-rand-report-intl-hnk-ml/index.html

[34] https://thediplomat.com/2025/03/security-belt-2025-and-beyond-chinas-minilateralism-on-the-rise/

[35] https://www.cnn.com/2025/02/16/china/china-military-readiness-rand-report-intl-hnk-ml/index.html

PT 28

Heute haben wir wieder drei Themen in den Ticker gepackt, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, und auch keine assoziative Verknüpfung vorgenommen. Wir weisen auch darauf hin, dass wir aus  Zeitgründen heute relativ knapp kommentiert haben und nicht alles, was wir geschrieben haben, schon komplett gedanklich ausgeformt ist. Das gilt besonders für den letzten Beitrag „Wehrdienst für Frauen“, weniger für „Marine Le Pen“, unser Hinweis „Sanktionen“ liegt etwa dazwischen.

31.03.2025: Ist Marine le Pen raus? Wie das Urteil gegen sie kommentier wird und der Blick in Richtung AfD

Wir haben diesen Vorgang im heutigen Ticker ganz nach oben gestellt – weil wir im Kommentar auf etwas hinweisen werden, was uns in Deutschland auch betrifft:

Marine Le Pen, die Führerin der französischen rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN), wurde am 31. März 2025 von einem Pariser Gericht wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder verurteilt. Die Entscheidung stellt einen Wendepunkt in der französischen Politik dar und hat sowohl national als auch international für Aufsehen gesorgt.

Urteil und Strafen

Marine Le Pen wurde für schuldig befunden, EU-Gelder missbraucht zu haben, indem sie diese für die Bezahlung von Parteimitarbeitern verwendete, die offiziell als parlamentarische Assistenten angestellt waren. Das Gericht verhängte folgende Strafen:

  • Eine fünfjährige Sperre für öffentliche Ämter, die sofort in Kraft tritt und ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2027 ausschließt124.
  • Eine vierjährige Haftstrafe, von der zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Die verbleibenden zwei Jahre sollen unter Hausarrest mit elektronischer Überwachung verbüßt werden235.
  • Eine Geldstrafe von 100.000 Euro35.
  • Die Partei RN wurde zudem zu einer Geldstrafe von 2 Millionen Euro verurteilt37.

Das Gericht stellte fest, dass Le Pen und ihre Partei zwischen 2004 und 2016 über 4 Millionen Euro an EU-Geldern veruntreut haben. Sie selbst wies die Vorwürfe vehement zurück und bezeichnete das Verfahren als „politische Hinrichtung“14.

Reaktionen aus Frankreich

Die Verurteilung hat in Frankreich eine breite Debatte ausgelöst:

  • Jordan Bardella, Präsident der RN und Le Pens politischer Nachfolger, sprach von einem Angriff auf die französische Demokratie und bezeichnete das Urteil als ungerecht69.
  • Eric Zemmour, ein weiterer rechtsextremer Politiker, kritisierte das Urteil als Eingriff in den demokratischen Prozess6.
  • Einige gemäßigte Politiker äußerten Bedenken über die politische Signalwirkung des Urteils, obwohl sie Le Pens Schuld anerkannten8.

Internationale Reaktionen

Das Urteil sorgte auch international für starke Reaktionen:

  • Ungarns Premierminister Viktor Orbán bekundete seine Solidarität mit den Worten „Je suis Marine!“ auf Social Media9.
  • Italiens stellvertretender Ministerpräsident Matteo Salvini sprach von einer „Kriegserklärung aus Brüssel“ und kritisierte das Urteil scharf9.
  • Der Kreml bezeichnete das Urteil als Beispiel dafür, wie europäische Hauptstädte demokratische Normen verletzen würden9.

Pressestimmen aus Deutschland

Auch deutsche Medien und Politiker haben auf das Urteil reagiert:

  • In deutschen Leitartikeln wird das Urteil überwiegend als gerechtfertigt angesehen, jedoch wird die Frage aufgeworfen, ob die Justiz eine führende Oppositionsfigur faktisch aus dem politischen Wettbewerb ausschließen sollte.
  • Einige Kommentatoren betonen die Bedeutung des Urteils für die Stabilität der französischen Demokratie, während andere vor einer möglichen Radikalisierung der RN-Anhängerschaft warnen.

Ausblick

Das Urteil könnte Le Pens politische Karriere nachhaltig beenden und stellt die RN vor eine ungewisse Zukunft. Ihr Nachfolger Jordan Bardella muss nun beweisen, dass er die Partei in den Präsidentschaftswahlen vertreten kann. Gleichzeitig wird erwartet, dass Le Pen Berufung einlegt, auch wenn dies ihre Sperre nicht automatisch aufhebt.

Kommentar

Schauen Sie sich bitte genau an, wer jetzt angesichts dieses Urteils gegen die führende Person der Rechten in Frankreich diesen Vorgang so schrecklich undemokratisch findet. Es sind alles Personen und Stellen, die nicht gerade als Musterdemokraten gelten. In Wirklichkeit geht es in der Justiz immer darum, Recht zu sprechen. Und wenn es stimmt, was Le Pen vorgeworfen wird, dann muss das Urteil gegen sie genau so ausfallen, wie das bei einer weniger prominenten Persönlichkeit der Fall gewesen wäre. Alles andere wäre Klassenjustiz von oben.

Wir haben heute nicht die Zeit, die deutschen Stimmen im Detail zu sichten, aber wir erkennen in der kurzen Zusammenfassung der KI ein Muster: Man kann doch nicht jemanden aus dem Rennen nehmen, der viele Wähler hat! Man kann Trump nicht wirklich wegen seiner Straftaten angehen, man kann Le Pen nicht verurteilen, auch wenn sie tatsächlich Unrecht begangen hat, man kann – ja, man kann natürlich auch die AfD nicht verbieten, schlicht deshalb, weil sie viel Zustrom hat. Egal, ob sie verfassungswidrig und damit unrechtmäßig ist oder nicht.

Es ist bestürzend, mit welcher Einstellung zum Recht bei uns Politik gemacht und auch kommentiert wird und wie damit der Schutz der Demokratie verlorengeht. Sie sollte wehrhaft sein, so sieht es das Grundgesetz vor. Eine Demokratie kann sich aber nicht selbst wehren, es müssen immer Menschen für sie eintreten. In der Politik, in der Justiz, in der Zivilgesellschaft. Wenn das nicht stattfindet, nützt die beste Verfassung der Welt nichts.

Noch ist nicht klar, wie sich das Urteil gegen Le Pen auf den Zulauf zum RN auswirken wird. Jordan Bardella gilt als ebenso talentiert im Sinne von populistisch und manipulativ wie Le Pen. Die Argumentation, dass dieses Urteil gegen Le Pen dem RN hilft und deswegen falsch ist, geht aber ebenfalls nicht an. Ein rechtswidriger Vorgang kam ans Licht, und wenn er belegbar ist, müssen die Konsequenzen folgen.

Dass diese Einsicht für viele Politiker so schwierig ist und offenbar auch für viele Journalisten, erlaubt tiefe Einblicke in das Rechtsverständnis dieser Personen. Welch eine rechtsstaatsfreie Idee, Le Pen schützen wollen, weil sie eine politische Person ist. Die Parallelen zu Vorgängen oder der Angst davor, Vorgänge auf den Weg zu bringen, wie etwa die Prüfung eines AfD-Verbots, offenbaren eine abgrundtief mangelhafte Rechtskultur. Diese Parallelen sind so offensichtlich, dass sie jeden, der diesen Fall kommentiert, geradezu anspringen und ihm ins Ohr schreien müssten: Sie handeln, argumentieren, schreiben gegen die Demokratie.

Einen wichtigen von mehreren Unterschieden zur Causa AfD wollen wir kurz besprechen: Mit Le Pens Verurteilung ist der RN nicht weg und ihr Nachfolger steht quasi fest. Das ist der Justiz sicher auch bewusst gewesen, als sie Marine Le Pen verurteilt hat. Gerade deswegen ist es richtig gewesen, das zu tun, wenn es begründet ist. Es ist nur eine Person, in Deutschland wäre es nur eine Frau Weidel oder ein Herr Höcke. Der RN existiert weiter, ist weiterhin die politische Plattform für die Rechten in Frankreich, mittlerweile tief vernetzt in den Regionen, mit vielen Politiker:innen, die Funktionen innehaben. Der RN wird ohne Le Pen überleben.

Hier wird also auch eine Person überhöht, weil die Rechten sich gerne zu Opfern stilisieren. Im Fall eines AfD-Verbots wäre das anders. Eine Nachfolgepartei müsste erst aufgebaut werden und sie müsste notabene verfassungstreu sein. An der Grenze zur Verfassungstreue, teilweise schon jenseits davon, mit ihrer Programmatik und ihren populistischen Ausritten ins AfD-Revier, steht aber die Union. Mit einem AfD-Verbot würde in der Tat den Rechtsextremen, den Verfassungsfeinden in Deutschland ihre Partei weggenommen. Aber wenn sie verfassungswidrig ist, muss sie verboten werden. Die Demokratie endet in Deutschland, wo die Verfassungsmäßigkeit endet.

31.03.2025 Infografik: Woher bezieht die EU ihr Flüssiggas? | Statista

Begleittext von Statista

Schon 2027 will die EU eigentlich vollständig auf russische Energie verzichten. Aktuell scheint die Staatengemeinschaft sich diesem Ziel aber nicht anzunähern, wie Daten des Thinktanks Bruegel zeigen. Demnach haben EU-Staaten im Januar und Februar fast 4.000 Millionen Kubikmeter verflüssigtes Erdgas (LNG) aus Russland bezogen.

Die LNG-Lieferungen scheinen vom russischen Angriffskrieg kaum beeinträchtigt worden zu sein, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. So steigerte das Land seine Flüssiggas-Exporte Richtung EU 2022 sogar um 35 Prozent. Im Jahr darauf gingen die Ausfuhren zwar leicht (-6,1 Prozent) zurück, stiegen aber 2024 erneut kräftig (21 Prozent).

Auch beim Pipeline-Gas haben die russischen Gasexporte laut Bruegel im vergangenen Jahr zugelegt. Strömten 2023 27.283 Millionen Kubikmeter durch die Leitungen, waren es zuletzt 33.045 Millionen Kubikmeter – das entspricht einem Plus von 21 Prozent. Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch Ember, ein weiterer Thinktank.

Pipeline-Gas und LNG zusammengenommen kommen die Ember-Analyst:innen für 2024 auf ein Plus von 18 Prozent, heißt es in einem Artikel auf tagesschau.de. Besonders Italien, Tschechien und Frankreich würden vermehrt Gas aus Russland beziehen.

Kurzkommentar

Eigentlich müssten wir hier gar nicht kommentieren. Machen Sie sich ein eigenes Bild davon, ob das Sanktionsregime gegen Russland funktioniert. Wir hatten von Beginn an Waffenlieferungen als sinnvoller angesehen, aber dass die Sanktionierung dermaßen desaströs läuft, hatten wir auch nicht erwartet. Wenn schon die EU es nicht schafft, Russland keine weiteren Mittel für die Kriegsführung zu ermöglichen, wie soll sie dann gegenüber anderen Ländern glaubwürdig wirken, die bisher gar nicht daran denken, sich dem Sanktionsregime anzuschließen? Für die Amerikaner war die Entscheidung Europas, Russland zu sanktionieren, ein Bombengeschäft, die die Grafik ebenfalls zeigt. Offensichtlich ist auch, dass EU-seitig erheblich mehr von dem teuren und umweltschädlichen LNG bezogen wird als vor dem Ukrainekrieg.

31.03.2025 Civey-Umfrage: Sollte die allgemeine Wehrpflicht im Falle einer Wiedereinführung Ihrer Meinung nach auch für Frauen gelten?

Begleittext von Civey

Dänemark hat beschlossen, die Wehrpflicht für Frauen einzuführen. Die Reform soll bereits im Juli dieses Jahres in Kraft treten, zwei Jahre früher als ursprünglich geplant. Demnach können Frauen, die nach dem 1. Juli 18 Jahre alt werden, ab 2026 zum elfmonatigen Wehrdienst eingezogen werden. Wie auch bisher bei den Männern wird durch eine jährliche Lotterie entschieden, wer dann tatsächlich eingezogen wird. Zum Dienst einberufen wird allerdings nur, wenn es nicht genügend Freiwillige gibt. 

Die Entscheidung wurde mit der aktuellen sicherheitspolitischen Lage und dem Bedarf an mehr Rekruten für die Streitkräfte begründet. „Es ist daher ein wichtiges Signal, die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern auf den 1. Juli 2025 vorzuziehen“, erklärte der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen am Dienstag. Dänemark folgt damit dem Beispiel von Norwegen und Schweden und wird das dritte skandinavische Land mit Wehrpflicht für Frauen. Hierzulande wird schon länger über die Wiedereinführung der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht diskutiert. 

Der aktuell noch geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) schlug ein Wehrdienstmodell vor, bei der Männer ihre Bereitschaft zum Wehrdienst kundtun müssen. Für Frauen wäre die Auskunft freiwillig gewesen. Für die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), wäre die Dienstpflicht nur zeitgemäß, wenn sie für Männer als auch für Frauen gelte, was angesichts der Sicherheitslage zudem notwendig sei. Derweil lehnen FDP, Grüne, BSW und Linke einen verpflichtenden Wehrdienst generell ab. Die FDP spricht von einem „gewaltigen Freiheitseingriff bei jungen Menschen”. Die Grünen wollen den Freiwilligendienst attraktiver machen, während die Linke jede Form des Wehrdienstes ablehnt, da er kostspielig sei und nicht zum Frieden beitrage.

Kommentar

Wir klappern schnell die Parteien ab, die gegen einen Wehrdienst sind. Die FDP ist mal wieder komplett durchsichtig: Alles, was solidarisch ist und der Gesellschaft dient, kann weg. Als wenn es nicht schon genug Egoismus im Land geben würde. Das BSW würde das Land gerne an Putin verschachern, da stört natürlich eine funktionierende Armee, egal, ob sie aus Männern, Frauen oder beiden Geschlechtern besteht. Die Grünen rufen zwar mit am lautesten nach Unterstützung für die Ukraine, sind aber wieder mal nicht konsistent. Die meisten ihrer Politiker haben selbst nicht gedient, das merkt man deutlich, und daher keine Ahnung von der gemeinschaftsstiftenden Wirkung einer Verpflichtung, etwas fürs eigene Land zu tun. Wir haben den Verdacht, dass zu einem erheblichen Anteil an Fahnenflüchtigen kommen würde, wenn Grüne wirklich mutig sein müssten. Wir schlagen daher vor, für Grünwähler:innen keinen Wehrdienst ins Auge zu fassen, das würde der Verteidigung nur schaden. Die Linke hat zu Krieg und Frieden und Verteidigung ein Verhältnis, das ebenfalls nicht einheitlich ist. Wenn sie sich zum Demokratiererhalt bekennen will, muss sie sich zu Maßnahmen bekennen, die solidarisch sind und der Verteidigung dienen.

Wir müssen uns heute kurz fassen, da darf auch mal etwas Polemik dabei sein und natürlich müssen auch wir nicht beweisen, dass wir absolut fehlerfrei argumentieren können, wenn die Politik es schon nicht kann. Dass wir generell für die Einführung eines Pflichtdienstes sind, haben wir vielfach und gut begründet dargelegt, das Thema Frauen war dabei allerdings noch nicht zentral, wenn es um den Wehrdienst ging.

Wir haben mit „eher ja“ gestimmt, nicht mit „absolut ja“. Es gibt eine Ungleichheit, die durch diese vorgebliche Gleichheit gefördert wird: Frauen haben nun einmal einen Nachteil in Sachen Lebens- und Karriereplanung, wenn sie einen Kinderwunsch in die Tat umsetzen. Diesen Nachteil kann man mit vielen Förderungsmaßnahmen ausgleichen, eine Pflichtzeit nur für Männer war aber schon per se ein Ausgleich. So haben wir es auch empfunden, als wir unseren eigenen Wehrdienst abgeleistet hatten und danach an der Uni auf Frauen trafen, die regelmäßig ein Jahr jünger waren als wir. Uns hat das nicht gestört, weil wir wussten, dass auf sie noch etwas zukommen würde, auf viele jedenfalls, was uns erspart bleiben würde.

Dass gerade die skandinavischen Länder vorausgehen, finden wir bemerkenswert, und was dort passiert, nehmen wir immer ernst, da die nordischen Gesellschaften viel funktionabler sind als die unsrige. Wir vermuten, dass dort aber der Ausgleich von Nachteilen, die Frauen generell haben, weiter vorangeschritten ist als hierzulande und daher der Wehrdienst für alle oder nach bestimmten Quoten oder Verfahren die Chancengleichheit weniger beeinträchtigt. Dass wir mit „eher ja“ gestimmt haben, war auch durch diese Beispiele bedingt.

Schmunzeln mussten wir, als wir uns das Ergebnis angeschaut haben. Bei keiner anderen Umfrage, die wir bisher besprochen haben, war es zwischen Frauen und Männern so unterschiedlich. Der Gap beträgt nicht weniger als 12 Prozent zwischen „Männer“ und „alle“, wobei nur Männer gesondert ausgewiesen werden. Da wir davon ausgehen, dass bei solchen Umfragen prozentual sowieso mehr Männer als Frauen teilnehmen, können wir uns vorstellen, wie das Ergebnis bei den Frauen aussieht. Die neoliberale Politik hat gewirkt, das Hemd sitzt immer näher als die Hose.

Wir haben aber grundsätzlich Verständnis dafür, dass Frauen eher zögerlich sind, während Männer gerne darüber verfügen wollen, was für Frauen zu gelten hat. Vielleicht sollte man es bei diesem Lackmustest für die Gesellschaft mal mit einer Volksabstimmung versuchen. Ein gutes Thema, um mehr direkte Demokratie umzusetzen: Nur, wenn Frauen und Männer sich zumindest mit relativer Mehrheit für einen Frauen-Wehrdienst aussprechen würden, sollte er eingeführt werden.

Quellen zum Thema Verurteilung von Marine Le Pen

  1. https://www.lemonde.fr/en/france/article/2025/03/31/french-far-right-leader-marine-le-pen-found-guilty-of-embezzlement-of-public-funds_6739685_7.html
  2. https://www.euronews.com/2025/03/31/verdict-imminent-for-marine-le-pen-in-high-stakes-embezzlement-trial
  3. https://fortune.com/europe/2025/03/31/marine-le-pen-banned-office-house-arrest-upending-france-2027-presidential-race-ban-electronic-tag/
  4. https://www.cnn.com/2025/03/31/europe/marine-le-pen-embezzlement-trial-verdict-france-intl/index.html
  5. https://www.cbsnews.com/news/marine-le-pen-france-embezzlement-guilty-verdict-elections-ban-sentence/
  6. https://www.usnews.com/news/world/articles/2025-03-31/factbox-reactions-to-french-far-right-leader-le-pens-graft-conviction
  7. https://edition.cnn.com/2025/03/31/europe/marine-le-pen-embezzlement-trial-verdict-france-intl/index.html
  8. https://www.npr.org/2025/03/31/g-s1-57262/france-marine-le-pen-embezzlement-verdict
  9. https://www.lemonde.fr/en/france/article/2025/03/31/marine-le-pen-convicted-world-and-domestic-reactions-to-ban-on-running-for-office_6739697_7.html
  10. https://www.politico.eu/article/france-far-right-national-rally-marine-le-pen-court-verdict-embezzlement-case-guilty/
  11. https://www.reuters.com/world/europe/reactions-french-far-right-leader-le-pens-graft-conviction-2025-03-31/
  12. https://www.timesofisrael.com/french-far-right-leader-le-pen-barred-from-seeking-public-office-over-embezzlement/
  13. https://kyivindependent.com/french-court-finds-far-right-leader-le-pen-guilty-of-embezzling-european-parliament-funds/
  14. https://www.dw.com/en/france-embezzlement-trial-to-decide-le-pens-future/a-72091790
  15. https://www.france24.com/en/live-news/20250331-%F0%9F%94%B4-french-court-convicts-far-right-leader-marine-le-pen-in-embezzlement-trial
  16. https://amp.dw.com/en/france-le-pen-found-guilty-in-embezzlement-trial/a-72091790
  17. https://www.reuters.com/video/watch/idRW299031032025RP1/
  18. https://www.youtube.com/watch?v=U4D6uzH3–s
  19. https://www.hollywoodreporter.com/news/politics-news/france-far-right-marine-le-pen-guilty-fraud-presidental-ban-1236176308/
  20. https://www.dw.com/en/marine-le-pen-guilty-of-embezzlement-barred-from-office/a-72091790
  21. https://www.ctvnews.ca/world/article/french-court-finds-far-right-leader-marine-le-pen-guilty-of-embezzlement/
  22. https://www.youtube.com/watch?v=kB4qaH3mZcI
  23. https://www.dw.com/en/france-le-pen-found-guilty-in-embezzlement-trial/a-72091790
  24. https://www.aljazeera.com/news/2025/3/31/french-court-finds-far-right-leader-le-pen-guilty-of-embezzlement
  25. https://www.reuters.com/world/europe/frances-le-pen-faces-crunch-day-graft-trial-that-could-kill-her-presidential-2025-03-31/
  26. https://www.upday.com/uk/far-right-leader-marine-le-pen-found-guilty-in-embezzlement-case
  27. https://www.telegraph.co.uk/world-news/2025/03/31/marine-le-pen-ban-french-politics-court-case/
  28. https://www.bloomberg.com/news/articles/2025-03-31/le-pen-barred-from-2027-presidency-run-after-court-conviction

PT27

Einen Samstagsticker hatten wir nicht vorgesehen – und heute wird es schwierig, aber vielleicht schaffen wir es noch – leider ist uns ein bereits begonnener Ticker verlorengegangen, so etwas passiert uns nicht so oft. Wir werden uns wohl etwas kürzer fassen, außerdem fehlt ja auch eine Stunde Zeit. Dafür haben wir heute einen Beitrag verlinkt, von dem wir sagen können, dass er nicht nur einer der umfangreichsten, sondern auch der informativsten ist, die in den letzten Monaten bei uns erschienen sind.

Ein bisschen Trump muss immer sein, das schicken wir vorweg, und nachdem wir klargestellt haben, dass es um die Demokratie in den USA nicht zum Besten bestellt ist, kommen wir zu unserer eigenen – und haben einen schlimmen Verdacht: Eifert die Union (CDU/CSU), wo immer es geht, den Trumpisten nach?

28.03.2025 Wie die Trump-Regierung Wissensinstitutionen angreift (#Verfassungsblog) – DER WAHLBERLINER

Wir haben wieder einmal einen Artikel des Verfassungsblogs republiziert. Wenn Sie ihn gelesen haben, wissen Sie mehr über die Vorgänge in den USA als die meisten Deutschen. Falls sie sämtliche darin verlinkten Beiträge ebenfalls studieren, wissen Sie danach mehr über die USA als die meisten Amerikaner. Eine tragische Rolle beim Niedergang der Demokratie spielt das Nichtwissen, neben der Boshaftigkeit vieler Menschen natürlich. In dem verlorengegangenen Text hatten wir unsere Erkenntnisse aus dem Verfassungsblog-Artikel ausführlicher kommentiert, heute belassen wir es bei dieser kurzen Anmerkung, denn es wird noch genug Gelegenheiten geben, sich ausführlicher zu äußern. Aber wir bleiben gewissermaßen im Thema.

Führt die Politik Trumps dazu, dass die Menschen in den USA sich von ihm abwenden? Es kommt vermutlich auf die Art der Frage an und wer fragt, aber das Ergebnis von Meinungsforschung, das wir im Folgenden darstellen, gibt noch keinen Aufschluss über eine eventuell nachlassende Akzeptanz der neuen Regierung – auch wenn ein überwiegender Teil der Amerikaner vermutlich gegen bestimmte Maßnahmen der Trump-Administration ist. Das darf man nicht mit einer allgemeinen Ablehnung gleichsetzen – und deswegen können wir nur davor warnen, die europäische Sicht auf Trump und seine Leute zu verabsolutieren. Das hat schon während des Wahlkampfs 2024 nicht funktioniert, den Kamala Harris nach europäischer Lesart hätte unbedingt gewinnen müssen. Auch wir hatten uns damals sehr für Harris ins Zeug gelegt, was ja auch aus europäischer Sicht richtig war, wenn man sieht, wie Trump mit Europa umgeht. Gerade das könnte ihm in den USA viele Punkte bringen, denn hinter all dem Protz und Gehabe und der alltagskulturellen Dominanz der USA bleibt immer eine gewisse Tendenz, sich marginalisiert zu fühlen. Auf dieser Klaviatur spielt Trump sehr gekonnt.

28.03.2025 Infografik: Wie sehen US-Bürger:innen ihre Regierung? | Statista

Begleittext von Statista

Die neue US-Regierung ist erst wenige Monate alt, aber schon häufen sich die Skandale. Während Donald Trump und sein Kabinett in Europa eher skeptisch betrachtet wird, fällt die Meinung der US-Bürger:innen deutlich positiver aus. Wie die Statista-Infografik auf Basis des Harris Poll des Harvard Center for American Political Studies zeigt, hat die Hälfte der Befragten ein (eher) positives Bild von US-Präsident Trump. Demgegenüber stehen etwa 43 Prozent, die eine (eher) negative Meinung zu ihm haben.

Unter allen in der Umfrage abgefragten Mitgliedern der US-Regierung ist Trump der beliebteste. Den zweithöchsten Zustimmungswert hat Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. mit 46 Prozent. Der Impfskeptiker sorgte in der Vergangenheit mit kruden Geschichten und Verschwörungstheorien für Aufsehen. Als eine seiner ersten Amtshandlungen kündigte Kennedy nun an rund 10.000 Vollzeitstellen im Gesundheitsministerium abbauen zu wollen. Damit reiht er sich in den von Elon Musks DOGE-Behörde forcierten Stellenabbau in der öffentlichen Verwaltung ein.

Zu Musk haben die US-Amerikaner:innen derweil ein ambivalentes Verhältnis: 44 Prozent der Befragten sehen ihn positiv, ebenfalls 44 Prozent negativ. Das einzige Kabinettsmitglied, bei dem ein negatives Bild überwiegt, ist Verteidigungsminister Pete Hegseth – 27 Prozent haben eine negative Meinung über den ehemaligen Fox-News-Moderator. Demgegenüber stehen rund 25 Prozent, die ihn mögen und knapp die Hälfte der Befragten, die diesen nicht kennen oder keine entsprechende Meinung haben.

Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass die Umfrage schon im Februar erstellt wurde – deswegen haben wir heute sogar zwei Grafiken für sie. Ein anderes Institut misst nicht statistisch die Zustimmung zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern stellt die Zufriedenheitswerte so dar, als ob sie fortlaufend abgefragt würden – und da sieht es nicht mehr so gut aus für Trump & Co. Würde er deswegen aber auch nicht mehr gewählt werden? Eine sehr theoretische Frage, so kurz nach der letzten Wahl, außerdem spielt dabei die Person eine große Rolle, die gegen Trump antritt.

Weil Trumps Zustimmungswerte so unterschiedlich dargestellt werden, haben wir heute ausnahmsweise eine zweite Grafik für Sie:

29.03.2025 Infografik: Wie beliebt ist Donald Trump in den USA? | Statista

Begleittext von Statista

Umfragen in den USA zeigen, dass die US-amerikanische Bevölkerung zunehmend unzufrieden ist mit der Arbeit ihres Präsidenten: Der Abstand zwischen den Befürwortern und Ablehnenden ist in den letzten Wochen merklich geschrumpft – die Gruppe der Ablehnenden ist derzeit laut den von der US-Webseite RealClearPolitics zusammengetragenen und gemittelten Umfragedatenleicht sogar etwas größer (48,5 Prozent gegenüber 47,9 Prozent). Am 27. Januar 2025 lag der Anteil der Ablehnenden lediglich bei 44,3 Prozent.

Insgesamt fällt auf, dass Trumps Zustimmungswerte schon in den ersten Wochen stetig gesunken sind. Selbst unter den Anhängerinnen und Anhängern des Präsidenten waren viele offenbar von den ersten Amtshandlungen abgeschreckt. Der Anteil der kritischen Stimmen wiederum hat in der zweiten Februarhälfte am stärksten zugelegt. Zu dieser Zeit spielten Trumps Zollandrohungen und die Sorge vor weiter steigenden Preisen eine zentrale Rolle in den Umfragen.

Während seiner ersten Amtszeit 2017 startete Trump mit sehr viel niedrigeren Zustimmungswerten ins Amt. Anfang März hatte er bereits eine klare Mehrheit der befragten Wählerschaft – rund die Hälfte – gegen sich aufgebracht. Sollten Prognosen zur Schwächung der US-Wirtschaft durch den von Trump wieder aufgenommenen Handelskrieg durch Strafzölle eintreten, dürfte die Unzufriedenheit der US-Bevölkerung in den kommenden Monaten weiter wachsen.

Und ging es nach dieser Darstellung, hätte Trump eigentlich nie eine Chance auf den Wahlsieg haben dürfen. Gallup ist das berühmteste Meinungsforschungsinstitut überhaupt, zumindest historisch gesehen, aber ob sie hier richtig liegen? US-Präsident Donald Trump: Zustimmung und Ablehnung in den USA 2021 | Statista Wir lösen auf: Es handelt sich um Trumps erste Präsidentschaft von 2017 bis 2021. Offenbar hatte schon am Tag seiner Amtseinführung bei einigen Amerikanern das Gefühl vorgeherrscht, sich verwählt zu haben, und bis auf einen kurzen Zeitraum mit leicht überwiegender Zustimmung waren seine Werte immer negativ. Insofern hatte es Joe Biden 2020 auch relativ leicht, ihn zu schlagen.

Die jetzige Situation kann man mit der vor vier Jahren nicht vergleichen. Gerade dieser radikale Aktivismus, geschuldet auch einer guten Vorbereitung auf die zweite Amtszeit und alles, was von 2021 bis 2024 passierte, schaffen eine ganz andere Situation. Die Amerikaner sind Freunde von Actionfilmen, und Action bietet die Trump-Regierung ohne Ende. Dass sich die Menschen bald nicht mehr in einer Demokratie befinden, werden viele erst merken, wenn es zu spät ist. Was Trump bremsen kann, ist nicht die Durchsetzung des ultrarechten Kulturkampfes, sondern, dass die USA wirtschaftlich ins Schlingern geraten. Er stimmt die Amerikaner ja auch testweise schon darauf ein, dass es zu einer Rezession kommen könnte. Man will schauen, ob man die Bürger:innen auch auf eine Opferhaltung einstimmen kann, als befände man sich in einem Abwehrkrieg, in dem es um Leben und Tod geht. Nur, wenn sie sich so fühlen, lassen sehr viele US-Bürger:innen wirtschaftliche Einbußen zu. Vor allem, wenn sie von jemandem organisiert werden, der mit dem Versprechen der Inflationsbekämpfung einen Wahlkampfschlager aufgelegt hatte. Es bleibt interessant. Und wir werden, siehe oben, noch viele Gelegenheiten haben, uns über die US-Demokratie Gedanken zu machen. Mit der unsrigen sieht es aber auch nicht so gut aus.

Vor allem, wenn die Union immer wieder für Angriffe von innen, aus der vorgeblichen Mitte heraus, sorgt. Selbst die konservative Presse spricht sich dagegen, dass das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) wieder abgeschafft wird. Wir sehen hier einen der dreistesten Anschläge auf die Demokratie vor uns, die die Union bisher geliefert hat, und ausgerechnet ein bereits korrumpierter Politiker, der selbst durch das IFG überführt wurde, will die SPD zu dessen Abschaffung bewegen. Die Zivilgesellschaft steht auf, und wir sind dabei:

30.03.2025 Der Fall Abschaffung #Informationsfreiheitsgesetz (IFG): Wie die #Union schon wieder an der Demokratie sägen will (Leitartikel) #Demokratie in #Gefahr – DER WAHLBERLINER

In diesem umfangreichen Beitrag gehen wir der Frage nach, was von sogenannten demokratischen Parteien zu halten ist, die immer deutlicher versuchen, die Demokratie zu beschädigen. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass die SPD sich in den Koalitionsverhandlungen mit der „CDU“ und der „CSU“ ausnahmsweise widerständig zeigt.

PT 26

Heute haben wir einen Freitags-Großticker für Sie, mit Themen, die wir teilweise gestern schon zusammengestellt haben. Wir beschäftigen uns mit EU-Politikballons, mit den US-Demokraten (Verweis auf unseren gestrigen Einzelbeitrag), mit echter Putin-Machtpolitik, seiner präsidialen Dauerkarriere, was die Ästhetik von Automobilen und des Bauens über unsere Zeiten aussagen. Nicht weniger als sechs interessante Beiträge haben wir entdeckt, gelesen, analysiert (oder analysieren lassen)und kommentiert. Wir sind dabei trotzdem noch im Rahmen geblieben, die Gesamtlänge des Tickers betreffend.

27.03.2025 Keine deutsche Beteiligung: Macron: Französisch-britische Mission soll ukrainische Armee unterstützen – n-tv.de / „Koalition der Willigen“: Nach diesem Gipfel ist völlig unklar, ob sich Selenskyj auf die Europäer verlassen kann – WELT

Die beiden Artikel stehen für eine ganze Reihe von Beiträgen, die sich mit der Sache heute befasst haben und wir steigen dieses Mal gleich ein:

Macron inszeniert Ukraine-Engagement: Deutschland leistet reale Hilfe, Frankreich betreibt Symbolpolitik

Emmanuel Macron präsentiert einmal mehr großspurig eine französisch-britische Mission zur Unterstützung der Ukraine. Doch hinter der Ankündigung, Einheiten nach Kiew zu entsenden, verbirgt sich eine eklatante Diskrepanz zwischen öffentlicher Inszenierung und tatsächlichem Engagement. Während Deutschland im Stillen substanzielle Hilfe leistet, versucht Macron, sich mit wenig Inhalt ins Rampenlicht zu drängen.

Deutschlands stille Führungsrolle:

Bundeskanzler Olaf Scholz demonstrierte in Paris die deutsche Zurückhaltung. Anstatt vollmundige Versprechungen abzugeben, verwies er auf die faktische Unterstützung, die Deutschland der Ukraine zukommen lässt. Diese Hilfe ist keineswegs gering:

  • Waffenhilfe: Deutschland hat sich in den letzten Jahren als führender europäischer Waffenlieferant etabliert und wird dies laut Scholz auch bleiben.
  • Finanzielle Unterstützung: Deutschland ist gemäß seiner Wirtschaftskraft maßgeblich an den EU-Hilfen für die Ukraine beteiligt.
  • Flüchtlingsaufnahme: Mit der Aufnahme von 1,2 Millionen ukrainischen Geflüchteten leistet Deutschland einen enormen Beitrag zur humanitären Hilfe, der die französischen Anstrengungen bei weitem übertrifft.

Macrons „Koalition der Willigen“:

Die von Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer initiierte „Koalition der Willigen“ zur Unterstützung der Ukraine scheint primär dem Zweck zu dienen, eine gemeinsame europäische Antwort auf das Vorgehen der USA unter Präsident Donald Trump zu finden. Die USA nähern sich Russland unter Trump an, während Europa eine Antwort sucht. Der Ansatz wirft jedoch Fragen auf:

  • Friedenstruppen-Illusion: Die Idee einer Friedenstruppe stößt nicht nur auf Ablehnung in Russland, sondern ist auch realitätsfern. Angesichts der fehlenden Bereitschaft Russlands zu echten Verhandlungen und der unklaren Bedingungen für einen zukünftigen Frieden wirkt Macrons Vorstoß wie ein Ablenkungsmanöver. Scholz betonte in Paris, dass zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht klar sei, ob und in welcher Form es eine solche Friedenstruppe geben werde.
  • Schaumschlägerei statt Substanz: Während Macron von „französisch-britischen Einheiten“ in der Ukraine spricht, bleibt unklar, welchen konkreten Mehrwert diese Mission bringen soll. Die Ukraine benötigt vor allem Waffen, Munition und finanzielle Unterstützung – Güter, die Deutschland im großen Stil liefert.
  • Ausschluss der USA: Dass die USA, die jüngst in Saudi-Arabien mit Russland und der Ukraine in getrennten Gesprächen verhandelten, nicht zu dem Pariser Treffen eingeladen wurden, deutet auf ein angespanntes Verhältnis und eine mögliche Spaltung innerhalb der westlichen Allianz hin.

Fazit

Deutschland beweist mit konkreter Hilfe, dass Solidarität nicht nur eine leere Worthülse ist. Macron hingegen präsentiert sich als Initiator, ohne dabei die tatsächlichen Bedürfnisse der Ukraine ausreichend zu berücksichtigen. Es ist an der Zeit, dass europäische Politiker aufhören, sich in symbolischen Handlungen zu verlieren und stattdessen pragmatische Lösungen suchen, die der Ukraine wirklich helfen. Die Ukraine braucht keine Inszenierung, sondern Waffen, Geld und humanitäre Hilfe.

Kommentar

In diesem Fall haben wir eine Vorgehensweise gewählt, die bisher bei uns eher selten war: Wir haben die KI gleich so eingenordet, dass die nicht neutral, sondern kritisch schreibt. Das kommt daher, dass uns dieses ewige pompöse Getue des kleinen Franzosen auf die Nerven geht. Und Deutschland muss endlich darauf bestehen, dass es in der EU überall ein erstrangiges Mitspracherecht hat, wenn es um die Ukraine geht, denn hierzulande wir dein Fünffaches dessen geleistet wie in Frankreich und mehr als dreimal so viel wie in jedem anderen EU-Staat. In Relation zu seinem BIP leistet Deutschland sogar mehr als die USA.

Großbritannien ist bei der Waffenhilfe Nummer zwei in Europa nach Deutschland. Leider immer wieder der gleiche Vorwurf an Scholz: Er muss unser Land endlich besser verkaufen. Klar, es ist nun so gut wie obsolet, aber wir haben jetzt schon die Befürchtung, dass Merz es nicht viel besser machen wird. Er ist zwar offensiver, aber dafür hat er sich taktisch bisher als ziemlich unbegabt gezeigt, also wiederum dem Profi-Selbstdarsteller Macron unterlegen, der es immer wieder schafft, aus fast nichts einen Grande-Nation-Heißluftballon zu machen, der höher ist als der Eiffelturm. Denken Sie mal darüber nach, ob seine vielen Telefonate mit allen möglichen Machthabern bisher auch nur ein bisschen etwas in Richtung Frieden in der Ukraine bewirkt haben. Sie finden nichts? Wir haben auch nichts gefunden.

Der Welt-Artikel beschreibt zwar ganz gut den Stand der Dinge, aber hebt natürlich die Uneinigkeit der Europäer hervor, auch zwischen England und Frankreich, wenn man genauer hinschaut, ohne nur mit einem Wort zu erwähnen, dass Russland bisher europäische Sicherungstruppen ablehnt.

Wenn Macron hingegen etwas Substanzielles tut, dann dient es den Interessen Frankreichs, wie bestimmte Integrationsforderungen bezüglich der EU. Wenn das nichts bringt, wird eben Symbolpolitik gemacht und dabei der Eindruck erweckt, Europa wird von Frankreich geführt, was ja der eigentliche Zweck der Übung ist, nicht etwa, der Ukraine so gut wie möglich zu helfen.

Vielleicht sollte die deutsche Politik auch mal pokern und sagen: Wir gehen voran, wir schicken die meisten Truppen und überhaupt. In dem Wissen, dass das eh alles keine Substanz hat. Aber so ist deutsche Politik eben nicht, schon gar nicht unter Scholz, sondern im Ganzen verantwortungsbewusst und bescheiden. Innenpolitisch würde das beschriebene Vorgehen zu erheblichem Ärger führen, weil viele es ernst nehmen oder so tun würden. In dem Welt-Artikel hat sich Boris Pistorius trotzdem in de Richtung geäußert, dass Deutschland dabei wäre, käme es zu einem Friedenssicherungstruppeneinsatz. Das ist aber eine andere Haltung, als gegenwärtig so zu tun, als stünde ein solcher unmittelbar bevor.

Und in Frankreich? Unser Eindruck ist, Macron will wohl noch schnell den Rechten und den extremen Linken ein paar Stimmen zukommen lassen, bevor er 2026 aus dem Amt scheiden wird.

28.03.2025 Ukrainekrieg: Wladimir Putin will Ukraine unter UN-Verwaltung stellen | ZEIT ONLINE

Da wir schon bei der Ukraine sind, eine kleine Leseempfehlung, die wieder einmal belegt, warum wir von einem Frieden in Wirklichkeit weit entfernt sind. Russland kommt mit immer neuen Vorschlägen oder Bedingungen, die unannehmbar sind und vor allem Zeit kaufen sollen.

28.03.2025 Infografik: Putins Stationen der Macht | Statista

Da wir schon bei Putin sind, dachten wir, kommt uns eine Statista-Grafik von gestern gelegen, die seinen Karriereweg nachzeichnet – allerdings nur ab dem Zeitpunkt, als er erstmals ganz oben in der russischen Hierarchie stand.

Begleittext von Statista

Der russische Präsident Wladimir Putin ist im vergangenen Jahr für weitere sechs Jahre vereidigt worden. Wie die Statista-Infografik zeigt, begann damit seine fünfte Amtszeit – und eine erneute Kandidatur wäre möglich. Nach einer von ihm initiierten und 2021 in Kraft getretenen Verfassungsreform könnte Putin im Anschluss an die aktuelle eine weitere Amtszeit als Präsident absolvieren und damit bis ins Jahr 2036 an der Macht bleiben. Von 1999 bis 2008 und von 2008 bis 2012 war Putin Ministerpräsident Russlands.

International besteht Konsens über die Bewertung, dass die Präsidentschaftswahlen in Russland im März 2024 eine reine Wahlsimulation einer Diktatur und keine freien, demokratischen Wahlen gewesen sind, die auch nur Mindeststandards einer fairen Wahl entsprachen. Wie bereits bei der Präsidentschaftswahl in Russland im Jahr 2018, die Wladimir Putin mit rund 76,7 Prozent gewonnen hat, sitzen die meisten namhaften Oppositionellen im Gefängnis, wurden von der Wahl ausgeschlossen oder sind geflohen. In wichtigen Indizes, die ein Bild von der Situation der Menschenrechte, Medienfreiheit und politischen Integrität zeichnen, liegt Russland weit hinten.

Gleichzeitig sind die Erwartungen des Westens an die Sanktionen nicht aufgegangen. So ist bislang etwa kein nennenswertes Abwenden der russischen Bevölkerung vom Regime Putins und seinem Krieg in der Ukraine zu beobachten. Die Wirtschaft ist nicht wie erwartet eingebrochen und das Land verzeichnet seit 2023 wieder positive Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts. Russland nutzte die vergangenen zwei Jahre, das Land ökonomisch auf die Kriegswirtschaft umzustellen, womit die ökonomische Schwäche des Landes laut Beobachtern eine Zeit lang kaschiert werden kann.

Kurzkommentar

Die Nachricht, dass Putin krank ist und bald sterben wird, ist mindestens so alt wieder Ukrainekrieg, wenn nicht viel älter. Aber wir sollten davon ausgehen, dass er so lange an der Macht bleibt, wie er will, und das könnten mehr als zehn weitere Jahre sein. Selbst für die Zeit danach würde er sicher einen Weg finden, wenn er den Wunsch hätte, sein Engagement für den Unfrieden in der Welt fortzusetzen. Außerdem weiß man nie, wer danach käme. Sein Wadenbeißer Medwedew? Ob diese Sukzession besser für die Welt wäre, wagen wir zu bezweifeln. Es sei denn, Medwedew ist auch ein Fassadentyp, dem gegenwärtig eben die Aufgabe zufällt, die ohnehin deutlich vernehmbare Stimme seines Herrn ins Grotesk-Übersteigerte zu verzerren. Rechnen wir also mit dem Schlimmsten, gleich, wie sich die Dinge in Russland entwickeln.

