Corona trifft Gastronomie hart | Frontpage | Corona, Wirtschaft | Statista-Grafik, Umsätze und Anzahl der Betriebe in der Gastronomie, starker Rückgang 2020

Frontpage | Wirtschaft | Corona-Einbruch in der Gastronomie

Nach unserem heute besonders interessanten Corona-Report 61/22 bleiben wir noch ein wenig beim Thema. Uns haben die Zahlen unten schockiert. Trotz massiver Subventionen während Corona haben allein im Jahr 2020 in manchen Bereichen mehr als 20 Prozent der vorhandenen gastronomischen Betriebe schließen müssen. Das sind fast 33-mal so viele wie im letzten Nicht-Corona-Jahr 2019.

Ganz sicher sind im Jahr 2021 noch einmal einige „außerplanmäßig“ hinzugekommen. Statista vergleicht die aktuellen Zahlen auch mit dem Normalzustand, also dem vor der Pandemie, dass immer mal wieder ein Betrieb schließen muss, dafür eröffnen wiederum neue. Wir wissen nicht, wie viele Ersatzbetriebe im Jahr 2020 und im Jahr 2021 dort eingestiegen sind, wo Gastronomieunternehmer:innen aufgeben mussten. Wir sind auch deshalb so überrascht, weil wir nicht den Eindruck haben, dass in Berlin ein so hoher Anteil an Gastronomie verschwunden ist. Zumindest nicht ersatzlos. Aber es gibt weitere Aspekte zu bedenken: Wenn zum Beispiel eine günstige alte Eckkneipe dicht macht und dafür ein Systembusiness das Lokal übernimmt, auch wenn dieses meist keine Ecklokale bevorzugt, dann ist das eine Form von Gentrifizierung, weil weniger betuchtes und in Berlin auch das nicht touristische Publikum in den neuen Angeboten keine Alternative sehen kann.

Wenn sich sogar kriminelle Strukturen dadurch schneller ausbreiten, dass „normale“ Gastronom:innen, in deren Läden kein Drogengeld gewaschen wird etc. (ebenfalls eine Berliner Tatsache, dass dies großflächig passiert) aufgeben müssen, dann führt diese Entwicklung zu einem  erheblichen Verlust an Lebensqualität, Sicherheit und Individualität in den Städten und zu einer weiteren Verschiebung hin vom Mittelstand zu verschiedenen, zum Teil illegal operierenden kapitalistischen Mitspielern auf dem Markt, welche die Wettbewerbssituation in der Gastronomie erheblich verzerren. Nicht nur in der Gastronomie.

Die Infrastruktur, die noch vorhanden ist, muss nun dringend vor dem weiteren Ausbluten bewahrt werden, und dabei spielt auch die Abwägung zwischen Corona-Maßnahmen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Rolle, die jeden Tag neu vorgenommen werden muss. Wir waren bisher klar Maßnahmenbefürworter und haben die Entwicklungen in unseren Corona-Reporten nachgezeichnet. Wir kommen aber an einen Punkt, an dem Belastungen für die Wirtschaft und Effizienz unverändert fortgeführter Schutzmaßnahmen auf ein vernünftiges Verhältnis neu überprüft werden müssen, anders ausgedrückt: Wir nähern uns dem Sinn vieler aktueller Lockerungen. Das ändert nichts daran, dass wir unsere Haltung in der Vergangenheit für richtig halten, nach wie vor, und trotz der unten gezeigten Verluste. Aber Deutschland sollte nicht das letzte Land sein, das wieder mal einen Sonderweg geht, wie schon in so vielen anderen Dingen, die auf eine stark ideologisierte, sehr ungeschickte und den Menschen im Land schadende Weise, die eben nicht zum maximal möglichen Fortschritt führt, wie die leichthändige Verbesserung ökologischer Standards in anderen Ländern zeigt, während bei uns eisern an längst als solche erkannten Fehlsteuerungen festgehalten wird. Es muss uns langsam auffallen, dass wir uns zu häufig vergaloppieren, und sei es durch Festhalten an Regelungen, die erst gar nicht und nach sehr zähen Prozessen dann doch, aber unter anderen Bedingungen als den aktuell vorliegenden, getroffen wurden.

Hier die Zahlen:

Diese Statista-Grafik ist unter einer Lizenz CC-BY-ND erstellt worden und wir geben sie so weiter, hier der Begleittext dazu:

1.067 Discotheken und Tanzlokale zählt die Umsatzsteuerstatistik 2020 in Deutschland – das sind rund 24 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit hat das Clubsterben im ersten Pandemiejahr deutlich an Dynamik gewonnen. Einen ähnlich starken Rückgang verzeichnet die Statistik bei Vergnügungslokalen (-23,4 Prozent) und Schankwirtschaften beziehungsweise Kneipen (-21,8 Prozent). Aber eigentlich ist die Unternehmenszahl 2020 überall in der Gastronomie stark zurückgegangen, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Über die dort abgebildeten Bereiche hinweg mussten über 17.000 Betriebe aufgegeben werden. Zum Vergleich: 2019 waren es 520, im Jahr davor sogar nur 122.

Und hier zu den Umsatzzahlen bis 2020, die wir in einem früheren Artikel gepostet hatten unter der Überschrift „Die Corona-Schäden werden sichtbar“.

TH

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