Corona-Report 218/22 +++ Inzidenz steigt wieder leicht an, wieter h ohe Todesfalzahlen | Kurzreport

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Report 218/22 (hier zu 217/22)

Gestern Abend ging es bei Frank Plasbergs „Hart aber fair“ auch mal wieder um das Thema Corona. Haben Sie zugeschaut? Falls nicht, hier gibt es eine Zusammenfassung. Lauterbach warnt vor kommendem Corona-Winter – und appelliert an Länder | WEB.DE

Wenn wir lesen, dass Journalisten herumsalbadern, dass man nicht jeden Todesfall verhindern kann, dann hätten wir, wären wir im Studio gewesen, zurückgefragt: Und wo ist die Grenze der Normalität? Bei 50 Toten? Da möchten wir gerne mal hin. Bei 250 Toten? Da sind wir gerade, Stand gestern. Echt jetzt? Das soll eine quasi endemische Lage sein? Deshalb sind wir auch nicht der Ansicht, dass Karl Lauterbach zu viel gewarnt hat. Wir meinen allerdings, er tut zu wenig oder setzt zu wenige Maßnahmen durch. Die Länder müssen es richten, und dort sind die Politiker noch dichter an den  Querdenker:innen dran, die ihnen die Ohren volltönen.

Wir haben allerdings zum ersten Mal gelesen, dass die Fallpauschalen wieder abgeschafft werden sollen, die ein Fail im Fail der Ökonomisierung des Gesundheitswesens waren. Und da kommt wieder Karl Lauterbach ins Spiel. Die eigenen Tweets lügen nicht, und vor seiner Rolle als Corona-Warner war Lauterbach ein großer Fan von Klinikschließungen. Gerade, wenn es um den Gesamtzustand des Gesundheitswesens geht, dürfen wir das nicht vergessen, wenn jemand die aktuelle Gesundheitspolitik im Land maßgeblich mitbestimmt. Leider gab es dazu kein Nachhaken von Seiten des Moderators und nur eine Praktikerin konnte das System überhaupt ernsthaft kritisieren, denn so, wie es ist, wurde es sowohl von der SPD als auch von der Union eingerichtet bzw. fortgeführt,  verschärft und qualitativ schon halbwegs vernichtet und die Medien und auch die Zivilgesellschaft wehren sich zu wenig dagegen.

Wenn Sie möchten, blenden Sie Corona für einen Moment aus oder auch nicht, denn man kann diese Nachricht im Zusammenhang damit sehen, aber auch als Ausdruck der allgemeinen Zustände, wie sie von der Politik bewusst geschaffen wurden:

Berliner Kinderstationen lehnen regelmäßig Patienten ab (bz-berlin.de)

Uns hat das schockiert, obwohl wir schon wussten, dass die Charité, die schwerpunktmäßig die schweren Corona-Fälle in Berlin behandelt, aus diesem Grund während der Phasen besonders hoher Auslastung bzw. Überlastung geplante Operationen wegen anderer Erkrankungen verschiebe musste. Das geht in Richtung Triage, was sonst? Das Risiko, dass Menschen nicht mehr gesund werden, erhöht sich nun einmal umso mehr, je länger sie auf eine OP warten müssen. Interessant wäre es übrigens, festzustellen, wie sich diese Probleme im Klinikwesen auf die Übersterblichkeit ausgewirkt haben, sozusagen als derivative Corona-Folgen.

Es wurde zwar immer wieder versichert, dass man nach bestem Wissen und Gewissen versucht hat, das Risiko-Plus für Patient:innen in Grenzen zu halten, aber die Wahrheit ist: Kein Heiler, keine Heilerin gibt gerne zu, dass er oder sie Entscheidungen treffen muss, die nicht mehr an der optimalen Versorgung der Patient:innen orientiert sind. Das greift tief ins Selbstverständnis, ins berufliche Ethos ein, das diese Menschen haben. Und genau deshalb konnten die Ökonomisierer auch lange Zeit so weitermachen. Weil diejenigen, die deren rüde Politik ausbaden müssen, die Zähne zusammenbeißen, anstatt Alarm zu schlagen. Mittlerweile hat sich das zum Glück geändert, es gibt sie, die „Krankenhausbewegung“. Möge sie wachsen und endlich dafür sorgen, dass der unselige Weg der Gewinnorientierung im Gesundheitswesen wenigstens gestoppt wird. Eine Revision ist angesichts der desolat passiven Einstellung der Politik zu Enteignungen im Dienst des Gemeinwohls ohnehin kaum denkbar.

Und damit zu den aktuellen Zahlen. Die Inzidenz steigt wieder etwas, aber eine Trendumkehr sollte man daraus noch nicht ableiten:

7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

282,9 (08.11.) 260 (07.11.) / 270 (06.11.) 281,1 (05.11.) 290,1 (04.11.) / 289,1 (03.11.) / 279, 1 (02.11.) / 351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 61.063, am gleichen Tag der Vorwoche lag der Wert bei 48.556.

250 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 147 Fällen (+1 gegenüber dem vergangenen Freitag).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.771 (zwei neue Fälle innerhalb der letzten drei Tage).

TH

Report 217/22 (216)

Unser letzter Report der laufenden Woche zeigt ein vergleichsweise ruhiges Datenbild, aber samstags bekommen Sie von uns immer die neuesten Zahlen, denn einigermaßen verwertbare gibt es erst wieder am Dienstag darauf.

Die Inzidenz hat sich gegenüber gestern nur wenig verändert, die Todesfallzahlen bleiben hoch – erstmals während der Zeit, die man als „erweiterte Herbstwelle“ bezeichnen kann, kam es an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu mehr als 200 Fällen, die erfasst wurden, darunter die höchste Zahl (281) seit Mitte April. Dadurch zeigt der 14-Tage-Trend weiterhin eine hohe durchschnittliche Todesfallzahl von knapp 150.

Haben wir heute ein Thema für Sie, nachdem wir uns in den vorausgehenden Reporten ausgiebig mit der Validität der Daten beschäftigt haben, die wir hier zeigen und einen Blick auf die Querdenker:innenszene warfen? Während die Datenlage nun einmal ist, wie sie ist, haben wir den Raum, von dessen Bewohner:innen Corona ganz anders gesehen wird als von den meisten Menschen und Medien, bisher nicht stark ausgeleuchtet und werden das künftig häufiger tun. Außerdem gibt es Medien, die eine Art von Mittelposition zwischen Mainstream und harten Querdenker:innen einnehmen. Unser Thema ist aber die Maskenpflicht und besoneders eine Mienung dazu.

Heute lassen wir den Virologen Hendrik Streeck zu Wort kommen, der in der „Szene“ ein besonderer Liebling ist, aber auch zu den offiziellen Beratern der Bundesregierung in Sachen Corona gehört. Er geht zum Beispiel in diesem Artikel von viel höheren Infektionszahlen aus, als selbst wir das bisher getan haben:

Virologe Hendrik Streeck hält neue Corona-Maßnahmen für überflüssig | WEB.DE

In der Sommerwelle habe es „wohl weit mehr als eine Million Neuinfektionen pro Tag“ gegeben, zähle man die unentdeckten Fälle dazu. „Das hat die aktuelle Welle sicherlich ausgebremst.“ Dennoch sei „davon auszugehen, dass im Laufe des Herbsts die Zahlen wieder ansteigen“, erklärte Streeck der Zeitung. [Bild am Sonntag, Anm. TH]

Daraus ergibt sich eine ablehnende Haltung neuen Maskenpflichten gegenüber:

Der Virologe rät demnach von einer allgemeinen Maskenpflicht in Innenräumen ab. Die Maske als „wunderbare präventive Methode“ gegen Infektionen darzustellen, sei falsch, sagte Streeck, der dem Expertenrat der Bundesregierung angehört. Die meisten Menschen steckten sich in Privaträumen an.

Die Idee ist gar nicht so dumm: Je höher vermutungsweise die Zahl der unentdeckten Infektionen ist, desto wirkungsloser sind alle Maßnahmen, natürlich auch die Impfungen und in diesem Sinne fällt es umso leichter, ihnen grundsätzlich einen infektionsvermeidenden Charakter abzusprechen. Dummerweise wirkt sich das aber auf eine andere Zahl ebenfalls stark aus, wenn jemand meint, wir hätten im Frühjahr (gemeint ist wohl diese Welle mit offiziell bis zu über 300.000 Fällen am Tag, außerdem ist bereits Herbst, der Artikel stammt vom 30.10.2022) über eine Millionen tatsächlicher Infektionen täglich gehabt. Es gibt eben doch erstaunlich viele Menschen (wie wir zum Beispiel), dann aber wirklich überhaupt nichts davon gemerkt haben, dass sie infiziert waren.

Gleichzeitig senkt diese Vermutung die Letalitätsrate, denn die Todesfallzahlen werden ja gut nachvollziehbar erfasst, und das auf offensive Art und Weise, was die kausale Zurechnung zu Corona angeht. Bei ihnen dürfte es keine Untererfassung im Verhältnis 3:1 geben. Könnte es dann nicht so sein, dass eben doch die Impfungen die Letalität stark gedämpft haben und wohl auch die schweren Verläufe, wenn sie schon nicht sehr vor der Ansteckung schützen? Und warum steigen die Todesfallzahlen jetzt so deutlich an, obwohl doch unmöglich nun eine Erfassungsquote von ca. 1:10 vorliegen müsste, damit die bisher als nicht merklich verändert ausgewiesenen Letalitätsraten der neueren Omikron-Varianten seit BA 5 zu so hohen Zahlen führen können? Wir fragen für ein kleines bürgerjournalistisches Medium aus Berlin. Nun hören wir mit dem Fragen aber auf und geben ein paar Daten weiter. In diesem Rahmen haben wirem haben wir unsere Inzidenzgarfik optisch ein wenig schlichter gestaltet, vor allem, um das „Von-Hand-Balkenfarben-Verändern“ bei sich änderndem Trend künftig vermeiden zu können. Diese händische Änderung wird immer schwieriger, je mehr Datensätze in die Grafik eingearbeitet sind.  

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

281,1 (05.11.) 290,1 (04.11.) / 289,1 (03.11.) / 279, 1 (02.11.) / 351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 38.3858, am gleichen Tag der Vorwoche lag der Wert bei 47.718. 

208 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 233, vorgestern 281, der höchste Wert seit der zweiten Frühjahrswelle). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 146 Fällen (+6 gegenüber gestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.669 (kein neuer Fall seit zwei Tagen).

TH

Report 216/22 (215)

Unser heutiger Corona-Kurzreport ist wieder „normal“, die Datenlage betreffend. Gestern haben wir k einen Report veröffentlicht, um zu sehen, ob das Rückschlagmoment nach dem extremen Sinken der Inzidenz in den vorausgegangenen Tagen anhält, das sich gestern gezeigt hat. Ergebnis: Die Lage hat sich erst einmal stabilisiert.

Wir hatten zuletzt etwas über die Datenlage nachgedacht und damit etwas zur Sensibilisierung unserer Leser:innen beizutragen, was die Faktengläubigkeit angeht, aber auch unsere eigene Distanz sicherstellen wollen. Das ist bei den Corona-Zahlen unbedingt notwendig. Gleichermaßen haben wir festgestellt, dass uns nichts anderes übrigbleibt, als mit dem vorhandenen Material zu arbeiten, wenn wir überhaupt die Lage einigermaßen sinnvoll darstellen wollen.

Es gibt in Deutschland eine Gruppe von Menschen, die wegen der bestehenden Unklarheiten grundsätzlich alles anzweifeln, was mit Corona zu tun hat. Das ist natürlich ihr Recht, aber es gibt sehr gute Gründe dafür, trotzdem die Solidarität nicht außer Acht zu lassen. Was uns bedenklicher stimmt als die Diskussion über die Fakten, über ihre Interpretation und auch mehr als eine Rechthaberei in Fällen, in denen sich das Pendel zugunsten der Zweifler neigt, je länger die Pandemie andauert – es gibt weiterhin genug Tatbestände, bei denen das nicht so ist -, das sind der Ton und das Selbstverständnis, in dem hier vorgetragen wird. Wenn man diese Einlassungen liest, hat man das Gefühl, in Deutschland wird gerade ein neuer Holocaust organisiert, um diese Menschen zu zerstören. Kein Wunder, dass besonders narzisstische Typen in Politik und Medien sich in diesem Cluster einfinden und jedes Maß verlieren. Allein die Tatsache, dass sie bisher alles publizieren dürfen, was sie sich vorstellen können, unter Einschluss massiver und persönlicher Angriffe auf ihre Gegner:innen, sollte ihnen sagen, dass sie irgendwie falsch liegen und dass Verfolgungswahn noch kein Beleg für Verfolgung ist.

Wir schauen hier immer wieder kritisch auf die Entwicklung der Demokratie, aber gerade Corona als Beleg für deren Zusammenbruch zu werten, hält keiner Überprüfung stand. Wir sind bekanntlich der Ansicht, dass man hin und wieder mit Maßnahmen gegen Corona sogar zu vorsichtig war. Die Datenlage kann man in der Tat so oder so interpretieren, vor allem, wenn man den Weltvergleich hernimmt. Genau deswegen haben wir in der oben erwähnten Darstellung eindringlich davor gewarnt, die Datenlage nach Gusto im Sinne der Bestätigung eigener Ansichten oder als Beleg für die Manipulation des gesamten Pandemiegeschehens durch die Regierenden auszulegen. Die Brüche, die dadurch zutage treten, fallen Menschen auf, die es gewöhnt sind, mit Daten zu operieren und mit den Unsicherheiten, die in bestimmten Datenquellen zwangsläufig enthalten sind. Das beinhaltet auch, eine Vorstellung davon zu haben, welche Quellen zu welchen Tatbeständen ganz sicher sind und ein Gefühl für die Stufen von Unsicherheit bei anderen Quellen zu entwickeln. Leider ist Corona schwierig zu greifen, nie vollständig zu erfassen, sehr vieles hängt von der Herangehensweise bei der Datenaufnahme, ihrer Interpretation und ihrer Übermittlung ab und bietet daher viel Raum für alle möglichen Spins. Das verführt nicht nur Menschen, die ohnehin zu Paranoia neigen dazu, vollkommen freizudrehen, sondern stärkt auch den Hang zur Episodik: In unserem Umfeld gibt es mittlerweile viele Menschen, die infiziert waren. Ungeimpfte und auch Geimpfte. Statistisch lässt sich daraus aufgrund der zu kleinen Zahl und eines kaum übersehbaren Mangels an Repräsentativität aufgrund der überwiegenden Zughörigkeit zu einer recht geringen Anzahl an Milieus aber kaum etwas ableiten. Trotzdem liest man solchen Quatsch in den sozialen Medien immer wieder. Uns macht das eher Sorgen, die Lernfähigkeit von Menschen und betreffend und ihre Möglichkeiten, in Zusammenhängen zu denken, als dass wir daraus neue Erkenntnisse gewinnen.

Damit Sie aber ein wenig nachspüren können, falls Sie diese Publikationen nicht ohnehin kennen, wie harte Querdenker drauf sind, haben wir für Sie etwas herausgesucht, was letzte Woche erschienen ist:

https://www.rubikon.news/artikel/wir-vergessen-nicht

Auch in diesem Artikel gibt es übrigens Punkte, denen wir zustimmen, z. B. die Einschätzung gewisser liberaler Politiker betreffend. Wir finden es so krass, wenn ausgerechnet aus dieser Ecke auf Solidarität und gemeinschaftsdienliches Sozialverhalten gepocht wird. Der Tenor der Aussagen dieser Menschen lässt aber schon darauf schließen, dass sie eben keine Menschenfreund:innen sind. Genau wie ihre Gegner:innen in Sachen Corona übrigens. Außerdem gibt es ja gerade in diesem Abschnitt des politischen Spektrums eine beachtliche Spreizung, die Haltung zur Pandemie betreffend. Wir vergessen übrigens auch nicht. Nämlich, dass die Querdenker sich zu legitimen Nachfahren der Opfer von Genoziden hochstilisieren. Wer so das Maß verliert, dem darf man nicht das Wort reden.

Die verlinkte Publikation betreffend, gilt aber das Gleiche wie etwa für Sahra Wagenknecht. Wir verleugnen nicht unsere eigenen Positionen, wenn sie mit denen dieser Person (en) übereinstimmen und behalten uns auch weiterhin vor, das, was wir richtig finden, zustimmend zu zitieren, vielleicht hin und wieder zu republizieren. Bei SW denken wir sogar darüber nach, eine Art Zustimmungsbarometer anhand ihrer wöchentlichen Newsletter zu veröffentlichen. Wir finden, wer so viel Wind macht, der hat ein Barometer verdient. Wir könnten ja noch ein paar Politiker:innen vergleichend hinzunehmen, die wirklich Verantwortung tragen und es sich nicht so leicht machen können wie jemand, der immer nur kritisiert. Grundsätzlich nicht anders bei den Querdenker:innen. Sich mit ihnen mehr zu befassen, wird uns kaum dazu bringen, der Spezies Mensch mehr zu vertrauen. Wohl aber dazu, jenen noch mehr Respekt zu zollen, die auf dieser Welt wirklich etwas zum Guten verändern wollen. Eine schwierigere Aufgabe kann man sich gar nicht stellen und die Motivation dazu muss enorm sein, wenn man nicht jeden Tag der Endverzweiflung näherkommen will.

In diesem Sinne die wie immer vom RKI, nicht von Gott oder dem Wahrheitsministerium gelieferten Zahlen von heute:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

290,1 (04.11.) / 289,1 (03.11.) / 279, 1 (02.11.) / 351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 56.531, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 61.492. 

233 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 281, der höchste Wert seit der zweiten Frühjahrswelle). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 140 Fällen (unverändert gegenüber vorgestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.669 (ein neuer Fall vorgestern, gestern keiner).

TH

Report 215/22 (214)

Nie zuvor, seit es unsere Corona-Reporte gibt, ist die Inzidenz innerhalb von zwei Tagen so abgestürzt wie vom 31.10. auf den 02.11.2022, nämlich von über 400 auf knapp 280. Das ist in Punkten und prozentual ein außergewöhnlicher Vorgang. Es ist an der Zeit für ein paar grundsätzlichere Betrachtungen, sie folgen im Laufe des heutigen Reports.

Um das Geschehen zu glätten und Meldeverzögerungen nicht mehr so rätselhaft wirken zu lassen, hat das Robert-Koch-Institut vor einigen Monaten beschlossen, sonntags und montags keine neuen Fälle mehr zu melden, hat aber weiterhin die Inzidenz aktualisiert. Schon das ist ungewöhnlich, aber die aktuelle Bewegung wirkt fast wie eine Vollbremsung, die für eine Corona-Welle bisher äußerst unüblich war und auch von der Logik her Fragen aufwirft. Insbesondere, da neue Varianten des Virus mehr und mehr das Geschehen übernehmen, die sich angeblich noch rascher verbreiten als die bisherigen (BQ 1 und BQ 1.1). Sicher, die ungewöhnliche warme Witterung ist ein das Ausschleichen der Pandemie begünstigender Faktor, aber die gab es ja vor dem Ende des letzten Monats bzw. vor den letzten beiden Tagen auch.

Eine Erklärung wäre, dass immer mehr Gesundheitsämter selbst unter den vom RKI geänderten Bedingungen der Weitergabe erfasster Fälle nicht mehr rechtzeitig melden. Das wiederum würde zu einer weiten Beobachtung passen: Deutschland stellt weltweit immer deutlicher das Zentrum des Corona-Geschehens dar. Kann das wirklich in dieser immer extremeren Form sein? Oder ist es eher so, dass hierzulande noch vergleichsweise ehrlich mit diesem schwierigen Thema umgegangen wird?

Wir halten unsere Politik mit ihrem Einknicken vor der Querdenkerszene weiterhin für nicht sehr mutig, aber vielleicht ist es woanders ja noch viel schlimmer und die Weltzahlen, die wir weiterhin jeden Tag erfassen, stimmen hinten und vorne nicht mehr. Wir hatten diesen Verdacht bereits im Jahr 2020 speziell Afrika, aber auch einige allzu gut performende autoritäre oder asiatische Staaten betreffend, doch mittlerweile ist die Schönrechnerei wohl überall angekommen, wo demnächst Wahlen anstehen, z. B. in den USA oder das, was geschieht, wird einfach umgelabelt.

Wir waren ziemlich verblüfft darüber, was sich zum Beispiel aus der nachfolgenden Darstellung herauslesen lässt.

Corona weltweit: Wo Grippe das größere Thema ist als COVID | WEB.DE

In dem Artikel sind nur ein paar Länder beispielhaft genannt, aber man hat nicht den Eindruck, dass sie alle auf demselben Planeten liegen und mit demselben Problem einer massenhaft auftretenden Virusinfektion konfrontiert sind, der man zumindest auf ähnliche Weise, vielleicht sogar durch die WHO koordiniert, begegnen sollte, um diese Pandemie so rasch wie möglich nicht nur als beendet deklarieren zu können, sondern sie wirklich in den Griff zu bekommen.

Erinnern wir uns daran, dass das RKI schon lange darauf hinweist, dass nicht nur wegen Verzögerungen, sondern auch deswegen eine Untererfassung vorliegt, weil nur Neuinfektionen gemeldet werden, die durch PCR-Tests belegt sind. Aus technischen Gründen kann das in anderen Ländern nicht so viel anders sein, denn was nicht durch Tests verifiziert wird, kann nicht in die Statistik einfließen. Antigentests sind dazu aber zu unsicher. Bereits im Jahr 2020 haben wir uns darüber geärgert, dass die Testquote in Deutschland so gering ist. Objektiv ist sie auch zu gering, der Vergleich mit Ländern, in denen nicht nur PCR-Tests, sondern auch Antigentests mitgezählt wurden und die schon im Sommer 2020 auf Testquoten von über 100 Prozent der Bevölkerung kamen, hinkt auf jeden Fall.

Aber dass jetzt zum Beispiel in Spanien nur noch Infektionen von Menschen in die Statistik einfließen, die über 60 Jahre alt sind, verändert natürlich das Bild von Corona in der Welt erheblich und lässt Deutschland, wo immer noch alles erfasst wird, was sich per PCR-Test absichern lässt, ziemlich schlecht aussehen. Dabei greift hier im Grunde nur die Tendenz, dass man hierzulande eben etwas langsam ist und eine Pandemie immer noch eine Pandemie nennt. Und es ist eine Pandemie, bei 120 Toten pro Tag, die heute wieder gemeldet wurden. Bei immer mehr Ländern wird man wohl auf die Sterbestatistiken warten müssen, um ein echtes Lagebild zu erhalten und wir hoffen einfach mal, dass wenigstens diese Zahlen korrekt angegeben werden. Dass wir auch daran mittlerweile zweifeln, liegt ja nicht so fern: Gerade in Sachen Corona zeigt sich, wie gut man Zahlen manipulieren kann. Von Wirtschaftsstatistiken kennen wir das schon länger. Zwei Beispiele sind die eindeutig nachgewiesene Kleinrechnung der Arbeitslosenzahlen (korrekter wäre nicht nur eine andere Zählweise, sondern auch der Begriff Unterbeschäftigung) und die Einbeziehung eines gewissen, geschätzten Anteils von Schwarzarbeit ins BIP, die seit einigen Jahren stattfindet und die selbstverständlich die Wirtschaft stärker dastehen lässt, als sie nach tatsächlich erfassbaren Daten sein kann. Außerdem insofern kritisch, als dass Schwarzarbeit keine Steuern erzeugt und somit die Steuerquote in Relation zum BIP nicht mehr eindeutig festgestellt werden kann.

In den meisten Ländern werden solche Tricks angewendet, wenn auch nicht in allen so massiv wie bei uns, um das Lagebild zu schönen. Demokratien sind dafür anfällig, weil Politiker:innen wiedergewählt werden wollen, Autokratien sind dafür anfällig, weil ihre Machthaber beweisen wollen, dass sie alles super im Griff haben, möglichst besser als in dem Demokratien. Wer hat nochmal gesagt „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast?“. Im Grunde ist es ganz simpel: Statistiken sind wie die Menschen, die sie machen: anfällig dafür, die Dinge so zu manipulieren, dass sie in die gewünschte Richtung zeigen. Ein weiteres Beispiel sind die Wachstumszahlen der chinesischen Volkswirtschaft. Man geht längst davon aus, dass sie früher sogar kleingerechnet wurden, damit der Westen sich nicht erschrickt, bevor die Macht des Landes groß genug ist, um Entwicklungen nicht mehr einfach stoppen zu können, dass aber mittlerweile der Vorsprung, der dadurch erarbeitet wurde, aufgezehrt wurde, insbesondere dadurch, dass die chinesische Wirtschaft jahrelang ziemlich exakt das ominöse 7-Prozent-Wachstum-Ziel fast auf die zweite Nachkommastelle genau zu erfüllen hatte. In der Tat wird davon ausgegangen, dass ca. 6 Prozent jährliches Wachstum notwendig sind, um die chinesische Bevölkerung durch Konsumzuwachs ruhigzustellen und den Deal materieller Aufstieg und Unfreiheit gleichen sich in etwa aus intakt zu halten.

Warum erzählen wir das alles und kommen dadurch etwas vom Thema Corona ab? Weil wir sonst immer ziemlich dicht dranbleiben und weil wir hier Zahlen vorstellen, die wir nicht jeden Tag mit dem Hinweis „ohne Gewähr“ versehen. Das ist aber so, sie sind nicht vollständig, und da es weltweit höchst unterschiedliche Corona-Handhabungen sowohl bei der Bekämpfung als auch bei der Erfassung von Zahlen gibt, müssen wir mit einer sehr großen Unsicherheit leben. Auch uns selbst müssen wir das immer mal wieder klarmachen, weil wir sehr zahlenorientiert sind. Ein weiteres Beispiel für die Relativität von Statistiken ist, dass dieselben Tatbestände, erfasst und ausgewertet und interpretiert von unterschiedlichen Stellen, zu unterschiedlichen Statistiken führen. Besonders heikel wird das, wenn es um die Messung des Wohlstands der Nationen und um den Gesundheitszustand von deren Bevölkerung geht, weil sich eben mit Beschönigung so gut Politik machen lässt.

Dass daraus eine Art von Wettbewerb entsteht, ist überhaupt nicht seltsam, sondern liegt a.) in der menschlichen Natur und wird b.) zusätzlich gefördert vom neoliberalen Mainstream, an dem die Weltwirtschaft ausgerichtet ist und der besagt, dass Konkurrenz viel wichtiger ist als jene Solidarität, die wiederum einen viel entspannteren Umgang mit Zahlen erlauben und sie wirklich als Aufforderung zum besser machen und mehr Gleichheit herstellen nutzbar machen würde. So, wie die Dinge liegen und besonders beim bisher größten Gesundheits-Politikum der Neuzeit, der Corona-Pandemie, ist daran leider nicht zu denken und es wird immer wieder zu Statistiken kommen, denen man im Grunde auf den ersten oder doch auf den zweiten Blick ansieht, dass sie nicht die Realität abbilden können. Selbst die von uns immer wieder geradezu als Anklage gegen die Politik verwendeten Todesfallzahlen entbehren in Wirklichkeit der Beweisfunktion: Niemand verifiziert bei uns, etwa durch Obuduktion von Menschen, die mit Corona verstorben sind, wen es wegen Corona getroffen hat und wer lediglich eine Infektion hatte, als er / sie verstarb, aber möglicherweise auch ohne sie zum selben Zeitpunkt oder nur wenig später verstorben wäre.

Allerdings: Der Rückgang der Lebenserwartung in den Jahren 2020 und 2021 um insgesamt ca. 6 Monate, der mittlerweile analysiert wurde und mit der Beobachtung der Übersterblichkeit in etwa übereinstimmt, gibt sehr wohl einen Anhlat, nämlich dahingeend, dass Corona eigene Opfer fordert, Menschen tötet, die ohne die Infektion nicht verstorben wären. Da es in den letzten Jahren keine andere Infektionskrankheit gab, die hohe Todesfallzahlen forerte (die letzte war eine Grippewelle im Winter 2018/19), lässt sich ausschließen, dass es für diese Tendenz andere Fakotren als Corona in relevanter Gröenordnung gegeben haben könnte. 

Schon aus diesem Grund sind auch große Impferfolge, wie sie anfangs von der Politik und den Herstellern behauptet wurden, mit gebotener Vorsicht zu betrachten. Hingegen halten wir es für fatal, dass das Paul-Ehrlich-Institut mittlerweile die Daten über Impfnebenwirkungen vor der Welt „versteckt“ oder „versteckte“. Auch die Daten, die in einem sehr instruktiven Artikel der Berliner Zeitung genannt werden, stammen vom 31.03.2022, obwohl das Interview mit dem Chef des Instituts im September 2022 geführt wurde und obwohl aus dem Artikel selbst hervorgeht, dass „Fake-Meldungen“ zu Nebenwirkungen, wie sollte es anders sein, notwendigerweise bei gegebenem Meldeverfahren – Betroffene oder solche, die sich dafür halten, melden selbst, nicht eindeutig impfwirkungspositive ärztliche Diagnosen, sind Grundlage der Zählung – subjektiv gefärbt ausgefiltert werden müssen.  Insofern kann man letztlich doch verstehen, dass das Institut vorsichtig mit den Publikationen umgeht, zumal auch ärztliche Diagnosen nicht immer einwandfrei belegen können, ob dieses oder jenes Symptom, das zu einer bestimmten Zeit bei einer bestimmten Person auftritt, eine Impfneben- oder -nachwirkung ist.  

Mit Stand vom 31.03.2022 hat das Paul-Ehrlich-Institut 296.233 Verdachts­fallmeldungen bei bis dahin 172.062.925 verabreichten COVID-19-Impfdosen erhalten. Für alle in Deutschland zugelassenen und verwendeten COVID-19-Impfstoffe lag die Melderate für alle Verdachtsfallmeldungen zusammen, inklusive der typischen und erwarteten Impfreaktionen, die innerhalb von 3 bis 7 Tagen folgenlos abklingen, bei 1,7 Verdachtsfallmeldungen / 1000 Impfungen (Impfdosen). Für Verdachtsfälle schwerwiegender Nebenwirkungen lag die Melderate für alle COVID-19- Impfstoffe bei 0,2 Verdachtsfallmeldungen / 1000 Impfungen (Impfdosen).

Paul-Ehrlich-Institut: Präsident beantwortet Fragen zu Impf-Nebenwirkungen (berliner-zeitung.de)

Es sind nicht immer Menschen, die wir als Typen besonders schätzen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese Daten etwas näher unter die Lupe zu nehmen, aber wenn unsere Reporte mehr als nur das Nachplappern offizieller Zahlen sein sollen, müssen wir da künftig auch mehr tun, denn eines rückt über all auf der Welt nach fast drei Jahren Pandemie unweigerlich in den Vordergrund: Die Bewertung der Pandemie selbst als gesellschaftlicher und langfristig wirksamer Faktor für die Gesundheit der Menschen, die psychische Gesundheit eingeschlossen – und damit selbstverständlich die Bewertung von Maßnahmen. Strikt und fair unterschieden werden muss dabei wiederum, was man zu dem Zeitpunkt wusste, als die Maßnahmen erlassen wurden und was man heute weiß. Man kann nicht Lockdowns im April 2020 ernsthaft daran bemessen, ob sie auf Basis des heutigen Wissens optimal waren. Was man aber kann: Darauf hinweisen, dass z. B. Long Covid und Post Covid immer wichtiger werden, ohne dass dies entscheidend in die Maßnahmenplanung seitens der Politik einzufließen scheint.

Wir haben Sie heute absichtlich durch diese Gedankenfolgen geschickt, bevor wir mit den Daten herausrücken. So interessant diese heute auch sind, wir müssen uns immer vor Augen halten, dass das Geschehen, wenn es sich um einen Rückgang handelt, bei gleichbleibenden oder sogar sich verschlechternden Grundbedingungen wie den neuen Varianten, die als „Immunflüchtlinge“ gelten, in der Realität kaum die Entwicklung nehmen kann, welche sich in diesen Zahlen spiegelt. Entweder kommt in den nächsten Tagen die Korrektur nach oben, die wir schon häufiger gesehen haben, oder ob ein Stück weit mehr der Wille zur möglichst genauen Erfassung weggebrochen ist. Das Motto könnte sein: Wenn die Zahlen eh schon nicht stimmen, ist auch der Gard der Abweichung nicht mehr so relevant. Das stimmt aber nicht. Wir haben uns zum Beispiel damit arrangiert, dass es im Land mindestens 50 Prozent mehr Infektionen gegeben hat als die 31,5 Millionen, die bisher ausgewiesen wurden. Es schafft zusätzliche Irritationen, wenn ma den Eindruck gewinnen muss, dass der Gap sich immer mehr vertieft, ohne dass die Gründe dafür kommuniziert werden. Man überträgt diese Tendenz unweigerlich auf andere Daten, deren Erstellung und statistische Darstellung wiederum von diesen Grunddaten abhängt. So müssen Sie also unsere Reporte lesen: Als Hinweis, als Anhaltspunkt, nicht als die unumstößliche Wahrheit über Corona in Deutschland.

Das bedeutet auch: Wenn wir eine offizielle Inzidenz von 800 haben, wie auf dem Höhepunkt der Herbstwelle, liegt sie mit einiger Sicherheit real weit über 1.000. Man kann sich nicht heraussuchen, welche Daten man relativiert oder anzweifelt. Wenn man sagt, es werden Nebenwirkungen von Impfungen kleingerechnet, dann muss man sich gegenhalten lassen, dass auch die Zahl der Infektionen, die man für die Gesamtbetrachtung benötigt, ebenfalls als geringer ausgewiesen wird, als sie tatsächlich ist. Das gilt unweigerlich auch dann, wenn man die Wirksamkeit der Corona-Politik verschiedener Länder miteinander vergleichen will. Wenn schon die Basisdaten aufgrund unterschiedlicher Erfassungsansätze kaum harmonisierbar sind, muss man bei allen Überlegungen dieser Art immer mitdenken: Soweit die Zahlen vergleichbar sind – was wir aber nicht überprüfen können. Es gibt mehrere Ebenen, die aus der Realität, wie sie ist, eine vielfach von subjektiven Einsprengseln versehene Datenlage machen. Es ist nicht wie etwa beim Gehaltsnachweis, auf dem alles so aufgeführt wird, wie es sich – sic! – nachweisbar auf dem Konto manifestiert. Gerade eine Pandemie, die auf einem neuartigen Erreger beruht, setzt auch datentechnisch ganz andere Prämissen. Glauben Sie also nicht einfach alles, was man Ihnen von offizieller Seite vorträgt. Glauben Sie aber auch nicht einfach jenen, die behaupten, Sie wüssten es besser und die aus den offensichtlichen Mängeln im Umgang mit Corona die Weltverschwörung ableiten, denn sie können es gar nicht wissen: Auch sie sind auf Daten von Dritten angewiesen, können nicht selbst an der Quelle nachsehen, sondern höchstens interpretieren.

Wer sowieso dazu neigt, sich mit zu einfachen Interpretationen die Welt als einen viel zu unterkomplexen Ort zurechtzudenken, wer das schon vor Corona getan hat, den werden die vielen Unsicherheiten, die mit der Pandemie zusammenhängen, weiter befeuern. Die Realität, wie sie ist, kommt dabei aber noch mehr zu kurz als bei der Bewertung von Vorkommnissen, deren Datenlage um einiges besser gesichert ist. Dass muss so sein. Es hat etwas mit dem Streueffekt zu tun. Denken Sie mal drüber nach. Wir werden auch weiter nachdenken und Sie daran hin und wieder teilhaben lassen. Aber nicht jeden Tag, die Zahlen sind ja doch immer noch der Kern von allem. Man muss die Zahlen nehmen, wie sie sind. Es gibt keine besseren.

In diesem Sinne endlich zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

279, 1 (02.11.) / 351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 29.961, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 94.787, hat sich also innerhalb von nur einer Woche gedrittelt.

120 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 150). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 140 Fällen (-4 gegenüber gestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.668 (keine neuen Fälle seit zwei Tagen).

TH

Report 214/22 (hier zu 213/22)

Die Herbstwelle (oder die erste Herbstwelle) schein zu Ende zu gehen. Von gestern auf heute fiel die Inzidenz um mehr als 50 Punkte und prozentual bedeutet dies den größten Rückgang seit dem Juni, als jedoch oft am anderen Tag wieder genau das Gegenteil eintrat. Damals war das Geschehen sehr erratisch, jetzt ist ein klarer Trend hin zu rückläufigen Zahlen zu erkennen. Die Neuinfektionen haben sich im Vergleich zum Dienstag der Vorwoche mehr als halbiert.

Auch die Zahl der Todesfälle, die für uns eine wichtige Messgröße dafür ist, wie wir die Pandemie einschätzen und uns in ihr verhalten, ist rückläufig. Sogar um 40 Prozent im Vergleich zum Dienstag der Vorwoche. Das ist alles sehr erfreulich, einerseits. Aber Sie werden es ahnen, bei uns gibt es ein „Aber“, solange immer noch noch so viele Menschen an / mt Corona versterben, gestern wurden 150 weitere Fälle gemeldet.

Mit über 150.000 Toten liegt Deutschland ziemlich weit vorne und die Lebenserwartung ging insbesondere im Jahr 2021 stärker zurück als in anderen europäischen Ländern. Wir schrieben kürzlich, dass wir uns diese Daten noch genauer anschauen werden, aber das geht in der Regel nur freitags oder samstags, in der Woche haben wir für diese Langversion des Kurzreports zu wenig Zeit. Um auch Sie nicht zu lange aufzuhalten, hier die aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 48.556, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 155.453.

150 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 196). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 144 Fällen (-4 gegenüber der Zählung vom vergangenen Samstag).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.668 (3 neue Fälle gegenüber dem vergangenen Samstag).

Es ist ein ziemlich großes Glück, dass die Fallzahlen wieder sinken, denn kaum noch jemand hat Lust oder den Kopf dafür, sich mit Corona auseinanderzusetzen. Von allen abgefragten Themen hatten die Menschen bei einer kürzlichen Umfrage Corona als ihre geringste Sorge genannt. Umfrage: Inflation bleibt größte Sorge der Deutschen | WEB.DE

Auch uns bereitet die Inflation Sorgen, aber deswegen dürfen wir die anderen Gegenstände nicht   dem Vergessen anheimgeben. Zumal Corona schon vor dem Ukrainekrieg die Inflation angetrieben hat. Gestörte Lieferketten, Engpässe beim Personal usw. haben bereits 2021 zu einem deutlichen Preisauftrieb geführt. Apropos Personal. Soll die einrichtungsbezogene Maskenpflicht erhalten bleiben? Hier können Sie abstimmen:

Civey-Umfrage: Sollte die Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal Ihrer Meinung nach über das Jahresende hinaus verlängert werden? – Civey

Der Begleittext dazu aus dem Civey-Newsletter:

Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken oder Pflegeheimen mussten seit Mitte März 2022 nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Andernfalls drohen Tätigkeits- oder Betretungsverbote. Die gesetzliche Grundlage für die Impfpflicht würde theoretisch zum Jahresende auslaufen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat bislang offengelassen, ob die einrichtungsbezogene Impfpflicht über den 31. Dezember verlängert wird. Das wolle er vom „Verlauf der Herbst- und Winterwelle abhängig machen“, sagte er kürzlich im Bundestag. Zuletzt warnte die Deutsche Krankenhausgesellschaft laut Spiegel vor einer Überlastung in Kliniken angesichts der steigenden Coronazahlen.

Mehrere Bundesländer wie Bayern und Sachsen fordern ein Ende der Corona-Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll, plädierte in der Rheinischen Post ebenfalls dafür und verwies auf das ohnehin hohe Verantwortungsbewusstsein des medizinischen Personals. Ähnlich äußerte sich Vorstand der Stiftung Patientenschutz Eugen Brysch. Tägliche Tests in den Einrichtungen wären ihm zufolge sinnvoller.

Es sind eben widerstreitende Interessen, die hier aufeinandertreffen und die einen optimalen Gesundheitsschutz ohnehin nicht zulassen, wenn man es über alle Maßnahmen hinweg betrachtet: Die Illusion, dass eine Gesellschaft wie unsere fähig ist, einem wichtigen humanitären Ziel alles andere unterzuordnen, war illusorisch, das wissen wir nun. In Baden-Württemberg wurde die einrichtungsbezogene Impfpflicht bereits abgeschafft. Wir haben mit „eher ja“, also eher beibehalten, votiert. Dass wir nicht „eindeutig ja“ gesagt haben, hat gleich mehrere Gründe, die wir heute aber nicht detalliert darlegen können. Vielmehr verweisen wir auf die kommenden Reporte und schließen das Tor  zur Corona-Berichterstattung bis morgen.

TH

Report 213/22 (hier zu 212/22)

Im Report 211 haben wir uns mit den neuen Covid-19-Varianten Omikrion BQ 1 und Omikron BQ 1.1 auseinandergesetzt, bitte lernen Sie nun eine weitere Bezeichung: Omikron BF 7. Glaubt man dem folgenden Artikel, hat Letztere nämlich schon einen Anteil am Infektionsgeschehen von 16 Prozent, BQ 1 und BQ 1.1 kommen zusammen, hochgerechnet auf den aktuellen Zeitpunkt, auf ca. 13 Prozent:

Mehr Nachweise von Omikron-Sublinien wie BQ.1: Sorge vor neuer Welle | WEB.DE

Ob damit eine Wachablösung der bisher dominierenden Variante Omikron BA.5 bevorsteht, ist wohl Ansichtssache, denn die neuen Varianten stammen alle als Subtypen von dieser ab.

Manche Fachleute hatten schon vor Wochen gesagt, dass die Herbstwelle etwa durch Sublinien wie BQ.1.1 einen Schub bekommen dürfte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schuf kürzlich eine neue Kategorie: Omikron-Subvarianten unter Beobachtung.

Bedenken muss man die Verzögerung bei den Zahlen: „Die RKI-Daten hängen der tatsächlichen Entwicklung hinterher. Der Anteil derzeit liegt unseren Berechnungen zufolge bei circa sechs Prozent für BQ.1 und bei sieben Prozent für BQ.1.1“, sagte Moritz Gerstung vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg der dpa.

So gesehen, hat wohl auch BF.7 einen höheren Anteil als die derzeit ausgewiesenen 16 Prozent erreicht, wenn er sich schneller ausbreitet als BA.5 ex Weitermutationen. So gesehen, geht es um ein Wettrennen zwischen drei Varianten, das einen etwas kuriosen Verlauf zeigt. Alle Welt erwartet höhere Zahlen, die neuen Varianten verdrängen langsam den altersschwachen Ahnen BA.5, aber die Infektionen nehmen gar nicht zu, sondern ab. Ist es doch das für die Jahreszeit wieder einmal ungewöhnlich warme Wetter, das die Ausbreitung bremst? Nebenbei bemerkt: Wir fressen den berüchtigten Besen, wenn dieser Oktober nicht als der wärmste jemals gemessene enden wird. Die Temperaturangabe am Bildschirm unten rechts zeigt gerade auf 22 Grad. In den nächsten Tagen soll es warm bleiben, wenn auch überwiegend knapp unter 20 Grad. Das würde aber nach dem bisher gängigen Ausbreitungsmuster aller Corona-Varianten, Typen und Subtypen die nächste Welle nur verzögern, nicht verhindern. Denn ein Immunflüchtling ist ein Immunflüchtling und kann mit seiner Umgehungsstrategie warten, bis sich die Menschen wieder hauptsächlich in Innenräumen aufhalten.

Soll man unter diesen Umständen die Maskenpflicht beim Einkaufen im Einzelhandel wieder einführen?