27.03.2025  Was tun eigentlich die US-Demokraten? Keine Stille, sondern möglicherweise unausweichlicher Richtungsstreit vor der Kampagne gegen Trump – DER WAHLBERLINER

Eine von mehreren möglichen Taktiken, um den ersten Trump-Sturm zu überstehen, war es, sich als Opposition tot zu stellen. So mag das, was sich in den USA derzeit tut oder nicht, um dem Furor der Demokratievernichter entgegenzuwirken, auf manchen Beobachter gewirkt haben. Das stimmt aber nicht ganz, lediglich ist die Außenwirkung noch bescheiden. Wir haben uns auf die Spurensuche begeben und das Entstehen einer Gegenbewegung zu vermelden. Ob sie tragen wird, können wir noch nicht wissen, aber es gibt sie. 

28.03.2025 Autoindustrie in der Krise: Warum ist deutsches Design so hässlich? (FAZ)

Zusammenfassung des Artikels

Der Artikel diskutiert die Krise des deutschen Automobildesigns und dessen möglichen Einfluss auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche. Während es weiterhin talentierte junge Designer gibt, wird kritisiert, dass viele aktuelle Modelle ästhetisch und funktional unbefriedigend sind. Als Beispiel wird der aktuelle VW Golf genannt, dessen Design als aggressiv und unharmonisch beschrieben wird – eine Abkehr von der sachlichen Eleganz früherer Modelle wie dem Golf I (1974). Zudem wird moniert, dass deutsche Hersteller kaum noch erschwingliche Alltagsautos anbieten, sondern stattdessen auf protzige Luxusmodelle setzen, die soziale Abgrenzung symbolisieren. Technische Mängel, etwa Softwareprobleme, verstärken den Eindruck, dass Design und Qualität zugunsten kurzfristiger Profitmaximierung vernachlässigt werden13.

Analyse der Argumente

  1. Ästhetik vs. Funktionalität:
    Der Autor Nik Maak stellt die These auf, dass schlechtes Design nicht nur ein Geschmacksproblem ist, sondern auch wirtschaftliche Folgen hat. Die „optische Lautstärke“ vieler Modelle (z. B. BMW XM) spiegelt eine aggressive Marktstrategie wider, die jedoch Normalverdiener abschreckt. Dies korreliert mit den Absatzeinbrüchen der Branche16.
  2. Zielgruppenverfehlung:
    Die Kritik, deutsche Hersteller vernachlässigten bezahlbare Alltagsfahrzeuge, wird durch die E-Auto-Krise untermauert: Hohe Preise und technische Defizite führen dazu, dass selbst E-Auto-Besitzer zurück zum Verbrenner wollen25. Gleichzeitig fehlt es an attraktiven Alternativen im unteren Preissegment.
  3. Politische und wirtschaftliche Kontextfaktoren:
    Der Artikel verweist indirekt auf strukturelle Probleme wie Subventionsstreichungen und globale Konkurrenz (z. B. China). Allerdings betont er, dass mangelnde Design- und Qualitätsstandards diese Krise verschärfen – ein Aspekt, der in der politischen Debatte oft übersehen wird47.

Fazit:
Die Designkrise steht symbolisch für eine Branche, die ihre Kernkompetenzen – Funktionalität und Massentauglichkeit – zugunsten kurzfristiger Trends opfert. Der Artikel plädiert implizit für eine Rückbesinnung auf nutzerzentriertes Design, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen136.

Kommentar

Wir befassen uns im Moment (zu) wenig mit wirtschaftlichen Themen, aber hier hat die FAZ einen Trigger gesetzt. Wir sind es seit über 20 Jahren gewöhnt. Vor allem von BMW, wo man keine designerische Katastrophe scheut, um Autos noch protziger wirken zu lassen, als sie wegen ihres permanenten Größenwachstums ohnehin sind. Die Kunden wollen es angeblich so. Uns ist schon klar, dass immer weniger von jenen Kunden, die heutzutage solche Autos kaufen, ein Empfinden für Ästhetik haben, aber Hersteller aus anderen Ländern gehen diesen Weg nicht und fahren im wörtlichen Sinne gut damit. Der Formenterror ist leider ein Merkmal des Autodesigns insgesamt geworden, aber er hat nicht dieses imperiale Gepräge wie bei deutschen Autos, und hier wieder besonders bei BMW. Die FAZ hat nun im obigen Titel den Zusammenhang mit der technischen und qualitativen Rückständigkeit hergestellt, die deutsche Autos mehr und mehr aufweisen. Das heißt auch, die Fahrzeuge spiegeln jene Fassadenarchitektur, in der Schein mehr als Sein bedeutet.

Aber auch, wenn das Design einmal bewusst zurückhaltend ausfällt, wie bei den Mercedes E-Autos gegenüber den Benzinversionen, liegt es irgendwie daneben, weil in diesen Klassen ein allzu seifenstückartiges Design auch wieder nicht gefragt ist. Auch bei VW gibt es Zweifel, nämlich am Design der ID-Modelle, bei denen uns vor allem ihr enormer Größenzuwachs gegenüber Autos wie dem Golf auffällt, also von Fahrzeugen, die prinzipiell in derselben Klasse angesiedelt sind. Viele Trends, die deutsche Autos unangemessen klobig und großk(l)otzig wirken lassen, sind nicht nur in Deutschland zu bemerken, aber da man sich ja hier an der Spitze sieht, nimmt man bei diesem Trend ebenfalls eine Spitzenstellung ein. Lange Zeit schien es, als ob der Rückbau designerischer Exzellenz in Deutschland den Absatz deutscher Autos nicht negativ beeinflusst, aber wenn man sich Autos wie den neuen BMW 7er anschaut, bekommt man das Gefühl, irgendwann muss es mal genug sein mit der irrsinnigen Mischung aus Übertreibung und billiger Plastik-Optik.

In den 1970ern und frühen 1980ern waren deutsche Autos die Trendsetter nicht beim avantgardistischen, aber beim schlichten und eleganten, alltagstauglichen Design. Ikonen sind für uns immer noch die Mercedes S-Klasse W 126, die ab 1979 gebaut wurde oder auch der „kleine Mercedes“ 190 ab 1982 oder der „Stromlinien“-Audi 100 ab 1982. Audi hat lange Zeit davon profitiert, dass man dieses Design grundsätzlich weiterentwickelt hat, anstatt sich mit immer neuen Designbrüchen hervorzutun, aber offenbar ist das jetzt ausgereizt und auch bei Audi wuchern immer mehr unnötige Kanten und Sicken.

Bei BMW ist die Entwicklung der letzten 20 Jahre auch deshalb bitter, weil deren Fahrzeuge einmal die progressivsten in Deutschland waren. Als BMW mit der „neuen Klasse“ und anderen Modellen in den 1960ern aus seiner ersten Krise fuhr, waren diese Wagen klar und schön, deutlich von italienischem Design inspiriert, während Mercedes immer ein paar Jahre hinter der Moderne war und etwas zu barock war, man bei VW noch gar nicht wusste, was Design ist und Opel und Ford vor allem verkleinerte Ausgaben amerikanischer Autos ihrer Mutterkonzerne darstellten und auch immer ein bisschen hinter dem Trend in den USA zurückblieben.

Form follows Function gilt schon lange nicht mehr, bei verwinkelten SUVs, die Rückfahrkameras benötigen, damit man überhaupt hinten etwas sieht, und wir betonen noch einmal, dass nicht nur deutsche Autos auf dem designerischen Holzweg sind, aber hier fällt diese unangenehme Protzigkeit, die nicht mehr mit technischer Avantgardestellung einhergeht, besonders negativ auf. Es gibt ein Publikum, das voll darauf steht und der Zeitgeschmack geht tatsächlich in diese eklektizistische Richtung, aber nichtsdestoweniger bleibt hässlich genau dies, und eines Tages wird man sagen: Wie die Zeiten und die Mentalität der Menschen, so die Produkte. Das konnte nicht gutgehen, mit dieser Menschheit. Dieses Urteil stammt selbstverständlich von einem extraterrestrischen Expeditionsteam, das untersucht, wie es zum Ende der menschlichen Zivilisation kam und zu dem Schluss kommt, wie gut es war, dass man selbst einen anderen Weg gegangen ist, mit echtem Fortschritt anstatt Simulation desselben.

Es ist schwierig, einem Produkt wie dem Automobil ständig neue Designschübe abzuringen, es wurde im Prinzip schon alles ausprobiert. Aber schaut man sich einmal an, wie sich Zukunftsforscher vor einigen Jahrzehnten die Autoentwicklung vorgestellt haben, nämlich hin zu smooth aussehenden, luftigen, gerne selbstfahrenden Mobilen mit viel Glas und freundlicher, nicht aggressiver Optik, muss man doch sagen: es kam viel schlechter. Wir haben noch etwas gefunden, das dazu passt, es folgt nach der Quellenangabe zu diesem Ticker-Bestandteil.

 Quellen

  1. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/autoindustrie-in-der-krise-warum-ist-deutsches-design-so-haesslich-110380992.html
  2. https://www.youtube.com/watch?v=OQEfsIFlhek
  3. https://www.freeslotter.de/index.php?thread%2F106786-warum-ist-deutsches-kfz-design-so-h%C3%A4sslich%2F
  4. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/thema/automobilindustrie
  5. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/krise-der-autoindustrie-winfried-kretschmanns-haertestes-jahr-in-15-jahren-regierungszeit-110347454.html
  6. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/19-000-stellen-wurden-2024-gestrichen-krise-in-der-autoindustrie-110339297.html
  7. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/krise-in-der-autobranche-was-braucht-es-fuer-die-trendwende-110245860.html
  8. https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/vom-statussymbol-zum-ladenhueter-einbruch-bei-cabrio-verkauf-110382206.html

28.03.2025 Im Cäsarenwahn: Trump will „ab sofort“ Fassaden wie im Römischen Reich (Berliner  Zeitung)

Es gab auch schon Artikel darüber, wie er beispielsweise das Oval Office mit Nippes und überladenen Bilderrahmen ausstattet. Uns fiel die Zunahme an Protz auch auf, und es gibt offenbar tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Trumps Geschmack und der Auswahl seines Regierungsteams. Besonders die Frauen sehen wirklich unangenehm aus, mit ihrem überstylten Plastik-Look, und ähneln einander auch oft noch wie ein Ei dem anderen.

Leider muss man festhalten, dass Trumps Style auch unsere Zeit spiegelt, in der es nichts Neues mehr zu geben scheint, sondern nur noch die ins Groteske drehende Verherrlichung traditioneller, teilweise antidemokratischer Ideale. Trumps Frauen spiegeln ja auch die Alltagskultur, wie sie vor allem von den USA zu uns herüberkommt. Auch hier sieht man immer mehr komplett unnatürliche Gesichter und Figuren.

Wir haben dieses unangenehme Gefühl, dass wir in nicht nur gefährlichen, sondern auch scheußlichen Zeiten leben, im vorausgehenden Beitrag schon in puncto Autodesign besprochen, und natürlich hängt das alles mit der gegenwärtigen Tendenz zu Prunk und Entdemokratisierung zusammen. Ein System hat nichts mehr auszusagen, also erstellt es eklektizistische Fassaden (wir hatten den Begriff im vorausgehenden Artikel bereits erwähnt, bevor wir jenen zu Trumps Fassadenpolitik gelesen haben). Trumps Geschmack als Leitbild hat viele schlechte Freunde, Oligarchen und Gauner in aller Welt pflegen diesen Protzstil, in einigen Ländern, die nicht die Bauhaus-Tradition und generell die Moderne mitgeprägt hatten, wie das in Deutschland und den USA der Fall ist, ist dieser Stil auch nie groß hinterfragt worden. In Deutschland war Understatement bis zu einem gewissen Grad hingegen einmal schick. Aber die hiesige Kultur verändert sich und mit ihr die Anmutung von Menschen, Bauwerken, Dekors und Automobilen.

Unsere Auffassung, dass dies nicht zum Guten geschieht, ist vermutlich eine Mindermeinung, aber wir haben zu dem Thema einen anderen Zugang, und der beginnt nicht erst bei Trumps Cäsarenwahn, der ja in vielen Bereichen offensichtlich ist.

PT 25

In diesem ersten Jubliäumsticker besprechen wir fünf Themen, die natürlich alle wieder irgendwie miteinander zusammenhängen, aber doch in ihrem eigenen Recht stehen: Das BVerfG lässt die künftige Koalition aufatmen: Der Soli ist rechtens, wir schauen aus diesem Anlass auf die Schulden der EU-Staaten und Länder mit Best-Bonität, auf eine Enttäuschung, die sich gestern im Bundestag zugetragen hat und gleich zweimal auf das Dreieck China-Russland-USA: Waffenstillstand in der Ukraine? Und das geopolitische Schachbrett.

26.03.2025 Der Solidaritätszuschlag ist gerettet – Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Solidaritätszuschlag und seine Folgen

Entscheidung des BVerfG
Das Bundesverfassungsgericht wies am 26.03.2025 die Verfassungsbeschwerde von sechs FDP-Politikern gegen den Solidaritätszuschlag zurück. Der „Soli“ bleibt damit als verfassungsgemäße Ergänzungsabgabe (Art. 106 Abs. 1 Nr. 6 GG) bestehen12. Die Richter begründeten dies mit dem fortbestehenden „wiedervereinigungsbedingten finanziellen Mehrbedarf des Bundes“, der trotz Auslaufens des Solidarpakts II 2019 nicht evident entfallen sei26. Zwar müsse der Gesetzgeber den Bedarf regelmäßig überprüfen, ein „offensichtlicher Wegfall“ sei jedoch aktuell nicht feststellbar.

Kernargumente des Gerichts

  • Der Soli dient weiterhin der Finanzierung der deutschen Einheit, da strukturelle Unterschiede zwischen Ost und West fortbestehen26.
  • Die seit 2021 geltende Beschränkung auf obere Einkommen (10 % der Steuerpflichtigen) und Unternehmen verletze nicht den Gleichheitsgrundsatz16.
  • Eine Rückzahlungspflicht für bereits erhobene Abgaben (potenziell 65 Mrd. Euro seit 2020) lehnte das Gericht ab35.

Fiskalische Entlastung für die künftige Regierung
Der Erhalt des Soli verschafft der neuen Regierung (voraussichtlich Schwarz-Rot) finanzpolitische Spielräume:

  • Geplante Einnahmen 2025: 12,75 Mrd. Euro aus dem Soli bleiben im Haushalt – eine kritische Größe angesichts der durch Schuldenbremse und Investitionsstau bestehenden Haushaltslücke von 30 Mrd. Euro34.
  • Vermeidung einer Schuldenkrise: Ein Wegfall des Soli hätte die Haushaltslücke auf über 40 Mrd. Euro vergrößert und an die Folgen des „Schuldenurteils“ von 2023 erinnert, das zum Zusammenbruch der Ampel-Koalition beitrug35.
  • Rechtssicherheit: Durch die Abweisung der Rückforderungsklagen entgeht der Bund einer zusätzlichen Belastung von bis zu 65 Mrd. Euro45.

Politische Reaktionen

  • Union/SPD: Begrüßen das Urteil als „Stabilisierungsfaktor“ für den Haushalt6.
  • FDP/Kritiker: Bezeichnen die Entscheidung als „realitätsfern“, da der Soli ursprünglich befristet und zweckgebunden eingeführt wurde13.
  • Verfassungsrechtliche Debatte: Richterin Wallrabenstein kritisierte in einem Sondervotum die unklare Definition des „Mehrbedarfs“, stimmte dem Ergebnis aber zu2.

Fazit
Das Urteil sichert der künftigen Regierung planbare Steuereinnahmen und verhindert eine Verschärfung der Haushaltskrise. Gleichzeitig bestätigt es den Soli als Dauerinstrument – entgegen seiner historischen Begründung als Übergangslösung. Die Entscheidung unterstreicht die hohe Hürde für Steuerreformen in Deutschland.

Kommentar

Uns wäre eine generell gerechtere Steuerpolitik lieber gewesen als die psychologisch und begründungstechnisch eben nicht so einfache Erhaltung des Solidaritätszuschlags. Aber die FDP hat ja nicht vorgeschlagen, dass für den wegfallenden Soli endlich die Reichen bei den Steuersätzen, der Wiedereinsetzung der Vermögensteuer, der Erbschaftsteuer endlich auf einigermaßen gerechte Weise an den Gemeinschaftsaufgaben beteiligt werden sollen, im Gegenteil. Die FDP wollte wieder einmal die Handlungsfähigkeit des Staates ramponieren und den Superreichen weitere Geschenke machen – neben den vielen Privilegien, die sie ohnehin steuertechnisch haben.

 Komischerweise sieht die FDP in diesen Privilegien überhaupt keine Lücke in Sachen Gleichheit vor dem Steuergesetz. Das BVerfG hat immerhin dafür gesorgt, dass sich diese Ungerechtigkeiten nicht weiter verschärfen, aber eine Steuerreform zugunsten kleiner und mittlerer Einkommen steht weiterhin aus und im Fazit steht die vermutlich richtige Einschätzung, dass eine echte Steuerreform in Deutschland eine schwierige Sache ist.

Erinnern Sie sich noch an die Bierdeckel-Steuerreformpläne eines jungen Friedrich Merz, der sich damit als Steuerspezialist profilieren wollte? Derselbe Merz wird nun Regierungschef eines Landes, dessen Steuersystem an Komplexität kaum zu überbieten ist und wird daran vermutlich auch nichts ändern. Wir sind grundsätzlich für die Auflösung des Investitionsstaus, also auch für die neuen Schulden, aber es ist politisch der nächste Offenbarungseid, ihre Effizienz nicht durch Strukturreformen zu erhöhen. Daran ist übrigens auch die SPD, nicht nur die Union beteiligt, die es vermutlich nicht schaffen wird, auch nur ein kleines Stück mehr Steuergerechtigkeit, zum Beispiel durch Privilegien für Reiche, zu bewirken, wenn der einstige Bierdeckel-Künstler Merz keinen Reformwillen in dieser Richtung erkennen lässt.

Es gibt zu allen solchen Entscheidungen natürlich auch politische Interpretationen. Das Bundesverfassungsgericht ist unabhängig oder sollte es sein, aber nicht neutral. Die Tatbestände von 2023 und jetzt sind verschieden voneinander. Aber nach unserer Ansicht steht das BVErfG von allen Parteien aufgrund seiner Besetzung der CDU am nächsten, tut sich also schwer damit, eine CDU-geführte Regierung schon vor deren Amtsantritt in die Krise zu stürzen oder zu einer Krise beizutragen. Es geht aber auch um staatspolitische Verantwortung und um die erwähnte Tatsache, dass der Soli die Steuer-Ungerechtigkeit in Deutschland wenigstens minimal dämpft.

Quellen

  1. https://www.tagesschau.de/eilmeldung/bverfg-solidaritaetszuschlag-100.html
  2. https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/bvg25-030.html
  3. https://www.businessinsider.de/wirtschaft/solidaritaetszuschlag-verfassungsgericht-karlsruhe-soli-urteil-mit-brisanz-fuer-bundesregierung-und-steuerzahler/
  4. https://www.bild.de/politik/inland/heute-soli-weg-geld-zurueck-fuer-millionen-steuerzahler-67c17ab470ae484b84fce4cb
  5. https://www.businessinsider.de/wirtschaft/solidaritaetszuschlag-verfassungsgericht-karlsruher-soli-urteil-mit-brisanz-fuer-regierung-und-steuerzahler/
  6. https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bverfg-2bvr150520-solidaritaetszuschlag-soli-verfassungsgemaess
  7. https://www.businessinsider.de/wirtschaft/soli-verfassungsgericht-karlsruhe-soli-urteil-mit-brisanz-fuer-bundesregierung-und-steuerzahler/
  8. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/solidaritaetszuschlag-bundesverfassungsgericht-urteil-100.html
  9. https://www.focus.de/finanzen/news/soli-urteil-ist-eine-niederlage-fuer-die-steuerzahler-mit-einer-ausnahme_b845757b-da06-4bfc-afca-36220d81f4be.html
  10. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/soli-solidaritaetszuschlag-urteil-bundesverfassungsgericht-100.html
  11. https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2025/03/rs20250326_2bvr150520.html?nn=68112
  12. https://www.deutschlandfunk.de/welche-folgen-hat-das-soli-urteil-des-bundesverfassungsgerichts-100.html
  13. https://www.fr.de/politik/letztes-urteil-zum-solidaritaetszuschlag-risiko-fuer-die-koalitionsverhandlungen-93646038.html
  14. https://www.deutschlandfunk.de/entscheidung-des-bundesverfassungsgerichts-zum-solidaritaetszuschlag-erwartet-100.html
  15. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundesverfassungsgericht-weist-klage-gegen-solidaritaetszuschlag-ab-a-5760d8d6-9290-4ef7-9dfd-da56a93f66ef
  16. https://www.sueddeutsche.de/bayern/bundesverfassungsgericht-bayern-nennt-soli-urteil-ein-enttaeuschendes-ergebnis-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-250326-930-414862
  17. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/soli-bundesverfassungsgericht-urteil-102.html
  18. https://www.lto.de/recht/presseschau/p/2025-03-26-bverfg-soli-cum-cum-prozess-klette
  19. https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-03/solidaritaetszuschlag-geschichte-steuer-zahlung-hoehe-bundesverfassungsgericht
  20. https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.wann-urteil-soli-mhsd.d716ea45-a917-427a-ba6c-67eaf278664e.html
  21. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/solidalitaetszuschlag-bundesverfassungsgericht-100.html
  22. https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesverfassungsgericht-solidaritaetszuschlag-steuern-li.3225987
  23. https://www.youtube.com/watch?v=qUtzgur6ktI
  24. https://taz.de/Staatshaushalt/!6074727/
  25. https://www.diw.de/de/diw_01.c.925254.de/publikationen/diw_aktuell/2024_0098/solidaritaetszuschlag_abschaffen__spitzensteuersaetze_erhoehen.html
  26. https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/PDF/2020/Kurzgutachten_Soli-Reform_INSM.pdf

26.03.2025 Infografik: Wie viel EU-Länder halten die Obergrenze für Schulden ein? | Statista

Begleittext von Statista zu unserer Grafik des Tages

Für die Bruttostaatsverschuldung ihrer Mitgliedstaaten hat die EU eine Obergrenze in Höhe von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) festgelegt. Derzeit halten 14 Länder diese Grenze ein, die 13 anderen Länder reißen die Grenze mitunter deutlich. Deutschland verfehlt die 60-Prozent-Marke knapp – die Schuldenquote der Bundesrepublik liegt im dritten Quartal 2024 bei 64,4 Prozent, wie Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) zeigen. Fünf Länder haben Schulden in Höhe von mehr als 100 Prozent des BIP: Griechenland, Italien, Frankreich, Belgien und Spanien.

Die Regierungen der EU-Staaten hatten sich Ende 2024 nach monatelangen Verhandlungen auf etliche Veränderungen bei Schuldengrenzen verständigt. Das bisherige Regelwerk zur Überwachung und Durchsetzung dieser Vorgaben wurde von Kritikern seit Langem als zu streng angesehen. In Zukunft soll den Plänen Medienberichten zufolge unter anderem die individuelle Lage von Ländern stärker berücksichtigt werden. Die für die Aufsicht zuständige EU-Kommission soll etwa in einem Übergangszeitraum bei der Berechnung der Anpassungsanstrengungen den Anstieg der Zinszahlungen berücksichtigen können.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Anfang März zudem den EU-Staats- und Regierungschefs einen milliardenschweren Plan zur Aufrüstung Europas, den „ReArm Europe“-Plan, vorgestellt. Demnach könne Europa insgesamt „nahezu 800 Milliarden Euro“ mobilisieren. Größter Bestandteil: Wenn die Mitgliedsstaaten zusätzlich anderthalb Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Verteidigung investieren, könnten innerhalb von vier Jahren bis zu 650 Milliarden Euro für Rüstungsausgaben aufgebracht werden. Dabei soll die Ausweichklausel des Stabilitäts- und Wachstumspakts aktiviert werden. Sie soll es Mitgliedstaaten erlauben, neue Schulden für Verteidigungsausgaben zu machen, ohne deswegen ein EU-Defizitverfahren befürchten zu müssen.

Die Schuldenquote/Staatsschuldenquote bezeichnet das Verhältnis der Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Übersteigen die Staatsausgaben die Staatseinnahmen, wird dies als Haushaltsdefizit bezeichnet (Gegenteil: Haushaltsüberschuss). Der Staat benötigt Fremdkapital, um die Mehrausgaben finanzieren zu können. Dieses Fremdkapital versucht der Staat über die Ausgabe von Staatsanleihen am Kapitalmarkt zu leihen. Staatsanleihen sind verzinste Wertpapiere. Die Höhe der Verzinsung wird maßgeblich durch die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Staates bestimmt. Die Kreditwürdigkeit wird von Ratingagenturen eingeschätzt, die den Staaten Bonitätsnoten verleihen. Je zuverlässiger der jeweilige Staat von den Ratingagenturen eingeschätzt wird, desto höher ist sein Bonitätsranking und folglich desto geringer die Verzinsung seiner Wertpapiere (Je sicherer die Anlage, desto geringer die Verzinsung).

Kommentar

Auch bei der oben besprochenen Entscheidung des BVerfG ging es letztlich um Schulden und wir werden – thematisch – noch lange in den Schulden stecken. Sie sind auch schon seit vielen Jahren ein Thema und ein Zankapfel in der EU. Eines fällt sofort auf: Deutlich größer als das Nord-Süd-Gefälle in Europa ist dasjenige zwischen großen und kleinen Ländern. Selbst kleinere Länder mit höheren Sozialstandards, als etwa Deutschland sie hat, segeln mit viel weniger Staatsschulden durch gute und schlechte Zeiten hindurch. Woher kommt das? Bei einigen ist es klar, sie mästen sich auf Kosten der Größeren, was in einer solidarischen Staatengemeinsaft im Grunde gar nicht geht. Andere profitieren davon, dass sie immer noch „Nehmerländer“ sind, die von der EU per Saldo subventioniert werden. Also kommen wir doch wieder auf den Blick nach Norden. Dort gibt es Staaten, auf die das alles nicht zutrifft, und doch haben sie kaum Staatsschulden. Wie das möglich ist? Das recherchieren wir demnächst einmal, falls es tatsächlich Kriterien gibt, die man dabei herausarbeiten kann.

Deutschland betreffend, müssen wir immer wieder darauf hinweisen, dass unter Einbeziehung der sogenannten Sondervermögen der hiesige Staatsschuldenstand nicht so viel niedriger liegt als in Spanien oder Frankreich, nämlich bei etwa 90 Prozent. Das Peinliche daran: Diese Staaten halten ihre Infrastruktur in Ordnung, in Deutschland versickert das Geld offenbar in massiver Ineffizienz. Wir hatten einmal eine ausführliche Darstellung zu den Bonitätsratings der Staaten veröffentlich, die einer der beliebtesten Artikel des „ersten Wahlberliners“ war, heute fügen wir, weil die Ratings im Statista-Begleittext erwähnt werden, die besten Länder auf:

Staaten mit AAA-Rating (Stand: März 2025)

Folgende Länder verfügen aktuell über die höchste Bonitätsbewertung (AAA/Aaa) von mindestens zwei der drei großen Ratingagenturen (S&P, Moody’s, Fitch):

Europa

  • Deutschland (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Niederlande (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Schweiz (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Norwegen (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Schweden (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Dänemark (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Luxemburg (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Liechtenstein (Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)

Außereuropäisch

  • Australien (S&P: AAA, Fitch: AAA)
  • Kanada (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)
  • Singapur (S&P: AAA, Fitch: AAA, Moody’s: Aaa)

Besondere Fälle

  • Österreich wird von Fitch und DBRS mit AAA bewertet, von S&P jedoch nur mit AA+16.
  • Die USA haben ihr AAA-Rating bei S&P 2011 verloren und werden aktuell mit AA+ (S&P/Fitch) bzw. Aaa (Moody’s) eingestuft24.

Hinweis: Die Ratings gelten für langfristige Staatsanleihen in Fremdwährung und basieren auf den jüngsten Bewertungen von Februar/März 2025. Kleinere Agenturen wie DBRS vergeben teils abweichende Ratings (z.B. Schweiz: AAA bei DBRS, Spanien: A (high))15.

Kurzkommentar

Da steht Europa glänzend da, im Vergleich zu anderen Weltregionen, und das ist durchaus ein Pfund, wenn es darum geht, die Infrastruktur und die Verteidigungsfähigkeit zu verbessern. Eines fällt auf: Der riesige Kredit, den Deutschland von den Agenturen eingeräumt bekommt. Kein anderes Land mit durchgängigem AAA-Rating bei den drei großen US-Agenturen hat so viele Schulden. Möglicherweise befürchten die Agenturen, wenn sie Deutschland abwerten, kommt der gesamte Euro ins Rutschen, und daran will man nun auch wieder nicht schuld sein. Im Moment noch nicht, jedenfalls.

Quellen

  1. https://onlinebanken.com/ratgeber/laenderratings-fuer-tagesgeld/
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Kreditrating
  3. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ratings-ts-100.html
  4. https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_credit_rating
  5. https://tagesgeld-ueberblick.de/laender-ratings
  6. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1273963/umfrage/bewertung-der-kreditwuerdigkeit-von-euro-staaten/
  7. https://www.tagesgeldvergleich.net/ratgeber/laender-ratings.html
  8. https://tradingeconomics.com/country-list/rating 

26.03.2025 Bremst Gysis Geschichtsklitterung den Aufstieg der Linken? – Zur Rede des Alterspräsidenten am 25. März 2025 – DER WAHLBERLINER

Unsere Darstellung zu 36 Minuten während der gestrigen konstituierenden Sitzung des 21. Bundestages, die denkwürdig waren, aber nicht im positiven Sinne.

26.03.2025 Aktuelle Entwicklungen zu Waffenstillstandsverhandlungen im Ukrainekrieg

Wir updaten Sie und uns mit den aktuellsten Entwicklungen. Viele journalistische Beiträge sind uns hier zu bruchstückhaft verfasst und mit Reaktionen und Meinungen, Hoffnungen und von politischer Taktik gefärbten Einschätzungen garniert, die den Blick darauf verstellen, was tatsächlich Stand der Dinge ist:

Schwarzes Meer: Vereinbarung zur sicheren Schifffahrt
Russland und die Ukraine haben sich auf eine Waffenruhe im Schwarzen Meer geeinigt, um die sichere Navigation zu gewährleisten. Beide Seiten verzichten auf Angriffe auf Handelsschiffe und deren militärische Nutzung. Ein Drittstaat könnte die Einhaltung überwachen136. Die USA betonen, dass dies den Handel mit Getreide und Treibstoff für beide Seiten ermöglichen soll – ohne Erwähnung von Sanktionen gegen russische Exporte1.

Aussetzung von Angriffen auf Energieinfrastruktur
Ein 30-tägiges Moratorium für Angriffe auf Energieanlagen (inkl. Ölraffinerien, Pipelines und Kraftwerke) trat am 18.03. in Kraft. Verstöße entbinden die Gegenseite von der Einhaltung7. Die Ukraine warnt jedoch vor russischer Manipulation dieser Vereinbarung7.

Politische Positionen und Bedingungen

  • Russland: Fordert eine dauerhafte Friedenslösung, die die besetzten Gebiete anerkennt, und einen Kontrollmechanismus für die Waffenruhe26. Putin signalisierte Prüfung des US-Vorschlags, verlangt aber Details und ein Gespräch mit Trump25.
  • Ukraine: Präsident Selenskyj kritisiert Putins Bedingungen als „manipulativ“ und unrealistisch2. Kiew fordert, dass die Waffenruhe auch Häfen wie Odessa vor Angriffen schützt1.
  • USA: Unter Trump drängen die USA auf schnelle Einigung. Ein Sondergesandter deutete an, die Ukraine müsse auf NATO-Beitritt und Gebietsansprüche verzichten35. Die Militärhilfe wurde nach ukrainischem Zugeständnis zur Feuerpause wiederaufgenommen2.

Internationale Reaktionen

  • Die UN erwartet Gespräche über eine Friedensmission6.
  • Bundeskanzler Scholz begrüßt die Waffenruhe als Schritt zum „gerechten Frieden“2.
  • Großbritannien warnt davor, den „Aggressor zu belohnen“2.

Zeitplan und Ausblick
Die USA streben ein Abkommen bis zum 20.04. an5. Ob Russland zustimmt, hängt von Frontverläufen und weiteren Zugeständnissen ab. Die EU bleibt skeptisch, insbesondere nach den divergierenden UN-Resolutionen2.

Russland stellt folgende Bedingungen für eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg:

  1. Sanktionsaufhebungen
  • Rücknahme von Sanktionen gegen die russische Landwirtschaftsbank (Rosselchosbank) und deren Wiedereingliederung in das SWIFT-System14.
  • Aufhebung von Embargos auf Landwirtschaftstechnik und Güter für die Produktion von Lebensmitteln/Dünger14.
  • Beendigung von Beschränkungen für Schiffe unter russischer Flagge (insbesondere Fischereiprodukte-Transporte) und Häfen14.
  1. Sicherheit im Schwarzen Meer
  • Die vereinbarte Waffenruhe für Handelsschiffe gilt nur bei Erfüllung der Sanktionsforderungen. Russland will zudem Kontrollmechanismen durch Drittstaaten oder die UN125.
  1. Militärische Zugeständnisse
  • Putin fordert eine Demilitarisierung der Ukraine, einschließlich Stopp von Waffenlieferungen und Mobilisierung56.
  • Keine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine5.
  1. Territoriale Anerkennung
  • Implizite Forderung nach Akzeptanz der besetzten Gebiete als russisch, um „dauerhaften Frieden“ zu erreichen5.

Die USA signalisieren Kompromissbereitschaft bei Sanktionen, während die Ukraine die Bedingungen als „manipulativ“ ablehnt134.

Kurzkommentar

Was lesen Sie aus den obigen Informationen heraus? Unser Eindruck war folgender: Selbst für minimale Fortschritte wie eine Teilwaffenruhe stellt die russische Regierung Forderungen, die im Grunde erst das Ergebnis eines Friedensvertrags sein könnten – sofern man sie überhaupt erfüllen darf. Damit kauft Putin Zeit, um die Ukraine weiter zerstören und erobern zu können.

Das Problem für die Ukraine hingegen ist, dass die Amerikaner unter Zeit- und Erfolgsdruck auf Russlands Vorgaben eingehen könnten und es dann so aussähe, als ob die Ukrainer (nach der Lesart westlicher Putinisten: wieder einmal) einmal keinen Frieden akzeptieren würden. Bisher sieht das, was sich als Deal abzeichnet, komplett einseitig aus, und wenn es so zustande käme, wäre es die Einleitung der Kapitulation der Ukraine, und das ohne echte Sicherheitsgarantieren, dass wenigstens diese zu einem dauerhaften Frieden führen würde, bei dem die Ukraine etwa ein Fünftel ihres völkerrechtlich und einst von Russland selbst anerkannten Territoriums verlieren würde.

Quellen zur Grundrecherche

  1. https://www.jungewelt.de/artikel/496754.ukraine-krieg-schwarzes-meer-im-blick.html
  2. https://www.lpb-bw.de/ukrainekonflikt
  3. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/verhandlung-waffenruhe-usa-schwarzes-meer-ukraine-krieg-russland-100.html
  4. https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/wie-weit-sind-die-soldaten-aktuelle-karte-der-russischen-invasion-in-der-ukraine/
  5. https://www.fr.de/politik/ende-vom-ukraine-krieg-wunsch-datum-von-trump-enthuellt-zr-93642748.html
  6. https://www.handelsblatt.com/politik/international/ukraine-russland-stellt-bedingungen-fuer-teilweise-waffenruhe-im-schwarzen-meer/27982126.html
  7. https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/ukraine-krieg-russland-vereinbarung-angriffe-energieanlagen-100.html
  8. https://www.fr.de/politik/putin-und-trump-russland-stellt-bedingungen-fuer-frieden-telefonat-zwischen-zr-93632423.html

Quellen zu Russlands Bedingungen

  1. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/usa-russland-ukraine-schwarzes-meer-100.html
  2. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/waffenruhe-verhandlungen-riad-ukraine-russland-usa-104.html
  3. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/verhandlung-waffenruhe-usa-schwarzes-meer-ukraine-krieg-russland-100.html
  4. https://www.handelsblatt.com/politik/international/ukraine-russland-waffenstillstand-nur-gegen-aufhebung-von-sanktionen/100116143.html
  5. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/putin-reaktionen-waffenruhe-ukraine-analyse-100.html
  6. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/waffenruhe-verhandlungen-saudi-arabien-ukraine-krieg-russland-100.html
  7. https://www.welt.de/politik/ausland/video255789276/Ringen-um-begrenzte-Waffenruhe-Das-Schwarzmeer-Abkommen-gilt-noch-nicht-Die-Russen-stellen-Bedingungen.html
  8. https://www.fr.de/politik/moskau-signalisiert-neues-abkommen-im-ukraine-krieg-unter-bedingungen-moeglich-93647063.html
  9. https://www.n-tv.de/politik/Waffenruhe-im-Schwarzen-Meer-Kreml-stellt-Bedingungen-Ukraine-warnt-article25656600.html
  10. https://www.handelsblatt.com/politik/international/ukraine-russland-stellt-bedingungen-fuer-teilweise-waffenruhe-im-schwarzen-meer/27982126.html
  11. https://www.fr.de/politik/wladimir-putins-bedingungen-fuer-einen-waffenstillstand-im-ukraine-konflikt-zr-93634407.html


26.03.2025 Russland, China und Donald Trump: „Das hat Putin gar nicht nötig“
(T-Online)

Wir gehen zum Abschluss dieses Tickers auf die höchste politische Ebene, die geostrategische, und empfehlen das verlinkte Interview. Die Einschätzungen darin teilen wir vielleicht nicht in allen Details, außerdem gibt es ja zum Thema noch viel mehr Details, zum Beispiel die Bücher der beiden Wissenschaftler zum Thema China und Russland. Aber im Großen und Ganzen sind wir d‘accord. Wir finden die Idee auch amüsant, Trump könnte einen Keil zwischen Russland und China treiben wollen, indem er Putin bezüglich der Ukraine weit entgegenkommt. Falls er so denkt, ist er wirklich naiv.  

PT 24

Unser heutiger Ticker besteht aus vier Themen und einem Rahmen. Wir rahmen die Weltpolitik mit Sozialpolitik und Verkehrspolitik, also auch mit Stadtpolitik. Es geht um die Wohnkosten, es geht um die Verkehrswende, und mittendrin geht es natürlich wieder um Trump & Co. und um die unheimlichen Vorgänge in seiner Regierung, die wieder einmal ein Schlaglicht auf das Große und Ganze werfen. Wir finden es manchmal geradezu lustig, wie Ex-Politiker jetzt vor den neuesten Entwicklungen warnen, die sie selbst mitbefördert haben, als sie noch die Möglichkeit gehabt hätten, die Wirtschaftsordnung vom Kopf auf die Füße zu stellen.

25.03.2025 Infografik: Wo werden Wohnkosten zur übermäßigen Belastung? | Statista

Begleittext von Statista

Rund 12,6 Prozent der Bevölkerung Deutschlands ist durch Wohnkosten überbelastet – das bedeutet, dass etwa 10,5 Millionen Menschen in Haushalten leben, die mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens fürs Wohnen ausgeben. Seit 2014 hat sich die Situation für in Deutschland Lebende allerdings leicht verbessert, damals hat die Überbelastungsquote noch rund 16 Prozent betragen.

In anderen europäischen Ländern verhält es sich ähnlich. Wie die Statista-Grafik zeigt, ist in Griechenland mehr als ein Viertel der Bevölkerung durch Wohnkosten überbelastet und das schon seit mehreren Jahren. Laut Daten von Eurostat trifft die Überbelastung im Durchschnitt rund 8,8 Prozent der EU-Bevölkerung. Geringere Quoten weisen beispielsweise Italien und Slowenien auf.

Hierzulande werden durchschnittlich rund 27,9 Prozent des Haushaltseinkommens für Miete und Nebenkosten aufgewendet. Besonders hoch ist die Überbelastungsquote laut Destatis in Miethaushalten.

Kommentar

Dass nur Mieter:innen-Haushalte von Mietkosten belastet sind, ist irgendwie auch logisch, aber es ist auch politisch: In Berlin sind 80 Prozent aller Haushalte Mieter:innen-Haushalte. Weder die neue Stadtregierung aus CDU und SPD noch die Ampelregierung haben auch nur das Geringste gegen den anhaltenden Preisauftrieb auf dem Vermietungsmarkt getan. In Berlin dürfte die Überlastungsquote wesentlich höher sein als im Bundesdurchschnitt, der auf der Grafik gezeigt wird. In früheren Zeiten hätten wir es nicht bei einem Kurzkommentar belassen, weil wir das Thema Wohnungspolitik ins Zentrum unserer Berichterstattung gestellt hatten. Vielleicht werden die Zeiten es zulassen und werden unsere Kapazitäten es zulassen, das wieder zu tun. Wir haben dieses Problem der Wohnungsnot aber weiterhin im Blick und wir verhalten uns auch entsprechend und verdeutlichen dies mit dem Tag #Mietenwahnsinn und der Auswahl der zugehörigen Statista-Grafik für unser heutiges Ticker-Titelbild.

Dass die Ampelregierung auf diesem Gebiet komplett versagt hat, sowohl den Neubau als auch die Regulatorik betreffend, hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir der SPD am 23.02. nicht unsere Stimmen gegeben haben.  Und damit gleich wieder zur Weltpolitik.

25.03.2025 Chat-Affäre: Skandal um bei Signal geteilten Militärplan wird auch für Donald Trump gefährlich

Die Chaostage in Washington gehen weiter … heißt es einleitend zur „Chat-Affäre“ in dem obigen Artikel. Aber ist es nur Chaos?

Zusammenfassung des Artikels von RND

Der Artikel auf rnd.de beleuchtet eine Chat-Affäre in den USA, die durch die versehentliche Einbeziehung eines Journalisten in eine sicherheitsrelevante Diskussion über eine bevorstehende Militäraktion entstanden ist. Beteiligt waren hochrangige Regierungsbeamte wie der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident J.D. Vance.

Fünf Punkte machen die Affäre besonders brisant:

  1. Die Echtheit der Vorfälle ist durch das Weiße Haus bestätigt, was die übliche Trump-Strategie der „Fake News“-Abwehr untergräbt.
  2. Verteidigungsminister Hegseth verschlimmert die Situation durch Angriffe auf den Journalisten, was seine Inkompetenz und charakterliche Ungeeignetheit offenbart.
  3. Die juristischen Folgen werden unterschätzt, da bereits die abstrakte Gefährdung der nationalen Sicherheit strafbar sein kann.
  4. Die Demokraten wittern eine Chance zur Revanche für die „E-Mail-Affäre“ von Hillary Clinton und fordern Aufklärung.
  5. Vizepräsident Vance wird durch seine Äußerungen im Chat entlarvt, insbesondere seine antieuropäische Haltung und seine Distanzierung von Trump.

Der Artikel legt nahe, dass Trump handeln muss, um seine Autorität zu wahren. Mögliche Maßnahmen sind die Entlassung von Waltz und Hegseth oder sogar ein Amtsenthebungsverfahren gegen Vance. Es wird spekuliert, ob Vance bereits eine Ablösung Trumps plant.

Weitere Quellen und Analyse

Um die Chat-Affäre umfassender zu beleuchten, können folgende Aspekte und Quellen ergänzt werden:

  • Nutzung von Messenger-Diensten: Die Nutzung von Signal für sicherheitsrelevante Kommunikation wirft Fragen nach den Sicherheitsrichtlinien und -protokollen der US-Regierung auf. Es ist ungewöhnlich, dass hochrangige Beamte auf ungesicherte Kanäle ausweichen.
  • Juristische Perspektive: Expertenmeinungen zum Thema Geheimnisverrat und Gefährdung der nationalen Sicherheit können die potenziellen rechtlichen Konsequenzen verdeutlichen.
  • Politische Implikationen: Die Affäre könnte innenpolitische Auswirkungen haben, insbesondere im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit der Regierung und die Beziehungen zwischen Republikanern und Demokraten. Zudem könnte sie die transatlantischen Beziehungen belasten, insbesondere aufgrund der antieuropäischen Haltung von Vizepräsident Vance.
  • Medienberichterstattung: Eine Analyse der Berichterstattung verschiedener Medien (z.B. New York Times, Washington Post) kann unterschiedliche Perspektiven und Schwerpunkte aufzeigen.
  • Vergleichbare Fälle: Ein Vergleich mit früheren Fällen von Geheimnisverrat oder Sicherheitsverstößen in den USA könnte helfen, die aktuelle Affäre in einen größeren Kontext einzuordnen.

