Liebe Leser:innen,
nachdem wir gestern den Equal Pay Day thematisiert haben, schauen wir heute auf die allgemeine Gleichstellung in der EU und zeigen wieder eine Statista-Grafik zum Thema. Wir kommentieren auch, aber nur kurz und erklären auch, warum wir uns dabei kurz fassen:
Die Statista-Grafik ist unter einer Lizenz CC-BY-ND erstellt worden und wir geben sie so weiter, hier der Begleittext dazu:
Bis zur vollen Gleichberechtigung von Frauen ist es in Europa noch ein weiter Weg. Das geht aus dem Gleichstellungsindex 2021 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen hervor, der sich auf Daten für das Jahr 2019 bezieht. Der Index wird aus dem Abschneiden der EU-Länder in sechs Kategorien gebildet: Arbeit, Geld, Bildung, Zeit, Macht und Gesundheit. Hinzu kommen Faktoren wie etwa Gewalt gegen Frauen. Deutschland liegt mit 68,6 von 100 möglichen Punkten auf Rang 10. An der Spitze des Gleichstellungsrankings steht Schweden vor Dänemark und den Niederlanden. Wie langsam die Entwicklung voranschreitet, zeigt der Indexwert für die gesamte EU. Waren es im Gleichstellungsindex 2015 64,4 Punkte, sind es sechs Berichte später gerade einmal 3,6 Punkte mehr.
Mit 68,6 Punkten oder Prozent liegt Deutschland auch ziemlich genau in der Mitte, allerdings scheint das gesamte Panel nicht nach Bevölkerungsgröße gewichtet zu sein (sind z. B. kleinere Länder durchschnittlich besser in Sachen Gleichstellung als große, liegen alle Frauen in der EU schlechter, als wenn es umgekehrt wäre, das Bild wäre dann auf jeden Fall, auf alle Frauen bezogen, realistischer als bei einer nicht gewichteten Darstellung). Großbritannien ist nicht mehr in der Darstellung enthalten, wurde aber auch für den Vergleich mit früheren Jahren extrahiert, insofern keine Verzerrung, erfasst sind für die verschiedenen Jahre nur die heutigen EU-27.
Deutschland schneidet insbesondere im Bereich „Knowledge“ sehr schlecht ab und es ist uns nicht recht gelungen, zu verifizieren, ob wir dieser Darstellung folgen würden. Offenbar herrscht ein leicht höherer Prozentsatz an tertiären Abschlüssen bei Frauen in der EU und auch im Bereich Weiterbildung sind sie minimal besser aufgestellt als Männer. Also kann der Wert von durchschnittlich 72,5 nur daher rühren, dass der Bereich allerhöchster Qualifikationen oder sich aus der formalen Qualifaktion ergebender / aufgrund dieser möglichen Tätigkeiten (z. B. Professuren) dabei gewichtet wird und Männer dort noch einen Vorsprung haben. Im tertiären Bildungsbereich von Healthcare, in dem Frauen deutlich überrepräsentiert sind, wird der höhere Anteil sogar ins Negative gedreht, als Segregation bezeichnet und mit allen sonstigen Faktoren gleich gewichtet, geht diese Segregation in die Gesamtpunktzahl ein. Das halten wir für fragwürdig.
Die detaillierte Datentabelle, aus der sich die Punktezahlen auf den einzelnen Feldern ergeben, weist hingegen offenbar den Prozentsatz des Verhältnisses von Männern zu Frauen im jeweiligen Bereich aus. Überraschenderweise kommt es aber niemals zu über 100 Prozent für Frauen, in keinem einzigen Bereich dieser umfangreichen Darstellung. Falls Leser:innen diese Zahlen anders interpretieren, bitte schreiben Sie uns.
Wir haben uns auch die Struktur von Führungspositionen in den einzelnen Ländern ein wenig angeschaut und auch in den Bereich müssten wir vertieft einsteigen, um Mediendarstellungen, die auf den ersten Blick von den Eurostat-Zahlen abweichen, (er-) klären zu können.
Whatever, die Grafik zeigt ein herrlich plakatives West-Ost-Gefälle bei der Gleichstellung innerhalb der EU und es gilt, sich anzustrengen, dass Deutschland endlich blau wird.
TH