Civey-Umfrage: Sollte die Maskenpflicht im Einzelhandel Ihrer Meinung nach wieder eingeführt werden? – Civey

Seit Oktober gilt mit dem neuen Corona-Infektionsschutzgesetz die Maskenpflicht im ÖPNV, in Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Bundesländer können jedoch je nach Infektionslage schärfere Regeln verhängen. Brandenburgs Gesundheitsministerin, Ursula Nonnemacher (Grüne), will die Maskenpflicht beim Einkaufen und für Behördengänge einführen, da Krankenhäuser zunehmend belastet seien.

Der brandenburgische Innenminister Michael Stübgen (CDU) ist laut „MAZ“ gegen die Maskenpflicht-Ausweitung. Verschärfte Maßnahmen seien per Gesetz erst notwendig, „wenn das Gesundheitssystem übermäßig belastet sei“. Ihm zufolge sei die medizinische Versorgung derzeit aber gewährleistet. Ähnlich äußerten sich Abgeordnete der Berliner FDP und CDU. Gesundheitsexperte Christian Zander (CDU) warnte im Tagesspiegel vor Panikmache und forderte klare Grenzwerte.

Das Charité-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Martin E. Kreis hält es indes für sinnvoll, präventiv zu handeln. Eine Überlastung des Gesundheitssystem könne man ihm zufolge durch eine Maskenpflicht in Innenräumen verhindern. Dabei verwies er im rbb auf die gestiegene Anzahl der Intensivbettenbelegung. Kliniken leiden zudem unter dem Ausfall vieler an Corona erkrankter Beschäftigter.

Das Bild ist derzeit so uneinheitlich, dass uns die Antwort nicht leicht fiel, aber wir haben uns letztlich klar für die Wiedereinführung entschieden. Die meisten Menschen haben dazu eine klare Ansicht, aber es sind fast eben so viele, die strikt dagegen sind (37 bzw. 35 Prozent, Stand 28.10., 16:30 Uhr). Die folgenden Zahlen werden dieses Auseinanderdriften belegen: Die Inzidenz bzw. die Neuinfektionen sinken, die Todesfallzahlen steigen aufgrund des zeitlichen Nachlaufs zum Höhepunkt der Herbstwelle vor drei Wochen. Es ist also nicht komplett logisch, Folgen, die erst nach Wochen eintreten, zur Bewertung der aktuellen Lage heranzuziehen. Wir halten uns also hier dann doch an die Inzidenz, und die ist noch immer zu hoch, um keine Masken beim Einkaufen zu tragen. In Berlin gilt für uns persönlich nach wie vor die Grenze von 200, davon sind wir mit ca. 350 noch ein gutes Stück entfernt.

Zu den Zahlen des Tages, sie gelten, wo vermerkt, für die Unterschiede zwischen heute und vorgestern, da wir gestern keinen Corona-Report veröffentlicht haben.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 61,483, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 92.293.

184 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 196). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 148 Fällen (+5 gegenüber vorgestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.665 (3 neue Fälle gegenüber vorgestern).

Wie wird sich das Geschehen in den nächsten Tagen und Wochen weiterentwickeln? Wieder einmal vermissen wir die Glaskugel, die manche Menschen offenbar befragen können, wenn sie heute schon wissen wollen, wie es im nächsten Frühjahr aussehen wird. Aber vielleicht sind die Glaskugeln nur oder vor allem neoliberalen Politiker:innen zugänglich. Die haben sie u. E. auch am meisten nötig, aber das ist schon wieder ein anderes Thema. Der Winter wird kommen, wenn auch dieses Jahr sehr spät, dann wird sich weisen, was die Immunflucht-Mutationen, die jetzt anfangen, sich massiv am Geschehen zu beteiligen, ausrichten oder anrichten werden. Wir verabschieden uns vorsichtshalber schon einmal ins Wochenende. Falls die Zahlen morgen etwa wie erwartet ausfallen werden (weiterhin ein Rückgang der Inzidenz) und es keine sonstigen News oder Erkenntnisse gibt, die man zeitnah melden sollte, melden wir uns am nächsten Dienstag wieder.

TH

Report 212/22 (hier zu 211/22)

Gestern noch haben wir geschrieben, die Inzidenz sinkt, aber langsam. Das war uns vor allem wichtig, um sozusagen mit den neuen Omikron-Varianten BQ 1 und BQ 1.1 wieder die Kurve nach oben zu kriegen, da es heißt, sie breiten sich rasch aus und übernehmen größere Anteile des Infektionsgeschehens und. Offenbar ist der Rückgang bei der bisherigen Hauptvariante BA.5 aber noch stärker als diese Zunahme, denn heute weist das RKI einen Rückgang bei der Inzidenz von mehr als 7 Prozent gegenüber gestern aus. Weiterhin haben wir heute einen Artikel verlinkt, in dem sich 8 Expert:innen zur Lage äußern und vorsichtig oder optimistisch oder vorsichtig optimistisch bezüglich der weiteren Entwicklung der Pandemie sind.

Jemand, der die Pandemie schon für vorbei hält oder gar nicht zur Achtsamkeit rät, ist nicht darunter und dem schließen wir uns an. Heute kam es wieder zu 243 ausgewiesenen Todesfällen und damit zu einer weiteren Steigerung in unserer 14-Tage-Timeline auf 143 (durchschnittlicher Wert innerhalb der letzten 14 Tage inklusive der Wochenenden, an denen das RKI keine Neuinfektions- und Todesfallzahlen mehr meldet). Wir wollen jetzt hoffen, dass diese Todesfallzahlen nicht auf eine sehr viel höhere Letalität der neuen Varianten schließen lassen. Rechnerisch in Deutschland beinahe unmöglich, angesichts der Tatsache, dass die „Neuen“ gerade erst anfangen, maßgeblich am Geschehen teilzunehmen, andererseits sehr bemerkenswert, dass in den USA, wo diese Varianten bereits etwa 20 Prozent des Geschehens ausmachen, trotz viel niedrigerer Infektionszahlen ähnlich hohe Todesfallzahlen verzeichnet werden wie hierzulande. Es bleibt uns im Moment nur, abzuwarten, wie die Zahlen sich entwickeln. Grundsätzlich ist das immer so, aber die Unsicherheit wächst gerade wieder.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 94.787, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 130.074.

243 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 143 Fällen (+2 gegenüber gestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.662 (ein neuer Fall innerhalb der letzten 6 Tage).

Und damit zur heutigen Vertiefungslektüre:

Wo stehen wir in der Pandemie? Anfang, Mitte, Ende? So antworten Experten | WEB.DE

Am Anfang stehen wir hoffentlich nicht, das würde bedeuten, dass das Schlimmste auf jeden Fall noch kommt, und das nach mehr als zweieinhalb Jahren mit Corona, die wir schon unter uns haben.

Die Situation ist verwirrend. Auf der einen Seite verkünden Menschen mit hoher medialer Reichweite – wie etwa US-Präsident Joe Biden Ende September – die Pandemie sei vorbei. WHO-Chef Tedros Ghebreyesus sagt, die Pandemie sei noch nicht vorbei, aber das Ende in Sicht. Gleichzeitig schnellen in vielen Ländern gerade die Corona-Ansteckungen in die Höhe. Auch die Hospitalisierungsrate von Menschen mit COVID-19 und die Zahl der Todesfälle steigen an. Weltweit starben Anfang Oktober 2022 rund 9600 Menschen pro Woche im Zusammenhang mit COVID-19.

In den USA stehen vor allem die Midterms an, und Joe Biden will sich nicht den Patzer leisten, die Covid-Leugner gegen sich aufzubringen, denn solche gibt es sicher auch bei den Demokraten. Außerdem kann Optimismus vor Wahlen nie schaden. In der Tat sind die Infektionszahlen nicht einmal ein Drittel so hoch wie die in Deutschland, wohl aber sind die die Todesfallzahlen vergleichbar, und für uns sind sie der wichtigste Teil des täglichen Covid-Datensatzes. In den USA ist die durchschnittliche Lebenserwartung durch Covid 19 bis Ende 2021 so stark zurückgegangen wie in keinem anderen Top-Industrieland, nämlich um unglaubliche 28 Monate (Deutschland: etwas über 7 Monate, und schon das ist eine [viel zu] hohe Zahl). Ein Turnaround ist zudem nicht in Sicht, angesichts der weiterhin hohen Letalität in den Vereinigten Staaten. Viele Länder hatten zwar Einbrüche bei der Lebenserwartung ihrer Bevölkerung im Jahr 2020, haben diese aber 2021 bereits (teilweise) wieder wettmachen können, wie etwa Frankreich.

Wir müssen uns hier an der deutschen Situation orientieren, und deutet diese wirklich auf ein Ende der Pandemie in nächster Zeit hin? Bemerkenswert fanden wir vor allem zwei Aussagen, die von den zitierten Expert:innen getätigt wurden: Wir sind bei Weitem besser dran als während der Zeit, in der noch keine hohen Impfquoten und weniger Infektionen noch nicht für eine hohe Gesamtimmunisierung sorgten. Und: Das Ende der Pandemie ist Definitionssache. Noch einmal aus dem zitierten Beitrag:

Corona ist noch nicht vorbei (…). Wir stehen wegen der durch Impfungen und/oder Infektionen erworbenen Immunität jedoch an einem völlig anderen Punkt als noch zu Beginn der Pandemie. Wegen des immer noch sehr dynamischen Infektionsgeschehens sind Schutzmaßnahmen notwendig, vor allem um die gefährdeten Menschen in der Gesellschaft vor einem schweren COVID-19-Verlauf zu schützen. Jede und jeder ist hier gefragt, sich verantwortungsbewusst zu verhalten. Es gilt, eine gesunde Vorsicht walten zu lassen, keine Panik, keinen Fatalismus, Vertrauen auf die eigenen und gesellschaftlichen Abwehrkräfte, eine offene, gesellschaftliche Diskussion, die unterschiedliche Ansichten nicht ausblendet, sondern als Qualitätsmerkmal einer vielfältigen Gesellschaft anerkennt.

Unter anderem klingt vor allem bei einem Statement durch, dass man der Politik ohnehin nicht mehr viel Durchsetzungsmacht in Bezug auf Maßnahmen zutraut und man appelliert wider besseres Wissen an die Vernunft der Gesellschaft. Vernünftig wäre es z. B., in Berlin bei einer gegenwärtigen Inzidenz von 385, beim Einkaufen Schutzmasken zu tragen und so ohne große Risiken für die eigene Person die Überlastung der Gesundheitssysteme und die Ansteckung vulnerabler Menschen verhindern / verringern zu helfen. Diese Form von Vernunft ist aktuell bei weniger als 20 Prozent der Menschen zu beobachten. Der nächste Immunflüchtling unter den Corona-Varianten wird sich so richtig ausbreiten können und dann ist Beten angesagt: dafür, dass er eine möglichst geringe Letalität aufweist. Die Widerstandskraft der Bevölkerung ist nämlich gleichermaßen aufgebraucht wie der Wille der Politik, sich mit einer freidrehenden Minderheit anzulegen. Auch die Expert:innen wirken recht entspannt, obwohl sie genau wissen, dass die kommenden Corona-Varianten sich vermutlich wieder wenig um die Immunität gegen die bisherigen scheren werden. in Bemerkungen dergestalt, dass die Gesellshaft halt selbst aufpassen muss, steckt angesichts der bisherigen Beobachtungen ebenjener Gesellschaft oder weiter Teile davon auch ein erheblicher Fatalismus, den wir grundfalsch finden. Seien es die Toten, die uns mahnen oder Long / Post Covid, das vielen von uns bereits zu schaffen macht, es gibt keinen Grund, bereits nachzulassen in unseren Anstrengenen zur Pandemiebekämpfung.

TH

Report 211/22 (hier zu 210/22)

Ist es die Möglichkeit? Eine neue Corona-Variante breitet sich rasant aus und in den großen Medien stand dazu bisher kaum etwas zu lesen. Das ist eine komplett neue Situation: Die mediale Aufmerksamkeit reicht nicht einmal für diesen abermaligen Gamechanger aus. Und darum handelt es sich bei der Subvariante von Omikron BA.5 namens BQ 1.1 offenbar. Die Nachrichten wirken leider sehr vertraut, so man welche erhält:

Als „pretty troublesome“, also „ziemlich lästig“, bezeichnete der US-Immunologe Anthony Fauci die neuen Corona-Varianten, die sich gerade weltweit verbreiten. Explizit warnte der Wissenschaftler vor BQ.1 und deren Unterart BQ.1.1, deren Anteil in den USA, aber auch in Deutschland gerade deutlich zunimmt. (…) Im Gespräch mit dem Sender „CBS News“ warnte er insbesondere vor der rasanten Verdopplungszeit. Binnen einer Woche sei der Anteil der beiden Varianten auf zehn Prozent gestiegen. Zuvor traten diese nur so vereinzelt auf, dass sie in der Liste der Varianten, welche die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) führen, gar nicht auftauchten. BQ.1 und BQ.1.1 machen nach neustem Stand jeweils 5,7 Prozent der Neuninfektionen aus. Beide stammen von BA.5 ab. Experten wie der Epidemiologe Eric Feigl-Ding kritisieren allerdings, dass die Zahlen viel zu niedrig angegeben würden. Wie US-Medien berichten, haben die beiden Varianten in New York sogar schon einen Anteil von rund 37 Prozent .

BQ.1.1: Laut Experte eine der „besorgniserregendsten Varianten“ – FOCUS online

Wir erinnern uns, dass an der amerikanischen Ostküste häufig das beginnt, was dann über die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika hinwegrollt. Und zwar auf eine Weise, die das für Deutschland typische Bild mit steilen Wellenkämmen und -tälern viel gedehnter wirken lässt. So war es bereits im Sommer 2020. Der aktuelle Anteil am Geschehen ist, auch das kennen wir von der Ausbreitungsphase der Omikron-Varianten, vermutlich schon viel höher, als er offiziell ausgewiesen wird, denn die Zahlen werden immer erst zwei bis drei Wochen später verifiziert. In den USA erreichen die Varianten BQ 1 und BQ 1.1 zusammen bereits einen Anteil von 19 Prozent am Infektionsgeschehen, in Deutschland waren es in der KW 40 zusammen knapp 3 Prozent.

Im Vergleich zu der aktuell vorherrschenden BA.5-Variante habe die Sublinie wohl einen Übertragungsvorteil von mehr als zehn Prozent, erklärte Römer weiter. Zudem sei BQ.1.1 „deutlich schneller“ als die Omikron-Variante BA.2.75.2, die jüngst bereits in mindestens 35 Ländern und in 20 US-Bundesstaaten aufgetaucht ist. Schon jetzt stiegen die deutschen Fallzahlen so stark an wie im Vorjahr, obwohl die neuen Varianten gerade noch gar keine große Wirkung zeigten. Die nächsten Monate könnten demnach „eine holprige Fahrt“ werden.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/138390/EU-Gesundheitsbehoerde-prognostiziert-Anstieg-von-BQ-1-und-BQ-1-1

Auf den steilen Anstieg, den wir als Herbstwelle in unserer Inzidenzgrafik kenntlich gemacht haben, können die neuen Varianten aber noch keinen so großen Einfluss gehabt haben, denn vor zwei Wochen lag die Quote bei just dem oben erwähnten Prozentsatz. Gut möglich, dass er sich mittlerweile angesichts der enormen Ausbreitungsgeschwindigkeit verdreifacht hat, aber gegenwärtig sinken die Neuinfektionszahlen ja wieder. Wenn auch nicht sehr stark, das muss man erwähnen, obwohl heute der Effekt, dass die Zahlen zum Wochenbeginn stark ansteigen und auch die Inzidenz hochgesetzt werden muss, nicht zu sehen ist. Es scheint sich also um einen noch stabilen Abwärtstrend zu handeln.

Auch die 14-Tage-Linie (blau) in unserer Inzidenzgrafik ist deutlich unter Null gefallen.

Die Medien greifen die neuen Varianten nun doch auf, heut gab es vermehrt Meldungen dazu. In der ersten verlinkten und zitierten Quelle ist auch zu lesen, dass BQ 1.1 uns möglicherweise die nächste Welle bescheren wird, spätestens gegen Ende November. Nun ist die gegenwärtige Welle aber noch gar nicht abgeklungen und wir hoffen, dass sich das Basisniveau, das sich schon in den Tälern zwischen den bisherigen Wellen immer leicht erhöht hat, nicht noch weiter steigert. Es ist eminent wichtig, dass es auch Momente gibt, in denen man ein wenig durchatmen kann.

Was uns besonders betroffen macht, ist, dass die Todesfallzahlen im Moment eine gegenläufige Entwicklung zur Inzidenz zeigen und höher liegen als am Gipfel der Sommerwelle bzw. zwei bis drei Wochen später. Das kann noch nicht auf die neuen Subvarianten zurückzuführen sein, die erst vor wenigen Wochen begannen, relevante Anteile an den Neuinfektionen zu gewinnen. Wir haben diese Tendenz letzte Woche bereits beschrieben, sie setzt sich heut verstärkt fort. 273 Todesfälle sind die höchste Zahl dem 26.04.2022. Die Neuinfektionszahlen lagen damals auf einem ähnlichen Niveau wie jetzt und waren hauptsächlich der Variante BA.2 geschuldet, aber die folgende Sommerwelle mit BA.5 als dominierendem Typ zeigte weniger Tote in Relation zu den Infektionen.

Wir werden noch etwas warten müssen, bis Klarheit über die Letalität der neuen Varianten herrscht und können uns einstweilen nur an den Zahlen aus den USA orientieren. Was wir dort sehen, überrascht uns allerdings nicht, weil wir täglich die weltweiten Infektionszahlen kurz checken: Die USA sind gar nicht vorne. Vielmehr ist es Deutschland, das für nicht weniger als ca. 22 Prozent aller Fälle steht. In den USA waren die Zahlen außerdem in der abgelaufenen Woche viel deutlicher rückläufig als in Deutschland. Wo die USA allerdings immer noch leicht vorne liegen, das sind die Todesfallzahlen. Wirklich verblüffend, angesichts eines Infektionsverhältnisses von 1:3,5 gegenüber Deutschland, die hiesigen Zahlen sind wiederum mit Abstand höher als in jedem anderen Land außer den USA. Das ist eine überaus traurige Feststellung, die auch spiegelt, dass Deutschland zu den Ländern zählt, in denen die Lebenserwartung auch 2021 gesunken war. Im ersten Corona-Jahr wiesen viele Länder diese Tendenz auf, aber einige davon haben 2021 bereits den „Turnaround“ gepackt. Die USA gehören wiederum nicht dazu, das war leider zu erwarten. Wir werden uns mit diesen Zahlen demnächst noch etwas näher befassen und sehen, wie Deutschland im Verlauf der Pandemie gegenüber anderen Ländern immer schlechter abschneidet.

Die Zahlenreihen haben wir dieses Mal an den Schluss gestellt, da sie weniger spektakulär sind als das, was sich gerade eben nicht so deutlich in ihnen spiegelt: Dass wir offenbar vor einer abermaligen Variantenwende stehen.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.)  

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 115.534, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 150.052.

273 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 141 Fällen (+13, Veränderung innerhalb vier Tagen).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.661 (keine neuen Fälle seit vier Tagen).

Wir werden uns in den nächsten Tagen selbstverstänlich weiter mit den neuen Varianten befassen, auch mit den bisher vorliegenden Einschätzungen bezüglich der „Immunflucht“ und wie wirksam die BA.5-Booster bei diesen neuen Varianten noch sein werden.

TH

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.)  

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 115.534, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 150.052.

273 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 141 Fällen (+13, Veränderung innerhalb vier Tagen).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.661 (keine neuen Fälle seit vier Tagen).

Wir werden uns in den nächsten Tagen selbstverstänlich weiter mit den neuen Varianten befassen, auch mit den bisher vorliegenden Einschätzungen bezüglich der „Immunflucht“ und wie wirksam die BA.5-Booster bei diesen neuen Varianten noch sein werden.

TH

Report 210/22 (hier zu 209/22)

Wir haben im Report 209 eine Änderung angekündigt. Der letzte Corona-Affenpocken-Report der Woche heißt nicht mehr Corona-Affenpocken-Report. Wir behalten die Affenpocken zwar als Hashtag für die Socia-Media-Veröffentlichung bei, aber das Thema ist in Deutschland weitgehend erledigt. Kaum zu glauben, es ist mal irgendwas erledigt. Innerhalb der letzten 7 Tage gab es nur noch 6 neue Fälle und bisher noch keinen Todesfall wegen Affenpocken in Deutschland.

Vielmehr denken wir darüber nach, den Corona-Report zu einem Gesundheitsreport umzuwandeln und auszubauen. Vorerst heißt er aber wieder Corona-Report, wie zu Beginn.

Und was ist das Wichtigste am heutigen Report? Die Herbstwelle geht leicht zurück, aber die Todesfallzahlen steigen weiter. Sie liegen sogar höcher als auf dem Gipfel der Sommerwelle, mithin weist die Herbstwelle eine höhere Letalität aus. Und diese Toten klagen an, denn viele Todesfälle wäre bei solidarischem Verhalten der Bevölkerung und bei mehr Konsequenz und Vertrauenswürdigkeit der Politik vermeidbar gewesen. Die Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.)  

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 74.631 in der Vorwoche lag der Wert bei 91.508.

203 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 178, vorgestern 223). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 128  Fällen (+7, Veränderung innerhalb von zwei Tagen).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.661 (+3 innerhalb von zwei Tagen).

Die Inzidenzgrafik zeigt ein Zusteuern der 14-Tage-Linie auf den Nullpunkt von oben, man kann auch sagen, sie stürzt in die Tiefe. Die Welle ist auf jeden Fall erst einmal gebremst, möglicherweise gebrochen. Das heißt nicht, dass es im Winter nicht schon wieder anders aussehen könnte, aber dann wohl nur mit einer abermals neuen Variante als dominierendem Treiber:

Ein richtig fettes Sachthema haben wir heute nicht, weil wir in den letzten Reporten alles brav abgearbeitet haben, was in letzter Zeit bezüglich Corona diskutiert wurde. Daher heute mal etwas, das eher spekulativ ist: Könnten die schmelzenden Gletscher der Arktis Viren freisetzen, die neue Pandemien auslösen? Hier hören Sie etwas mehr dazu.

Etwas Off Topic haben wir auch noch. Erstmals in diesem Jahr waren wir heute auf zwei großen Demos, und zwar direkt hintereinander und unzählige Eindrücke konnten wir mitnehmen. Zum Beispiel diesen: Kaum jemand trägt noch eine Maske und vor allem bei der zweiten Demo, der wohl größten, auf der wir seit unserem Umzug nach Berlin waren, war es unglaublich eng und emotional. Wegen der unglaublich vielen Menschen auf dichtem Raum hatten wir für einen Moment sogar etwas wie Herzrasen oder ein Engegefühl, weil wir das nicht gewöhnt sind und außerdem das Fahrrad dabeihatten, was ein Fortkommen in der dichten Menge zeitweile völlig ausgeschlossen hat. Komischerweise glauben wir trotzdem nicht, dass wir uns das Virus eingefangen haben. Es ist nicht rational zu erklären, aber Corona hält sich bisher von uns (soweit wir wissen) und auch von solchen Events seltsamerweise immer einigermaßen fern, wenn sie in Berlin stattfinden.

TH

 

Report 209/22 (hier zu 208/22)

Heute zeigen wir Ihnen einen kurzen Kurzreport als „Zwischenversion“ und reißen das Thema „Qualität von FFP2-Masken“ kurz an, bevor es morgen zu Änderungen und der Hervorhebung eines Themas kommen wird, das zeigt, wie miserabel das Corona-Management in Deutschland ist. Aus Zeitgründen beschränken wir uns heute auf die aktuellen Zahlen, bereiten Sie mit dem Titel aber schon auf das morgige Hauptthema vor.

Die Inzidenz ist heute leicht gesunken, rasant steigen jedoch die Todesfallzahlen an. Im 14-Tage-Vergleich gab es seit dem 15.10. eine Zunahme um mehr als 20 Prozent bei den täglichen Fallzahlen. Dies ist die Folge der mit erheblicher Geschwindigkeit ansteigenden Herbstwelle vor wenigen Wochen. Zur Vorbereitung deshalb heute nicht die Inzidenzgrafik, sondern die Todesfallzahlen auf aktuellem Stand:

Aufgrund eines Fehlers beim Aufgriff von Datensätzen aus der Tabelle, die der obigen Darstellung zugrundeliegt, ist uns erst heute, bei der Korrektur dieses Fehlers, sozusagen ins Gesicht gesprungen, wie massiv die Todesfallzahlen wirklich gestiegen sind: Von durchschnittlich knapp 100 innerhalb weniger Tage auf mehr als 120 (14-Tage-Durchschnitt). Das ist mehr als jemals während der Sommerwelle und bestätigt etwas, was wohl die meisetn ahnen dürften und was wir morgen ausführlicher besprechen werden: Deutschland schneidet in Sachen Corona relativ zu anderen Ländern immer schlechter ab.

Das war 2021 bereits deutlich sichtbar und wird sich 2022 nach allem, was wir bisher sehen, verstärkt fortsetzen. Letztlich geht es dabei um eine Messgröße für den Wohlstand und den Zustand von Menschen in einem Land: um die Lebenserwartung. Es gibt kein Leugnen mehr, weder für die ignorante Politik noch für die bösartigen Verharmloser der Pandemie: Deutschland zieht blank, und das liegt sicher nicht an zu weit ausgebauten Maßnahmen. Denn welche Maßnahmen sollen das wohl noch sein, die gegenwärtig für steigende Todesfallzahlen sorgen könnten? Quer oder verquer: Denken ist oft Glücksache, aber mitten in einer Phase der Pandemie, in dem wir auch aus dem Umfeld erfahren, dass Menschen sich mehrfach mit Covid19 anstecken, die sich haben brav impfen lassen, glauben wir nach wie vor: Sie werden bessere Chancen haben, mit milden Verläufen „davonzukommen“ als jene, die sich der Vernunft verweigern. Wenn man so will, ist das eine der letzten Sicherheiten, nachdem nun auch das Masken tragen aus einem Grund wieder ins Visier des Zweifels geraten ist, der nichts damit zu tun hat, dass es generell nicht sinnvoll wäre. Im Gegenteil, es geht darum, dass wir von denen, die Masken für den Anti-Corona-Gebrauch zulassen, nicht vor Schrott geschützt werden.

Zunächst aber zu den heutigen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 116.806 in der Vorwoche lag der Wert bei 145.213.

223 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 121 Fällen (+20, eingerechnet die Tatsache, dass zuvor die letzten Tage in der Datenreihe gefehlt haben, die wir für unsere Grafik verwenden = die Erfassung war korrekt, aber wurde seit dem 15.10. nicht mehr in der Grafik abgebildet).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.658 (+2).

Derweil gibt es Ärger mit den FFP2-Masken. Die Stiftung Warentest empfiehlt nur 4 von 32 getesteten Modellen. Um ehrlich zu sein: Keines dieser vier Modelle haben wir jemals zu Gesicht bekommen, geschweige denn vor dem Gesicht getragen. Auffällig ist, dass es dabei offenbar heimische Hersteller sind, welche die Nase buchstäblich vorn haben und dass die Masken kaum teurer sind als Discount-Angebote, bei denen man sofort merkt, dass sie nicht hochwertig sind. Auch unter den Maskenmodellen, die wir bisher getragen haben, gibt es erstaunliche Unterschiede bei Sitz und Verarbeitungsqualität. Sind diese Masken nicht irgendwie genormt? Egal, in diesen Zeiten geht irgendwie alles und kaum etwas erreicht auch nur annähernd vernünftige Qualitätsmaßstäbe. So gesehen, kann man sehr wohl am Sinn von FFP2-Masken zweifeln, wenn so viele Fabrikate nicht den Anforderungen für einen wirksamen Schutz entsprechen.

Wir hätten gerne mehr Positives berichtet, aber woher nehmen? Dass die Fallzahlen, die Neuinfektionen rückläufig sind, nun ja. Die Inzidenz ist weiter viel zu hoch, es wird kälter und damit steigt die Gefahr für mehr Ansteckungen wieder; die Todesfallzahlen sind nicht mehr und nicht weniger als ein Desaster und ein Armutszeugnis für ein Land, das einmal medizinisch weltführend war. Erst jetzt merkt man so richtig, wie weit es durch die neoliberale Ideologie gekommen ist, auch wenn man nicht seit Jahren mit Ggenständen wie dem Pflegenotstand befasst war. Auffällig, aber kein Zufall, dass die Vorreiter dieser menschenverachtenden Ideologie, die USA, ebenfalls in Sachen Corona-Management ganz schlecht abschneiden.

TH

Report 208/22 (hier zu 207/22)

Im Vergleich zu  unserem gestrigen Report wird der heutige kürzer. Die Zahlen haben sich nur wenig verändert, bis auf eine: Gestern wurden 248 Todefälle gemeldet. Das ist die höchste Zahl seit dem 25.04. (343, nächstniedrigere Zahl danach: 246, einen Tag später). 

Wir weisen immer wieder darauf hin, dass Infektionszahlen, die man ungehindert ansteigen lässt, mit einiger Verzögerung zu solchen Ergebnissen führen müssen und dass es deswegen mehr als fahrlässig ist, die Pendemie nicht mehr ernstzunehmen. Auch die Zahl derer, die mit langfristigen Covid-Folgen kämpfen müssen, steigt unweigerlich, wenn man nichts gegen die hohen Infektionszahlen unternimmt. Der Anstieg bei den Todesfällen beruht auf der stark steigenden Inzidenz vor zwei bis drei Wochen., im Durchschnitt der letzten 14 Tage haben wir jetzt wieder die Zahl von 100 Todesfällen pro Tag überschritten. Zeichen deuten darauf hin, dass die Letalität etwas höher liegt als während der Sommerwelle, aber das für eine genaue Auswertung ist es zu früh, weil noch kein Ende der Herbstwelle definiert werden kann. 

Hier die aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 130.074 in der Vorwoche lag der Wert bei 136.748.

248 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 101 Fällen (+1).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.656 (+1).

Im 14-Tage-Vergleich steigt die Inzidenz immer noch an, obwohl sie seit dem vergangenen Wochenende per Saldo rückläufig ist:

Weil dieses Thema von den Maßnahmegegnern konsequent unterschlagen wird, befassen wir uns auch heute wieder mit Long Covid und, zur Abgrenzung, mit Post Covid. Was ist was? Offenbar werden die Begriffe nicht einheitlich verwendet und „Post Covid“ ist für uns ein neuer Terminus, hier lesen Sie mehr darüber. Allgemein wird viel zu wenig auf diese Thematik eingangen, heißt es auch von der WHO, wir zitieren:

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus schlägt nun Alarm. Long Covid habe verheerende Auswirkungen auf das Leben von Dutzenden Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Es richte zudem großen Schaden für die Gesundheitssysteme und die Wirtschaft an. „Die Welt hat bereits eine beträchtliche Anzahl von Arbeitskräften durch Krankheit, Tod, Erschöpfung und irregulären Ruhestand verloren, da die Anzahl derer, die auf lange Zeit arbeitsunfähig sind, zunimmt, was nicht nur Auswirkungen auf das Gesundheitssystem hat, sondern auch die Gesamtwirtschaft beeinträchtigt.“

He, Neoliberale, die Wirtschaft! In Deutschland so: Wir sind ja ein Arbeitskräfte-Importland, wird schon immer wieder jemand herkommen, der günstigerweise auch vom Arbeitsrecht wenig Ahnung hat und den man gut ausbeuten kann. Die Folgen von Long Covid muss die Gesellschaft tragen, wie immer halt, wenn Gewinne privatisiert und Kosten vergesellschaftet werden. Wir zitieren eine weitere Stelle:

Die ansteigende Anzahl an Long-Covid-Fällen wird gleichzeitig immer mehr zu einer Belastung auch für das medizinische Personal und die Gesundheitssysteme in den jeweiligen Ländern. Die WHO sieht daher dringenden Handlungsbedarf. Die Länder müssten auf die Patienten hören, bessere Daten sammeln, Informationen unter den Staaten austauschen und die Gesundheitspolitik gemäß den Erkenntnissen ausrichten.

„Die Staaten müssten zugleich in ihre Gesundheitssysteme investieren und die Long-Covid-Forschung entschlossen vorantreiben, so WHO-Chef Tedros. So könnten Therapiemethoden entwickelt werden, während gleichzeitig die Patienten, die nicht mehr arbeiten können, finanziell unterstützt werden müssten.“

Wir haben in letzter Zeit häufiger mit dem Gesundheitssystem zu tun gehabt, als uns lieb war. Zum Glück nicht wegen einer Corona-Infektion. Sonst wäre zu dem Eindruck, dass dieses System immer mehr zu einer Cashcow ausgebaut wird, in der nur der Profit zählt und der Beobachtung, dass weite Teile dieses Systems, besonders diejenigen, die man nicht so schön durchfinanzialisieren kann, aus dem letzten Loch pfeifen, noch die Unsicherheit gekommtn, was nun passieren könnte, wenn es zu Langzeitfolgen kommt. Vermutlich würde es so laufen, dass an ein paar Symptomen herumkuriert werden würde, die man besonders gut zu Fallpauschalen verdichten kann, ohne Rücksicht auf das Gesamtbild und dessen Ursachen. Wir hoffen einfach nur, dass dieser Kelch an uns vorübergehen wird.

TH

Report 207/22 (hier zu 206/22)

Unser erster Corona-Report in dieser Woche meldet Ihnen, dass sich die Inzidenz zuletzt nicht mehr wesentlich erhöht hat – nach dem ohnehin üblichen Rückgang, den ihr das RKI übers Wochenende angedeihen lässt. Die Ausschläge sind demnach etwas weniger heftig geworden. Weiterhin beschäftigen wir uns mit der Corona-Politik in China, eine Abstimmung über die Maskenpflicht für Berliner:innen und warum u. a. wegen Long Covid das Team Vorsicht die bessere Wahl ist und in den USA werden Impfstoffe für Kinder ab 5 Jahren freigegeben.

Sicherlich hat das bessere Wetter eine Rolle beim Abklingen des Corona-Geschehens gespielt, sofern man die heute gemeldete Zahl von ca. 150.000 Neuinfektionen so bezeichnen kann. Relativ zum Dienstag der vorausgegangenen Woche ergibt das eine Absenkung um 25.000 Fälle. Allerdings liegt die Zahl der gemeldeten Corona-Todesfälle heute bei 209, dies wiederum ist eine Folge des Anstiegs der Infektionen in den Wochen zuvor. Der Durchschnitt an Todesfällen während der letzten 14 Tage liegt nun wieder bei ca. 100.

Die Zahlentafel haben wir heute nach hinten gestellt und fangen mit dem Ausland an: China fährt bekanntlich eine mittlerweile weltweit einmalige Corona-Strategie. Im verlinkten Artikel wird außerdem ein größeres Fass aufgemacht, unser Verhältnis zu China betreffend. In diesem Thema sind wir insofern engagiert, als wir die hier beschriebenen Entwicklungen und Konsequenzen schon seit Jahren im Blick haben und uns dazu äußern, unabhängig von Corona: Corona-Politik in China: „Die Hoffnung auf Lockerungen läuft ins Leere“ (t-online.de)

In den USA hingegen hat die FDA in der vergangenen Woche Booster für Kinder ab fünf Jahren freigegeben:  Aktualisierte Covid-19-Auffrischungsimpfungen auf Kinder ab 5 Jahren ausgeweitet | Cnn

Das sind natürlich zwei grundverschiedene Ansätze bzw. Akzentuierungen, Und wie bei uns? Gibt es da überhaupt einen Ansatz zur Corona-Bekämpfung? Wie hätten Sie es gerne?

Civey-Umfrage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Corona-Maßnahmen bei stabiler Infektionslage im Frühjahr 2023 beendet werden? – Civey

Erklärungstext dazu:

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) erwägt ein Ende der Coronamaßnahmen im Frühjahr 2023. In der Bild am Sonntag erläuterte er: „Wenn die Lage in den Krankenhäusern diesen Winter stabil bleibt, gehört Corona ab dem Frühjahr mit großer Wahrscheinlichkeit zum allgemeinen Lebensrisiko und die letzten Maßnahmen könnten auslaufen.“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verkündete indes am Freitag den Beginn einer neuen Herbst- und Winterwelle und warnte daher vor voreiligen Lockerungen. In einer Pressekonferenz mit RKI-Chef Lothar Wieler erklärte er, dass sich die vorherrschende Omikron-Variante BA.5 sehr schnell verbreite. Er erwarte, dass die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz, die aktuell bei 400 liegt, bald einen vierstelligen Wert erreiche.

Der Virologe Helmut Fikenscher geht zwar von steigenden Fallzahlen in den nächsten Monaten aus, mit „häufigeren schweren oder tödlichen Erkrankungen“ rechnet er aber nicht. Dabei verwies er laut dpa auf den weitreichenden Impfschutz in der Bevölkerung. Auch Lauterbach erinnerte am Freitag an die Wichtigkeit der Impfung. Insbesondere die zweite Auffrischungsimpfung würde das Sterberisiko bei Älteren deutlich senken.

Wenn Sie über 60 Jahre alt sind, so empfiehlt es auch die Stiko, lassen Sie sich den zweiten Booster setzen. Aber was denken Sie über Marco Buschmann & Co.? Nach unserer Ansicht kann es auf die Frage nur eine Antwort geben. Es ist nicht diejenige, die 44 Prozent der Abstimmenden ganz klar präferieren oder doch überwiegend (weitere 15) Prozent, nämlich alles abschaffen. Es ist auch nicht die, die etwa 30 Prozent ganz oder überwiegend für richtig halten: alles weiterlaufen lassen. Angesichts der Tatsache, dass wir hier ein halbes Jahr vorausschauen wollen, kann es nur eine richtige Antwort geben, und die haben neben uns nur ca. 15 Prozent der Abstimmenden gefunden: unentschieden. Es kommt schlicht darauf an, wie dann die Lage sein wird. Die Kaffeesatzleserei von Herrn Buschmann und einigen anderen, die am liebsten das Pandemieende per Dekret beschließen würden, wird langsam unerträglich und woran sie orientiert, ist wissen wir auch: An den Interessen des Kapitals. Und weil dieses durch die Energiekrise noch mehr Druck auf die Politik ausüben kann, wird diesen Interessen vermutlich auch nachgegeben werden, gleich, wie die Lage im Frühjahr sein wird. Das schafft ein Gefühl von Unsicherheit, weil wir wissen, dass es nicht vorrangig um unseren Schutz geht. In Berlin hingegen wird gerade über die Wiedereinführung der Maskenpflicht in mehr Bereichen des öffentlichen Raums nagedacht als bisher, obwohl die Inzidenz hier unter dem Bundesdurchschnitt liegt:

Civey-Umfrage: Sollte die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen Ihrer Meinung nach aufgrund aktuell steigender Corona-Infektionszahlen wieder eingeführt werden? – Civey

Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen fordert die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne), die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen einzuführen. Das würde Supermärkte und Geschäfte betreffen, Museen, Hochschulen und Volkshochschulen. Sollte die Lage ernster werden, könne die Maskenpflicht auf weitere Innenräume ausgeweitet werden, z. B. auf Restaurants, Theater oder Kinos.

Gote verweist auf die „sehr starke Belastung der Krankenhäuser durch die Herbstwelle“. Zuletzt erfasste das RKI 114.198 Neuinfektionen in Deutschland. Laut Tagesspiegel erwarte Gote in den nächsten 16 Tagen, dass sich die Zahl der Hospitalisierungen verdoppeln werde. Ähnlich äußerte sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) im NDR. DKG-Vorstandschef Gerald Gaß hält eine Rückkehr zur Maskenpflicht daher für sinnvoll.

Kritik an Gotes Idee gibt es seitens der FDP und der CDU. Der Berliner FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja warf Gote auf Twitter vor, mit ihrer Überreaktion „Schaden“ und „Ärger“ zu verursachen. Eine Rückkehr zur Maskenpflicht wäre „verheerend”. Der gesundheitspolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion Christian Zander warnte vor Panikmache und fordert „einen klaren Kurs” in der Coronapolitik.

Die Umfrage wurde vorgestern aufgesetzt. Wir haben angesichts der aktuellen Umstände, also der „Herbstwelle“, mit „eher ja“ gestimmt und damit im Blick behalten, dass die Inzidenz wieder kurzfristig stark sinken könnte, immerhin wäre dies möglich und damit auch eine Neubewertung der Lage angeraten. Erstaunlicherweise gibt es für diese Ansicht sowie „eindeutig ja“ eine satte absolute Mehrheit. Korrespondiert das mit dem Abstimmungsverhalten in der vorherigen Umfrage? Nach unserer Ansicht nicht sehr gut, es sei denn, viele Menschen denken, jetzt muss es sein, aber im Frühjahr ist es auf jeden Fall vorbei.

Unser letztes Thema: Wie gehen Menschen mit Corona um, die sich infiziert haben? Eine Krankenkasse hat versucht, das statistisch herauszuarbeiten und darauf basiert die folgende Statista-Grafik:

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz 

 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar. 

Fast zehn Prozent der Deutschen gehen bei einer bestätigten Corona-Infektion weiterhin ins Büro oder in den Betrieb, 17 Prozent arbeiten im Homeoffice und acht Prozent machen die Entscheidung vom Arbeitsaufkommen abhängig. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Online-Umfrage der Betriebskrankenkasse Pronova BKK zum Thema „Arbeiten 2022“. Wie unsere Grafik zeigt, wartet ein großer Anteil der Deutschen mit der Rückkehr zur Arbeit allerdings auch, bis alle Symptome verschwunden sind.

33 Prozent aller Befragten gaben an, bei einer Corona-Infektion nicht vorschnell zu ihrer Arbeit zurückzukehren und sich stattdessen komplett auszukurieren, 16 Prozent waren angeblich noch nicht mit dem Virus infiziert. Durch die die Immunisierung besser umgehende, statistisch gesehen aber häufiger für asymptomatische Verläufe sorgende Omikron-Variante könnte die entsprechende Prozentzahl allerdings auch deutlich niedriger liegen.

Das Phänomen, dass Beschäftigte auch krank zu Arbeit erscheinen, ist als Präsentismus bekannt. Wie schädlich es sein kann, den Körper bei einer Virusinfektion zusätzlicher Belastung auszusetzen, erklärt Pronova-BKK-Beratungsarzt Gerd Herold gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wer sich nicht in Ruhe auskuriert, riskiert, dass Viruserkrankungen auch Herz oder andere Organe angreifen oder sich durch Medikamente unterdrückte Symptome verschlimmern“, so Herold.

Derzeit bereitet sich die deutsche Politik auf einen erneuten Anstieg der Corona-Fälle in den kommenden Herbst- und Wintermonaten vor. Obwohl Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der erneuten Durchfinanzierung kostenloser Bürger:innentests kürzlich eine Absage erteilt hat, könnte ein robustes und umfassendes Testsystem bald wieder nötig werden.

Laut RKI liegt die aktuelle Inzidenz bei 687,5, die Dunkelziffer aufgrund ausbleibender PCR-Tests dürfte laut Einschätzungen von Expert:innen höher liegen. Aufgrunddessen fordert Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen wie Supermärkten oder öffentlichen Gebäuden. „Sobald die Inzidenz über 1.000 klettert, müssen wir auch eine Maskenpflicht für Bars, Gastronomie und Restaurants in Betracht ziehen. Dann haben wir nämlich in Wirklichkeit eine Inzidenz von 3.000“, ergänzt Nießen gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Zu den „angeblich“ noch nicht Infizierten nach obiger Lesart zählen auch wir, wohl aber zu den Immunisierten durch bisher dreifachen Impfschutz. Gerade gibt es aber in unserem Umfeld jemanden, der möglicherweise frisch infiziert ist und dem wir raten möchten: So achtsam mit sich selbst wie möglich sein! Nun wissen wir, dass unsere Wirtschaftsordnung gute Ratschläge meistens teuer, manchmal aber unbezahlbar macht. Selbstständige, Honorarkräfte, auch viele Angestellte können nicht einfach zuhause bleiben, wenn sie nicht wirklich für alle sichtbar schwer erkrankt sind, am besten so, dass sie gar nicht zu Hause sind, sondern stationär behandelt werden müssen. In solchen Fällen sieht auch der letzte … nun ja, sehen die meisten, es geht nicht anders. Bei leichten Symptomen hingegen müssen Menschen, die nicht sehr gut abgesichert sind, oft ran, ob sie möchten oder nicht. Einer der Gründe, unabhängig von Corona, warum Beamt:innen so alt werden. Sie haben diesen ökonomisch-sozialen Druck nicht.