Analyse

Die Chat-Affäre ist mehr als nur ein Kommunikationsfehler. Sie offenbart potenzielle Schwachstellen in den Sicherheitsvorkehrungen der US-Regierung und wirft Fragen nach der Professionalität und dem Urteilsvermögen hochrangiger Beamter auf. Die Affäre könnte innenpolitische Turbulenzen auslösen und die transatlantischen Beziehungen belasten. Für Trump stellt sie eine Herausforderung dar, seine Autorität zu wahren und die Kontrolle über sein Team zu behalten.

Kommentar: Vorsicht vor Vance!

Zugegeben, wir haben etwas linkisch gefragt, deshalb hat die KI quasi ein Dead-End produziert, zumindest ist es für uns eines, denn wir können in das Thema nicht im Sinne einer wissenschaftlichen Forschung einsteigen. Zwei Dinge schimmern allerdings vor allem zum Ende hin im verlinkten Artikel durch: Die Rücktrittsforderung basieren auf der journalistischen Annahme, dass auf Regelverstöße eine Wiederherstellung der Ordnung erfolgt. Ist das aber in den USA noch so? Bei Präsident Trump zumindest nicht, das hat ihm sogar die Justiz bestätigt: er kann nicht für Straftaten im Amt belangt werden, und das führt mittlerweile zu Auswüchsen wie dem, dass „wer seinem Land dient, sich nicht strafbar machen kann.“ Es fehlt lediglich noch die Bestätigung, dass dies für alle gilt, die mit ihm Regierungsaufgaben wahrnehmen.

Bei Vance kommt hinzu, dass er sich vom einstigen Trump-Gegner zum Trump-Anhänger gewandelt hat, eine absolut dubiose Figur, die von ultrarechten Investoren-Milliardären politisch gefördert wurde. Eigentlich ist Bart tragen in der US-Politik verpönt, aber wir haben einen bestimmten Eindruck davon, warum Vance das macht: Seine Physiognomie ist vermutlich die eines Milchbubis, dem man die Boshaftigkeit bereits aus größerer Distanz ansieht.

 Er gilt als heimtückisch, zuletzt bewiesen bei der von ihm, nicht von Trump inszenierten sogenannten Selenskyj-Demütigung und ist nach unserer Ansicht noch gefährlicher als Trump, weil man ihm zuspricht, dass er strategisch denken kann und ein absoluter Europa-Hasser ist, was ohnehin den meisten seit seinem beispiellosen Auftritt auf der Münchener Sicherheitskonferenz klar geworden sein dürfte. Vielleicht geht es dabei nicht so sehr um Europa als Kulturraum, sondern um die Tatsache, dass Europa im Ganzen im Vergleich zu den rasch niedergehenden USA immer größeren Abstand in Sachen Demokratie gewinnt. Dass Vance auch noch offensiv wird und dabei die Tatsachen komplett verdreht, sagt eine große Menge über ihn aus.

Schon wegen der Möglichkeit, dass er Trump regulär als Präsident nachfolgen könnte, sollten die Europäer sich so schnell wie irgend möglich vom Patronat durch die USA verabschieden. Aber dann auch mit allen negativen Konsequenzen für die USA. Keine halben Sachen in dieser lebenswichtigen Sache.

25.03.2025 Einfluss der US-Milliardäre: Gabriel über Trump: „Nur ein nützlicher Idiot“ | WEB.DE

Es ist purer Zufall, dass wir nach unserem Text über den „Chat-Skandal“ direkt anschließen können. Der Milliardär, der Vance direkt gefördert hat, wird von Gabriel auch direkt erwähnt: Der Deutschamerikaner Peter Thiel. Er ist zwar nicht so präsent wie Musk, aber gezielt Leute wie Vance zu fördern, könnte am Ende sogar effektiver sein als das Treiben eines Maniacs wie Musk. Vance ist ein Produkt derer in den USA, die die Demokratie so schnell wie möglich hinter sich lassen wollen, zugunsten eines Tech-Oligarchismus, der dem von Russlands Rohstoffbarone-Oligarchismus im Ergebnis stark ähnelt.

Diese Ähnlichkeit der vorhandenen Systeme mit einem gewünschten System sorgt neben Trumps Selbstüberschätzung dafür, dass die USA sich den Diktaturen immer stärker annähern. Es gibt aber einen Unterschied: Gewiefte Diktatoren wie Putin oder Xi haben es bisher geschafft, das Primat ihrer autokratischen Politik zu bewahren, während das in den USA komplett anders wäre, würden sich die Superreichen mit ihren Vorstellungen komplett durchsetzen. Es gibt dort in der Politik niemanden, der nicht stärker auf sie angewiesen wäre als umgekehrt, um seine Macht zu sichern.

Auffällig ist, wie viel Sigmar Gabriel in letzter Zeit zur politischen Debatte in Deutschland beiträgt. Während seiner Zeit in der GroKo unter Angela Merkel hat er aber auch nicht dafür gesorgt, dass der Einfluss der Superreichen zurückgedrängt wird und dass die Ungleichheit im Land geringer wird. Das wäre eigentlich seine Aufgabe als SPD-Chef gewesen. An dieser Aufgabe scheitern sie ja alle, die Sozialdemokraten, aber bei jemandem, der jetzt so schlau redet, darf man auch einmal darauf hinweisen, dass das bei ihm nicht anders war.

Außerdem vertritt er auch jetzt Interessen: Diejenigen der Transatlantiker. Und die sind derzeit absolut in der Defensive und werden quasi funktionslos, jedenfalls aber einflusslos werden, wenn Europa und die USA weiterhin im Expresstempo auseinanderdriften. Das haben sie dann davon, dass auch sie sich dem Durchgriff des Finanzkapitalismus auf die Demokratien nie entgegengestellt und dessen disruptiven Ansätzen nie entgegengewirkt haben.

25.03.2025 Mehr autofreie Zonen in Städten? (Umfrage, Civey)

Oben können Sie abstimmen, hinter dem Link taucht auch der Begleittext der Meinungsforscher auf.

Kommentar

Wir machen einen Schnitt und kommen zu einem Thema, das wir hier nicht zum ersten Mal besprechen, und so ganz lässt uns auch dabei die Politik nicht los. Selbstverständlich ist Verkehrspolitik auch in einem gesellschaftlichen Umfeld angesiedelt. Da der gesellschaftliche Trend gerade rückwärtsgerichtet ist, besteht die Befürchtung, dass auch moderne Stadtkonzepte nicht mehr weiterentwickelt werden. Im Grunde ist dies eine Ich-bin-gegen-jeden-Fortschritt-Haltung, die nichts mit realen Anforderungen und realen Vor- und Nachteilen zu tun hat, die gegeneinander abgewogen werden müssen. Selbstverständlich muss der Verkehr so organisiert werden, dass Rettungskräfte und Lieferanten noch ihre Arbeit verrichten können, das ist aber auch nicht so schwierig und funktioniert in modernen, fußgänger- und radfahrerfreundlichen Städten einwandfrei. Im gerade nach rechts drehenden Autofetisch-Land Deutschland hingegen ist jeder Fortschritt hart umkämpft, jetzt noch mehr als in etwas weniger ideologisch aufgeladenen Zeiten.

Wie ideologische Politik gegen die Mehrheit in der Stadt gemacht werden sollte, zeigte zu Beginn ihrer Amtszeit die aktuelle Berliner Stadtregierung, auch #Rückschrittskoalition genannt. Zum Glück kommt es nicht ganz so schlimm, es werden weiter Radwege gebaut. Aber die Idee, die Höchstgeschwindigkeit in vielen Straßen wieder anzuheben, obwohl der Verkehrsfluss zuletzt in den auf 30 reduzierten Zonen, die wir beobachten, eindeutig besser war (nicht langsamer, aber viel weniger hektisch) ist immer noch nicht vom Tisch, und manche Fußgängerzonenprojekte sind richtige Aufreger.

Deswegen hat es uns überrascht, dass immer noch eine relative Mehrheit für mehr autofreie Zonen ist, auch wenn das Thema sichtbar polarisiert, wie der aktuelle Stand der Umfrage zeigt. Wir glauben auch, in Deutschland würden viel mehr Menschen an einer entsprechenden Volksabstimmung teilnehmen als in Paris, wo uns das geringe Interesse der Bewohner:innen an diesem Thema sehr erstaunt hat. Dadurch ist natürlich die überwiegende Zustimmung zu 500 mehr autofreien Straßen nicht sehr repräsentativ – andererseits hätten Gegner:innen die Gelegenheit gehabt, gegen die Erweiterung der Fußgängerzonen zu votieren.

Wir hatten uns seinerzeit schon für eine Petition von „Berlin autofrei“ eingesetzt, das man natürlich nicht wörtlich nehmen darf, es geht um eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt. So haben wir heute auch abgestimmt.

PT 23

Unser heutiger Ticker ist die schon beinahe traditionelle Dreier-Variante – in ihm behandeln wir drei Themen. Jedes davon etwas ausführlicher, sodass der aktuelle Ticker auch ein relativ umfangreicher geworden ist. Besonders in die Themen 2 und 3 sind wir etwas ausführlicher und mit Reherche eingestiegen. Alles ist spannend: Die massive Verschiebung der Umfragewerte besonders zwischen zwei Parteien, ein kurzer  Blick auf die Übrigen, was sich geopolitisch im sogenannten Fernen Osten tut, und warum das Bürgergeld-Bashing eine Nebelkerze ist – aber ausgerechnet diese wird wohl tatsächlich im Koalitionsvertrag von Union und SPD gezündet werden, während unendlich viel wichtigere Dinge schon jetzt den  Status der Reform-Unkenntlichkeit erreicht haben. Immer den Weg des vermutlich geringsten Widerstands gehen, und dabei den Populismus ein bisschen am Leben halten, dieses bekannte Verfahren zeichnet sich auch bei der neuen Bundesregierung schon ab.

Die Wasserkriegs-Grafik von gestern haben wir als „Aufmacher“ beibehalten, weil wir heute nichts besprochen haben, was mit einer Grafik verbunden ist.

24.03.2025 Bundestagswahl: Wer führt in der aktuellen Sonntagsfrage? | ZEIT ONLINE / Civey-Umfrage: Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?

Gestern geisterte eine neue Insa-Umfrage durch die Medien, welche die Union und die AfD nur noch mit vier Punkten Abstand zueinander sieht. Wir sollten derzeit fast in jeden Ticker den Stand der Sonntagsfrage integrieren, denn da tut sich etwas – und zwar vor allem zwischen diesen beiden Parteien bzw. Parteizusammenschlüssen, im Fall von CDU und CSU.

Das oben verlinkte Zeit-Panel als Umfragen-Aggregator weist noch 5,6 Punkte Abstand aus (Stand 24.03. am Nachmittag), aber in diese Betrachtung sind noch Umfragen eingebunden, die schon einige Wochen alt sind. Richtig Anlass zur Sorge gibt das, was bei Civey derzeit zu sehen ist, dessen Umfragestände neue Trends nach unserer Ansicht am schnellsten spiegeln. Manchmal etwas stärker, als sie dann wirklich eintreten, aber sehr instruktiv in Bezug auf die aktuellste mögliche Darstellung der Stimmungslage.

Und da steht die Union heute bei 25,7 Prozent und die AfD bei 23,6 Prozent. Noch 1,1 Prozent Verschiebung auf beiden Seiten oder in welchem Verhältnis auch immer, und es ist passiert, dass die AfD erstmals die stärkste Partei in Deutschland ist – nach dieser Darstellung, aber trotzdem wäre es das erste Mal. Die Union war nach ihrer Wahlniederlage 2021 in den Umfragen noch schwächer, rutschte fast bis auf 20 Prozent ab, aber damals lag die AfD bei 10 Prozent, die Situation war also nicht so gefährlich für die Demokratie.

Man mag es heute kaum noch glauben, aber nach der Wahl 2021 stiegen die Werte für die Ampelkoalition erst einmal weiter an – eben aufgrund der Koalition, die etwas wie Aufbruchstimmung signalisierte, nach der GroKo-Elegie unter Angela Merkel. Leider verflog diese Aufbruchstimmung schnell und seitdem profitiert die AfD von fast allen politischen Entwicklungen. Die Union hingegen hat den zentralen Fehler begangen, sich postionsseitig und rhetorisch an die AfD anzupassen und bietet nach rechts dadurch eine offene Flanke.

Diese wäre nur durch gute Realpolitik zu schließen, aber vorerst steht im Vordergrund, dass Friedrich Merz eines seiner Wahlversprechen nach dem anderen wieder einkassiert. Ob das falsch ist, wenn die Wahlversprechen in die falsche Richtung zielten, mag dahingestellt sein, aber vor allem die Rechte packen das Lügen-Bashing aus. Obwohl es im politischen Raum total abgenutzt ist, zieht es in dem Fall, weil es ziehen soll. Es wird hemmungslos einseitig krakeelt. Wenn es jetzt noch Schwierigkeiten bei den Koalitionsverhandlungen gibt und die Koalition mit der SPD nicht, wie geplant, bis Ostern steht, kann die Union kaum noch verhindern, dass die AfD an ihr vorbeizieht. Dass also  genau das passiert, was sie eigentlich erst für 2029 angekündigt hat. Wir erinnern uns noch gut, dass Alice Weidel am Wahlabend in der „Elefantenrunde“ des ÖR gesagt hat, die Union wird mit den Grünen und / oder der SPD ihre Wahlversprechen nicht halten können und das wird die AfD zur stärksten Partei machen, als es um das Fortbestehen der Brandmauer ging.

Die AfD-Politiker werden ihr Glück darüber kaum fassen, dass sich das jetzt schon abzeichnet und ihnen dabei auch noch die „Schuldenbremsen-Lüge“ als Turbo zur Verfügung steht, die am Wahlabend in der nun gegebenen Dimension nicht absehbar war. Jeder, der ein bisschen rechnen kann, wusste zwar, dass Merz die Schuldenbremse wird lockern müssen, aber ein Sonderschuldenpaket von einer Billion Euro, beschlossen, wenn auch nicht auszugeben auf einen Rutsch, konnte sich damals wohl niemand auch nur ansatzweise vorstellen.

Das kann sich alles noch im wörtlichen Sinne zugunsten der Union und der SPD auszahlen, aber es kann auch total schiefgehen, nämlich dann, wenn die positiven Effekte des Geldsegens für die Mehrheit der Menschen im Land kaum spürbar sind, die Staatsschulden aber um 50 Prozent anwachsen; wenn also das, wofür andere Regierungen 80 Jahre gebraucht haben, in nur wenigen Jahren um die Hälfte übertroffen wird. Nicht sofort, wie bereits angedeutet, die Ausgaben sind auf bis zu zwölf Jahre verteilt und werden daher von anderen schon wieder als zu spärlich empfunden, um tatsächlich einen Durchbruch in Sachen Infrastruktur zu bewirken.

Es gibt weiterhin ein großes Unbehagen im Land, zumal Merz als Person schon vor den jüngsten Ereignissen nicht der Typ war, dem die Menschen überwiegend vertrauten. Kein Politiker außer Boris Pistorius kann das im Moment von sich beanspruchen, und auch bei ihm sind mittlerweile Zweifel an der effizienten Verwendung der größeren Mittel angebracht, wenn die Bundeswehr weiterhin unverändert als Sanierungsfall bezeichnet wird.

Der vermutliche Koalitionspartner der Union, die SPD, ist vom Wählerschwund nicht so stark betroffen, aber sie liegt mit 15 Prozent Zustimmung ohnehin auf einem Sockelwert, den sie vermutlich nur unterschreiten wird, wenn alle Mitglieder und deren Angehörige eine andere Partei wählen. Eine Volkspartei ist sie jedenfalls nicht mehr.

Auch bei den übrigen Parteien tut sich nicht viel. Irgendwo bleibt das eine oder andere Promille hängen, denn die AfD gewinnt nicht ganz so stark hinzu, wie die Union verliert, die Wähler:innen, die kürzlich noch die Union bevorzugt hätten, wandern von den C-Parteien auch in andere Richtungen ab.

Bei den Grünen zeichnet sich eine Bodenbildung ab, sie könnten in näherer Zukunft wieder zulegen, weil sie auf Bundesebene nicht mehr in der Lage sind, grobe Fehler in der Regierungsarbeit zu machen. Der Aufstieg der Linken scheint bei 10 Prozent in etwa gedeckelt zu sein, zumal es für sie im Moment besonders kompliziert ist, den richtigen Weg zwischen einer Verabsolutierung des Begriffs Frieden und angemessener Demokratieverteidigung zu finden. Ein Zwiespalt, ein offener Widerspruch gar, ist immer unangenehm für Wähler, und dieser ist nun deutlicher zu sehen als Ende Januar, bei der Verteidigung der Brandmauer gegen die AfD.

Noch ein Wort zum BSW: Es würde zwar nach Insa noch 5 Prozent erhalten, aber dieses Institut hat das BSW immer besonders hoch eingeschätzt. Das Zeit-Panel sagt 3,8 Prozent, der Civey-Indikator 4,1 Prozent. Wären jetzt Neuwahlen, würde das Wagenknecht-Vehikel vermutlich eher nicht wieder in den Bundestag einziehen, auch wenn keine einzige Stimme falsch ausgezählt würde.

Leider ist es dennoch möglich, dass eine komplette Neuauszählung der Stimmen vom 23.02. dazu führen würde, dass das BSW im nächsten Bundestag vertreten wäre. Das hätte weitreichende Konsequenzen, denn CDU und SPD müssten die Grünen als Koalitionspartner hinzugewinnen, um eine Regierungsmehrheit zu erlangen. Insofern ist das mögliche Demokratiedefizit, das wir durch die Ablehnung einer Neuauszählung sehen, keine Petitesse, nicht nur für das BSW selbst, sondern für die künftige Politikgestaltung in Deutschland. Die Neuauszählung relativ weniger Wahllokale hat dem BSW zusätzliche 4.000 Stimmen eingebracht, dadurch fehlen jetzt nur noch etwa 9.000 anstatt vorher etwa 13.000 Stimmen zum Einzug in den Bundestag. Wenn man diese Verschiebung, die immerhin eine Tendenz ausdrückt, auf eine komplette Neuauszählung hochrechnet, wäre das BSW wohl mit überwiegender Wahrscheinlichkeit im neuen Bundestag vertreten und würde dessen Gepräge auf mehrfache Weise verändern. Ein solcher „Ungerechtigkeitseffekt“ hilft oft den Parteien, die davon betroffen sind, besonders, wenn sie viele Wähler haben, die ein besonderes, manchmal verschwörungstheoretisch angehauchtes Verständnis von Gerechtigkeit haben. Der AfD würde eine solche Situation sicherlich helfen. Das BSW profitiert aber nicht von diesem möglichen Demokratiedefizit.

Warum nicht? Unsere Vermutung ist, dass es als abgemeldet gilt, als Strohfeuer und schon von gestern. Stammwähler kann es noch nicht haben und trotz der gewollten geringen Mitgliederzahl knirscht es in der Partei, wie immer, wenn Sahra Wagenknecht irgendwo zugange ist. Der Unterschied zwischen Anspruch und Realität ist durch die Regierungsbeteiligungen im Osten außerdem schnell klar geworden. Eine Partei, die nur von mächtigen oder überzogenen Forderungen lebt, läuft immer Gefahr, durch Realpolitik an Zuspruch zu verlieren, deswegen hätte Wagenknecht es auch am liebsten gesehen, wenn die Politiker vor Ort sich der Zusammenarbeit mit anderen Parteien verweigert hätten. In Sachsen ist es auch so gelaufen.

Die Entzauberung würde auch die AfD im Alltagsbetrieb treffen, deswegen sind nicht wenige Beobachter der Ansicht, man sollte sie nicht mit einer Brandmauer vom Regieren weghalten wollen, sondern sie mitmachen lassen, damit sich zeigt, wie schnell sich ihre Spins in Luft auflösen, wenn es an die konkrete Umsetzung geht.

Da ist sicher etwas dran, aber wenn man diesen Weg bevorzugt, dann müssen die demokratischen Institutionen felsenfest stehen, an denen die AfD dann wieder scheitern würde, wenn sie ihre Macht für eine Entdemokratisierung zu nutzen versuchte. Es wäre dann nicht wie 1933, als auch viele dachten, man könnte die Nazis sich doch mal in der Alltagspolitik abschleifen lassen und sie dadurch einhegen Die damalige Demokratie war nicht in der Lage, ihren Bestand zu sichern. In Thüringen zeigt die AfD schon, dass sie nur auf Obstruktion aus ist, auf Bundesebene wäre das fatal, weil es im ganzen Land Eindruck erwecken würde, die Demokratie sei nicht mehr handlungsfähig. Genau das will die AfD suggerieren. Deswegen ist das Einhegen durch mitmachen lassen eine äußerst riskante Angelegenheit.

23.03.2025 Japan, China, Südkorea: Hand in Hand mit Blick auf Trump dichtet die FAZ und stellt dabei eine bemerkenswerte Entwicklung in Ostasien heraus – also dort, wo die USA künftig ihren geopolitischen Schwerpunkt setzen wollen.

„In Anbetracht der zunehmend angespannten internationalen Lage stehen wir wohl wirklich an einem Wendepunkt der Geschichte“, sagte der japanische Außenminister Takeshi Iwaya zu Beginn eines Treffens mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi und dem südkoreanischen Amtsinhaber Cho Tae Yul am Samstag (Ortszeit) in Tokio.

Wenn man bedenkt, welche eine verknotete Geschichte diese drei Länder insbesondere wegen des japanischen Imperialismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und der neuen chinesischen Großmachtansprüche haben, tut sich hier etwas, das vor allem aufgrund der symbolischen Bilder sehr bemerkenswert erscheint. Alle drei großen Wirtschaftsmächte Südostasiens sind auch Exportländer, das haben sie mit Deutschland gemeinsam. Sie sind also an der Erhaltung des Freihandels interessiert. Aber was ist mit dem Anspruch der USA, in Südostasien China in die Grenzen zu weisen, das als Hauptrivale definiert wurde – lange, bevor Trump überall nur noch Rivalen sah?

Das Treffen der Außenminister Japans, Chinas und Südkoreas am 22. März 2025 in Tokio markiert eine bedeutende geopolitische Entwicklung in Ostasien. Trotz historischer Spannungen und territorialer Streitigkeiten zwischen den drei Ländern haben sie sich zusammengeschlossen, um angesichts des wachsenden Drucks durch die USA gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Hintergrund und Ziele des Treffens

  1. US-Handelspolitik als Katalysator:
    • Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten neuen Zölle ab dem 2. April 2025 haben die wirtschaftlichen Spannungen in der Region verschärft. Dies hat Japan, China und Südkorea dazu veranlasst, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren, um den wirtschaftlichen Druck zu bewältigen und ihre Handelsinteressen zu schützen136.
    • Obwohl die Zölle nicht offiziell auf der Agenda standen, war klar, dass sie ein zentrales Thema der Gespräche waren. Chinas Außenminister Wang Yi betonte die Bedeutung von Multilateralismus und freiem Handel38.
  2. Regionale Sicherheit und Stabilität:
    • Neben wirtschaftlichen Themen diskutierten die Minister auch über Sicherheitsfragen wie Nordkoreas Waffenprogramme und dessen Unterstützung für Russland im Ukraine-Krieg. Sie bekräftigten die gemeinsame Verantwortung für Frieden auf der koreanischen Halbinsel47.
  3. Langfristige Zusammenarbeit:
    • Ziel des Treffens war es, die Grundlage für einen trilateralen Gipfel später im Jahr 2025 zu legen. Themen wie Klimawandel, demografische Herausforderungen und technologische Kooperation standen ebenfalls im Fokus15.

Analyse der Dynamik

  1. Geopolitische Verschiebungen:
    • Das Treffen zeigt eine bemerkenswerte Annäherung zwischen drei Ländern, deren Beziehungen traditionell von Misstrauen geprägt sind. Angesichts des zunehmenden Drucks durch die USA suchen sie nach Wegen, ihre Differenzen zu überwinden und eine stärkere regionale Einheit zu schaffen17.
    • China sieht zudem eine Chance, den Einfluss der USA in der Region zu schwächen, indem es die Allianz zwischen den USA, Japan und Südkorea untergräbt6.
  2. Rolle der USA:
    • Die protektionistische Handelspolitik der Trump-Regierung hat ungewollt dazu beigetragen, dass sich Ostasien enger zusammenschließt. Während Japan und Südkorea enge Verbündete der USA bleiben, zeigt das Treffen eine wachsende Bereitschaft zur Eigenständigkeit in regionalen Angelegenheiten29.
  3. Herausforderungen:
    • Trotz dieser Annäherung bleiben historische Spannungen bestehen, insbesondere zwischen Japan und China sowie Japan und Südkorea. Territorialstreitigkeiten wie um die Senkaku/Diaoyu-Inseln könnten die Zusammenarbeit weiterhin belasten89.

Fazit

Das trilaterale Treffen in Tokio verdeutlicht eine geopolitische Neuordnung in Ostasien. Angesichts des wirtschaftlichen Drucks durch die USA und globaler Unsicherheiten suchen Japan, China und Südkorea verstärkt nach Wegen zur Kooperation. Dies könnte langfristig nicht nur die regionale Stabilität fördern, sondern auch den Einfluss der USA in Asien relativieren. Dennoch bleibt abzuwarten, ob diese Zusammenarbeit angesichts bestehender Differenzen nachhaltig ist oder lediglich eine pragmatische Reaktion auf kurzfristige Herausforderungen darstellt.

Kommentar

Auch der europäische Paradigmentwechsel weg von den USA, hin zu einander und zu neuen Partnern verläuft nicht so rasant, wie es derzeit angesichts markiger Worte europäischer Politiker wirkt. Aber eines ist doch unverkennbar: In vielen Teilen der Welt hat Trumps Holzhammerpolitk zur Folge, dass man sich dafür wappnet, mit den USA nicht mehr wie bisher zusammenarbeiten zu können. Wenn das selbst für Länder gilt, die in starker industrieller Konkurrenz zueinander stehen, wie China, Japan und Südkorea, dann gilt es umso mehr für Nationen, die sich so hervorragend ergänzen wie – zum Beispiel die EU-Länder und Kanada, wir haben im vorherigen Ticker darüber berichtet.

Über allem aber schwebt, dass China die Gelegenheit beim Schopf packt, sich als ausgleichendes und partnerschaftliches Land zu inszenieren, was es definitiv nicht ist. Die USA schwächen also ihre eigene Agenda der China-Eindämmung mit ihren Angriffen vor allem auf Freunde. Der Eindruck, dass Trump vor allem deshalb bisherige Verbündete angreift, weil er bei ihnen aufgrund der Abhängigkeit von den USA mehr Wirkungstreffer erzielen kann als bei irgendeinem stabilen Feind, verdichtet sich immer mehr.

Das ist auf den ersten Blick eine besonders billige Art von Politik, und natürlich suchen Menschen, die sich damit nicht abfinden wollen, die schlaue Meta-Strategie dahinter, die beweisen soll, dass Trump in Wirklichkeit ein Genie ist. Falls ja, dann versteckt er das bisher sehr gut, und etwas zu verstecken, entspricht im Grunde doch gar nicht Trumps Charakter, dafür ist er viel zu eitel. Man darf natürlich die vielen rechten Denker, Radikalen und Schlangen, mit denen er sich umgibt, nicht unterschätzen, die möglicherweise mehr strategisch unterwegs sind als das Verhalten ihres Chefs vermuten ließe. Einige vor allem wirtschaftspolitische Erklärungsansätze bezüglich Trumps Verhalten gibt es, wir werden hin und wieder welche davon vorstellen, auch wenn sie einander zu widersprechen scheinen.

Einen davon erwähnen wir hier bereits in Kurzform: die irre klingende Idee, dass die Staatseinnahmen der USA künftig nur noch aus Zöllen bestehen und keine Steuern mehr gezahlt werden müssen, was die Binnenwirtschaft ohne Ende boomen lassen soll. Wir glauben nicht an die Erfolgsaussichten dieses Ansatzes, es sei denn, alle anderen Länder folgen diesem schlechten Beispiel und der Welthandel bricht zusammen. Aber auch dann werden nicht die USA, sondern wird China aufgrund seines riesigen Binnenmarktes, der noch entwicklungsfähig ist, diese Strategie am längsten überleben Wir denken eher, die Zölle sind ein Druckmittel, das man jederzeit aus der Tasche ziehen kann, um irgendwelche Interessen auf die erpresserische Art durchzusetzen. Und hier kann man in der Tat nicht in allen Fällen sofort entdecken, um welche Interessen es sich tatsächlich handelt und was Schaumschlägerei ist und was bloß vorgeschoben.

Einen ersten Hinweis darauf, ob Trump wieder einmal vor den Stärkeren einknickt und sich mit den Angriffen auf vermeintlich Schwächere wie die EU zufriedengibt, wird sich bei den China-Zöllen bald zeigen, wenn die Nachteile für die USA immer deutlicher hervortreten.

Quellen

  1. https://www.dw.com/en/japan-hosts-china-south-korea-foreign-ministers/a-72003813
  2. https://www.reuters.com/world/asia-pacific/japan-china-south-korea-meet-geopolitical-turning-point-history-2025-03-22/
  3. https://www.mitrade.com/insights/news/live-news/article-3-713379-20250323
  4. https://www.channelnewsasia.com/east-asia/trilateral-japan-china-south-korea-promote-peace-cooperation-5017476
  5. https://apnews.com/article/japan-china-south-korea-foreign-ministers-313665d1a611abeb42180245d7e167f1
  6. https://asia.nikkei.com/Economy/Trade-war/Trump-s-threat-to-free-trade-brings-China-Japan-South-Korea-closer
  7. https://www.eurasiantimes.com/turning-point-in-history-amid-trump-tariff-threats-s-korea-china-japan-meet-in-a-rare-trilateral-meet/
  8. https://www.yahoo.com/news/japan-china-discuss-economy-us-102036624.html
  9. https://apnews.com/article/japan-china-south-korea-talks-8155d185de13a025d38fbb7fd151d9c2
  10. https://www.aljazeera.com/news/2025/3/22/japan-south-korea-and-chinas-fm-pledge-mutual-understanding
  11. https://evrimagaci.org/tpg/japan-china-and-south-korea-strengthen-ties-at-tokyo-meeting-283733
  12. https://www.france24.com/en/live-news/20250321-japan-china-south-korea-foreign-ministers-meet-in-tokyo
  13. https://www.straitstimes.com/asia/east-asia/us-looms-large-as-foreign-ministers-of-japan-china-and-south-korea-meet
  14. https://www.ndtvprofit.com/world/japan-china-south-korea-meet-as-us-tariff-pressure-rises
  15. https://www.westhawaiitoday.com/2025/03/22/nation-world-news/japan-china-south-korea-meet-at-geopolitical-turning-point-in-history/
  16. https://evrimagaci.org/tpg/japan-china-and-south-korea-pursue-trade-cooperation-amid-global-challenges-286742
  17. https://www.aa.com.tr/en/asia-pacific/south-korea-japan-china-reaffirm-combined-responsibility-for-peace-on-korean-peninsula/3517037
  18. https://www.tovima.com/world/japan-china-south-korea-hold-trilateral-talks-in-tokyo-saturday/
  19. https://english.kyodonews.net/news/2025/03/de4cd305635f-kyodo-news-digest-march-23-2025–1-.html?phrase=Ukraine+cellist&words=
  20. https://english.kyodonews.net/news/2025/03/de4cd305635f-kyodo-news-digest-march-23-2025–1-.html?phrase=kim%5C+jong%5C+un&words=
  21. https://economictimes.com/news/international/world-news/china-japan-s-korea-pledge-cooperation-amid-us-tariff-worries/articleshow/119350527.cms
  22. https://globalnation.inquirer.net/269390/japan-south-korea-china-agree-to-promote-cooperation
  23. https://www.bloomberg.com/news/articles/2025-03-22/japan-china-south-korea-meet-as-us-tariff-pressure-rises
  24. https://www.npr.org/2025/03/22/nx-s1-5330434/asia-indo-pacific-security-trade-trump-tariffs-china
  25. https://www.investing.com/news/world-news/japan-china-and-south-korea-meet-at-a-geopolitical-turning-point-in-history-3942986
  26. https://english.aawsat.com/world/5124570-japan-china-and-south-korea-discuss-trilateral-cooperation
  27. https://www.bssnews.net/business/257044
  28. https://www.japantimes.co.jp/news/2025/03/22/japan/politics/tokyo-trilateral-meeting/
  29. https://english.kyodonews.net/news/2025/03/9b20ba5142f5-update2-japan-china-s-korea-agree-to-promote-future-oriented-cooperation.html
  30. https://www.bangkokpost.com/world/2985418/japan-china-and-south-korea-stage-show-of-unity
  31. https://globalnation.inquirer.net/269435/japan-south-korea-china-meet-as-trump-upends-old-alliances
  32. https://english.kyodonews.net/news/2025/03/9b20ba5142f5-update2-japan-china-s-korea-agree-to-promote-future-oriented-cooperation.html?phrase=otter+cafe+&words=
  33. https://bipss.org.bd/pdf/Mity_August.pdf
  34. https://english.kyodonews.net/news/2025/03/9b20ba5142f5-update2-japan-china-s-korea-agree-to-promote-future-oriented-cooperation.html?phrase=deployment&words=

 

23.03.2025 Die neue Bundesregierung wird in vielen Punkten nicht viel ändern, bei denen die Union das Gegenteil versprochen hatte, das steht bereits fest, weil Friedrich Merz auf die SPD angewiesen ist. Doch ausgerechnet das Bürgergeld soll wieder einmal als Blitzableiter und Nebelkerze dienen. Eine Schande für die Sozialdemokratie.

Der Vergleich zwischen Sozialleistungsmissbrauch beim Bürgergeld und Steuerhinterziehung bzw. -vermeidung in Deutschland zeigt deutliche Unterschiede in den finanziellen Auswirkungen:

Bürgergeld-Missbrauch

Der durch Leistungsmissbrauch beim Bürgergeld verursachte Vermögensschaden belief sich im Jahr 2022 auf etwa 272,5 Millionen Euro3. Dies umfasst jedoch nur die der Bundesagentur für Arbeit bekannten Fälle.

Steuerhinterziehung und -vermeidung

Die Schätzungen für den jährlichen Schaden durch Steuerhinterziehung und -vermeidung variieren, liegen aber deutlich höher:

  • Mindestens 100 Milliarden Euro jährlich laut Florian Köbler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft3
  • Etwa 200 Milliarden Euro jährlicher Verlust für den Staat durch Steuerhinterziehung laut Florian Köbler1
  • Rund 50 Milliarden Euro jährlich laut anderen Schätzungen4

Die Verluste setzen sich wie folgt zusammen:

  • Ca. 70 Milliarden Euro durch alltäglichen Betrug in bargeldintensiven Branchen und falsche Angaben in Steuererklärungen1
  • Etwa 30 Milliarden Euro durch gezielte Steuervermeidung von Unternehmen1
  • Rund 100 Milliarden Euro durch aggressive Steuerstrategien mit Briefkastenfirmen im Ausland1
  • Schätzungsweise 54 Milliarden Euro jährlich allein durch Schwarzarbeit zwischen 2016 und 20223

Diese Zahlen verdeutlichen, dass der finanzielle Schaden durch Steuerhinterziehung und -vermeidung um ein Vielfaches höher ist als der durch Bürgergeld-Missbrauch verursachte Schaden.

  • Während der Bürgergeldbetrug sich auf eindeutige Fälle bezieht, welche von der BA festgestellt wurden, beruhen die Zahlen zur Steuerhinterziehung und Vermeidung auf Schätzungen. Deswegen sind sie nicht direkt vergleichbar. Aber der Bürgergeldbetrug kann gar nicht auf der Höhe des Steuerbetrugs liegen, weil das Bürgergeld insgesamt mit ca. 45 Milliarden Euro inklusive Wohnkosten wesentlich geringer ist als die angenommene Steuerhinterziehung.
  • Wir kennen persönlich Menschen, die über Bügergeldempfänger lästern, aber selbst Steuern hinterziehen und sich dabei auch noch eine Art Gerechtigkeitsentschuldigung zurechtlegen. Wir sind sicher, es gibt Millionen solcher Selbstgerechter. Wir kennen auch Menschen, die Bürgergeld beziehen und die wir im Verdacht haben, schwarz zu arbeiten.
  • Wir haben u. a. im Rahmen unserer Berichterstattung über den #Mietenwahnsinn Wege beschrieben, wie gerade Reiche Milliarden am deutschen Fiskus vorbeischieben. Sogar legal, weil die Gesetzgebung komplett klassistisch ist, also Reiche bevorzugt. Faustregel: Je mehr Absetzungs- und „Steuergestaltungs“-Möglichkeiten es gibt, desto größer der Missbrauch, desto größer die legale Steuervermeidung, desto größer der Schaden. Die Bau- und Immobilienwirtschaft dürfte insgesamt die größten Schäden aller Branchen in Bezug auf Trickserei gegen den Staat verursachen.
  • Eine einzelne Person mit sehr hohem Vermögen, die sich asozial verhält, kann mehr Schäden anrichten als Tausende von Bürgergeldempfänger:innen, das liegt schlicht an den Dimensionen, um die es geht.

Ganz sicher spiegeln die von der BA für Arbeit ermittelten 272,5 Millionen nicht den gesamten Bürgergeldbetrug wieder. Aber selbst, wenn dieser in Wahrheit zehnmal höher liegen sollte, ist das Kleinkram gegenüber dem, was vom schwarz werkelnden Handwerker bis zum institutionellen Groß-Steuerhinterzieher an Schäden gegen den deutschen Staat verursacht wird. Genau davon will die Union mit ihrem Bürgergeldbashing ablenken, denn aufgrund des in ihr besonders stark verankerten Lobbyismus tut sie alles, um mehr Lohn- und Steuergerechtigkeit zu verhindern. Diese unchristlich Partei nimmt dabei vor allem die Armen ins Visier, von denen die meisten gar keine Möglichkeit haben, zu betrügen, und schon gar nicht in größerem Stil.

Der zweite Kritikpunkt ist die Höhe des Bürgergeldes. Auch hier gehen wir nicht mit. Das BG wurde zwar gegenüber dem früheren „Hartz IV“ unter der Ampel etwas stärker angehoben als zuvor, entspricht aber nach wie vor dem verfassungsrechtlich gesetzten Lebenserhaltungsminimum. Die Inflation in für Bürgergeldempfänger besonders relevanten Bereichen wie den Lebensmitteln liegt nach wie vor höher als die Steigerungen beim Bürgergeld, besonders, nachdem es 2025 aus opportunistischen Gründen der „Volksmeinung“ gegenüber wieder eine Nullrunde gab.

Außerdem wird, wenn der Mindestlohn in vernünftigem Maße steigt, das Lohnabstandsgebot weiterhin eingehalten (Arbeit muss mehr einbringen als Nichtarbeit). Es gibt allerdings eine Reihe von Ausnahmen, und die hat mit der falschen Gestaltung von Zuverdienstgrenzen zu tun. Wer geschickt legal hinzuverdient, kann auf mehr frei zur Verfügung stehendes Geld  kommen als jemand, der in Teilzeit arbeitet. Bei Vollzeitarbeitsplätzen halten wir es für ausgeschlossen, dass Bürgergeldempfänger bessergestellt sind, siehe oben, Mindestlohn und Abstandsgebot. Die Union will mehr höheren Zuverdienstgrenzen dieses Problem noch verschärfen, anstatt das Bierdeckel-Steuerexperte Merz das System vom Kopf auf die Füße stellt, indem er das Bürgergeld wie eine negative Steuer behandelt und mit legal verdientem zusätzlichem Einkommen diese negative Steuer so lange abschmilzt, bis die positive Steuer einsetzt. Das Einkommen würde ab dem ersten Euro auf das Bürgergeld angerechnet, aber natürlich nicht mit 100 Prozent, sonst wäre es unsinnig, etwas hinzuzuverdienen, sondern langsam ansteigend ab dem Moment, in dem die Steuerfreigrenzen überschritten sind. Derzeit liegen die Steuerfreigrenzen unterhalb dessen, was ein durchschnittlicher Bürgergeldempfänger in Großstädten den Staat monatlich kostet.

Würde man das System so ändern, gäbe es im Grunde weder den Begriff Bürgergeld noch die neue Grundsicherung, sondern alles wäre über das Steuersystem – sic! – gesteuert. Das heißt, vom ersten hinzuverdienten Euro an würde die negative Steuer geringer, bis sie in reale, positive Erträge für den Staat wechselt. Das wären derzeit, einen typischen Voll-Bürgergeld-Empfänger in Großstädten betreffend, ab ca. 1.100 bis 1.300 Euro Zuverdienst der Fall. Die Sozialbeiträge haben wir dabei nicht berücksichtigt, für sie würde das Gleiche gelten. Die Steuerfreigrenzen als Wechselmoment für negativ nach positiv würden wir generell anheben, davon würden auch kleine Arbeitseinkommen profitieren. Diese Regelung wäre auch nicht bürokratischer als bisher, lediglich würde das Finanzamt anstelle der Jobcenter die Berechnungen der staatlichen Zuwendungen und Einnahmen in dem Bereich übernehmen, man könnte ihm ebenso die Auszahlungen übertragen. Es ist ja auch für die Rückerstattung zu viel gezahlter Steuern zuständig. Die Jobcenter könnten sich auf ihre eigentliche Aufgabe, die Arbeitsvermittlung, konzentrieren. Wir gehen davon aus, dass dieses Verfahren weniger Bürokratie als das jetzige verursachen würde.

Das ist natürlich nur eine grobe Skizze und hat nichts mit dem Sozialbetrug oder den Steuerhinterziehungen zu tun, aber es ist einer von mehreren Bausteinen, mit denen man wirklich mehr Gerechtigkeit herstellen könnte. Im Kern aber muss vor allem am oberen Ende dem Betrug stärker entgegengewirkt werden. Was die Bürgergeldempfänger-Basher ebenfalls verschleiern: Wie ungerecht das Steuersystem an sich ist, ohne den Betrugs- und Vermeidungseffekt. Superreiche zahlen am Ende viel weniger Steuern als normale Arbeitnehmer (bzw. Arbeitende). 

