In Deutschland kommt derzeit kaum Gas an (Statista) | Frontpage | Wirtschaft, Geopolitik | Gas aus Russland oder nicht?

Frontpage | Wirtschaft, Geopolitik | Gaslieferungen aus Russland nehmen rapide ab

Heute beginnen wir den Tag mit einem Info-Artikel. Wir wissen schon fast nicht mehr, wo wir anfangen, so viele wichtige Statistiken erreichen uns, aber im Vorgriff auf das große Wochen-Briefing ist diese die wichtigste von allen.

Außerdem soll ja heute wieder rusissches Gas durch Nord Stream 1 fließen. Die Grafik gibt den Stand von gestern, dem 20.07.2022, wieder:

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Derzeit kommt in Deutschland kaum noch russisches Gas an. Das zeigt die Statista-Infografik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts. Während über die Jamal-Pipeline ohnehin seit Monaten kein Erdgas geliefert wird, sind zuletzt auch die Durchflüsse von Nord Stream 1 und Transgas auf nahezu null Gigawattstunden gefallen – in beiden Fällen sind Wartungsarbeiten für die Unterbrechung des Gasflusses verantwortlich. Im Fall von Nord Stream 1 sollen diese am kommenden Donnerstag abgeschlossen sein. Ob sich die Gasflüsse dann normalisieren ist aber fraglich. Putin droht bereits mit eingeschränkten Lieferungen, sollte Russland eine in Kanada reparierte Turbine nicht zurückerhalten.

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist der Umfang russischer Erdgaslieferungen nach Deutschland in den Fokus politischer und gesellschaftlicher Debatten gerückt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat als Reaktion auf die gesunkenen Gaslieferungen kürzlich die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. „Es liegt eine Störung der Gasversorgung vor, daher ist dieser Schritt erforderlich“, sagte Habeck Medienberichten zufolge auf einer Pressekonferenz. Gas sei von nun an ein knappes Gut. Die Preise seien jetzt schon hoch und wir müssten uns auf weitere Anstiege gefasst machen. Deutschland ist auf fossile Energie aus Russland angewiesen, wie eine weitere Statista-Grafik zeigt.

Die Leitung Transgas steht kaum im Fokus der Öffentlichkeit, aber wenn man sie einbezieht, wie Statista es getan hat, sieht das, was die Grafik zeigt, besonders dramatisch und nach mächtig kalten Füßen im nächsten Winter aus. Deswegen werden die nächsten Tage besonders spannend werden. Bedeutet das Ende der Wartungsarbeiten tatsächlich, dass das Gas wieder ungestört und in früheren, vertraglich vereinbarten Mengen fließt? So recht daran glauben mögen wir im Moment nicht. Erpressung gehört im Moment zum Kriegsgeschäft und Putin würde Deutschland zu gerne damit demütigen, dass Nord Stream 2 nun doch nach seinem Willen in Betrieb gehen wird. Um vielleicht bei der nächsten Gelegenheit Gegenstand eines erneuten Erpressungsversuchs zu werden.

Die Entscheidungen, die jetzt zu treffen sind – wahrlich, einfach sind sie nicht. Aber die Lage in Sachen Gas versinnbildlicht etwas, womit wir uns hier schon länger befassen: Mit Politikfehlern, die uns irgendwann auf den Kopf fallen werden. Dazu haben wir Nord Stream 2 übrigens nicht gerechnet, sondern darin ein Kompensationsangebot der früheren Bundesregierung zugunsten Russlands gesehen, um Dinge auf friedliche Weise voranzubringen und Vertrauen aufzubauen oder zu erhalten. Die wirtschaftliche Fragwürdigkeit des Projekts wäre allerdings offensichtlich gewesen, wenn die Regierung Merkel die Energiewende stärker vorangetrieben hätte.

TH

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