Wenn man das Ganze weiterdenkt und die erhebliche Untererfassung von Corona-Fällen ins Visier nimmt, die viele Experten annehmen und die auch das RKI immer wieder herausstellt, wenn es um die Validität der von ihm veröffentlichten Daten geht, dann würde das sogar bedeuten, dass derzeit unzählige Menschen geschädigt werden, die gar nicht wissen, dass sie infiziert waren und eventuelle leichte Symptome anderen Ursachen zuordnen oder erst einmal gar keine erkennbaren Symptome aufweisen. Auch zu dieser Gruppe könnten wir theoretisch gehören, die sich unerkannt trotz Impfungen angesteckt hat, aber Symptome nicht zuordnet, weil z. B. in letzter Zeit noch andere gesundheitliche Probleme zu beheben waren, die dafür ohne Probleme als Ursache gelten könnten. Das ist kein schönes Gefühl. Alle bisherigen PCR- und Antigen-Tests waren negativ. So weit, so gut, aber wir ließe uns bisher auch mangels dem Virus zugeordneten Symptomen nur testen, wenn die Corona-App auf Rot sprang.

Es ist und bleibt nicht einfach, mit der Pandemie sachgerecht umzugehen und sicher machen wir auch nicht alles richtig. Aber im Sinne der Gesundheit der Menschen muss immer mitgedacht werden: Die Folgen von Corona können gravierend sein, auch wenn es nicht zum Todesfall kommt. Und manchmal laufen sie unter dem Radar.

Dieses Mal die Zahlentafel zum Schluss:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

 

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 150.052, in der Vorwoche lag der Wert bei 172.536.  

209 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 100 Fällen (+10, Anstieg seit 14.10.2022).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.655 (3.654 am 14.10.2022).

TH

Report 206/22 (hier zu 205/22)

Vorgestern kam der Inzidenzanstieg innerhalb der Herbstwelle bereits beinahe zum Stehen, gestern war ein leichter Rückgang zu verzeichnen, heute setzt sich der Rückgang beschleunigt fort. Allerdings liegt die 7-Tage-Inzidenz immer noch höher als am höchsten Punkt der Sommerwelle, daher ist es berechtigt, von einer Herbstwelle zu sprechen.

Gestern hatten wir aufgrund der geringen Bewegung auf einen Report verzichtet, dafür enthält die Freitagsausgabe wieder viele Infos, dieses Mal besonders zur in Rede stehenden Wiedereinführung der Maskenpflicht in öffentlichen Räumen. Außerdem: Sollte man Corona nun wie eine „normale“ Atemwegserkrankung behandeln? Zunächst zu den aktuellen Daten: 

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 114.198, in der Vorwoche lag der Wert bei 174.112. Der starke Rückgang könnte auch damit zu tun haben, dass in der Vorwoche aufgrund des Feiertags am 03.10. nur vier Erfassungstage vorlagen. Die Inzidenz jedenfalls stieg im selben Zeitraum um fast 200 Punkte an.

165 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 90 Fällen (+7, Anstieg innerhalb der letzten beiden Tage).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.654 (keine Veränderung heute, gestern +4).

Die Inzidenz in den einzelnen Bundesländern beträgt:

  • Saarland 1.461,5
  • Bayern 962,4
  • Hessen 948,8
  • Rheinland-Pfalz 919,9
  • Niedersachsen 813,4
  • Sachsen-Anhalt 726,0
  • Brandenburg 720,6
  • Bremen 692,0 
  • Mecklenburg-Vorpommern 661,3
  • Baden-Württemberg: 790,4
  • Sachsen 648,6
  • Nordrhein-Westfalen 628,9
  • Thüringen 614,6
  • Schleswig-Holstein 587,1
  • Berlin 466,5
  • Hamburg 281,1

Die Spreizung der Inzidenzwerte zwischen den Bundesländern ist erheblich, wie meistens, wenn das Infektionsgeschehen sehr aktiv ist. Das Verhältnis zwischen dem Saarland als Land mit der höchsten Inzidenz und dem „Schlusslicht“ Hamburg beträgt 5,2:1. Allerdings hat sich die Inzidenz in Hamburg innerhalb der letzten Tage erstaunlich rasch vermindert. Würde es sich dabei um einen Berliner Wert halten, würden wir schreiben: Es ist vermutlich nur eine kleine Erfassungspause, die sich darin ausdrückt. In Berlin ist der Wert seit Tagen recht stabil und sollte die Herbstwelle schon brechen, könnten wir hier mit einem Höchstwert von weniger als 500 davongekommen sein.

Trotzdem ist es gerade die Stadtpolitik von Berlin, die besonders eifrig um eine Wiedereinführung / Erweiterung er Maskenpflicht diskutiert:

Einkaufen oder Museum ohne Maske – damit ist es in Berlin vielleicht bald wieder vorbei. Auch in anderen Bundesländern wird über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen nachgedacht. Überlegungen aus der Berliner Gesundheitsverwaltung dazu wurden am Mittwoch bekannt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rief die Bundesländer dazu auf, die Möglichkeiten für Corona-Maßnahmen im geänderten Infektionsschutzgesetz zu nutzen, „insbesondere die Maskenpflicht in den Innenräumen“. Erste Verschärfungen bei Corona-Maßnahmen deuten sich an | WEB.DE

Inzwischen sind wir schon etwas weiter:

Berlin – Nach einigem Wirbel auch innerhalb der rot- grün-roten Koalition hat Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote ihren für manche überraschenden Vorstoß zur Verschärfung der Corona- Maskenpflicht verteidigt. Gote verteidigt Vorstoß zu verschärfter Maskenpflicht | WEB.DE

„Aktuell handelt es sich um einen Vorschlag von Senatorin Gote, der noch nicht im Senat besprochen wurde“, sagte [die Regierende Bürgermeisterin] Giffey am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es seien viele Punkte offen. Giffey hat offene Fragen nach Gote-Vorstoß zu Maskenpflicht | WEB.DE

Offenbar ist die grüne Gesundheitssenatorin vorgeprescht. Was wir, anders als sie, nicht gesehen haben: Dass in Berlin die Zahlen in den letzten Tagen dramatisch angestiegen sind. Berlin hat seit einigen Tagen den am meisten statisch wirkenden Verlauf aller Bundesländer auf relativ niedrigem Niveau. Wir sind trotzdem für eine Maskenpflichterweiterung, denn eine Inzidenz von fast 500 weist darauf hin, dass die Lage nicht „normal“ ist. Was Gote meint: Es gab vor etwa einer Woche einen größeren Sprung, zuvor lag die Inzidenz in Berlin unter 300. Zum Vergleich: Im Saarland, Inzidenz fast 1.500, einzelne Landkreise liegen über 2.000, belässt es der Gesundheitsminister bei Appellen. Für uns nicht tragbar, diese laxe Einstellung.

„Wir sagen ganz klar: Wenn es medizinisch geboten ist und sich die politische Mehrheit findet, dann werden wir uns dem nicht verweigern“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

 „Aber ein wichtiger Punkt ist der: Wir wissen und können es nachweisen, dass mit dem Einführen der Maskenpflicht in bestimmten Einzelhandelsbranchen massive Umsatzeinbußen einhergehen“, so der Verbandsgeschäftsführer. Für solche Fälle müsse es eine klare Zusage geben, dass Unternehmen geholfen werde, die einen Schaden nachweisen könnten. „Und das fehlt mir bei Frau Gote. Sie sagt nur, was sie alles wieder verbieten will.“ Einzelhandel befürchtet Umsatzeinbrüche durch Maskenpflicht | WEB.DE

Was die Leute kaufen müssen, müssen sie kaufen. Während der Corona-Krise kam es zu Verlagerung in Richtung Kaufen online, aber wir warnen davor, weitere Umsatzeinbrüche, falls sie jetzt kommt, dieser Maskenpflicht zuzuschreiben. Vielmehr dürfte der Hauptgrund sein, dass die Kaufkraft der Menschen derzeit massiv sinkt. An die Maskenpflicht sollte man sich mittlerweile hinreichend gewöhnt haben und die Gastronomie ist vorerst sowieso nicht betroffen. Interessant fanden wir auch die folgende Einlassung zum Status der Pandemie:

Seit September steigen die Corona-Inzidenzen wieder stark an. 1,3 Millionen Menschen sind laut Bundesregierung aktuell mit Corona infiziert. Christoph Spinner, Infektiologe am Universitätsklinikum rechts der Isar in München, geht von noch höheren Zahlen aus: „Sehr wahrscheinlich ist die tatsächliche Inzidenz etwa zwei- bis dreimal höher“, sagte er unserer Redaktion. Die Immunität der Bevölkerung sei mittlerweile so hoch, dass die Sterblichkeit von 4,5 Prozent auf deutlich unter 0,1 Prozent gefallen sei – sowohl durch die Impfung als auch durch Infektionen. „Antikörper-Studien zeigen, dass mittlerweile praktisch jeder Mensch mindestens einmal mit SARS-CoV-2 infiziert war“, erklärt Spinner. Die aktuelle Corona-Welle werde deshalb in wenigen Wochen brechen. Spinner spricht in diesem Zusammenhang von einer „Art Sättigung“. Corona laut Infektiologe nicht mehr das größte Problem | WEB.DE

Die Hospitalisierung stieg in den letzten Wochen aber bereits wieder an und unser Datenpanel weist steigende Todesfallzahlen im 14-Tage-Schema aus. Außerdem ist ein Aspekt in der obigen Darstellung nicht berücksichtigt: Selbst wenn fast alle Einwohner hierzulande schon Kontakt mit dem Corona-Virus oder den Impfstoffen hatten, galt Omikron generell und gilt BA.5 als „Immunflüchtling“, der Menschen wieder anstecken kann, die bereits eine Infektion hatten oder gegen die früheren Varianten geimpft wurden. Deswegen ist die hohe Kontaktrate alleine noch ein Beleg dafür, dass es nicht zu Belastungen des Gesundheitssystem wegen der aktuellen Welle kommen kann. Wie in einem der obigen Artikel erwähnt, ist Karl Lauterbach nicht der Ansicht, dass die Welle von alleine abebben wird, die wir derzeit sehen. Der Verweis auf die gesunkene Letalitätsrate ist zwar richtig, aber wir hatten diese Woche die höchsten Todesfallzahlen seit etwa einem Monat und darauf kommt es vor allem an: Wie viele Menschen werden tatsächlich von dem Virus stark in Mitleidenschaft gezogen oder gar getötet, nicht auf die Relation zu den Infektionszahlen.

Wenn man das nämlich so sehen würde, wäre es nicht so schlimm, wenn bei einer neuen Superspreader-Variante, die auch Immunflüchtling ist, z. B. mit einer Millionen (tatsächlichen) Infektionen täglich 1.000 Menschen pro Tag sterben würden, denn das wäre ja nur eine Person von 1.000, die sich infiziert haben. Das ist im wörtlichen Sinne eine Relativierung von Leid durch Long Covid, Stress durch hohe Belastung des Gesundheitssystems und letztlich des Todes durch ein Virus, die wir uns nicht zu eigen machen.

TH

Report 205/22 (hier zu 204/22)

Gegenüber gestern hat der Inzidenzanstieg eine saubere Bremsung hingelegt. Es empfiehlt sich jedoch ohnehin, im Kopf eine Art Mittelwert zu bilden, um das Geschehen einigermaßen sinnvoll abzubilden. Die RKI-Zahlen sind viel zu erratisch, von Erfassungverspätungen und, daraus folgend, von Nachlieferungen geprägt – und wir haben eine chronische Untererfassung, die ist natürlich auch nicht an allen Tagen gleich stark ausgeprägt. Daher operieren wir im Wesentlichen mit der 14-Tage-Linie, die auch Wochenend-Erfassungsschlaglöcher einigermaßen nivellieren soll.

Nachdem nun also gestern der große Nacherfassungstag war, sieht es heute etwas besser aus und die Inzidenz steigt nur noch um ca. 12 Punkte. Allerdings auf Herbstwelle-Rekordniveau, was gleichzeitig Sommerwelle-Rekordniveau darstellt. Die Marke von 800 Punkten wurde noch nicht ganz gerissen. Damit sind aber schon immerhin fünfhundert Inzidenzpunkte mehr unterwegs, um die Bevölkerungsgesundheit anzugreifen, als Spartaner zur Abwehr bereitstehen. In Zahlen sieht das so aus:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

Damit ist der höchste Wert, der während der Sommerwelle erreicht wurde, um ca. 47 Punkte überschritten, die vorherrschende Variante Omikron BA.5 ist immer noch dieselbe.   

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 136.748, in der Vorwoche lag der Wert bei 132.494.  

199 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern keine Erfassung). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 83 Fällen (+1).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.650 (keine Veränderung innerhalb der letzten drei Tage).

Die Inzidenz in den einzelnen Bundesländern beträgt:

  • Saarland 1673,5 (1664,5)
  • Bayern 1081,6 (1096,8)
  • Hessen 989,0 (986,8)
  • Rheinland-Pfalz 950,0 (912,3)
  • Brandenburg 807,1 (744,1)
  • Sachsen-Anhalt 789,9 (754,5)
  • Bremen 789,8 (780,7) 
  • Mecklenburg-Vorpommern 784,1 (760,7)
  • Baden-Württemberg: 783,7 (746,4)
  • Niedersachsen 774,0 (863,6)
  • Sachsen 716,2 (667,7)
  • Schleswig-Holstein 652,4 (653,1)
  • Nordrhein-Westfalen 643 (614,8)
  • Thüringen 638,0 (519,2)
  • Berlin 467,4 (456,0)
  • Hamburg 370,6 (317,5)

 Weiterhin wird darüber gestritten, wie die aktuelle Lage zu bewerten sei. Wir hatten uns gestern dazu geäußert, aber es gibt immer neue interessante Einlassungen:

Maßnahmen machten, so Stöhr, nur Sinn, wenn sie ein konkretes Ziel haben. Etwa die Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern. Gegenwärtig entschieden die einzelnen Bundesländer jedoch „nach Gusto oder eigener Risikoeinschätzung“. Stöhr hält das für problematisch. „Damit holen Sie die Menschen nicht ab, erklären Sie jemandem mal, dass er in Bayern Maske tragen muss, aber in Hamburg beispielsweise nicht.“ In vergleichbarer Corona-Lage sollten auch gleiche Maßnahmen in allen Bundesländern gelten. Der Griff zu Präventions-Maßnahmen sei letztlich „keine epidemiologische Entscheidung, sondern eine politische.“ Virologe Stöhr exklusiv: Corona-Zahlen explodieren – Experte zweifelt trotzdem an „Wiesn-Effekt“ (merkur.de)

Kürzlich hieß es noch, es sei gut, dass Bundesländer einzeln entscheiden können und in diesem Fall ist die Erklärung so einfach, dass man sogar als Virologe darauf kommen kann: Bayern hat aktuell eine Inzidenz von über 1000, Hamburg nicht einmal 400. Genau deshalb kann es angezeigt sein, regional unterschiedlich zu handeln, nach dem „Hotspot-Prinzip“. München, das man eigentlich mit Hamburg vergleichen müsste, weist sogar einen Inzidenzwert von knapp 1.500 auf, einen der höchsten außerhalb des Saarlandes, in dem gleich mehrere Landkreise über oder um 2.000 liegen.

In dem oben anzitierten Interview kommt es aber auch zu einem interessanten Vergleich: Wieso hat das bayerische Oktoberfest die Corona-Zahlen nach oben getrieben und wieso gilt das für die Cannstatter Wasn in Stuttgart nicht? Ob es unterschiedliche Regelungen auf beiden Volksfesten gab? Bei einer unserem  Zeitbudget angemessenen Recherche haben dir dazu nichts gefunden, prinzipiell müssten also ähnliche Bedingungen geherrscht haben; gleichwohl liegt die Inzidenz in Stuttgart nur bei 300. Eine Erklärung für diesen Unterschied ist aber wichtig und nicht trivial. Gibt es nun einen Massenversammlungs-Effekt oder nicht?

Gestern Abend waren wir z. B. beim Berliner Festival of Lights am Brandenburger Tor. Auch dort herrschte keine Maskenpflicht und man muss sich fragen, was ist nun das richtige Verhalten?

Die Wiesn in München ist vor allen ein Festzelt-Event, findet also in weiten Teilen in Innenräumen statt, die Cannstatter Wasn hingegen ein klassisches Volksfest, nur größer als die meisten anderen, eine Kirmes also, mit Fahrgeschäften, die im Freien betrieben werden. Die Besucher:innen dürften im Durchschnitt bei Weitem nicht so lange mit den gleichen anderen Menschen zusammensitzen wie während der Wiesn. Das sollte dazu beitragen, dass die Infektionszahlen niedriger bleiben und so war es auch gestern Abend in Berlin-Mitte, wo man nur mal kurz beisammen stand, unter freiem Himmel. Wir glauben eher nicht, dass dadurch eine Welle ausgelöst wird. Was nicht heißt, dass nicht auch hier die Zahlen aufgrund verschiedener Faktoren stärker steigen werden als bisher.

TH

Report 204/22 (hier zu 203/22).

Kürzlich erschien in „Telepolis“ ein Artikel, in dem es sinngemäß hieß, es sei doch erfreuich, wie rational mittlerweile Corona behandelt werde. Wir sagen: Rational heißt, darauf hinzuweisen, dass die Inzidenz heut auf einen höheren Wert gestiegen ist als jemals während der Sommerwelle 2022, dass der höchsten Anstieg in Punkten gegenüber dem Vortag seit dem Beginn der Pandemie verzeichnet wurde und dass das RKI für gestern 185 Todesfälle an / mit Corona ausweist. Ganz rational betrachtet, kam es gestern zu mehr als 172.000 Neuinfektionen und damit zur höchsten Zahl seit der Omikron-BA2-Welle im April.

Rational ist es also, festzustellen, dass dringend etwas gegen den sprungartigen Anstieg der Zahlen getan werden muss, denn ganz rational nimmt auch die Hospitalisierung wieder zu, nehmen die Ausfälle durch Krankheit wieder zu, das haben wir hier ganz rational für die Hyperrationalen aus dem Lager der Neoliberalen aufgeschrieben. Nicht rational ist es hingegen, alles dies zu ignorieren und weiterzumachen wie bisher, nämlich mit quasi Maßnahmen null.

Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass gedacht wird: Was sind schon 50.000 Corona-Tote jährlich, wenn eine Million Geflüchtete aus der Ukraine zu uns stoßen, die außerdem im Durchschnitt viel jünger und damit besser ökonomisch verwertbar sind als diese lästigen Kostgänger:innen älteren Baujahrs, die durch Corona das Zeitliche segnen. Das löst graduell auch das Platzproblem, weil diese durch Corona dahingerafften Alten ja immer in viel zu großen Wohnungen hausten. Um es klarzustellen: Das ist mitnichten eine Aussage gegen die Aufnahme von Geflüchteten. Wir begrüßen diese Aufnahme. Wir sind aber auch der Ansicht, dass man auch gegenüber allen Menschen in diesem Land humanistisch denken sollte und nicht „rational“ im Sinne von „kann weg wg. ohnehin sich näherndem Ablaufdatum.“

Hingegen war der vorherige Absatz eine Interpretation und eine  Zuspitzung. Vielleicht denken ja nicht alle so, die von „Rationalität“ im Sinne von Ignoranz reden. Den gegenwärtigen Zustand als normal zu erklären, der unter anderem beinhaltet, dass Deutschland für die Hälfte aller weltweit registrierten Corona-Fälle verantwortlich ist, kann man unmöglich als rational bezeichnen.

Und damit zu den ganz rationalen Zahlen. Die übrigens rational erfasst wurden, aber nicht real sind, denn man weiß mittlerweile längst, dass es eine erhebliche Untererfassung gibt, da nur Infektionen gemeldet werden, die durch einen PCR-Test bestätigt werden:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

787,5 (11.20.2022) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

Damit ist der höchste Wert, der während der Sommerwelle erreicht wurde, um ca. 35 Punkte überschritten, die vorherrschende Variante Omikron BA.5 ist immer noch dieselbe. Das heißt, wir haben auch wieder mit einem Anstieg der Folgeprobleme der hohen Inzidenz zu rechnen, u. a. mit durchschnittlich mehr als 100 Todesfällen pro Tag und steigenden Hospitalisierungsraten.

Wie gut, dass wir unser Grafik bereits so ausgerichtet haben, dass sie Tagesanstiege von bis zu 35 Prozent zeigen können. Von gestern auf heute kam es zum zweithöchsten Tagesanstieg, seit wir Ende 2021 mit der täglichen Erfassung begonnen haben, er liegt heute bei fast 32 Prozent.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 172.536, in der Vorwoche war der Erfassungstag ein Feiertag, daher weisen wir hier keinen Vergleich aus. Am 07.10. kam es sogar zu einer Fallzahl von 174.112, das waren deutlich mehr als je an einem Tag während der Sommerwelle (Höchstwert ca. 161.000) und mehr als an jedem Tag seit dem 20. April, während der „BA.2-Welle“ (damals 186.000).

185 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern keine Erfassung). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (+3, Anstieg innerhalb von drei Tagen).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.650 (keine Veränderung innerhalb der letzten zwei Tage).

Da wir einige Tage lang die Bundesländer nicht mehr gezeigt haben, veröffentlichen wir heute die Zahlen ohne Plus und Minus gegenüber dem Vortag. Zum Glück vielleicht für einige Landesfürst:innen, die sich fragen lassen müssten, wie es kommen kann, dass die Inzidenz in ihrer Region um 200 und mehr Punkte pro Tag anspringt. Was ist mit dem Infektionsschutzgesetz, das regional angepasste Maßnahmen erlaubt? Zum Beispiel in den Bundesländern, in denen die Inzidenz schon über 1.000 liegt?

Sicherlich ist zu berücksichtigen, dass des RKI das Ausweisen von Zahlen am Wochenende eingestellt hat, aber der Grund dafür liegt bei den Gesundheitsämtern in den Kommunen der Länder. Was wir ohnehin nicht richtig finden: Dass das RKI trotzdem die Inzidenz am Wochenende sinken lässt, als sei tatsächlich ein Rückgang des Geschehens festzustellen. Klar, dass dann zum Wochenbeginn die Zahlen sprunghaft steigen, wenn die Infektionen vom WE nachgereicht werden. Da mittlerweile wieder alle Bundesländer kritische Zahlen aufweisen, reihen wir sie alle auf, nach Inzidenz abwärts geordnet:

  • Saarland 1664,5
  • Bayern 1096,8
  • Hessen 986,8
  • Rheinland-Pfalz 912,3
  • Niedersachsen 863,6
  • Bremen 780,7
  • Mecklenburg-Vorpommern 760,7
  • Sachsen-Anhalt 754,5
  • Baden-Württemberg: 746,4
  • Brandenburg 744,1
  • Sachsen 667,7
  • Schleswig-Holstein 653,1
  • Nordrhein-Westfalen 614,8
  • Thüringen 519,2
  • Berlin 456,0
  • Hamburg 317,5

Selbst saarländischen Landespolitikern ist schon aufgefallen, dass die Inzidenz im Lyonerstaat besonders hoch liegt: Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) sah am Dienstag (27. September 2022) keinen Grund zur Besorgnis. Die Zahlen seien von vornherein „etwas mit Vorsicht zu genießen“ und nicht valide, weil sie nur auf PCR-Tests zurückgingen. „Wir wissen beispielsweise nicht, wie hoch der Anteil derjenigen in anderen Bundesländern ist, die bei einem positiven Schnelltest auch noch einen PCR-Test machen. Im Saarland scheinen das recht viele zu sein.“ (Saarland hat höchste Corona-Inzidenz – Minister sieht aber keinen Grund zur Beunruhigung (sol.de))

Die Saarländer:innen sind eben besonders radikal und werten jeden Arzt auf Jamedia gnadenlos ab, der ihnen einen kostenlosen PCR-Test verweigert. Die zitierte Aussage des örtlichen Gesundheitsministers ist aber zwei Wochen alt, damals lag die Inzidenz im Saarland noch bei 628. Offenbar ist dort nun ein richtiggehender PCR-Run ausgebrochen, anders lässt sich der besonders rasche Anstieg nach oben zitierter Lesart nicht erklären.

Es gibt in dem  Zusammenhang eine Datenreihe, die wir nicht unerwähnt lassen dürfen: Bei den Todesfallzahlen, bezogen auf die Einwohnerzahlen und über die gesamte Pandemie hinweg, liegt das Saarland „nur“ leicht über dem Bundesdurchschnitt. (Coronavirus – Todesfälle je Einwohner nach Bundesländern | Statista). Dass sich diese Position gegenwärtig verschlechtern dürfte, liegt aber auf der Hand.

Es steht zu befürchten, dass wir demnächst wieder Bundesländer mit Inzidenzwerten von mehr als 2.000 sehen werden. Das wären dann die Größenordnung, die maximal während der tödlichen Delta-Welle erreicht wurde, abzüglich des hohen Letalitätsfaktors von damals. Gerade deswegen verweisen wir darauf, auch für diejenigen, die Corona-Todesfälle als willkommene Verjüngungskur für die Gesamtbevölkerung sehen: Hohe Hospitalisierungsraten und Long Covid sind auch für die Wirtschaft kein Ponyhof und diese Fälle steigen unweigerlich mit steigenden Neuinfektionszahlen ebenfalls an. Die einen sofort, die anderen mit einigem Zeitversatz.

TH

Report 203/22 (hier zu 202/22).

Wir fassen heute zwei Tage in einem Report zusammen, vermerken aber jeweils bei den entsprechenden Zahlen, ob es sich um eine Veränderung gegenüber gestern oder vorgestern handelt. Notwendig wurde dies, weil wir in den letzten Tagen Zeitprobleme hatten, die einen täglichen Report verhinderten – obwohl ein solcher derzeit mehr als angezeigt ist.

Denn die Herbstwelle ist nicht nur eingetroffen, man muss auch darüber nachdenken, ob dafür nicht eine neue Bezeichnung notwendig wäre, die das aktuelle Geschehen von dem, was wir bisher gesehen, abgrenzbar macht. Es gibt neue Zahlen, wie wir sier zumindest dieses Jahr bzw. seit dem Beginn unserer täglichen Erfassung in der vierten Dezemberwoche 2021 noch nicht gesehen haben – und sie sind besorgniserregend. Wir erklären den Grund im folgenden Datenblock:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

Wir nähern uns damit dem Höchststand während der Sommerwelle in einem Tempo an, das damals nicht zu beobachten war. Ein Überschreiten der damaligen Höchstzahlen können wir für die nächsten Tage beinahe als sicher prognostizieren. Mit „für die nächsten Tage“ meinen wir die nächsten Tage, an denen das RKI wenigstens wieder das zeigt, was durch PCR-Tests erfasst wird. Die wirklichen Zahlen dürften höher liegen, darauf weist das RKI selbst hin und wir erinnern von Zeit zu Zeit ebenfalls daran. Das Frappierende daran ist, dass wir eine solche Tendenz nicht etwa weltweit haben, sondern dass Deutschland immer mehr, man kann auch sagen, schon wieder, eine Sonderstellung einnimmt, die niemand haben will: Als derjenige unter den etwas größeren Staaten mit dem aktivsten Corona-Geschehen.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 122.265 eine Woche zuvor wurden 73.856 Fälle gemeldet. Vorgestern kam es sogar zu einer Fallzahl von 174.112, das sind deutlich mehr als je an einem Tag während der Sommerwelle (Höchstwert ca. 161.000) und mehr als an jedem Tag seit dem 20. April, während der „BA.2-Welle“ (damals 186.000).

129 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 117). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 78 Fällen (+7, Anstieg innerhalb von zwei Tagen).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.645 (+5 gegenüber vor zwei Tagen).

Wir müssen zugeben, wir sind ratlos angesichts dessen, was sich gerade in Sachen Corona abspielt. Das Verhalten der Bevölkerung zeigt nämlich noch immer keinerlei positive Veränderung. Wir konnten das heute schon wieder beim Einkaufen feststellen, das für uns die Messlatte darstellt, weil man hier einen MNS tragen darf oder sollte, aber nicht muss. Sagen wir mal, die Tragequote hat sich in den letzten Tagen von 15 auf 20 Prozent erhöht, wir wollen ja nicht zu pessimistisch sein. GEHT’S NOCH? Sie müsste 80 bis 90 Prozent betragen, denn auch der R-Wert ist von gestern 1,21 auf heute 1,35 angesprungen, das ist eindeutig ein Ausbreitungswert wie zu Zeiten der gefährlichen Wellen Ende 2020 und während des Jahrs 2021, zuletzt bei der Delta-Welle. Auch die Todesfallzahlen werden durch den aktuellen starken Anstieg der Neuinfektionen wieder zunehmen, spätestens in etwa zwei bis drei Wochen. 

Da nützt es auch nichts, immer wieder darauf zu verweisen, dass das Verhältnis zwischen Infektionen und schweren Fällen bei Omikron ein anderes ist als zuvor, die Todesfalzahlen sind totzdem zu hoch für folgende Überlegungen:

Kürzlich hat US-Präsident Biden die Corona-Pandemie in seinem Land für beendet erklärt und auch Karl Lauterbach hat sich bezüglich des Oktoberfests in München, das längst als Superspreader-Event des Jahres in die Geschichte eingegangen ist, erstaunlich zurückhaltend geäußert. Wäre schon besser gewesen, am Eingang Selbsttests zu fordern, aber ansonsten viel Spaß. Im Jahr 2020, auch 2021 noch, hätte man diese Haltungen als wissenschaftsfeindliche Ignoranz und eine Nähe zum Gedankengut der Querdenker:innen gesehen. Aber ist die „Rationalisierung der Debatte“ auch ein Vorteil, weil nur noch wirklich harte Aluhüte jetzt eine Art Great Reset hinter Corona vermuten können? Die Aluhüte werden jetzt übrigens sagen, wieso nicht, aber da man nicht immer das Gleiche machen kann, das fällt irgendwann auf, hat man nun den Ukrainekrieg inszeniert. Mithin, zur Beruhigung der Lage und zur Sicherung der Demokratie wäre es demnach gut, dass wir uns auch bei mehr als 100 Toten pro Tag ein wenig zurücklehnen, in den Himmel gucken und alles ganz chillig finden. So, wie die Politiker es mittlerweile fast einheitlich tun.

Wir lesen mal ein wenig hinter den sichtbaren Zeilen: der US-Präsident muss im Moment alles tun, was ein Auszucken der Rechten im Land bewirken könnte, denn die Zwischenwahlen stehen an. Karl Lauterbach wurde von der FDP so zur Brust genommen, dass er sich lieber für das Behalten seines Jobs als für den bisherigen Warnmodus entschieden hat, der ihm so viel Aufmerksamkeit und von den Vernünftigen oder Achtsamen im Land Anerkennung einbrachte. Im Laufe der Zeit hätten wir uns von ihm weniger Alarmismus und mehr Durchsetzungsfähigkeit gewünscht. Und jetzt? Jetzt hat er weitgehend aufgegeben:

Zumal auch die Justiz mittlerweile einige Corona-Maßnahen nachträglich für rechtswidrig erklärt hat. Erst vor wenigen Tagen entschied das Oberverwaltungsgericht Saarlouis, dass die Schließung eines Möbelhauses in der Corona-Pandemie grundgesetzwidrig gewesen sei. „Die Regelung verstieß gegen höherrangiges Recht“, heißt es dazu in der Begründung. So habe die Rechtsverordnung zur Seuchenbekämpfung von der Verfassung geschützte Grundrechte wie Berufsausübungsfreiheit sowie den Schutz von Eigentum und Gewerbe verletzt. Corona 2022: Wird die Debatte rationaler? | Telepolis (heise.de)

Saarlouis liegt, wie der Name der Stadt vermuten lässt, im Saarland. Das Saarland hat aktuell eine Inzidenz von ca. 1.250 und liegt damit um das Doppelte über dem Bundesdurchschnitt, weit vor allen anderen Bundesländern. Das wird sich selbstverständlich, insbesondere bei der dortigen überalterten Bevölkerung, auch auf die Corona-Todesfallzahlen im kleinsten Flächenland auswirken.

Man kann sich manchmal nur noch an den Kopf fassen. Zumindest geht es uns so, auch beim Lesen von journalistischen Beiträgen oder beim Nachdenken über Gerichtsentscheidungen: Immer, wenn die Justiz eine Corona-Maßnahme für richtig hielt, war sie für die „Szene“ das Durchsetzungsorgan des Great Reset. Jedoch, wenn sie nun  nachträglich Naßnahmenals unangemessen bewertet, weil man nachher immer besser weiß oder auch nicht, betreibt sie Rechtspflege im Sinne der Demokratie.  

Nun gibt es keinen Grund, das Urteil unkritisch zu loben. Schließlich wird da vor allem wirtschaftsliberal auf das Recht auf Eigentum rekurriert. Es wäre vielmehr interessant, zu erfahren, was die Beschäftigten dieses Möbelhauses dazu sagen.

Man staunt. Es dämmert also, wenn auch spät. Interessant finden wir übrigens das, was im Folgenden zu den Beihilfen im weiteren Verlauf des Artikels geschrieben wird. Es hat im Grunde nichts zum aktuellen Umgang mit der – eben noch – Pandemie zu tun, aber selbstverständlich ist es absurd, dass Beihilfen zurückgezahlt werden sollen, weil offenbar einige Akteure in Politik und Justiz nachträglich befinden, das Ganze sei ja vielleicht doch nicht so schlimm gewesen. Und es gibt eine Logiklücke, die sich leider auftut: Wenn man Maßnahmen nachträglich als zu stramm bewertet, tendiert man wohl auch dazu, Beihilfen nachträglich als zu hoch anzusehen. 

Ess kann jetzt aber nur darauf ankommen, ob Beihilfen damals in betrügerischer Absicht und gegen seinerzeit geltendes Recht und dessen Handhabe beantragt wurden. Die Auslegung muss dabei großzügig sein, denn diese mit der heißen Nadel gestrickten und oft Pi mal Daumen angewendeten und oft erst später am Einzelfall überprüften Regelungen boten selbstredend viel Interpretationsspielraum. Vor allem kann man nicht die damaligen Einschätzungen der Beihilfengeber, wenn sie nicht auf Täsuchungsmanövern der Antragsteller beruhten, für falsch erklären, weil man glaubt, nun schlauer zu sein. Im Grunde müsste das verfassungsrechtliche Rückwirkungsverbot zulasten von Verwaltungsakten Betroffener hier durchgängig greifen. 

Eine an der Ratio orientierte Kritik der hiesigen Corona-Handhabung soll gemäß dem Artikel nun die Gesellschaftslinke übernehmen, um sie nicht den Rechten / Querdenker:innen zu überlassen. Machen wir gerne: Wir finden absolut nicht, dass bisher zu viel gegen Corona getan wurde. Im Gegenteil, zu häufig hat sich die immerhin oben erwähnte neoliberale Wurschtigkeit gegenüber dem Schutz der Bevölkerung durchgesetzt. Halbswegs, aber auch nicht vollständig konsequent war man nur bis im Sommer 2020, inklusive der Lockdowns. Selbstverständlich hat die Verfügbarkeit von Impfstoffen ab Anfang 2021 eine andere Bewertung der Situation erfordert, aber wenn es trotzdem zu über 1.000 Toten pro Tag kommt, dann muss man sagen: Es reicht nicht, was wir an Instrumenten zur Verfügung haben, wir müssen Prävention und Immunisierung mehr im Zusammenhang denken und dementsprechend handeln. Diesen Schluss hat man aber nicht gezogen und die Dinge weitgehend laufenlassen. Von vielen technisch-organisatorischen Pannen seit dem Beginn der Corona-Pandemie und sogar kriminellem Verhalten, auch in der Politik, gar nicht zu reden.

TH

 

Report 202/22 (hier zu 201/22). Dieser Report wurde am 06.10. geschrieben, wird aber erst am 07.10 veröffentlicht. Die Daten stammen vom 06.10, auf eine aktuelle Grafik haben wir wegen der Verspätung verzichtet.

Liebe Leser:innen, unser erster Corona-Report der Woche kommt einen Tag später als üblich, wegen des Feiertags am Montag. Es wurde also noch einen Tag länger nur Datensammlung ohne Veröffentlichung betrieben, als es an den Wochenenden mittlerweile schon üblich ist.

Der Effekt: Heute wurde mit über 133.000 die höchste Neuinfektionszahl seit dem 13.07., kurz vor dem Erreichen des Höchststandes der Sommerwelle. Da das RKI die Inzidenz am Wochenende sinken lässt und ein Tag mit ausgewiesenen neuen Fällen (Dienstag der Vorwoche) durch einen Tag ohne ausgewiesene neue Fälle (der gestrige Dienstag) ersetzt wurde, hat sich die Inzidenz, die schon bei 480 lag, nun auf 414 ermäßigt. Aber wir sind sicher, das wird schon wieder, wir werden bald die 500 sehen. Gegenwärtig helfen die steigenden Temperaturen vermutlich auch, das Geschehen zu dämpfen und in Bayern ist der Sonderfall Oktoberfest vorbei.

Damit zu den Daten des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

128 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 71 Fällen (-7). Auch bei diesem vergleichsweise starken Rückgang spielt eine Rolle, dass ein „Tag mit Erfassung“ durch eine Tag ohne ersetzt wurde. Wir werden die nächsten Tag abwarten müssen, um zu sehen, ob sich die durchaus positive Tendenz fortsetzt.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 133.532 eine Woche zuvor wurden 95.811 Fälle gemeldet.  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.631 (seit vier Tagen keine Veränderung).

Bundesländer, geordnet nach Inzidenzwerten. Diese Darstellung bauen wir nun wieder aus, da sich, wie immer bei ansteigenden Wellen, die Lage in den 16 deutschen Ländern auffächert, die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedriginzidenzregionen steigen an.

Länder mit unterdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Hamburg 226,9 238,3 (-11,4)
  • Berlin 247,7 (-40,4)
  • Baden-Württemberg 261,7 (-199,8)
  • Thüringen 332,6 (-51,9)
  • NRW 346,7 (-39,0)
  • Schleswig-Holstein
  • Sachsen 351,2 (-128) (neu auf der Liste)
  • Sachsen-Anhalt 352,5 (-80,6)

Bundesländer mit überdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Saarland 787,6 (-54,5)
  • Bayern 631,8 (-74)
  • Hessen 567,4 (-42,7)
  • Rheinland-Pfalz 471,1    

Nicht aufgeführte Länder zeigen Inzidenzen von weniger als 5 Prozent Unterschied zum Bundesdurchschitt.

TH

Report 201/22 (hier zu 200/22 vom 01.10.) 

Liebe Leser:innen, unser erster Corona-Report der Woche kommt einen Tag später als üblich, wegen des Feiertags am Montag. Es wurde also noch einen Tag länger nur Datensammlung ohne Veröffentlichung betrieben, als es an den Wochenenden mittlerweile schon üblich ist.

Der Effekt: Heute wurde mit über 133.000 die höchste Neuinfektionszahl seit dem 13.07., kurz vor dem Erreichen des Höchststandes der Sommerwelle. Da das RKI die Inzidenz am Wochenende sinken lässt und ein Tag mit ausgewiesenen neuen Fällen (Dienstag der Vorwoche) durch einen Tag ohne ausgewiesene neue Fälle (der gestrige Dienstag) ersetzt wurde, hat sich die Inzidenz, die schon bei 480 lag, nun auf 414 ermäßigt. Aber wir sind sicher, das wird schon wieder, wir werden bald die 500 sehen. Gegenwärtig helfen die steigenden Temperaturen vermutlich auch, das Geschehen zu dämpfen und in Bayern ist der Sonderfall Oktoberfest vorbei.

Damit zu den Daten des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

128 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 71 Fällen (-7). Auch bei diesem vergleichsweise starken Rückgang spielt eine Rolle, dass ein „Tag mit Erfassung“ durch eine Tag ohne ersetzt wurde. Wir werden die nächsten Tag abwarten müssen, um zu sehen, ob sich die durchaus positive Tendenz fortsetzt.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 133.532 eine Woche zuvor wurden 95.811 Fälle gemeldet.  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.631 (seit vier Tagen keine Veränderung).

Bundesländer, geordnet nach Inzidenzwerten. Diese Darstellung bauen wir nun wieder aus, da sich, wie immer bei ansteigenden Wellen, die Lage in den 16 deutschen Ländern auffächert, die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedriginzidenzregionen steigen an.

Länder mit unterdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Hamburg 226,9 238,3 (-11,4)
  • Berlin 247,7 (-40,4)
  • Baden-Württemberg 261,7 (-199,8)
  • Thüringen 332,6 (-51,9)
  • NRW 346,7 (-39,0)
  • Schleswig-Holstein
  • Sachsen 351,2 (-128) (neu auf der Liste)
  • Sachsen-Anhalt 352,5 (-80,6)

Bundesländer mit überdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Saarland 787,6 (-54,5)
  • Bayern 631,8 (-74)
  • Hessen 567,4 (-42,7)
  • Rheinland-Pfalz 471,1    

Nicht aufgeführte Länder zeigen Inzidenzen von weniger als 5 Prozent Unterschied zum Bundesdurchschitt.

TH

Report 200/22 (hier zu 199/22 vom 30.09.)

„Den Berliner Wert dürfen wir getrost als Fake ansehen, niemals ist die Inzidenz hier von gestern auf heute um so viel weniger gestiegen als in jedem anderen Bundesland“, schrieben wir gestern, als in Berlin nur ein Anstieg von 2,1 Punkten ausgewiesen wurde, das war weniger als ein Prozent. Heute ist mehr Realismus eingekehrt. Bundesweit stieg die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen um knapp 7 Prozent, in Berlin um knapp 12 Prozent.

Rekordanstiege sind heute zwar nicht zu vermelden, aber auf dem bereits erreichten Niveau von 400 Punkten sind 6,65 Prozent Plus auch nicht zu verachten. Dadurch setzt sich der 14-Tage-Trend hin zum beschleunigten Anstieg der Neuinfektionen fort:

Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Zahl der Neuinfektionen: Heute wurden 57 Prozent mehr Fälle gemeldet als am Samstag der Vorwoche.

Gestern hatten wir einen Fehler gemacht, der sich nicht revidieren lässt: Wir hatten einen Teil des Reports nicht veröffentlicht, es kam zu einem Fehler bei der Übertragung von Word in WordPress. Daher wollen wir auch nicht zu sehr über einen Effekt schimpfen, der sich allerdings nicht erst seit gestern zeigt: Der Corona-Affenpocken-Report ist nicht mehr unser Flaggschiff, die Leser:innenzahlen betreffend.