Quellen

  1. https://www.fr.de/wirtschaft/buergergeld-sozialschmarotzer-betrug-debatte-milliarden-steuerhinterziehung-zr-93625202.html
  2. https://www.dgb.de/service/ratgeber/buergergeld/
  3. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/buergergeld-betrug-steuerhinterziehung-finanzieller-schaden-102.html
  4. https://vorwaerts.de/inland/panama-papers-steuerhinterziehung-kostet-50-milliarden-euro-im-jahr
  5. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/166-steuerschaetzung-lindner-2283360
  6. https://www.diw.de/de/diw_01.c.889141.de/nachrichten/superreiche_koennten_leicht_die_haushaltsluecke_schliessen.html
  7. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/steuerhinterziehung-ursachen-bekaempfung-steuergewerkschaft-102.html
  8. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/steuerschaetzung-weniger-steuereinnahmen-lindner-einsparungen-100.html
  9. https://www.focus.de/finanzen/news/lindner-verkuendet-neue-zahlen-steuerschaetzung-da-milliardenloch-extrem-das-kommt-jetzt-auf-buerger-ab-2025-zu_id_260421197.html
  10. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/steuerschaetzung-fuer-2025-die-neuen-zahlen-und-die-folgen,US6is9v
  11. https://www.gevestor.de/finanzwissen/finanzplanung/bank-geld/buergergeld-2025-zahlen-fakten-und-ausblick.html
  12. https://www.focus.de/finanzen/buergergeldbetrueger-debatte-um-wahre-sozialschmarotzer-laeuft-falsch_cc8712a0-0c8e-444d-a3c5-cd13f54fedc0.html
  13. https://www.finanzwende.de/themen/cumex/2025-muss-das-jahr-der-cumcum-aufklaerung-sein
  14. https://www.bayern.de/erinnerung-neues-kompetenzzentrum-steuerstrafrecht-2/
  15. https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-steuerhinterziehung-kostet-100-milliarden-5391.htm
  16. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/steuern-schaetzung-einnahmen-2025-finanzen-100.html
  17. https://www.tagesschau.de/eilmeldung/steuerschaetzung-haushalt-linder-100.html
  18. https://www.merkur.de/verbraucher/buergergeld-abschaffen-die-wahre-bedeutung-hinter-dem-wahlversprechen-der-merz-cdu-93594331.html
  19. https://www.wsi.de/de/blog-17857-von-wegen-haengematte-zur-unzugaenglichkeit-von-sozialleistungen-61306.htm
  20. http://www.biaj.de/archiv-kurzmitteilungen/2064-arbeitslosengeld-ii-sozialgeld-und-buergergeld-ausgaben-von-2010-bis-januar-2025.html
  21. https://afdbundestag.de/rene-springer-missbrauch-von-buergergeld-zeigt-versagen-von-sozialbehoerden/
  22. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/buergergeld-2025-2248000
  23. https://www.arbeitsagentur.de/lexikon/sozialbetrug
  24. https://www.finanzverwaltung.nrw.de/uebersicht-rubrik-aktuelles-und-presse/pressemitteilungen/lbf-nrw-unterstuetzt-ermittlungen-wegen
  25. https://rechtsanwaelte-gsp.de/2025/01/30/steuerhinterziehung-im-cum-ex-skandal-wie-milliardenbetrug-die-gesellschaft-erschuetterte-und-der-rechtsstaat-zurueckschlaegt/
  26. https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/gerechtigkeitscheck-zum-jahresende-2024-mein-wort-des-jahres-2025/
  27. https://www.steuertipps.de/finanzamt-formalitaeten/steueraenderungen-ab-2025
  28. https://www.dlapiper.com/de-at/insights/publications/2024/11/legal-roadmap-2025-wir-navigieren-sie-durch-die-massgeblichen-rechtlichen-anderungen/steuerrecht-legal-roadmap-2025
  29. https://www.stotax.de/blog/die-steuer-2025-%C3%A4nderungen-fuer-arbeitgeber-und-nehmer/

PT 22

Gestern hatten wir einen Pausentag und damit keinen Ticker für Sie, liebe Leser:innen, was unter anderem dazu geführt hat, dass wir den Tag des Wassers „verpasst“ haben. Dafür zeigen wir heute eine Aufstellung zu den weltweiten Wasserkonflikten, die wir als „Grafik des Tages“ ausgewählt haben und haben die Originalquelle verlinkt. Das wasserreiche Kanada spielt in unserem Ticker eine Rolle, das unterschiedlich wasserreiche Deutschland ebenfalls: Wir befassen uns noch einmal kurz mit der Abstimmung zum Schuldenpaket und begleiten die Linke anhand einer kurzen Anmerkung auf ihrem Weg in die Realität, wie sie heute leider ist.

22.03.2025 Tag des Wassers Infografik: Wie viele Konflikte um Wasser gibt es weltweit? | Statista

Begleittext von Statista

Die Zahl der Konflikte um die Ressource Wasser ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Wie die Statista-Infografik mit Daten des Pacific Institutes zeigt, hat die Zahl der Konflikte im laufenden Jahrzehnt (2000 bis 2023: 785 Konflikte) bereits die Zahl der Konflikte der Jahre 2010 bis 2019 überholt (620 Konflikte). Von 2000 bis 2009 war die Zahl der Konflikte bereits dreistellig, in den Jahrzehnten davor lediglich zweistellig.

Das schnelle, globale Bevölkerungswachstum führt zu immer größerer Wasserknappheit. In der Folge steigen die Konflikte um diese lebenswichtige Ressource. Betroffen sind vor allem ärmere Gebiete, die zusätzlich durch die Folgen des Klimawandels vermehrt mit Dürren und Trockenzeiten zu kämpfen haben. Die Quelle unterscheidet folgende verschiedene Konfliktarten:

– Casualty: Verlust von Wasserressourcen oder Wassersystemen durch Konflikte; Wasserressourcen oder Wassersysteme werden beabsichtigt oder beiläufig Ziele von Gewalt.

– Weapon: Wasser als eine Waffe in einem Konflikt.; Wasserressourcen oder Wassersysteme werden als Instrument oder Waffe in einem gewaltsamen Konflikt benutzt.

– Trigger: Wasser als Auslöser oder Ursache eines Konfliktes; Konflikte über die Kontrolle von Wasser; der ökonomische oder physische Zugang zu Wasser oder auch Wasserknappheit lösen Gewalt aus.

Weitere Statistiken zum Thema Wasserknappheit und Wasser allgemein finden Sie im Statista-Report zur Ressource Wasser.

Seit vielen Jahren weisen Wissenschaftler darauf hin, dass die Konflikte ums Wasser zunehmen werden und hier Zeitleiste der Chronologie des Wasserkonflikts können Sie alle Wasserkonflikte seit dem 14. Jahrhundert vor Christus nachlesen – soweit sie dokumentiert sind, das dürfte vor allem in früheren Zeiten nicht immer der Fall gewesen sein. Es beginnt um 1.300 vor Christus in „Westasien“ mit Israel und es endet 2023 ebendort, vor allem im Westjordanland, wo radikale israelische Siedler auch Wassersabotage als Waffe einsetzen, um die plästinensische Bevölkerung zu vertreiben. Das Jahr 2024 ist in der Aufstellung noch nicht enthalten, dürfte aber kaum konfliktärmer abgelaufen sein als die Jahre zuvor.

21.03.2025: Oh wie schön ist Kanada. Besonders in einer Zeit, in der die USA immer hässlicher werden. Könnte und sollte das Land der EU beitreten? Wir haben eine Grundrecherche durchgeführt.

In Kanada ist nach einer Umfrage etwa die Hälfte der Bevölkerung dafür, dass Kanada EU-Mitglied werden sollte, nur 25 Prozent sind dagegen. Ist die Aussicht auf einen EU-Beitritt Kanadas grundsätzlich realistisch?

Die Aussicht auf einen EU-Beitritt Kanadas ist grundsätzlich als unrealistisch einzustufen, obwohl es einige Argumente dafür gibt:

Herausforderungen

  1. Geographische Lage: Kanada liegt nicht auf dem europäischen Kontinent, was laut EU-Verträgen eine Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist12.
  2. Komplexer Beitrittsprozess: Der Beitrittsprozess zur EU ist langwierig und erfordert einstimmige Zustimmung aller 27 Mitgliedsstaaten34.
  3. Rechtliche Anpassungen: Kanada müsste umfangreiche Änderungen in seiner Gesetzgebung vornehmen, um den „acquis communautaire“ zu erfüllen3.

Mögliche Vorteile

  1. Wirtschaftliche Integration: Kanada könnte von einem erweiterten Zugang zum EU-Binnenmarkt profitieren24.
  2. Politische Stabilität: Die EU-Mitgliedschaft könnte als Gegengewicht zur Abhängigkeit von den USA dienen45.
  3. Ressourcen: Kanada könnte der EU Zugang zu strategischen Ressourcen bieten5.

Realistische Alternativen

Statt einer Vollmitgliedschaft erscheinen engere Kooperationen realistischer:

  1. Vertiefung des bestehenden Freihandelsabkommens CETA2.
  2. Intensivierung der regulatorischen Zusammenarbeit2.
  3. Förderung europäischer Investitionen in Kanada, besonders im Bereich kritischer Rohstoffe2.

Obwohl ein EU-Beitritt Kanadas theoretisch möglich wäre, machen die geographischen, politischen und rechtlichen Hürden ihn in der Praxis höchst unwahrscheinlich. Eine verstärkte Partnerschaft ohne Vollmitgliedschaft erscheint als realistischere Option für die Zukunft der kanadisch-europäischen Beziehungen.

Kommentar

Dass Kanada außerhalb Europas liegt, ist unbestreitbar, das wussten wir vor unserer Anfrage an die KI schon. Aber spätestens seit mit der Türkei verhandelt wird, die ebenfalls außerhalb Europas liegt, stellt sich die Frage, ob die territoriale Einheit tatsächlich das ausschlaggebende Kriterium sein kann oder sein sollte. Es wird auch verhandelt mit Länden wie Georgien, es wird verhandelt mit der Ukraine, es wird also verhandelt mit Ländern, die in vieler Hinsicht problematisch sind. Viel problematischer als Kanada jedenfalls. Die Türkei in ihrem jetzigen Zustand ist kulturell und ideologisch unendlich weit von der EU entfernt, das hat gerade wieder die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters und größten Herausforderers des Halbdiktators Recep Erdogan gezeigt. Und liegen diese Länder in Europa, wenn man von der Ukraine absieht?

Die Idee hingegen, ob Kanada nicht EU-Mitglied werden könnte, kam uns schon lange, bevor Trump die Idee hatte, es zum 51. Bundesstaat der USA zu machen.

Weil es in der Logik liegt. Kanada dürfte unter allen relevanten Staaten derjenige außerhalb von Europa sein, der am meisten europäisch geprägt ist, sowohl kulturell wie politisch. Gerade hat das ein kanadischer Politiker genau so gesagt, da hatten wir den Entwurf zu diesem Text bereits geschrieben.

Kanada ist schon lange ein wichtiges Mitglied der G7 und es hat bereits ein Freihandelsabkommen mit Europa. Wir haben das Ceta seinerzeit sehr kritisch betrachtet, aber im Lichte einer weiteren Integration in die EU sähe das möglicherweise etwas anders aus, weil dann auch die rechtlichen Grundsätze und Möglichkeiten der EU-Mitgliedschaft auch auf das Ceta mit seinen teilweise undemokratischen Bestimmungen angewendet werden müssten.

Die Einstimmigkeit für die Aufnahme würde vermutlich wieder einmal an Ungarn scheitern, deswegen plädieren wir generell dafür, sie abzuschaffen. Es kann nicht sein, dass ein kleines Land, das sich als Brückenkopf für autokratische Regierungsvorstellungen ausnimmt, das außerdem ein Nehmerland ist und gerne in der EU die Hand aufhält, mit einer totalen Obstruktionspolitik im Sinne Russlands und Trumps die EU bei ihrer Weiterentwicklung stört.

Kanada wäre endlich wieder ein wirtschaftlich starkes Zugangsland, das zu den Geberländern zählen würde. Gerade wir in Deutschland sollten uns deshalb ernsthaft mit der Idee befassen, dieses nicht nur schöne, sondern auch sehr wertvolle Land fester an Europa zu binden. Sofern es die Menschen wünschen, nicht per Erpressung, wie Trump es die Kanadier in die USA hineinzuzwängen versucht.

Einen Haken sehen wir, der nicht territorialer Natur ist und der in der Recherche nicht erwähnt wird. Die EU-Beistandsverpflichtungen im Fall eines Angriffs sind enger und eindeutiger als der Art. 5 des Nato-Vertrags. Wenn ein EU-Land angegriffen wird, müssen die anderen helfen, das ist keine Wahlveranstaltung. Wenn das nicht geschieht, ist die EU mindestens als Wertegemeinschaft und Gemeinschaft abwehrbereiter Demokratien obsolet.

Würde Trump es zulassen, dass Kanada sich den Europäern anschließt, oder würde er das Land militärisch angreifen? Wir können es nicht wissen, aber etwas sagt uns, er würde es nicht tun. Und die Vorsicht sagt uns, ein Antrag auf Mitgliedschaft dürfte erst zugelassen werden, wenn die EU in jeder Hinsicht verteidigungsbereit ist.

Eines der stärksten Zeichen der Demokratien wäre es zweifellos, Kanada die EU-Mitgliedschaft anzubieten. Aber auch eines der gefährlichsten. Was die Ukraine für Putin ist, ist Kanada für Trump, vielleicht sogar in noch stärkerem Maße. Trump hat eine regelrechte Kanada-Obsession. In einer normalen, regelbasierten Zeit wäre das sein Privathobby. In einer Zeit, in der die regalbasierte Ordnung immer häufiger ausgehebelt wird von denjenigen, die sich für die Stärkeren halten, kann das zu weiteren Konflikten führen.

Wir finden die Idee trotzdem reizvoll, eine der stärksten Demokratie weltweit und das europäischste Land außerhalb Europas weiter zu integrieren und damit den „neuen Westen“, der die Chance hat, fair in der Welt und unabhängig vom US-Imperialismus zu sein, stärker zu machen. Ein Stück institutionelles Europa in Amerika wäre genau die richtige Antwort auf Trumps ständige Angriffe auf die EU, ihre Demokratien, ihre Grundsätze und auf ihre Existenz.

Citations:

  1. https://www.youtube.com/watch?v=NnNDkHpx4Us
  2. https://nationalpost.com/news/canada/what-if-canada-joined-the-european-union
  3. https://policyoptions.irpp.org/magazines/march-2025/canada-eu-option/
  4. https://goodauthority.org/news/canada-eu-membership-european-union/
  5. https://www.caspiancircle.com/blog/Canada
  6. https://policy.trade.ec.europa.eu/eu-trade-relationships-country-and-region/countries-and-regions/canada/eu-canada-agreement/agreement-explained_en
  7. https://policy.trade.ec.europa.eu/eu-trade-relationships-country-and-region/countries-and-regions/canada/eu-canada-agreement_en
  8. https://www.cbc.ca/news/world/canada-european-union-1.7446400
  9. https://en.wikipedia.org/wiki/Canada%E2%80%93European_Union_relations
  10. https://www.euronews.com/my-europe/2025/03/20/fact-check-can-canada-apply-to-join-the-eu

21.03.2025 Warum der Bundesrat für das Finanzpaket gestimmt hat | tagesschau.de

Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse im Bundesrat bezüglich der Schuldenaufnahme, basierend auf dem Artikel der Tagesschau:

Zusammenfassung:

Der Bundesrat hat mit einer deutlichen Dreiviertelmehrheit (77%) einer Grundgesetzänderung zugestimmt, die es dem Bund ermöglicht, neue Schulden aufzunehmen, um Sondervermögen für Sicherheit, Infrastruktur und andere wichtige Bereiche zu finanzieren. Die Zustimmung erfolgte im Rahmen eines breiten parteiübergreifenden Kompromisses zwischen CDU/CSU, SPD und Grünen. Die Debatte im Bundesrat verlief kurz und wenig kontrovers, wobei die meisten Redner die Notwendigkeit betonten, in die Zukunft des Landes zu investieren. Die Länderchefs nutzten die Gelegenheit auch, um Kritik an den vergangenen Bundesregierungen zu üben und eine stärkere Berücksichtigung der Nöte der Länder zu fordern.

Kritische Stimmen:

  • Grüne (Verfahren): Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg) äußerte ein „erhebliches Störgefühl“ bezüglich des Verfahrens, da es die Unabhängigkeit der Länder-Haushaltsführung antaste.
  • Grüne (fehlende Einflussnahme): Mona Neubaur (Nordrhein-Westfalen) bemängelte, dass die Länder keine abgesicherte Möglichkeit der Einflussnahme darauf hätten, wofür die Sondervermögen konkret ausgegeben würden.
  • Enthaltungen: Die Länder Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz enthielten sich bei der Abstimmung, da ihre Regierungschefs zwar den federführenden Parteien (CDU/SPD) angehören, aber Rücksicht auf ihre Koalitionspartner (FDP oder BSW) nehmen mussten.

Der Artikel deutet an, dass die Einmütigkeit im Bundesrat ein Zeichen dafür ist, dass etwas zwischen Bund und Ländern schon länger schiefgelaufen sein muss. Die Länder fordern mehr Mitspracherecht und eine stärkere Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse durch die Bundesregierung.

Kommentar

Was oben erstaunlicherweise nicht erwähnt wird: Dass auch die beiden Bundesländer zugestimmt haben, in denen die Linke in der Regierungskoalition ist, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Das ist ein Teil der Zeitenwende, denn im Bund hatte sich die Fraktion der Linken im Bundestag noch gegen die Schulden in ihrer jetzigen Form ausgesprochen, sondern sich so aufgestellt, wie wir es im vorherigen Ticker (21, siehe unten) dargestellt haben. Wir haben dabei ein Originalstatement von ihr in den Text einbezogen.

Wenn die Linke immer staatstragender wird, so wie bei der heutigen Abstimmung über die Schulden im Bundesrat, dann muss sie sich nichtdarüber grämen, dass die CDU sie „verachtet“. Wir finden das Rechtsdrehen der Union und deren vielfach unchristliche Politik viel verachtenswerter als alles, was die Linke derzeit tun könnte. Gerade das Ringen um die richtige Haltung in Sachen Krieg und Frieden ist der am meisten ethisch geprägte und am meisten aufrichtige Diskurs, der von allen Parteien im Bundestag geführt wird. Alle anderen haben in den letzten Jahren so viel an Integrität eingebüßt, dass die Linke gar nichts hätte tun müssen, am daran vorbeizuziehen. Das hat sie aber, und es ist umso deutlicher sichtbar, dass sie in die Rolle der ersten Demokratieverteidigerin und der einzigen sozial orientierten Partei von Relevanz hineinwachsen könnte, wenn sie weiterhin einen so interessanten Kurs fährt wie zuletzt, der ihr Bemühen um Pazifismus ebenso spiegelt wie ihr Bemühen, die neuen Realitäten in ihr politisches Handeln eifließen zu lassen. Um das zu illustrieren und auch die Probleme, die die Linke wie alle Parteien hat, wenn es in diesen Zeiten um Kohärenz geht, haben wir diesen Beitrag als nächsten ausgewählt, den wir besprechen:

21.03.2025 Linken-Chef Jan van Aken: „Merz hat jetzt, was er wollte“ | WEB.DE

Um es ehrlich zu schreiben: Wo es um die Ukraine geht, hört auch bei der Linken die Logik auf und China fängt an. Für uns ist das eine Art Fassaden-Ausflucht. Die USA sind böse, das wissen wir schon lange. Russland ist jetzt auch böse. Wer bleibt also, der in der Welt Einfluss hat? China. Das ist Unsinn, leider. China wird der Ukraine keinen gerechten Frieden bringen, das wissen Realisten in der Linken wie Jan van Aken. Aber es gibt Stimmen im eigenen Lager, die immer noch ein altstalinistisch-neoimperalistisch-putinistisches Liedchen pfeifen, und das macht es schwierig, hier klar zu sagen: Die Ukraine kann nur mit einer umfassenden Unterstützung des Westens überleben.

Wir haben auch einmal die Überlegung angestellt, dass die USA auf die Ukraine, China auf Russland Druck ausüben müsste, dann würde es schon was werden mit einem Frieden, der keine Kapitulation der Ukraine darstellt.

 Das ist aber schon einige Zeit her. Mittlerweile hat Trump alle Karten neu verteilt und Russland und China haben überhaupt keinen Anlass mehr, auf Kompromisse ein- und auszugehen, weil er sich an Putin die Zähne ausbeißen wird und gleichzeitig die Ukraine fallen lässt. Die chinesisch-russische  Achse steht, und das wird Trump nicht dadurch ändern, dass er Putin die Ukraine schenkt. Putin wird artig danke sagen, aber nicht dankbar sein, sondern mit China weiter an der Umverteilung der Weltmacht arbeiten. Nicht im multipolaren Sinne, sondern durch schlichte Ablösung von Imperien untereinander. Trump hat alles verändert, und zwar zum Schlechteren für die Freiheit und die Demokratie. Auch China und Russland haben kein Verhältnis auf gleich, aber Putin denkt, er fährt so allemal besser als durch einen Ausgleich mit dem Westen.

Die Linke tut, als ob sie die geostrategischen Entwicklungen nicht sieht. Wir versichern Ihnen, unseren Leser:innen: Das tut sie sehr wohl. In keiner anderen Partei ist ein so hoher politischer Bildungsgrad z verzeichnen. Aber sie befindet sich in einem Dilemma und hypt deshalb ausgerechnet eine der härtesten Diktaturen der Welt als Friedensstifter. Wir verstehen, wo es zwickt, wir finden es auch menschlich sehr ehrenwert, sich in Sachen Pazifismus nicht einfach geschlagen zu geben – aber wir  haben mehrfach geschrieben, es wird zu einer Entscheidung zwischen dem blinden Vertrauen in Diktaturen oder Eintritt in die Demokratieverteidigung nicht nur nach innen, gegen die AfD, sondern auch nach außen kommen müssen, damit die Linke den Rücken für wirklich gute Politik freibekommt, der man – sic! – vertrauen kann.

Wenn man bedenkt, wie andere Parteien derzeit abstinken, ist das, was in der Linken passiert, allemal eine höhere Stufe des Ringens um die Wahrheit und sehr spannend, aber wenn es dazu kommt, dass sie sich richtig entscheiden sollte, hat die Demokratie eine politische Kraft gewonnen, die noch nicht so unendlich abgeschmackt und korrumpiert ist wie Union, SPD, FDP und Grüne. Und wie wichtig das für das Überleben der Demokratie wäre, brauchen wir wohl nicht näher zu erläutern.

PR 21

Heute setzen wir ausnahmsweise einen Morgenticker.  Nicht als Assoziationskette, wie zuletzt, sondern die Themen mehr für sich gestellt: Natürlich wieder mit Trump, einmal in Bezug auf die Waffenstillstandsverhandlungen zu Ukrainekrieg, zum Zweiten mit einem Aspekt der Wirtschaftsfolgen, die Trumps Handeln hat oder  haben könnte – die vielen möglichen Wechselwirkungen lassen derzeit kaum eine Gesamtprognose zu, daher müssen wir bei diesem Thema sowieso Einzelaspekte herausgreifen. Wir vermelden kurz, dass in Gaza wieder getötet wird, präzisieren einige Aspekte des Investitionspakets Infrastruktur und Klimaschutz und, wenn man so will, doch wieder im Zusammenhang damit, verweisen wir auf einen sehr informativen Artikel, den wir gestern zu Thema Klimaschutz und / oder Industrieerhalt veröffentlicht haben.

21.03.2025 Trump, Selenskyj und die ukrainischen Atomkraftwerke

Präsident Selenskyj hat auf Trumps Vorschlag zur Übernahme der ukrainischen Atomkraftwerke durch die USA mit deutlicher Ablehnung und Einschränkungen reagiert:

  1. Selenskyj widersprach Trumps Darstellung, dass über alle vier ukrainischen Atomkraftwerke gesprochen wurde. Er betonte, dass nur das russisch besetzte AKW Saporischschja Thema des Gesprächs war15.
  2. In Bezug auf die drei unter ukrainischer Kontrolle stehenden Atomkraftwerke stellte Selenskyj klar: „Wir werden nicht darüber diskutieren. Wir haben heute 15 Atomreaktoren in Betrieb. Das alles gehört unserem Staat“2.
  3. Selenskyj zeigte sich jedoch offen für mögliche US-Investitionen in das AKW Saporischschja, falls es von den Russen zurückerobert werden könnte. Er sagte: „Wenn sie es von den Russen zurückholen wollen, wenn sie es modernisieren wollen, investieren wollen – das ist eine andere Frage, das ist eine offene Frage, wir können darüber reden“2.

Durch Selsenskyjs einschränkende Darstellung ergibt das, was wir nicht so recht glauben wollten, als wir erstmals davon gelesen haben, durchaus Sinn: Ohne ein Eingreifen der USA wird das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja wohl nicht mehr in ukrainische Hände gelangen. Aber warum sollten die Ukraine ihre Kernkraftwerke im noch freien Teil des Landes einfach mal an die USA übertragen? Wir hatten den Verdacht, dass der Hintergrund ähnlich wäre wie bei dem noch nicht getätigten Rohstoffdeal: Die USA konfrontieren die Ukraine mit „entweder wir bekommen eure Kernkraftwerke oder wir stellen die Unterstützung ein“. Im Grunde dasselbe Schema, das Trump auch bei seinen Erpressungsversuchen mit Zöllen fährt.

Quellen

  1. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/trump-selenskyj-telefonat-104.html
  2. https://www.tagesspiegel.de/internationales/wir-werden-nicht-daruber-diskutieren-selenskyj-weist-mogliche-ubernahme-ukrainischer-atomkraftwerke-durch-die-usa-zuruck-13405861.html
  3. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/trump-schlaegt-us-uebernahme-ukrainischer-atomkraftwerke-vor,Ufv16Bh
  4. https://www.lippewelle.de/artikel/europaeer-beraten-ueber-unterstuetzung-fuer-ukraine-2275514.html
  5. https://www.rnd.de/politik/selenskyj-widerspricht-trump-haben-nur-ueber-ein-akw-gesprochen-NNCAEL6YP5LXVDVS3DKLWECLPY.html
  6. https://www.zdf.de/nachrichten/zdfheute-live/ukraine-atomkraftwerke-trump-waffenruhe-video-100.html
  7. https://www.fr.de/politik/selenskyj-kassiert-trumps-akw-ansage-ihm-geht-es-nur-um-ein-kraftwerk-93637324.html
  8. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/trump-selenskyj-telefonat-102.html
  9. https://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine/ukraine-liveticker-selenskyj-widerspricht-us-regierung-nach-trump-telefonat-faz-110172806.html
  10. https://www.deutschlandfunk.de/trump-usa-koennten-ukrainische-kraftwerke-uebernehmen-selenskyj-haben-nur-ueber-saporischschja-gespr-100.html
  11. https://www.sueddeutsche.de/politik/ukraine-news-eu-aufruestung-ukraine-waffenruhe-saudi-arabien-usa-li.3220366
  12. https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100645014/trump-telefonate-mit-putin-und-selenskyj-warum-die-ukraine-profitiert.html
  13. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/russland-ukraine-krieg-im-news-ticker-kw12,Ufgvp6z
  14. https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/wir-sind-auf-einem-sehr-guten-weg-trump-gibt-sich-nach-telefonat-mit-selenskyj-optimistisch-4309180.html
  15. https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100644348/atomkraftwerke-der-ukraine-worauf-trump-es-abgesehen-hat.html
  16. https://www.stern.de/news/–trump–usa-sollten-ukrainische-kernkraftwerke-uebernehmen-35566870.html
  17. https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-03/ukraine-krieg-donald-trump-wolodymyr-selenskyj-kraftwerke-waffenruhe
  18. https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-03/akw-ukrainenusa-russlans-wolodymyr-selenskyj-donald-trump
  19. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/telefonat-putin-trump-ukraine-100.html
  20. https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-456.html
  21. https://www.lpb-bw.de/chronik-ukrainekonflikt

21.03.2025 In Gaza wird wieder getötet

Nach dem Ende der Waffenruhe am 18. März 2025 haben sich folgende Ereignisse in Gaza zugetragen:

  1. Am 19. März startete Israel eine neue Militäroffensive im Gazastreifen mit heftigen Luftangriffen, bei denen Hunderte Palästinenser getötet wurden2.
  2. Israel begann auch eine begrenzte Bodenoffensive und besetzte erneut den strategisch wichtigen Netzarim-Korridor, der den Gazastreifen in eine westliche und östliche Hälfte teilt2.
  3. Am 20. März feuerten militante Gruppen erstmals seit Monaten wieder drei Raketen aus dem südlichen Gaza in Richtung Israel, was auf stark reduzierte Arsenale hindeutet2.
  4. Israel stoppte Stromlieferungen in den Gazastreifen und hatte bereits zuvor die Einfuhr von Hilfsgütern unterbunden1.
  5. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz drohte mit „totaler Verwüstung“, falls die palästinensische Bevölkerung nicht die Geiseln herausgebe und die Hamas entmachte2.

Diese Entwicklungen haben die ohnehin prekäre humanitäre Lage in Gaza weiter verschärft, wo die Bevölkerung bereits mit Mangel an sauberem Wasser, Strom, medizinischer Versorgung und steigenden Preisen zu kämpfen hat3.

Wir wollten es nur mal kurz erwähnt haben: alles wie gehabt. Oder dachte irgendwer, es könnte anders werden? Das Hemd sitzt näher als die Hose, und das Hemd sind derzeit die gewaltigen Summen, die in Deutschland im Raum stehen, um die Verteidigung und die Infrastruktur wieder auf Vordermann zu bringen. Das alte Lied der Aufmerksamkeitsökonomie: Je mehr auf der Welt los ist, desto besser kann man im Windschatten immer neuer Ereignisse Fakten schaffen, ohne dass sich noch groß jemand aufregt. Trumps und der Ultrarechten in Israels Traum von Gaza entvölkern und ein größeres Mar-a-Lago daraus machen schreitet wieder voran.

Quellen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie_des_Krieges_in_Nahost_seit_2023
  2. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/gaza-krieg-offensive-hamas-geiseln-israel-nahost-100.html
  3. https://www.dw.com/de/der-t%C3%A4gliche-kampf-ums-%C3%BCberleben-in-gaza/a-71925208
  4. https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ereignisse-im-nahost-konflikt-aus-kw-12-im-rueckblick,Uf1dwOS
  5. https://www.lpb-bw.de/nahostkonflikt
  6. https://www.faz.net/aktuell/politik/thema/nahostkonflikt
  7. https://www.deutschlandfunk.de/nahostkonflikt-100.html
  8. https://www.rnd.de/politik/nahost-liveticker-mehr-als-700-tote-bei-eskalation-in-syrien-09-03-2025-TENB5YC2Y5C45LMULAZY62C2DA.html

21.03.2025 #Klimaschutz oder Erhalt der #Industrie (Umfrage + Infos + Leitkommentar) – DER WAHLBERLINER

Wegen des Zeitaufwands für diesen relativ umfangreichen Artikels haben wir gestern keinen Ticker veröffentlicht. Klimaschutz oder Industrie? Tag oder Nacht?  Essen oder Trinken? Menschliches Denken oder KI? Wir haben im Verlauf des Artikels verschiedene Aspekte und Probleme betrachtet, einiges recherchiert und sind am Ende zu einer Ansicht gekommen, die nicht der Mehrheitsmeinung gemäß der eingebetteten Umfrage entspricht. Dass dem so ist, hat auch mit der Fragestellung zu tun.

20.03.2025 Das Sondervermögen, die Schuldenbremse: Aus einem Newsletter der Linken und wie er uns angeregt hat, etwas genauer hinzuschauen.

Wir werden noch viel zu diesem Thema schreiben. Wir halten es grundsätzlich für richtig, dass die Investitionsflaute in Deutschland beendet wird, aber man kann auch viel falsch machen mit dem frischen Geld, und die Gefahr ist groß, dass nicht alles zum Besten der Menschen im Land ausgegeben werden wird. Wir fangen mit einem Newsletter der Partei Die Linke von gestern an:

Das Finanzpaket von CDU, SPD und Grünen hat den Bundestag passiert. Damit wird die Schuldenbremse vollständig ausgehebelt – allerdings nur für Aufrüstung. Alles andere bleibt außen vor – weshalb sich die schwarz-roten Sondierungsgruppen nun schon daran machen, eine Streichliste für Sozialleistungen vorzubereiten. Als Trostpflaster gab es zwar ein „Sondervermögen“ für Investitionen von 500 Milliarden Euro, auf die Laufzeit von 12 Jahren gerechnet ist es aber nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Für rund 40 Milliarden Euro im Jahr wird es weder gelingen, Schulen und Bahn zu sanieren noch die Industrie klimafreundlich umzubauen, vor allem, weil sich Konservative, Grüne und Sozialdemokraten einer gerechten Besteuerung von großen Vermögen weiter konsequent verweigern. (…)  Es ist, bei allen Problemen der Sicherheit und in der Bundeswehr, nichts weiter als eine Rechtfertigungskulisse für das von langer Hand geplante Umlenken des gesellschaftlichen Reichtums dieses Landes in die Taschen von Rüstungs- und Baukonzernen“, so Sören Pellman [in seiner Rede im Bundestag zum Thema, Sondersitzung vom 17.03.]. (…) Der Deal zwischen der zukünftigen Bundesregierung und den Grünen wird die strukturellen Probleme dieses Landes nicht lösen. Das könnte nur eine echte Reform der Schuldenbremse gewährleisten, die Investitionen in die Infrastruktur, Bildungswesen, Gesundheitswesen und vieles weitere ermöglichen würde. Dafür wird sich Die Linke im neuen Bundestag weiter einsetzen. (…)

Wir mussten das erst einmal recherchieren, weil wir es in keiner von uns zuvor gesichteten Quelle gelesen hatten und diese abermals historische Debatte vom vergangenen Montag nicht mitverfolgen konnten:  Es stimmt tatsächlich, dass die 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur sich über 12 Jahre verteilen. Da hat die Linke absolut recht, das reicht nicht, um die jahrzehntelangen Verschleppungen von Investitionen auszugleichen. Und diejenigen, die sich über die Schulden aufregen, können sich etwas beruhigen, denn sie werden ja nur als Quasi-Beigabe zum Haushalt finanziert, sie kommen nicht auf einen Schlag und schweben nicht frei über anderen Regeln, wie die Mehrausgaben für die Verteidigung.

 Das eine oder andere Wirtschaftsinstitut geht allerdings nach unserer Ansicht von einem zu großen positiven Effekt auf die Entwicklung des BIP aus: DIW Berlin: Sondervermögen für Infrastruktur: 500-Milliarden-Euro-Investitionspaket würde deutsche Wirtschaft aus der Krise holen. Das DIW ist eines der wenigen keynesianisch ausgerichteten Wirtschaftsinstitute in Deutschland. Diese Stimme ist wichtig, einiges, was von dort kommt, halten wir für richtig, aber wir sind in dem Fall skeptisch, weil natürlich von dieser Seite die Nachfrageorientierung besonders hoch gewichtet wird, während die vielen neoliberalen Institute und „Wirtschaftsweisen“ die Sicht des Kapitals verbreiten. Neutralität wird ja immer so beschworen, aber nie erreicht. Wirtschaftsinstitute folgen Ideologien.

Käme es tatsächlich in der genannten Höhe zu einem BIP-Wachstum, dann würden sich die neuen Schulden ohnehin durch höhere Steuereinnahmen überwiegend von selbst finanzieren. Wir glauben vor allem, dass der positive Effekt einer besseren Infrastruktur erst langfristig sichtbar sein wird, wenn das Sondervermögen tatsächlich so gestreckt wird wie oben angegeben. Aber vielleicht ist auch da das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wir leben ja im Zeitalter der Zeitenwenden gemäß Opportunität. Die Kritik am aktuellen Maßnahmenpaket ist neben dem zu langwierigen Anschub für uns vor allem in dem Sinne richtig, dass nicht gezielt Innovationen gefördert werden, die der Wirtschaftstransformation dienen, falls die folgenden Informationen stimmen. Sicher ist die Investition in Bildung absolut notwendig, mit einem positiven Effekt bezüglich der Leistungsfähigkeit kommender Arbeitender, aber nur indirekt und wirklich sehr langfristig. Sie hat außerdem einen Wert an sich und dient der Demokratie. Was kurzfristig gebraucht wird, ist aber auch die Förderung zukunftsfähiger Branchen. Wir haben das etwas neutraler recherchieren lassen:

Das geplante 500-Milliarden-Euro-Infrastruktur-Sondervermögen von Union und SPD wird von Ökonomen als kurz- bis mittelfristiger Wachstumsimpuls bewertet, zeigt aber laut Studien keine nachhaltige Stärkung der langfristigen Wirtschaftsleistung.

Positive Wachstumseffekte

  • Multiplikatorwirkung: Öffentliche Investitionen entfalten einen Multiplikator von etwa 2 – jeder ausgegebene Euro generiert somit zwei Euro Wirtschaftsleistung. Dies würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten zehn Jahren deutlich ankurbeln12.
  • Konjunktureller Schub:
    • Ab 2026: +1 % BIP-Wachstum57
    • Ab 2027: durchschnittlich +2 % pro Jahr, mit Spitzenwerten von +2,5 % in den Jahren 2028–202927
    • Über den gesamten Zeitraum (2026–2035): Kumulativ doppelt so hohes Wachstum wie die Investitionssumme15.
  • Privater Sektor profitiert: Private Investitionen steigen durch verbesserte Infrastruktur (z. B. Energienetze, Digitalisierung) um bis zu 1,4 % des BIP, der Konsum nimmt leicht zu27.

Kritische Aspekte und Grenzen

  • Inflation und Zinsen: Die hohen Ausgaben könnten die Inflation um 0,5–1 % pro Jahr erhöhen und die Zentralbank zu restriktiverer Geldpolitik zwingen, was den realen Wachstumseffekt schmälert14.
  • Kein langfristiger Strukturwandel: Das Potenzialwachstum (langfristige BIP-Entwicklung) bleibt nahezu unverändert, da das Paket vorrangig Reparaturinvestitionen statt Innovationen fördert15.
  • Verzögerte Umsetzung: Aufgrund administrativer Hürden (Planung, Genehmigungen) erreichen die Ausgaben erst 2030/2031 ihren Höhepunkt. Bis dahin wirken die Impulse abgeschwächt57.

Mittelverwendung

Die 500 Mrd. Euro sind laut Studienautoren wie folgt geplant:

Bereich

Anteil

Beispiele

Klassische Infrastruktur

68 % (340 Mrd.)

Straßen, Schienen, Schulen

Wohnungsbau

24 % (120 Mrd.)

Sozialwohnungen, Sanierung

Ausrüstung

8 % (40 Mrd.)

Digitale Infrastruktur

Fazit

Das Paket bietet einen konjunkturellen „Booster“, der Deutschland kurzfristig aus der Wachstumsschwäche führt. Langfristige Produktivitätsgewinne bleiben jedoch aus, solange die Investitionen nicht mit strukturellen Reformen (z. B. Bürokratieabbau, Bildungsoffensive) kombiniert werden17.

Quellen

  1. https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/schuldenpaket-oekonomen-halten-betraechtliche-wachstumswirkung-fuer-moeglich/100111715.html
  2. https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.940091.de/diw_aktuell_111.pdf
  3. https://www.focus.de/finanzen/news/woher-die-500-milliarden-euro-fuer-die-infrastruktur-kommen-und-wofuer-sie-ausgegeben-werden_d16a6bdd-d812-4c84-a385-8916408ae2b5.html
  4. https://www.deutschlandfunk.de/deutschland-bundeswehr-infrastruktur-schuldenbremse-sondervermoegen-102.html
  5. https://www.l-iz.de/politik/kassensturz/2025/03/diw-studie-zum-500-milliarden-euro-investitionspaket-wirkung-bip-619227
  6. https://www.youtube.com/watch?v=Z7Mp054X1wI
  7. https://www.diw.de/de/diw_01.c.940089.de/publikationen/diw_aktuell/2025_0111/sondervermoegen_fuer_infrastruktur__500-milliarden-euro-investitionspaket_wuerde_deutsche_wirtschaft_aus_der_krise_holen.html
  8. https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2025/03/schuldenbremse-sondervermoegen-bundestag-abstimmung-berlin-brandenburg.html
  9. https://www.bayika.de/de/aktuelles/meldungen/2025-03-05_Sondervermoegen-Infrastruktur-von-500-Milliarden-ist-ein-Muss.php

20.03.2025 Infografik: Ist Trump schlecht für den Tourismus? | Statista

Begleittext von Statista:

Wird Donald Trump und seine Politik zum Problem für den US-Tourismus? Ein kürzlich von der Washington Post veröffentlichter Artikel legt nahe, dass das der Fall ist. Das Unternehmen Tourism Economics schätzt, dass die Umsätze um 64 Milliarden US-Dollar niedriger ausfallen könnten. Adam Sacks, Präsident von Tourism Economics geht von einem dramatischen Einbruch aus.

Tatsächlich reisten laut Daten des National Travel and Tourism Office zuletzt weniger Menschen in die USA als noch im Vorjahr. Bezogen auf alle Länder und Regionen der Welt ging die Zahl der Besucher:innen im Februar um 2,4 Prozent zurück. zwar fällt der Rückgang für Westeuropa im Summe etwas niedriger aus (-1,0 Prozent), aber für einzelne Länder zeichnet sich eine sichtbare Reisezurückhaltung ab.

Das gilt besonders für Deutschland. Flogen bereits im Januar weniger Bundesbürger:innen über den Atlantik, brach der Reiseverkehr im Februar mit einem Minus von 8,5 Prozent regelrecht ein. Und auch in Frankreich schwindet das Interesse an Reisen in die USA offenbar, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Indes gibt es auch Ausnahmen. So sind in den ersten beiden Monaten des Jahres deutlich mehr Brit:innen in Flugzeuge Richtung USA gestiegen als noch 2024.

PT 20

Heute haben wir wieder einen „normalen“, aber fülligen Ticker erstellt, mit vier Themen und unterschiedlich langen Kommentaren dazu – aber auch versucht, die Themen miteinander zu verknüpfen, getreu dem Motto: Es hängt alles miteinander zusammen. Das tut es tatsächlich und ist doch nur ein kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit. Natürlich spielt das Riesenschuldenpaket eine Rolle, und wo es nach unserer Ansicht besonders hakt, weiterhin befassen wir uns mit den Waffenstillstandsverhandlungen im Ukrainekrieg, letztlich haben wir einen kurzen Blick auf die Medien und ihre Rolle geworfen.

19.03.2025 Ein bedingtes Plädoyer für die Schulden: Staatsschulden: Eine sinnvolle Investition? – Nachrichten – WDR

Drei Ökonom:innen legen in diesem Artikel ihre Sicht auf die neuen Schulden dar, die gestern beschlossen wurden. Je jünger, desto optimistischer, könnte man sagen, und das spielt ja auch eine große Rolle bei der Generationengerechtigkeit, die jüngere Menschen zu Recht einfordern.

Einen ganz wichtigen Aspekt, der in diesem Artikel zur Sprache kommt, haben wir bisher nicht referiert: Die gestrige Freigabe für Grundgesetzänderungen kann von der künftigen Regierung verwendet werden, um auch die Ausgestaltung der Schuldenbremse auf einfachgesetzlicher Ebene der jeweiligen Sachlage anzupassen. Dafür ist dann auch keine statuarische Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat vonnöten, die schon auf Bundestagsebene künftig von AfD und Linken blockiert werden könnte, sodass es gar nicht zu Abstimmungen im Bundesrat kommen würde.

Wir fanden das Bild mit der schwäbischen Hausfrau erstklassig: Wenn das Dach undicht ist, würde sie es nicht weiter hineinregnen lassen, auch wenn sie Schulden aufnehmen müsste, um es reparieren zu lassen. Denn die Folgeschäden des Nicht-Reparierens würden mit der Zeit immer größer. Auch jenseits dieser Betrachtung im Rahmen des privatistischen Schuldenansatzes wird die wichtige Erkenntnis noch einmal dargelegt: Der Staat ist vielleicht nicht ewig, auf die gesamte Menschheitsgeschichte bezogen, aber sehr durabel. Er hat nicht den Lebenszyklus von Menschen, die am Ende schuldenfrei sein möchten, damit ihre Kinder nicht mit Schulden starten, die von der vorherigen Generation gemacht wurden.

Wir haben unsere Ansichten zum Schulden machen auch revidiert. Wir waren, als der erste Wahlberlier 2011 startete, geprägt von den Vorgängen nach der Bankenkrise, als einige EU-Länder, die eine wirklich verantwortungslose Fiskalpolitik fuhren, die Verantwortung dafür externalisieren wollten und sich wieder einmal Deutschland als Prügelknabe dafür ausgesucht hatten. Damals hatte Deutschland mit seiner guten Bonität und seiner fiskalischen Solidität der EU und besonders dem Euro den Arsch gerettet. Das ist die Wahrheit.

Nur, weil das so war, konnte 2014 der damalige EZB-Präsident Mario Draghi „Whatever it takes“ sagen, auch zu unserer Überraschung und mit vielen negativen Folgen für Deutschland, die letztlich die Ungleichheit im Land weiter erhöht haben.

Doch anstatt, dass Angela Merkel diese offensive Geldpolitik ausgenutzt hätte, verkam unter ihr und Finanzminister Schäuble als ideologischem Architekten des deutschen Sonderweges die Schuldenbremse in den kommenden Jahren immer mehr zu einer erzkonservativen, der Zukunft abgewandten Investitionsbremse, die dazu geführt hat, dass die Infrastruktur hierzulande maroder ist als in vielen Ländern, mit denen man viel eher Dysfunktionalität verbindet, sinnbildlich wird im Artikel die Entwicklung der Deutschen Bahn aufgeführt.

Sehr gut ist auch der Hinweis, dass es schon unter Helmut Kohl mit dem Kaputtsparen anfing, während andere Länder wie die USA und Großbritannien damals offensiv investiert und damit ihre Wirtschaft an Deutschland vorbei angeschoben haben. Nicht ausgemacht ist für uns allerdings, ob das Modell der USA letztlich funktionieren wird. Die Schulden sind dort so exzessiv angewachsen, dass man nur noch mit den ihnen gegenüberstehenden sehr hohen Privatvermögen argumentieren kann, wenn es darum geht darzulegen, warum dieses System noch lange bestehen kann. Das ist angesichts der Tatsache, dass die Politik sich nicht an das Kapital herantraut, sondern ihm immer mehr in den Hintern kriecht (Symbolverhältnis Trump und Musk), nur eine theoretische Betrachtung. Anders als in den Krisenzeiten der 1930erund 1940er, als das Primat der Politik noch galt und besondere Herausforderungen mit entsprechenden Anforderungen auch an die Superreichen verbunden waren.

Genau das ist und bleibt auch unsere Kritik am gegenwärtigen Verfahren der Ausgabenexpansion. Wir befürchten, dass man wieder einmal die Ärmeren noch ärmer machen als endlich mehr Steuergerechtigkeit in Deutschland zugunsten der Arbeitenden herstellen wird. Genau dieser Kritikpunkt fehlt im verlinkten Artikel – sollen wir schreiben, bezeichnenderweise? Man müsste die neuen Ausgaben gar nicht komplett mit Schulden finanzieren, wenn nicht 57 Prozent der Abgeordneten im neuen Deutschen Bundestag (wenn nicht noch mehr) dem Kapital hörig wären.  

Zum Beispiel auf diese unsägliche Art:

19.03.2025 Wie die Erbschaftsteuer Ungleichheit befördert – DER SPIEGEL

Der Artikel „Wie die Erbschaftsteuer Ungleichheit befördert“ auf Spiegel.de behandelt folgendes Thema:

Die Erbschaftsteuer in Deutschland trägt trotz hoher Steuersätze wenig zur Umverteilung von Vermögen bei und fördert sogar die Ungleichheit. Das liegt vor allem an zahlreichen Ausnahmen und Gestaltungsmöglichkeiten, die es insbesondere großen Vermögen ermöglichen, die Steuerlast deutlich zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Dadurch profitieren vor allem ohnehin schon Vermögende, während der Staat auf Einnahmen verzichtet, die für Investitionen in Bildung, Infrastruktur oder soziale Gerechtigkeit dringend benötigt würden. Der Artikel plädiert für eine Reform der Erbschaftsteuer, um diese gerechter und effektiver zu gestalten.  Selbstverständlich würde es sich hier um eine Steuererhöhung handeln. Das fügen wir noch schnell vor der Veröffentlichung des Tickers hinzu, weil „Steuererhöhung“ gerade trendet. Aber es gibt gerechte Steuererhöhungen. Sogar mehr davon, als es gegenwärtig gerechte Steuersenkungen geben kann.

Sie könnten auch zu mehr Gerechtigkeit beitragen und nicht immer nur jammern, wie ungerecht alles ist. Wie wär’s denn mal mit der Berücksichtigung Ihrer tatsächlichen Interessen, sofern Sie kein:e Multimillionär:in sind oder ein noch größeres Vermögen haben? Die folgende Darstellung belegt unter anderem, dass die Menschen es einfach nicht verstehen, stattdessen lieber nach rechts drehen.

19.03.2025 Neue Umfragentendenzen Civey-Umfrage: Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre? / Bundestagswahl: Wer führt in der aktuellen Sonntagsfrage? | ZEIT ONLINE und ein paar kurze Betrachtungen dazu.

Eines hat die große Schuldensause gestern im Bundestag nicht bewirkt: Dass die Parteien, die sich daran beteiligt und sowohl dem Sondervermögen Infrastruktur als auch einer Grundgesetzänderung zugestimmt haben, welche die Verteidigung von der Schuldenbremse ausnimmt, bei den Wählenden damit gepunktet haben. Eher ist das Gegenteil der Fall.

  • Nur einmal, Mitte 2023, lagen die Union und die AfD in den kumulierten Umfragen des Zeit-Panels so dicht beieinander wie jetzt, der Abstand beträgt nur 6,8 Prozentpunkte. Bei Civey können wir uns nicht erinnern, überhaupt bisher einen so geringen Abstand gesehen zu haben, wie er gegenwärtig ausgewiesen wird: 3,9 Punkte. Da die Civey-Tendenzen den kumulierten Umfragen bezüglich des aktuellen Trends meist vorauslaufen, dürften in den kommenden Tagen weitere Meinungsforscher mit Umfragen aufwarten, die nur noch 4 oder 5 Prozent Unterschied zwischen Union und AfD zeigen.
  • SPD und Grüne als weitere dem Schuldenpaket zustimmende Parteien stagnieren derzeit bei knapp 12 und etwas über 15 Prozent. Für die Grünen ist das eine eher gute Nachricht, nach dem Abwärtstrend der letzten Wochen, der sich auch bei der Wahl am 23.02. manifestiert hat, für die SPD nicht. Sie dümpelt weiterhin knapp über 15 Prozent dahin. Bei der Wahl lag sie etwas oberhalb ihrer damaligen Umfragewerte, die Grünen etwas darunter. Die Grünen können jetzt ihre Kräfte in der Opposition sammeln, während sich für die SPD überhaupt nicht auszahlt, dass sie mit Boris Pistorius den mit Abstand beliebtesten Politiker in ihren Reihen hat. Sie wird aber mitverantwortlich dafür sein, falls der künftige Kanzler Friedrich Merz weiterhin das Land eher spaltet als eint.
  • Die AfD liegt nach Zeit-Panel derzeit genau auf ihrem bisherigen Rekordergebnis von Anfang 2024 (21,6). Die Tendenz bei Civey zeigt weiter aufwärts, dort sind es schon 22,7 Prozent. Es wird entscheidend davon abhängen, was die neue Bundesregierung in den nächsten Wochen und Monaten tun wird, ob dieser Trend gestoppt werden kann, denn sie hat die Handlungsinitiative, nicht die AfD.
  • Der Aufwärtstrend der Linken hält an, im Zeit-Panel erreicht sie erstmals seit Oktober 2019 wieder die 10-Prozent-Marke. Der Civey-Indikator zeigt sie bei 9,6, allerdings ist auch dies weiter eine leicht ansteigende Tendenz, da dort zuvor die Zweistelligkeit nicht erreicht worden war. Die Linke liegt damit am oberen Rand ihres langfristigen Potenzials, wie auch die Grünen, die in den letzten Jahren starke Outperformer waren. Allerdings sind unsere Informationen zur langfristigen Wählerbindung schon etwas älter, die Parteienbindung hat in den letzten Jahren insgesamt deutlich nachgelassen. Die AfD hatte nach unseren letzten Informationen nicht einmal ein Stammwählerpotenzial von 10 Prozent, die Union und die SPD hingegen kämen auf 34 und 30 Prozent, wenn sie ihr Potenzial ausschöpfen würden. Insbesondere bei der SPD wagen wir zu bezweifeln, dass dies noch der Stand der Dinge ist.
  • BSW und FDP würden jetzt nach beiden Darstellungen schwächer abschneiden als bei der Wahl vom 23.02., das BSW mit knapp über 4, die FDP mit etwa 3,6 Prozent. Der Unfug, den das BSW gestern bei seiner Abschiedsvorstellung im Bundestag veranstaltet hat, belegt, dass dies eine gute Entwicklung ist, genau wie bei der FDP. Das Kapital hat in der lobbydurchwirkten CDU und der sozialdarwinistischen AfD genug Fürsprecher: 57,14 Prozent der Abgeordneten im neuen Bundestag. Dies belegt auch, wie wenig die Besetzung des Bundestages die Interessen der Bevölkerungsmehrheit spiegelt. Die Bevölkerung wollte es aber so, also muss sie damit klarkommen.

Die neuesten Umfragen-Tendenzen zeigen zwar keinen weiteren Anstieg der Stimmen für das rechte Lager insgesamt, allerdings hängt diese Einschätzung von der Definition von rechts, mittig und links ab. Wir erinnern gerne noch einmal an den Political Compass, der alle Parteien im Bundestag außer der Linken und dem BSW eher als rechts einstuft, wobei das BSW eher als linksautoritär und die Linke als linkslibertär ausgewiesen werden.

Zeiten der Bedrohung von außen sind leider schlecht für linke Politik, denn der universalistische Ansatz echter linker Parteien steht der Abgrenzung gegen andere Nationen gegenüber, die in diesen Zeiten unweigerlich an Bedeutung gewinnt, außerdem nimmt der Nationalismus in Europa ohnehin zu, weil immer wieder das gleiche Schema zu beobachten ist: Liefert die Demokratie nicht mehr so gut, wird das Heil im Nationalismus gesucht. Der richtige Weg wäre ein machtvoller Zusammenschluss der Arbeitenden über Grenzen hinweg, um das Blatt zu wenden.

Linksnationalistische Ansätze, wie das BSW sie zeigt, funktionieren aber nicht überall gleichermaßen gut. Dieses Kunstprodukt es wird nie die Wirkung entfalten wie die France Insoumise, der es abgeschaut wurde, weil dazu die breite Basis fehlt, weil die Persönlichkeiten, die im BSW wirken, nicht stark genug sind und weil in Deutschland links sein aus historischen Gründen bedeutet, nicht nationalistisch zu sein. Diese Erkenntnis ist älter als die NS-Diktatur, aber sie hat sich aufgrund der Erfahrungen mit dieser Zeit als richtig bestätigt.

Beim Thema Krieg und Frieden haben linke, grundsätzlich pazifistische Parteien in Lagen, in denen Kriege die politische Agenda bestimmen, immer ein großes Problem: Ist Frieden ein absoluter Wert, egal, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen er organisiert ist, oder kann linke Politik nur in Freiheit gedeihen, weshalb die Freiheit verteidigt werden muss?

Wie würde die Partei Die Linke jetzt bei den Wählenden abschneiden, wenn sie sich klar für die Demokratieverteidigung aussprechen, aber ihre übrigen Positionen beibehalten würde? Kohärenter wäre dies, denn falls Europa von Diktaturen überrannt wird oder immer mehr nach rechts driftet und sich ihnen dadurch annähert, wäre es vorbei mit der Chance auf progressive Gesellschaftspolitik und Humanität in Sachen Migration, mit sozialem Fortschritt und der Möglichkeiten, neue Wege der Transformation zu beschreiten. Keine Diktatur bietet eine nur ansatzweise menschenfreundliche und nachhaltige Politik in jenem Sinne an. Die größeren dieser Staaten, besonders die Atommächte, sind zudem imperialistisch ausgerichtet. Westlicher Imperialismus ist zwar per se nicht besser, aber im Inneren der daran beteiligten Staaten ist es nach wie vor möglich, Meinungen und Ideen eigenständig zu entwickeln. So lange dies der Fall ist, ist die Demokratie, auf der diese Freiheit fußt, der Verteidigung wert. Um diese Erkenntnis werden progressiv denkende Menschen über kurz oder lang nicht herumkommen, solange der Druck auf die Demokratie von innen und außen anhält.

19.03.2025 Infografik: Welchen Medien vertrauen die Deutschen (nicht)? | Statista

Was ist auch wichtig für eine funktionierende Demokratie und wird „Vierte Macht“ genannt? Genau, die Medien. Folgend der Begleittext von Statista zur Grafik, im Anschluss unser kurzer Kommentar.

Auch wenn Lokaljournalismus aufgrund von Klischees wie der Berichterstattung über Treffen von Hasenzüchter:innenverbände oft belächelt wird, ordnen ihn fast zwei Drittel der Deutschen laut Digital News Report des Reuters Institute an der University of Oxford als vertrauenswürdig ein.

Dagegen bringen die Befragten den Angeboten großer Medienhäusern vergleichsweise wenig Vertrauen entgegen. Besonders niedrig ist es beim Axel-Springers Boulevardblatt BILD. Lediglich 22 Prozent der Studienteilnehmer:innen halten die Berichterstattung des Blattes für Vertrauenswürdig. Das ist deutlich schlechter als andere überregionale Tageszeitungen oder große Magazine, wie unsere Grafik zeigt.

Den höchsten Vertrauenswert erreicht die Tagesschau der ARD mit 64 Prozent. Damit hat Deutschlands reichweitenstärkste Nachrichtensendung sich gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte steigern können. Allerdings war dieser Wert in der Vergangenheit auch schonmal deutlich höher. Zum Vergleich im Jahr 20202 waren es 70 Prozent.

Seit sich jeder seine eigene Wahrheit mach, sinkt natürlich auch das Vertrauen in einigermaßen faktensichere Berichterstattung. Lokal- und Regionalzeitungen haben nicht mehr Vertrauen, sondern weniger Misstrauen auf ihrer Seite als die ARD, weil ihre Nachrichten weniger polarisieren, sondern häufig nur als neutrale Information wahrgenommen werden. Was sie in der Regel auch sind, wenn nur Veranstaltungen angekündigt werden. Bei der Beschreibung solcher Events schon nicht mehr, weil darüber in der Regel sehr wohlwollend getextet wird, um die Region als vital darzustellen. Wenn zum Beispiel einer Literaturlesung als „gut besucht“ bezeichnet wird, kann es sein, dass nicht mehr als 15 Zuhöhrer:innen anwesend waren, der Saal war eben sehr klein.

Auf einer ganz anderen Ebene liegt die politische Berichterstattung, und dafür, dass fast niemand der BILD vertraut, wird sie sehr oft zitiert und zumindest online viel gelesen. Aber man kann ihre Spins ja auch verwenden, wenn man ihr nicht vertraut, wenn man propagandistisch orientiert ist.

Generell meinen wir, hängt das Vertrauen auch von der Erwartungshaltung ab. Der Spiegel war einst ein herausragendes Nachrichtenmagazin und hat sich mit der Zeit rückwärts entwickelt, die Qualität spielt beim Vertrauen ebenfalls eine Rolle, nicht nur, ob leicht erkennbare Lügen abgebildet werden.

Überhaupt, die Lügenpresse: Alles, was nicht der eigenen Ansicht entspricht, ist Lügenpresse. Schon deshalb, weil andere in ihrer Berichterstattung nicht dieselben Akzente setzen wie man selbst. Die „Alternativmedien“ gehen ständig mit dieser Zuschreibung hausieren, weil tatsächlich ein für sie wichtiges Thema nicht hinreichend behandelt und nach ihrer Ansicht einseitig (also in Wahrheit wohl eher nah an der Neutralität) dargestellt wurde.

Besonders die Öffentlichrechtlichen stehen dabei im Fokus, weil man für sie Gebühren zahlen muss. Zu Recht, meinen wir. Keine anderen Medien sind, schon aus Kapazitätsgründen, in der Lage, so viele Fakten und Originaleinblicke von vor Ort zu liefern. Deswegen sind wir auch dagegen, dass der ÖR kaputtgespart wird. So, wie die Rechten und auch extreme „Linke“ es gerne hätten, in der Form, dass  es in Deutschland nur noch ihre teilweise von außen gesteuerte … sorry, unterstützte Social-Media-Propaganda geben würde und ein paar „Alternativmedien“ mit diktatorenfreundlichen Extremansichten von beiden Seiten.

Das heißt übrigens nicht, dass wir uns mit diesen Alternativmedien nicht befassen. Dass sie bisher im Ticker nicht besprochen wurden, hat angesichts der Nachrichtendichte, die höher ist als je zuvor, seit wir den Wahlberliner aus der Taufe gehoben haben, in erster Linie Kapazitätsgründe.

Sie haben es hingegen leicht. Sie dürfen uns vertrauen. Wir geben nicht vor, etwas zu sein, was wir nicht sind: Wir müssen uns bei den Fakten auf Statistiken und Berichte anderer stützen, das ist unausweichlich. Wir können sie analysieren und notfalls hinterfragen. Wir lügen aber nie, was bedeutet, dass wir Dinge absichtlich falsch darstellen würden. Fehler können bei uns ebenso passieren wie bei allen anderen. Wir versuchen, die Fehlerquote durch Gegenchecks niedrig zu halten. Manchmal weisen uns auch Leser:innen auf etwas hin.

Außerdem würden wir nie behaupten, neutral zu sein. Erstens ist uns klar, dass es vollkommene Neutralität bei der Berichterstattung, gerade der politischen, nicht gibt, denn wie jemand Neutralität beschreibt, hängt wiederum von seiner eigenen Positionierung ab. Menschen sind subjektiv, daran führt nichts vorbei. Objektiv richtig ist, dass die Erde sich um die Sonne dreht, nicht umgekehrt. Um das klarzustellen, bedurfte es wieder der subjektiv für notwendig erachteten Aufklärung.  

Zweitens zeigen wir klar eine Ausrichtung auf solidarische, gerechte Politik. Uns ist aber auch die Verteidigung der Demokratie wichtiger als Frieden um jeden Preis. Dafür stehen wir auch mit unserer Biografie, die den abgeleisteten Wehrdienst beinhaltet. Sie beinhaltet andererseits den textlichen Einsatz für soziale Kämpf wie den #Mietenwahnsinn in Berlin. Wir bleiben beim Thema Frieden und Freiheit:

19.03.2025 Zum Telefonat Putin / Trump über eine Waffenruhe in der Ukraine

Wir konzentrieren uns in einer kurzen Darstellung auf das, was der in Deutschland für die Einschätzung des Gesprächs zuständige Minister zur Sache gesagt hat.

Der deutsche Verteidigungsminister kritisierte die Vereinbarung zwischen den beiden Präsidenten scharf:

  1. Pistorius bezeichnete die Übereinkunft als „Nullnummer“12.
  2. Er erklärte im ZDF-„Morgenmagazin“, dass die Entscheidung, die gegenseitigen Angriffe auf Energieinfrastruktur für 30 Tage auszusetzen, „eigentlich gar nichts“ bedeute12.
  3. Der Minister wies darauf hin, dass die russischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine nach dem Telefonat unvermindert fortgesetzt wurden124.
  4. Pistorius äußerte die Überzeugung, dass Putin hier ein „strategisches Spiel“ spiele1.
  5. Er prognostizierte, dass der amerikanische Präsident nicht lange untätig bleiben könne und zu einem bestimmten Zeitpunkt handeln müsse, auch im Hinblick auf die Stärke und das Ansehen der Vereinigten Staaten12.
  6. Der Verteidigungsminister vermutete, dass Putins Bedingungen für einen Waffenstillstand hauptsächlich darauf abzielen, die Ukraine zu schwächen und Russlands militärische Kapazitäten weiter auszubauen12.

Pistorius‘ Äußerungen spiegeln eine deutliche Skepsis gegenüber der Vereinbarung zwischen Trump und Putin wider und unterstreichen die Bedenken bezüglich Russlands tatsächlicher Bereitschaft zu einem umfassenden Waffenstillstand.

Kurzkommentar

In Bezug auf die Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine in der Vergangenheit heißt es, mindestens 50 Prozent dieser Infrastruktur seien zerstört (Stromerzeugung: Klimaschaden Krieg: Russlands Krieg gegen die Ukraine treibt Emissionen hoch – energiezukunft). Eine gewisse Entlastung würde diese Art von Waffenruhe vielleicht doch bringen und weitere Reparaturarbeiten ermöglichen. Sie bleibt aber in der Tat weit hinter einem vollständigen Waffenstillstand zurück, außerdem sind Russlands Bedingungen für einen solchen (Einstellung der westlichen Waffenhilfe, keine Geheimdienstinformationen des Westens mehr für die Ukraine) unannehmbar, sowohl während der Verhandlungen über einen Waffenstillstand als auch während eines Waffenstillstands selbst, da sie das Kräfteverhältnis weiter zugunsten Russlands verschieben würden, während die Waffen noch sprechen und auch, während sie schweigen.

Quellen

  1. https://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine/ukraine-liveticker-pistorius-nennt-trump-putin-vereinbarung-nullnummer-faz-110172806.html
  2. https://www.welt.de/politik/ausland/article255725198/Ukraine-Krieg-Pistorius-nennt-Trumps-Putin-Telefonat-Nullnummer-Russland-fliegt-Luftangriffe-Liveticker.html
  3. https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-02/ukraine-krieg-donald-trump-wladimir-putin-verhandlungen-olaf-scholz-boris-pistorius
  4. https://taz.de/-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6076856/
  5. https://www.youtube.com/watch?v=xJOdADjmojk
  6. https://www.prisma.de/news/tv/Verteidigungsminister-Pistorius-ueber-Waffenruhe-Putin-spielt-ein-Spiel,51333649
  7. https://www.youtube.com/watch?v=d6HM8gmUCMM

PT 19

18.03.2025: 1 bis 1,5 Billionen Euro – hoffentlich für die richtigen Projekte. Noch nie gab es im deutschen Bundestag eine Abstimmung mit so erheblichen finanziellen Folgen. Wir haben den Stand zusammengefasst und hier erhalten Sie noch ein Stimmungsbild: Finanzpaket beschlossen: Friedrich Merz bekommt die Abrechnung (T-Online via MSN) und wir kommentieren im Anschluss in kurzer Form.

Insbesondere den Ärger der Grünen über Friedrich Merz, der nicht müde wurde, sie zu attackieren, bis er sie jetzt für dieses Großprojekt gebraucht hat, können wir gut nachvollziehen, während die SPD es relativ leicht hat, sich jetzt vereinigend und staatstragend zu geben. Trotzdem haben auch die Grünen aus innerer Überzeugung darüber, dass es richtig ist und weil man ihnen mit einem Klimapaket etwas entgegenkam, zugestimmt. Andere haben sich so verhalten, wie man es erwarten konnte.

Die AfD versucht, die Situation für sich auszunutzen, obwohl sie selbst im Regierungsfall Riesenschuldenberge machen müsste, alleine, um die Steuerfreiheit der Superreichen zu finanzieren, das BSW zieht einen Vergleich zwischen den Kriegskrediten von 1914 und der jetzigen Situation, was viel über das Niveau dieser Partei aussagt. Wenn schon Geschichte, dann wäre ein Vergleich zwischen 1939 und jetzt der richtige, und zwar in der Form, dass Deutschland dieses Mal zu den Demokratien gehört, die sich gegen immer stärker Druck ausübende Diktaturen verteidigen müssen. So, wie es 1939 viele Länder gegen Nazi-Deutschland nicht etwa taten, weil sie es wollten und sich nichts Schöneres als Aufrüstung hätten vorstellen können, sondern, weil sie keine andere Wahl hatten, wenn sie überleben wollten. Diesen Ländern und ihrem Sieg gegen die Nazis ist es zu verdanken, dass heute in Deutschland jeder seine Meinung sagen darf, auch die Populisten von AfD und BSW.

Historische Reform der Schuldenbremse: 512 Abgeordnete stimmen für 500-Milliarden-Euro-Paket im Bundestag

Der Deutsche Bundestag hat am heutigen 18. März 2025 in einer dramatischen Sondersitzung mit deutlicher Mehrheit für die umfassende Reform der Schuldenbremse gestimmt. 512 Abgeordnete votierten für das historische Finanzpaket, das ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz sowie eine grundlegende Änderung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben vorsieht1.

Anmerkung: Andere Quellen sprechen von 513 Abgeordneten, die zugestimmt haben.

Das historische Reformpaket im Detail

Das von CDU/CSU und SPD ausgehandelte und von den Grünen unterstützte Paket umfasst drei zentrale Elemente:

Reform der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben

Die beschlossene Grundgesetzänderung sieht vor, dass künftig alle Verteidigungsausgaben, die ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts übersteigen, von den Regeln der Schuldenbremse ausgenommen werden1. Diese Änderung wird durch Anpassungen der Artikel 109 und 115 des Grundgesetzes umgesetzt.

Union und SPD begründeten diesen Schritt mit der „fundamentalen Veränderung der Sicherheitsarchitektur“ infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und den anhaltenden geopolitischen Spannungen1. Das bisherige Instrument eines temporären Sondervermögens reiche für die kontinuierliche Finanzierung der Bundeswehr nicht aus.

500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz

In Artikel 143h des Grundgesetzes wird ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro verankert, das eine Laufzeit von zehn Jahren haben soll. Von diesem Betrag werden 100 Milliarden Euro den Bundesländern für eigene Investitionen zur Verfügung gestellt1. Die Kreditaufnahme für dieses Sondervermögen wird von der Kreditobergrenze der Schuldenbremse ausgenommen.

Erweiterter Verschuldungsspielraum für die Bundesländer

Der dritte Pfeiler der Reform besteht in der Gewährung größerer finanzieller Flexibilität für die Bundesländer, indem ihnen ein erweiterter Verschuldungsspielraum für ihre Haushalte eingeräumt wird1.

Die dramatische Abstimmung

Der Weg zur heutigen Abstimmung war von hoher politischer Spannung geprägt. Für die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Bundestag war die geschlossene Unterstützung von Union, SPD und Grünen notwendig. Zusammen verfügten sie über 520 Stimmen – 31 mehr als die erforderlichen 489 Stimmen23.

Dennoch war die Abstimmung keine Selbstverständlichkeit. Mehrere Abgeordnete hatten im Vorfeld Bedenken geäußert oder ihre Ablehnung erklärt, darunter mindestens vier CDU-Mitglieder wie der ehemalige Generalsekretär Mario Czaja3. Die CDU-Fraktion zeigte sich dabei am anfälligsten für Abweichler.

Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht Eilanträge von FDP, AfD, Linken und BSW abgelehnt, die argumentiert hatten, dass die Beratungszeit für das Hunderte Milliarden Euro schwere Schuldenpaket nicht ausreiche2. Diese Entscheidung ebnete den Weg für die heutige Abstimmung.

Wegweisende politische Implikationen

Die heutige Entscheidung markiert eine historische Zäsur in der deutschen Finanzpolitik und hat weitreichende Konsequenzen:

Paradigmenwechsel in der deutschen Haushaltspolitik

Mit der Reform wird die seit 2009 im Grundgesetz verankerte strikte Schuldenbremse erstmals substanziell gelockert. Dies stellt einen fundamentalen Wandel in der deutschen Finanzpolitik dar, die bisher von einer strengen Schuldendisziplin geprägt war.

Stärkung der künftigen Regierung

Das massive Finanzpaket stattet die künftige Regierung unter wahrscheinlicher Führung von Friedrich Merz mit erheblichen finanziellen Spielräumen aus. Mit bis zu 1000 bis 1500 Milliarden Euro zusätzlicher Kreditkapazität erhält die neue Koalition Handlungsfähigkeit für große Zukunftsprojekte3.

Wandlung von Friedrich Merz: Vom Schuldenbremsen-Verfechter zum Reformer

Besonders bemerkenswert ist der politische Wandel von CDU-Chef Friedrich Merz. Als Oppositionsführer hatte er die Ampel-Koalition regelmäßig dafür kritisiert, die Schuldenbremse nicht einzuhalten und verschiedene Sondervermögen zu schaffen4. Er verteidigte die Schuldenbremse vehement als „einzigen Weg, zukünftige Generationen nicht mit Schulden zu belasten“5.

Nun hat Merz genau das unterstützt, was er der vorherigen Regierung vorwarf: die Lockerung der Schuldenbremse und die Schaffung eines riesigen Sondervermögens. Dieser Positionswechsel zeigt die pragmatische Anpassung an die Realität der Regierungsverantwortung, nachdem Merz lange Zeit eine ideologisch geprägte Position vertreten hatte.

Ausblick: Herausforderungen und Chancen

Die beschlossene Reform steht vor weiteren Hürden. Sie muss noch vom Bundesrat mit einer Zweidrittelmehrheit bestätigt werden, was 46 von 69 Stimmen erfordert3. Mit der Unterstützung von Ländern unter Führung von Union, SPD und Grünen erscheint diese Mehrheit erreichbar, nachdem anfängliche Bedenken aus Bayern ausgeräumt werden konnten.

Die Reform eröffnet Deutschland neue Möglichkeiten, die dringend benötigten Zukunftsinvestitionen in Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz zu finanzieren. Gleichzeitig bleibt die grundsätzliche Struktur der Schuldenbremse bestehen, was als Kompromiss zwischen fiskalischer Verantwortung und notwendiger Investitionspolitik gesehen werden kann.

Die heutige Entscheidung wird die politische Landschaft Deutschlands nachhaltig prägen und könnte den Beginn einer neuen Ära deutscher Finanz- und Wirtschaftspolitik markieren – mit einem Friedrich Merz, der seine Position zur Schuldenbremse fundamental revidiert hat und nun als Reformer statt als Bewahrer auftritt.

Quellen

  1. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw12-de-sondersitzung-1056916
  2. https://www.deutschlandfunk.de/bundestag-stimmt-ueber-grundgesetzaenderungen-fuer-milliardenschweres-finanzpaket-ab-102.html
  3. https://evrimagaci.org/tpg/historic-vote-looms-as-bundestag-weighs-massive-debt-package-267718
  4. https://www.fr.de/politik/merz-schuldenbremse-kanzler-cdu-bundestagswahl-neuwahlen-spd-esken-93411123.html
  5. https://www.robert-schuman.eu/en/european-issues/734-the-german-schuldenbremse-crisis-a-symptom-to-be-taken-seriously-in-europe
  6. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/merz-schuldenbremse-kein-wahlbetrug-100.html
  7. https://www.fr.de/politik/zurueck-sondervermoegen-schuldenbremse-reform-merz-weist-vorwuerfe-der-waehlertaeuschung-93629096.html
  8. https://www.forschung-und-lehre.de/politik/grundgesetzaenderung-im-bundestag-beschlossen-6980
  9. https://www.youtube.com/watch?v=EWACNyYqoaM
  10. https://evrimagaci.org/tpg/bundestag-votes-on-historic-financial-package-amid-controversy-267696
  11. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/neue-schulden-ist-cdu-chef-friedrich-merz-ein-luegner-110362517.html
  12. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/merz-zu-schuldenbremse-es-war-keine-waehlertaeuschung-110359381.html
  13. https://www.focus.de/politik/deutschland/bekommt-merz-seine-mehrheit-schulden-showdown-im-bundestag-die-debatte-ab-10-uhr-im-liveticker_id_260760677.html
  14. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/merz-droege-finanzpaket-100.html
  15. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/merz-schuldenbremse-vorwurf-wahlversprechen-100.html
  16. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw11-de-sondersitzung-1056228

 Kurzkommentar

Insbesondere den Ärger der Grünen über Friedrich Merz, der nicht müde wurde, sie zu attackieren, bis er sie jetzt für dieses Großprojekt gebraucht hat, können wir gut nachvollziehen, während die SPD es relativ leicht hat, sich jetzt vereinigend und staatstragend zu geben. Trotzdem haben auch die Grünen aus innerer Überzeugung darüber, dass es richtig ist und weil man ihnen mit einem Klimapaket von 100 Milliarden Euro etwas entgegenkam, zugestimmt. Das war nicht selbstverständlich, aber Merz profitiert davon. Andere haben sich so verhalten, wie man es erwarten konnte.

Die AfD versucht, die Situation für sich auszunutzen, obwohl sie selbst im Regierungsfall Riesenschuldenberge machen müsste, alleine, um die Steuerfreiheit der Superreichen zu finanzieren, aber es wird sie erst einmal privilegieren. Viel wird also davon abhängen, ob sich die Lage in Deutschland mit dem vielen Geld wirklich verbessert.

Das BSW zieht mit einer wirklich dummen Aktion, für die es einen Ordnungsruf von der Linken-Politikerin Petra Pau gab, die die Sitzung leitete, einen Vergleich zwischen den Kriegskrediten von 1914 und der jetzigen Situation, was viel über das Niveau dieser Partei aussagt. Wenn schon Geschichte, dann wäre ein Vergleich zwischen 1939 und jetzt der richtige, und zwar in der Form, dass Deutschland dieses Mal zu den Demokratien gehört, die sich gegen immer stärker Druck ausübende Diktaturen verteidigen müssen. So, wie es 1939 viele Länder gegen Nazi-Deutschland nicht etwa taten, weil sie sich nichts Schöneres als Aufrüstung hätten vorstellen können, sondern, weil sie keine andere Wahl hatten, wenn sie überleben wollten. Diesen Ländern und ihrem Sieg gegen die Nazis ist es zu verdanken, dass heute in Deutschland jeder seine Meinung sagen darf, auch die Populisten von AfD und BSW. Kein Wunder, bei der schrägen Mentalität, dass gerade aus diesen Reihen immer wieder so getan wird, als ob es gar keine Meinungsfreiheit geben würde.

Der Führer der Sowjetunion, Josef Stalin hingegen, ein politisches Vorbild von BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht und Mörder an 25 Millionen Menschen allein in seinem eigenen Land, hatte mit Hitler in übelstem imperialistischem Schulterschluss vereinbart, Polen untereinander aufzuteilen. Beide überfielen Polen in der Tat gemeinsam von zwei Seiten und besetzten es vollständig. Parallelen zum Ukrainekrieg gibt es einige, zumal mit Trump ein US-Präsident am Werk ist, der für seinen rüden Machiavellismus mittlerweile hinreichend bekannt sein dürfte und auch gerne im Großmachtstil über die Interessen kleinerer Länder hinweggeht, als seien sie nur Schachfiguren im geostrategischen Spiel, das er mit China und Russland spielt.

Wir werden bestimmt am Einsatz der nun freigewordenen Mittel noch einiges zu kritisieren haben, aber grundsätzlich war es richtig, sie bereitzustellen. Wir hätten lieber einen Kanzler damit umgehen sehen, der uns das Vertrauen gibt, dass er stets verantwortungsbewusst, einigend, als Politiker für alle in diesem Land, damit umgehen wird. Das können wir uns aber nicht aussuchen, genauso wenig wie viele, die heute im Bundestag nur zähneknirschend zugestimmt haben.

Der Ticker enthält ein zweites Thema, das aber mit der Art, wie aktuell bei uns Politik gemacht wird und angesichts dessen, was sich auch heute wieder gezeigt hat, einiges zu tun hat.

Einen ersten Hint gibt es schon. Wir haben im Überfliegen weiterer Nachrichten gesehen, dass es kein Klimageld geben soll. Also: Die CO2-Preise sollen weiter steigen, die Umweltkosten an Produkten und Dienstleistungen damit ebenfalls, aber einen Ausgleich für Menschen mit geringem CO2-Ausstoß gibt es weiterhin nicht. Das würde bedeuten, ein großer Ampel-Fehler würde mit der GroKo fortgeschrieben.

18.03.2025 Trump, Musk oder Weidel: Wir müssen die Beschämung wieder produktiv machen – t3n – digital pioneers

Schämen Sie sich ab und zu für etwas, was Sie tun oder sagen? Haben Sie sich überhaupt jemals geschämt? Der Begriff „schäm dich!“ wurde in anderen Zeiten als gegen den Aufbruch der Gesellschaft gerichtet angesehen, weil alles, was nicht engen kulturellen Vorstellungen entsprach, mit Scham belegt werden sollte. Im heutigen Zeitalter der vollkommenen Schamlosigkeit, so der Autor des verlinkten Artikels, hätte Scham eine produktive Funktion gegen die immer weitere Entgrenzung des Sagbaren. Denn heute richtet sich der Schamappell nicht mehr gegen Minderheiten und Gruppen, sondern die Schamlosigkeit richtet sich gegen sie. Daran haben die sozialen Netzwerke nach Auffassung des Artikels aus einer Publikation, die sich mit dem Netz besonders befasst, erheblichen Anteil und insofern keine konstruktive, klärende, vereinende, sondern destruktive und spaltende Wirkung.

Angesichts der Tatsache, dass wir einen Bundeskanzler bekommen werden, der keinen populistischen Übergriff scheut und einer AfD, die ihn darin aber immer wieder übertreffen wird, weil es so einfach geworden ist, die Zivilisation im Zeitalter der Schamlosigkeit anzugreifen und weil es so schwierig geworden ist, Scham produktiv zu machen, wird es vorerst nicht zu einer Kehrtwende kommen, davon sind wir leider überzeugt. Dass die Politik wieder besser liefert, wird nicht ausreichen, um diesen Trend zur Gemeinheit zu stoppen. Diejenigen, die in diesem Trend berechtigte Anliegen erkennen wollen, machen einen Kardinalfehler, sofern sie nicht ohnehin Antidemokraten sind: Sie glauben, die Menschen wären so, weil es ihnen persönlich so schlecht geht und alles gegen sie läuft. Vieles spricht dagegen, dass dem so ist. Vieles spricht dafür, dass jetzt offen zutrage tritt, was lange im Untergrund geschwelt und sich nur privat gezeigt hat: Die grundsätzliche Gemeinheit und Rechtslastigkeit weiter Teile der Bevölkerung. Jetzt darf man alles sagen, was vor wenigen Jahren noch mit einer produktiven Beschämung hätte belegt werden können.

Und wenn es noch Menschen gibt, die dem entgegentreten wollen, dann werden sie als Feinde der Meinungsfreiheit verunglimpft. Denn jede Meinung ist gemäß dem Modus der erweiterten und sich ständig erweiternden Schamlosigkeit legitim und darf ungefiltert geäußert werden. Auch wenn sie antidemokratisch ist, weil sie gegen Gruppen und Minderheiten hetzt. Deswegen ergibt es sehr wohl Sinn, dass auch Äußerungen beobachtet werden, die unterhalb der Strafbarkeit angesiedelt sind. Denn auch die Grenzen der Strafbarkeit verschieben sich natürlich mit dem täglichen Sprachgebrauch. Bis heute eine Formalbeleidigung, eine Verleumdung, eine üble Nachrede konstatiert wird, muss schon viel passieren.

Die Meinungsfreiheit in Deutschland dehnt sich in Wirklichkeit immer weiter aus und nur in einem Punkt gibt es nach wie vor gültige klare Grenze, das ist die Holocaust-Leugnung. Aber wer weiß, wie sich die Mehrheiten ändern werden, sodass auch dieser Punkt geschliffen wird. Gleich, ob etwas faktisch unterlegt werden kann oder nicht, es ist ja nur eine Meinung, zu behaupten, es habe dies alles nie gegeben. Die kontrafaktische Meinungsäußerung und Hetze ist mittlerweile so beliebt, dass ihre Hoffähigkeit als Mittel der immer mehr erlaubten Auseinandersetzung unter der Gürtellinie vielleicht eines Tages auch diese Grenze zerstören wird.

Auch Politiker, die sich damit nicht klarfinden, ziehen sich mittlerweile auf die eine oder andere Weise zurück. Und damit gehen diejenigen, die sich gegen die Spaltung durch Schamlosigkeit gewehrt haben, die den Verfall der Anstandsgrenzen aber nicht mehr ertragen konnten. Die Gehässigkeit in den Kommentarspalten, wenn jemand nicht mehr kann, spricht Bände darüber, wie verkommen die und schamlos unzählige Menschen in diesem Land sind. Wir schreiben bewusst nicht: geworden sind. Denn es war alles schon immer da. Es war in der Nazizeit da, in höchstem Maße, es wurde in der BRD durch Erfolg und einen Überzug aus bürgerlicher Wohlanständigkeit verdeckt, es wurde in der DDR durch die tatsächliche Einschränkung der Meinungsfreiheit unter dem Deckel gehalten, die zu einem komplett falschen Selbstbild geführt hat. Es wurde nach der Wende umgehend sichtbar und auch durch die Politik gefördert, die sich selbst spalterisch verhielt, wir denken dabei immer wieder an Kanzler Schröder, der ein Prototyp des heutigen schamlosen Politikers war.

Die AfD-Entstehung war im Grunde die logische Folge dessen, was noch nicht überall so an der Oberfläche sichtbar war wie heute. Gegenwärtig bekennen sich mehr als 20 Prozent der Menschen im Land ganz offen dazu, dass sie keine Scham mehr vor dem Niederreißen der Zivilisation haben, indem sie der AfD ihre Stimme geben. Meinungsfreiheit heißt in einer gesunden Gesellschaft gerade nicht, dass man jeden Dreck von sich gibt, sondern, dass man die Folgen und die Rücksicht anderen gegenüber im Blick hat, Meinungsfreiheit in einer Zivilisation freier demokratischer Menschen heißt nicht, auf vermeintlich Schwächeren hemmungslos herumtrampeln zu dürfen, denn das ist mit Demokratie nicht gemeint.

Es ist nicht einmal mehr gesichert, dass Demokratie nicht einfach als Terror der Mehrheit verstanden wird und wir sind überzeug davon, dass die AfD noch mehr Zuspruch erhielte, würde sie jetzt schon offen als geistige Nachfolgerin der NSDAP auftreten. Damit wäre sie klar als verfassungswidrig einzustufen. Dass jetzt in Zweifel steht, ob sie das ist, obwohl es dringend geprüft werden müsste, sagt einiges über die Diskursverschiebung nach rechts, die wir bereits vor fünf Jahren in einer kleinen Artikelreihe thematisiert hatten.

Wie ist es aber, wenn zivilisatorisch begründete Beschämung nicht mehr funktioniert und die Demokratie nicht durch das Eingreifen der Justiz wehrhaft gemacht wird? Dann bleibt die sogenannte Gegnerschaft auf Sachebene. Und genau die wird erst recht nicht funktionieren, solange Menschen anderen Menschen glauben, die ständig lügen und Fakten verdrehen. Nicht, weil das so glaubwürdig wäre, sondern weil sie es in ihrem rechten, schamlosen Furor glauben wollen oder, noch schlimmer, so tun, als wenn sie es glauben würden, um andere zu manipulieren, die es vielleicht wirklich glauben.

Was tatsächlich dem Lauf der Zeit geschuldet ist: Dass Simplizität so maßlos erwünscht ist. Das tritt zur oben beschriebenen Grundausstattung vieler Menschen hinzu. Und je komplizierter die Lage wird, desto mehr besteht die Tendenz, sie sich durch unzulässige Vereinfachungen zu erklären – und die im Alltag, wenn man sie zu hören bekommt – Fremdschämen verursachen. Uns geht es immer häufiger so, weil solche Äußerungen immer häufiger offen vorgetragen werden, aber es funktioniert nur, weil wir uns noch in diesem Zivilisationsraum bewegen, in dem es Grenzen dessen gibt, was man sagen sollte, die man einhalten sollte, um andere nicht maßlos zu verletzen.

PT ^187

Dieser Sonderticker hat nur ein Thema: Die heutige Debatte im Bundestag über ein Sondervermögen für Infrastruktur und für die Änderung der Schuldenbremse zugunsten von Verdeigungsaufgaben. Wir haben noch einmal das Wichtigste für Sie zusammengefasst und den Liveticker zur Debatte verlinkt. Eine Besonderheit neben vielen anderen der heutigen Debatte ist, dass auch Vertreter des Bundesrates sprechen, weil der Bundesrat den angestrebten Grundgesetzänderungen zustimmen müssen.

18.03.2025 Liveticker: Kommt Merz´ Milliarden-Paket durch den Bundestag? | WEB.DE

Hier können Sie die wieder einmal historische Debatte im Bundestag live verfolgen.

18.03.2025 Finanzpaket im Bundestag: Dann wäre Merz‘ Kanzlerschaft vorbei

Im Newsletter ist der Artikel weniger reißerisch mit „Ein historischer Tag“ überschrieben, und historisch ist ja derzeit fast jeder Tag. Wir fassen hier für Sie zusammen, worum es heute gemäß diesem Artikel gehen soll. Eine Klarstellung müssen wir an diesem Punkt auch anbringen: Dadurch, dass die EU-Kommission vorgeschlagen hat, dass die Schuldenbegrenzung für die Mitgliedsstaaten beim Punkt Verteidigung ausgesetzt werden soll, ist das zweite Sondervermögen, das Militär-Sondervermögen von 400 Milliarden Euro, obsolet geworden. Hingegen soll nun das Grundgesetz so geändert werden, dass Verteidigungsausgaben nicht der ansonsten weiterhin geltenden Schuldenbremse unterfallen. Dieses Vorgehen wird vielfach kritisiert, weil man eine Reform der Schuldenbremse insgesamt für rechtstechnisch sauberer und ehrlicher halten würde.