Bisher stieg bei steigendem Infektionsgeschehen auch das Interesse an diesen Berichten. Bezüglich der Wiedergabe von Inhalten haben wir nicht viel verändert, also ist der Grund für den Rückgang wohl folgender: Die Menschen blenden Corona mehr und mehr aus und wir sehen uns darin bestätigt, dass es schwierig ist, viele Krisen auf einmal im Blick zu behalten und zu verarbeiten. Dummerweise ist aber genau diese Eigenschaft jetzt gefragt, sonst werden wir auch mit Corona weiterhin erhebliche Schwierigkeiten haben. Dabei ließen diese sich doch am leichtesten abstellen. Zum Beispiel, indem die Politik endlich wieder Maßnahmen einführt, die das Infektionsgeschehen dämpfen. Freiwilligkeit ist keine Option, das müsste inzwischen klar sein. Vielleicht sagt man sich aber auch: Sollen die Leugner doch selbst mit den vielen Todesfällen klarkommen, die sie verursachen. Es sind aber, wie meist, wenn gesellschaftliche Vereinbarungen nicht funktionieren, die Rücksichtsvollen, die darunter leiden.

Der Rückgang der Leser:innezahlen ist übrigens nicht unserem Fehler zu verdanken. Den Kleine Pointe: diesen kann man erst sehen, wenn man den Beitrag geöffnet hat.

Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

116 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 78 Fällen (-1).  

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 73.856, eine Woche zuvor wurden 46.964 Fälle gemeldet.  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.625 (+4).

Bundesländer, geordnet nach Inzidenzwerten. Diese Darstellung bauen wir nun wieder aus, da sich, wie immer bei ansteigenden Wellen, die Lage in den 16 deutschen Ländern auffächert, die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedriginzidenzregionen steigen an.

Länder mit unterdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Hamburg 238,3 (+13,2)
  • Berlin 288,1 (+29,1)
  • Thüringen 384,5 (neu auf der Liste)
  • NRW 385,7 (-26,4)
  • Schleswig-Holstein 408,3 (neu auf der Liste)
  • Sachsen-Anhalt 433,1 (neu auf der Liste)
  • Baden-Württemberg 460,8 (+48,6)
  • Sachsen 479,2 (neu auf der Liste)

Bundesländer mit überdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Saarland 842,1 (+59,3)
  • Bayern 705,8 (+51)
  • Rheinland-Pfalz 635,1 (+50,2)
  • Hessen 610,1 (+23,3)
  • Mecklenburg-Vorpommern 516,1 (neu auf der Liste)

Nicht aufgeführte Länder liegen etwa in Höhe des Bundesdurchschnitts, das sind aktuell zwischen 490 und 500 Punkte. Bemerkenswert ist der Rückgang in Nordrhein-Westfalen. Damit ist das bevölkerungsreichste auch das einzige Bundesland, das aktuell ein Sinken der Inzidenz verzeichnet. Als Trend darf man diesen einzelnen Wert aber noch nicht interpretieren.

Das Sachthema des Tages: mRNA von den BionTech- und Moderna-Impfstoffen in der Muttermilch.

Medizinerinnen und Mediziner haben bei stillenden Müttern kurz nach der Corona-Impfung Spuren des mRNA-Präparats gefunden. Sie raten Stillenden allerdings weiterhin, sich immunisieren zu lassen. Ob die mRNA noch aktiv war, ist nicht bekannt.

Aber was nützt die mRNA-Zugabe, wenn damit nicht schon gleich die Neugeborenen sicher immunisiert werden? Hier lesen Sie mehr dazu:

Impfstoff-mRNA in Muttermilch: Experten ohne Sicherheitsbedenken | WEB.DE

TH 

Report 199/22 (hier zu 198/22 vom 28.09.)

Liebe Leser:innen, wir hätten ja lieber etwas anderes geschrieben. Zum Beispiel gar keinen Corona-Affenpocken-Report. Zum Beispiel, weil das Geschehen nicht mehr der Rede wert ist.

Leider ist bei Corona das genaue Gegenteil der Fall. Die Herbstwelle wird immer steiler. In Punkten ist die Inzidenz heute so stark angestiegen wie seit dem 14. Juni nicht mehr.

Und an jenem Tag gab es Sondereffekte wegen Nacherfassung, ebenso am 16. April. Um einen angenommenermaßen regulären Tag mit ähnlich steilem Anstieg zu finden, muss man bis in den März zurückgehen, als die Omikron-BA.1-Welle ihrem Höhepunkt zustrebte. Auch die prozentuale Zunahme von 13,7 Prozent von gestern auf heute nach 8 Prozent gestern, 13,4 Prozent am Mittwoch und 14 Prozent am Dienstag sollte auch dem letzten klarmachen: Die Herbstwelle ist in vollem Gange. Als sich die Tendenz drehte, kam es zunächst zu einem langsamen Anstieg, deswegen wollten wir noch nicht von Herbstwelle sprechen, aber seit dem Beginn dieser Woche ist es eindeutig.

Verhält sich die Bevölkerung entsprechend? Nicht wirklich. Bei den meisten ist die Lageveränderung noch nicht angekommen oder wird nicht ernstgenommen. Wenn es deshalb zu Pflichtmaßnahmen kommen sollte, werden die die üblichen Verdächtigen wieder aufschreien. Da die Politik ja den Gasdeckel auch noch auf dem Topf halten muss, wird sie vermutlich vor den Schreihälsen einknicken und weiterhin viele Todesfälle billigend in Kauf nehmen. So wie heute, es wurden wieder 140 gemeldet. Und damit zu den Zahlen:

Report 198/22 (hier zu 197/22 vom 28.09.)

Der Inzidenzanstieg lieg heute mit knapp 8 Prozent zwar deutlich niedriger al gestern und vorgestern (13 und 14 Prozent), aber drei Tage in Folge mit derlei hohen Zuwächsen haben nun unweigerlich zu einer bundesweiten 7-Tage-Inzidenz von über 400 geführt. Ein Bundesland vemeldet innerhalb eines Tages einen Anstieg von mehr als 100 Punkten.

Damit bestätigt sich unsere Meldung von gestern, dass die Herbstwelle gekommen ist und dass sich in den nächsten Tagen die Tendenz nicht ändern wird. „Nichts spricht dagegen, dass wir in den nächsten Tagen eine weitere rasche Zunahme des Infektionsgeschehens zu vermelden haben werden“, schrieben wir im Report 197/22.

 Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

140 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 79 Fällen (-3). Dass es trotz der überdurchschnittlichen Zahl von  heute zu einem Rückgang im 14-Tage-Vergleich kam, liegt daran, dass ein Tag mit besonders hohem Wert (230) aus der Berechnung gefallen ist: er liegt nun länger als 14 Tage zurück.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 96.367, eine Woche zuvor wurden 50.300 Fälle gemeldet. Auch diese Zahl macht das Problem deutlich: Es werden ca. 95 Prozent mehr Neuinfektionen verzeichnet als vor einer Woche.

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.621 (+6).

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 225,1 (+39,8)
  • Berlin 259,0 (+2,1)
  • NRW 412,1 (+30)
  • Baden-Württemberg 412,1 (+115,7)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 790,8 (+76,4)
  • Bayern 654,8 (+60)
  • Hessen 586,8 (+36,5)
  • Rheinland-Pfalz 584,9 (+34,8)

Baden-Württemberg hat heute den  höchsten Sprung verzeichnet, den wir seit dem Beginn der Herbstwelle bei einem Bundesland gesehen haben – und zählt trotzdem noch zu den vier Bundesländern mit der niedrigsten Inzidenz. Den Berliner Wert dürfen wir getrost als Fake ansehen, niemals ist die Inzidenz hier von gestern auf heute um so viel weniger gestiegen als in jedem anderen Bundesland. Siehe oben, Verhalten der Bevölkerung, siehe allgemein, Art, wie in Berlin die Verwaltung (nicht) funktioniert. Sie haben ja sicher schon mitbekommen, dass sogar die Wahlen vom September 201 in Berlin vermutlich wiederholt werden müssen. Ein bisher einmaliger Vorgang in der deutschen Geschichte und ein echter Knaller. Wäre aktuell Bundestagswahl, würde es in Berlin zu erheblichen Verschiebungen im politischen Spektrum kommen, das besagen die Umfragewerte. Der Knaller bezüglich der Corona-Werte wird in nächste Woche kommen, wenn wieder irgendwer zufällig Bock und Zeit hat, ein paar Zahlen zu einzutippen und ans RKI weiterzugeben.

Trotz der schlagzeilenträchtigen Corona-Daten trendet heute in diesem Zusammenhang nur ein Begriff: #Impfpflicht. Ja, so wird’s doch noch kommen, wenn wir weiterhin ungebremst in die Herbstwelle hineinrennen. Schuld ist dann nicht die Politik oder höchstens in dem Sinne, dass sie nicht früher eingegriffen hat, sondern der Teil der Bevölkerung, der sein Verhalten nicht an die Lage anpassen kann. In Berlin ist das derzeit die Mehrheit.

Bleiben wir aber noch ein wenig beim Thema Impfen. Es geht um Nebenwirkungen. Bevor jetzt alle wieder freidrehen. Bitte erst lesen, hier geht es um etwas, das zwar relevant ist und ernstgenommen werden sollte, wie jede Nebenwirkung, das aber auch sehr selten vorkommt:

Forschende haben Hinweise darauf gefunden, was die Ursache für Herzmuskelentzündungen nach Corona-Impfungen sein könnte. Eine solche Nebenwirkung ist äußert selten und heilt meist problemlos, trat aber dennoch statistisch gehäuft bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern nach Immunisierungen mit mRNA-Impfstoffen auf.

Ein Forscherteam aus Deutschland und Israel hat nun einen neuen Mechanismus bei der Entstehung sogenannter Myokarditiden aufgedeckt, wie die Universität des Saarlands in Homburg berichtete, die an den Untersuchungen beteiligt war. Die Studie wurde im „New England Journal of Medicine“ als Kurzbericht publiziert.

Hinweise auf Ursache für Herzmuskelentzündungen nach Impfung | WEB.DE

Wie Sie bereit im Datenteil sehen konnten, sind die Affenpockenviren auch heute wieder nicht sehr stark expansiv ausgerichtet, aber wir haben den aktuellen Graph für Sie, weil wir ihn immer mindestens einmal pro Woche zeigen:

TH

Report 198/22 (hier zu 197/22 vom 28.09.)

Der Inzidenzanstieg lieg heute mit knapp 8 Prozent zwar deutlich niedriger al gestern und vorgestern (13 und 14 Prozent), aber drei Tage in Folge mit derlei hohen Zuwächsen haben nun unweigerlich zu einer bundesweiten 7-Tage-Inzidenz von über 400 geführt. Ein Bundesland vemeldet innerhalb eines Tages einen Anstieg von mehr als 100 Punkten.

Damit bestätigt sich unsere Meldung von gestern, dass die Herbstwelle gekommen ist und dass sich in den nächsten Tagen die Tendenz nicht ändern wird. „Nichts spricht dagegen, dass wir in den nächsten Tagen eine weitere rasche Zunahme des Infektionsgeschehens zu vermelden haben werden“, schrieben wir im Report 197/22.

 Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09 215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

94  weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (gleichbleibend).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 78863, eine Woche zuvor wurden 56.978 Fälle gemeldet. Zwar hat sich die Zahl der gemeldeten Infektionen gegenüber gestern um etwa 18.000 ermäßigt, entscheidend  ist aber der Anstieg um 22.000 Fälle gegenüber dem Wert am selben Tag der Vorwoche, der nun aus der Berechnung gefallen ist und durch den heutigen ersetzt wurde.

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.615 (+8).

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 185,3 (+17,5) 
  • Berlin 256,9 (+13,6) )
  • Baden-Württemberg 296,4 (neu auf der Liste)
  • NRW 338,6 (+39,9)  

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 714,4 (+86,1)
  • Bayern 594,8 (+101,6)
  • Rheinland-Pfalz 552,1 (+66,6)
  • Hessen 550,3 (+70,1)

„In Bayern hat sich das Virus gesagt: „ozapft is“, und für die Rekordsteigerung unter allen Bundesländern in Höhe von +75 Punkten gegenüber gestern gesorgt.“ Das war gestern. Auch heute hat Bayern wieder den höchsten Anstieg: 101,6 Punkte. Damit liegt es nun auf dem vorletzten Platz, mit der zweithöchsten Inzidenz bundesweit. Vorne weiterhin das Saarland mit abenteuerlichen 714 Punkten.  Aufgrund seiner großen Bevölkerung hat das Bundesland natürlich auch den Gesamtwert erheblich beeinflusst. Allerdings sieht es woanders nicht so viel besser aus, viele Länder verzeichnen Anstiege von mehr als 60 Punkten. Auf unserer Inzidenzgrafik nimmt sich das Geschehen in Deutschland wie folgt aus:

Heute trendet das Thema #Übersterblichkeit. Dass es in Deutschland in den Jahren 2020 und 2021 eine solche gegeben hat, ist mittlerweile klar.

EU-weit kam es zu nicht weniger als 16 Prozent Übersterblichkeit im Juli 2022, eine auffällige Steigerung gegenüber den Monaten zuvor. Nun wäre die Logik im Grunde klar: Die Pandemie hat zu dieser Übersterblichkeit geführt und 150.000 Corona-Tote in Deutschland müssen sich in den Sterbeziffern niederschlagen. Erstmals seit 1947, seit dem berüchtigten Hungerwinter, starben in der Tat im Jahr 2020 wieder mehr als eine Million Menschen in Deutschland.

Die Maßnahmengegner haben allerdings eine Riposte parat: Sie vergleichen die Übersterblichkeit in unterschiedlichen Ländern der EU. Besonders Schweden steht dabei im Fokus:

Keine Übersterblichkeit in den letzten Monaten, obwohl der schwedische Weg, keine Lockdowns zu verhängen, hierzulande von der Mehrheit als falsch angesehen wurde. Das würde also bedeuten, je härter die Maßnahmen gegen Corona, desto höher die Übersterblichkeit. Kann das stimmen? Wir halten es für ausgemachten Unsinn. Denn die Lockdown-Zeit vor zwei Jahren zeigte ein anderes Bild bei der Verteilung der Übersterblichkeit nach Ländern, deshalb wäre demnach, bei einer engen Korrelation, vor allem auf die Impfquote zu schauen. Die liegt aber in einigen der Länder mit hoher Übersterblichkeit niedrig, in anderen hoch. Da sich Eurostat nicht zu den Ursachen der Übersterblichkeit geäußert hat, sind den wildesten Spekulationen Raum gegeben, u. a. ein Zusammenhang mit der Hitzewelle im Juli. Oder an der Impfquote? In der Tat haben Länder in Südeuropa eine hohe Impfquote und eine hohe Übersterblichkeit im Juli zu verzeichnen, gleichzeitig waren die Temperaturen sehr hoch. Nun ist das Impfgeschehen aber schon seit vielen Monaten quasi zum Erliegen gekommen und auch im Norden Europas gibt es Länder mit hoher Juli-Übersterblichkeit.

Deswegen Vorsicht bei Rückschlüssen, woran die hohe Übersterblichkeit festzumachen ist. Obwohl Island gerne als Gegenbeispiel herangezogen wird, tippen wir eher auf die Hitzewelle. Die Apologeten der Anti-Hitzwelle-Meinung übersehen u. a., dass Island aufgrund seiner kleinen Bevölkerung eine höhere Sterblichkeitsschwankungsbreite aufweist als größere Länder.

In Deutschland mit durchschnittlich ca. 80 An-oder-mit-Corona-Toten täglich im Juli wäre ein Zuwachs von ca. 2.400 zu verzeichnen, wenn nicht einige der Verstorenen zwar Corona hatten, aber nicht daran verstarben, also auch ohne die Infektion verstorben wären. Die Übersterblichkeit kann deshalb in Deutschland nicht bei 150.000 über die gesamte Pandemie hinweg liegen, weil „durch“ und „mit“ Corona statistisch nicht getrennt wird.

Hier die Übersterblichkeitszahlen in Europa für Juli:

Island: +55,8 %

Spanien: +37 %

Zypern: +33 %

Griechenland: +31 %

Portugal: +28,8 %

Schweiz: +25,9 %

Italien: +24,9 %

Österreich: +17,5 %

Slovenien: +16,5 %

Irland: +16,3 %

Deutschland: +15,2 %

Norwegen: +14,8 %

Niederlande: +14,7 %

Kroatien: +14.6 %

Frankreich: +14,1 %

Estland: +12,3 %

Luxembourg: +11 %

Dänemark: +10,3 %

Nicht aufgeführte Länder: geringere bis keine Übersterblichkeit.

Hier werden die Zahlen und auch Meinungen dazu abgebildet. Die zugehörige Grafik ist bezüglich der Staffelung der Farben fragwürdig bez. hätte angepasst werden müssen, den alle Länder mit mehr als 15 Prozent ÜS sind in einer dunkelroten Farbgruppe zusammengefasst. Danach liegt Deutschland mit +15 Prozent in einer Gruppe mit Ländern, die mehr als die doppelte Übersterblichkeit verzeichnen.

Heute wurden 8 neue Affenpockenfälle ausgewiesen, nach einem Stillstand in den letzten Tagen. Das bedeutet vor allem, der Zuwachs von 8 Fällen gegenüber dem Stand vor fünf Tagen ist so gering, dass beinahe von einem Ende der Ausbreitungsgefahr sprechen kann.

TH

Report 197/22 (hier zu 196/22 vom 27.09.)

Auch heute steigt die Corona-7-Tage-Inzidenz um 13,4, gestern waren es 14 Prozent. Aufgrund des Basiseffekts ist der Anstieg in Punkten sogar höher. Hiermit ist es sozusagen amtlich, nämlich nach RKI-Zahlen belegt: Der Herbstwelle ist da. 

Es ist nicht zu erwarten, dass sich an dem steilen aktuellen Anstieg in den nächsten Tagen etwas ändern wird, wenngleich er sehr plötzlich kam. Vielleicht kennt die Omikron-BA.5-Variante eine Grenztemperatur, unterhalb deren es sich besonders mit der Verbreitung sputet, ein Umstand, der während der Sommerwelle aufgrund der wärmeren Temperaturen nicht aufgefallen war. Ein wenig Ironie muss schon sein, aber einen Grund für die Massivität des Anstiegs muss es ja auch geben. Alle Zeichen stehen auf Alarm:

  • Der Inzidenzanstieg in Punkten von gestern auf heute ist mit 44,3 der höchste seit dem 14.06., als es eine Sondersituation mit +115 Punkten gab, von diesem Tag gab es während der gesamten Sommerwelle keinen so hohen Anstieg innerhalb eines Tages. Der Anstieg erfolgt nicht, wie gestern, nach dem üblicherweise leichten Abklingen der Inzidenz am Wochenende, sondern nach der bereits hohen gestrigen Steigerung.
  • Die Neuinfektionen laufen mit über 95.000 wieder auf sechsstellige Zahlen zu, der heute ausgewiesene Wert ist höher als der gestrige. In letzter Zeit, seit das RKI am Wochenende keine Infektionszahlen meher ausweist, war es umgekehrt, weil dienstags Nachmeldungen vom Wochende zu höheren Zahlen führten und im Verlauf der Woche ein Abklingen zu beobachten war.   

Nichts spricht dagegen, dass wir in den nächsten Tagen eine weitere rasche Zunahme des Infektionsgeschehens zu vermelden haben werden. Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.)  
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

138 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (+3).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 95.811, am Tag zuvor auf 89.282, eine Woche zuvor wurden 56.715 Fälle gemeldet. 

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.607 (wie gestern).

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 163,8 (-14,2) 
  • Berlin  243,3 (+17,6)
  • NRW 299,7  (+26,2)
  • Sachsen-Anhalt 319,7 (neu auf der Liste)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 628,3 561,2 (+67,1)
  • Bayern 503,2 (+75,7)
  • Hessen 488,2 (+51,7)
  • Rheinland-Pfalz 485,5 (+54,8)   

In Bayern hat sich das Virus gesagt: „ozapft is“, und für die Rekordsteigerung unter allen Bundesländern in Höhe von +75 Punkten gegenüber gestern gesorgt. Aufgrund seiner großen Bevölkerung hat das Bundesland natürlich auch den Gesamtwert erheblich beeinflusst. Allerdings sieht es woanders nicht so viel besser aus, viele Länder verzeichnen Anstiege von mehr als 50 Punkten. Der relativ niedrige Anstieg in NRW, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, wirkt hingegen derzeit noch dämpfend auf das Gesamtgeschehen. Über die möglichen Auswirkungen des Oktoberfestes in München habn wir uns gestern geäußert und einen Artikel dazu verlinkt. Die bayerische Landeshauptstadt verzeichnete gestern einen Anstieg der Inzidenz um 77 Prozent (nicht 77 Punkte). Die Inzidenzgrafik weist den rapiden Anstieg der deutschen Zahlen aus:

Zur politischen Lage in Bezug auf Corona und zum Verhalten weiter Teile der Bevölkerung haben wir uns vielfach, zuletzt gestern, geäußert: der Lage nicht angemessen.

Corona betreffend, trendet heute #Impfstoff / #Impfstoffe. Ja, ohne die wird es nicht gehen, auch dazu hatten wir gestern ein paar Worte geschrieben. Wir setzen auf den zweiten Booster, der umso notwendiger wird, je höher die Herbstwelle steigt. 

Bei den Affenpocken wurden von gestern auf heute noch keine neuen Fälle ausgewiesen, der Stand von 3.607 Infektionen insgesamt bleibt also bis auf Weiteres die aktuellste Zahl. 

TH

 

Report 196/22 (hier zu 195/22 vom 24.09.)

Unser erster Corona-Report der neuen Woche ist ein besonder ärgerlicher oder trauriger, je nachdem, wie man auf Tatsachen wie diese reagiert: Die Corona-Inzidenz ist von gestern auf heute bundesweit um fast 15 Prozent gestiegen. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt so hoch wie seit dem 1. August nicht mehr, um einen so hohen Inzidenzanstieg zu finden, muss man sogar bis zum 24. Juni zurückgehen. Sommeranfang, Herbstanfang, und immer das gleiche Spiel? Zunächst zu den Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) 
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

118weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 79 Fällen (-1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 89.282 (eine Woche zuvor: 60.237).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.607 (+10 in einem Zeitraum von vier Tagen). 

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 177 (+12, Werte im Klammern immer im Vergleich zum 24.09.)
  • Berlin  225,7 (+2,2)
  • NRW 273,5 (+42)
  • Baden-Württemberg 273,6 (neu auf der Liste)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 561,2 (+59,9)
  • Hessen 436,5 (+23,8)
  • Rheinland-Pfalz 430,7 (-2,4)  
  • Bayern 427,5 (neu auf der Liste)

Das Saarland will sich offenbar selbst abschaffen, anders sind die nicht zum ersten Mal freidrehenden Corona-Werte kaum zu erklären. Andererseits gehen wir davon aus, dass sie einigermaßen korrekt sind, bezogen auf die tatsächlich zu erfassenden Fälle. Anders in Berlin: Die scheinbare Ruhe beim Corona-Geschehen sagt gar nichts aus, die hiesige Administration ist imstande, das Publikum nach einigen Tagen mit offenbar lausiger Erfassung mit riesigen Indzidenzsprüngen zu schockieren und eine Planung der eigenen Corona-Schutzmaßnahmen auf Inzidenzbasis so gut wie unmöglich zu machen. Schon am Freitag vergangener Woche war das gut sichtbar, da hatte Berlin eine Anstieg von ca. 10 Prozent zu vermelden, gut doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. 

In Bayern hat man offenbar anhand des Wiesn-Abwassers herausgefunden, dass die Wiesn tatsächlich ein solches Superspreader-Event ist, wie man es eh voraussehen konnte, aber natürlich war der Fassanstich wichtiger als als alles andere. Die Inzidenz in München stieg innerhalb von nur einem Tag um 77 Prozent, sodass auch Bayern insgesamt wieder zu den Hochinzidenz-Bundesländern rechnet.  (Q1-20220927)

Es gibt aber eine Zahl, die viel erschreckender ist als alles, was sich aus der Inzidenz ablesen lässt und sogar als die Todesfallzahlen, die im mittelfristigen Vergleich auf zu hohem Niveau verharren, aber wenigstens noch nicht wieder stark ansteigen: Derzeit beträgt der Anteil Deutschlands aufgrund der hiesigen starken Zunahme bei weltweit zurückgehenden Infektionszahlen nicht weniger als 30 Prozent. Das gab es noch nie und wer glaubt, das sei auf zu viele anstatt auf zu wenig Corona-Maßnahmen zurückzuführen, muss sich fragen, was sein eigener Beitrag zu diesem Irrsinn ist.

Es lässt sich nicht ändern: Wir können froh sein, wenn die neuen Impfstoffe kommen und es genug davon gibt, dass alle (Gut-) Willigen versorgt werden können. Wir erholen uns derzeit von einem körperlichen Doppeleingriff und müssen etwas vorsichtig damit sein, wie viel wir unserem Körper an Medikamenten zumuten, darauf achten, wie die Wechselwirkungen mit einer Impfung ausfallen könnten, insbesondere nach einer unerwarteten Komplikation, die weitere Versorgung mit Arzneimitteln zur Folge hatte, aber wenn alles wieder halbwegs im grünen Bereich ist, wird ein Termin in einem Impfzentrum gebucht. Wir könnten uns eigentlich schon mal anstellen, falls das für die BA.5-Impfstoffe möglich ist. Okay, nächste Woche schauen wir, ob das schon geht und handeln im Sinne der vierten Impfung. Mit FFP2-MNS sind wir in öffentlichen geschlossenen Räumen sowieso längst wieder freiwillig unterwegs. 

Passenderweise trendet heute #Impfstoffe, aber unfassbarerweise auch „Ende der Pandemie“. Das haben die Corona-Leugner:innen schon im Sommer 2020 geschrieben. Die Pandemie endet, wenn wir, das Volk, es wollen. Danach kam u. a. die Deltawelle mit alptraumhaft hohen Todesfallzahlen, es waren bis zu mehr als 1.000 pro Tag, kam eine Saison nach der anderen, in der sich die jeweilige Bundesregierung aus Angst vor diesen Charakteren des Grauens nicht getraut haben, ernsthaft gegen Corona vorzugehen.

In gewisser Weise können wir diese Ängste sogar nachvollziehen. Leicht hätte es passieren können, dass nicht nur Tankstellen-Mitarbeiter, die den Fehler begehen, Verrückte zum Maske tragen aufzufordern, sondern auch unvorsichtige Politiker, die auf einen aufgeheizten Mob treffen, der sie auf Plakaten in Sträflingskleidung zeigt, hätten dran glauben müssen. Von Hetze zu Lynchmorden ist es manchmal kein so weiter Weg.

Trotzdem: Wer sich einen exponierten Job ausgesucht hat, der muss ihn auch in schwierigen Zeiten ausfüllen und Flagge gegen den Mob zeigen können, das verlangen wir von der Politik. Das ist sogar unabdingbar, um die Demokratie vor (weiteren) Schäden zu bewahren. Ob die Politik das überhaupt will, werden wir demnächset einmal wieder in einem anderen Kontext beleuchten. Uns schützt sie jedenfalls nicht vor einer retardierten Minderheit, das belegen die neuesten Infektionszahlen. Und die Gaspreise steigen auch immer weiter.

Gerade hat uns unsere Hausverwaltung vorgeschlagen, wir könnten doch mal über eine freiwilige Verdoppelung der monatlichen Heizkostenvorauszahlungen nachdenken. Nach bereits zwei saftigen Erhöhungen in diesem Jahr von insgesamt über 40 Prozent. Wie sagen sie dort, wo die Menschen etwas widerständiger sind als im Zipfelmützen-Deutschland? Enough is enough.

Es ist eine wirklich krasse Anhäufung von Politikversagen auf mehreren Gebieten, die bei uns eher zu Wut als zu Trauer führt. Wir haben vor dieser Entwicklung, wenn auch nicht in der konkreten Form, die war nicht vorhersehbar, aber doch vor einer handfesten Krise, seit Längerem gewarnt. Entziehen können wir uns ihr deshalb aber nicht. Es gibt keinen Bonus für Voraussicht und auch keinen für Vorsicht. 

Über die Affenpocken brauchen wir uns heute keine gesteigerten Gedanken zu machen, in den letzten vier Tagen kamen gerade einmal zehn Fälle hinzu. Glücklicherweise ist die Lage bei dieser Infektionskrankheit nicht so, dass Schutzmaßnahmen für die gesamte Bevölkerung als notwendig erscheinen. Das gäbe wieder ein schönes Desaster. 

TH

Report 195/22 (hier zu 194/22 vom 23.09.)

Auch heute kam es wieder zu einem Anstieg des bundesweiten Corona-7-Tage-Inzidenzwerts um fast 5 Prozent (gestern 4,76 %, heute 4,78) und damit zur Überschreitung der 300er-Marke. Niemanden kann das überraschen, es hat sich lange angedeutet. Die Herbstwelle ist also eine Rampe, was die Rückkehr zum ansteigenden Infektionsgeschehen in Prozent angeht, aber die Zahl der Infektionen steigt nominal immer schneller. 

Grafisch sieht das so aus:

In den letzten fünf Tagen lag der Inzidenzanstieg jeweils zwischen 4,75 und 6,45 Prozent, folgerichtig steigt auch die 14-Tage-Durchschnittslinie weiter und liegt nun bei ca. 3 Prozent pro Tag. Zu den wichtigsten Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.)  
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 80 Fällen (unverändert).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 46.964 (eine Woche zuvor: 36.313).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.597 (+7). 

Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten:

  • Hamburg 165,0 (9,8)
  • Berlin  223,5 (+19,8)
  • Thüringen 231,5 (+24,3)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 501,3 (+28,6)
  • Rheinland-Pfalz 433,1 (+35,5)
  • Hessen 412,7 (+12,5) 
  • Mecklenburg-Vopommern 388,0 (+11)

Wenn man die Zahlen der oben gelisteten Bundesländer betrachtet, wundert man sich, dass der Gesamtanstieg nur etwas mehr als 14 Punkte beträgt. Gestern haben wir’s noch geschrieben: In Berlin kann jederzeit eine erratische Veränderung eintreten. Heute hat sich die Prognose mit einem Anstieg um fast zehn Prozent, dem doppelten Wert wie im Bund, schon beinahe gänzlich erfüllt. Welche Konsequenzen ziehen die Menschen daraus? Wird wieder mehr Maske getragen? Heute Morgen beim Einkaufen jedenfalls war nichts davon zu sehen. Wir waren klar Angehörige einer (ca.) 15-Prozent-Minderheit.

Immerhin: Wir wissen jetzt, wie sich Corona-Ausgegrenzte fühlen, die sich indignierte Blicke der Mehrheit gefallen lassen müssen. Dass man diese Erfahrung auch machen kann, wenn man vernünftig ist, stärkt die Widerstandskraft und wir werden uns künftig mit den Querdenker:innen darüber streiten, was nun wahre Held:innen sind. Nun ja, mit vernünftigem Verhalten ist man oft in der Minderheit, aber es läuft dann meist so, dass die Ignorant:innen ein aktives Verhalten zeigen, zudem ein sehr variantenreiches. Im Fall des öffentlichen MNS ist es aber umgekehrt, die MNS-Träger:innen zeigen Flagge oder Tuch auf eine quasi einheitliche Weise und sie sind es, die auffallen, denn die anderen tun einfach nichts.

Falls uns jemand liest, der nun (wieder) einen MNS beim Einkaufen etc. trägt: Wir sind bei Ihnen und finden Sie cool. Demnächst werden wir uns auch die coole BA.5-Spritze setzen lassen. Es kann sich nur noch um eine unbestimmte Anzahl von Tagen handeln, bis sie verfügbar ist.

Und was ist los, wo man sich besonders gut anstecken kann? Morgen wird der Berlin-Marathon stattfinden, mit Hunderttausenden von Zuschauer:innen an der Strecke. Bei uns dürfen schon keine Autos mehr parken, weil unser Straße zur Strecke gehört. Samuel Kipchoge wird wieder versuchen, den Weltrekord zu brechen, die Bedingungen (mild, fast windstill, nicht zu sonnig) sind nahezu optimal. Werden wir also ewtas zum Feiern haben, in der Weltrekordstadt? In Bayern wird auf jeden Fall gefeiert, aber mit einem gewissen Dokumentationsfaktor:

„Wir sehen, dass da ordentlich was los ist“: Angesichts der erwarteten Corona-Welle kontrollieren Münchner Wissenschaftler derzeit das Abwasser des Oktoberfests auf Bestandteile des Coronavirus. Das Ziel: Durch den Urin der Besucher einen Anstieg der Infektionen frühzeitig erkennen zu können.

Und was passiert dann? Wird das Oktoberfest abgebrochen? -Das geht gar nicht, weil es eine Zeit dauert, bis alles sich zeigt, was zu zeigen ist und es geht ja vor allem um die Hospitalisierung, deren Anstieg dadurch vorausberechnet werden soll. Wenn sie dann kommt, läset sich aber nichts mehr ändern, weil dann der letzte Zapfhahn längst zugedreht sein wird.

Wie sich das Wiesn-Abwasser zusammensetzt und was die Unterschiede zum normalen Stadt-Abwasser sind, steht da auch drin, aber die Wissenschaft wird die Corona-Werte sicherlich richtig einschätzen und in die richtige Relation zu den speziellen Eigenschaften des Oktoberfest-Abwassers setzen können. Einfach ist es aber nicht.

Die Bewertung der Ergebnisse erschwere auch, dass die Wiesngäste in ganz München unterwegs seien. „Die meisten Gäste sind ja auch in Hotels oder wohnen in München oder Umland, so dass sie auch hier dann als Infektionsfälle Viren ins Wasser einbringen können. Daher überwachen wir auch das Stadtabwasser zum Vergleich.“

Wir sehen, dass wir hinterher genau wissen werden, warum die Lage sich verschärft hat:

Mit der Wiesn sei ein Anstieg der Infektionszahlen in München zu erwarten. „Entscheidend ist und bleibt die Lage in den Krankenhäusern.“ Es gebe dort bereits Personalausfälle, die aber noch weitgehend kompensierbar seien. Nach bisherigen Erfahrungen dauert es eineinhalb bis zwei Wochen nach dem Start eines Volksfestes, bis sich etwaige Infektionswellen in der Inzidenz zeigen. Die Wiesn läuft seit etwa einer Woche. 

Wir ziehen aus verschiedenen guten Gründen die Wiese des Tempelhofer Feldes in Berlin vor, aber wünschen selbstverständlich allen, die sich nach München begeben haben, um dem größten Besäufnis der Welt beizwohnen, eine schöne Zeit und gute Verrichtung, damit ihre Anwesenheit zu wissenschaftlichen Erkenntnissen führen kann. Ganz sicher wird, wenn alle brav sind, die Pandemiebekämpfung durch diese Erkentnisse den Anschub erfahren, auf den wir schon so lange warten und wir werden Zeug:innen des Vorgangs werden, dass ein großer Sorgenstein ins (Ab-) Wasser plumpsen wird.

TH

Report 194/22 (hier zu 193/22 vom 22.09.)

Auch heute steigt die Inzidenz in Punkten wieder zweistellig und um beinahe 5 Prozent an. Nur noch ein Bundesland zeigt eine Inzidenz von weniger als 200 Punkten und liegt damit erheblich besser als alle anderen. Ein weiteres Bundesland kommt nun schon fast auf 500 Punkte, die Spreizung nimmt zu. Das ist ein typisches Indiz für eine entstehende Welle, aber ist es nun die Herbstwelle, die ansteigt?

Immerhin hat der Herbst begonnen und sozuagen pünktlich kommt es einem beschleunigten Wachstum bei den Infektionszahlen. Hingegen hört man überhaupt nichts von den Impfquoten bezüglich der neuen Impfstoffe, die gegen Omikron BA.1 u nd BA.5 zugelassen wurden. Immerhin gibt es Empfehlungen seitens der Stiko, die wie erwartet ausfallen:

Das Coronavirus hat sich seit Pandemiebeginn immer wieder verändert. Daher wurden auch die Corona-Impfstoffe an die Omikron-Varianten angepasst. Drei Omikron-Vakzine haben im September die EU-weite Zulassung erhalten: zwei Impfstoffe von Biontech und Moderna, die an die Subvariante BA.1 angepasst sind, sowie ein weiterer Omikron-Booster von Biontech, der gegen die dominierenden Subvarianten BA.4 und BA.5 schützen soll. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät zu Auffrischungsimpfungen mit den neuen, an die Omikron-Varianten angepassten Vakzinen. Die an BA.1 angepassten Impfstoffe sind bereits in Deutschland verfügbar. (Q1-22092321)

Wir haben vor einiger Zeit für uns festgelegt, dass wir uns die vierte Spritze setzen lassen, wenn es angepasste Impfstoffe gibt. Mit angepasst meinten wir selbsterständlich: so gut wie möglich angepasst. Weshalb sollten wir uns mit einem Vakzin gegen BA.1 impfen lassen, wenn es schon eines gegen BA.5 gibt? Bis das Neueste auf dem Markt verfügbar ist, halten wir noch durch. Da in Berlin die Inzidenz vo 200 wieder überschritten wurde, tragen wir in öffentlichen Innenräumen und gemäß Hygienevorschriften des Arbeitgebers wieder oder weiterhin einen MNS. Nun zu den aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) 
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

93 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 80 Fällen (-1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 50.800 (eine Woche zuvor: 38.749).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.590 (+5). 

Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten:

  • Hamburg 155,2 (+5,5)
  • Berlin  203,7 (+2)
  • Thüringen 207,2 (+19,3)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 472,7 (+23,3)
  • Hessen 400,2 (+21,4)
  • Rheinland-Pfalz 397,6 (+20,4)
  • Mecklenburg-Vopommern (377,0)

Der Hinweis muss sein: Die sehr langsamen wachsenden Berliner Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Unsere Administration hat uns schon häufiger damit überrascht, dass ein paar Tage lang kaum etwas passiert zu sein schien und es dann zu einem erheblichen Sprung nach oben kam. Dies ist eben eine sprunghafte und etwas heimtückische Stadt, auch und gerade verwaltungsseitig. Die Inzidenzgrafik zeigt ein Dilemma bei der Bewertung der Lage: Ist es nun die Herbstwelle oder darf man es noch nicht so nennen? Ein weiterer Anstieg der 14-Tage-Linie (blau), die einen wichtigen Indikator für das mittelfristige Geschehen abgibt sollte eine Benennung verdienen, uns fällt aber gerade keine ein. Den Begriff Herbstwelle werden wir erst verwenden, wenn diese Linie auf einen Wert von mehr als 5 Prozent steigt. An zwei einzelnen der letzten sieben Tage kam das zwar vor (rote Linie), doch im Durchschnitt der letzten 14 Tage beträgt dieser Wert „erst“ ca. 2,5 Prozent. Klar erkennbar: Das aktuelle Geschehen weist höhere Steigerungen aus, daher ist auch ein weiter Anstieg dieses 14-Tage-Werts zu erwarten.

Zu den Affenpocken heute nur ein Satz: Fünf weitere Fälle wurden gegenüber gestern registriert, das Geschehen bleibt erwartetermaßen in ruhigen Bahnen. 

TH

 

Report 193/22 (hier zu 192/22 vom 20.09.)

Heute zeigt das Dashboard des RKI den höchsten Anstieg der Inzidenz in Punkten seit dem 19.07.2022. Damals war die Sommerwelle auf dem Höhepunkt und die täglichen Veränderungen der 7-Tage-Inzidenz waren erheblich. Ist die Herbstwelle nach einem kontinierlichen Anstieg aller wichtigen Zahlen in den letzten Wochen eingeleitet?

Wir möchten sie noch nicht ausrufen, obwohl die Inzidenz seit dem Niedrigststand nach Welle 7 (Sommerwelle) wieder um mehr als 30 Prozent gestiegen ist. Dass sich der Anstieg beschleunigt, ohne dass eine der neueren Omikron-Varianten sich durchgesetzt hat, ist vor allem als Versagen der Politik zu werten. Wäre eine weitere Mutation der Auslöser für den Inzidenzanstieg, könnte man noch sagen: Diese muss erst einmal wieder ausgeguckt und neu bekämpft werden, wenn sie ein „Immunflüchtling“ ist. Aber der alten Omikron-BA.5-Variante nicht gewachsen zu sein, ist einfach nur peinlich. Allerdings nicht nur für die Politik. Auch die Menschen erkennen das Problem offenbar nicht, in Geschäften wird zum Beispiel kaum noch freiwillig ein MNS getragen, über den Umgang mit der FFP2-Maskenpflicht im ÖPNV haben wir kürzlich ebenfalls geschrieben: stark verbesserungsfähig. Für uns ist bei Freiwilligkeit die Marke von 200 entscheidend. Dieser Wert ist heute in Berlin wieder erreicht worden. Damit zu den aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.)  
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

106 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 81 Fällen (-4).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 56.978 (eine Woche zuvor: 46.514). Eine Korrektur zum Report von gestern: Wir hatten die gemeldete Zahl der Neuinfektionen vergessen anzupassen, sie betrug nicht 60.237 (das war vorgestern), sondern 56.715, am Mittwoch der Vorwoche 51.299. 

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.585 (+15). 

Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten:

  • Hamburg (149,7)
  • Thüringen (187,5)
  • Berlin (201,7)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland (449,4)
  • Hessen (378,8)
  • Rheinland-Pfalz (377,2)
  • Mecklenburg-Vopommern (377,0)

Die Inzidenzgrafik zeigt eine angespannte Entwicklung und bisher sind Anstiege wie jener, den wir in den letzten Wochen beobachten, immer auf neue Wellen hinausgelaufen. Trotzdem muss das dieses Mal nicht auch so sein, denn diese waren stets mit der Durchsetzung neuer Corona-Typen und -Varianten verbunden. Ein solcher Wechsel ist bis jetzt nicht zu erkennen.

Bei den Affenpocken gab es heute erstmals seit dem 26.08. wieder einen Anstieg von mehr als 13 Fällen zu verzeichnen. Deshalb haben wir heute die Grafik der Infektionsentwicklung für Sie in den Artikel eingebunden und sehen lediglich eine kaum wahrnehmbare Spitze, dargestellt vom rechten Balken, die nicht viel am günstigen Trend ändert. Es gibt weiterhin keinen Grund, wegen der Affenpocken in Deutschland Panik zu schieben. Selbst in den USA, dem derzeitigen Zentrum des Affenpockengeschehens, verlangsamt sich die Zunahme, gegenwärtig sind knapp 24.000 Fälle gemeldet. Weltweit wurden bisher etwas mehr als 62.000 Fälle registriert:

Da wir nach Möglichkeit in jedem Report die eine oder andere Info über die Kenndaten hinaus für Sie bereithalten wollen, hier etwas zur vierten Impfung: Warum man damit noch warten sollte (wie wir es bisher getan haben), heißt die im Beitrag vertretene Ansicht. Sie sehen, dass die Stiko mittlerweile anders empfiehlt als dort noch angegeben, aber auch, dass es die Zulassung für die neuen Impfstoffe gibt, von denen im Beitrag die Rede ist.

TH

Report 192/22 (hier zu 191/22 vom 19.09.)

Die Lage ist gegenüber gestern fast unverändert, wenn man sie auf Bundesebene betrachtet. Der Inzidenzanstieg setzt sich fort, einzelne Bundesländer zeigen aber deutliche Veränderungen. Außerdem: Woran wird geforscht, um Long Covid besser verstehen und behandeln zu können?

Im vorausgehenden Report hatten wir einen Blick auf die negativen psychischen Folgen von Long Covid geworfen, heute wollen wir uns nach vorne wenden und nachsehen, ob es Hoffnung für die vielen Betroffenen gibt. Zunächst aber die aktuellen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) /
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 85 Fällen (+2).