Dass die Sondersitzung des alten Bundestages heute noch einmal möglich ist, hat das Bundesverfassungsgericht erst am gestrigen Abend unter Abweisung einiger Eilanträge dagegen bestätigt: BVerfG lehnt weitere Eilanträge gegen Sondersitzung ab (LTO). Das bedeutet aber nicht, dass endgültig Rechtssicherheit herrscht, denn es könnte auch sein, dass das BVerfG im Rahmen seiner noch nicht abgeschlossenen Befassung mit der Thematik zu der Auffassung kommt, dass die Abgeordneten nicht genug Zeit hatten, sich mit den Details dieser weitreichenden Beschlüsse auseinanderzusetzen, um sachgerecht abstimmen zu können.

Kernaussagen und Standpunkte aus dem hinter der Datumsangabe verlinkten Artikel:

  • Inhalt des Finanzpakets: Das Paket umfasst eine Reform der Schuldenbremse zur Ermöglichung höherer Verteidigungsausgaben, ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz sowie Mittel für Cybersicherheit, Nachrichtendienste, Katastrophen- und Zivilschutz und die Unterstützung der Ukraine.
  • Einigung zwischen Union, SPD und Grünen: Union (CDU/CSU), SPD und Grüne haben sich auf das Paket geeinigt, nachdem die Grünen zunächst hart verhandelt hatten. Die Zustimmung der Grünen wird als positiv bewertet, da Deutschland das Geld benötigt und die Grünen sichergestellt haben, dass es an den richtigen Stellen eingesetzt wird.
  • Rolle der Freien Wähler und Bayern: Die Zustimmung Bayerns im Bundesrat war unsicher, da die Freien Wähler zunächst ablehnend waren. Letztendlich haben sich CSU und Freie Wähler aber geeinigt, dem Paket zuzustimmen, wodurch die erforderliche Mehrheit im Bundesrat wahrscheinlicher wird.
  • Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts: Das Bundesverfassungsgericht hat Eilanträge von FDP, AfD, Linken und BSW abgelehnt und somit den Weg für die Bundestagsabstimmung freigemacht.
  • Unsicherheiten im Bundestag: Trotz der Einigung zwischen Union, SPD und Grünen gibt es Unsicherheiten hinsichtlich der Disziplin der Abgeordneten, insbesondere da einige von ihnen dem nächsten Parlament nicht mehr angehören werden. Es wird erwartet, dass die Union die meisten Abweichler haben könnte.
  • Stellungnahmen:
    • Friedrich Merz (CDU): Rechnet mit knapper Mehrheit.
    • Franziska Brantner (Grüne): Erwartet breite Zustimmung bei den Grünen.
    • Matthias Miersch (SPD): Rechnet mit hoher Zustimmungsquote bei der SPD.
    • Mario Czaja (CDU): Kritisiert die Schuldenwende und warnt vor negativen Folgen für zukünftige Generationen.
  • Mögliche Folgen: Wenn das Finanzpaket verabschiedet wird, hätte Friedrich Merz als möglicher Kanzler mehr finanzielle Mittel zur Verfügung als Olaf Scholz mit seiner Ampelregierung.

Der Artikel betont, dass die heutige Abstimmung ein historischer Tag sein könnte, aber auch Unsicherheiten birgt.

Quelle

  1. https://www.t-online.de/nachrichten/tagesanbruch/id_100639202/finanzpaket-im-bundestag-dann-waere-merz-kanzlerschaft-vorbei.html

Wir haben hier noch einmal in nüchternem Ton die genauen Regelungen recherchieren lassen und knapp angerissen, warum viele eine Gesamtreform der Schuldenbremse bevorzugen würden.

Die aktuelle Reformtätigkeit zur Schuldenbremse in Deutschland zielt darauf ab, diese für bestimmte Bereiche zu lockern, ohne sie vollständig abzuschaffen. Die geplanten Änderungen umfassen:

Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigung und Infrastruktur

  • Verteidigungsausgaben: Alle Verteidigungsausgaben über 1 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sollen künftig nicht mehr unter die Schuldenbremse fallen. Dies ermöglicht eine dauerhafte Finanzierung ohne die Notwendigkeit eines separaten Sondervermögens für das Militär13.
  • Infrastruktur und Klimaschutz: Für diese Bereiche wird ein schuldenfinanziertes Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro eingerichtet, das über zwölf Jahre verteilt genutzt werden soll. Diese Investitionen bleiben weiterhin von der Schuldenbremse erfasst, was die Einrichtung eines Sondervermögens erforderlich macht135.

Gründe für die Beibehaltung der Schuldenbremse mit Ausnahmen

  • Die Reform ist darauf ausgelegt, spezifische Ausgabenbereiche wie Verteidigung und Cybersicherheit von den strengen Verschuldungsregeln auszunehmen, während die Schuldenbremse für andere Bereiche bestehen bleibt. Dies ermöglicht eine gezielte Lockerung, ohne die Grundstruktur der Regel aufzugeben13.
  • Für Infrastruktur und Klimaschutz wird hingegen ein Sondervermögen genutzt, da diese Mehrausgaben weiterhin gegen die bestehenden Regeln der Schuldenbremse stehen würden15.

Kritik und Diskussion um eine umfassendere Reform

  • Experten, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), fordern eine grundlegende Reform der Schuldenbremse. Sie argumentieren, dass die aktuellen Änderungen nur kosmetischer Natur seien und keine langfristige Lösung bieten4.
  • Vorschläge beinhalten:
    • Einführung einer „Goldenen Regel“, bei der öffentliche Investitionen von der Schuldenbremse ausgenommen werden.
    • Anpassung an generationengerechte Prinzipien, um langfristige Herausforderungen wie Klimawandel und demografischen Wandel besser zu berücksichtigen.
    • Stärkere Flexibilität in wirtschaftlichen Schwächephasen durch eine nominale Ausgabenregel4.

Fazit

Die geplante Reform lässt die Schuldenbremse grundsätzlich weiterbestehen, führt jedoch gezielte Ausnahmen ein. Während dies kurzfristig finanzielle Spielräume schafft, wird eine umfassendere Reform von vielen Experten als sinnvoller angesehen, um langfristige Herausforderungen generationengerecht und nachhaltig zu bewältigen.

Quellen

  1. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/bundestag-schuldenbremse-finanzpaket-grundgesetz-sondervermoegen-100.html
  2. https://www.dw.com/de/deutschland-schulden-billion-euro-schuldenbremse-was-hei%C3%9Ft-das/a-71936390
  3. https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2025/03/schuldenbremse-sondervermoegen-bundestag-abstimmung-berlin-brandenburg.html
  4. https://www.diw.de/de/diw_01.c.935265.de/publikationen/diw_aktuell/2025_0103/generationengerechte_schuldenregel__reform_der_schuldenbrems___mit_pflicht_der_daseinsvorsorge_fuer_kuenftige_generationen.html
  5. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/sondervermoegen-schuldenbremse-infrastruktur-verteidigung-bundesrat-100.html
  6. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundesverfassungsgericht-eilantraege-finanzpaket-ablehnung-100.html
  7. https://www.youtube.com/watch?v=yJ1hzfa8KgI
  8. https://www.faz.net/aktuell/politik/schuldenpaket-darueber-stimmt-der-bundestag-ab-110361812.html
  9. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bundestag-abstimmung-sondervermoegen-wann-mhsd.f3f62302-34ce-494f-858f-93b500213138.html
  10. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundestag-union-spd-gruene-schuldenbremse-sondervermoegen-faq-102.html
  11. https://www.zeit.de/politik/deutschland/2025-03/abstimmung-bundestag-schuldenpaket-liveblog
  12. https://www.verdi.de/themen/politik-wirtschaft/++co++f4618a16-f9d7-11ef-aaf5-bdd8802d3001
  13. https://jacobin.de/artikel/sondervermoegen-schuldenbremse-merz-klingbeil-cdu-spd-gruene
  14. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/bundestagswahl-2025-prognose-hochrechnung-ergebnisse-liveticker-140.html
  15. https://blog.fiff.de/grundgesetz-keine-schattenhaushalte-militar/
  16. https://taz.de/Unionsvorstoss-fuer-Sondervermoegen/!6070157/
  17. https://www.boeckler.de/de/auf-einen-blick-17945-gute-argumente-gegen-die-schuldenbremse-66817.htm
  18. https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/bundesbank-schlaegt-reform-der-schuldenbremse-fuer-solide-staatsfinanzen-und-mehr-investitionen-vor-952702
  19. https://www.deutschlandfunk.de/bundestag-stimmt-ueber-grundgesetzaenderungen-fuer-milliardenschweres-finanzpaket-ab-100.html
  20. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/bundesbank-schuldenbremse-reform-100.html
  21. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/schuldenbremse-bundestag-investitionen-knabe-100.html
  22. https://defence-network.com/sondierungsvertrag-bundeswehr-schuldenbremse/
  23. https://www.noerr.com/de/insights/unionsparteien-und-spd-einigen-sich-auf-neues-sondervermoegen-fuer-infrastruktur-und-teilreform-der-schuldenbremse
  24. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw12-de-sondersitzung-1056916
  25. https://www.das-parlament.de/wirtschaft/haushalt/das-steht-in-den-gesetzentwuerfen-zur-schuldenbremse
  26. https://www.dw.com/de/cdu-spd-haushalt-schuldenbremse-armee-bundeswehr-infrastruktur-v-1/a-71828092
  27. https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2025/heft/1/beitrag/von-der-schuldenbremse-zu-einer-oekonomisch-sinnvollen-schuldenregel.html
  28. https://www.deutschlandfunk.de/schuldenbremse-kritik-debatte-abschaffung-100.html
  29. https://www.deutschlandfunk.de/schuldenbremse-grundgesetz-reform-debatte-100.html
  30. https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/schuldenbremse-was-ist-das-argumente-dafuer-dagegen,Uan2nus
  31. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/schuldenbremse-debatte-104.html

Heute haben wir wieder einen Drei-Quellen-Ticker, wobei erstmals zwei davon eigene Artikel sind. Gestern gab es keinen Ticker, aber wir haben nicht weniger, sondern mehr geschrieben, als dies von montags bis freitags möglich ist.

Und alle behandeln ein Thema: Die Verteidigung, das Sondervermögen. Dabei geht es um Kernwaffen, dabei geht es um das aktuelle Treiben im Bundestag im Vorfeld der morgigen Abstimmung, dabei geht es um Merz und die Demokratie. Um die Demokratie geht es immer. Sie ist, wenn man alles zusammenführt, worüber wir schreiben, unser Kernthema. Der Ticker selbst ist aufgrund der Verweise aus ausführlichere Darstellungen von uns heute relativ kurz.

17.03.2025 Sollte Deutschland über eigene Atomwaffen verfügen? (Civey)

Wir leiten den heutigen Ticker mit dieser Umfrage ein, hier der Begleittext der Meinungsforscher dazu:

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat einen europäischen Atomschirm ins Gespräch gebracht. Damit reagierte er auf die veränderte außen- und sicherheitspolitische Ausrichtung von US-Präsident Donald Trump, der wiederholt die Unterstützung der USA für die NATO infrage gestellt hat. Bislang basiert die nukleare Abschreckung innerhalb der NATO auf US-amerikanischen Atomwaffen, an denen auch Deutschland beteiligt ist. 

Mehrere AfD-Politiker fordern in diesem Zusammenhang eine nukleare Aufrüstung Deutschlands. Der AfD-Verteidigungspolitiker Rüdiger Lucassen erklärte gegenüber t-online, dass Deutschland eigene Atomwaffen benötige. „Wenn der nukleare Schutzschirm der USA fehlt, muss Europa selbst handeln. Deutschland muss selbst nuklear abschreckungsfähig werden – im Rahmen einer strategischen Autonomie Europas und eines Systems kollektiver Sicherheit mit einer eigenen Militär- und Kommandostruktur.“ 

CDU-Chef Friedrich Merz hingegen lehnt eine atomare Bewaffnung Deutschlands ab. Er betonte im Deutschlandfunk, dass er mit Großbritannien und Frankreich über deren Atomwaffen sprechen wolle, um zu prüfen, inwieweit sie Europa schützen könnten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält hingegen an der bestehenden nuklearen Abschreckung im Rahmen der NATO fest und ergänzte: „Und ich glaube, das soll nicht aufgegeben werden, ist die gemeinsame Auffassung aller zentralen Parteien in Deutschland.“

Wir haben über das Thema in den letzten Monaten häufig geschrieben und unsere Haltung in dieser Frage auch angepasst und geschärft – schlicht, weil die Zeiten sich so dramatisch ändern. Nun reden also Scholz und Merz schon gemeinsam Tünkram. Scholz weiß genau, dass die NATO-Abschreckung, die für Deutschland vollständig von den USA abhängt, nicht mehr das Papier wert ist, auf dem die NATO-Verträge geschrieben stehen. Merz weiß genau, dass die britische Abschreckung an die der USA gekoppelt ist und nicht eigenständig für Europa nutzbar gemacht werden kann, und dass Frankreich niemals seine ausschließliche Zuständigkeit für den Einsatz der eigenen Atomwaffen aufgeben wird und dass, falls das RN in Frankreich an die Macht kommt, die nationalistische Karte auf jeden Fall eine gemeinsame Verteidigung ausstechen wird. Was also bleibt?

Wir können es nicht ändern, dass sich hier ein Feld auftut, bei dem wir mit einigen (nicht mit allen, darüber wird auch noch zu sprechen sein) Politikern der AfD übereinstimmen. Uns wäre es lieber, sie würden sich alle damit blamieren, die sogenannten Patrioten, dass sie Deutschland nicht verteidigen wollen. Uns geht es um die Verteidigung der Freiheit, und das ist eine starke Abweichung zur AfD.

Was uns selbst betrifft, ist es aber kohärent. Denn grundsätzlich haben wir schon einmal optiert, als wir vor langer Zeit zu entscheiden haben, ob wir in der BRD unseren Wehrdienst leisten, ob wir bereit sind, die Freiheit zu verteidigen. Wir hatten uns dafür entschieden. Damals, während der Reagan-Regierungszeit, stand der atomare US-Schutzschirm für Deutschland nicht annährend infrage, deswegen war es andererseits leicht, sich gegen deutsche Atomwaffen auszusprechen. Ehrlicher geschrieben: Die Diskussion fand überhaupt nicht statt, dies war kein Thema. Die Nachrüstungsdiskussion, in der u. a. Bundeskanzler Schmidt (SPD) und die damals noch authentische Friedensbewegung gegeneinander antraten, war ein paar Jahre zuvor zu Ende gegangen.

Jetzt ist sind die Kernwaffen aber ein Thema. Ein Thema, das wir nicht gesucht haben, sondern das sich aufgedrängt hat. Aber das wir nun auch offensiv bearbeiten, weil wir besorgt bezüglich des Fortbestands des freien Europas sind, in einer Welt, in der nicht völkerrechtsgemäß gestaltet, sondern nach alt-neu-imperialistischer Art in Einflusszonen autokratischer Großmächte aufgeteilt werden soll. Wir haben uns am Wochenende die Zeit genommen, sowohl Dokumentationen über die USA als auch über das Dreieck Russland, China, Iran anzuschauen und sind dadurch leider nicht weniger alarmiert als zuvor, sondern fühlen uns bestätigt. Von beiden Seiten ist nichts Gutes zu erwarten.

Man kann miteinander auskommen, aber nur auf Basis der eigenen Verteidigungsfähigkeit. Nach innen ist das Grundgesetz ebenso zu verteidigen wie nach außen. Schlimm genug, dass das nach innen nicht getan wird, denn dazu würde auch gehören, die Verfassungsmäßigkeit oder -widrigkeit der AfD endlich gerichtlich überprüfen zu lassen. Deswegen wird da immer eine Schieflage sein, wenn unendlich viel Geld in die äußere Verteidigung investiert wird, aber es im Staat selbst immer mehr Demokratie-Bruchstellen gibt. Trotzdem heißt das nicht, dass man das eine lassen soll, weil das die Politik für das andere zu feige ist. Das würde bedeuten, es ist eh obsolet, die Verfassung zu schützen, es ist egal, wie künftige Generation hierzulande leben werden. Wir setzen uns für den Schutz der Demokratie nach innen und nach außen gleichermaßen ein.

17.03.2025 Update: #Sondervermögen, keine Obstruktion, kein #Deal zulasten der #Demokratie! +++ Die #Fallensteller – wie #BSW und #AfD #DieLinke manipulieren und beschädigen wollen – DER WAHLBERLINER

Der heutige Ticker verweist erstmals auf zwei eigene Beiträge, die außerdem miteinander zusammenhängen. Oben haben wir bis zum Nachmittag des 17. März die Aktionen nachvollzogen, die darauf gerichtet sind, die morgige Abstimmung des alten Bundestags zu den Sondervermögen zu verhindern und dabei besonders einen Vorgang in den Blick genommen, der zu erheblichen weiteren Demokratieschäden führen wird, wenn die Linke sich hier von den Autokratenfreunden aus AfD und BSW einwickeln lässt. Bisher hat sie standgehalten, das ist gut so. Aber diese Angelegenheit ist spannend, deshalb empfehlen wir einen Klick auf den obigen Link. Freilich – nicht weniger instruktiv ist das, was im folgenden Artikel besprochen wird, auf den wir verweisen.

16.03.2025 Die Wähler werden getäuscht, die Demokratie leidet, und vielleicht ist es Absicht – Merz und die Schuldenbremse-Wende (Analyse, Leitkommentar) – DER WAHLBERLINER

Wir kommentieren Friedrich Merz‘ neueste Einlassungen, die besagen, er habe im Grunde vor der Wahl das Gleiche gesagt wie jetzt. Wir stellen noch einmal klar, dass wir schon lange für die Änderung der Schuldenbremse plädieren, aber die Plumpheit, mit der Merz seinen Positionswechsel darstellt, ist zutiefst unehrlich und bedenklich in Sachen Demokratieverteidigung. Was nützen Unsummen für die Verteidigung der Mehrheit der Bevölkerung, wenn diese Demokratie von den hiesigen Politikern so beschädigt wird, dass sie es vielen Menschen nicht mehr wert ist, verteidigt zu werden?

PT 16 vom 15.03.2025 

Wir stellen den heutigen, bisher nach Zahl der Quellen umfangreichsten Ticker ins Zeichen der Finanzen und vor allem der Finanzgerechtigkeit, die uns wegen der enormen neuen Schulden noch beschäftigen wird.

Grundsätzlich, da ist sich die Mehrheit im Land sicher, sind die Investitionsvorhaben der kommenden Großen Koalition eine gute Sache. Aber über die Art, wie sie installiert werden und darüber, in was wirklich investiert werden wird, ist nach den ersten Tagen der Euphorie eine weitgreifende Diskussion entstanden. Ein Thema beschäftigt uns und viele andere Menschen besonders: Wer soll für diese Riesenschuldenberge aufkommen? Alle freuen sich, dass es vorwärts geht, aber immer mehr Menschen dämmert, dass, wie zuletzt in der Bankenkrise, nicht diejenigen, die am meisten von Stützung und Förderung profitieren, sich auch an der Rechnung beteiligen werden. Bei uns bekommen Sie dazu wichtige Informationen und Perspektiven und wir beziehen uns dabei nicht auf die Tagespresse, sondern auf Menschen, die sich auskennen. Eine Abstimmung ist auch dabei, bei der Sie mitmachen können, in ihr geht es ebenfalls ums Finanzielle.

15.03.2025 „Das ist gespenstisches Verfassungsrecht“ (Verfassungsblog) – zum Thema Sondervermögen und Grundgesetz – DER WAHLBERLINER

Was wir durch diesen Ticker hindurch weiterverfolgen möchten, zeigt sich bereits hier. Im Artikel heißt es unter anderem: Die vielen neuen Schulden, wenn sie nicht mit Steuergerechtigkeit flankiert werden, sind (am Ende) Demokratiekosten. Sie gehen als zulasten der Legitimation der Demokratie. Und schon hier beginnen die Probleme, weil wir nicht glauben, dass eine Große Koalition unter Friedrich Merz für mehr Steuergerechtigkeit sorgen wird. Derzeit ist der Furor bei Rechten wegen des „Verrats“ von Merz groß, aber, mal ehrlich: Den meisten müsste klar gewesen sein, dass Wahlkampf und spätere Realität zwei verschiedene Dinge sind. Deswegen glauben wir eher, die Entrüstung ist in weiten Teilen inszeniert. Jedem, der sich ein bisschen mit der Materie befasst, muss klar gewesen sein, dass die Schuldenbremse in ihrer bisherigen Form nicht haltbar ist.

Deswegen fangen die richtigen Einschätzungen schon damit an, dass Friedrich Merz (erst einmal) beschädigt ist. Auch durch die Art, wie er versucht, seine Mehrheiten für den Bruch von Wahlversprechen zu organisieren, so richtig und logisch dieser Bruch auch sein mag und so hinterhältig es war, im Wahlkampf zu behaupten, er würde niemals geschehen, zusammen mit einem rechten Spin, der unser Verhältnis zur Union weiter verschlechtert hat. Wir hatten immer den Eindruck, Merz redet im Wahlkampf unter anderem Schuldenbremse-Tünkram. Wir sind also nicht von der jetzigen Entwicklung überrascht, und da wir Merz ohnehin nicht gewählt haben, empfinden wir auch keinen Verrat. Auch alle anderen, die das nicht getan haben, sollten sich jetzt etwas am Riemen reißen, denn verraten werden kann man nur, wenn man jemandem vertraut hat und ihm deswegen gefolgt ist. Also nicht, wenn man zu den gerade wieder freidrehenden AfD-Wählenden zählt. Und nun verraten wir ein Geheimnis: Auch die AfD hätte genauso handeln müssen. Auch sie hätte die Realitäten akzeptieren müssen, wie sie sind. Es wäre sehr amüsant gewesen, zu sehen, was passiert wäre, hätte Merz doch mit der AfD eine Koalition hergestellt, dann hätten beide jetzt nämlich den Schwarzen Peter gemeinsam.

Es sei denn, die AfD hätte gesagt, es gibt keine Verteidigungs-Mehrausgaben, wir bevorzugen die Schuldenbremse und lassen und von Russland und Trump gleichzeitig überrollen. Aber war es nicht die AfD, die sogar fünf Prozent vom BIP für die Verteidigung forderte? Abe gegen wen gerichtet? Die AfD-Anhänger müssen endlich mal anfangen, etwas darüber nachzudenken, wie inkohärent das alles ist; das hilft dabei, beim nächsten Mal besser zu wählen. Das war ein Scherz.

Dafür müsste man nämlich auch den Kopf in Sachen Migration freibekommen und aufhören, sich von der AfD unrealistische Märchen darüber erzählen zu lassen, was man da alles im Hauruckverfahren ändern könnte. Wenn man das, was die AfD verbreitet, umsetzen wollte, würde es Jahre dauern und Billionen kosten. Nicht Milliarden, Billionen. Weil man Deutschland komplett und sicherheitstechnisch auf höchstem Niveau einmauern und die gesamten 4.000 Kilometer Mauerlänge strikt bewachen müsste, zuzüglich Küstenschutz und Flughafenüberwachung, Kontrolle aller grenzüberschreitenden Eisenbahnen und eines jeden Straßenfahrzeugs, das einen Grenzübergang erreichr. Aber trotzdem die Schuldenbremse behalten. Schon klar, AfD.

Warum die Schuldenbremse ohnehin Quatsch war, wird im Artikel ebenfalls erläutert, und es ist richtig: Es gibt die Maastricht-Kriterien für alle EU-Länder. Wenn diese von allen eingehalten würden, wäre schon viel erreicht. Es gibt hingegen keinen Zwang, eine Regelung einzurichten, die darüber so weit hinausgeht wie die Schuldenbremse und die Wirtschaft stranguliert und Investitionen in die Infrastruktur verhindert. Zur Definition der Infrastruktur gibt im Artikel auch eine erheiternde Einlassung. Aber so war es doch immer schon, lieber Autor: Während der Bankenkrise haben alle, die sich verzockt hatten, gekreischt: Systemrelevanz! Und Lobbyismus lebt davon, dass jede Lobby sich für die wichtigste hält. Lobbyismus in Deutschland ist eine richtiggehende Krankheit, die auch zu Lasten der Demokratie geht und die Solidarität und den Zusammenhalt viel mehr beschädigt als man denkt, wenn man sich nicht in dieses Thema vertieft hat.

Ein Aspekt, der uns wirklich überrascht hat: Die Schuldenbremse als Subvention der Exportindustrie. Natürlich war uns klar, dass eine geringe Inflation tendenziell den Exporteuren nützt, weil die Löhne ebenfalls gering steigen. So direkt hatten wir den Zusammenhang bisher nicht dargelegt gesehen. Es gibt sogar ein weiteres Argument, das nicht im Artikel genannt wird, aber eng mit diesem Management verbunden ist: Es gab nicht nur die Schuldenbremse, sondern auch die Niedrigzinsphase, die den Euro gedeckelt und so ebenfalls zur Exportfähigkeit der Industrie unter Inkaufnahme riesiger Verwerfungen in der Binnenwirtschaft beigetragen hat. Die Ungleichheit wurde dadurch erheblich befördert. Wir haben das ausführlich anhand der Immobilienblase dargestellt, im Wege unserer Berichterstattung über den #Mietenwahnsinn. Aber wir haben wieder eine klare und kurze Argumentationslinie gefunden, dafür ein Dank an den Verfassungsblog.

Ein Aspekt, der uns lange bekannt ist und uns immer wieder ärgert, wird hier auch angesprochen: Vor allem die FDP, die ganz sicher nicht die Kinder der Mehrheit im Land im Blick hat, erzählt immer wieder, sie müssten die Schulden eines Tages bezahlen. Der Autor nennt das eine seichte privatistische Argumentation, und liegt vollkommen richtig. Natürlich, wenn die FDP das Sagen hätte und die Reichen gar keine Steuern mehr zahlen würden, aber auch keine Kredite mehr aufgenommen werden dürften, dann würde aus diesem Argument Teil der Staatsräson.

Insgesamt hält der Autor bzw. der interviewte Staatsrechtsprofessor schlussendlich die verfassungsrechtliche Handhabe, wie sie nun auch vom BVerfG bestätigt wurde, für richtig – so sehen wir es auch, rein faktisch. Was bleibt, wie bei uns, ist die Kritik am Weg der Schuldenerstellung, die vermutlich wieder einmal implementierte Kostentragungs-Ungerechtigkeit und natürlich, wofür das Geld dann wirklich verwendet wird. Bei dieser kommenden Regierung malen wir uns lieber nicht zu genau aus, wer davon wieder profitieren wird und wer wieder die Zeche zahlen muss. Das ist es, was uns mittlerweile besorgt, nicht, dass endlich die Investitionsbremse gelöst wird.

Wir haben zur Schuldenbremse unsere Haltung über die Jahre tendenziell geändert. Speziell, als wir gesehen haben, dass Investionen immer mehr heruntergefahren werden, weil man nicht bereit war, mehr Steuergerechtigkeit herzustellen. Und nein, wir haben kein Ausgabenproblem, es sie denn, man lässt die Rentner:innen verhungern, sondern tatsächlich ein Einnahmenproblem. Eine Billion Steuern muss man ja auch in Relation zur Größe einer Volkswirtschaft (Deutschland erzielt ca. 5 Billionen Euro Jahres-BIP) und den nunmehr angelaufenen Aufgaben sehen.

15.03.2025 Milliarden ja – aber diesmal gerecht! (Finanzwende)

„Manche liberale und konservative Kritiker*innen der jüngsten Vorschläge zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen und Sicherheit stellen die Frage, wer für die Kosten später aufkommen soll. Das ist berechtigt – auch wenn natürlich jetzt ebenfalls wichtig ist, dass die Schulden Wirtschaftskraft für die Zukunft schaffen und nicht die Wirtschaft der Vergangenheit subventionieren. 

Irgendwann müssen Zinsen und Tilgung geleistet werden. Und es droht sich ein Muster zu wiederholen, das wir aus früheren Krisen kennen: In dem Moment wo akutes Krisenmanagement angesagt ist, ist zwar der Gedanke nach einer fairen Aufteilung der Lasten populär – es bleibt aber politisch keine Zeit für eine Verteilungsdiskussion. Sobald der akute Druck dann nachlässt, geraten die Milliardenbeschlüsse in Vergessenheit – und die Verteilungsfrage bleibt ungeklärt. De facto verteilt sich damit die Last der Krisenkosten auf die Bürger*innen im Rahmen der allgemeinen Steueraufteilung. Und da diese in den letzten Jahrzehnten immer ungerechter geworden ist, müssen sich wohlhabende Personen nur wenig beteiligen.“

So leitet Finanzwende diesen wichtigen und berechtigten Artikel ein. Unter dieses Motto stellen wir auch den heutigen, besonders umfangreichen Ticker. Da wir bisher in keinem Ticker Finanzwende zitiert haben und die Themen Lobbyismus und Finanzgerechtigkeit zuletzt generell vernachlässigt haben, hier ein paar grundsätzliche Anmerkungen:

Gerechtigkeit spielt eine zentrale Rolle in der Strategie von Finanzwende:

  1. Steuergerechtigkeit: Finanzwende setzt sich für ein gerechteres Steuersystem ein, das Privilegien für Superreiche abbaut. Sie fordern die Beseitigung von Steuerschlupflöchern und eine stärkere Besteuerung von Vermögen und Kapital15.
  2. Gerechte Verteilung von Staatshilfen: Die Organisation kritisiert, dass Unternehmen Staatshilfen erhalten und gleichzeitig hohe Dividenden ausschütten. Sie fordern, dass Hilfen dort ankommen, wo sie wirklich benötigt werden2.
  3. Gegengewicht zur Finanzlobby: Finanzwende positioniert sich als zivilgesellschaftliches Gegengewicht zur mächtigen Finanzlobby, um gerechtere, nachhaltigere und stabilere Finanzmärkte zu erreichen34.
  4. Aufklärung über Finanzskandale: Die Organisation engagiert sich in der Aufklärung von Finanzskandalen wie CumEx, um Gerechtigkeit herzustellen und künftige Missbräuche zu verhindern6.
  5. Demokratisierung des Finanzsystems: Finanzwende strebt ein Finanzsystem an, das den Menschen dient und nicht nur den Interessen der Finanzbranche3.

Durch diese Schwerpunkte macht Finanzwende Gerechtigkeit zu einem Kernprinzip ihrer Arbeit, um ein faireres und transparenteres Finanzsystem zu schaffen.

Referenzen zur Finanzwende-Strategie

  1. https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/gerechtigkeits-check-mai/
  2. https://www.finanzwende.de/fileadmin/user_upload/Finanzwende_Jahresbericht_21.pdf
  3. https://re-publica.com/de/session/finanzwende-community-wie-machen-wir-uns-gegen-die-finanzlobbby-stark
  4. https://www.finanzwende-recherche.de/wp-content/uploads/Finanzlobby_Im-Auftrag-des-Geldes.pdf
  5. https://www.finanzwende.de/themen/steuergerechtigkeit
  6. https://www.finanzwende.de/themen/cumex
  7. https://chrismon.de/artikel/2020/48034/warum-der-finanzmarkt-nicht-gerecht-ist
  8. https://de.linkedin.com/posts/ltreiling_finanzwende-cumex-gerechtigkeit-activity-7233774446375763968-2lDQ

Auf den ersten Blick andere Themen, bei näherer Betrachtung aber nicht, deswegen haben wir oben ein paar Zeilen zu Finanzwende als Verein für Steuergerechtigkeit eingeflochten. Alles, was geschieht, geschieht zugunsten Reichen und deren Lobbys, und wir halten das in hohem Maße für demokratiegefährdend. Wir glauben auch nicht, dass ausgerechnet eine Regierung, die von einem früheren Vertreter des Großkapitals geführt wird, gewillt ist, daran etwas zu ändern.  Und leider ist das Thema offenbar für viel zu abstrakt, als dass es zu einer großen Protestwelle kommen könnte. Zumindest unsere Leser:innen werden es aber besser wissen. Hier zunächst mit Petition:

CumCum-Milliarden: Zeit ist Steuergeld | Petition unterschreiben

Bankengeschenke der Europäische Zentralbank (EZB)

Sie haben sicherlich gelesen, dass die früher mit schöner Regelmäßigkeit dem Bundeshaushalt zugutekommenden Bundesbankgewinne jetzt ausbleiben. Im Gegenteil, die Notenbank macht Verluste, obwohl das konstitutionell im Grunde unmöglich erscheint. Die Bundesbank ist aber Teil der EZB, und die nimmt Verluste in Kauf, um Banken, mithin die Reichen, die dort große Summen lagern, zu subventionieren. Der Artikel klärt über die Details auf.

Standpunkt: Keine Deregulierung für Krypto

Der Inhalt des Artikels liegt für jeden denkenden Menschen mit etwas kaufmännischem Verständnis  klar auf der Hand, denn Krypto-Währungen schaffen ausschließlich virtuelle Werte. In einer Zeit, in der die Finanzwerte der Realwirtschaft ohnehin immer mehr davonläuft, eine logische Entwicklung – aber eine zulasten der Mehrheit, die nicht zockt, wenn es knallt. Und die Gefahr steigt aufgrund von Trumps Handlungen im wirtschaftlichen Bereich von Tag zu Tag.

15.03.2025 EU-Zölle auf Produkte aus den USA? / Civey-Umfrage: Wie bewerten Sie die Ankündigung der EU, als Reaktion auf die US-Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte ebenfalls Zölle zu erheben? (Civey)

Ab April will die EU Zölle auf bestimmte US-Produkte erheben – als Reaktion auf Präsident Trumps entsprechende Maßnahmen. Im verlinkten Umfrage-Beitrag ist etwas näher erklärt, worum es geht. Nein, Zölle sind nicht gut. Ja, Zölle sind in diesem Fall notwendig, denn Menschen wie Trump verstehen nur eine Sprache der Stärke. So stimmt mit eindeutiger Haltung aktuell eine überwältigende Mehrheit von 70 Prozent ab, so haben auch wir votiert und freuen uns, dass die Menschen eine gewisse Kampfeslust zeigen und dafür auch bereit sind, Nachteile in Kauf zu nehmen. Immer unter Berücksichtigung der obigen Ausführungen: Wir sehen bei allen Belastungen, die kommen werden, eine große Gerechtigkeitslücke. Darüber muss mehr gesprochen werden.

15.03.2025: Infografik: Pflegekräfte: Schere zwischen Angebot und Bedarf wird größer | Statista

Gehört die Sicherung der Pflege zur Infrastruktur? Wir meinen, ja. Denn hier geht es nicht um Partikularinteressen, es sei denn, man grenzt sich selbst im jetzigen Zustand strikt gegen das ab, was im weiteren Verlauf der Alterung eintreten könnte. Nämlich, dass man pflegebedürftig wird. Man hat in letzter Zeit einiges getan, um die Pflege attraktiver zu machen, deswegen sind auf der anderen Seite auch Heimplätze erheblich teurer geworden. Wenn die Pflege weiterhin besser bezahlt werden muss, um attraktiv zu bleiben, dann müssen auch die Zuschüsse zur Heimunterbringung von Menschen steigen, es sei denn, die Gesellschaft zieht zivilisatorisch auch hier blank und lässt ihre alten regelrecht bzw. regelwidrig vergammeln.

Der Gesundheitssektor, zu dem die Pflege gehört, wird weiterhin teurer werden, daran führt aufgrund der demografischen Struktur Deutschlands nichts vorbei. Um diesen Effekt zu dämpfen, brauchen wir mehr (qualifizierte oder qualifiizierungsfähige) Einwanderung, nicht weniger. Aber es handelt sich um das, was die Marktradikalen als „konsumptive“ Ausgaben bezeichnen. Es wird kein Produkt hergestellt. Punkt. In den meisten westlichen Ländern wird diese scharfe, typisch deutsche Trennung längst nicht mehr vollzogen, und sie fahren besser damit, weil sie das Funktionieren der Gesellschaft ganzheitlicher sehen. Insofern passt diese Ausführung exakt zu unserem Grundthema von heute. Wofür wird das Geld ausgegeben werden, das nun freigemacht wird? Es gibt hingegen viele Subventionen für Reiche, die man wirklich streichen könnte. Und damit zur Grafik und zum Begleittext von Statista zur Grafik:

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt an. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis einer Vorausberechnung zum Pflegekräftearbeitsmarkt prognostiziert, wird der Bedarf an erwerbstätigen Pflegekräften ausgehend von 1,69 Millionen im Jahr 2024 voraussichtlich um 27 Prozent auf 2,15 Millionen im Jahr 2049 steigen. Zur Entwicklung der Zahl an Pflegekräften wurden zwei Varianten berechnet: Die sogenannte „Trend-Variante“ berücksichtigt neben der demografischen Entwicklung auch die positiven Trends am Pflegearbeitsmarkt aus den 2010er Jahren. Danach steigt die Zahl der erwerbstätigen Pflegekräfte bis 2049 auf 1,87 Millionen (+12 Prozent ggü. 2024). Nach dieser günstigsten Variante der Vorausberechnung läge die Zahl der verfügbaren Pflegekräfte bereits im Jahr 2034 um 90.000 unter dem erwarteten Bedarf. Bis 2049 würde sich diese Lücke weiter auf voraussichtlich 280.000 Pflegekräfte vergrößern, sodass knapp ein Fünftel (+17 Prozent) mehr Pflegekräfte benötigt würden, als 2019 in diesen Berufen arbeiteten.

Die sogenannte „Status quo-Variante“ zeigt dagegen ausschließlich die Auswirkungen der demografischen Entwicklungen auf die künftige Zahl an Pflegekräften. Sie berücksichtigt keine Trends der Vergangenheit auf dem Pflegearbeitsmarkt. Nach dieser Variante würde die Zahl der Pflegekräfte von 1,56 Millionen im Jahr 2024 bis 2049 auf 1,46 Millionen (-6 Prozent) sinken. Haupttreiber dieser Entwicklung ist laut Statistischem Bundesamt das verstärkte Erreichen des Renteneintrittsalters der Babyboomer-Generation in den nächsten zehn Jahren, wodurch dem Arbeitsmarkt alleine aus Altersgründen benötigte Pflegekräfte fehlen werden. Nach dieser ungünstigsten Variante der Vorausberechnung würden im Jahr 2034 rechnerisch 350.000 Pflegekräfte fehlen. Bis zum Jahr 2049 würde sich diese Lücke sogar auf 690.000 fehlende Pflegekräfte ausweiten, was gut zwei Fünfteln (43 %) der im Jahr 2019 in Pflegeberufen tätigen Personen entspricht.

15.03.2025 Trump nutzt ungewöhnlichen Auftritt für eine Abrechnung | WEB.DE

Ein bisschen Trump muss auch heute sein, ohne ihn geht es einfach nicht. Es ist schon zur Gewohnheit geworden, dass Donald Trump die Demokratie in Amerika frontal angreift, es ist auch manchmal zu anstrengend, über die Hintergründe seines Verhaltens zu spekulieren, aber an den vorausgehenden Abenden haben wir uns etwas Zeit zum Anschauen von Dokumentationen genommen, die zwar nicht „neutral“ sind, sondern aus der Perspektive von Journalisten aus Ländern geprägt, in denen Journalisten frei berichten dürfen, aber können als seriös angesehen werden. Gerade deshalb muss man festhalten: da braut sich etwas zusammen, in der Welt. Deswegen ist auch die juristisch-politische Sicht auf das Prä-Regierungshandeln der künftigen Koalition wichtig, das wir oben angerissen und mit einem verlinkten Artikel unterlegt haben. Er ist nur ein Schlaglicht, aus distanzierterer deutscher Sicht, aber eines, das wieder einmal das Nachdenken anregen könnte, nämlich darüber, warum es nötig ist, dass Deutschland stärker wird, und es mit der Aufnahme von Schulden.

PT 15

Unser heutiger Ticker hat wieder die drei Themen, sie sich als Mittelmaß eingestellt haben: Es geht um die Nato-Rüstungsausgaben, um die deutschen Parteispenden und die Klage des BSW gegen sein Wahlergebnis.

14.03.2025 Infografik: NATO-Länder mehrheitlich über der 2-Prozent-Marke | Statista

Viel ist die Rede von Riesensummen für die Verteidigung, zuletzt besonders in Deutschland. Aber ist wirklich alles derzeit so schlecht? Vermutlich eine Frage der Anforderungen. 2 bis 3 Prozent des BIP fürs Militär wäre vor Kurzem noch sehr okay gewesen, weil über dem Zweiprozent-Ziel der NATO. Doch täglich scheint die Lage unsicherer zu werden, sodass 3,5 Prozent mittlerweile schon eine gängige Zahl sind – und davon sind die meisten EU-Staaten, natürlich auch Deutschland, noch weit entfernt. Dazu die heutige Grafik des Tages von Statista. Wie sich der ReArm-Europe-Plan gestaltet, haben wir vor einigen Tagen anhand einer Statista-Grafik dargestellt.

Begleittext von Statista:

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat am 4. März 2025 einen Vorschlag zur Aufrüstung Europas skizziert, den so genannten „ReArm Europe“-Plan. Teil dieses Plans sind Anreize zur Steigerung der Verteidigungsausgaben auf nationaler Ebene. Wie die Statista-Infografik auf Basis einer Schätzung des Atlantic Councils zeigt, geben die meisten Länder derzeit Summen für ihre Verteidigung aus, die 2 bis 3 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Mehr als drei Prozent geben derzeit nur Polen, Estland, die USA, Lettland und Griechenland aus. Acht Länder liegen bei den Ausgaben unter der 2-Prozent-Marke.

2002 wurde in der NATO das „Zwei-Prozent-Ziel“ verabredet und 2014 auf dem Gipfel von Wales bekräftigt. Angesichts der jüngsten Spannungen zwischen den USA und der Ukraine und dem drohenden Rückzug der USA aus Europa fordern Experten deutlich höhere Verteidigungsausgaben. So hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) hat eine erste Schätzung über die zusätzlichen Waffen und Truppen veröffentlicht, die Europa zur Selbstverteidigung benötigen würde, falls sich die USA aus Europa zurückziehen. 

14.03.2025 Unternehmensspenden an Parteien verbieten, Privatspenden deckeln! | abgeordnetenwatch.de (Petition)

abgeordnetenwatch.de, LobbyControl und Transparency Deutschland fordern in einem offenen Brief an führende Politiker von CDU/CSU und SPD eine umfassende Modernisierung der Regeln für Wahlkampf- und Parteienfinanzierung, insbesondere die Einführung einer Obergrenze für Parteispenden. Sie äußern Besorgnis über die zunehmende Einflussnahme ausländischer Akteure und Superreicher auf den deutschen Wahlkampf, insbesondere durch hohe Spenden an die AfD. Diese Entwicklung verzerrt den politischen Wettbewerb und untergräbt das Vertrauen in die Demokratie. Die Organisationen betonen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung einen Parteispendendeckel befürwortet und fordern die Politiker auf, dieses Anliegen im Koalitionsvertrag zu verankern, um die Resilienz und Integrität der deutschen Demokratie zu stärken.  

Aus Zeitgründen haben wir diesen Bereich geradezu sträflich vernachlässigt: Wie Interessengruppen die Politik kaufen. Bevor der Kampf gegen rechts immer mehr in den Vordergrund drängte, war das aber unser wichtigstes Anliegen, nämlich die Aushöhlung der Demokratie durch den Lobbyismus, der in Deutschland überbordet wie in kaum einem anderen europäischen Land und der auch auf EU-Ebene eine sehr große Rolle dabei spielt, wie Politik gestaltet wird. Von allen Parteien im Bundestag nimmt nur Die Linke keine Unternehmensspenden an, alle anderen finden es normal, dass die Zivilgesellschaft in Nachteil gesetzt wird, weil sie nicht so das Spendenfüllhorn öffnen kann wie das Kapital. Die Spenden sind nicht der einzige undemokratische Hebel, den Interessengruppen verwenden, um sich die Politik gefügig zu machen, aber ein sehr offensichtlicher.

Wenn Sie den obigen Link anklicken, kommen Sie zur Petition und zum ausführlicheren Originaltext dazu.

14.03.2025 Bundestagswahl: Endgültiges Ergebnis – BSW scheitert knapp an Fünf-Prozent-Hürde – WELT

Nach dem dengültigen amtlichen Endergebnis der Bundestagswahl 2025 Jetzt sind es nur noch etwa 9.000 Stimmen, die dem BSW zum Einzug in den Bundestag fehlen. Damit hat das BSW mehr Stimmen zusätzlich zu gesprochen bekommen als jede andere Partei. Es sind aber nach bisher 4,972 nun immer noch bloß 4,98 Prozent der Zweitstimmen, die das BSW erhalten hat.