In den vergagenen Tagen war ein Anstieg der Todesfallzahlen um 30 Prozent gegenüber den 7 Tagen zuvor zu verzeichnen. Das ist die negativste Entwicklung in allen größeren Ländern mit Ausnahme von Spanien (+ 59 Prozent). Deutschland verzeichnete 671 Todesfälle in den vergangenen 7 Tagen, das ist weltweit der vierthöchste Wert. Ganz vorne: USA, Japan, Russland, mit jeweils größerer Bevölkerung als Deutschland.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 60.237 (eine Woche zuvor: 54.930).

In den vergangenen sieben Tagen wurden aus Deutschland ca. 237.000 Neuinfektinen gemeldet, weltweit ist dies der sechsthöchste Wert. 

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.570 (gestern kamen nach 3 konstanten Tagen 7 neue Fälle hinzu).

Mindestens 17 Millionen Menschen in Europa sind an Long Covid erkrankt. Wird man ihnen bald helfen können? (Q1-22092120)

Die Inzidenzgrafik weist seit seit nunmehr zwei Wochen eine Verschlechterung der Lage aus, zunächst schwächte sich der Rückgang ab, dann drehte der 14-Tage-Trend hin zum Anstieg (blaue Linie). Wir gehen zwar davon aus, dass sich dieser Anstieg nicht im selben Maße fortsetzen wird, aber da es sich um einen prozentualen Kenntwert liegt (derzeit knapp +2 Prozent täglicher Anstieg der Inzidenz innerhalb der letzten 14 Tage), heißt das nicht, dass sich die Lage beruhigt, da der Basiswert täglich steigt. Für uns unverständlich: Warum weist das RKI am Wochenende sinkende Inzidenzwerte aus, obwohl es die Zahlen nicht mehr veröffentlicht, auf denen dieser Rückgang basieren muss, anstatt zu sagen: Wir weisen sonntags und montags jeweils 0 Fälle aus, berechnen 0 Fälle und dadurch bleibt die Inzidenz an den Wochenenden gleich. Mit dem gegenwärtigen Verfahren provoziert man eine starke Steigerung des Inzidenzwertes zum Wochenbeginn, wie gestern. 

Je länger es dauert, bis man sich endlich entschließt, die Pandemie wieder ernsthaft anzugehen, desto mehr Menschen werden an Long Covid erkranken. In Europa sind es nach obiger Quelle mindestens 17 Millionen, die bereits betroffen sind, und genau das belegt, dass die Durchseuchungsstrategie mit erheblichen negativen Langzeitwirkungen verbunden ist. Doch vielleicht kann man ja auch die politischen Pandemie-Bekämpfungsfehler ebenso wie das Fehlverhalten vieler Einzelner noch irgendwie reparieren. Wie ist der Stand der Forschung?

  • Es gibt erste Anhaltspunkte zu den Mechanismen, die Long Covid und die damit verbundene Erschöpfung auslösen.
  • Eine besondere Rolle als Biomarker für Long Covid scheint das Hormon Cortisol zu spielen.
  • Es wird intensiv an unterschiedlichsten Behandlungsmöglichkeiten geforscht. Bislang ist aber noch keine Methode verfügbar, die verlässlich gegen Long Covid wirkt. Dazu sind weitere Studien nötig. (Q1)

In den USA gibt es das bisher größte Long-Covid-Projekt, das mit 1,255 Milliarden Dollar gefördert wird. Heutzutage und angesichts der massiven Schäden, die durch Long Covid ausgelöst werden, nach unserer Ansicht kein sehr hoher Betrag. In Deutschland wird ein Mittel namens BC 007 gegen LC erprobt, das ursprünglich gegen Herzkrankheiten entwicklet wurde. Vielleicht erhält es aber auch die Lizenz zum Töten von Long Covid. Dafür muss großflächiger gesforscht werden, als es bisher der Fall war. 

Ebenso zäh wie Long Covid selbst, das sich offenbar gut ins Bild bisheriger Schwächungen von Menschen nach Virus-Erkrankungen einfügen lässt, gestaltet sich also die Bekämpfung. Unser Tipp: Sobald die Wirtschaft anfängt, Alarm zu schlagen, weil Long-Covid-Patienten nicht mehr so gut ökonomisch verwertbar sind, wird sich die Forschung beschleunigen. Oder es werden mehr Fachkräfte aus anderen Ländern angeheuert. Eigentlich müsste auf die Long-Covid-Situation längst mehr Augenmerk gelegt werden. Aber wir halten eine Zahl von etwa 500.000 Betroffenen für realistisch. 4,4 Prozent aller mit Omikron Infizierten (Stand Mai 2022) entwickelten beispielsweise Long-Covid-Symptome, obwohl Omikron im Ganzen weniger schwer Fälle hervorbringt, als das bei vorausgehenden Typen und Varianten der Fall war. Bei ca. einer halben Million LC-Betroffenen in Deutschland ist längst die Schwelle zum volkswirtschaftlich spürbaren Schaden überschritten, auch wenn die Behandlung der Menschen wiederum die ökonomischen Kenndaten des Gesundheitswesens anschiebt. Wir müssen so argumentieren, denn die humanitären Aspekte solcher Erkrankungen sind für die Politik und die Wirtschaft zweitrangig. Nach dem Stand einer Erhebung der Techniker-Krankenkasse sind Long-Covid-Patient:innen durchschnittlich etwa 100 Tage lang krankgeschrieben.

Ein Hinweis zum Schluss: 12,5 Prozent aller Menschen, die einen schweren Verlauf von Covid-19 hatten, sterben an Spätfolgen. wird berichtet (Q2-220921). Diese Todesfälle werden aber nicht in die Covid-19-Todesfälle-Erfassung des RKI inkludiert, die wir in jedem Report besprechen. Um ein realistisches Bild von den Sterbeziffern an / mit Corona zu erhalten, müsste das geändert werden.

TH

Report 191/22

Nach dem ausführlichen und systemkritischen Report 190/22 vom vergangenen Samstag wenden wir uns heute wieder einer kurzen Faktendarstellung zu. Grundtendenz beim Corona-Geschehen: nicht zufriedenstellend. Von gestern auf heute kam es zum höchsten Inzidenzanstieg seit dem 22. Juli 2022, sowohl prozentual als auch in Punkten. 

Bedingt allerdings auch dadurch, dass das RKI zwar am Wochenende keine neuen Neuinfektions- und Todesfallzahlen mehr präsentiert, wohl aber die Inzidenz anpasst. An was eigentlich, wenn ein  Nullwert gegen einen Nullwert ausgetauscht wird? Die Inzidenz sinkt am Wochenende immer, zumindest nach den öffentlich ausgewiesenen Zahlen dürfte das nicht so sein. Gegenüber dem vergangenen Freitag liegt die Inzidenz nur minimal höher, wird aber im Wochenverlauf vermutlich noch steigen, das zeigen die höheren Fallzahlen pro Tag an. Der Inzidenzwert zeigt das Geschehen der letzten 7 Tage an, bezogen auf die Kenngröße von 100.000 Einwohnern (heute: 259 von 100.000 Einwohnern Deutschlands haben sich innerhalb der letzten 7 Tage mit Corona angesteckt, das sind ca. 215.000 Personen). Und damit zu den aktuellen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) /
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

146 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 83 Fällen (-3).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 60.237 (eine Woche zuvor: 54.930).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.563 (seit drei Tagen konstant).

Frappierend ist vor allem, wie die weltweiten Infektionszahlen sinken und in Deutschland steigen. Das führt dazu, dass sich hierzulande aktuell etwa 20 Prozent des weltweiten Geschehens abspielt, das ist beinahe das 20-Fache dessen, was gemäß dem deutschen Bevölkerungsanteil sein dürfte, wäre die Entwicklung überall ähnlich. Allerdings wird es angesichts dieser horriblen Zahlen auch wieder Zeit, auf etwas hinzuweisen: Viele Länder sind bei ihren Corona-Zahlen vermutlich noch viel mehr im Status der Untererfassung als Deutschland. Sicherlich haben sich mittlerweile weit mehr als die ausgewiesenen 8 Prozent der Weltbevölkerung mit dem Corona-Virus angesteckt. Trotzdem sind die Zahlen bei uns viel zu hoch, daran ändert sich nichts. Und wieder einmal: Es ist ein Beweis von Ignoranz und einer komplett falschen Einstellung gegenüber Menschenleben, dass heute wieder 146 Tote gemeldet werden, das sind nicht nur 27 mehr als am Dienstag der Vorwoche, sondern exakt 146 zu viel. Der 14-Tage-Durchschnitt ist zwar heute leicht gesunken, aber verharrt weiterhin bei mehr als 80 Todesfällen pro Tag.

Die Inzidenzgrafik zeigt deutlich den jüngsten Anstieg. Wenn man genauer hinschaut, sieht man auch, dass die Inzidenz diese Woche erstmals seit längerer Zeit sofort nach dem Wochenende auf einen neuen Höchstwert gesprungen ist, wenn man die letzten beiden Monate betrachtet. Zuletzt brauchte es dazu noch mindestens einen weiteren Tag Anlauf.

Selbstverständlich zeigt dadurch auch der mittelfristige Trend (14 Tage) wieder deutlich nach  oben. 

Gibt es noch etwas zu besprechen? Politisch gesehen nicht, seit das neue Infektionsschutzgesetz am vergangenen Freitag den Bundesrat passiert hat. Vielleicht werfen wir deshalb einmal einen Blick auf Long Covid. Die Langzeitfolgen einer Infektion, von denen mittlerweile schätzungsweise eine halbe Million Menschen in Deutschland mehr oder weniger stark betroffen sind, macht übrigens auch klar, warum man das Infektionsgeschehen nicht einfach laufen lassen sollte: Nicht nur die Todesfälle, sondern auch Menschen, die langfristig eingeschränkt sind, zählen zu den Opfern. Und für diejenigen, die alles in Kosten-Nutzen-Relation sehen: Sie werden natürlich der Verwertbarkeit für das Kapital entzogen, ganz oder teilweise, solange sie diesen Einschränkungen unterliegen. 

Zum Umgang mit den Folgen von Long-Covid, wenn man betroffen ist, hier ein lesenswerter Artikel. Wir spoilern schon ein wenig: Es sind ähnliche Mechanismen, wie wir sie auch bei anderen Krisen und langwierigen Krankheiten sehen, die sich hier zeigen und es sind ähnliche Tools, mit denen man den mentalen Folgen begegnen kann. Der Zusatztipp von uns: Sofern Sie geimpft waren, als es passierte, haben Sie z. B. grundsätzlich keine Veranlassung, sich selbst Vorwürfe wegen einer Trotzdem-Ansteckung zu machen. Zeigen Sie mit dem Finger auf die Ignoranten. Sie können zwar nichts mehr ändern, aber anderen die Schuld zuzuweisen, vor allem, wenn sie wirklich Schuld tragen, hilft dabei, die eigene psychische Verfassung zu verbessern und den Widerstand gegen ebenjene Ignoranz zu stärken.

TH

Report 190/22 vom 17.09.2022 (hier  zu 189/22 vom 16.09.022)

Unser letzter CA-Report für diese Woche vermeldet im Grund das Bekannte: Die Corona-Inzidenz steigt weiter an. Wenn es so weitergeht, dann ist es weniger eine Welle als eine Art Rampe, die sich herausbilden wird, denn der Anstieg verläuft mit einer erstaunlichen Kontinuität.

Und das unterhalb der Wahrnehmungsschwelle vieler Menschen, weil er, auf Einzeltage heruntergerbrochen, mit 2 bis 3,5 Prozent pro Tag recht unspektakulär ausschaut. Aber die Neuinfektionszahlen lagen gestern schon wieder um 20 Prozent höher als am Freitag der Vorwoche. Außerdem gibt es eine neue Omikron-Variante, die wir heute besprechen werden. Ein weiteres Thema, das wir im etwas längeren Samstagesreport behandeln werden, hat sich im Zuge der Affenpocken-Direktrecherche beim RK ergeben: das gesamte infektionsgeschehen in Deutschland über alle Krankheiten hinweg in den letzten 20 Jahren und was daraus abzuleiten ist. Zunächst zu den aktuellen Grunddaten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) /
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

88 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 86 Fällen (+1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 36.613 (eine Woche zuvor: 30.166).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.556 (vorgestern 3.548).

Die Inzidenzgrafik weist aus, dass die 14-Tage-Veränderungslinie vor einigen Tagen ins Negative gedreht hat (blaue Linie), aber noch nicht klar ist, ob das immer noch ein Rückkopplungseffekt ist, der aus der veränderten Lage (keine Schulferien mehr, kühlere Temperaturen) resultiert, oder ob er bereits den Auftakt zu einer neuen Welle darstellt. Doch auch der aktuelle Anstieg, fortgeschrieben, würde ausreichen, um in einigen Wochen wieder für mehr schwere Fälle und Todesfälle zu sorgen, nachdem Letztere ohnehin höher liegen als während des Abklingens der Omikron-BA.2-Welle im Juni. Schon die damalige Zahl von durchschnittlich ca. 70 Fällen pro Taghaben wir als Ausweis für eine nicht-endemische Lage gewertet. 

Während innerhalb der vergangenen sieben Tage das Infektionsgeschehen weltweit um 11 Prozent rückläufig war, stiegen die Infektionszahlen in Deutschland um 12 Prozent an, auf einem Niveau, das ohnehin nie als befriedigend oder „normal“ in Relation zur Weltbevölkerung zu bezeichnen war. Es ist hier mittlerweile akzeptierte Realität, dass Deutschland permanent um das 5- bis 10-Fache über diesem Anteil liegt, und das halten wir für sehr gefährlich.

Das Kleinreden der Pandemie, das die Querdenker:innen für angezeigt halten, der daraus resultierende mangelnde Mut der Politik zur sachgerechten Pandemiebekämpfung, ist eine Gefahr für die Freiheit, weil die Probleme damit in ohnehin krisenhaften Zeiten weiter durchgeschleppt werden und andere sich hinzuaddieren, wie die massive Verschlechterung der Lebenssituation vieler Menschen. Was wir in letzter Zeit wahrnehmen, sind richtige Einbrüche in bisher trotz jahrzehntelanger starker Belastung durch neoliberale Zerstörungspolitik noch halbwegs stabile soziale Systeme und Netze. Es ist kaum zu glauben, mit wem man alles bei ganz normalen Alltagserledigungen ins Gespräch kommt und um was es dabei geht. Es lässt Einblicke zu: Immer mehr Menschen sind einem Mehrfachdruck ausgesetzt, der kaum noch zu bewältigen ist. Heute trendet erstmals seit längerer Zeit auch der Grundbegriff der Pandemie wieder: #Corona.

Erst jetzt wird sich zeigen, was wir als Gesellschaft wert sind: Ob es uns endlich gelingt, an der richtigen Stelle widerständig zu werden. Das gilt auch für den Protest gegen eine indolente, FDP-gesteuerte Corona-Politik, welche die aktuelle Lage verschlimmert und die Karl Lauterbach vom Paulus zum Saulus werden ließ. In dieser Lage ist uns ein neue Variante von Omikron zugewachsen:

BJ.1 ist ein neu entdeckter Omikron-Subtyp, der nach Angaben von Experten besonders viele Mutationen am Spike-Protein hat. Das kann zur Folge haben, dass das Virus der Immunabwehr besser entgehen kann und vorangegangene Infektionen und Impfungen nicht mehr so gut schützen. Experten halten das bei BJ.1 für möglich bis wahrscheinlich, was allerdings nicht bedeute, dass der Immunschutz komplett wegfalle. (Q1-220917-16)

Neue Variante, bekanntes Spiel? Vielleicht nicht, denn der Subtyp BA2.75, der vor einiger Zeit in der Diskussion stand, hat es bisher auch nicht geschafft, als Gamechanger in Europa aufzutreten und eine neue Welle auszulösen:

BJ.1 ist ein Subtyp der Omikron-Variante des Coronavirus, genauer gesagt: eine Unterlinie des Omikron-Subtyps BA.2. (Q1)

Bisher wurde die Variante in Deutschland nicht nachgewiesen, sondern zuerst, wie schon BA2.75 in Indien, aber mittlerweile auch u. a. in den USA und in Österreich. Ihr Kennzeichen sind sind besonders viele Mutationen gegenüber bisher durchsetzungsfähigen Typen und Varianten und sie könnte ein „Immunflüchtling“ sein, der die gegen die bisherigen Varianten aufgebaute Immunität umgehen könnte, wie es schon bei den bisherigen Omikron-Varianten der Fall war. Aber es sei betont: Auch BA2.75 hat man, als die Variante auftauchte, diese Eigenschaften zugeschrieben, dennoch löste sie hierzulande BA.5 als dominierende Variante nicht ab, BA.5 hält immer noch mehr als 95 Prozent Anteil am Neuinfektionsgeschehen.

Es war nicht die Recherche wegen Corona, sondern wegen der Affenpockenzahlen, die uns dazu geführt haben, uns die epidemiologischen Jahrbücher anzuschauen, die das RKI veröffentlicht. Bei den Affenpocken selbst zeigt sich die Lage mit 8 neuen Fällen am gestrigen Tag weiterhin ruhig. Doch diese Jahrbücher haben uns erstaunt und auch schockiert. 

Schon lange vor Corona ist die Zahl der gemeldeten Infektionsfälle in Deutschland massiv angestiegen. Im Jahr 2001 wurden noch insgesamt 233.000 Fälle erfasst. Im Jahr 2005 belief sich die Zahl schon auf 1,24 Millionen, 2010 war der Stand von 3 Millionen überschritten und im letzten Vor-Corona-Jahr kam es bereits zu 6,15 Millionen erfassten Infektionsfällen. Auch traditionelle Krankheiten wie die Influenza haben seit Anfang der 2000er Jahre massiv zugenommen.

Lag im Jahr 2001 noch die Salmonellose mit ca. 77.000 Fällen an der Spitze des Geschehens, vor der Rotavirus-Gastroenderitis mit 43.000 Fällen, waren damals 43 Krankheiten erfasst worden, mit überwiegend sehr geringer Fallzahl, zeigte sich im letzten Vor-Corona-Jahr folgendes Bild: Norovirus-Gastroenderits 1,387 Millionen Fälle, Cambylobacter-Enteritis 1,2 Millionen Fälle, saisonale Influenza 1,087 Millionen. Erschreckend ist auch der Wiederanstieg im Bereich schwerer Krankheiten, die ausgerottet schienen, wie etwa 104.000 Tuberkulose-Fälle. Insgesamt waren 58 Krankheitsbilder aufgelistet. Wir sind nun nicht so tief eingestiegen, dass wir einschätzen könnten, in welchem Maße eine wesentlich dichtere Erfassung zu diesem massiven Anstieg von Infektionsmeldungen beigetragen haben könnte, vermutlich ist in dem Bereich seit den frühen 2000ern tatsächlich etwas geschehen.

Bekannt ist aber auch, dass wir derzeit gegen die Rückkehr von Krankheiten im Abwehrkampf stehen, die einst mit hohem Aufwand besiegt wurden.

Die nahezu vollständige Abwesenheit schwerer Infektionskrankheiten war einer der größten Erfolge der modernen Medizin, und dieser Erfolg steht immer mehr in Frage. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei: Umwelteinflüsse, nachgebende Sorgfalt im auf Kosteneffizienz getrimmten Gesundheitssystem, wie etwa die Zunahme von Krankenhauskeimen, zunehmende Schwierigkeit, die ihrerseits entwickelte Immunität von Erregern gegen Medikamente auszuschalten, aber auch das zu nachlässige Verhalten der Bevölkerung. Das zusammen ergibt einen höchst ungünstigen Mix, der dazu führen dürfte, dass die gesundheitliche Resilienz der Menschen, die in diesen Zeiten dringend gebraucht würde, mit oder ohne Corona weiter nachlassen wird.

So bildet sich zum Beispiel die Grippewelle 2018/2019 in den obigen Zahlen deutlich ab, die so viele Menschenleben gefordert hat wie schon lange keine Infektionskrankheit mehr und eine wahrnehmbare Übersterblichkeit in jenem Winter verursachte, obwohl, wie jedes Jahr, angepasste Grippeimpfstoffe auf den Markt kamen. Übertroffen wird diese Übersterblichkeit nun vom Corona-Geschehen im Winter 2020/2021, möglicherweise auch von dem im Winter des folgenden Jahres, diesbezüglich müssen die neuesten Sterbefallzahlen abgewartet werden. Sicher ist bereits, es kam 2021 zur höchsten Sterbeziffer in Deutschland seit dem Hungerwinter 1946/1947.

Das höchste Beunruhigende darin ist, alle Krankheiten in der Zusammenschau betrachtet, dass die Fälle und Opfer von Infektionskrankheiten seit 20 Jahren beständig zunehmen. Wir haben in den Epidemie-Jahrbüchern kaum ein Jahr gefunden, in dem keine Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen war. Der nächste Schub könnte kommen, wenn sich aufgrund des Klimawandels immer mehr Überträgertiere tropischer Krankheiten in Mitteleuropa ansiedeln, gegen deren mitgebrachte Erreger das Immunsystem der Menschen in unseren Breiten denkbar schlecht gerüstet ist. Auch für diesen Trend gibt es bereits deutliche Anzeichen. Neben weiteren Einflüssen könnte dies dazu führen, dass die Entwicklung hin zu höherer Lebenserwartung selbst dann bald gestoppt sein wird, wenn die gesundheitliche Achtsamkeit der Bevölkerung im Bereich Selbstfürsorge (u. a. mehr Gespür für gesunde Ernährung, weniger Alkohol und Tabak) weiterhin zunimmt, wie es in den letzten Jahren bereits zu beobachten war.

Wie bei anderen Hauptthemen unserer Zeit wird zu wenig Wert auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise gelegt. Sich einerseits immer weiter selbst zu optimieren und sich darauf auch viel zugute zu halten, aber gleichzeitig gegen sinnvolle Infektionsschutzmaßnahmen auf die Straße zu gehen, das passt keinesfalls zusammen.

Der Ansatz muss außerdem im Zusammenhang mit einer anderen Wirtschaftsweise und der Akzentuierung anderer Prioritäten als bisher erfolgen, wenn der Gesundheitszustand der Bevölkerung sich nicht (weiter) verschlechtern soll. Dieses Umdenken wäre freilich gegen eine immer noch herrschende Ideologie gerichtet, die Opfer billigend in Kauf nimmt, solange die Wirtschaft Rekordgewinne einfahren kann. Auch dieser Effekt beschleunigt sich immer mehr und führt gleichzeitig in einem Kreis zurück in Zeiten vor dem Entstehen der Sozialstaatlichkeit, die im Grundgesetz verankert ist und, anders als z. B. die Eigentumsgarantie, zu den unveränderlichen Grundtatbeständen der Verfassung gehört.

Der Wert des Ganzen sind wir, jede:r einzelne von uns. Uns uns hat dieses System zu dienen, nicht umgekehrt. Das war auch eine Lehre aus der Nazizeit, mithin eine Idee der Stifter:innen der Verfassung. Dass die gegenwärtige Ordnung nicht mehr dem Geist der Verfassung entspricht, muss endlich in die Köpfe.

In Großbritannien heißt der Wahlspruch gegenwärtig „Genug ist genug“.

Er richtet sich zwar, typischerweise, vorwiegend gegen die grassierenden wirtschaftlichen Probleme, aber wir möchten ihn gerne erweitern auf alle Lebensbereiche: Der Erosion als gesichert geltender und bei Reduzierung der massiv zunehmenden Ungleichheit problemlos aufrechtzuerhaltender Standards muss endlich etwas entgegengesetzt werden. Dafür müssen wir uns einsetzen und eine neue Gemeinsamkeit entwickeln. Jeder für sich kann zwar auch etwas tun, aber wird nicht viel erreichen gegen eine ignorante Mehrheit, das dürfte wohl klar sein. Und vor allem nicht gegen eine Politik, die Probleme über Jahrzehnte nicht nur verschleppt, sondern auch bewusst neue geschaffen hat. Die massive Zunahme an Infektionskrankheiten seit nunmehr mindestens 20 Jahren steht dabei sinnbildlich für die Zerstörung der zivilisatorischen Grundlagen, auf denen wir einst mit Vertrauen in die Zukunft unser Leben aufgebaut und neues Leben geschenkt haben.

Dieser Trend muss endlich gestoppt werden, wenn wir und die Generationen nach uns noch eine Chance auf ein gutes Dasein haben wollen. Dieser Trend ist auch zu stoppen.

Man muss nur aufhören, den Einflüsterern in Diensten des Kapitals zu glauben, die uns auf der falschen Spur halten wollen, damit wenige, sehr gut aufgestellte Menschen davon profitieren können, dass es der Mehrheit immer dreckiger geht. Wo immer wir unterwegs sind, welchen Vorgang wir auch betrachten, wir müssen uns angewöhnen, unsere Beobachtungen in die Matrix der Systemkritik zu integrieren. Die Logik wird dann immer zwingender. Die Erkenntnisse werden  nicht ausbleiben können. Aus ihnen erwächst hoffentlich das Aufbegehren, das schon vor Corona überfällig war, aber nicht stattgefunden hat.

Worauf warten wir aber jetzt noch? Auf die nächste politische Corona-Panne, den nächsten Krieg, die nächsten Inflationsrekorde, die nächste Rekordhitze? Wir dürfen uns gerade jetzt nicht mehr einschüchtern lassen und müssen, was an Energie noch übrig ist, in den Kampf werfen. Wir vom Wahlberliner werden dokumentieren und Aktionen propagieren, wenn es endlich zu einem breitangelegten Protest gegen die Zerstörung unserer Lebenswelt kommen sollte.

TH

Report 189/22 vom 16.09.2022 (hier zu 188/22 vom 14.09.2022)

Gestern gab es keinen Corona-Report. Aber nicht, weil es nichts zu besprechen gäbe, sondern wegen einer unvorhergesehenen Situation, die dazu geführt hat, dass wir am 15.09. gar nichts veröffentlichen konnten.

Während wir die Affenpocken derzeit hintanstellen können, es gibt kaum noch Neuinfektionen, müssen wir über das reden, was sich bei der Corona-Pandemie tut. Diese ist nämlich nicht vorbei, keineswegs. Die Inzidenz steigt nun schon seit einer Woche fast kontinulierlich, wenn auch nicht allzu rasant und vorgestern kam es zu 230 Todesfällen an / mit Corona, der höchsten Zahl seit dem 10. Mai, während die Omikronn-BA.2-Welle abflaute, die Inzidenzwerte aber wesentlich höher lagen als derzeit. Die Beobachtung ist nicht ganz neu: In Relation zu den Infektionszahlen und damit zum R-Wert liegen die Todesfallzahlen höher als im Frühjahr. Wir haben sie im vorgestrigen Report deshalb abgebildet. Damit zu den aktuellen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

117 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 85 Fällen (+3, Anstieg innerhalb von zwei Tagen gemessen).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 38.749 (eine Woche zuvor: 35.995).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.548 (vorgestern 3.547).

Die Inzidenzgrafik zeigt demgemäß eine unerfreuliche Entwicklung, die sich zu verfestigen scheint. Sicher muss man veränderte Rahmenbedingungen wie kühleres Wetter und Ferienende in allen Bundesländern berücksichtigen, aber es bleibt dabei, dass die Zahlen zu hoch sind. Omikron BA.5 hält derweil konstant einen Anteil von 96 Prozent an den Neuinfektionen, in einer Verschiebung hin zu einer neuen Variante liegt der gegenwärtige Anstieg also nicht begründet.

Wie will die Politik nun der Tatsache entgegentreten, dass Covid not over ist? Hier finden Sie aktuelle Infos, übersichtlich dargestellt. Im Wesentlichen ist das Maßnahmenpaket bekannt, es wurde bereits mit einer Mehrheit im Bundestag ausgestattet, neu ist heute , dass nun auch der Bundesrat zugestimmt hat und das neue Infektionsschutzgesetz damit in Kraft treten kann. Wir haben bereits mehrfach betont, dass vor allem die Erweiterungsmöglichkeiten im Fall neuer Wellen imt vielen schweren Fällen und Todesfällen uns nicht als ausreichend erscheinen. Die Spannweite nach oben ist zu sehr begrenzt worden, damit nicht ein gewisses Klientel wieder den Freiheitskampf ausruft. Das wird sich trotzdem nicht vermeiden lassen, deshalb hätte man auch mehr Mut zeigen können.

#Schutzmaßnahmen und #Impfung trenden heute in den sozialen Medien, zählen aber nicht zu den wichtigsten Hasthags des Tages. Damit hat es Corona mit dem im Grunde längst geschnürten Paket doch noch auf eine etwas müde Weise in die Schlagzeilen geschafft. 

TH

Report 188/22 vom 14.09.2022 (hier zu 187/22 vom 13.09.2022)

Es ist alles andere als zufriedenstellend, dass wir nun die Frage stellen müssen, ob wir zwischen Welle und Welle angelangt sind: Zwischen der für viele unerwarteten Sommerwelle und der lange vor allem politisch angekündigten Herbstwelle.

Die Corona-7-Tage-Inzidenz steigt zwar langsam, aber sie steigt. Es ist kühler geworden, die Schulferien sind zu Ende, der Normalbetrieb läuft auch dort, wo es eigentlich noch nicht erlaubt ist. Kürzlich hatten wir eine Fahrt mit der S-Bahn, während dieser Fahrt hat der Zugführer ausdrücklich (der Mensch am Steuer, zusätzlich zur automatisierten Ansage) auf die Maskenpflicht aufmerksam gemacht, aber wer ein Arsch ist, ist ein Arsch und weiß genau, dass nun niemand deswegen den Zug anhalten wird, weil dieser Ignorant durch die Videokamera an der Decke  beim Nichteinhalten der Vorschriften beobachtet wird. Von diesen Ärschen gab es einige, während dieser Fahrt.

Als Mitpassagier kann man sich nur räumlich distanzieren, wenn Platz genug vorhanden ist, mehr geht nicht. Und dann steigt eine große  Gruppe von Kindern im Sekundarschulalter zu, die Bahn ist danach voll, sie alle tragen keine Masken, als ob sie keine Virusüberträger sein könnten, die erwachsenen Begleitpersonen desgleichen. Auf der Fahrt zu einem körperlichen Eingriff, bei dem möglichst keine Infektion in die Quere kommen sollte, nervt das alles besonders. Zum Glück war für die gestrige Rückfahrt Taxi oder Abholung vorgeschrieben.

Es handelt sich um eine Ausnahmesituation, aber das ändert nichts daran, dass Menschen unverbesserlich sind und damit ihre Mitmenschen erheblich schädigen können und an der Gedankenlosigkeit, bestenfalls, die sich jeden Tag damit verbindet. Wir können für uns beanspruchen, dass wir darauf nicht bloß in Lagen mit besonderem Stress ein Auge haben, sondern seit dem Beginn der Pandemie im Rahmen der C/CA-Reporte über unsere Beobachtungen in Berlin berichten. 

Die chaotische Corona-Politik trägt an diesem Verhalten eine Mitschuld. Viele Menschen machen sich schlicht ihre eigene Logik und halten sich für am schlauesten. Sind sie natürlich nicht, das merkt man an vielen anderen Dingen, aber wir als Gesellschaft sind nicht krisenfest, das ist nach zweieinhalb Jahren Corona eindeutig klar, und werden deshalb auch ungebremst in eine Herbstwelle rennen, falls sie kommt.

Die gegenwärtigen Anzeichen lassen diesen Schluss noch nicht sicher zu, zumal kein Gamechanger in Form einer neuen dominierenden Corona-Variante gemeldet wurde. Umso frustrierender wäre es, wenn es zu einer weiteren Welle mit einer schon so „alten“ Variante wie Omikron BA.5 käme, gegen die man längst gewappnet sein könnte Dies nur, weil die Politik keinen Mut hat und immer größere Teile der Bevölkerung das Pandemie-Ende dann deklarieren, wenn sie es persönlich für angezeigt halten, bestärkt durch Mitschwurbler:innen in den sozialen Netzwerken.

Entscheidend ist für unsere eigene Haltung zur Sache nicht die Inzidenz, obwohl wir sie grafisch in den Vordergrund rücken. Letzteres tun wir aus informatorischen Gründen, weil auf sie immer noch überwiegend geschaut wird. Wir orientieren uns auch an den Todesfallzahlen, und diese liegen höher während des Abflauens der 6. Welle (Omikron BA.2) im späten Frühjahr / Frühsommer, obwohl die Inzidenz jetzt ähnliche Werte aufweist wie damals. Deshalb erstmals seit dem 15.07. wieder die aktuelle Todesfälle-Grafik, danach zu weiteren Grunddaten des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) – vorstehende Werte alle heute nachgetragn / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

109 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (+1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 51.299 (eine Woche zuvor: 46.495).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.547 (gestern 3.533).

Nach Beinahe-Stillstand kam es nun wieder zu einigen neuen Affenpocken-Fällen. Der Rede oder der Erwähnung im Report sind sie wert, aber es sieht nicht nach einer Änderung des grundsätzlich positiven Trends aus, der besagt, dass das Geschehen beinahe zum Erliegen gekommen ist. Zumal es an den Vortagen wesentlich ruhiger war, die 14 neuen Fälle verteilen sich vom bisher höchsten Stand aus auf drei Tage.

Eine kleine Entschuldigung an dieser Stelle: Gestern hatten wir teilweise die Datenreihen nicht fortgeschrieben, offenbar war die Konzentration noch etwas eingeschränkt. Wir haben das oben bei der Inzidenz markiert.

Und damit zur 7-Tage-Inzidenz bundesweit, unserer Standardgrafik:

Das Ärgerliche ist die blaue Linie, sie hat nun den Nullwert erreicht. In den letzten 14 Tagen ist die Inzidenz also per Saldo nicht mehr zurückgegangen und steigt in den letzten Tagen verstärkt an, wenn auch imme rnoch in moderatem Tempo im Vergleich zu den Wellen 5, 6, 7, wie die Grafik ebenfalls ausweist (rote Linie für die Tageswerte). Sind wir also zwischen zwei Wellen, können wir die Zahl 8 nun ins Auge fassen oder haben wir nur einen Zwischenanstieg, weil sich wieder der Normalzustand einstellt, dass viele Menschen unterwegs sind, die zwischenzeitlich in den Ferien waren und weil die Tages-Höchsttemperaturen sich nun fast halbiert haben?

Zu früh für eine eindeutige Beurteilung. Wenn der Impfstoff gegen BA.5 auf den Markt kommt, werden wir uns jedenfalls die vierte Spritze abholen, die für den Personenkreis, dem wir angehören, derzeit von der Stiko noch nicht empfohlen ist. Dann werden wir hoffen, dass eine neue dominierende Mutante sich nicht z. B. von Delta, sondern von Omikron BA.5 abzweigt. Wir werden nie die Pressekonfernz vergessen, während der Karl Lauterbach anhand seines Handys erklärt hat, wie neue Mutationen auf allen möglichen vorherigen Stufen des Virus abspringen und Unheil anrichten können. Es gibt gemäß dieser Darstellung nicht zwangsläufig eine lineare Weiterentwicklung, aufbauend auf der jeweils neuesten bisherigen Variante, die sich durchgesetzt hat.

Signifikante Corona-#Trends aus den sozialen Netzwerken sind heute nicht zu vermelden, der wendungsreiche Krieg in der Ukraine derzeit viel thrilliger als eine fast unbemerkt umtrendende Pandemie, und erst der Fez um die Queen und ihren Nachfolger. Hoffentlich kommt das Virus nicht auf die Idee, sich zurückgesetzt zu fühlen und in den nächsten Tagen doch mit der sogenannten Lauterbach-Killervariante raus, die so ansteckend ist wie Omikron und so tödlich wie Delta, weil es unbedingt wieder in die Schlagzeilen will.

TH

Report 187/22 vom 13.09.2022 (hier zu 186/22 vom 10.09.2022)

Liebe Leser:innen, da sind wir auch schon wieder, pünktlich zum Dienstag mit dem 187. Corona-Affenpocken-Report des Jahres. In den nächsten Tagen werden wir theoretisch sogar mehr Zeit für den Wahlberliner haben.

Ob wir das nutzen können, hängt u. a. davon ab, wie lange wir schon am Schreibtisch sitzen und tippen können. Eine kleine Anmerkung in eigern Sache, verbunden mit einem Dank dafür, dass Sie uns gestern so zahlreich besucht haben, obwohl es keinen neuen Artikel zu lesen gab; dies alles versteckt im CA-Kurzreport. Nun werden wir sehen, was die Zeit bringt.

Das gilt auch für Corona. Der Rückgang im August ist zum Erliegen gekommen, die Inzidenz blieb in den letzten Tagen auf einem Niveau von 220 bis 230; nach dem traditionellen Rückgang am Wochenende, den das RKI ausweist, obwohl es keine Neuinfektionszahlen veröffentlicht, liegt er heute bei 229,9 und die Zahl der Neuinfektionen gegenüber der Veröffentlichung vor einer Woche um mehr als 5.000 Fälle höher. Um ein Viertel rückläufig ist hingegen die Zahl der Todesfälle, verglichen mit dem Meldedatum 06.09.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

82 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 81 (-1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 30.166 (eine Woche zuvor: 49.709).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.519 auf 3.530.

Weltweit kam es gestern zu 0,349 Millionen Neuinfektionen (vorläufige Zahl), der deutsche Anteil daran: 15,1 Prozent, mit steigender Tendenz und Platz 6 weltweit in vorausgegangenen 7 Tagen.

Bei den Affenpocken erhielt sich andererseits das günstige Bild der letzten Tage. Von vorgestern auf heute (Meldetag) kam es sogar zu der kuriosen Stellung, dass nun ein Fall weniger ausgewiesen wird als am 10.09. Vielleicht hat sich eine bereits als sicher gemeldete Infektion doch nicht bestätigt. Wir weisen die Grafik zu den Affenpocken aufgrund der geringen Veränderungen nur noch ein- bis zweimal wöchentlich aus.

Damit schließen wir auch den trotz der Off-topic-Einleitung bisher kürzesten CA-Kurzreport und halten ihn wirklich kurz. Es ist doch im Moment noch etwas anstrengend und es empfiehlt sich, zunächst kleine Artikelbrötchen zu backen. Das bedingt auch, dass wir uns nicht mit jedem Hashtag zu Corona befassen, als da heute wären #Ungeimpft, #Drosten, #QuerdenkersindTerroisten. Themenübergreifend: Beiträge der nächsten Tage werden  vermehrt weitergeleitete Fremdtexte sein, die wir empfehlen oder besprechen.

TH

Report 186/22 vom 10.09.2022 (hier zu 185/22 vom 09.09.2022)

Unser letzter Report für die nächsten Tage weist einen geringfügigen weiteren Inzidenzanstieg aus, dafür gehen die Todesfallzahlen etwas zurück. Derweil rechnet Christian Drosten mit hohen Infektionszahlen noch vor Dezemberanfang.

„Viele werden eine Woche krank sein“, sagt er unter anderem, sieht aber keine allzu hohe Hospitalisierungsrate voraus. Wer von Ihnen war nicht schon einmal eine Woche krank? Auch Virologen haben Schiss davor, dass Menschen nicht mehr für das Kapital verwertbar sind und mutmaßt, dass komplette Betriebe dichtmachen müssen. Klar, wenn der Betrieb aus einem Soloselbstständigen besteht, kann das passieren. Und Sie wissen ja, wie das ist, niemand bezahlt einem den Arbeitsausfall, wenn man wirklich selbstständig ist und sich nicht auf andere verlassen kann, die man ausbeutet.

Karl Lauterbach rechnet jetzt hingegen nur noch mit einer mittelschweren Herbstwelle, heißt es in derselben Quelle. Er hat, anders als Drosten, offenbar die sogenannte FDP-Impfung bekommen, die bewirkt, dass man Corona nicht mehr so schrecklich findet, wie es angesichts weiterhin zu hoher Todesfallzahlen anscheinend immer noch ist. Vermutlich wurde dem Gesundheitsminister die Impfung persönlich vom Kollegen Buschmann aus dem Justizressort verabreicht. Promis unter sich, da machst du als Normalbürger nix. Da kannst du nur abwarten, was als nächstes schiefgeht. Im Grunde sind alle folgenden Zahlen ein Ausweis politischer und auch persönlicher Unfähigkeit vieler Bürger:innen, sonst wären sie nicht mit die höchsten weltweit, und das nicht erst seit gestern, sondern übers gesamte laufende Jahr hinweg betrachtet.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

229,6 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 81 (+/-0).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 54.930 (eine Woche zuvor: 29.345).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.519 auf 3.530.

Weltweit kam es gestern zu 0,492 Millionen Neuinfektionen (vorläufige Zahl), der deutsche Anteil daran: 6,1 Prozent, mit in den letzten Tagen steigender Tendenz und Platz 6 weltweit.

Alle Länder mit mehr Infektionen haben stärkere Rückgänge zu verzeichnen (Deutschland: nur noch -1 Prozent). 

Bei den Affenpocken kam es gestern zu 11 Neuinfektionen in Deutschland, das entspricht in etwa dem Durchschnitt der letzten zwei Wochen. Vorgestern wurde mit nur einem neuen Fall  die niedrigste Neuinfektionszahl seit dem Ausbruch der Affenpocken am 24. Mai gemeldet. Die folgende Grafik zeigt, dass das Geschehen zumindest in Deutschland derzeit keinen Anlass zu größerer Epidemiesorge gibt:

Die Gesamt-Trendlinie zeigt mittlerweile ein konvexes Aussehen. Die Prognose, die in der blauen Linie dargesetellt wird, dürfte insofern nicht zutreffen, als es zu weniger neuen Fällen kommt, als diese immer noch ausweist. Es ist durchaus möglich, dass der Ausbruch des Affenpocken-Virus in Deutschland bei weniger als 4.000 Fällen endet. In Sachen Corona jedoch gibt es keine Entwarnung. Das sollte die Politik ebenso wie eine lautstarke Minderheit im Land endlich zur Kenntnis nehmen.

TH

Report 185/22 vom 09.09.2022 (hier zu 184/22 vom 08.09.2022)

Kennen Sie schon das „Gesetz der Schande“ (#GesetzderSchande)? Richtig, es handelt sich um das neue Infektionsschutzgesetz, das heute vom Bundestag beschlossen wurde. Mit einigen Gegenstimmen aus der Regierungspartei FDP und gegen alle Oppositionsparteien. Auf Twitter wird gerade vollkommen freigedreht, und das wegen einer Regulierung, die nicht annähernd die Anforderungen an den Schutz vor einer möglichen neuen Welle mit vielen Todesopfern erfüllt. 

Natürlich, es ist eine Blase, sie spiegelt nicht die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung, aber die Umfragen der letzten Zeit belegen, dass die Akzeptanz für vernünftige Politik nachlässt, selbst dann, wenn die Vernunft nur in vorausschauendem Handeln besteht. Was uns so erschreckt, ist, dass die vorgeblichen Freiheitskämpfer die nach wie vor hohen Todesfallzahlen ignorieren, die das Virus verursacht bzw. begleitet und die Long-Covid-Schäden generell außer Acht lässt. Dass nun 95 Prozent der Menschen in Deutschland Antikörper haben sollen, weil sie bereits infiziert waren oder geimpft sind, sagt hingegen nichts darüber aus, wie künftige Szenarien sich gestalten werden. Und für Entwicklungen wie eine neue , z. B. dem Typ Delta bezüglich der Letalität entsprechende Mutation, gegen die der aktuelle Antikörperschutz wenig ausrichten wird, ist Deutschland mit dem neuen Infektionsschutzgesetz denkbar schlecht gerüstet. Derweil steigt die Inzidenz wieder, und zwar auf breiter Front. Besonders schließen Bundesländer, die während der letzten Monate niedrige Inzidenzen aufwiesen, zu den anderen auf.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

119 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 (-2).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 35.995 (eine Woche zuvor: 33.930).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.518 auf 3.519. 