Die Klage des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf eine sofortige Neuauszählung der Bundestagswahl 2025 wurde vom Bundesverfassungsgericht abgelehnt. Das Gericht verwies darauf, dass eine Neuauszählung erst nach dem regulären Wahlprüfungsverfahren möglich sei. Das endgültige amtliche Ergebnis wurde am 14. März verkündet: Das BSW scheiterte mit 4,981 % der Stimmen knapp an der Fünf-Prozent-Hürde und verpasste den Einzug in den Bundestag. Der Partei fehlen nur 9.528 Stimmen, trotz zusätzlicher Stimmenkorrekturen in einigen Wahlkreisen.

Das BSW kann weiterhin Einspruch gegen das Wahlergebnis einlegen und das Wahlprüfungsverfahren nutzen, um mögliche Zählfehler zu überprüfen. Die Frist dafür läuft bis zum 23. April 2025.

Wir haben dazu widersprüchliche Gefühle. Natürlich wäre es nicht gerecht und demokratisch, wenn das BSW aufgrund von Fehlern bei der Auszählung nicht in den Bundestag einziehen würde. Geltend gemacht wird ja auch nach dem endgültigen Endergebnis noch immer u. a., dass das BSW direkt unter dem Bündnis Deutschland auf den Wahlzetteln stand oder der Knick im Wahlzettel gerade dort, wo das BSW abgedruckt ist. Nach unserer Ansicht kann derlei aber nicht berücksichtigt werden, denn es läuft auf das Gleiche hinaus wie Versprechen oder Verschreiben im Rechtsverkehr: Wie sollen solche Fälle ermittelt werden?

Falls es dadurch oder durch die Unmöglichkeit des Wählens für viele Auslandsdeutsche tatsächlich zu einer Benachteiligung des BSW gekommen sein sollte,  würde nur durch eine Wahlwiederholung zu korrigieren sein, und dagegen sprechen wir uns ganz klar aus. Denn eines lässt sich nicht leugnen: Hätte das BSW nicht in der Endphase des Wahlkampfs erheblich an Boden verloren, gäbe es jetzt diesen Kampf um wenige Stimmen nicht. Und wir sind auch nicht der Ansicht, dass das BSW, besonders seine Vorsitzende Sahra Wagenknecht, in der Presse zu wenig Gehör fand. Es war lediglich so, dass vor der Wahl die tatsächliche Größe und Bedeutung der Parteien eine wichtige Rolle bei der Besetzung von Diskussionspodien spielte, während Wagenknecht jahrelang eine privilegierte Position in den Medien innehatte, die weit über ihre tatsächliche politische Bedeutung hinausging.

Außerdem lassen jüngste Umfrageergebnisse eher eine weiter absteigende Tendenz des BSW vermuten. Dies würde sich u. E. verstärken, wenn wegen des BSW noch einmal gewählt werden müsste. Helfen würde es übrigens vor allem der AfD, das halten wir hingegen für sicher.

PT 14

Unser heutiger Ticker entspricht beinahe dem früheren Verfahren, das eine Thema, das er enthält, hätten wir normalerweise als „Briefing“ geschrieben und wären dabei etwas ausführlicher geworden. Wir wollten mal eine Pause von der Trumpmania machen. Es geht um die jüngsten Umfragewerte für die wichtigsten deutschen Parteien und um ein Schema von Ideologien, in das man sie einordnen kann. Wir verweisen darin auf einen weiteren Beitrag von uns.

13.03.2025 Schwache Umfragewerte für die künftige GroKo, Die Linke geht steil, ein Blick auf den Political Compass.

Die neue Große Koalition ist noch nicht im Amt, da sinken ihre Umfragewerte schon. So schlimm war es bei der Ampelkoalition nach der Wahl 2021 nicht.

Die Union wurde in Umfragen bis zur Wahl 2025 generell etwas über ihrem Wahlergebnis eingeschätzt, die SPD etwas darunter. Jetzt bleibt die SPD stabil auf dem Umfrageniveau zum Zeitpunkt der Wahl, während vor allem die Union abnimmt. Zugunsten der AfD, wie man annehmen darf, die immer weiter ansteigt. Dass hingegen potenzielle Unionswähler:innen am rasanten Aufstieg der Linken beteiligt sind, ist eher nicht zu vermuten. Hier können Sie eine kumulative Betrachtung der aktuellen Umfagen abrufen: Bundestagswahl: Wer führt in der aktuellen Sonntagsfrage? | ZEIT ONLINE und  mit dem Civey-Seismographen vergleichen: Civey-Umfrage: Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?. Dort können Sie auch selbst abstimmen, wen Sie jetzt wählen würden.

Hilfe, die Ränder werden stärker!, kreischt es jetzt aus vielen Medien, die sich selbst als mittig bezeichnen, aber in Wirklichkeit rechts stehen, auf der neuen CDU-Linie in der Regel – und von dort aus ist Die Linke natürlich am linken Rand. Dabei ist sie gemäß Political Compass viel mittiger als Union und AfD und dieses angebliche Dasein am linken Rand stimmt weder theoretisch noch in der Praxis demokratischer Länder. Aber alles, was außerhalb des rechtsautoritären Felds im Political Compass steht, ist in diesem in vieler Hinsicht sehr engen Land der Umsturzabsicht verdächtig. Was da eigentlich umgestürzt würde, sehen wir uns etwas weiter unten genauer an.

Berechtigt ist diese Sorge hingegen bei der AfD, die in der Tat in der rechten oberen Ecke des Feldes der rechtsautoritären Parteien zu finden ist. Nicht weit entfernt von CDU und CSU übrigens, deswegen weist auch die Wählerschaft ein so hohes Austauschpotenzial auf. Wir hätten die AfD aber etwas mehr in Richtung rechts-libertär gestellt.

Worüber schreiben wir da eigentlich? Es ist hier zu finden: Der politische Kompass.

Grundlegend dazu einer der beliebtesten Artikel des Wahlberliners: Los, sag mir, wo du stehst! (Und wo stehen die Parteien?) #Politik #links #oben #unten #Politnavi #PoliticalCompass #Koordinatensystem #autoritär #liberal #Capitalism #Socialism – DER WAHLBERLINER

Vor einigen Jahren haben wir darin ausführlich über den Political Compass berichtet und unsere eigene Meinung anhand von weiteren Modulen getestet. Aber ganz so eng ist das Spektrum gar nicht mehr, wenn man die im Bundestag vertretenen Parteien betrachtet.

Die krasseste Veränderung gab es bei der FDP. Sie hat man von den rechtsautoritären zu den rechtslibertären Parteien bewegt – und weiter rechts geht es nicht mehr, das heißt, die FDP ist im Grunde rechtsradikaler als die AfD. Wenn man sich anhört, wie sehr dort das Zerstören der Demokratie in den USA durch Donald Trump geschätzt wird, nach unserer Ansicht eine richtige Einordnung. Libertär heißt nicht, dass die Freiheit der Mehrheit im Land größer ist, sondern dass das Kapital keinerlei staatlich organisierte Grenzen mehr gesetzt bekommt. Was das für die Rechte der Arbeitenden bedeutet, müssen wir nicht groß erklären.

Das neue BSW wird sogar im linken Feld eingeordnet – aber im autoritären Sektor. Es ist vielleicht in der Summe leicht links, die Wirtschafts- und Sozialpolitik betreffend, aber es hat einen rechtsautoritären Einschlag, ist sehr staatsorientiert und insofern halten wir auch diese Einschätzung für korrekt.

Die Linke ist hingegen wieder etwas mehr nach links und mehr ins freiheitliche Feld gerückt, sie war schon in Gefahr, ins selbe Viereck zu geraten wie die übrigen Parteien – was auch dem Wirken von Sahra Wagenknecht in der Linken und der dadurch weniger linken Realprägung der Partei zu verdanken war, nicht de Programmatik.

Wenn man Die Linke und die FDP vergleicht, könnte man zu dem Schluss kommen, es gäbe doch viele Gemeinsamkeiten, weil beide als libertär eingestuft werden. Das wäre eine grundfalsche Interpretation. Rechtslibertär meint, der Staat wird geschleift, um dem Kapital die Macht alleine zu geben, linkslibertär ist vor allem gesellschaftlich liberal und gerne auch etwas antiautoritär, aber in dem Wissen der meisten Linken, dass es einen Staat braucht, der die Schwächeren und Minderheiten schützt, der aber gesellschaftspolitisch viel Raum gibt – mithin die Bürgerrechte über den Durchgriff und Eingriff stellt.

Ob die Repression bei den Rechten vom Staat kommt oder von der Kapitalseite, ist im Grunde egal, Hauptsache, die Mehrheit und alle Minderheiten werden in einen engen Rahmen gepresst. Das kann man durch staatliche Repression erreichen oder durch ökonomische Repression. Bei den Autoritären dient diese Repression der Durchsetzung ihres finsteren Gesellschaftsbildes, bei den Rechtslibertären der maximalen Verwertbarkeit des Einzelnen durch das Kapital.

Die SPD und die Grünen wirken in der Wahrnehmung doch recht verschieden, weil sie zum Beispiel unterschiedliche Themenschwerpunkte setzen, aber der Compass ordnet beide so eng zueinander, dass sie auch natürliche Koalitionspartner sind. Während der Zeit der Ampelregierung hat sich das bewahrheitet, zwischen ihnen kam es viel weniger zu Reibungen zwischen den beiden und einer FDP, die hinten und vorne nicht kompatibel ist mit Parteien, deren Positionen leicht rechts von der Mitte verortet werden und deren Gepräge zwar nicht staatsfanatisch ist, aber den Staat als Mittel zum Zweck der Einrichtung und Aufrechterhaltung der demokratischen Ordnung und der wesentlichen Schutzfunktionen des Grundgesetzes ansehen. Diese beiden Parteien würden wir deshalb auch als uneingeschränkt verfassungstreu einordnen – mit dem Hinweis, dass die Verfassung in der heutigen BRD wesentlich weiter rechtskonservativ ausgelegt wird, als sie es erlaubt. Die Linke steht zwar außerhalb des Feldes, in dem sich immerhin noch die Mehrzahl der größeren deutschen Parteien befindet, aber nicht jenseits der Verfassung.

Hingegen muss man sich angesichts des geringen Unterschieds zwischen AfD und Union fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, auch die Union vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Ein Indiz dafür diese Sinnhaftigkeit: Die Union hatte während der Bundestagswahl gezielt rechte, repressive Vorschläge gemacht, die nicht einmal von der gegenwärtigen, konservativen Verfassungspraxis und -rechtsprechung gedeckt sind. Um diese umsetzen zu können, müsste das BVerfG seine Rechtsprechung wieder einmal ändern und käme damit selbst in den Verdacht, das Grundgesetz mehr zu biegen, als der Geist des Grundgesetzes es erlaubt. Was wiederum darauf hinweist, dass das Recht nur so stark ist, wie die Institutionen, die es verteidigen sollen. Das Gesetz selbst ist wehrlos, wenn Menschen es direkt, wie gerade ein den USA, oder durch Entstellung seiner Ideale justiziell abgesichert mit Füßen treten.

PT 13

Der heutige Ticker enthält nur zwei Themen – die aber jeweils in der Länge eins normalen Briefing-Artikels aufbereitet werden. Wieder einmal Trump, vor allem aber Elon Musk – und fünf Jahre Corona: Als alles begann und warum noch immer keine offizielle Darstellung dazu vorliegt, wo es begann.

12.03.2025 Donald Trump kauft Auto vor dem Weißen Haus | Watch (T-Online)

Nachrichten über rückläufige Umsätze von Tesla auf Auslandsmärkten machen seit Tagen die Runde und es gibt Videos darüber, dass Tesla Cybertrucksin den USA möglicherweise von Aktivist:innen zerstört wurden. Bestätigt ist die Ursache für die Brände in Seattle noch nicht, außerdem ist bekannt, dass Teslas relativ feueranfällig sind: Anonymous: „In Seattle several Cybertrucks spontaneously combusted. #TeslaTakedown“ — Bluesky

Wir in Berlin können angesichts vier brennender Autos nur die Augen rollen. In den noch nicht so lange vergangenen Zeiten, als der Widerstand gegen Gentrifizierung in der Stadt noch eine Massenbewegung war und auch Auswüchse hervorbrachte, die oft die Falschen trafen, gab es viele Brände jede Nacht, und die Ursache war eindeutig. Ebenso ist nicht jeder Tesla-Fahrer ein Nazi, nur, weil Musk jetzt freidreht. Wer allerdings immer noch ein solches Auto ersteht, weiß, dass er damit auch ein rechtes politisches Statement abgibt.

Nun hat Präsident Trump vor dem Weißen Haus vom Tesla-CEO Elon Musk einen roten Tesla gekauft oder ihn zumindest beworben.  Nach unserer Ansicht sind solche Aktionen ein Nullsummenspiel, bestenfalls. Im Ausland dürften solche brachialpatriotischen Ideen die Aversion gegen Tesla weiter verstärken, in den USA sind Trump-Wähler in der Regel keine progressiven E-Auto-Fahrer, sondern setzen auf Produkte wie den Ford F 150 Pickup (Minitruck), wohingegen sich viele Demokraten, die noch Teslas aus einer quasi anderen Ära fahren, schon schämen, damit unterwegs zu sein.

Dies haben wir ergänzt, damit Sie sich weiter einlesen können: Trump will Tesla-Proteste als Terrorismus einstufen. Darin wird auch unsere obige Einschätzung zu den Tesla-Fahrern und den Problemen, aus Trump-Wählern solche zu machen, indirekt bestätigt. Natürlich sollte man keine Menschen angreifen, nur weil sie für Tesla arbeiten, auch hier trifft man die Falschen – aber die Proteste als solche halten wir für legitim. Musk scheint es sich leisten zu können, die eher weltoffenen Kunden, die typischerweise seine Teslas gekauft haben, als seine Feinde anzusehen.

Wir nutzen nun die Gelegenheit, die Lage bei Tesla in Europa als heutige Ticker-Grafik hervorzuheben. Lesen Sie auch unsere gestrige Darstellung zur Wirtschaft, sie ist unten angehängt. Sie enthält auch eine Passage darüber, warum wir in Deutschland in letzter Zeit immer irgendwie die schlechten Karten ziehen – im Fall Tesla deshalb, weil in unserer direkten Nähe, außerhalb von Berlin, die europäische Tesla-Produktion angesiedelt wurde, als noch niemand ahnte, dass Elon Musk sich einmal mit „Hitlergrüßen“ hervortun würde.

Grafik: Tesla fällt auf dem europäischen EV-Markt zurück | Statista

Begleittext von Statista:

Während Elon Musk als disruptive Kraft, die die US-Regierungsbehörden zerreißt, weiterhin Wellen schlägt, scheint sein Brot-und-Butter-Geschäft zu leiden. Als Reaktion auf Musks prominente Rolle in der Trump-Regierung protestieren die Menschen vor den Tesla-Showrooms, um ihre Tesla-Autos loszuwerden oder sie gar nicht erst zu kaufen. Viele Menschen wollen nicht mehr mit Tesla und seinem umstrittenen CEO in Verbindung gebracht werden und lassen die Marke – einst ein Symbol für zukunftsorientiertes Denken und einen progressiven Lebensstil – ins Taumeln geraten.

Die jüngsten Zulassungszahlen, die letzte Woche vom Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die Europäer Tesla schnell den Rücken kehren, da die Neuzulassungen von Tesla-Autos im Januar gegen den Markttrend eingebrochen sind. Den Zahlen zufolge verkaufte Tesla in der EU sowie in Norwegen, der Schweiz, Liechtenstein, Island und dem Vereinigten Königreich weniger als 10.000 Fahrzeuge, was einem Rückgang von 45 Prozent gegenüber Januar 2024 entspricht. Gleichzeitig stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos im Januar um 37 Prozent, was bedeutet, dass der Einbruch von Tesla nicht durch eine breitere Marktdynamik erklärt werden kann.

Ein weiterer Blick auf die Zulassungen im Jahr 2024 deutet darauf hin, dass Tesla auf dem europäischen Markt seit einiger Zeit ins Hintertreffen gerät, da seine alternde Flotte mit einer ständig wachsenden Auswahl an Elektrofahrzeugen der etablierten Autohersteller konkurriert. Tesla hat sich in drei der letzten vier Quartale in Bezug auf das Wachstum schlechter entwickelt als der europäische BEV-Markt, wobei sein Marktanteil von 18,2 Prozent im Jahr 2023 auf 16,6 Prozent im Jahr 2024 und nur 6 Prozent im Januar 2025 gesunken ist. Wie viel von diesem Trend durch den wachsenden Wettbewerb und den Mangel an neuen Tesla-Modellen verursacht wird und wie viel auf Musks zunehmend polarisierende Persönlichkeit zurückzuführen ist, ist unklar, aber die Kombination aller drei Faktoren ist kein Erfolgsrezept für den ehemaligen EV-Spitzenreiter.

Auf eine Weise erlebt Tesla, was zum Beispiel VW in China durchleidet: Einst ein Pionier, in dem Fall den chinesischen Markt überhaupt betreffend, Marktführer, jetzt immer stärkerer heimischer Konkurrenz ausgesetzt und bei der Entwicklung von E-Autos zumindest nicht mehr herausragend. Der Schlag für Tesla in den letzten Monaten ist damit aber nicht alleine zu erklären, die politische Situation spielt eine erhebliche Rolle.

Dass die deutschen Autohersteller schon seit Jahren an Bedeutung verlieren, wollen wir dabei aber nicht vergessen: VDA-Zahlen: Deutsche Autobauer verlieren Marktanteile. Und wenn sich die Zollpolitik durchsetzt, werden sie die in den USA eroberten Marktanteile auch wieder verlieren (wobei man zwischen importierten und in den USA selbst hergestellten Autos deutscher Marken unterscheiden muss).

Aber die Verschiebungen durch die Trump-Regierungen sind auch eine Chance für Europa, haben wir kürzlich geschrieben. Es ist gut möglich,dass die USA bald auch auf anderen Produkten sitzen bleiben werden, die nicht direkt mit Musk, wohl aber mit dessen Ansichten und mit dem gegenüber dem Ausland generell feindlichen Verhalten der Trump-Administration in Verbindung gebracht werden. Vor allem, wenn der amerikanische Lifestyle nicht mehr für Freiheit und Grandiosität steht, sondern für Gemeinheit und Aggression gegenüber fast allen anderen Ländern, werden die Jugendlichen, die die Trends setzen, sich neue Vorbilder suchen.

Gerade traditionell wohlhabende Länder mit einer breiten Schicht von konsumfähigen Menschen stehen in seinem Visier der Trump-Disrupteure, die gewinnbringenden Märkte für US-Produkte also. Wir sehen darin für Europa eine große Chance – allerdings gibt es bisher keine zündende Idee, wie die Abhängigkeit der EU von US-IT und Internetprodukten von dort verringert werden kann.

12.03.2025 Corona: Das Coronavirus stammt laut BND aus einem chinesischen Labor – DER SPIEGEL

Fünf Jahre ist es her, dass in Deutschland die offizielle Corona-Zeitrechnung begann. Über 180.000 Todesfälle werden hierzulande dem Virus Covid19 mit seinen verschiedenen Varianten zugerechnet. Was uns überrascht hat: dass die obige Nachricht so brisant sein soll. Politisch ist sie das sicherlich, und gäbe es nichts zu berichten, würde es nicht versteckt. Man darf dabei ruhig Parallelen zum Fall Nord Stream 2 ziehen, von dem die Regierenden auch hoffen, dass irgendwann das Interesse der Öffentlichkeit von selbst erlahmt.

Dass die Ursprungsvariante von Covid19 durch einen Laborunfall in China freigesetzt wurde, ist zumindest aber keine neue Geschichte und war immer wieder in der Diskussion. Warum das nicht öffentlich gemacht wurde, falls es stimmt? Zum einen, weil die Wahrscheinlichkeit eben keine hundertprozentige Sicherheit bedeutet, und weil man auf 80 bis 95 Prozent keine möglichen diplomatischen Verwicklungen basieren lassen will. Was aber war die offizielle Version damals? Obwohl wir die größte Serie, die im Wahlberliner bisher gezeigt wurde, der „Infektionsreport“, der über eine  Zeit täglich erschien, so viele Informationen enthält, wollen wir lieber extern recherchieren – denn manches hat sich im Nachhinein als fragwürdig herausgestellt, was vor allem mit der Lageeinschätzung durch die Politik zu tun hat. Wir haben in zwei Stufen recherchiert und finden unsere obigen Äußerungen bezüglich des Warums bei der Nichtbestätigung des Laborunfalls und der Geheimhaltung bestätigt:

*** Wie lautet die offizielle Darstellung der Bundesregierung zur Ursache / zum Ursprung von Corona, Stand März 2025?

Die offizielle Darstellung der Bundesregierung zur Ursache des Coronavirus (SARS-CoV-2) bleibt Stand März 2025 zurückhaltend und unklar. Es gibt keine abschließende öffentliche Erklärung, da die Herkunft des Virus weiterhin Gegenstand von Untersuchungen ist. Hier sind die wesentlichen Punkte:

  • Laborunfall-Hypothese des BND: Der Bundesnachrichtendienst (BND) hält es seit 2020 für wahrscheinlich, dass ein Laborunfall im chinesischen Wuhan die Ursache der Pandemie war. Diese Einschätzung basiert auf nachrichtendienstlichen Ermittlungen, darunter die Operation „Saaremaa“, die wissenschaftliche Daten und Hinweise auf Sicherheitsverstöße in chinesischen Laboren analysierte. Die Wahrscheinlichkeit für diese These wurde mit 80–95 % angegeben1357.
  • Geheime Behandlung der Erkenntnisse: Sowohl unter der Regierung Merkel als auch Scholz wurden die Erkenntnisse des BND unter Verschluss gehalten. Eine öffentliche Stellungnahme oder Information an internationale Organisationen wie die WHO erfolgte nicht137.
  • Externe Überprüfung: Seit Ende 2024 prüfen externe Experten, darunter der Präsident des Robert-Koch-Instituts und der Virologe Christian Drosten, die Validität der BND-Erkenntnisse. Ein abschließendes Ergebnis liegt noch nicht vor13.
  • Unterstützung der WHO: Die Bundesregierung unterstützt weiterhin die Untersuchungen der WHO zur Herkunft des Virus, insbesondere Forderungen nach weiteren Studien in China. Gleichzeitig verweist sie darauf, dass Untersuchungen durch mangelnde Kooperation Chinas erschwert werden2.

Die Bundesregierung äußert sich offiziell nicht zu nachrichtendienstlichen Angelegenheiten und betont, dass die Herkunft des Virus weiterhin ungeklärt ist123.

Warum wurde die Laborunfall-Theorie der Bundesregierung geheim gehalten?

Die Laborunfall-Theorie wurde von der Bundesregierung aus mehreren Gründen geheim gehalten:

  1. Politische Sensibilität und internationale Beziehungen: Die Erkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes (BND) über einen möglichen Laborunfall als Ursprung der Corona-Pandemie waren politisch brisant, da sie China direkt betrafen. Eine öffentliche Diskussion hätte die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und China erheblich belasten können, insbesondere angesichts der wirtschaftlichen und geopolitischen Bedeutung Chinas für Deutschland124.
  2. Fehlende abschließende Beweise: Obwohl der BND die Wahrscheinlichkeit eines Laborunfalls mit 80–95 % bewertete, handelte es sich um nachrichtendienstliche Einschätzungen, die nicht durch unabhängige wissenschaftliche Studien verifiziert waren. Die Bundesregierung wollte offenbar vermeiden, auf ungesicherten Informationen basierende Vorwürfe zu erheben134.
  3. Geheimhaltung von nachrichtendienstlichen Operationen: Die Erkenntnisse stammten aus der Operation „Saaremaa“, bei der geheime Informationen aus chinesischen Forschungseinrichtungen beschafft wurden. Solche nachrichtendienstlichen Aktivitäten unterliegen strikter Geheimhaltung, um Quellen und Methoden zu schützen14.
  4. Vermeidung öffentlicher Kontroversen: Die Laborunfall-Hypothese galt lange Zeit als umstritten und wurde von vielen als Verschwörungstheorie abgetan. Eine frühzeitige Veröffentlichung hätte möglicherweise zu erheblichen politischen und gesellschaftlichen Kontroversen geführt15.
  5. Strategische Zurückhaltung: Sowohl unter Angela Merkel als auch Olaf Scholz entschied das Kanzleramt, die Erkenntnisse nicht öffentlich zu machen, um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Stattdessen wurde ein Experten-Gremium beauftragt, die Validität der BND-Erkenntnisse zu überprüfen124.

Zusammengefasst war die Geheimhaltung eine Kombination aus diplomatischen, sicherheitspolitischen und strategischen Überlegungen. ***

Selbstverständlich wiederholen sich Informationen und Argumente bei aufeinander basierenden Fragen, aber das festigt auch die Darstellung, sofern sie kohärent ist. Wir haben hier keine gegenteiligen Anzeichen gefunden. Da es eine hundertprozentige Sicherheit wohl nicht geben wird, wird es vermutlich auch nie eine offizielle Ursachenfestlegung durch die Bundesregierung geben. Das ist misslich und würde sich vielleicht nur ändern, wenn sich die Beziehungen zu China erheblich verschlechtern würden. Dann würde man vielleicht auch die Wahrscheinlichkeit als solche herausheben und sie in ein offizielles Statement fassen.

China blockiert nicht nur die Nachforschungen, was ebenfalls einen guten Grund haben dürfte, sondern man geht davon aus, dass nach der ersten Welle, die in China begann und dort einige tausend Tote forderte, die tatsächlichen Todesfallzahlen in den folgenden Wellen verschleiert werden, sodass China am Ende trotz seiner Größe und des vermutlichen Ursprungs von Corona in diesem Land heute als ein Staat dasteht, in dem alles einigermaßen glimpflich abgelaufen ist. Wir erinnern uns noch gut daran, als man im dritten Jahr aus wirtschaftlichen Gründen die zuvor sehr rigide Maßnahmenpolitik plötzlich änderte – spätestens ab dem Zeitpunkt stimmen mit ebenfalls ganz überwiegender Wahrscheinlichkeit die niedrigen Todesfallzahlen Chinas nicht mehr. Man hat unter anderem mit Satellitenbildern von plötzlich anwachsenden Krematorien und Friedhöfen versucht, Indizien dafür zu finden, dass der chinesische Staat die Lage erheblich schönt.

Referenzen zur ersten Frage:

  1. https://web.de/magazine/panorama/merkel-these-ursache-corona-pandemie-geheim-gehalten-40760106
  2. https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1025356
  3. https://www.n-tv.de/panorama/BND-vermutet-seit-2020-Laborunfall-hinter-Corona-Ausbruch-article25623529.html
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_Deutschland
  5. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bnd-fuehrt-corona-pandemie-offenbar-auf-laborunfall-in-china-zurueck-110351025.html
  6. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html
  7. https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/wuhan-coronavirus-bnd-wuhan-china-who-e374149/
  8. https://www.bundesregierung.de/breg-de
  9. https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/corona-das-coronavirus-stammt-laut-bnd-aus-einem-chinesischen-labor-a-d559ee9d-6674-433f-aa71-772003845a51

Referenzen zur zweiten Frage

  1. https://www.bild.de/politik/inland/bnd-enthuellt-labor-unfall-in-china-loeste-corona-pandemie-aus-67d164183b01902ec1c5eb61
  2. https://www.welt.de/politik/deutschland/article255671964/Corona-Ausbruch-BND-geht-von-Laborunfall-aus-Kanzleramt-hielt-Akten-unter-Verschluss.html
  3. https://www.welt.de/politik/deutschland/article255671964/Bericht-BND-hatte-schon-2020-Belege-fuer-Corona-Laborunfall.html
  4. https://www.n-tv.de/panorama/BND-vermutet-seit-2020-Laborunfall-hinter-Corona-Ausbruch-article25623529.html
  5. https://www.tagesspiegel.de/politik/brisante-bewertung-bisher-geheim-gehalten-bnd-halt-laborunfall-als-ausloser-fur-corona-pandemie-fur-wahrscheinlich-13353190.html
  6. https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/wuhan-coronavirus-bnd-wuhan-china-who-e374149/
  7. https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1018994
  8. https://www.spiegel.de/wissenschaft/coronavirus-warum-streiten-sich-us-ministerien-ueber-die-labor-theorie-a-b993767e-f62f-4974-8ff6-69649fb09ab5

PT 12

Der heutige Ticker hat ordnungsgemäß wieder eine Überschrift. Sie lautet: Dies ist der längste Ticker bisher, weil wir einen Kommentar eingebettet haben, der früher, etwas ausführlicher gestaltet, in einem eigenen Briefing-Beitrag publiziert worden wäre. Dabei haben wir auch mit einer Hypothese gearbeitet, die versucht, die aktuelle Zeitenwende in den USA mit den Verschwörungstheorien zu synchronisieren, die eine solche Wende auf den ersten Blick als unmöglich erscheinen lassen und dadurch widerlegt wären, dass sie stattfindet.

Natürlich geht es um die USA und um Donald Trump. Wie in zwei weiteren besprochenen Artikeln direkt, einem weiteren indirekt: er betrifft die EU-Verteidigungsrallye. Nur ein einziges Thema, „Grundsicherung statt Bürgergeld“, hat wenigstens auf den ersten Blick nichts mit den USA und dem Treiben der neuen dortigen Administration zu tun. Immerhin, ein Sprungbrett für andere Themen, die wir derzeit alle nicht besprechen, weil es mal wieder jenseits des Atlantiks hoch hergeht. 

11.03.2025 Wer oder was Trump noch stoppen kann | WEB.DE

Auch heute handelt unser Ticker wieder zu einem guten Teil von Trump, und wenn es nicht er direkt ist, dann geht es um Folgen seiner Politik, wie der Aufrüstung Europas. Lesen Sie bitte die Quelle. Würden Sie eine Wette darauf abschließen, dass Trump und seine Leute die Justiz nicht einfach ignorieren, wenn sie partout nicht alles durchwinkt, was diese Regierung vorhat oder schon angezettelt hat? Im Falle des US Supreme Court wäre das besonders ironisch. Erst arbeitete Trump über Jahre darauf hin – während seiner ersten Präsidentschaft – dass der Oberste Gerichtshof nur mit Leuten nach seiner Fasson besetzt wird.

Wenn diese ihn dann aber doch in seiner zweiten Amtszeit hier und da bremsen wollen, obwohl sie ihm schon so viele Gefallen getan haben, wie seine Quasi-Starverfolgungsimmunität für Handlungen im Amt (wer seinem Land dient, kann kein Recht verletzen, wurde damit vor seiner Wiederwahl schon eingeleitet) – dann werden sie einfach kaltgestellt. Wir müssen uns jeden Tag an den Kopf fassen, wenn wir sehen, wie hohl dieses amerikanische System ist, dass man es so leicht in Richtung Autokratie drehen kann. Falls die Justiz noch funktioniert und die Regierung sich tatsächlich an deren Entscheidungen hält, kann man vielleicht noch gerade so von einer Demokratie mit der ihr notwendigerweise immanenten Gewaltenteilung  sprechen. Wenn nicht, dann nicht mehr.

Wir wünschen vor allem der paralysierten Zivilgesellschaft, dass sie den Kampf wieder aufnehmen kann, denn nichts ist mächtiger, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Wir glauben nicht, dass diese Idee Trumps MAGA-Traum ist, sondern de Widerstand dagegen und die Rettung der amerikanischen Demokratie.

Vielleicht stoppt er sich durch sein erratisches und bösartiges Handeln auch selbst, wenn er so viel Chaos auslöst, dass die USA in die Knie gehen. Die Amerikaner sind ja sehr pingelig, wenn es um Wohlstandsverluste geht, auch wenn sie weitgehend mehr gefühlt als real sind. Das hat zuletzt Joe Biden zu spüren bekommen. In diesem Sinne der nächste Artikel. Lesen Sie auch den längeren Beitrag am Ende des heutigen Tickers zum Thema.

11.03.2025 Aktienbeben an der Wall Street: Trump postet fieberhaft Kommentare – n-tv.de

Es ist noch nicht der große Crash, den einige Analysten erwarten, wenn die Trump-Regierung so weitermacht wie bisher, aber immerhin: technisch liegt beim NASDAQ-Index bereits eine Korrektur vor (mehr als 10 Prozent Rückgang gegenüber den letzten Höchstständen), beim S & P 500 könnte es auch bald soweit sein. Direkt nach der Trump-Wahl gab es geradezu Euphorie, obwohl bekannt war, dass er versuchen wird, auch die Handelsbeziehungen der USA zu disruptieren.

Auch Märkte neigen zur Selbstüberschätzung, sonst wären die Aktien derzeit weltweit nicht so extrem hoch bewertet, angesichts der riesigen geopolitischen Gefahren.

Das Kapital, das gerade von den US-Börsen abgezogen wird und für sinkende Kurse sorgt, wird aber nicht verbuddelt, es taucht an anderen Märkten, die besser laufen, wieder auf. Es muss ja irgendwohin, es gibt viel zu viel davon. So viel, dass sein Kreisen an sich schon hochgefährlich für die Realwirtschaft ist, und die Trump-Administration kümmert sich einen Kehricht darum, ob dieses nervöse Monster, das die USA maßgeblich mitgeschaffen haben, Durchfall bekommt und die Weltkonjunktur einsaut.

Diejenigen, die Trump für einen großen Strategen halten, können unmöglich übersehen, dass das, was er angestoßen hat, von ihm und seiner Wreckit-Truppe unmöglich im Griff behalten werden kann, wenn es eine Eigendynamik entwickelt. Das gilt nicht nur für die Geostrategie, sondern auch für die Wirtschaft und die „sensiblen“ Finanzmärkte.

Die Dummen werden aber wieder die kleinen Leute sein, Tesla ist dafür wieder ein sehr gelungenes Beispiel: Dass die Marke so abschmiert, hat zwar auch Gründe im langsam alternden Programm, weil Tesla nicht mehr Innovationsführer ist, aber hauptsächlich der harsche Rückgang der Verkäufe Protest gegen Elon Musk. Mit seinen Aktivitäten hat sich das einst progressive Image der Marke komplett gewandelt. Und in Deutschland, gerade einmal 50 Kilometer Straße von unserem Schreibtisch entfernt, steht ein Investment von Musk, dessen Downfall mehr als 10.000 Arbeitsplätze vernichten würde. Das ist die reale Welt, die diesen Leuten, die selbst für ihre Prägung verantwortlich sind, so egal ist. 

In der virtuellen Welt hat Trump während der gestrigen Börsensitzung innerhalb einer Stunde 80 Tweets abgegeben, die ihn als den großartigsten Menschen jemals darstellen, weil er die Märkte damit beruhigen wollte. Hat es funktioniert? Wir werden es sehen. Jedenfalls hat er plötzlich Angst, denn das Kapital kann ihn  zu Fall bringen, wenn es den USA das Vertrauen entzieht. Trump ist also zu stoppen. Wenn es durch einen Crash geschieht, werden allerdings Milliarden Menschen darunter leiden und Typen wie Musk & Co. werden wieder einmal glimpflich davonkommen, denn wirklich arm werden sie auch durch solche Ereignisse, die sie selbst zu verantworten haben, in diesem System nie.

11.03.2025 Infografik: EU kann sich (noch) nicht alleine verteidigen | Statista

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) hat eine erste Schätzung über die zusätzlichen Waffen und Truppen veröffentlicht (PDF-Download), die Europa zur Selbstverteidigung benötigen würde, falls sich die USA aus Europa zurückziehen. Um in den kommenden Jahren die europäischen Streitkräfte aufzurüsten, damit diese russischen Aggressionen gegen EU-Staaten ohne die USA abwehren könnten, müssten EU und Deutschland ihre Ausgaben für Militär und Verteidigung deutlich erhöhen. Diese Ausgaben liegen 2023 bei 1,7 Prozent (EU) bzw. 1,5 Prozent (Deutschland) des Bruttoinlandsprodukts und müssten in den nächsten Jahren auf 3,5 Prozent steigen, wie die Statista-Infografik auf Basis der Schätzung des IfW Kiel zeigt.

Die Experten des IfW Kiel werfen im Rahmen der Schätzung zudem die Frage auf, ob Europa ohne die USA die realen Produktionskapazitäten für Waffen besitzt, um die amerikanische Produktion zu ersetzen. Denn die EU und ihre Verbündeten, einschließlich des Vereinigten Königreichs und Norwegens, müssten „ihre militärische Produktion sofort und massiv beschleunigen“. Eine realistische Schätzung wäre laut IfW Kiel, dass eine Aufstockung der europäischen Kapazitäten erforderlich ist, die der Kampfkraft von 300.000 US-Soldaten entspricht – wobei der Schwerpunkt auf mechanisierten und gepanzerten Kräften liegt, die schwere Einheiten der US-Armee ersetzen würden. Dies entspräche in etwa 50 neuen europäischen Brigaden.

Die Zahl von zusätzlichen 300.000 Soldat:innen haben wir mittlerweile in mehreren Darstellungen gelesen. Und wir haben mitbekommen, wie sich einige in Deutschland wünschen, dass man den Ukrainekrieg bis 2029 oder 2030 schleppen soll, weil Europa dann fit sein wird. Zum Beispiel in der Form, dass Deutschland zu diesen 300.000 etwa 50.000 bis 80.000 beisteuern muss. Und was ist in den letzten drei Jahren passiert? Die Rüstungsausgaben steigen bereits. Die Grafik zeigt 2024 noch als gestrichelte Linie, also nicht die tatsächlichen Ausgaben, die bei etwa 2 Prozent des BIP liegen, auch das Hochfahren wird nur als Gerade dargestellt. Das Ziel von 3,5 Prozent des BIP für die Rüstung ist allerdings mehr und mehr eine Größenordnung, die realistisch erscheint. Die USA liegen etwa in diesem Bereich, Russland gab schon vor dem Krieg mehr als 4 Prozent seines BIP für Kriegstechnik aus.

Das Militär ist ein Tanker, kein Schnellboot, auch wenn es bei der Marine Schnellboote gibt. Die Umstellung der über Jahrzehnte geschrumpften Rüstungsindustrie auf Expansion ist aufgrund der komplexen Technik heutiger Waffensysteme eine riesige Aufgabe, manche müssen in Europa sogar neu entwickelt werden, weil es sowieso anstand, man sich aber Zeit ließ, oder, weil amerikanische Systeme ersetzt werden müssen. Russland hat sich ganz sicher mehrere Jahre lang auf den Ukrainekrieg vorbereitet, während die Ukraine-Abkommen Minsk I und II (von beiden Seiten) nicht umgesetzt wurden. Nur haben die Europäer, anders als Russland, die Zeit des Lavierens nicht genutzt, um ihr Militär zu ertüchtigen. Sollen wir schreiben, man hätte es kommen sehen müssen? Darüber werden wir nachdenken und das Ergebnis vielleicht in einem eigenen Artikel veröffentlichen. In einer Sache muss man die europäische Politik etwas entlasten: Dass Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit binnen Wochen 80 Jahre Nachkriegsordnung zerstört, die für die meisten Europäer die längste Friedensperiode ihrer nationalen Geschichte darstellten, das war nach unserer Ansicht in dieser Form nicht abzusehen.

Aber an dieser Tatsache bemessen sich jetzt die Anforderungen an Europa.

11.03.2025 Grundsicherung mit verschärften Sanktionen statt Bürgergeld? (Civey)

Schon beim letzten Mal, als Civey die Frage ähnlich gestellt hat, gab es fast eine Zweidrittelmehrheit für verschärfte Sanktionen. Wenn das bedeutet, dass damit auch die vollständige Streichung gutgeheißen wird, dann stehen diejenigen, das richtig finden, gegenwärtig nicht auf dem Boden der Verfassung. Genau wie die Union und die SPD. Was man sich dabei in der Politik denkt? Man denkt sich vielleicht, das BVerfG werden wir mal testen, ob es schon rechtslastig genug ist, Leuten einfach das Existenzminimum wegzunehmen. Wir denken uns: Falls es das tut, wird in der Folge das gesamte Sozialstaatsprinzip ins Rutschen kommen, Schritt für Schritt. Und mit ihm weitere Prinzipien, die sich u. a. mit Artikel 1 GG (Menschenwürde) verbinden.

Der größte Posten im Sozialetat, etwa die Hälfte von allem, sind übrigens die Rentenzuschüsse aus Steuern, und diese sind keine Sozialleistungen, sondern der Ausgleich für zu geringe Versicherungsbeiträge. Deswegen hat diese Riesenposten von aktuell ca. 110 Milliarden Euro nach unserer Ansicht nichts im Sozialetat zu suchen, weil dadurch die Sozialausgaben riesig wirken, obwohl das so nicht stimmt, sondern müsste im Haushalt gesondert ausgewiesen werden. Dann würde man nämlich sehen, dass die „Aufblähung der Sozialausgaben“ vor allem auf die ständig steigenden Zuschüsse in diesem Bereich zurückzuführen ist. Die Zahlungen für Hartz IV sanken hingegen auch nominal, trotz kleiner Erhöhungen – bis das Bürgergeld eingeführt wurde, stiegen aber für deutsche Haushalte trotzdem nur leicht an – der Hauptanstieg kommt daher, dass alle Geflüchteten aus der Ukraine nicht als Asylbewerber, sondern eben wie andere Bürgergeldempfänger behandelt werden.

Es gibt zu diesem Komplex noch eine Menge Argumente, wir greifen nur zwei davon heraus: Wir sind z. B. der Ansicht, dass Weiterbildung wichtig ist, denn die meisten der aktuell Arbeitslosen sind keine Verweigerer, sondern sind mit ihrem Fertigkeitenprofil nicht vermittelbar. Der Ansatz, sie weiterzubilden, war deshalb richtig. Was für uns nicht geht: Sie in Zwangsarbeit beim Staat zu stecken nach dem Muster, das angedacht ist. Aus einem Grund: Weil sie dort nicht den Mindestlohn erhalten sollen, sondern lächerliche ein oder zwei Euro oder was immer vor Ort festgelegt wird. Richtig wäre es, wenn man so vorgeht, grundsätzlich den Mindestlohn zu zahlen, die Zuverdienstgrenzen zu beachten und dann so viel vom Bürgergeldempfangsbetrag abzuschmelzen, wie der Lohn beträgt. Liegt der Lohn höher als der Bürgergeldbetrag + Zuverdienstgrenze, verbleibt dieses Geld dem Arbeitnehmer. Das wäre auch im Sinne der Integration, im Sinne der Sozialbeiträge, der fairen Praxis gegenüber der freien Wirtschaft und psychologisch die richtige Lösung.

10.03.2025 Trump und Musk: Läuft in den USA ein Staatsstreich? | WEB.DE (Kommentar)

Wir nutzen den Artikel auch für Betrachtungen zu geostrategischen Verschiebungen, die man derzeit beobachten kann und nehmen am Ende wieder eine Kurve zurück in die USA. Dadurch wird der Artikel länger, als wir das für den Ticker grundsätzlich vorgesehen haben.

Hat Trump nicht vor der Wahl schon gesagt, er wolle Diktator werden? Dann korrigierte er sich und sagte: für einen Tag. Vermutlich, weil er doch befürchtete, dass viele seiner potenziellen Wähler doch eher Diktatorenfeinde sind und sich viel darauf zugutehalten, dass Amerika das Land der Freien ist.

Jetzt wird es noch mehr als bisher das Land der Privilegierten werden. Der Artikel nimmt lediglich einen Faden wieder auf, fasst zusammen, wie derzeit der Stand der Dinge ist. Wir hatten schon wenige Tage nach der Machtübernahme Trumps auf eine damals vollständige Darstellung seiner Executive Orders verwiesen, die sich wie ein Alptraum eines jeden Demokraten liest. Und natürlich eines jeden Menschen, der glaubt, mit Amerika auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, aber selbst kein Amerikaner ist.