Die weltweiten Affenpockenzahlen (bestätigt sind knapp 53.000 Fälle) sind nicht mehr zuverlässig, da für viele wichtige Länder keine tägliche Pflege der Datenbank mehr stattfindet, darunter auch Deutschland, der letzte ausgewiesene Stand ist der 2. September. Die letzten Zahlen aus den USA, wo mit Abstand die meisten Infektionen stattfinden, enden mit dem 1. September.

Wir müssen für die hiesigen Daten mittlerweile eine Abfrage beim RKI starten. Erfreulich, dass dabei von gestern auf heute nur ein neuer Fall hinzugekommen ist. Das Ende ist nah, so scheint es. Nicht das von Corona und hoffentlich nicht das der Welt, aber wohl jenes des Affenpockenausbruchs in Deutschland. Zum Abschluss unsere traditionelle Inzidenzgrafik, die anzeigt, dass wir derzeit in einer möglichen Wendesituation sind: Der Rückgang der Corona-Inzidenz ist vorläufig gestoppt, der Anstieg an einzelnen der letzten Tage (rote Linie) ist sichtbar und konsequent nähert sich der 14-Tage-Durchschnitt (blaue Linie) nun dem Nullniveau von unten an.

TH

Report 184/22 vom 08.09.2022 (hier zum Report 183/22 vom 07.09.2022)

Der heutige Corona-Inzidenzanstieg ist der höchste seit dem 19.07.2022. Es wird kühler, die Ferien gehen, die Herbstwelle kommt? Hoffentlich nicht, denn sie wäre die erste, die noch auf derselben Variante des Virus basiert wie die vorausgehende, die im Juli ihren Höhepunkt erreicht hatte und die wir Sommerwelle genannt haben.

Sowohl in Punkten wie prozentual ist dieser Inzidenzanstieg keine Sensation, aber bevor man etwas Neues beginn, wie zum Beispiel eine Herbstwelle, sollte man doch die bisherige Arbeit hinter sich gebracht haben, oder? Das kann man von der Sommerwelle aber so nicht sagen, wirklich beendet ist sie vor allem deshalb nicht, weil die Todesfallzahlen permanent hoch geblieben sind. Auch heute wurde wieder eine dreistellige Sterbeziffer an / mit Corona vermeldet:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

117 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 84 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 42.057 (vor einer Woche: 39.396).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.505 auf 3.518. Die weltweite Zahl liegt bei ca. bestätigten 53.000 Fällen.

Derweil wurden die neuen Corona-Regeln für den Herbst heute vom Bundestag beschlossen:

Der Bundestag hat die Corona-Regeln für Herbst und Winter beschlossen. Das Gesetzespaket der Ampel-Koalition, das generell wieder schärfere Vorgaben zu Masken und Tests ermöglicht, erhielt am Donnerstag 386 Stimmen. 313 Abgeordnete stimmten dagegen, 3 enthielten sich.

Nun muss der Bundesrat noch zustimmen. Die Regeln sollen ab dem 1. Oktober bis zum 7. April 2023 gelten. Mit den neuen Regeln soll einem befürchteten deutlichen Anstieg der Corona-Infektionen begegnet werden. (Quelle: Bundestag beschließt Corona-Regeln für den Herbst | WEB.DE)

An den Artikel schließt sich eine Umfrage an: Sollte es mehr oder weniger Corona-Maßnahmen geben? Wir haben mit „eindeutig mehr“ gestimmt, sind dabei in der Minderheit und wollen vor alle ein Zeichen gegen die Ignoranz setzen, die mittlerweile die Haltung vieler bei diesem Thema bestimmt. Es geht nicht darum, die Menschen einzuengen, sondern im Fall der Fälle gerüstet zu sein, und das scheint uns nach dem neuen Wenn-dann-Katalog nicht plausibel der Fall zu sein. Jedem selbst zu überlassen, was er tut, ist hingegen keine Option, denn dass gerade die Rechten das Freiheitslied singen, belegt: Es kann falsch klingen.

Die Zahl der neuen Affenpocken-Infektionen ist sozusagen zum Stand der Vorwoche zurückgekehrt, mit einem Anstieg von gestern auf heute um 13 Fälle. Das ist nicht bedenklich, aber doch etwas mehr als am sehr ruhigen Wochenende. Eine aktualisierte Grafik zeigten wir zuletzt gestern, der Trend hat sich nicht wesentlich geändert, daher verzichten wir heute auf diese Darstellung und beschränken uns darauf, sichtbar zu machen, dass die Corona-Inzidenz deutliche Anzeichen für einen weniger günstigen Verlauf zeigt als zuletzt. Dazu zählt auch, dass es zuletzt zwei Anstiege innerhalb von drei Tagen gab. Auch diese Konstellation sahen wir letztmals im letzten Julidrittel, also vor ca. 6 Wochen:

TH

Report 183/22 vom 07.09.2022 (hier zu 182/22 vom 06.09.)

Was tun, wenn es von der Corona-Front mehr oder weniger Stillstand zu berichten gibt? Vielleicht einen Blick auf die Affenpocken werfen. Es lohnt sich, denn der Ausbruch ist in Deutschland quasi zum Erliegen gekommen. In den letzten vier Tagen gab es nur 12 Neuinfektionen. Und damit zu den aktuellen Fakten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

120 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (am Dienstag der Vorwoche: 181). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 85 (-3).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 46.495 (vor einer Woche: 49.303).

Die letzten neuen Affenpockenzahlen stammen vom 06.09.2022. Derzeit 3.505 Affenpocken-Fälle in Deutschland gemeldet, das ist eine Zunahme von nur noch 12 Fällen seit der letzten Meldung am vorigen Freitag. Wir werden aufgrund dieses Abklingens der Neuinfektionen künftig die Zahlen nur noch einmal pro Woche in einer Grafik zeigen und die Zahlen der Tage zwischen diesen Darstellungsversionen interpolieren (bisher galt das nur für Freitag, Samstag, Sonntag), damit jeder Tag weiterhin abgebildet wird.

Die Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten: Hamburg (132), Baden-Württemberg (153), Thüringen (169).

Die Bundesländer mit den höchsten Corona-Inzidenzwerten: Mecklenburg-Vorpommern (283), Bremen (270), Hessen (246).

Weltinfektionszahl der vergangenen 7 Tage: 3,86 Millionen, davon in Deutschland 0,199 Millionen = 5,40 Prozent. Der weltweite Rückgang der Infektionszahlen betrug in den vorausgegangenen 7 Tagen 22 Prozent, in Deutschland nur 11 Prozent.

Damit die Faktenlage angesichts einer nur minimalen Bewegung beim Corona-Geschehen nicht zu langweilig wird, haben wir Umfragen für Sie zum Mitmachen, die wir zwischenzeitlich entdeckt haben:

Civey-Umfrage: Wie bewerten Sie die Forderung von Teilen der Opposition, die einrichtungsbezogene Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte abzuschaffen? – Civey

Hier der Begleittext aus dem Newsletter:

Teile der Opposition fordern, die einrichtungsbezogene Impfpflicht abzuschaffen. Der CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge sagte der Welt, dass weder Nutzen noch Nachteile, wie die Abwanderung des Personals, bekannt seien. Statt einer Pflicht sollte man vulnerable Gruppen in den Einrichtungen mit gezielten Impf- und Testkonzepten schützen. Ates Gürpinar (Linke) hält die Pflicht als Maßnahme zur Pandemiebekämpfung für sinnlos.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) plädiert ebenfalls für die Aufhebung der Corona-Impfpflicht in der Pflege. Deren Vize-Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer sagte dem RND, dass die Pflicht angesichts der milden Verläufe der Omikron-Variante nicht mehr vertretbar sei. Als sie im Dezember beschlossen wurde, wollte man v.a. vulnerable Gruppen vor gravierenden Verläufen der Delta-Variante schützen.

Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken oder Pflegeheimen mussten bis Mitte März 2022 nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Andernfalls drohen Tätigkeitsverbote. Diese Regel ist bislang nur bis Jahresende vorgesehen und würde wegfallen, sollte das Infektionsschutzgesetz nicht erneut geändert werden. Die Regierung wolle die Frage laut Welt „zu gegebener Zeit in der Koalition diskutieren.“

Die Abstimmung, die bereits abgeschlossen ist, ergab ein relativ augeglichenes Meinungsbild, das sich hinter dem obigen Link zeigt. Wir meinten damals, es sei eher falsch, die Maskenpflicht abzuschaffen. Das war am 29.07.2022. Das Datum ist wichtig, weil erst danach die Sommerwelle ihren Höhepunkt erreicht und die Todesfallzahlen wieder anstiegen. Allerdings lagen sie auch an jenem Freitag mit 117 viel zu hoch, als dass man dort, wo Menschen besonders anfällig sind, krank und hospitalisiert, einfach zur Vor-Corona-Tagesordnung übergehen könnte.

An den Vortagen jener letzten Juliwoche lagen die Todesfallzahlen sogar noch höher. Dass das Personal abwandert, liegt nicht an der Maskenpflicht, sondern an den miserablen Arbeitsbedingungen in den durchkommerzialisierten Kliniken, die absurderweise Gewinn für Kapitalanleger abwerfen müssen, anstatt dass sie bestmöglich dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung dienen. Uns sind mehr als 100 Todesfälle pro Tag nach wie vor nicht „mild“ genug, um diesen Spin, in diesem Falle sogar seitens der DKG, kommentarlos hinzunehmen.

Civey-Umfrage: Sollte die Maskenpflicht in Fernzügen Ihrer Meinung nach ab Herbst entfallen? – Civey

Der Verband Allianz pro Schiene fordert, dass ab Herbst auch in Zügen keine Maskenpflicht mehr gelten soll. „Wenn die Maskenpflicht in Flugzeugen aufgehoben wird, muss das genauso für alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel auch gelten“ fordert der Verband, der unter anderem die Deutsche Bahn zu seinen Förderern zählt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bestätigte zuvor in Berlin, dass die Maskenpflicht im Flugzeug aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen werden soll. Das Gesetz wird an diesem Donnerstag vom Bundestag beschlossen.

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek kritisierte laut tagesschau die Ampel für einen „konfusen Corona-Kurs“. Experten warnen laut RND, dass Deutschland aufgrund der härteren Corona-Maßnahmen im Vergleich zum Ausland unattraktiv für Urlauber wird. Das Schweizer Reisemagazin „Travelnews“ geht beispielsweise davon aus, dass Schweizerinnen und Schweizer, die es „längst gewöhnt“ sind, ohne Corona-Maßnahmen zu leben, Deutschland meiden werden.

Gesundheitsminister Lauterbach sagte bei einer Pressekonferenz im Bundestag, ein Wegfall der Maskenpflicht in Zügen sei „keine Option“. Das Infektionsrisiko sei in Bussen und Bahnen höher als in Flugzeugen. Er begründete dies mit den Luftfilteranlagen in Flugzeugen, welche die Luft in einer Kabine ungefähr alle zwei bis drei Minuten komplett durch Frischluft ersetzen. Außerdem verwies er darauf, dass viel mehr Menschen den Nahverkehr als Flugverkehr nutzen würden. Sollten die Corona-Fallzahlen im Herbst wieder steigen, soll die Regierung dank Ermächtigungsgrundlage in der Lage sein, die Maskenpflicht auch in Fliegern schnell wieder einzuführen.

Wir haben gerade mit „eindeutig nein“ abgestimmt. Klar, die falsche Aufhebung der Maskenpflicht in Flugzeugen war ein Dosenöffner für weitere Forderungen des Teams Nachlässigkeit und nun hat der Gesundheitsminister Mühe, den Unterschied vernünftig zu begründen, denn logisch ist er nicht wirklich. Vor allem im Öffentlichen Nahverkehr sitzen die Menschen auch nicht so lange zusammen wie in Flugzeugen, könnte man zum Beispiel entgegenhalten. Es ist doch wirklich einfach, dieser Pflicht nachzukommen, zumal nicht alle Verkehrsverbünde auch eine FFP2-Maske fordern. In Berlin ist das so und auch das finden wir richtig. Gegenwärtig ist allerdings eine relative Mehrheit für die Abschaffung der Maskenpflicht (etwa 44 Prozent gegenüber 38 Prozent für die Gegenposition, die wir vertreten). Vielleicht ändert sich das bei dieser ganz frischen Umfrage noch, wenn im Laufe des Nachmittags und Abends die Angehörigen des Teams Verantwortungsbewusstsein vermehrt abstimmen.

Wenn man aber in Zügen, in Flugzeugen, in Bussen und Stadtbahnen die Maskenpflicht abschafft, was bleibt dann noch? Nicht mehr viel. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht, über die wir oben geschrieben haben. Die Empfehlung, sich ab 60 noch einmal boostern zu lassen. Eine Maßnahme ist das im Grunde nicht, sondern eben nur eine Empfehlung. Sollte man also nicht die Maßnahmen ganz abschaffen? Sagen, es ist vorbei? Endemische Lage formal eingeleitet?

Civey-Umfrage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Corona-Maßnahmen in Deutschland beendet werden? – Civey

Der Begleittext:

Frankreich hat zum 1. August den Gesundheitsnotstand beendet und alle Corona-Maßnahmen abgeschafft. Die Regierung kann nun keine Maßnahmen mehr ohne das Parlament beschließen. Da Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seit den Parlamentswahlen im Juni keine Mehrheit mehr hat, gilt es als nahezu ausgeschlossen, dass Maßnahmen wie 2G-Regel oder Maskenpflicht in Frankreich zurückkommen. Jetzt müsse man mit dem Virus leben, heißt es laut Zeit Online seitens der Regierung.

In Deutschland hat das Bundeskabinett am 28. August neue Corona-Regeln gebilligt. Dem Gesetzentwurf, der ab 1. Oktober bis 1. April gelten soll, müssen nun noch Bundestag und Bundesrat zustimmen. Die Regeln sehen unter anderem das Tragen von FFP2-Masken in Fernzügen und die Möglichkeit vor, in Geschäften eine Maskenpflicht einzuführen. Das Robert Koch-Institut schätzt die gesundheitliche Gefährdung durch COVID-19 weiterhin als „hoch” ein. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt, man müsse diesen Herbst auf alles „gefasst sein”.

Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält laut Berliner Zeitung eine neue pandemische Corona-Variante für unwahrscheinlich und verweist darauf, dass neben Frankreich auch die Schweiz, die Niederlande und Dänemark alle Beschränkungen aufgehoben haben. Seiner Meinung nach sollten Ressourcen des Gesundheitswesens auch hierzulande wieder mehr auf Probleme über Sars-CoV-2 hinaus gerichtet werden; wie zum Beispiel auf den Personalmangel oder multiresistente Erreger.

Frankreich, das oben erwähnt wird, ist noch schlechter durch die Pandemie gekommen als Deutschland, hat relativ zur Bevölkerungsgröße mehr Tote und mehr Infektionsfälle zu beklagen. Das kann wohl kein Vorbild sein. In den Niederlanden waren die Maßnahmen einfach nicht mehr kontrollierbar, in Dänemark setzte man auf Durchseuchung. Alles keine optimalen Vorgehensweisen in Sachen Bevölkerungsschutz, wenn man nicht weiß, wie es mit Corona weitergehen wird. Zum Glück für diese Länder ist in den letzten Monaten keine Mutation aufgetaucht, welche die bisher dominierende Omikron-Variante BA.5 abgelöst und wieder für eine neue Infektionswelle gesorgt hätte. Das deutsche Infektionsschutzgesetz muss zumindest adäquate Maßnahmen ohne größeren Aufwand sofort dann erlauben, wenn es geboten ist. Die aktuelle Lage, nämlich, dass die Inzidenz so zäh zurückgeht und die Todesfallzahlen weiterhin hoch sind, sollte uns vor zu viel Leichtsinn warnen.

Wir haben mit „eindeutig keine Beendigung“ gestimmt, zumal die Einschränkungen durch Coona-Maßnahmen im Alltag kaum noch spürbar sind. Für diese Meinung gibt es aktuell eine relative Mehrheit.

TH

Report 182/22 vom 06.09.2022 (hier zu 181/22 vom 03.09.)

In unserem ersten CA-Report der neuen Woche halten wir fest: Nicht viel Neues im Westen, im Süden, im Osten und im Norden. Heute ist die Inzidenz zwar gegenüber gestern leicht gestiegen, sie fällt am Wochenende aber auch meist etwas stärker.

Und da wir die gestrige Inzidenz erfasst und nicht interpoliert haben, kommt es zu einem kleinen Ausschlag nach oben. Sehr interessant finden wir es übrigens, dass das RKI am Wochenende zwar keine Fallzahlen mehr ausweist, sehr wohl aber den Inzidenzwert öffentlich sichtbar weiterentwickelt. Vermutlich führt das auch zu Korrekturen wie der heutigen, weil man ihn in den Vortagen etwas zu stark abgesenkt hat. Jedenfalls ist die Zahl der Neuinfektionen gegenüber jenen, die am Dienstag der Vorwoche ausgewiesen wurden, wieder um etwa 5.000 zurückgegangen. Und damit zu den Kernzahlen:

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

99 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (am Dienstag der Vorwoche: 119). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 90 (-2).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 49.709 (vor einer Woche: 54.504).

Die letzten neuen Affenpockenzahlen stammen vom 02.09.2022, die Zahl der Fälle in Deutschland betrug zu dem Zeitpunkt 3.493.

 

Wir sind heute recht früh am Tag, mit dem Reportieren über Corona und die Affenpocken. Die Affenpocken-Fallzahl sollte heute noch aktualisiert werden. Eine neue Grafik dazu zeigen wir aber erst, wenn das geschehen ist.

In den letzten Tagen war Corona kein herausragendes politisches Thema mehr. Das Virus wurde verdrängt durch Krieg, Energiekrise und sogar durch eine Erzählung, die in den 1860er Jahren entstand: Winnetou. Wir meinen: Wenn die Menschen sonst keine Sorgen haben, kann es ihnen noch nicht so schlecht gehen, wie sie gerne behaupten. Okay, auch wir haben uns diese teilweise fehlgeleitete Diskussion angeschaut, aber (noch) nicht darüber geschrieben.

Heut trendet nur #MaskensindkeinmildesMittel, sonst ist Corona derzeit bei den häufigsten Twitter-Hashtags nicht vertreten. Das mildeste Mittel ist natürlich, gar nichts gegen Corona zu tun, aber das ist ja kein Mittel. Danach kommen gleich die Masken. Beim Einkaufen tragen wir sie wieder, seit die Inzidenz in Berlin wieder über 200 liegt. Die Maskenpflicht im Flugzeug wird wohl doch nicht kommen – wir dachten, die gebe es ohnehin noch. Man müsste häufiger fliegen. News zur Corona-Pandemie: Ampelkoalition streicht Maskenpflicht für Flugverkehr – FOCUS online Ausgerechnet die Union kritisiert die konfuse Corona-Politik, die sich darin ausdrückt, aber das ist ja auch nun ihre Aufgabe, unabhängig von dem Mist, den sie selbst bis im letzten Herbst gebaut hat. Nach Masken-Entscheidung für Flugreisen: Bayerns Gesundheitsminister kritisiert „lächerlichen“ Corona-Kurs der Ampel – Wissen – Tagesspiegel. Im selben Artikel wird berichtet, dass sich Chines:innen nun durch die Nase impfen lassen können, auch in einigen westlichen Ländern arbeitet man an Lösungen dieser Art, die das Spritzen zumindest teilweise unnötig machen sollen. China ist ohnehin das einzige Land, das noch richtig ernst macht mit den Corona-Maßnahmen: Corona-Pandemie in China: Shenzhen und Chengdu im Teil-Lockdown | tagesschau.de. Vielleicht ist es aber wirklich nur eine Art von Lockdown und kein besonders lockiger Lockdown, der dort an 65 Millionen Menschen verabreicht wird, weil ein paar sich angesteckt haben.

Der allzu langsame Rückgang der Inzidenz besorgt uns mehr als letzteres Thema. Die Herbstwelle hat noch nicht eingesetzt, es gibt keine neue Variante des Virus, der man zurechnen könnte, bald die dominierende zu sein. Insofern alles noch okay. Trotzdem stecken sich weiterhin Menschen an. Gestern wurden fast 50.000 neue Fälle gemeldet. Die Todesfallzahlen liegen immer noch bei durchschnittlich 90 pro Tag. Solange sich daran nichts ändert, stellt sich das sogenannte „Auch-nur-eine-Grippe-Gefühl“ nicht ein; vor allem letztere Zahl heben wir in jedem Report hervor, weil sie uns schlicht zu hoch ist, um sorglos zu sein und politischer Verantwortungslosigkeit das Wort zu reden.

Wie sieht es in den Bundesländern aus? Die Spreizung zwischen Hoch- und Niedriginzidenz-Regionen hat zuletzt erkennbar abgenommen. Kein Bundesland weist noch eine Inzidenz von über 300 aus, keines eine unter 150.

Am besten liegen Baden-Württemberg (154), Thüringen (156) und Hamburg (172); die höchsten Werte kommen aus Mecklenburg-Vorpommern (285), NRW (256) und Niedersachsen (252). Berlin liegt mit 208 knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 219.

TH

Report 181/22 vom 03.09.2022 (hier zu 180/22 vom 01.09.)

Aufmerksame Leser:innen werden gemerkt haben, dass es gestern, mitten in der Woche, keinen Corona-Affenpocken-Report von uns gab. Es lag schlicht daran, dass wenig zu erzählen war. Und heute? Für sich betrachtet, hat sich kaum etwas verändert, aber zweimal wenig ist doch schon etwas mehr, deshalb schauen wir uns heute die aktuellen Zahlen wieder an und halten dabei auch die 7-Tage-Inzidez von gestern fest. Desweiteren gibt es aber doch eine bedeutende Zahl zu vermelden und Sie erfahren mehr über die neuen Impfstoffe.

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

120 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert (gestern 181). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 92 (-5, Veränderung innerhalb von 2 Tagen).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 29.345 (vor einer Woche: 33.226).

Erstmals seit dem 21.12.2021 lag die gestern registrierte Zahl von Neuinfektionen unter 30.000. Damals war die Delta-Welle im Abklingen begriffen, erinnern Sie sich? Umso bedeutsamer ist diese Zahl, weil an Wochenenden keine Zahlen mehr gemeldet werden und in der Woche, in der Regel Montags und Dienstags, erst in die Darstellung integriert werden können. Obwohl die Inzidenz also weiter im Schneckentempo sinkt, gibt es doch immer wieder Meilensteine der Pandemie-Entwicklung. Dass die Fallzahlen nicht schneller sinken, kann man ironisch so sehen: Eine Welle, die nicht von null starten muss, hat keinen so langen Anlauf und kann schneller steigen. Wir warten bekanntlich alle auf die angekündigte Herbstwelle.

Obwohl die Todesfallzahlen in den letzten Tagen wieder viel zu hoch waren, sinkt trotzdem der 14-Tage-Durchschnitt. Der Grund ist leicht erklärt: Aus dieser Betrachtung sind nun einige noch höhere Zahlen herausgefallen und außerdem fließen natürlich die Wochenende-Tage mit ein, an denen das RKI keine Zahlen mehr veröffentlicht, daher ist der Durchschnitt, auf 14 Tage gerechnet, mittlerweile niedriger als an fast jedem der letzten Meldetage (= Montag bis Freitag).

Die folgende Grafik zeigt schön, wie sie ich die tägliche Realität unserem 14-Tage-Schnitt bei der Inzidenz angepasst hat und wie die Zahlen sich fast ebenso wenig verändern:

In Berlin hat sich die Inzidenzlage wieder beruhig und bei ca. 200 eingependelt, dafür schnellte die Inzidenz in Hamburg binnen weniger Tage von 101 auf 163, nachdem wir gehofft hatten, bald das erste Bundesland mit einer zweistelligen Inzidenz vermelden zu dürfen. 

Die drei Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzzahlen sind: Tühringen (160,9), Baden-Württemberg und Hamburg (jeweils 163,3).

Die drei Bundesländer mit der höchsten Inzidenz sind: Mecklenburg-Vorpommern (290,0), NRW (279,6), Bremen (266,3).

Zum Wochenabschluss ist es an der Zeit, wieder einmal einen Blick auf die weltweiten Zahlen zu werfen. Auch hier ist eine Absenkung zu beobachten, und sie ist stärker als in Deutschland. Weltweit wurden 19 Prozent Neuinfektionen weniger registriert als in der Woche zuvor, in Deutschland nur 11 Prozent. So kommt man natürlich nicht aus der mittlerweile verfestigten Situation,  zu den Ländern mit den höchsten Infektionszahlen zu gehören, Deutschland liegt aktuell weltweit auf Rang 6 mit ca. 5 Prozent der weltweiten Neuinfektionen (Bevölkerungsanteil 1,05 Prozent). 

Die Hotspots sind derzeit in Ostasien Japan, Südkorea und Taiwan auf Platz 1,2 und 4, dazwischen die USA. Vor allem Südkorea und Taiwan wurde während der ersten Wellen ein herausragendes Corona-Management attestiert, das gilt während der 6. / 7. Welle nicht mehr. Auch die anfangs bei ähnlichen Neuinfektionszahlen viel geringeren Todesfallzahlen in Japan im Vergleich zu europäischen Ländern sind derzeit nicht zu verzeichnen, sie leigt etwa im selben Verhältnis zu den hiesigen Werten wie die Zahl der neuen Fälle. Einzig die VR China riegelt immer noch alles großräumig ab, wenn irgendwo im Land ein paar neue Fälle auftauchen. Es gibt längst die düstersten Theorien dazu, natürlich alle so ausgefasst, dass das besonders schlau von der chinesischen Regierung ist. Nach unserer Ansicht steckt sie eher in einem Dilemma: Wenn es so weiterläuft, wird der wirtschaftliche Aufstieg ernsthaft gebremst werden und die Konkurrenz gewinnt Zeit, sich neu aufzustellen und von dem Druck, den dieses Land seit Jahren auf andere Ökonomien ausübt, ein wenig zu befreien.

Dieses Mal mussten sie bis zu unseren mittlerweile immer in die Reporte integrierten Fremdquellen-Infos bis zum Schluss warten, aber es hat sich gelohnt, glauben Sie uns. Sie werdern nun erfahren, ob die gerade zugelassenen neuen Impfstoff von BionTech und Moderna, die gegen den Omikron-Typ BA1. entwickelt wurden, für Sie sinnvoll sind oder ob Sie noch warten sollten, bis der Impfstoff gegen den aktuelle vorherrschenden Subtyp BA.5 die bessere Option erreichbar ist. Lesen Sie bitte hier

Zu den Affenpocken gibt es heute keine neuen Zahlen vom RKI. Gestern lag die Zahl der Fälle bei 3.493, was einem weiterhin sehr moderaten Anstieg um 12 bis 13 Fälle pro Tagin der laufenden Woche entspricht. Daher zu diesem Thema heute auch keine neue Grafik.

TH

 Report 180/22 vom 01.09.2022 (hier zu 179/22 vom 31.08.)

Gibt es eine Story des Tages? Bei einem Rückgang der Inzidenz um gerade mal 6 Punkte? Wir sind so froh, dass Deutschland eine Stadt wie Berlin hat, denn rein zahlenmäßig liefert sie auch heute wieder den meisten Gesprächsstoff.

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 97  (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 49.303 (vor einer Woche: 52.939).

Der deutliche Rückgang der gestrigen Neuinfektionszahlen gegenüber jenen eine Woche zuvor hätte einen stärkeren Rückgang der Inzidenz nahegelegt aber wir geben uns auch mit 6 Punkten zufrieden. Man ist bescheiden und demütig geworden, während der Pandemie. Böse  Zungen behaupten, dies bei den Bürger:innen zu erreichen, sei der Zweck gewesen, warum man das Corona-Virus in die Welt gesetzt hat. So richtig können wir den Sinn dahinter immer noch nicht erkennen, aber man kann ja viele Dinge mit vielen Arten von Maßnahmen testen.

Was ist mit der Story um die Bundeshauptstadt? Die geht so: Vor wenigen Tagen freuten wir uns noch mächtig, dass die Inzidenz hier unerwartet stark zurückging, mit knapp über 160 Punkten lag Berlin sogar an der Spitze. Dann folgte ein rasanter Anstieg um ca. 80 Prozent, der nicht vergleichbar ist mit einem Vorgang in irgendeinem anderen Bundesland. Und heute sank die Inzidenz um über 20 Prozent, während sonst überall nur kleine Bewegungen zu vermelden sind. Berlin liegt jetzt wieder etwa im Bundesdurchschnitt.

  • Bundesländer mit der niedrigsten Inzidenz: Hamburg (102), Thüringen (160), Baden-Württemberg (165).
  • Bundesländer mit der höchsten Inzidenz: Mecklenburg-Vorpommern (323), NRW (297), Bremen (270).

Da wir in letzter Zeit häufig zum „Omikron-Booster oder allgemein zur vierten Impfung geschrieben haben, hier eine Meinung, warum man es mit Nr. 4 nicht übertreiben sollte:

Immunologe: Darum sollte man mit der Viertimpfung aktuell noch warten | WEB.DE

Und hier steht, dass die Europäische Arzneimittel-Zulassungsbehörde schon heute über den ersten Anti-Omikorn-Impfstoff entscheiden könnte:

Europäische Arzneimittelagentur: EMA entscheidet über Omikron-Booster | tagesschau.de

Ob die EMA die Zulassung schon heute verkünden wird oder doch erst in den nächsten Tagen, das ist bis jetzt noch offen. Ebenso die Frage nach einer konkreten Impfempfehlung. Denn klar ist: Es geht jetzt um einen Booster gegen BA.1. Gegen die zuletzt stark verbreiteten Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 sollen in den nächsten Wochen weitere angepasste Impfstoffe zugelassen werden. (Q3-220901)

Corona-Pandemie: US-Behörde macht Weg für Omikron-Booster frei | tagesschau.de, heißt es heute, die Amerikaner sind also wieder einmal einen kleinen Schritt weiter.

Bei den Affenpocken setzt sich der geringe Anstieg der letzten Tage in Deutschland fort, gestern wurden 13 neue Fälle vermeldet, an den Vortagen waren es jweils 12 (teilweise interpoliert). In den USA hingegen ist gegenwärtig keine Entspannung zu erkennen: Nach bisher insgesamt 17.800 Fällen bs gestern kommt man dort heute auf 18.800 Affenpocken-Fälle, mithin auf eine vierstellige Ansteckungsquote.

TH

Report 179/22 vom 30.08.2022 (hier zu 178/22 vom 27.08.)

Als wir heute die 7-Tage-Inzidenz für Deutschland nachgesehen haben, dachten wir: Alles eingefroren? Genau wie gestern? Nein, nicht ganz. Nicht 247,3, wie gestern, sondern jetzt 243,7. Das Gefühl, nichts bewegt sich von der Stelle, bleibt freilich erhalten. Da von einer neuen Variante des Corona-Virus, Typ Omikron, oder einem ganz neuen Typ als dominierender Faktor nichts zu hören oder zu lesen ist, muss es andere Gründe haben, dass es nicht mehr vorangeht mit dem Inzidenzabbau.

Den Berliner Sonderfall haben wir bereits geschildert, auch heute stieg die Inzidenz hier wieder, von 284 auf 290. So schnell kann’s gehen, von Hero zu Zero, vom Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz zu einem der drei mit der höchsten Zahl. Wir sollten von diesen seltsamen Moves nicht mehr überrascht sein, aber sie erwischen uns doch immer wieder auf dem falschen Fuß.

Zurückgehende Temperaturen und das Ende der Ferien und der Urlaubszeit in immer mehr Bundesländern dürften die Hauptgründe dafür sein, dass das Infektionsgeschehen nicht deutlicher zurückgeht. Falls es in bald in eine neue Welle übergeht, wäre es das erste Mal, dass eine solche Welle nicht von einem Typ oder einer neuen Variante verursacht wird, sondern weiterhin auf dem dominierenden Omikron BA.5 basiert. Das wäre ziemlich bedenklich, weil es bedeutet, dass eine so „alte“ Variante einfach nicht in den Griff zu bekommen ist. Besonders entmutigend: Die heute gemeldete Todesfallzahl an / mit Omikron liegt mit 181 so hoch wie seit zwei Wochen nicht mehr (damals 192). Auf die 14-Tage-Durchschnitts-Fallzahl wirkt sich das nicht aus, im Gegenteil, sie fällt leicht, weil ebenjene höheren Zahlen von vor 14 Tagen und mehr nun aus der Betrachtung fallen. Das Verfahren ist das Gleiche, wie das RKI es für die Inzidenzberechnung anwendet, nur bei uns auf 14 Tage bezogen, damit die Nichterfassung an Wochenenden nicht für zu erratische Schwankungen sorgt.

Die aktuellsten Daten:

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

181 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 98  (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 39.396 (vor einer Woche: 29.201).

 

Nun kommt aber der Booster gegen Omikron. Hier können Sie nachlesen, was Sie wissen müssen: Corona-Impfung: Booster gegen Omikron kommt – Was Sie jetzt wissen sollten – WELT

14 Millionen Dosen sind bestellt. Ab 5. September soll dieser Impfstoff zugelassen sein. Das ist so ein wenig, wie wenn Sie sagen, ich habe damals die jungen Gölfe von VW gefahren, von Generation eins bis vier, ich würde nun unbedingt gerne die fünfte Generation ausprobieren. Inzwischen gibt es aber schon die achte Generation (und vielleicht ist es die letzte). Die fünfte wirkt also ein wenig outdated. Andererseits, sofern man sich an Nummer vier erinnert, wirkt sie vertrauter, wenn man damit startet, als wenn man gleich drei Generationen überspringt und sich mit dem ganzen Schnickschnack von heute nicht mehr zurechtfindet. Vielleicht sollte man das Immunsystem auch schrittweise an die heutigen Gegebenheiten anpassen. Auf die Gölfe übertragen: alle paar Monate auf eine neuere Generation wechseln, bis man zur achten aufgeschlossen hat. Eine ziemlich teure Variante der Anpassung.

Deswegen und überhaupt wir gerne lieber gleich den Impfstoff gegen BA.5, das wirkt einfach logischer. Den Move, überhaupt noch gegen die längst erledigte Variante BA.1 impfen zu lassen, kann man sich nur damit erklären, dass die Forschungsgelder sich amortisieren müssen. Vermutlich sind die 14 Millionen Dosen auch schon weit im Voraus bestellt worden, damit es dieses Mal nicht ausgerechnet in dem Land, in dem der weltführende Impfstoff hergestellt wird, zu Engpässen kommt. Man kann immer etwas anders machen wollen, als es dann kommt, egal, ob man vorausdenken will oder es eher mal laufen lässt. Das Corona-Virus mit seiner Unberechenbarkeit ist wie geschaffen dafür, die Politik auf dem falschen Fuß zu erwischen. 

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland beträgt heute 3.467, nach 3.455 gestern.

Bei den Affenpocken gehen die Zahlen weiter zurück, die heute gemeldeten zwölf Fälle entsprechen etwa denen der Vortage. Weltweit gibt es derzeit ca. 50.900 gesicherte Fälle, der größte Zuwachs findet nach wie vor in den USA statt. Im Weltvergleich hat Deutschland mit Frankreich die Plätze getauscht und liegt jetzt hinter den westlichen Nachbarn auf Platz 5, endemische Gebiete eingerechnet, sofern es nur um gesicherte Fälle geht. Auf den ersten Plätzen würde sich aber auch nicht viel ändern, wenn man die Verdachtsfälle einrechnen würde. Nur in Brasilien (Rang 3 bzw. 2, auch die Verdachtsfälle eingerechnet) weichen gesicherte und zusätzliche Verdachtsfälle erheblich voneinander ab, in der westlichen Welt gibt es diese großen Unterschiede nicht.

Die Affenpocken sind also ein Thema, um das wir uns hier ausnahmsweise keine gesteigerten Sorgen (mehr) machen müssen. Das Glas mit den neuen Epidemien nach Corona ist also mindestens halbvoll.

TH

Report 178/22 vom 30.08.2022 (hier zu 177/22 vom 27.08.)

Das Wochenende ist vorbei, seit gestern wird wieder so weit korrekt erfasst, wie die hinreichend bekannten Einschränkungen es zulassen und die Inzidenz ist wieder etwas gesunken. Im Schneckentempo, könnte man auch sagen. Dadurch, dass auch weltweit die Infektionszahlen jetzt wieder deutlich zurückgehen, kommt Deutschland trotzdem nicht hinter den Pandemie-Ball: Der hiesige Anteil an den weltweiten Neuinfektionen liegt permanent im zweistelligen Bereich, was einer mehr als zehnfachen Übergewichtung im Vergleich zum deutschen Anteil an der Weltbevölkerung entspricht.

In Deutschland wiederum haben wir seltsame Phänomene gesehen, wie den plötzlichen Wiederanstieg in Berlin von 16s auf 283 innerhalb weniger Tage. Heute verweilt die Berlin-Inzidenz immer noch auf diesem erhöhten Wert. Und hier die aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

119 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 99 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 54.504 (vor einer Woche: 60.411).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland beträgt heute 3.455, am Freitag waren 3.405 Fälle gemeldet.

Es ist durchaus eine Nachricht, dass die Todesfallzahlen wieder unter 100 pro Tag gesunken sind, zumindest im 14-Tage-Durchschnitt, heute wurden 28 Fälle weniger registriert als vor einer Woche. Wenn es keine Corona-Toten gäbe und kein Long Covid, könnten wir tatsächlich recht locker mit der Situation umgehen, aber das ist eben nicht der Fall und daher ist eine Pandemie eine Pandemie und nicht die Normalität. Diese wünschen wir uns genauso wie die meisten Menschen, aber man muss bei den Tatsachen bleiben. Es wird ohnehin zu vieles kleingeredet, verschwiegen, unter den Teppich gekehrt.

Nicht aber bei Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seinem Kollegen im Justizressort, Marco Buschmann (FDP). Die beiden sind mit das Unterhaltsamste, was die Politik derzeit zu bieten hat. Es braucht gar keine Opposition mehr, innerhalb der Regierung gehen die Position schon so weit wie möglich auseinander, Kompromissbereitschaft oder „konstruktives Arbeitsverhältnis“ hin oder her:

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) bezichtigt seinen Gesundheitskollegen Karl Lauterbach (SPD) der Panikmache in der Corona-Politik. Lauterbach hatte auf eine Interviewfrage nach einer Reaktivierung des Rechtsstatus der epidemischen Lage nationaler Tragweite gesagt, wenn es keine neuen Corona-Varianten gebe, werde man ohne dieses Notfallwerkzeug auskommen, was er hoffe. Der Rechtsstatus war im vergangenen Winter Grundlage für schärfere Maßnahmen gewesen, als derzeit für den Herbst geplant – etwa für Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen.

Buschmann sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag): „Von Panikmache halte ich gar nichts. Für solche Virusvarianten gibt es derzeit nirgendwo Anzeichen.“ Er fügte hinzu: „Zur Reaktivierung müsste der Bundestag dem zustimmen. Dafür gibt es keine Mehrheit in der Koalition. Denn die Freien Demokraten haben gesagt, es müsste sich schon regelrecht die Hölle unter uns auftun, ehe wir dem zustimmen.“ (Q1 22083028)

Wir finden auch, Lauterbach tut des Guten manchmal etwas zu viel und nicht alles, was er vorhersagt, tritt ein. Niemand hat eine Glaskugel, das Gegenteil sollte man der Bevölkerung auch nicht suggerieren. Aber wir sind auch der Ansicht: Wenn die Hölle sich schon unter uns auftut, sollte sie so rasch wie möglich die FDP verschlingen. Vielleicht wäre es danach möglich, wieder ein wenig mehr Politik für den Ausgleich, den Gemeinsinn und die soziale Gerechtigkeit zu machen. Die Inzidenzgrafik zeigt fast einen Stillstand in dem Sinne, dass ein leichter Rückgang sich verstetigt:

In Sachen Affenpocken-Ausbreitung ist weiterhin Entspannung zu vermelden. Demnächst werden wir wohl einstellige tägliche Neuinfektionsraten sehen. In Deutschland sind jetzt 3.455 Fälle gemeldet, weltweit wurde gestern die Zahl von 50.000 gesicherten Fällen überschritten. Nach wie vor sind die USA am stärksten von neuen Infektionen betroffen, aber wie in Deutschland gab es dort bisher keine Todesfälle, die einer Erkrankung an diesem Virus zugerechnet werden:

TH

Report 177/22 vom 27.08.2022 (hier zu 176/22 vom 26.08.)

Nach den recht ausführlichen Freitagsreport wollen wir uns heute wieder kürzer fassen. Dass es überhaupt einen Report gibt, trotz nahezu unveränderter Gesamtlage, hat zwei Gründe: a.) Karl Lauterbach, b.) Berlin. Der Gesundheitsminister hat sich zum kommenden Herbst geäußert, in Berlin ist das Virus los.

Vier Tage in Folge stieg die 7-Tage-Inzidenz in Berlin nun massiv an, von 161,5 auf jetzt 282,9. Das sind nicht weniger als 75 Prozent. Die Stufen werden wir so schnell nicht vergessen: 162– 226 – 252- 283. Vielleicht ist das ein Geheimcode, denn es gibt keinen offensichtlichen Grund für diese massive Steigerung, die nun dazu geführt hat, dass Berlin über dem Bundesdurchschnitt liegt und natürlich auch, dass der Bundesdurchschnitt nur noch geringfügig sinkt. Zwar zählt Berlin als Bundesland nur zu den mittelgroßen Einheiten, aber wenn die Inzidenz in der Hauptstadt so abhebt wie in den letzten Tagen, beeinflusst das die Gesamtstatistik trotzdem deutlich.

Vielleicht wurde zwischen der Regierdenden Bürgermeistern Franziska Giffey (SPD) und dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heimlich vereinbart, dass hier schon die Herbstwelle getestet wird. Beiden würden wir so etwas durchaus zutrauen. Zumal sich der Gesundheitsminister gestern wieder zum Thema geäußert hat:

Wegen steigender Corona-Zahlen im Herbst stehen Deutschland aus Sicht von Gesundheitsminister Karl Lauterbach schwierige Zeiten bevor. Mit der Omikron-Subvariante BA.5 werde man zumindest am Anfang des Herbstes einen Anstieg der Fallzahlen erleben, sagte der SPD-Politiker der „Welt am Sonntag“.

„Es wird dann zu Ausfällen in den Betrieben und der kritischen Infrastruktur kommen, etwa in Krankenhäusern. Es stehen uns also schwierige Zeiten bevor.“ Dies sei besonders dann der Fall, wenn der Aufenthalt in Innenräumen wegen der kalten Temperaturen zur Regel werde. Lauterbach zu Corona-Herbst: Es stehen schwierige Zeiten bevor | WEB.DE

Des Weiteren sage der Gesundheitsminister, zusammengefasst:

  • Die Todesfallzahlen sind immer noch viel zu hoch (ganz unsere Ansicht) und im Herbst könnten sie weiter steigen, wenn Omikron BA.5 die herrschende Variante bliebe.
  • Die Ansteckungsgefahr steige dann, weil die Menschen wieder mehr in Innenräumen sind. Wir wissen nicht, wo Sie arbeiten und leben, aber das war bei uns auch im Sommer schon alles sehr innenräumlich. Abends draußen sitzen oder sporteln, das macht natürlich einen Unterschied.
  • Außerdem sei es ein Irrtum, dass sich bei Virusmutationen immer die Varianten durchsetzen, die leichtere Krankheitsbilder verursachen. Wir meinen: Bisher war es bei Omikron schon nicht so. Wir vergessen immer wieder, dass die sogenannte Delta-Variante vor einem Jahr sowohl für erhebliche Fallzahlen als auch für viele schwere Verläufe gesorgt hat.
  • Deutschland hinke hinterher bei Impfstoffen, die in die Nase gesprüht werden und die dortigen Schleimhäute schützen sollen. Das würde aber nur nützen, wenn man nicht vor lauter Staunen über die Verrücktheit der Welt, den ganzen Tag mit offenem Mund dasitzen würde, wie das bei uns der Fall ist.