Heute haben wir uns ein wenig umgeschaut auf Youtube, das manchmal ein besserer Seismograph für das, was die Menschen in der Welt denken ist als unsere Medien oder sozialen Medien, und es gibt immer wieder interessante Videos, die vielleicht nicht neutral, nicht korrekt, schon gar nicht vollständig oder ganz faktentreu sind, aber Tendenzen spiegeln und Ideen liefern, Sentiments ausdrücken und natürlich die Meinung der Menschen weltweit beeinflussen, wenn sie innerhalb kürzester Zeit Millionen von Zugriffen erhalten.

Geostrategie spielt dabei eine ganz große Rolle. Wer wendet sich wem aus welchen Gründen zu, in der internationalen Staatengemeinschaft. Um Demokratie hingegen geht es dabei eher selten, und wenn, dann anhand historischer Vergleiche. Wenn wir das, was wir da aktuell sehen, richtig deuten, dann gehen die USA ganz schweren Zeiten entgegen. Dann wird auch der Industrie-Wiederertüchtigungsplan scheitern, weil die Menschen schlicht, wo sie nur können, US-Produkte boykottieren. In Europa und China sieht man das ganz deutlich am Beispiel Tesla, das nicht nur für die USA steht sondern auch für ihre neue autokratische Herrschaftsform.

Die Stärke der USA basiert vor allem darauf, dass der American Way of Life Strahlkraft in aller Welt hat, die Produkte selbst sind genauso gut oder schlecht, manchmal sogar schlechter, als die anderer Länder. Wenn diese Strahlkraft verlorengeht, werden die USA auch wirtschaftlich verlieren und natürlich kulturell. Sie werden den Westen nicht mehr dominieren und damit auch nicht mehr die immer noch führende Kulturgemeinschaft. Diese Gemeinschaft im Ganzen wird ohnehin Anteile an allem verlieren, auch wenn Europa sich eigenständig positioniert und durch das Abkoppeln von den USA neue Freunde oder Verbündete gewinnen kann.

Vor allem aber hilft Trump Russland und China dabei, die Welt umzuformen. Kein Wunder, dass viele Menschen Trump für eine im Weißen Haus installierte Figur Putins halten. Wir haben noch kürzlich geschrieben, Russland wird nie ein ökonomisch bedeutsamer Faktor der Weltpolitik werden. Wir müssen uns da etwas vorsichtiger aufstellen: Wenn China Russland mitzieht, weil das strategisch erwünscht ist und beide zusammen mit vielen großen Staaten, voran die übrigen „BRICS“ und wer nun dazukommt, eine wirtschaftliche Achse bildet, kann es doch noch geschehen, dass Russland durch massive Investitionen aus dem Ausland zu einem richtigen Industriestaat wird oder diese Phase überspringt und in einer dualen Rohstoff-und-Virtual-Welt eine führende Rolle einnimmt. Dass Russlands Cyberstrategen fähig und ruchlos sind, wissen wir mittlerweile, und Putin holt als oberster Stratege des Kremls und gewiefter Geheimdienstler das Maximale heraus. Nicht für die Menschen, aber für die russische Variante der Herrschaft einer kleinen Oberschicht.

Kann dieser Trend dadurch gestoppt werden, dass die USA überall gute Deals machen und sonst nichts? Sicher nicht, wenn sie andere ständig erpressen wollen, wie die Ukraine. Aber, wenn sie andere locken wollen, wie Russland? In einem vorausgehenden Ticker haben wir einen Artikel verlinkt, der die Verbindungen zwischen der Trump-Administration und Putins Kreisen erhellt. Da geht sicher was, aber wird es den USA helfen oder nur der neuen US-Oligarchie, die sich etwas von den klassischen Milliardären unterscheidet, aber sie und die Großkonzerne gerne mitnimmt?

Ein Staatsstreich wie der von Trump ist ohne Zustimmung des Kapitals nicht möglich. Und daraus formt sich langsam ein Bild. Wir haben immer wieder überlegt, wie es geschehen kann, dass die USA sich selbst geostrategisch so beschädigen, wie es diese Administration jetzt tut. Was ist mit dem Tiefen Staat, der das verhindern müsste? Der verhindern müsste, dass alles, was er seit dem Zweiten Weltkrieg trickreich aufgebaut hat, zerstört wird? Wie lange darf Trump so weitermachen?

Vielleicht ist das falsch gedacht. Vielleicht hat diese Klasse die USA in gewisser Weise schon aufgegeben und setzt nur noch auf ihre weltweite eigene Ausbreitung, schiebt ein bisschen hohlen Patriotismus vor und freut sich darüber, dass in den USA mittlerweile ein gesellschaftliches Klima herrscht, in dem Nachbarn, die gestern noch Freunde waren, heute mit der Schrotflinte auf der Lauer liegen und in Paranoia verglühen. Man darf nicht vergessen, dass eine knappe Mehrheit versuchen wird, eine knappe Minderheit regelrecht niederzuterrorisieren, seit Trump dazu offiziell grünes Licht gegeben hat, dass man das darf. Alle, die im Verdacht stehen, ein wenig progressiver zu sein, werden erhebliche Schwierigkeiten bekommen – und Minderheiten sowieso. Wir lesen ja auch „kleine“ Nachrichten und sind immer wieder fassungslos darüber, wie diese Administration das Positive der amerikanischen Demokratie mit den Wurzeln en gros und en detail ausreißen will. In einem Tempo, das selbst allergrößte Pessimisten nicht für denkbar gehalten haben.

Wir sind vielleicht mitten im „Great Reset“ und merken es gar nicht, weil er anders daherkommt, als viele es vorausgesagt haben. Nicht durch supranationale Vereinigungen der Reichen und ihrer Thinktanks, die nicht demokratisch legitimiert sind, sondern durch Eruptionen im Kern der Macht, und zwar auf der Basis einer demokratischen Legitimation und ideologisch unterfüttert durch das Wirken von Thinktanks, die eine auf den ersten Blick andere Agenda haben. Vielleicht sind die Unterschiede zwischen den Globalisten und den MAGA-isten aber gar nicht so groß. Beide zielen auf die Zerstörung der klassischen, freiheitlichen Ordnung, in welcher Staaten dafür garantieren, dass die Freiheit für alle erhalten bleibt, auch wenn das Kapital dominant ist. So gesehen, wirkt nur der Ansatz unterschiedlich. Vielleicht ging es einigen schlicht zu langsam, mit ihrem ständigen Weben an nicht demokratisch legitimierten Hinterzimmerclubs eine mühevolle Version des Great Reset auf den Weg zu bringen. Was Trump und seine Leute machen, ist die radikalere Methode, die eine gigantische Sogwirkung entfaltet. Staaten als Schutzschirme der Menschen entmachten, das ist jedenfalls das gemeinsame Ziel beider Richtungen.

Wenn wir das schreiben, versuchen wir natürlich, das, was die MAGA-Leute so offensichtlich antreibt, mit dem zu synchronisieren, was Verschwörungstheoretiker schon lange sagten, als MAGA noch kein Machtfaktor war. Dafür müssen wir so tun, als ob wir die Verschwörungstheorien alle als wahr ansehen würden, als auf Basis einer Hypothese argumentieren, weil wir diesbezüglich immer Distanz gewahrt haben. Auch deswegen, weil die Realpolitik uns immer als divergenter erschien, als es sinnvoll gewesen wäre, würde wirklich ein quasi einheitlicher Wille sie steuern. Falls sie überwiegend  sind, dann passen sie sehr wohl zur MAGA-Bewegung, ist dann das Ergebnis, und nicht etwa, dass man die Ziele, die den Verschwörern unterstellt und jene, die bei der Trump-Regierung offensichtlich sind, nicht miteinander vereinbaren könnte.

Auch wir haben diese Entwicklung selbstverständlich unterschätzt. Wir hatten nicht geglaubt, dass 250 Jahre alte, immer weiterentwickelte Institutionen der Demokratie so schwach sein könnten, wie sie derzeit zu sein scheinen. Vielleicht kommt noch ein Boomerang durch Gerichtsurteile, aber werden sich Trump und seine Disrupteure überhaupt an Urteile halten, durch die sie gebremst werden sollen? Oder wird einfach mit JD Vance die Ansicht sich durchsetzen, dass die Gewaltenteilung Quatsch ist und erst faktisch ignoriert, dann auch bezüglich aus ihrer normativen Verankerung  geschleift werden kann?

Um es auf den Punkt zu bringen: So schnell wie jetzt in den USA waren die Nazis in Deutschland nicht, als sie die Demokratie zerstörten. Das hatte auch damit zu tun, dass der Reichskanzler schon damals, wie heute der Bundeskanzler, nicht so umfassende Befugnisse hatte wie ein US-Präsident heute. Das Präsidialsystem ermöglicht viele Durchgriffe erst vom Grundsatz her, die zum Glück in Deutschland so nicht funktionieren. Das heißt aber nicht, dass nicht der Gedanke aufkommen könnte, die übrigen Gewalten, Judikative und Legislative, der Exekutive unterzuordnen, wenn wir erst einmal eine AfD-Regierung haben sollten. Autokratische Typen brauchen die Freiheit vom Recht, um die Ellbogen richtig ausfahren zu können. In Mittelosteuropa haben wir schon gesehen, wie Staaten dadurch Teile ihrer mühevoll nach der Wende aufgebauten Rechtsstaatlichkeit wieder verlieren.

Und in Deutschland gibt es sehr wohl Möglichkeiten der antidemokratischen Obstruktion, wie gerade in Thüringen sichtbar wird, wo die AfD versucht, parlamentarische Prozesse lahmzulegen. Wieder einmal Thüringen. Mit Haken und Ösen müssen Verfahren geändert werden, solange es noch demokratische Mehrheiten gibt – dabei hätte man es vorhersehen können, es wurde u. a. vom Verfassungsblog gut beschrieben. Szenarien vorausdenken, auch die schlechtestmöglichen, das gibt es hierzulande durchaus, weil die Institutionen zumindest grundsätzlich noch arbeiten und das eine Voraussetzung für die Erstellung von Szenarien darüber ist, wie mit ihnen umgegangen wird. Das heißt aber nicht, dass ihre Abschaffung nicht denkbar ist. Das Grundgesetz gilt einigen nicht viel, die sich als politische Akteure ungehindert weiter ausbreiten dürfen und gar nicht befürchten müssen, dass es zu einem Verbotsverfahren gegen ihre Partei kommt.

In den USA war eine Prognose in der Kombination all dessen, was derzeit läuft, wohl nicht möglich. Deswegen fallen auch die Reaktionen eher schockiert aus, als dass man schon einen starken Gegenwind erkennen könnte. Es ist das Zusammenwirken verschiedenster Maßnahmen, das ein so erschreckendes Bild abgibt. Wir sind gespannt, ob im nächsten „Freedom-of-the-World-Index“ 2026 die USA noch als freies Land geführt werden. Falls das nicht mehr so ist, wird man dem Freedom House als NGO wohl die Gelder entziehen, wenn es nicht schon vorher passiert. Wir werden viele Gradmesser für die Aufstellung von Staaten verlieren, weil diese häufig von Institutionen erstellt werden, die in den USA angesiedelt und nicht kommerziell sind. Wo Konzerne oder Finanzinstitutionen beteiligt sind, müssen wir hingegen die Bewertungen stärker hinterfragen.

PT 11

09.03.2025 Trump provoziert mit Äußerung über Ukraine | WEB.DE „Wird ohnehin vielleicht nicht überleben.“

Damit Sie wissen, wie der neueste Trump-Aufreger entstanden ist, hier ein kurzes Zitat:

 In einem Interview mit dem Sender Fox News wurde Trump gefragt, ob er sich damit wohlfühle, dass er die Hilfen für das Land gestoppt habe und die Ukraine dies möglicherweise nicht überleben werde. Der Republikaner entgegnete: „Nun ja, sie wird vielleicht ohnehin nicht überleben.“

Wenn die USA die Unterstützung einstellen, wird das wohl so sein, ansonsten wäre es zumindest nicht sicher gewesen. Allerdings hätte der Westen dann umgekehrt handeln und sein Engagement verstärken müssen, um einen halbwegs gerechten Frieden mit der Ukraine und für die Ukraine zu erzielen. Im weiteren Verlauf des Interviews gibt Trump an, niemand sei härter mit Russland als er und als Beleg nimmt er seinen Widerstand gegen Nord Stream 2 hin. Es wurde aber trotzdem gebaut und irgendwer, der wohl nicht aus Trumps Umfeld stammt, hat es im September 2022 gesprengt, obwohl sowieso kein Gas durch die Pipeline geleitet wurde.

09.03.2025 USA und Russland: Dealmaker sticht Stratege (FAZ+)

Der Artikel ist interessant wegen des Hintergrundwissens, den er enthält und wegen der Darstellung von zwei Fraktionen um US-Präsident Trump herum, von denen ihm die der „Dealmaker“ naturgemäß mental nähersteht und auch deshalb im Vorteil ist. Die strategische Absicht hingegen, China und Russland zu trennen, wird nicht funktionieren (im Artikel als „Reverse Nixon“ / „Reverse Kissinger“ bezeichnet).

Der Grund ist ein sehr einfacher. Anfang der 1970er Jahre war die Sowjetunion im Ostblock das dominierende Land, wirtschaftlich zumindest offiziell viel weitere entwickelt als China, das sich auf den eigentlichen großen Marsch erst unter dem legendären Deng Xiaoping in den 1980ern machte. Sich nach dem Westen zu öffnen, war für China unabdingbare Voraussetzung, um die Abhängigkeit vom großen Bruder in Moskau zu verringern und natürlich war den Chinesen damals schon klar, dass sie technologisch besser fahren, wenn sie mit dem Westen zusammenarbeiten, aber Maos Ideologie verhinderte das für längere Zeit. Ausgerechnet ein deutsches Unternehmen hatte damals die neue Gelegenheit am meisten beim Schopf gepackt: die Volkswagen AG und damit einen strategische Wurf gelandet, der sich erst ab den 2000er richtig auszuzahlen begann, als China ins Zeitalter des Massenkonsums eingetreten ist.

Dort ist es nicht nur angekommen, sondern in manchen Branchen bereits weltführend. Russland hingegen ist weiterhin in erster Linie ein Rohstoffexporteur. Und als solcher wird er es sich gewiss nicht mit dem größten aller denkbaren Abnehmer, nämlich China, verscherzen. Außerdem ist der technologische Transfer in die umgekehrte Richtung mittlerweile eine wichtige Komponente in Putins imperialistischen Vorhaben. Die USA können Putin einiges bieten, das wird er auch gerne nehmen, aber darin zeigen sich die Grenzen der Dealmaker: Immobiliengeschäfte und geostrategische Ambitionen können weit auseinanderlaufen.

Trump könnte die strategische Position der USA geradezu verdealen und sieht sich dann, ohne Europa und weitere Verbündete, Russland und China geschwächt gegenüber, die weiterhin zusammenarbeiten werden. Vieles, was im Artikel erwähnt wird, liest sich für uns, als ob man Trump Lockvogelangebote macht, damit er die Ukraine und Westeuropa fallen lässt.

Es ist ganz unmöglich, dass der Russlandhandel die Bande zwischen den USA und Europa ausgleichen kann, das wird schon von der Größenordnung her niemals aufgehen, denn die EU hat ein BIP von 17 Billionen Euro und 500 Millionen Einwohner, Russland eines von etwas über 2 Billionen und 144 Millionen potenzielle Abnehmer für US-Produkte, sofern überhaupt welche dorthin gelangen, denn China hat den Fuß etwas weiter in der Tür.

Jeder Tag, an dem sich die Europäer unabhängiger machen, kostet die USA mehr, als sie in Russland in der gleichen Zeit gewinnen können, auch wenn sie dort ein paar Rohstoffe beziehen können, die in der EU nicht vorhanden sind.

Was bleibt, obwohl es fast zu krude klingt, um wahr zu sein: die persönliche Bereicherung von Trumps und Putins Freunden auf beiden Seiten des Dealmaker-Tisches. Auf der Ebene ist natürlich vieles möglich, was zwar nicht den USA hilft, Russland aus seinem Bündnis mit China herauszubewegen, wohl aber der Entourage des Präsidenten und ihm selbst. Dass seine Geschäftspraktiken über keinen Zweifel erhaben sind, ist wahrlich nicht neu. Selbst, auf diese Weise Politik zu machen, ist so alt wie der Nepotismus, aber die Dimensionen hat es zuvor nicht gegeben, die Höhe der Schäden, die dadurch entstehen könnten.

09.03.2025 Infografik: Kann Aufrüstung die Wirtschaft ankurbeln? | Statista

Was wird der Effekt der massiven Aufrüstung sein, die in Deutschland geplant ist? Dass sie einen Effekt hat, versteht sich von selbst, hingegen ist er kein Selbstzweck, denn das Ziel ist nicht oder darf nicht sein, die Wirtschaf auf diese Weise wieder ins Laufen zu bringen, sondern, die Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Die Darstellung von Statista bezieht sich aber auf die EU-Ebene:

Der Begleittext zur Grafik:

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) hat die wirtschaftlichen Folgen steigender Militärausgaben (PDF-Download) untersucht. Dabei kommen die Experten zu dem Schluss, dass gesteigerte Verteidigungsausgaben einen expansiven Effekt auf die Wirtschaft haben können. Nach einer vorsichtigen Schätzung könnte das gesamteuropäische BIP um 0,9 Prozent bis 1,5 Prozent wachsen, wenn die Verteidigungsausgaben von 2 % auf 3,5 % des Bruttoinlandsprodukt steigen. Dies sei allerdings kein Automatismus, denn Erhöhungen der Verteidigungsausgaben in diesem Umfang sollten größtenteils durch Staatsverschuldung und nicht durch Steuererhöhungen finanziert werden. Ansonsten könnte das BIP-Wachstum durch die Schwächung von Unternehmensinvestitionen und privaten Konsumausgaben geringer ausfallen oder möglicherweise sogar negativ sein.

Das IfW Kiel hat in seiner Untersuchung auch die Fragen untersucht, ob steigenden Militärausgaben in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs schädlich sein könnten. Dies sei nicht der Fall, es gäbe eindeutige Belege dafür, dass Militärausgaben in Rezessionen nicht schädlicher sind als in wirtschaftlichen Aufschwüngen, so dass die Ausgaben entweder antizyklisch erfolgen oder über den Zyklus hinweg geglättet erfolgen sollten. Zudem könnten laut Studie die langfristigen Produktivitätsgewinne durch Militärausgaben beträchtlich sein. Die besten Beispiele für erfolgreiche öffentliche Forschung und Entwicklung (F&E) seien militärische Anwendungen und es gäbe Hinweise auf Spillover-Effekte auf den privaten Sektor.

Dass das BIP um 1,5 Prozent wächst, wenn man die Verteidigungsausgaben um 1,5 Prozent des BIP erhöht – gut, wir wollen nicht zu sehr lästern. Denn immer ist dieser neoliberale Spin zu bemerken, wenn sich IW oder IfW und weitere Wirtschaftsforscher in Deutschland äußern. Keine Steuererhöhungen, ernsthaft? Wenn endlich die Superreichen etwas mehr zu Gemeinschaftsaufgaben beitragen müssen, indem ihre Privatvermögen ein wenig besteuert werden, dann hemmt das ganz sicher weder den Konsum noch die Investitionstätigkeit in Deutschland. Die positiven Effekte in Form einer nicht zu hohen Neuverschuldung sind viel größere. Wir wollen nicht schon wieder das Beispiel der USA breittreten, aber dort lief es auch am stabilsten, als für besondere Herausforderungen die Reichen auch besonders hohe Steuern zahlen mussten.

Was wir hier nur vorsichtig beurteilen wollen, sind Produktionszuwächse und andere positive Effekte durch eine Aufwertung der Rüstungsindustrie. Imperien wie Russland sind außerhalb der Verteidigung weiterhin ziemlich unproduktiv, und das gilt für viele Autokratien, die in Relation zu ihrer Wirtschaftsleistung viel mehr ins Militär investieren als Deutschland. Die riesige Rüstungsindustrie in den USA ist auch gleichzeitig die Branche, die am meisten exportiert.

Sie hilft aber offenbar anderen Industrien nicht dabei, ebenfalls (wieder) exportfähig zu werden. Wäre dem so, würden viel mehr US-Produkte den Weg zu uns finden.

Deutschland hingegen ist zwar noch die Nummer fünf unter den Rüstungsexporteuren, aber mit abnehmender Tendenz. Keine Rolle spielt dabei, dass ein wichtiges deutsch-französisches Gemeinschaftsunternehmen (KNDS), das u. a. den Leopard-Nachfolger entwickeln soll, seinen Sitz in den Niederlanden genommen hat. Die Exporte werden den Ländern zugerechnet, die die Exportgenehmigungen erteilen, das sind in der Regel diejenigen, in denen das jeweilige Produkt (überwiegend) hergestellt wird.

09.03.2025 Abschluss der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD, unser Artikel dazu: Die Ergebnisse der Sondierungsgespräche (alle wichtigen Punkte + erste Einschätzung)

10.03.2025: Heizungsgesetz fehlt im Sondierungspapier: Union und SPD lassen Thema aus (T-Online)

Hier bereits eine Ergänzung zum vorigen Punkt: acht Punkte haben die Verfasser gefunden, die im Sondierungspapier noch gar nicht vorkommen – acht wichtige Punkte. Richtigerweise wurde angemerkt, dass dieses Papier noch kein Koalitionsvertrag ist, und natürlich hat man mögliche große Streitpunkte, wie die Migrationspolitik, zuerst behandelt und Differenzen ausgeräumt, auch der Außenwirkung wegen. Warum das in der Überschrift (es ist einer der acht Punkte) erwähnte Heizungsgesetz (GEG) noch nicht gekippt wurde? Vielleicht, weil die Union und die SPD die Zustimmung der Grünen für die beiden Sondervermögen und später für eine Reform der Schuldenbremse brauchen. 

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08.03.2025: Wie steht es um die #Gleichstellung in der #EU? (Statista + Zusatzinformationen) #Weltfrauentag #Gleichberechtigung

Für ein paar Minuten oder Stunden das  laute Geschrei und den Irrsinn der Männer in der Politik abschalten und sich dem Weltfrauentag widmen. Das haben wir mit dem Artikel getan, auf den wir im Link verweisen, mit ihm leiten wir auch den heutigen Ticker ein. Möglicherweise kommt noch eine zweite Ausgabe, jedenfalls geht es morgen weiter.

07.03.2025: EU kann sich nicht auf gemeinsame Ukraine-Position einigen: Trump-Freund Orban schert aus | Watch (DPA)

Wir sehen es so: 26 von 27, auch die rechten Regierungen in Europa außer der Ungarns, stehen hinter der Ukraine. Das ist in Zeiten, in denen die EU von allen Seiten angegriffen wird und gespalten werden soll, ein großartiges Ergebnis. Was Ungarn erwartet, wenn übrigen EU-Länder die Geduld verlieren sollten, haben wir schon beschrieben: eine ganz arme Position als Spielball der Großmächte an einer strategisch wichtigen geografischen Stelle zwischen Ost und West.

07.03.2025 Infografik: Wie sieht der EU-Plan für Aufrüstung aus? | Statista

Der Text zur Statista-Grafik:

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den EU-Staats- und Regierungschefs einen milliardenschweren Plan zur Aufrüstung Europas, den „ReArm Europe“-Plan, vorgestellt. Demnach könne Europa insgesamt „nahezu 800 Milliarden Euro“ mobilisieren. Die Statista-Grafik illustriert die einzelnen Bestandteile des Plans. Größter Bestandteil: Wenn die Mitgliedsstaaten zusätzlich anderthalb Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Verteidigung investieren, könnten innerhalb von vier Jahren bis zu 650 Milliarden Euro für Rüstungsausgaben aufgebracht werden. Dabei soll die Ausweichklausel des Stabilitäts- und Wachstumspakts aktiviert werden. Sie soll es Mitgliedstaaten erlauben, neue Schulden für Verteidigungsausgaben zu machen, ohne deswegen ein EU-Defizitverfahren befürchten zu müssen.

Außerdem sieht der Plan einen neuen Fonds in Höhe von 150 Milliarden Euro vor, um die Verteidigungsinvestitionen in der EU zu erhöhen, unter anderem für Militärhilfen für die Ukraine. Weiterhin sollen aus dem EU-Haushalt mehr Mittel für verteidigungsbezogene Investitionen bereitgestellt werden. Die letzten beiden Aktionsbereiche des Plans zielen darauf ab, durch das Vorantreiben der Spar- und Investitionsunion und mithilfe der Europäischen Investitionsbank privates Kapital zu mobilisieren

Laut von der Leyen müsse Europa sich die Frage stellen, ob es „bereit ist, so entschlossen zu handeln, wie es die Situation erfordert, und ob Europa bereit und in der Lage ist, so rasch und so ambitioniert zu handeln, wie erforderlich ist.“ Erste Reaktionen auf die Pläne waren positiv. So bezeichnete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) den Milliarden-Plan als „notwendig für einen Frieden“.

Manchmal wirkt es grandios, was die Zeitenwende bringen soll, manchmal hat man große Bedenken wegen der finanziellen Folgen – und dann gibt es Momente, in denen man denkt: das ist ja gar nicht genug. Russland steckt mittlerweile 300 Milliarden Euro jährlich in die bereits voll auf Kriegswirtschaft umgestellte Rüstung, ein Verfahren, in dem die Rüstung abenteuerliche 15 Prozent des BIP verschlingt (und das, obwohl sie das BIP auch ankurbelt). Eine Vorgehensweise, die in dieser Form im demokratischen Europa gar nicht möglich ist. Sie wäre nur möglich, wenn bereits ein Angriff auf Europa laufen würde, und dann wäre es wohl zu spät. Deswegen wird nach unserer Ansicht der atomaren Abschreckung eine entscheidende Bedeutung zukommen, und um die ist es nicht deshalb besser bestellt, weil aus dem Westen aktivistisch klingende Vorschläge kommen, die man aber mit einiger Skepsis betrachten muss:

07.03.2025 Vorstoß von Macron: Lagern bald französische Atombomben in Deutschland? (T-Online)

Wir werden zu dem Thema noch viele Artikel verlinken und unsere Meinung dazu äußern. In diesem Fall wird kurz erläutert, wie die Nuklearwaffen der europäischen Atomstaaten aufgestellt sind und welche Fragen allein dies schon aufwirft. Ganz zu schweigen von der im Artikel nicht behandelten Frage, ob es wirklich angehen kann, französische Atomwaffen in Deutschland zu stationieren, über deren Einsatz die deutsche Regierung nicht mitentscheiden darf, falls Deutschland angegriffen wird.

Erwähnt wird, wie schnell die Idee bei einem Machtwechsel in Frankreich obsolet werden könnte, darauf haben wir bereits mehrfach hingewiesen. Und wenn wir schon bei den Rechten sind: Wer hat angesichts der Atompläne gesagt, Macron sei ein Geschichtenerzähler? Hier können Sie es nachlesen und in dem Fall liegt die Stimme aus Russland wohl nicht falsch:  Macron macht Merz ein Atomwaffen-Angebot – Russland antwortet (Frankfurter Rundschau).

 Wir meinen, die Länder sollten verstärkt die Initiative über die künftige Sicherheitsarchitektur Europas übernehmen, welche die Ukraine am meisten unterstützen. Bisher waren dies die USA, jetzt wären dies in Europa Deutschland und Großbritannien und die EU als Ganzes. Schade, dass Großbritannien nicht mehr in der EU ist, aber man könnte natürlich in Sachen Verteidigung so zusammenarbeiten, als sei dies noch der Fall. Alles eine Frage guter Vereinbarungen.

Frankreich betreffend, muss man hingegen aufpassen, dass nicht diejenigen in Europa, die einen unsinnigen Vorschlag Macrons nicht sofort beklatschen, wieder als schlechte Europäer dastehen. Es so aussehen zu lassen, kann dieser typische ENA-Absolvent viel besser, als Europa wirklich voranzubringen.

07.03.2025 Sicherheitsexperte erklärt, warum Putin die US-Atombomben in Europa braucht | WEB.DE

Was in der Überschrift steht, ist auf den ersten Blick ein interessanter Aspekt, auf den zweiten stellt sich aber die Frage: wozu braucht? Wenn das so ist, warum auch immer, dann wäre ja alles einfach, weil nach der Meinung einer gar nicht so kleinen Zahl von Beobachtern Trump von Putin gesteuert wird. Die Konsequenz ist in dem Fall klar. Geradezu anachronistisch hingegen der Verweis auf den Atomwaffensperrvertrag, dem die in dieser Angelegenheit wichtigen faktische Atomstaaten nicht beigetreten sind. Außerdem privilegiert die Art, wie der Vertrag angewendet wird, Atomstaaten gegenüber Nicht-Atomstaaten, da Erstere die Pflichten zur Nichtverbreitung in den Vordergrund stellen, aber seit Langem ihre eigene Verpflichtung zur Abrüstung vernachlässigen – insbesondere, seit die USA und Russland sich darüber nicht mehr vereinbaren können.

 Umso fragwürdiger ist der Verweis in einer Zeit, in der Verträge am laufenden Band entweder gebrochen oder als Bedrohungsmechanismus missbraucht werden. In dieser Zeit werden Nicht-Atomstaaten auf eine Weise erpressbar, die nicht nur ihre Sicherheit, sondern auch ihren Wohlstand zerstören kann. Warum? Weil gewisse Herrscher ökonomische Deals machen neuerdings so verstehen, dass der militärisch Stärkere alle Vorteile hat, und der Stärkere ist beim Verhältnis zwischen Atomstaaten und Nicht-Atomstaaten immer der Atomstaat.

Ein Austritt Deutschlands wäre schwierig, aber nicht unmöglich, wenn die gegenwärtigen Nato-Modalitäten den militärischen Schutz des Landes nicht mehr gewährleisten würden. Es müsste also nicht zum Vertragsbruch kommen. Nach unserer Ansicht ist der Atomwaffensperrvertrag nicht für eine Situation wie die aktuell bestehende eingerichtet worden, in der die wichtigsten Atommächte sich nur noch wie Räuber und Erpresser verhalten und damit die Nicht-Atomstaaten gegen die Wand drücken.

Die Einrichtung des nationalen Schutzschirms wäre ebenfalls politisch schwierig, aber nicht unmöglich. Wer hätte vor ein paar Monaten gedacht, dass in diesem Land Sonderinvestitionen von fast einer Billion Euro mit Parteien auf den Weg gebracht werden sollen (noch sind auch da Hürden zu nehmen), deren Chefs sich noch vor der Bundestagswahl vom 23.02. dezidiert gegen solche Maßnahmen gestellt haben?

 06.03.2025 Die Positionierung der Linken zur Ukraine und warum die Partei (noch immer) keine kohärente linke Politik machen kann | Beschluss vom 01.03.2025, KI-Analyse, Leitkommentar

Durch ihre stärkere Stellung im neuen Bundestag wird der Partei Die Linke möglicherweise eine entscheidende Rolle dabei zu kommen, ob Deutschland und seine Demokratie vor Angriffen autokratischer Staaten geschützt werden kann. Wir haben eine ausführliche Darstellung mit KI-Analyse und eigenem Kommentar geschrieben, die sich am Ukraine-Beschluss der Partei vom 1. März 2025 orientiert.

Wir haben uns anhand ihrer Position zur Ukraine mit der Partei einmal mehr auseinandergesetzt und kamen zu dem Ergebnis, dass es erhebliche Defizite bei der demokratischen Gesinnung gibt, die uns alle angehen. Diese plötzliche Relevanz ist dadurch begründet, dass im neuen Bundestag möglicherweise nur die Linke und die AfD in der Lage sein werden, für die Verabschiedung von besonders wichtigen Gesetzen, bei denen es um die Grundfesten des Landes geht, eine erforderliche Zweidrittelmehrheit zu bewerkstelligen.

Für alle Änderungen der Verfassung ist dies die Mindestanforderung, auch der Bundesrat muss mit dieser Quote zustimmen. Einige Verfassungsregeln sind nicht änderbar, dazu gehört aber nicht die in Rede stehende Schuldenbremse-Reform.

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06.03.2025 Infografik: Wie viele Supermächte gibt es? | Statista

Da auch der heutige Tag wieder ganz im Zeichen der Geopolitik steht, bietet sich diese gestern aufgesetzte Statista-Grafik als Schaubild des Tages an. Wir hatten uns eine Analyse auf Basis typischer Großmacht-Fakten versprochen, hier geht es aber um ein Meinungsbild. Auch wenn Ansichten nicht über Fakten dominieren können, führen Einschätzungen natürlich zu Fakten: Wenn Entscheider zum Beispiel aufgrund ihrer Einschätzungen Investitionen auf den Weg bringen und damit die Realität mitbestimmen.

Wir meinen, bei der Einschätzung muss man zwischen Ist und Möglichkeit entscheiden. Wenn wir das Ist einzuschätzen hätten, dann würden wir auch sagen, die USA und China dominieren. Aber wir sehen und wünschen uns auch die Möglichkeit, dass weitere Länder künftig eine wichtige Rolle spielen werden, denn darin liegt auch die Chance Europas. Wenn man darauf gezielt hinarbeitet, auch, sich von einem Weg auch nicht mehr durch eine künftige, freundlichere US-Administration abbringen lässt, dann wird die Welt unweigerlich im positiven Sinne multipolar werden.

Das kann für den Frieden und die Ökonomie nur von Vorteil sein, sofern sich die vielen Pole an eine regelbasierte Weltordnung halten. Es wäre der Idealzustand, deswegen ist leider Skepsis angebracht. Immer wieder wird es diejenigen geben, die versuchen, die Balance für den vordergründigen eigenen Vorteil zu stören, denn um die Fähigkeiten des Menschen im Sinne der Erkenntnis, dass nur eine One-World-Ideologie die Menschheit retten kann, ist es schlecht bestellt.

06.03.2025 Rede von Macron: Warnung vor USA und Russland (T-Online)

Wir gehen mit Macron mit, die Warnungen betreffend, bei der Verteidigung muss aufgepasst werden, dass nicht wieder die Franzosen alle Führung an sich ziehen wollen – und dafür einen neuen Atomschutzschirm als Hebel verwenden. In früheren Zeiten empfanden wir die USA als weitaus zuverlässiger als Frankreich, in dem bekanntlich eine unübersehbare Deutschlandfeindlichkeit herrscht, von der sowohl die nationalistische Linke als auch die Rechte geprägt sind.

Deutschland kann nicht schon wieder einen Atomschutzschirm akzeptieren, über den es keine Entscheidungsgewalt hat. Von einer Abhängigkeit in die nächste, und dies bei der Gefahr, die wir aktuell sehen und bei der weiteren Gefahr, dass die Rechte in Frankreich bald übernimmt, das kann keine sinnvolle Lösung des hiesigen Verteidigungsproblems sein. Offensichtlich wird von gewissen Akteuren auch darauf gesetzt, dass die Deutschen generell nicht sehr atomaffin sind und es nicht zulassen werden, dass ein nationaler Verteidigungsschirm aufgebaut wird.

Das lässt sich aber leicht argumentieren, schließlich haben sie die US-Waffen auf deutschem Boden auch akzeptiert. Mindestens die Westdeutschen mit ihrer Dreiviertelmehrheit im Land sollten in der Lage sein, die Notwendigkeiten und die lediglich austauschende und weiterhin defensive Struktur eines eigenen Atomschutzschirms, verbunden mit einem ungeahnten Fenster für mehr Souveränität, das die neue US-Administration in ihrer Eigensucht geöffnet hat, zu erkennen und die Chance zu nutzen, solange dieses Fenster offen ist. Gut möglich, dass die USA dies zu verhindern versuchen, obwohl sie von den Europäern mehr Verteidigungsinitiative fordern. Dann wird sich zeigen, wie viel Substanz in der neuen deutschen Regierung steckt. Man muss außerdem nicht alles an die große Glocke hängen und den Gockel Trump damit reizen.

So sehr wir die Europäisierung der Verteidigung insgesamt begrüßen – leider, oder auch, weil es normales Geschäft zwischen Staaten ist, muss darauf geachtet werden, dass Deutschland nicht viel investiert, aber trotzdem am Ende nicht viel Schutz hat, weil sich die neue Regierung über den Tisch ziehen lässt. Wir sind nun einmal dichter an Russland dran als Frankreich und einige andere Staaten, und das gilt nicht nur geografisch. Wir sind gespannt, wie das ungleiche Duo Merz und Pistorius sich bei dieser essenziellen Frage schlagen wird und ob endlich in Deutschland etwas wie eine Zukunftsstrategie sichtbar wird, die sich neben der Verteidigung auf weitere Gebiete erstreckt.

05.03.2025 China hängt die Latte beim Wirtschaftswachstum hoch | WEB.DE / China droht: „Wenn USA Krieg wollen, sind wir bereit, bis zum Ende zu kämpfen“ | WEB.DE / China warnt Trump vor Handelskrieg | WEB.DE

Wir finden es seit vielen Jahren erstaunlich, wie in China das Wachstum immer exakt geplant und dann auch eingehalten wird. Es existiert  die Theorie, dass einstmals das Wachstum dermaßen hoch war, dass man die Zahlen etwas gedämpft hat, um im Ausland keine zu großen Ängste vor dem erwachenden Riesen hervorzurufen, weil die Zeit für wirtschaftliche Machtdemonstration noch nicht reif und die Wirtschaft noch nicht weit genug entwickelt war – und dass das nicht nach außen gezeigte Plus, das sich dabei angesammelt hatte, nun seit Jahren abgeschmolzen wird und sich möglicherweise mittlerweile in ein Minus gewandelt hat, weil China unbedingt Größe und Stabilität darstellen will. Erstmals die Zügel schießen ließ man während Corona, weil es allzu auffällig gewesen wäre, hätte die Pandemie gar keine Wachstumsdelle verursacht, weil alle Handelspartner Chinas damals eine Rezession zu beklagen hatten (vor allem im Jahr 2020) und man selbst außerdem bis fast zum Schluss eine sehr rigide Maßnahmenpolitik umsetzte.

Schon seit Längerem gilt die Marke von fünf Prozent Wachstum, die für das Jahr 2025 ausgegeben wurde, als Untergrenze dessen, was China tatsächlich erreichen muss, um die Wachstumsstory für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten, denn immer noch beträgt das Pro-Kopf-BIP nur etwa ein Drittel desjenigen in Europa und ein Viertel dessen in den USA.

Was wir an dem Bericht auch sehen: Überall wird massiv subventioniert, um die Wirtschaft zu fördern und auch in China steigen die Staatsschulden, in den letzten Jahren sogar mehr als in der EU und den USA, prozentual gesehen. Wenn es durch die Schuldenfinanzierung eines finanzkapitalistischen Systems, das nicht mehr genug allozieren kann, zum Crash kommen wird, dann ist das wohl schon berücksichtigt und wird in Kauf genommen. Uns drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass einige Regierungen damit schon fein sind und sich darauf freuen, dass sie danach zu den Gewinnern gehören werden, weil ihre Industrie und ihre Infrastruktur modern und für den Neustart fit sind. Dieser wird dann auch einen Schuldenschnitt beinhalten, nicht nur eine Vernichtung von Teilen des Volksvermögens. Profitieren werden diejenigen, die über großes Produktivkapital und bestimmte Sachwerte, wie fremdgenutzte Immobilien, verfügen, die Übrigen dürfen von vorne anfangen und wieder Wachstum für das Kapital generieren.

Ein Grund für Deutschland, sich darauf nicht einzulassen? Mitnichten. Es gilt vielmehr, sich an diesem Wettlauf zu beteiligen, sonst stehen wir nachher mit der Vernichtung von Werten da und haben gleichzeitig eine marode Infrastruktur und veraltete Industrien – das schlechteste aller denkbaren Szenarien. Falls der Crash wieder von den USA ausgehen sollte, und danach sieht es im Moment eher aus, als dass China ihn auslösen könnte, dann wird der Dollar als Leitwährung vermutlich Geschichte sein, aber das gehört eben auch zum Niedergang eines Imperiums, das gerade versucht, die Zeit zurückzudrehen und einen Status zu erreichen, der nur dadurch möglich war, weil die beiden Weltkriege Europa mehr oder weniger aus dem Rennen geworfen haben. Dem Umstand und der folgenden Dekolonisierung ist es aber auch zu verdanken, dass immer weitere wirtschaftliche Machtzentren entstehen, welche die USA unmöglich alle unter der Knute halten können. Gleichwohl kann der nächste US-Crash zu einer Weltwirtschaftskrise führen, die einen Teil-Reset zur Folge hat.

05.03.2025 Die USA und Europa verlieren Macht: Übernehmen Russland und China?

Und was wird folgen? Einen großen Bogen schlägt dieser Artikel, den wir spannend fanden, auch wenn Analogien nie vollständig sein können und Imperien sich in ihrer Ausprägung voneinander unterscheiden. Ein Satz, aus der Außenbetrachtung heraus entstanden, hat uns sofort nicken lassen: Angela Merkel war keine gute Kanzlerin. Viele Fehlstellungen waren in ihrer Zeit schon offen sichtbar, wir haben darüber geschrieben.

Auch wenn die Bevölkerung träge ist, muss vorausschauende Politik gerade die Zeiten der Ruhe nutzen, um die Weichen nach vorne zu stellen. Das hat Merkel nicht einmal im Ansatz getan. Hingegen ihre Energiepolitik in Bezug auf Russland als falsch zu beschreiben, ist ein nicht ganz untypischer Fall von hinterher weiß man es besser. Trotzdem ist auch diese Energiepolitik defensiv gewesen, im Vergleich zu einem konsequenten Ausbau der Erneuerbaren.

Ob es mit Kanada als 51. Bundesstaat der USA nie wieder zu einer republikanischen Regierung käme, ist hingegen eine Frage der Berechnung und der Möglichkeiten, die eher das Gegenteil nahelegen. Nicht unter jetzigen Umständen, durchaus aber, wenn die bisherigen US-Wähler:innen zum Ausgleich für die liberaleren Tendenzen im neuen Bundesstaat noch weiter nach rechts tendieren würden als zuletzt, denn Kanada weist nicht einmal 15 Prozent der Bevölkerung der USA aus.

 

Politicker 8 vom 05.03.2025 #Atomwaffen zur #Abschreckung? +++ #Jugend vor bei der #FDP: #Kubicki|s Chance? +++ #Hamburgwahl für #Zuzis und #Ureinwohner +++ „Mysteriöse“ Vorwürfe gegen #Trump

Politicker 7 vom 04.03.2025: #Trump, der #Agent des #Kreml? +++ Die neue #Wehrpflicht und die Aufstockung der #Bundeswehr +++ Fast eine #Billion neue #Schulden: #DieLinke muss sich entscheiden +++ Warum #Gemeinnützigkeit nicht mit #DemosGegenRechts sterben darf 

Politicker 6 vom 03.03.2025: Die Normalwahl von #Hamburg: weitermachen +++ #Musk|s Angriff auf #Wikipedia +++ #Vance, der Fallensteller oder Bombenleger 

Politicker 5 vom 02.03.2025: Verfassungskrise in den #USA +++ #Trump, der Unzuverlässige +++ Nach dem #Eklat #Reaktionen +++ #Selenskyjs Statement +++ Konsequenzen für #DieLinke +++ #Europe first und fair +++ #Bild, die #Rügen-Meister (Statista) +++ #BSW: Auslandswähler-Verschätzung?

Politicker 4 vom 01.03.2025 #Eklat im #OvalOffice #Trump #Selenskyj +++ #Personalkarussell der #SPD #Pistorius #Klingbeil #Esken +++ #PKK off`? #Türkei +++ #Skype off +++ Gefahr für #DieLinke

Politicker 3 vom 28.02.2025 Weiteres #Sondervermögen für die #Bundeswehr? +++ Umfrage-Wende vor der #Hamburg-#Wahl? +++ #Österreich bekommt eine demokratische #Regierung +++ AfD-#Verbot muss keine #Mehrheit haben +++ Sollen #Stars politisch #Flagge zeigen?

Politicker 2 vom 27.02.2025 #Merz & Co. und der #Angriff auf die #Zivilgesellschaft (mit Petition) +++ #Weidel, #Wagenknecht und die dunkle #Triade +++ #Trump und der nächste #Börsencrash

Politicker 1 vom 26.02.2025 Anfechtbarkeit der Wahl? +++ Der Neuauszählungs-Politiker +++ Die Linke mit über 100.000 Mitgliedern

 

 


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