Zu den Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

101  weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 100 (-6).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen summierte sich gestern auf 33.226 (vor einer Woche: 36.295).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich gestern auf 3.405 (+18 gegenüber dem Vortag) heute wurde keine neuen Zahlen veröffentlicht.

Bundesländer mit Corona-Inzidenz unter 200:  Thüringen (173, -3), Baden-Württemberg (176, -5), Hamburg (188, -4).
Bundesländer mit Inzidenz über 300: NRW (334, -5), Mecklenburg-Vorpommern (333, +1), Niedersachsen (302, -6), Brandenburg (302, -1). Berlin wird ab nächster Woche hier auch dabei sein, wenn sich die Lage so weiterentwickelt. Allerdings muss man doch festhalten, dass in anderen Regionen die Inzidenz derzeit nicht sehr stark sinkt oder sogar stagniert, das gilt z. B. für alle in der Liste aufgeführten Länder.

Die Grafik weist denn auch wieder einen sehr gemächlichen Inzidenzrückgang aus.

Der Herbst steht vor der Tür und wenn Karl Lauterbach richtig liegt, werden wir einen Wiederanstieg sehen, ohne dass in der Zwischenzeit eine deutliche Entspannung zu vermelden gewesen wäre – anders als in den Sommermonaten der Jahre 2020 und 2021. In Berlin stellt sich dieses Gefühl bereits jetzt ein: Keine echte Pause. Das ist psychologisch deshalb gefährlich, weil a.) eine Gewöhnung eintritt, die unangemessen ist und b.) man sich nicht mehr erholen kann, sofern man einigermaßen ein Problembewusstsein besitzt.

Ersterer Effekt folgt dann aus Letzterem, weil man den Dauerstress anders nicht aushalten würde. Und das ist eben alarmierend, weil Achtsamkeit und Widerstandswille sinken. Grundsätzlich hat Lauterbach also insofern recht, als seine beständigen Warnungen vor diesem Mangel an Aufmerksamkeit schützen sollen – die Frage ist nur, ob nicht auch hier längst ein gegenteiliger Effekt überwiegt: Die Menschen können / wollen es nicht mehr hören.

Ein gutes Beispiel dafür ist das, was unter dem oben verlinkten Lauterbach-Artikel zu sehen ist: Eine Umfrage zur Maskenpflicht ab Herbst. Fast zwei Drittel der Abstimmenden sind gegenwärtig de Ansicht, das sei nicht notwendig. Woher wollen die Leute das jetzt schon wissen?

Zu den Affenpocken gibt es heute keine neuen Zahlen und daher keine neue Grafik. Der gestrige Anstieg der Gesamtzahl um 18 liegt im Rahmen dessen, was wir in den Tagen zuvor ebenfalls gesehen haben und deutet auf ein weiteres Abklingen des Geschehens in Deutschand hin.

TH

Report 176/22 vom 26.08.2022 (hier zu 175/22 vom 25.08.)

Wenn es nach der deutschen Hauptstadt Berlin ging, würden wir bereits in die Herbstwelle hineinrauschen, die von vielen Expert:innen prognostiziert wird, unter anderem von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Von gestern auf heute ist die Inzidenz bei uns wieder um 11 Prozent gestiegen, nach satten 40 Prozent von vorgestern auf gestern.

Das Ende der Schulferien wird es wohl nicht gewesen sein, das findet in anderen Bundesländern auch statt, das die Zahlen so stark angehoben hat. Vermutlich sind wieder die Amtsschimmel, die fürs Zählen der neuen Fälle zuständig sind, der Hitze wegen am Schreibtisch eingeschlafen, und das über Wochen hinweg. In Berlin ein absolut normaler Vorgang. Jetzt muss nacherfasst werden, und das sorgt dafür, dass Berlin, das zwischenzeitlich Inzidenz-Spitzenreiter war (im postiven Sinne, also mit relativ wenigen Neuinfektionen) nur noch knapp unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Oder hat die Regierende Bürgermeisterin jetzt auch die Corona-Zahlen faken lassen und es ist genauso aufgeflogen wie einst bei ihrer Doktorarbeit.

Wir haben’s nicht leicht, das muss man einfach mal sagen. Es gibt so gut wie nichts, worauf in dieser Stadt Verlass ist. Wir werden trotzdem nicht wieder ins teilweise Homeoffice zurückgehen können, das ist unmöglich, die wichtige Entscheidung, wieder ganz in Präsenz zu arbeiten, nimmt man nicht einfach zurück und setzt sich damit einem Druck wieder aus, der schon vorher erheblich war, weil Kolleg:innen nicht ganz so fest im Team Vorsicht verankert waren. Etwas, das ohnehin nicht ausschließlich positiv gesehen wurde, weil die Inzidenz im Moment bezüglich der Gefahr eines schweren Verlaufs nicht mit ähnlichen Werten während der Delta-Welle vergleichbar ist, wieder einzuführen, ist eine andere Sache, als es noch für ein paar Wochen zu perpetuieren. Eine Wiedereinführung müsste neu genehmigt werden, und das wäre jetzt extrem schwierig. Anders ausgedrückt: Wir schäumen gerade mal wieder, angesichts des abermaligen Verwaltungs-Fails in Berlin. Die Inzidenzwerte der letzten drei Tage: 251,6 / 226,7 / 161,5.

Glücklicherweise geht es in anderen Bundesländern etwas sersiöser zu und kommt daher nicht zu derlei erratischen Schwankungen der Werte. Zumindest nicht mehr, seit das RKI sich entschlossen hat, am Wochenende keine Infektionszahlen mehr zu melden. Im Wege einer insgesamt ruhigen Phase mit gewissen Ausreißern sinkt auch heute die Inzidenz wieder leicht. Damit zu den aktuellen Werten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, das ist der nierigste Wert seit dem 30.06. „unter der Woche“ (damals 84 Fälle). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 106 (-3).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 37.343 (vor einer Woche: 46.724).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.405 (gestern 3.387).

Bundesländer mit Corona-Inzidenz unter 200:  Thüringen (176, -5), Baden-Württemberg (181, -5), Hamburg (193, -1).
Bundesländer mit Inzidenz über 300: NRW (339, -11), Mecklenburg-Vorpommern (332, -7), Niedersachsen (308, -8), Brandenburg (303, -2).

Das Saarland (284, -33; listen wir weil es gestern noch deutlich über 300  lag und weil auch hier eine auffällig starke Veränderung, ähnlich wie in Berlin, zu verzeichnen ist, die das Land allerdings unter die 300er-Schwelle bringt).

Deutschland trägt immer noch gut 5 Prozent zum weltweiten Infektionsgeschehen bei (Bevölkerungsanteil 1,05 Prozent). In den abgelaufenen sieben Tagen stand Deutschland sowohl bei den Neuinfektionen auf Platz 5, bei einem Minus von 16 Prozent, als auch bei den Sterbefällen an / mt Corona, trotz eines Minus von 25 Prozent gegenüber der Woche zuvor. Deutschland wies in den vergangenen 7 Tagen nicht weniger als 822 Sterbefälle auf, das wären, wenn ma diese Zahl aufs Gesamtjahr übertragen würde (bisher liegt sie höher), fast 43.000. Dass die Weltzahlen im Tagesschnitt bei etwa 700.000 verharren, liegt vor allem an der „japanischen Welle“. Dort wurden in den vergangenen 7 Tagen nicht weniger als 1,6 Millionen neue Fälle vermeldet, das sind ähnliche Werte wie in Deutschland während der Hochphase der Wellen 5 und 6 (Omikron BA.1 und BA.2).

Und was macht das Virus jetzt? Es mutiert weiter in hohem Tempo, sagt der Chef von BionTech, Ugur Sahin:

Der Chef des Pharma-Unternehmens Biontech, Ugur Sahin, stellt eine schnelle Auslieferung neuer Corona-Impfstoffe in Aussicht. Diese sollen auf die Omikron-Varianten abgestimmt sein. „Wir können sehr zeitnah ausliefern, hoffentlich ab Anfang September“, sagte er in einem Interview mit dem „Spiegel“ (Bezahlinhalt). Allerdings steht noch die Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) aus. (…) Es geht dabei um gleich zwei Produkte. Sahin sagte dem „Spiegel“, er erwarte zunächst die Zulassung des Impfstoffs, der auf dem ursprünglichen Omikron-Subtyp BA.1 basiert. Biontech habe inzwischen aber auch einen weiteren Impfstoff für den nun dominanten Subtyp BA.5 entwickelt und produziert. Dieser werde vermutlich nur wenig später zugelassen. (Q1-22082625)

Die Omikron-Varianten machen mittlerweile 99,8 Prozent des Infektionsgeschehens aus, so der BionTech-Chef weiter. Wir hoffen, dass nicht demnächst eine neue Variante oder ein neuer Typ auftaucht, der dafür sorgt, dass das Spiel „Wir suchen den neuen Impfstoff“ von vorne losgeht. BionTech ist aktuell jedenfalls wieder ganz vorne, denn die beiden neuen Vakzine sind die ersten, welche auf die im Jahr 2022 dominierenden Omikron-Varianten abgestimmt sind.

Damit es nicht aussieht, als würden wir die Reporte jetzt vor allem schreiben, um unserem  Ärger über die Berliner Verwaltungs-Ignoranz Luft zu machen, haben wir heute noch mehr für Sie, nämlich die eine oder andere Umfrage.

Wir beginnen mit etwas Altem. Können Sie sich noch erinnern, wie die Welle Anfang des Jahres hoch- und in die erste Omikronwelle überging, als Abgeordnete einen längeren Schutzstatus bekommen sollten als die Allgemeinbevölkerung?

Sollte es Ihrer Meinung nach für Abgeordnete im Bundestag Ausnahmen von allgemein geltenden Corona-Regeln geben dürfen?

Der Begleittext von Civey dazu:

Im Bundestag gilt der Genesenenstatus weiterhin sechs Monate – im Rest des Landes wurde er auf drei verkürzt. Die Verkürzung beruht auf einer Empfehlung des RKI. Hintergrund sei, dass durch die Omikron-Variante ein deutlich größeres Risiko bestehe, erneut zu erkranken oder das Virus zu übertragen. Der Genesenenstatus ist wie der Impfstatus maßgeblich für Quarantäne- und Einreisevorschriften sowie für zahlreiche Freizeitaktivitäten.

Die Sonderregel für Abgeordnete sorgt für Empörung. Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef, bezeichnet sie als „Unverschämtheit”. Verfassungsrechtsexperte Christian Hillgruber sagt im Spiegel, dass es für die „Ungleichbehandlung von Bürgern und Politikern keinerlei Rechtfertigung gebe”. Laut Tagesschau beriet der Ältestenrat des Parlaments gestern über eine Änderung der Regel.

CSU-Chef Markus Söder fordert auf Twitter von der Regierung, den Status für alle wieder auf sechs Monate zu verlängern, wie in ganz Europa. Er kritisiert zudem Deutschlands „nationalen Alleingang” und Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der damit für „große Verunsicherung“ gesorgt habe. Der Virologe Hendrik Streek spricht sich gegenüber ntv dafür aus, dass Impf- und Genesenenstatus gleichlang sein sollten.

Abstimmen können Sie nicht mehr. Selten haben wir ein so eindeutiges Ergebnis gesehen: 93 Prozent waren eher oder absolut der Meinung, dass dieses weitere Privileg nicht angehen kann. Wissen Sie noch, wie es weiterging? Der Genesen-Schutzstatus für die Allgemeinheit wurde nicht verlängert, sondern der für die Abgeordneten verkürzt. Eine von vielen Fehlentscheidungen innerhalb der diesjährigen Corona-Politik. Nun zwei aktuelle Umfragen, bei denen Sie noch abstimmen können:

Sollten Personen, deren Corona-Impfung / -Infektion weniger als drei Monate her ist, von möglichen neuen Maskenpflichten befreit werden?

Ab Oktober soll ein neues Corona-Infektionsschutzgesetz in Deutschland gelten. Demnach können Bundesländer das Masketragen in Innenräumen wieder anordnen. Personen können sich aber von der Maskenpflicht in Restaurants oder bei Kultur- und Sportveranstaltungen befreien, wenn ihre Corona-Impfung oder -Erkrankung nicht älter als drei Monate ist. Bundesländer wie Bayern und Sachsen-Anhalt kritisieren die Ausnahmeregelung.

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, hält das Masketragen in Innenräumen für sinnvoll, forderte aber auch Nachbesserungen am Gesetzesentwurf. In der Rheinischen Post nannte er die Maskenpflicht-Ausnahmen für frisch Geimpfte „völlig unpraktikabel”. Auch Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hinterfragt in der Tagesschau die Kontrollierbarkeit dieser Regel.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigte die Ausnahmen, die mit verschiedenfarbigen Zertifikaten in der Warnapp einfach zu kontrollieren sein würden. Zudem werden anfangs die Allerwenigsten frisch geimpft sein. Man könne eher froh sein, wenn es überhaupt genug Impfbereitschaft gäbe. Er stellte in der ARD zudem klar, dass damit keineswegs eine Empfehlung für eine Auffrischung der Impfung alle drei Monate zu verstehen sei.

Genau das ging uns auch durch den Kopf, bereits, nachdem wir die Überschrift gelesen hatten: Wie soll dieser Unterschied mit einigermaßen vertretbarem Aufwand kontrolliert werden? Wir werden uns auch nach der nächsten Impfung wieder solidarisch zeigen, falls die allgemeinen Maskenpflichten ausgeweitet werden, und so haben wir abgestimmt: mit „eher“ nein. Zusammen mit den „absolut nein“-Votierenden sind wir dabei mit 65 Prozent in der Mehrheit.

Wir verwenden zwar die Warn-App, dabei zählen wir allerdings zu einer Minderheit. Lauterbach will offenbar mit dieser Ausnahmeregelung das Impfgeschehen ankurbeln. Dass er harte Impfgegner:innen, die noch keine Spritze gegen Corona bekommen haben, mit diesem 3-Monate-Maskenfrei-Bonus erreicht, wagen wir zu bezweifeln. Bei ca. 80 Prozent der Bevölkerung ist die Impfbereitschaft hierzulande gedeckelt, sofern nicht die berüchtigte „Killervariante“ sich zeigt, von der ebenjener Herr Lauterbach immer wieder unkt. Für die Flugreisenden unter Ihnen haben wir auch noch eine Umfrage gefunden, es ist die aktuellste von allen:

Sollte die Maskenpflicht in Flugzeugen Ihrer Meinung nach abgeschafft werden?

De Erklärungstext aus dem Civey-Newsletter:

Der Flug nach Kanada von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) löste eine Debatte über die Maskenpflicht aus. Dass viele der 80 Passagiere am Sonntag an Board keine Maske trugen, stieß auf breite öffentliche Kritik. Den aktuellen Coronamaßnahmen nach gilt in Deutschland noch bis zum 23. September eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, das gilt auch für Linienflüge.

Offenbar wurden im Regierungsflieger keine Regeln gebrochen. „Auf den Flügen der Luftwaffe gibt es keine Maskenpflicht. Alle Teilnehmer der Reise müssen vor Antritt einen aktuellen negativen PCR-Test vorlegen. Damit ist ein hohes Schutzniveau gewährleistet“, sagte ein Regierungssprecher laut ntv. In den Medien wird seither über die Ungleichbehandlung diskutiert, da die restliche Bevölkerung beim Fliegen eine Maske tragen muss.

FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff schrieb gestern auf Twitter, dass die Maskenpflicht in „normalen“ Flugzeugen nun nicht mehr vertretbar sei. Heute will das Bundeskabinett das neue Infektionsschutzgesetz beschließen. Nach den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht es weiterhin eine Maskenpflicht im ÖPNV und beim Fliegen vor. Zudem können die Bundesländer diese je nach Lage auf Restaurants oder Events ausweiten.

Wenn man bedenkt, dass die Lage gemäß Infektionsschutzgesetz niemals wieder so schlimm werden kann, dass es besser wäre, Events abzusagen, Flüge zu streichen und Restaurants zu schließen, sind wir doch ganz schön vorangekommen. Deswegen können wir uns gut vorstellen, dass die Killervariante auch ein wenig Wunschdenken von Karl Lauterbach ist, nach dem Motto: Da seht ihr, was ihr davon habt, dass ihr nicht auf mich gehört habt. Wir finden es immer klasse, wie Civey am Puls der Zeit fühlt, denn dieser Hype um den Habeck-Scholz-Flug nach Kanada ist wieder einmal ein Zeichen dafür, dass die Menschen weiterhin Kapazität für Eklektisches haben. Und wem außer vielleicht Viel-Langestreckenfliegern, die alle paar Tage stundenlang in der Economy-Class ausharren müssen, weil ihnen die Firma die bequeme BC weggestrichen hat (Sparzwänge!), wird ernsthaft durch die Maskenpflicht beeinträchtigt? Die Mehrheit, zu der wir uns auch gesellt haben, sagt denn auch, die Maskenpflicht beim Fliegen soll bleiben.

Aufgrund des heute recht umfangreichen Textes zeigen wir heute die aktuelle Inzidenzgrafik nur als Titelbild. Viel hat sich nicht getan. Auch das Affenpockenpockenvirus hat mit 18 Neuinfektionen die eher ruhige Gangart der letzten Wochen beibehalten.

TH

Report 175/22 vom 25.08.2022 (hier zu 174/22 vom 24.08.)

Nachdem wir gesehen hatten, dass die Inzidenz bundesweit von gestern auf heute um eher enttäuschende 4 Punkte gefallen war, wollten wir zunächst keinen Report zu veröffentlichen. Der Blick auf die einzelnen Bundesländer aber offenbart Erstaunliches.

Das Überraschendste und auch Negativste: Berlin hatte in den letzten Tagen mit scheinbarer Mühelosigkeit den Spitzenrang bei der Inzidenz erobert. Im positiven Sinne, mit einem Wert von nur noch 161,5 gestern. Heute liegt er plötzlich bei 220 und kein einziger Berliner Bezirk ist mehr unter den Tops der Land- und Stadtkreise. 

„Wenn man sein Verhalten an den hier gemeldeten Inzidenzwerten ausrichtet, ist man im Grunde am A… . Ich weiß nicht mehr, wann es genau war, aber das hatten wir schon mehrfach. Schludrige Erfassung und plötzlich wieder ein steiler Anstieg, weil man sich entschloss, die Fälle doch noch irgendwann zu melden, die zwischenzeitlich aufgelaufen waren. Absolut verständlich, wenn Menschen einer Corona-Politik misstrauen, die es nicht schafft, solche Missstände schon auf Erfassungsebene in den Griff zu bekommen.“ TH, Herausgeber.

Das Problem: Man glaubt nicht, dass so etwas immer wieder passiert, selbst, wenn man die Berliner Verwaltung und ihre berüchtigten Mängel seit vielen Jahren kennt. Trotzdem weht ein Hauch von Verrat durch ein Zahlenwerk, das ein solches Schlaglicht auf die allgemeine administrative Kompetenz in dieser Stadt wirft. Verblüffend sicherlich auch, dass alle Bezirke mehr oder weniger gleichmäßig von diesem plötzlichen Anstieg betroffen sind. Bekanntlich kommt es immer wieder in einzelnen Bezirken zu Erfassungslücken, aber das wirkt sich auf die Gesamtinzidenz natürlich nicht so stark aus wie der seltsame Vorgang, der sich von gestern auf heute abgespielt haben muss. 

Berlin liegt immer noch unter dem Bundesdurchschnitt, aber dass dieser so schwach gesunken ist, hat natürlich auch mit dem Anstieg in der Hauptstadt um mehr als 40 Prozent von einem Tag auf den nächsten zu tun. Man sieht allerdings auch in anderen Regionen eine nicht sehr erfreuliche Tendenz. Lag gestern der beste Landkreis noch bei 100,3, sind es heute bereits 107 und mit dem LK Kassel gibt es wieder eine Erfassungsregion mit einer Inzidenz von mehr als 900. Andere Regionen mit weiter positiver Entwicklung gleichen das wieder ein wenig aus, sodass wir insgesamt noch auf 4 Inzidenzpunkte weniger kommen als gestern. Wegen dieser geringen Änderung der Deutschlandzahlen verzichten wir heute auf eine Inzidenzgrafik.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

116 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 109 (-8).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 49.201 (vor einer Woche: 58.685).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.387 (gestern 3.350).

Bundesländer mit Inzidenz unter 200:  Thüringen (180), Baden-Württemberg (187), Hamburg (194).
Bundesländer mit Inzidenz über 300: NRW (350), Mecklenburg-Vorpommern (339), Saarland (317), Niedersachsen (316), Brandenburg (305).

Allerdings wurde heute die geringste Todesfallzahl „unter der Woche“ seit dem 21.07. gemeldet (116, damals 113), wodurch der 14-Tage-Durchschnitt stärker sinkt als seit langer Zeit, nämlich von 117 auf 109. Grundsätzlich ist diese Zahl wichtiger als die Inzidenz und wir geben erneut der Hoffnung Ausdruck, dass sie endlich dauerhaft absinkt. Ebenfalls deutlicher rückläufig als die Inzidenz von gestern auf heute ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen von gestern auf den Mittwoch vor einer Woche, sie fiel um knapp 15 Prozent und knapp 10.000 Fälle.

Wir werden in den letzten Tagen getroffene Entscheidungen zum persönlichen Verhalten nicht rürckgängig machen, trotz des plötzlichen Inzidenzanstiegs in Berlin. Es sind nicht unsere Schrullen, die durch solche ekstatischen Zahlensprünge zum Ausdruck kommen. Wir würden uns gerne entschuldigen, aber wofür? Dafür, dass wir uns von den Behörden immer wieder reinlegen lassen? Außerdem müssen wir uns, anders als die Berliner Zahlenaktrobat:innen es für sich reklamieren dürfen, einigermaßen verlässlich verhalten und können nicht jeden Tag eine neue Linie beschließen. Eine andere Situation wäre gegeben, wenn dieser Anstieg der Start in die nächste Welle wäre, aber dagegen sprechen derzeit noch die bundesweiten Zahlen.

Bei den Affenpocken wurden gestern 37 neue Fälle gemeldet, das sind einige mehr als an den Tagen zuvor. Wenn man auf die Grafik schaut, kann man jedoch erkennen, dass dies am insgesamt zur Abflachung neigenden Geschehen noch nichts Wesentliches ändert. 

Die Zahlen in den USA steigen allerdings weiterhin stark an; insgesamt werden nun weltweit, endemische Gebiete eingeschlossen, über 46.000 Fälle, inklusive aller Verdachtsfälle über 53.000 Fälle, registriert.

TH

Report 174/22 vom 24.08.2022 (hier zu 173/22 vom 23.08.)

Von gestern auf heute kam es zum stärksten Rückgang der Corona-7-Tage-Inzidenz seit dem 04.08., also seit 20 Tagen. Das ist erfreulich. Wir hoffen, die Sommerwelle flacht weiter ab, bevor unweigerlich der Herbstwelle kommen wird. Ist das so? Auch, wenn keine neue Mutation auftritt, die das Geschehen beeinflust?

Ebenso, wie die meisten die Sommerwelle nicht vorhergesehen hatten, könnten sie sich ja bei der Herbstwelle mal in die andere Richtung irren. Über 31 Millionen Corona-Fälle wurden bisher in Deutschland verzeichnet und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Vermutlich hatte die Hälfte der Bevölkerung bereits eine Infektion, abzüglich einiger Menschen, die sich bereits mehrfach infiziert haben und die in der Statistik bei jeder Infektion erneut registriert werden.

Report 174/22 vom 24.08.2022 (hier zu 173/22 vom 23.08.)

Von gestern auf heute kam es zum stärksten Rückgang der Corona-7-Tage-Inzidenz seit dem 04.08., also seit 20 Tagen. Das ist erfreulich. Wir hoffen, die Sommerwelle flacht weiter ab, bevor unweigerlich der Herbstwelle kommen wird. Ist das so? Auch, wenn keine neue Mutation auftritt, die das Geschehen beeinflust?

Ebenso, wie die meisten die Sommerwelle nicht vorhergesehen hatten, könnten sie sich ja bei der Herbstwelle mal in die andere Richtung irren. Über 31 Millionen Corona-Fälle wurden bisher in Deutschland verzeichnet und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Vermutlich hatte die Hälfte der Bevölkerung bereits eine Infektion, abzüglich einiger Menschen, die sich bereits mehrfach infiziert haben und die bei jeder Infektion erneut in die Statistik eingingen. Hingegen gibt es andere, die sich partout nicht anstecken. Zu denen zählen wir bisher, es sei denn, wir hätten bereits eine unentdeckte Infektion überstanden. Auf jeden Fall waren wir immer beim Team Vorsicht. Heute allerdings haben wir erstmals seit dem vergangenen Herbst absichtlich die Maske bei einem kurzen Einkauf weggelassen (ein paar Mal hatten wir vergessen, eine mitzunehmen). Diese Entscheidung hat mit dem allgemeinen Inzidenzrückgang zu tun, aber auch mit einer Veränderung im Ranking der Bundesländer. Dieses zeigt aktuell recht deutlich eine Bewegung, wir werden gleich darauf eingehen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

147 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 117 (unverändert).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 52.939 (vor einer Woche: 67.390).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.350 (gestern 3.329).

Bundesländer mit der niedrigsten Inzidenz: Berlin (162), Thüringen (185), Baden-Württemberg (189).
Bundesländer mit der höchsten Inzidenz: NRW (357), Saarland (349), Mecklenburg-Vorpommern (346).

Wenn das Bundesland mit den meisten Einwohnern die höchste Inzidenz aufweist, sind dem Rückgang insgesamt Grenzen gesetzt, anders als beim kleinen Saarland mit seinen nun schon traditionell hohen Inzidenzwerten. Die regionalen Unterschiede sind weiterhin beachtlich, aber pendeln, auf Länderebene, schon länger um den Wert von 2:1 zwischen den höchsten und den niedrigsten Inzidenzzahlen. Heute liegt der Wert bei 2,22. Auf Keis- oder Stadtbezirksebene nähert sich der LK Greiz als erster der 100er-Marke von oben (100,3), auf den Plätzen folgen u. a. einige Berliner Bezirke mit Inzidenzwerten von 107 bis 150, darunter auch derjenige, in dem wir arbeiten. Unser Wohnbezirk liegt mit 177 leider etwas über dem Berliner Durchschnitt, zeigt sich gegenüer gestern (195) aber um deutliche 10 Prozent verbessert.

Wenig Bewegung gibt es weiterhin bei den Todesfallzahlen, sodass diese in Relation zum Neuinfektionsgeschehen sogar an Brisanz gewinnen. Das bedeutet auch, dass das Gesundheitssystem durch Corona weiterhin deutlich stärker belastet ist, als wenn es die Pandemie nicht gäbe.

Kommen wir noch einmal auf die unbemerkten Infektionen zurück, die natürlich auch uns erwischt haben könnten. Laut einer neuen US-Studie läge die Quote bei 50 Prozent aller Infektionen, man kann also sagen, die Hälfte aller Omikron-BA.5-Infektionen bleibt unentdeckt bzw. wird erst durch leichte Symptome entdeckt, die von Betroffenen zunächst nicht als mit Corona in Verbindung stehend identifiziert werden. Die Empfehlung am Ende: Man soll sich öfters mal testen lassen. Wir haben das immer getan, wenn die Corona-Warnapp auf Rot stand und eine Zeitlang jedes Mal vor Arbeitsantritt, als die Infektionszahlen besonders hoch waren. Aber Sie haben sicher gehört, dass die kostenfreien Bürgertests nicht mehr möglich sind. Wieder einmal eine falsche politische Entscheidung zum falschen Zeitpunkt. 

Die Affenpockenzahlen steigen weiterhin nur langsam an. Gut möglich, dass das Geschehen bereits vor einer Marke von 4.000 Fällen in Deutschland vollständig zum Erliegen kommt. Weltweit haben sich gegenwärtig ca. 48.000 Menschen angesteckt (außerhalb der „endemischen Gebiete“). Auch im Hotspot USA, in dem sich ein Drittel aller Fälle ereignet hat, gehen die Neuansteckungszahlen langsam zurück.

TH

Report 173/22 vom 23.08.2022 (hier zu 172/22 vom 20.08.)

Hatten Sie auch den Eindruck, das dritte Wochenende im August kündigt auf besinnliche Weise den Herbst an? Unterstützt wird der Eindruck bei uns in Berlin leider dadurch, dass viele Bäume sehr frühzeitig Blätter verlieren. Aber auch durch angenehme Temperaturen. 

Jedenfalls hat sich auch das Corona-Virus nicht zu spektakulären Aktionen hinreißen lassen,  wenn man den ab heute wieder tagesaktuellen Zahlen des RKI glauben darf. In Berlin jedoch, sozusagen in aller Stille, kam es zu einem weiteren deutlich Rückgang auf eine Inzidenz von 173,5, in unserem Wohnbezirk sind es 194,8, im benachbarten Kreuzberg sogar nur 132.

Der Berliner Gesamtwert ist der geringste aller Bundesländer und wir haben heute offiziell das Homeoffice-Ende verkünden können, ohne dabei ein schlechtes Bauchgefühl zu haben. Auf Null werden wir vorerst nicht kommen und an einer Stelle muss die Grenze gesetzt wird, deren Überschreiten zurück aufs Terrain der fast vollständigen Normalität führt. Bei uns war das der Inzidenzwert 200. Bundesweit wurde übers Wochenende hinweg egenfalls ein wichtiger Wert unterschritten, der von 300. Schaut man sich einzelne Landkreise an, sind die Unterschiede nach wie vor erheblich. Von 810 (Landkreis Kassel) bis 121 reicht die Spanne (LK Berchtesgadener Land in Bayern).

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

146 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 117 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 60.411 (vor einer Woche: 63.745).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.329 (am vergagnenen Freitag 3.266).

In dem Zusammenhang ein Glückwunsch, wenn man das so ausdrücken kann, an Freunde im BGL, ihre Gegend in Südostbayern gehörte während einiger Pandemiephasen zu den Gebieten mit der höchsten Inzidenz, jetzt ist es dort offenbar schon recht entspannt. Kein Landkreis bzw. keine Stadt weist aber derzeit eine Inzidenz von weniger als 100 auf und die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt heute kaum niedriger als vor einer Woche. Die Zahl der Todesfälle stieg sogar von 140 vor einer Woche auf heute 146. Dieser so verdächtig leise gewordene Tod an / mit Corona verstorbener, vorwiegend älterer Menschen ist für uns ein Zeichen dafür, dass eben nicht alles mehr oder weniger in Ordnung ist, ungeachtet der anhaltenden leicht positiven Tendenz. Wir halten es gut für möglich, dass die Pandemie Einfluss auf die Lebenserwartung in Deutschland nehmen und sie senken wird. Die nächsten Statistiken zur Gesamtsterblichkeit werden zeigen, wie groß der Effekt ist, eine Übersterblichkeit ist jedenfalls schon sicher. Auch deshalb finden wir Diskussionen wie „Rente mit 70“ wirklich absurd. Natürilch wird derlei von denselben politischen Akteuren ins Spiel gebracht, die auch den Bevölkerungsschutz gegen Corona nicht ernst nehmen.

Passend dazu ein aktuelles Video, überschrieben mit: „Corona und die Angst: Warum wir in Pandemien immer die gleichen Fehler machen.“ (Q1-220823) Wir fanden es recht amüsant und einges darin ist ziemlich offensichtlich wahr, aber es erklärt leider nicht, warum Politik keine klaren Strategien entwickeln kann, die psychologische Effekte der verschiedenen Pandemiephasen berücksichtigen oder gar antizipieren. Darum geht es ja gerade: interdisziplinäre Expertise für klug vorausschauendes Staatshandeln nutzbar zu machen. Die Mehrheit der Bevölkerung unterstützt das in der Regel auch, wenn es vernünftig kommuniziert wird. Sicher wussten Sie bereits, dass intelligente Menschen stärker mit Ängsten konfrontiert sind als solche mit geringerem IQ. Das heißt nicht, dass Intelligente nicht mutig sein können, denn Mut ist Angstüberwindung, nicht riskantes Verhalten aufgrund von Unwissenheit. Im Zusamenhang mit Corona heißt das, Intelligente schützen sich und andere so gut wie möglich, negieren keine Gefahren, aber kaufen nicht tonnenweise Klorollen einerseits (erinnern Sie sich noch?) oder behaupten andererseits wider alle Erkenntnisse, es gebe gar keine Pandemie.

In den Twitter-Trends heute nur #Maskenpflicht. Ja, eben.

Vielleich beginnt bald die Zeit der Aufarbeitung? Nicht, wenn wir dem im Video zu sehenden Neurowissenschaftler glauben. Dann wird erst einmal kräftig verdrängt und bei der nächsten schwierigen Situation geht es so von vorne los, als hätte es nie Situationen gegeben, aus denen man hätte lernen können. Manchmal merkt man auch, wie schwer der Lernprozess in unterschiedlichen Phasen derselben Gesamtsituation ist. Karl Lauterbach teilte uns kürzlich mit, der angepasste, Omikron-bereite Impfstoff, auf den wir auch persönlich spekulieren, sei auf jeden Fall in hinreichender Menge bestellt wrden. Wie bisher, wenn die Impfkampagne zwischen nicht genug Impfstoff und nicht genug ereitschaft zum Impfen hin- und herschleuderte, gibt es bereits Widerspruch gegen diese Einschätzung (Q2-22082319):

„“Es besteht aus unserer Sicht die Gefahr, dass die Politik erneut die Vorbereitungen auf den Herbst nicht rechtzeitig in die Wege leitet“, zitierten das Redaktionsnetzwerk Deutschland aus einem Brief Weigeldts [der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Anm. TH] an die Landesvorsitzenden des Hausärzteverbands.“

Wir hatten kürzlich in dieser Beitragsreihe über die wichtigen Septembertermine für die Kampagne mit den neuen Impfstoffen berichtet. 

Interessant ist das oben verlinkte Video (Q1) auch im Zusammenhang mit den Affenpocken, die zunächst ein Riesenhype waren, obwohl die Auswirkungen einer Infektion aufgrund der Erfahrungen aus den endemischen Gebieten einigermaßen bekannt waren. Mittlerweile sind die Neuinfektionen in Deutschland so gering, dass wir darüber nachdenken, nicht mehr in jedem Report darauf einzugehen. Die Grafik drückt dies deutlich aus, die Anstiegskurve wird immer flacher und entfernt sich immer weiter vom langfristigen Trend. Dieser flacht zwar ebenfalls ab, aber berücksichtigt auch das anfängliche Geschehen mit steilen prozentualen Anstiegen noch immer.

Selbst in den USA, in denen zuletzt die Mehrzahl der weltweiten Neuinfektionen zu verzeichnen war, gibt es Anzeichen dafür, dass die Lage sich allmählich beruhigt. Aus höherer Geschwindigkeit ist der Bremsweg länger, ebenso geben die Fallzahlen auf hohem Ausgangsniveau weniger schnell nach, nominal betrachtet. Es wird also noch etwas dauern, bis man vom Ende dieses „Ausbruchs 22“ sprechen kann, aber Wellenbewegungen wie bei Corona erwarten wir eher nicht.

TH

Report 172/22 vom 20.08.2022 (hier zu 171/22 vom 19.08.)

Heute spoilern wir besonders kräftig und halten uns ansonsten kurz, dem Namen des Features gemäß. Im Grunde wollen wir nur vermelden, dass die Corona-7-Tage-Inzidenz nun doch wieder etwas sinkt.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

121 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 118 (+1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 36.295 (vor einer Woche: 45.859).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich gestern auf 3.266 (vorgestern 3.242), heute wurden keine aktualisierten Zahlen gemeldet.
 

Erstmals seit mehr als zwei Wochen ist der aktuelle Tagesrückgang wieder stärker gewesen als der Tend der letzten 14 Tage, der sich aufgrund des Quasi-Stillstands in der laufenden Woche allerdings deutlich abgeflacht hat. Aber 3 Prozent Rückgang, wie heute, sind 3 Prozent, das verbuchen wir auf der Habenseite oder Corona-Entspannungsseite. Für uns persönlich ist wichtig, dass das Bundesland Berlin nun wieder die Kurve in Richtung Abwärtsbewegung bekommen hat, innerhalb weniger Tage sank der Inzidenzwert hier von ca. 290 auf 212,5. Auf diese Weise können wir ohne inneren und unter Vermeidung von mehr äußerdem Druck den letzten Homeofficetag aufgeben. Wir hatten anlässlich seiner Einrichtung bzw. letzten Verlängerung festgelegt, dass wir das bei einer Inzidenz von weniger als 200 tun werden. Nun wollen wir hoffen, dass es nicht nächste Woche zu einer erneuten Steigerung der Neuinfektionszahlen kommt.

Wir verzichten heute auf weitere Infos zu Corona. Zu den Affenpocken veröffentlichen wir ebenfalls keine Info-Grafik, da traditionell samstags vom RKI keine neuen Zahlen zu dazu gemeldet werden. Aus den Werten der letzten Tage konnte man aber klar ermitteln, dass der Affenpocken-Ausbruch in Deutschland nicht mehr zu explosionsartig ansteigenden Fallzahlen tendiert.

TH

Report 171/22 vom 19.08.2022 (hier zu 170/22 vom 18.08.)

Die Sommerwelle hat einen Entschluss gefasst. Sie hat sich dazu entschieden, bei einem 7-Tage-Inzidenzwert von über 300 zu behaupten, sie sei keine Welle mehr. Blöd indes, dass es immer noch regelmäßig zu dreistelligen täglichen Todeszahlen an / mit Corona kommt. 

Nachdem gestern erstmals seit mehr als 3 Wochen wieder ein leichter Inzidenzanstieg zu verzeichnen war, geht die die Inzidenz heute minimal zurück. Es gibt viele Stimmen, welche die Inzidenzbasierung als Ausgangspunkt für die Messung der Aktivität von Covid19 für überholt halten. Deswegen berichten wir jedes Mal über die Todesfallzahlen, und diese belegen unzweifelhaft, dass eben nichts in Ordnung oder endemisch ist und man sich wegen Corona keine Sorgen mehr machen muss.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

169 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 117 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 46.724 (vor einer Woche: 49.839).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.266 (gestern 3.242).  

Nach unserer Ansicht sind die Zahlen kein Anlass, alle Maßnahmen gegen Corona einzustellen und es einfach laufen zu lassen. Nachdem wir gestern über die Maskenpflicht im Freien referiert haben und dargestellt, dass gegenwärtig eine große Mehrheit der Bürger:innen dagegen ist, schauen wir heute noch einmal, wie es sich drinnen verhält, insbesondere in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Eine Maskenpflicht im Fern-, Flug- und öffentlichen Nahverkehr stößt immer noch auf große Zustimmung der Bevölkerung. In einer Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 63 Prozent der Befragten an, sie unterstützten eine solche Pflicht im öffentlichen Nahverkehr. Für den Fernverkehr der Bahn und den Flugverkehr waren es 58 Prozent. Nur 24 Prozent erklärten, sie seien grundsätzlich gegen eine Maskenpflicht.

Für andere öffentlich zugängliche Räume wie beispielsweise Geschäfte unterstützten 46 Prozent der Befragten eine Maskenpflicht, für Schulen nur 29 Prozent. Überdurchschnittlich fiel die Zustimmung bei Anhängern der Grünen aus, deutlich kleiner bei denen der FDP, am geringsten bei Menschen, die bei der vergangenen Bundestagswahl AfD gewählt hatten. Von ihnen erklärte eine knappe Mehrheit von 51 Prozent, generell gegen eine Maskenpflicht zu sein. (Q1-22081913)

DIe 24 Prozent Generalmaskengegner:innen spiegeln sich leider derzeit auch im ÖPNV, etwa ein Viertel trägt keine Maske mehr. Dagegen sein, heißt also auch, sich frei zu fühlen, wichtige Schutzregeln zu umgehen. Nicht bei allen Normen ist die Einhaltungsquote direkt anhand der Überzeugung abzulesen, denn bei vielen Tatbeständen tritt eine angstbedingte Hemmschwelle hinzu, aber jede:r weiß mittlerweile, dass im ÖPNV sowieso nicht kontrolliert wird. Nicht in Berlin jedenfalls. Und hat nicht doch fast jeder noch eine Maske in der Tasche, um sie schnell überzustreifen, wenn sich irgendwo in der Bahn der ernsthafte Versuch abzeichnet, die Maskenpflicht durchzusetzen? Ach ja. Menschen. Warum befassen wir uns mit ihnen? Um den Niedergang der Zivilisation anhand einer bis heute nicht vernünftig gemanagten Pandemie-Herausforderung möglichst exakt zu dokumentieren? Im oben zitierten Artikel wird nicht erwähnt, dass das mittlerweile beschlossene Infektionsschutzgesetz auch die Einführung einer Maskenpflicht im Freien möglich machen soll.  

Nicht viel Neues bisher. Vielleicht aber auf einem anderen Gebiet, das mehr und mehr in den Fokus rückt, je länger die Pandemie andauert: Long Covid. Diesbezüglich lassen wir den Bundesgesundheitsminister selbst via Twitter sprechen:

Akiko Iwasaki, die an der renommierten US-amerikanischen Universität Yale Medizin lehrt, forscht bereits seit zwei Jahren an Long COVID. Gemeinsam mit ihrem Team setzte sie sich mit der Frage auseinander, was Menschen, die nach einer Corona-Infektion an Long COVID erkranken, von jenen unterscheidet, die nach der Infektion keine derartigen Symptome entwickeln. Bei der Studie mit 215 Teilnehmenden fiel auf: Menschen mit Long-COVID-Symptomen wiesen einen niedrigeren Cortisol-Spiegel auf, als Teilnehmende der Kontrollgruppe. (Q2-220819)

Wenn sich diese Erkenntnis in einer größeren Studie bestätigt, bedeutet dies, dass die gute alte Cortison-Gabe, die in Form von Spritzen schon den schmerzgeplagten US-Präsidenten John F. Kennedy zum Charismatiker machte, die Lösung für alle Long-Covid-Probleme ist? State of the Art ist das Aufpeppen von Menschen mit Cortison wegen erheblicher Nebenwirkungen heute nicht mehr, aber fast alles erlebt ja in diesen Zeiten ein Revival. Kein Wunder, dass Lauterbach nach dem Tenor des zitierten Artikels „begeistert“ ist. Vielleicht hat er mit sich selbst ein wenig experimentiert. Wir hoffen hingegen, dass eine massive Zuführung von Cortison nicht der letzte Schluss bei der Behandlung von Long-Covid-Symptomen sein wird. In dem Beitrag, der mit dem Tweet verlinkt ist, wird denn auch vorsichtig formuliert bzw. dezidiert gebremst, was den Schlüssel gegen Long Covid aufgrund der neuen Erkenntnisse angeht.

Von der Behandlung zurück zur Vorbeugung. Die Stiko empfiehlt nun die vierte Impfung schon für Menschen ab 60 Jahren, bisher ging die Empfehlung auf „ab 70“. 

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nun offiziell eine zweite Corona-Auffrisch-Impfung auch für Menschen ab 60 Jahren. Menschen in dieser Altersgruppe und im Alter ab fünf Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere Covid-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung sollten einen weiteren Booster erhalten, hieß es in einer Mitteilung des Gremiums vom Donnerstag zur Aktualisierung der Impfempfehlung. Die Stiko erweitere ihre bisherige Empfehlung „mit dem primären Ziel, besonders gefährdete Personen noch besser vor schweren Covid-19-Erkrankungen und Covid-19-bedingten Todesfällen zu schützen“. (Q3-22081918)

Die Ständige Impfkommission nähert sich also Karl Lauterbach an, könnte man das Obige zusammenfassen. Schon seltsam: Je mehr sich die aktuell dominierende Virenvariante von den aktuell erhältlichen Impfstoffen wirkungsmäßig entfernt, desto offensiver werden die Impfempfehlungen. Aber wir müssen ja nicht alles verstehen, wir finden es eben nur seltsam.

Und damit zu den heutigen Grunddaten als Grafik:

Rechts kann man den Stillstand, der aktuell in Sachen Corona-Neuinfektionen herrscht, anhand des Inzidenzwertes deutlich erkennen. Auch der 14-Tage-Trend der Inzidenz (blaue Linie) spiegelt das mittlerweile und nähert sich der Nulllinie von unten an. Das Endemische an Corona scheint vor allem zu sein, dass die Menschen es als normal ansehen, dass daran nach aktuellen Durchschnittswerten, falls sie sich fortsetzen, auch dieses Jahr mehr als 40.000 Menschen an / mit Corona sterben werden. Es ist ein wenig wie mit dem Krebs, gegen den allerdings seit Jahren mit viel Einsatz gekämpft wird. Er ist immer noch da und sterben muss jeder einmal. Leider ist dieser Fatalismus nicht nur an sich schon schlimm, er wirkt auch auf anderen politischen Feldern, wie dem Klimaschutz, toxisch.

Zum Glück lassen sich die Affenpocken nur durch bestimmte Körperkontakte übertragen, sonst hätten wir längst eine zweite Pandemie. Ausnahmsweise kann man aber auch bei einem Problem mehr oder weniger Entwarnung geben: Der durchschnittliche Zuwachs an Infizierten in Deutschland hat sich bei einer Zahl zwischen 20 und 30 eingependelt (heute wurden 24 neue Fälle gemeldet). Anders sieht das in den USA aus, wo allein gestern ca. 500 neue Infektionen registriert wurden. Weltweit wurden 2022 ca. 41.000 sichere Fälle und bisher 7 Todesfälle ermittelt, mit den vermutlichen Fällen summiert sich die Zahl auf knapp unter 50.000. 

Deutschland verzeichnet außerhalb der endemischen Gebiete weiterhin die vierthöchste Infektionszahl weltweit. Das wird wohl vorerst der Rang bleiben, weil sich dahinter keine Länder befinden, in denen der Ausbruch gerade erst richtig Fahrt aufnimmt, sondern überwiegend europäische Staaten angesiedelt sind, in denen sich der Verlauf der Mini-Epidemie ähnlich gestaltet wie in Deutschland. Was neue Affenpockenzahlen angeht, verabschieden wir uns an dieser Stelle bis zum kommenden Dienstag. Je nachdem, was sich bei Corona tut, kommt morgen trotzdem ein Report.

TH

Report 170/22 vom 18.08.2022 (hier zu 169/22 vom 17.08.)

Gestern war noch offen, ob wir heute einen Report für Sie verfassen werden, abr leider gibt es einen Umstand, der einen sochen Artikel immer auslöst: Die Inzidenz geht nicht mehr zurück, sondert steigt wieder leicht an.

Zum ersten Mal seit dem 26.07. war heute wieder eine Zunahme der 7-Tage-Inzidenz zu vermelden. Der Zuwachs ist gering, aber die Rückgänge der letzten Tage wurden ebenfalls immer geringer, sodass diese Trendewende uns nun nicht überraschen konnte. Wo führt es hin?, das ist jetzt die Frage. Hoffentlich nicht geradewegs in die nächste Welle, wo die aktuelle noch gar nicht richtig abgeklungen ist.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

 

184 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 118 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 58.685 (vor einer Woche: 59.888).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert auf 3.242 (gestern 3.213).  

Was soll man tun, damit die Corona-Infektion endlich auf ein Maß sinken, das man tatsächlich als endemisch bezeichnen kann? Vor ein paar Tagen hat Karl Lauterbach frohlockt, dass nun die Infektionszahlen und auch die schweren Fälle rückläufig sind. An den Todesfallzahlen lässt sich das noch nicht festmahen, sie liegen immer noch auf Niveau von knapp 120 im Durchschnitt der letzten 14 Tage. 

Wie wär’s denn mit einer Maskenpflicht im Freien, um den Rückgang der Sommerwelle wieder in Gang zu setzen? Civey hat dahingehend eine Umfrage erstellt:

Sollte bei steigenden Corona-Fallzahlen Ihrer Meinung nach eine Maskenpflicht im Freien eingeführt werden?

Hier der Begleittext dazu:

Mehrere FDP-Abgeordnete kritisieren das für den Herbst geplante Corona-Infektionsschutzgesetz. Angeführt von Bundestagsvize Wolfgang Kubicki (FDP) fordern sie eine Überarbeitung des Entwurfes. In der Welt hinterfragte Kubicki etwa die Möglichkeit, eine Maskenpflicht im Freien verhängen zu können. Der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler sieht die landesweite Hotspot-Regelung und Maskenpflichten an Schulen kritisch, die Länder verhängen könnten.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr verteidigte das Gesetz indes als „guten Kompromiss”. Er sagte der Welt, dass es dank der FDP keine tiefgreifenden Grundrechtseingriffe wie Lockdowns, Ausgangssperren, Schulschließungen oder Kontaktbeschränkungen mehr geben werde. Für Stephan Thomae, Parlamentsgeschäftsführer der FDP, sind die Maßnahmen sowohl wirksam als auch zumutbar.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatten am Mittwoch ihre Corona-Pläne verteidigt. Ihr Entwurf sieht vor, dass die Bundesländer ab Oktober je nach Lage wieder Maskenpflichten in Innenräumen verhängen dürfen. Davon befreit werden können Menschen, wenn ihre Impfung nicht älter als drei Monate alt ist. Je nach Lage seien auch strengere Maßnahmen möglich.

Man glaubt es kaum, die FDP bekommt fast 70 Prozent Zustimmung dafür, dass sie nichts von einer Maskenpflicht im Freien hält. Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als Corona ernstgenommen wurde? Und wohnen Sie zufällig in Berlin? Dann ist Ihnen vielleicht noch erinnerlich, dass es an bestimmten Hotspots mit sehr viel Publikumserkehr tatsächlich eine Maskenpflicht im Freien gab, einige Straßen wurden dafür ausgewiesen. 

Wir haben uns rot im Kalender markiert, dass wir dieses Mal eher mit der FDP gehen, obwohl wir grundsätzlich im Team Vorsicht verortet sind. Wir haben nicht „auf keinen Fall“ sondern „eher nein“ gesagt. Wenn die Fallzahlen explodieren und die ominöse Killervariante auftauchen soll, muss wirklich alles getan werden, was geht, auch das Tragen einer Maske m Freien. Selbst, wenn dadurch die Neuinfektionszahl nur um ein paar tausend Fälle täglich sinkt und es nur ein paar Todesfälle weniger gibt. Im Moment aber wären wir schon froh, wenn in Berlin wenigstens die Maskenpflicht im ÖPNV eingehalten würde. Sprich: Es ist eine Frage der Durchsetzbarkeit, und die dürfte bei einer generellen Maskenpflicht im Freien gering sein. Viel geringer als in den ersten Pandemiemonaten, während des Lockdowns, obwohl sich da schon nicht alle beteiligten, als sie wirklich verpflichtend für jede Person war, die rausgeht in den Park, nicht nur zu einer Veranstaltung, diese waren damals quasi untersagt. 

Im Herbst kann alles passieren, deshalb sind wir nicht dafür, dass die Möglichkeit, eine Maskenpflicht im Freien zu erlassen, ganz ausgeschlossen werden sollte. Wir warn auch nicht dafür, dass eine Impfpflicht als stärkster Eingriff nicht vorgesehen wurde, denn was wird getan werden, wenn die Lage wieder komplett außer Kontrolle gerät. Jetzt ist sie das ja nur ein wenig, nach den Maßstäben, die wir uns mittlerweile angewöhnt haben.

Die Affenpockenzahlen hingegen werden keine Maßnahmen für die gesamte Bevölkerung erfordern, das zeichnet sich schon seit Wochen ab. Trotzdem gibt es zwei wichtige Zahlen, darüber noch etwas nach der Grafik:

Nachdem Deutschland wochenlang auf Platz 3 hnter den USA und Spanien gestanden hatte, ist Brasilien nun „vorbeigezogen“. Außerdem hält die vergleichsweise starke Zunahme in den USA unvermindert an, dort wurden gestern bereits mehr als 13.500 Fälle registriert. Damit haben die USA nun 41 Fälle pro 1 Million Einwohner, Deutschland 39. Wir haben bis jetzt nicht recherchiert, warum das Virus in den USA nach einer zunächst eher langsamen Ausbreitung nun so viele Menschen angreift, während sich in Europa die Lage jetzt eher entspannt zeigt, und ob es überhaupt zu dieser auffälligen Tendenz eine Idee gibt. Wenn dieser steile Anstieg anhält, werden wir versuchen, Sie über die Gründe zu informieren.

TH

Report 169/22 vom 17.08.2022 (hier zu 168/22 vom 16.08.)

Sollte morgen kein Corona-Affenpocken-Report von uns veröffentlicht werden, schreiben wir Ihnen heute schon einmal, warum (nicht): Weil das Geschehen ähnlich ist wie heute. Nämlich ein Geduldsspiel. Die Inzidenz hat sich gegenüber gestern wieder einmal kaum verändert, bundesweit zumindest. Hier die Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022)

Auffällig ist, dass alle Bundesländer sich jetzt innerhalb eines Bereichs von knapp über 200 (Thüringen) bis knapp über 400 (Mecklenburg-Vorpommern) bewegen, die Spreizung zwischen den Bundesländern beträgt also nur etwa 100 Prozent. Während der Wellengipfel 2022 war die Verteilung um einiges ungleichmäßiger. Immerhin hat Berlin endlich mal wieder einen kleinen Schritt nach vorne genacht, die Inzidenz sank von gestern 294 auf heute 277, den geringsten Werte seit dem Höhepunkt der Sommerwelle. Warum wir die Gesamtentwicklung als zu wenig abwärtsgerichtet empfinden, erklärt, wie immer, diese Grafik:

Der Rückgang von gestern auf heute ist nun fast auf Null gesunken, dementsprechend steigt auch die blaue Linie (14-Tage-Tendenz) weiter an, die Abschwächung des Inzidenzrückgangs wird also zunehmend geringer. Gestern haben wir die Art, wie die Grafik gelesen werden muss, wieder einmal erläutert. 

192 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 119 (-1).

 Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 67.390 (vor einer Woche: 72.737).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert auf 3.213, am vorigen Freitag lag die Zahl bei 3.186.

Derweil macht man sich mehr und mehr Gedanken darüber, warum manche Menschen sich einfach nicht infizieren lassen wollen, obwohl immer neue Coronavirus-Varianten sich daran versuchen. Wir hatten es geahnt: Als geübt Erkältungsviren-Kombattanten und auf den ersten Blick erkennbarer Verwandtschaft mit den Neandertalern hat das Virus es bei uns wirklich verdammt schwer, außerdem sind wir fat korrekt geimpft. Nur die Blutgruppe passt nicht, es ist nicht die 0 (Q1-220817). vermutlich werden wir nicht zu dieser Statistikänderung beitragen:

Wiesbaden Insbesondere in den südlichen Ländern Ostdeutschlands hat die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen: Die Lebenserwartung ist deutlich gesunken. Eine derartiger Rückgang ist außerhalb von Kriegszeiten ungewöhnlich. (Q2-220817)

Wir wohnen ja nicht dort. Nach den neuesten Statistiken scheint also belegt zu sein, dass die Hotspots der ersten vier Wellen eine erhebliche Corona-Übersterblichkeit ausweisen. Die Impfquoten sind dort hingegen die niedrigsten innerhalb Deutschlands.

In Indien ist die Corona-Variante „Centaurus“ (BA.2.275) auf dem Vormarsch, deren Ausbreitung man auch in Deutschland erwartet hatte, was isher aber wohl nur in geringem Maße der Fall ist. (Q3-220817) Bisher gab es auf Dauer keine Variante, die in einem Land stark verbreitet war und in allen anderne nicht.

Bei den Affenpocken lässt sich heute nur feststellen, dass die Ausbreitung sich in Deutschland weiterhin verlangsamt, während vor allem in den USA noch keine Beruhigung festzustellen ist. Die hiesigen Zahlen:

TH

Report 168/22 vom 16.08.2022 (hier zu 167/22 vom 13.08.)

Bringt die neue Woche schon neue Erkenntnisse? Immerhin, die Inzidenz geht bundesweit wieder zurück, wenn auch nach unserer Auffassung zu langsam. Verblüffend die Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern. Vor genau einem Monat wurde der bisherige Höchststand der Inzidenz während der Sommerwelle gemessen, seitdem gehen die Werte zurück. In ruhigen, kleinen Schritten. Offenbar ist für Karl Lauterbach zu ruhig, vor allem die eigene Person betreffend. Wir haben heute gleich drei Meldungen von ihm und über ihn. Zunächst, wie immer, die Grundfakten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022)

In einzelnen Bundesländern bleibt die Inzidenz nahezu gleich, während sie in anderen stark sinkt, was die allgemeine Absenkung aufrechterhält. Vor allem die Entwicklung Bayerns von einem Hochinzidenz-Bundesland zu einem Musterstaat (Platz 2 hinter Thüringen mit derzeit 215) ist erstaunlich, in allen anderen Bundesländern sind die Werte eher nachvollziehbar, Leider auch in Berlin, wo die Inzidenz seit einiger Zeit bei ca. 290 verharrt (aktuell 294), weshalb unser Wohnstaat nur noch knapp unter dem sinkenden Bundesdurchschnitt liegt. Die mittlerweile eingetretene Sorglosigkeit weiter Teile der hiesigen Bevölkerung ist augenfällig, wohin man auch geh und schaut. Bei uns fällt es dem Virus schwer, günstige Angebote zur Weiterverbreitung auszulassen.

140 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 120.

 Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 63.745 (vor einer Woche: 78.698).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert auf 3.186, am vorigen Freitag lag die Zahl bei 3.102.

Es ist der Gaskrieg, der aktuell die Schlagzeilen beherrscht, aber die Menschen achten nach einer gewissen Zeit der Absorption durch alles, was mit der Ukraine zu tun hat, auch wieder auf die Vorgänge im Rahmen der Pandemie. Das wird daran deutlich, dass in den sozialen Medien wieder jeden Tag Hashtags mit Corona-Bezug trenden. Außer zu dieser Stunde, deswegen nun zu den Grafiken:

Warum wir enttäuscht vom aktuellen Geschehen sind, weist die rechte Seite der Grafik bis zum Rand sehr gut aus: Dem Rückgang der Inzidenz geht sozusagen die Puste aus, die blaue Linie steigt erwartetermaßen an, was bedeutet, die Dynamik nimmt ab. Damit ein gleichbleibender Rückgang in Punkten gegeben wäre, müsste sich hingegen der prozentuale Rückgang beschleunigen. Immerhin kam es nicht zu einem Wiederanstieg der Inzidenz, nicht bundesweit zumindest. Bei den Todesfallzahlen gibt es weiterhin keine Entspannung zu vermelden: Zwar liegt die gemeldete Zahl von gestern um über 30 niedriger als am Dienstag der Vorwoche, aber der 14-Tage-Trend ändert sich dadurch zunächst kaum und wir haben weiterhin 120 Tote täglich an / mit Corona zu beklagen. Vielleicht wenden wir uns deshalb jemandem zu, der früher geklagt und gemahnt hat, heute aber die Chance zum Handen hat, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

Dass er nun wegen der Nichteinhaltung einer speziellen Berliner-Corona-Regelung angezeigt wird, finden wir etwas lächerlich, siehe oben, Alltagsbeobachtungen in Berlin. Es geht im Grund enur um ein Detail und wir bedauern es vielmehr, dass Lauterbach sich trotz vier Impfungen angesteckt hat. Ist das bereits ein Beweis der Unwirksamkeit der Impfungen? Nein. Aber klar ist, dass die aktuellen Impfstoffe, die für „Alpha“ entwickelt wurden, eine Infektion mit der vielfach mutierten Variante „Omikron BA.5“ nicht zuverlässig verhindern können. Deswegen ist es wichtig, was Karl Lauterbach bezüglich der angespassten Impfstoffe meint: Wann kommen sie endlich? Und wieso dauert das so auffällig lange? Letzteres ist vorerst nicht zu beantworten, Ersteres scheint aber mittlerweile einigermaßen klar: Impfstoffe gegen BA.1 sollen ab 2. September geliefert werden, gegen BA.5 ab 28. September.  Also, wir nehmen dann gleich den gegen BA.5, denn BA.1 ist ja schon jetzt m. o. w. Geschichte. Ganz genau weiß Lauterbach schon, wann eine flächendeckene Maskenpflicht zu erwarten ist: Ab dem 1. Oktober. Sowohl der Minister auch als seine Gegner haben die besseren Glaskugeln, das müssen wir neidlos oder auch mit etwas Neid anerkennen.

Gar keine Glaskugel hingegen braucht es, um zu erkennen, dass das Affenpockenwirus in Deutschland einigermaßen gemächlich auf dem Pfad der weiteren Verbreitung wandert. Die Bilder von Infizierten sehen schlimm aus und man fragt sich, wie die betroffenen Hautpartien je wieder normal aussehen sollen. Bei den Pocken, wie wir sie von früher kennen, blieben in der Tat Narben zurück, bei den Affenpocken scheint das nicht der Fall zu sein. Weltweit ist das Geschehen aufgrund anhaltend hoher Fallzahlen vor allem in den USA, wo die Affenpocken zum nationalen Gesundseitsnotstand erklärt wurden, noch nicht besiegt. Die Situation in Deutschland hingegen gibt derzeit wenig Anlass zur Sorge, wie unsere Grafik mit weiterhin nachlassendem Anstieg der Neuinfektionen zeigt. Er beträgt mittlerweile nur noch ca. 0,7 Prozent pro Tag:

Da wir heute eine relativ günstige Entwicklung in Deutschland herausstellen wollten, haben wir die neueste Affenpockengrafik auch für das Titelbild verwendet.

Gestern wurden weltweit 36.214 Fälle außerhalb „endemischer Gebiete“ gemeldet, 85 Länder außerhalb dieser Gebiete sind mittlerweile betroffen. Auch wenn die USA die meisten Fälle als einzelner Staat haben, liegt das Gesamtzentrum des nicht-endemischen Ausbruchs weiterhin in Europa mit mehr als 20.000 Fällen. Allein Spanien, Großbritannien und Deutschland, die drei europäischen Länder mit den meisten Fällen, haben mit zusammen ca. 195 Millionen Einwohnern weiterhin eine ähnlich hohe Zahl aufzuweisen wie die USA mit ca. 320 Millionen Einwohnern.

TH

Report 167/22 vom 13.08.2022 (hier zu 166/22 vom 11.08.)

Im Moment ist es relativ leicht, den Turnus für die Corona-Reporte zu strecken: Es passiert nicht mehr viel. Damit ist allerdings gemeint: Es passiert nicht viel auf viel zu hohem Niveau. Uns hat es durchaus negativ berührt, dass der Inzidenzrückgang in den letzten Tagen beinahe zum Erliegen gekommen ist. Wir haben auch nachgeschaut, in welchen Bundesländern die Inzidenz sogar wieder steigt.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022)

Die Bundesländer mit Inzidenzwerten von unter 300:

  • Thüringen (207, Anstieg von 192 vor zwei Tagen), Hamburg (268, Anstieg von 227 vor zwei Tagen), Sachsen-Anhalt (290, gleichbleibend), Sachsen (292, Rückgang von 296 vor vier Tagen), Berlin (293, Anstieg von 290 vor zwei Tagen).

Die 7-Tage-Inzidenz liegt immer noch über 400 in:

  • Mecklenburg-Vorpommern (408, nach 404 vor zwei Tagen), Hessen (404, nach 433 vor zwei Tagen).

 Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 45.859 (vor einer Woche: 49.609).

137 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 121 Fällen, +2 gegenüber vor zwei Tagen.

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich am 12.08 auf 3.102, heute wurden keine neuen Zahlen gemeldet.

Wir haben am Beispiel Hamburgs, das einen besonders starken Inzidenzanstieg aufweist, festgestellt: Das Ende der Sommerferien kann es nicht sein, das die Kehrtwende beim Corona-Geschehen ausgelöst hat. Zumindest dann nicht, wenn man mangels Veränderung bei anderen Faktoren eine hauptsächliche Möglichkeit im wieder aufgenommenen Schulbetrieb sieht. In Hamburg enden die großen Ferien erst am 17.08. Natürlich gibt es längst Urlaubsrückkehrer und vielleicht ein paar Menschen am Arbeitsplatz als zur Ferienmitte, trotzdem ist dieser Anstieg verblüffend und höchst unerfreulich.

Selbst in derzeitigen Hochinzidenzländern wie Mecklenburg-Vorpommern verhielt der Wert bei etwa 400 und steigt wieder. Auch in Berlin ist der Rückgang gestoppt, liegt aber immer noch ca. 50 Punkte unter dem Bundesdurchschnitt, der heute nur noch um knapp 4 Punkte gesunken ist. Auch die Todesfallzahlen geben nicht nach, im Gegenteil, wir haben den höchsten Stand seit dem Beginn der Sommerwelle im 14-Tage-Durchschnitt erreicht. Um höhere Werte zu finden, muss man zurückblicken bis in den Mai, als die Omikron-BA.2-Welle abklang. Auf unserer Grafik sieht man deutlich die negative Veränderung der letzten Tage bei der Inzidenz:

Die Grafik ist so zu lesen. Steigt die rote Linie (Veränderung gegenüber Vortag) über die blaue Linie (14-Tage-Durchschnitt der Veränderung) und liegt die blaue Linie unter Null, dann liegt eine Abschwächung des Rückgangs vor und auch die blaue Linie wird, wenn sich dies fortsetzt, wieder ansteigen. Meist ist das ein Warnzeichen und deutet auf das Entstehen einer neuen Welle hin. Problem: Ein Turnaround zu wieder steigenden Inzidenzen hätte dann noch nie auf einem so hohen Niveau stattgefunden wie jetzt (wenn man vom Übergang zwischen der BA.1-Welle und der BA.2-Welle absieht, der von manchen auch als eine einzige Welle mit Doppelkamm angesehen wird).

Es gibt also keinerlei Entwarnung. Hingegen frohlocken die Interessenverbände über die „neue Corona-Politik“:

Der ZIA begrüßt die geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes. Gemeinsam mit dem Handelsverband Deutschland (HDE) hatte der ZIA das Strategiepapier „Corona vor dem nächsten Herbst: Was jetzt zu tun ist“ vorgelegt und die Forderungen des Handels sowie der Betreiber von Handelsimmobilien festgehalten. Zu den Forderungen zählten der Ausschluss von Zugangsbeschränkungen und Lockdowns sowie eine Verstärkung der Impfkampagne. (Q1-220813)

Wer uns schon länger liest, weiß, dass wir uns mit der Immobilienbranche recht eingehend befassen, wenn auch derzeit stillschweigend, wegen der übergeordneten Weltprobleme. Der ZIA ist sozusagen der Sammel-Interessenverband der Baulöwen, Makler und Hausverwalter. Der ZIA weiß so gut wie jeder von uns, dass die Impfkampagne ausgereizt ist, weil in diesem Land nicht mehr Menschen erreicht werden können, als bereits erreicht wurden. Zumindest nicht auf freiwilliger Basis. Aber die neue Corona-Politik, die in der Bundesregierung von der FDP bestimmt wird, wer lobt sich dafür, sie durchgesetzt zu haben? 

Und wer versucht dabei wieder, ein Framing zu setzen, das keiner näheren Betragung standhält? Es gab bisher weder eine Pleitewelle noch stiegen die Arbeitslosenzahlen im Immobilienbereich besondes stark an. Es geht um die jederzeitige Verfügbarkeit von Arbeitnehmer:innen und deren totale Kontrolle durch die Unternehmen, sie steht weit über dem Gesundheitsschutz. Klar, dass auch der gesamte Handel frohlockt. Anders als in der Immobilienbranche hat es in diesem größeren Cluster einige kleine Händler leider erwischt, das ist nicht zu leugnen.

Aber dass diejenigen, die durch die Krisen sogar profitieren, indem die Preise immer weiter ansteigen, z. B. die für Immobilien, den gesetzlichen Lockdown-Ausschluss, der in das neue Infektionsschutzgesetz hineininterpretiert wird, weil Lockdowns nicht ausdrücklich vorgesehen sind, toll finden, ist klar. Das Kapital findet es immer toll, wenn die Arbeitnehmer:innen nicht geschützt, sondern noch mehr rangenommen werden können als ohnehin. Bestimmt wird auch aus der Ecke bald eine Forderung nach längeren Arbeitszeiten kommen, andere sind diesbezüglich schon vorprescht.

Nicht zuletzt werden durch viele Corona-Tote auch viele Wohnungen, deren überwiegend ältere Bewohner:innen noch halbwegs günstig wohnten, die man jetzt aber zu aktuellen Überpreisen weitervermieten kann. Sie glauben, das ist zu krass gedacht? Täuschen Sie sich nicht über die Mentalität in der Immobilienbranche.

Corona ist nach wie vor ebensowenig nur eine Gesundheitsangelegenheit, wie Nord Stream 2 nur ein wirtschaftliches Projekt ist: Beides ist hochpolitisch und man am Umgang damit ablesen, für wen die Bundesregierung tatsächlich arbeitet. In beiden Fällen sind Versäumnisse bzw. die Übergewichtung von Minderheiteninteressen zu beklagen.

Im selben Newsletter freut sich der ZIA übrigens über höheres Wohngeld. Nun könnte man auf die Idee kommen: Das ist aber doch sozial gedacht! Falsch. Diese Subjektförderung, wie man die Unterstützung einzelner Personen nennt, wird die Mieten weiter nach oben treiben, anstatt die dringende Deckelungswirkung zu erzeugen, und damit den Vermieter:innen noch mehr Geld in die Tasche spülen. Zahlen tun es alle Steuerzahler:innen und per Saldo hilft es wieder wem? Den Reichen natürlich. Und was für diese erneute Bevorzugung der besonders Wohlhabenden wieder dicke Bretter gebohrt werden mussten! Man kann sich richtig vorstellen, wie sich die Lobbyisten nun den Schweiß abwischen.

Quatsch! Bei einer Bundesregierung mit FDP-Beteiligung ist immer dann haufenweise Geld da, wenn es letztlich in den Taschen der besonders Gutgestellten landet. Wie man auch an Ch. Lindners neuesten Steuerplänen wieder sehr schön feststellen kann. Lindner ist außerdem ein ausgewiesener Freund des ZIA und spricht gerne Grußworte auf dessen Versammlungen. Wenn man in Berlin lebt, kann man diese „Vernetzung“ gut bebachten. Wenn man sich ein wenig für wirtschaftlich-politische Zusammehänge interessiert, versteht sich.

Der vorherige Absatz war nicht dem Thema Corona gewidmet, aber alles, was Corona betrifft, muss auch anhand von Nützlichkeitserwägungen im Sinne des Kapitals betrachtet werden. Dadurch erklärt sich manche Seltsamkeit. Zum Beispiel, dass der früherer Generalwarner Karl Lauterbach plötzlich so kleinlaut daherkommt oder sich nie durchsetzen kann. Aus der persönlichen Opposition heraus, die Lauterbach auch in der letzten Regierung Merkel häufig zeigte, ist alles klarer und leichter, als wenn man Gesundheitsminister geworden ist und mit der FDP regiert, die höchstens fünf Prozent der Personen in diesem Land vertritt, aber die Politik, niedrig angesetzt, zu 50 Prozent bestimmt.

Zu den Affenpocken liefern wir heute keine neue Darstellung, weil keine Erfassung tagesaktuelle Erneuerunger der vom RKI gelieferten Zahlen vorliegt. Die Neuinfektionszahlen sind konstant niedrig und bisher kam es in Deutschland nicht zu Todesfällen (weltweit wurden gestern bisher 7 Todesfälle registriert).

TH

Report 166/22 vom 11.08.2022 (hier zu 165/22 vom 09.08.)

Finden Sie es nicht auch merkwürdig? Dass wir Sie heute, am Donnerstag, erst zum zweiten Mal in der laufenden Woche mit einem Corona-Affenpocken-Report erfreuen? Nun ja, es hat sich nicht allzu viel getan, in den letzten Tagen, das ist der Grund. Deswegen werden wir im Anschluss an die Standardzahlen dieses Mal aber einen Blick auf die gesamt Pandemie seit März 2020 werfen und deshalb eine andere Inzidenzgrafik als üblich  zeigen.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.9 / 516,1 (02.08.) / 578,1 (30.07.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022)

Die Bundesländer mit Inzidenzwerten von unter 300:

  • Thüringen (207), Hamburg (227), Berlin (290), Sachsen-Anhalt (291), Sachsen (296). Berlin behauptet noch knapp den dritten Platz, obwohl die Inzidenz hier seit Tagen kaum sinkt.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt immer noch über 400 in:

  • Hessen (433) und Mecklenburg-Vorpommern (402).

 Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 59.888 (vor einer Woche: 74.645).

153 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt weiterhin bei 119 Fällen, unverändert zu den Vortagen.

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich am 11.08 auf 3.063 (Vortag: 3.029).

Um ein wenig zurückblicken zu können, haben wir heute nicht unsere eigene Grafik für Sie im Angebot, sondern „frieren“ diejenige des RKI zu den Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie „ein“. Es ist wichtig, sich zu erinnern und nicht nur auf die letzten Tage zu blicken. Sicher sind wir ungeduldig, weil die Inzidenz so mäßig sinkt, aber gibt es Grund dazu, wenn man den gesamten Verlauf der Corona-Wellen betrachtet? Hier das Ergebnis vom RKI selbst, dessen Daten wir ebenfalls für unsere Darstellungen verwenden:

Bereits im Juni haben wir Ihnen diesen Gesamtblick gezeigt, aber die Zeit bleibt ja nicht stehen, jetzt ist auch die Sommerwelle sozusagen „durch“ oder klingt wenigstens ab. Unsere eigene Grafik zeigt, weil wir erst ab Ende Dezember 2021 täglich erfassen, nur die Wellen 5, 6 und 7 (Omikron BA.1, BA.2 und BA.5). Aber wie war es damals? Im März 2020 zum Beispiel? Wegen maximal ca 4.000 Infektionsfällen pro Tag wurde der bisher größte Lockdown der deutschen Geschichte verhängt. Mit so viel Engagement ist man damals der Pandemie begegnet. Dann kam der Sommer: Frei, endlich frei, es ist vorbei. Tage fast ohne neue Fälle wurden vermeldet. Der Herbstschreck mit Welle 2 folgte auf dem Fuß: Es ist wieder da! Bis zu 15.000 Neuinfektionen täglich, hohe Todesfallzahlen, aber die Corona-Leugner:innen waren schon auf der Straße. Sogar schon im Sommer 2020, als kaum etwas los war in Sachen Pandemie haben sie sich als Widerständler:innen selbst gehypt. In der dritten Welle, der Frühjahrswelle 2021 zeigte sich dann erstmals sehr deutlich, dass die Politik nach vielen Fehlern, die sie ohnehin schon begangenen hatte, nicht mehr willens war und nicht mehr die Kraft besaß, sich diesem Kesseltreiben noch ernsthaft entgegenzustellen und fast aus jedem Bundesland kamen mehr oder weniger originelle eigenständige Meldungen zur Sache, die Zeit des Ausfaserns und des totalen Regelungschaos war angebrochen. Ein wenig wurde das dadurch kaschiert, dass nun die Impfstoffe zur Verfügung standen und man gebannt auf den Fortschritt der Impfquote blicken durfte. Heute wissen wir, auch dies hätte besser laufen können.

Die Politik konnte sich noch gerade in den zweiten Corona-Sommer retten und hoffen, dass es endlich Ruhe geben würde, und zwar längerfristig. Doch die Zahlen blieben stets höher als im Vorjahr und dann kam Delta. Etwas zu spät vermutlich, um die Bundestagswahlen noch wesentlich zu beeinflussen, aber die neue Regierung war gleich mit der bisher höchsten und tödlichsten Welle konfrontiert, auf unserer üblichen Grafik, die am 24.12.2021 beginnt, ist ihr Abklingen noch gerade zu sehen. Über 60.000 Neuinfektionen täglich und über 1.000 Todesfälle an Spitzentagen waren der neue Standard und Deutschland fand sich plötzlich bei den Ländern mit besonders schlechtem Corona-Management wieder. Okay, so plötzlich auch wieder nicht, weil schon zuvor klar war, dass die Politik den neuen Anforderungen nicht würde standhalten können, denn die Impfstory war auch schon weitgehend erschöpft, zumindest für die Dosen Nr. 1 und Nr. 2. Im November haben wir dann den Booster bekommen, mitten auf dem Höhepunkt der Welle. Wir erinnern uns noch gut daran, wie klaustrophobisch und stressig die Winterfahrt in ein weit entferntes Testzentrum mit S- und U-Bahn war, in dem es gerade einen freien Termin gab. Niemals wieder, hofften wir danach.

Doch es kam anders. Mit knapp 250.000 Neuinfektionen (BA.1) und über 300.000 Neuinfektionen täglich legte Omikron die Messlatte noch einmal erheblich höher. Die Politik so: Aber es ist ja nicht so tödlich. Lasst uns in Ruhe mit konsequenten Maßnahmen. Die Querdenker:innen: Wie, es gibt überhaupt noch Maßnahmen? Obwohl es sich hier um eine endemische Lage im Sinne einer Grippewelle handelt? Über 300 Tote am Tag? Kein Problem, der Spin geht weiter.

Und was ist mit Long Covid? Darauf gibt es bisher gar keine Antwort und selbstverständlich sorgen hohe Infektionszahlen auch für hohe Long-Covid-Zahlen. Das ist das Gefährliche daran: Dass man diesen Aspekt einfach verdrängt, auch die Politik tut das in weiten Teilen. Die sozialen Folgekosten werden aber hoch sein und wieder einmal erleben wir, wie hierzulande beim strategischen Denken der Verantwortlichen komplette Fehlanzeige herrscht. Das Entsetzliche: Nicht nur in Sachen Corona, sondern in vielen Angelegenheiten und seit vielen Jahren geht das nun so.

Da die Pandemie-Welle sechs erst vor ein paar Monaten endete, ist der Long-Covid-Output noch nicht in seiner gesamten Dimension sichtbar. Und nun die Sommerwelle. Keine Dynamik, kein Plan, Kräfte in der Regierung, denen die Menschen im Grunde egal sind. Wir können so froh sein, dass diese Welle nicht noch höher gestiegen ist. Der Verdienst eines guten Schutzmanagements war das sicher nicht. Sieben Wellen lang ist das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Politik weiter erodiert.

Derweil brennt es in Europa, wegen der Hitze oder wegen eines Krieges, aber man kann sich nicht einmal damit beruhigen, dass die Politik auf andern Feldern eine bessere Figur macht als bei der Pandemiebekämpfung. Es gibt keine Entspannung, kein Aufatmen. Was wird uns im Winter am meisten beschäftigen? Die Energiekrise oder doch die nächste Corona-Variante, die so richtig ernst macht? Wenn es blöd läuft, kommt beides zusammen. Stellen Sie sich vor, das Virus hat Sie richtig erwischt, weil die neue Variante auf Ihren bisherigen Impf- oder Genesungsschutz pfeift und außerdem häufig für schwere Verläufe sorgt. Sie müssen nach zwei Wochen Klinik erst einmal zu Hause bleiben, fühlen sich matt und bräuchten vor allem Ruhe und Behaglichkeit. Aber Sie dürfen nicht einmal mehr vernünftig heizen und werden außerdem noch jeden Tag mit Fails aus aller Welt zugeballert. Eigentlich müssten  Sie raus, auf die Straße, protestieren. Aber Sie schaffen es einfach nicht mehr. Sie brauchen dies oder jenes, aber das Personal hat scharenweise das Weite gesucht und vor dem Stress im Job kapituliert. Dann wissen Sie, wie alle diejenigen sich fühlen, die jetzt schon mit den Folgen der gigantischen Politkfehler der letzten Jahre, teilweise Jahrzehnte, zu kämpfen haben. Nur, wer in jeder Hinsicht sehr robust ist, sehr resilient, wird einigermaßen unbeschadet davonkommen. Und wird die Last dennoch spüren, die es bedeutet, den Einsatz für diejenigen mitleisten zu müssen, die es nicht mehr können. Gnade diesem Land bzw. seinen Menschen, wenn es dann zu einer echten Krise kommt, gegen die das, was wir aktuell sehen, nur Vorbeben sind.

Bei den Affenpocken gibt es lediglich 37 neue Fälle zu vermelden, wir sparen wegen des längeren Kommentars zu Corona die zugehörige Grafik im heutigen Report ein.

TH

Report 165/22 vom 06.08.2022 (hier zu 164/22 vom 05.08.)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.9 / 516,1 (02.08.) / 578,1 (30.07.) / 607,0 (29.07.) / 752,7 (16.07., Höchststand während der Sommerwelle 2022)

  • Die Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten sind:
    • Thüringen (225), Hamburg (271), Berlin (295),
  • die höchsten Inzidenzwerte weisen auf:
    • Hessen (484), das Saarland (447) und Mecklenburg-Vorpommern (423)
  •  Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 78.698 (vor einer Woche: 102.698).
  • 170 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 120 Todesfällen, ein weiterer Anstieg von +1 gegenüber gestern.
  • Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich am 05.08. auf 2.887, heute wurden keine neuen Zahlen gemeldet. 

„Der Rückgang geht zurück, könnte man die heutige Corona-Situation überschreiben“, texteten wir am vergangenen Samstag. Diese Tendenz hält an: Mittlerweile liegt die rote Linie des aktuellen Rückgangs von gestern auf heute wieder über dem blauen 14-Tage-Trend, was auf eine Abschwächung des Rückgangs (oder, im Fall steigender Inzidenz, auf einen aktuell steileren Anstieg gegenüber dem Durchschnitt der letzten 14 Tage) hindeutet. 

Sozusagen zum Ausgleich steigen die Todesfallzahlen pro Tag derzeit nicht mehr, der 14-Tage-Durchschnitt geht sogar erstmals seit Wochen ganz leicht zurück. Wir hatten diese Entwicklung prognostiziert, aber es ist wie beim Inzidenzrückgang: Wir hätten nichts dagegen, wenn’s etwas schneller ginge. Was trendet heute bezüglich Corona?

#Symptom
#MaskensindkeinmildesMittel (doch, sind sie, im Vergleich zu allen anderen Maßnahmen).

Aus sehr vielen Gegenständen, die heute trenden, entfielen auf Corona nur zwei Hashtags, die Aufregung um das neue Impfschutzgesetz, das ab 22. September gelten soll, legt sich also langsam. Es bleibt dabei: Wir halten es für unzureichend bezüglich rechtssicherer Maßnahmen bei stark ansteigenden Infektionen, hoher Hospitalisierung, vielen Intensivpatient:innen wegen Corona.

Wenn Karl Lauterbach sich zu Corona äußert, reicht es normalerweise immer auch für Trend-Hashtags, heute aber nicht. Nach diesem Artikel wird Kritik an Lauterbachs Impfempfehlung (geübt): Er setzt „Stiko über die Medien bewusst unter Druck“ | WEB.DE. Eines ist sicher: Lauterbach hat es mit zu verantworten, dass die Lage unübersichtlich ist und Bürger:innen als Laien in Sachen Epidemiologie und Virologie nicht recht wissen, wie sie sich verhalten sollen.

Hingegen ist die Affenpockenlage weiterhin übersichtlich. Seit den letzten, am Freitag der Vorwoche gemeldeten Zahlen sind gerade mal etwas mehr als 100 Fälle hinzugekommen. Für andere Länder gilt diese Beinahe-Entwarnung nicht. Die USA verzeichnen nun fast 9.000 Fälle. Relativ zur Bevölkerungsgröße sind das immer noch einige weniger als hierzulande, aber der rasche Anstieg wird in den nächsten Tagen höchstwahrscheinlich zu einer Drehung dieses Verhältnisse führen.

Relativ zur Bevölkerungsgröße weisen auch Spanien (weltweit Platz 2), Portugal, die Niederlande und neuerdings die Schweiz ein höheres Infektionsgeschehen auf. Das RKI hat auf die gezielte Ansprache von Risikogruppen hingewiesen, die Wirkung zeige. Trotzdem ist das, was wir hierzulande sehen, wieder einmal einer der höchsten Werte an Infektionen weltweit. Zum Glück kann man durch wenig vorsichtiges Verhalten keine solchen Riesenzahlen an Fällen verursachen wie bei Corona. Nicht auszudenken, wenn beim hiesigen Standing der Bevölkerung in Sachen Fremd- und Selbstschutz die Affenpocken durch die Luft übertragbar wären.

TH

Report 164/22 vom 06.08.2022 (hier zu 163/22 vom 05.08.)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.9 / 516,1 (02.08.) / 578,1 (30.07.) / 607,0 (29.07.) 630,4 (28.07.) / 752,7 (16.07., Höchststand während der Sommerwelle 2022)

  • Die Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten sind:
    • Thüringen (247), Hamburg (280), Berlin (318),
  • die höchsten Inzidenzwerte weisen auf:
    • Hessen (525), das Saarland (490) und Bayern (456).
  •  Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 49.609 (vor einer Woche: 66.003).
  • 141 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 120 Todesfällen, ein Rückgang von 1 gegenüber dem 06.08.2022.
  • Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich heute auf 2.981 (Freitag der vergangenen Woche: 2.887).

„Der Rückgang geht zurück, könnte man die heutige Corona-Situation überschreiben: Die Inzidenz und die Neuinfektionen nehmen weiter ab, aber nicht mehr so stark wie in den Vortagen. Wir könnten uns aber durchaus vorstellen, dass sich der Rückgang wieder beschleunigt, wenn am kommenden Dienstag wieder vollständige Zahlen vorliegen werden, die anhand der geringeren nachzuerfassenden Fälle einen Rückgang auch am Wochenende reflektieren. 

 

Beide Haupttrends setzen sich mit Abschwächungen fort: Der Rückgang der Inzidenz – und der Anstieg der Todesfallzahlen. Die gegenwärtige Zahl von 120 täglichen Fällen im Durchschnitt der letzten 14 Tage ist die höchste seit Anfang Juni. Eine Grafik zu den Affenpocken gibt es heute mangels neuer deutscher Zahlen nicht, dadurch haben wir noch ein wenig Raum, uns mit dem noch immer nicht abgeschlossenen Nachbeben des neuen Infektionsschutzgesetzes zu befassen und eine Umfrage zum Thema vorzustellen:

Sollte das neue Infektionsschutzgesetz Ihrer Meinung nach bei hohen Corona-Fallzahlen wieder Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum ermöglichen?

Hier der Begleittext von Civey aus dem Newsletter:

Am Mittwoch haben sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) auf einen Entwurf für das neue Corona-Infektionsschutzgesetz geeinigt. Damit haben die Bundesländer u.a. die Möglichkeit, eine Maskenpflicht in Innenräumen oder Testpflichten in Schulen zu verhängen. Die Regelung soll von Oktober bis April gelten und muss noch von Bundestag und Bundesrat abgesegnet werden.

Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg halten die Instrumente für ungenügend. Der baden-württembergische Gesundheitsminister, Manne Lucha (Grüne,) hätte sich für den Extremfall laut dpa etwa 2G- oder 3G-Regelungen oder Kontaktbeschränkungen gewünscht. Derweil kritisiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die fehlenden Grenzwerte zur Beurteilung der Überlastung im Gesundheitswesen.

Buschmann verteidigte die Maßnahmen in der ARD als ausreichend. Die Situation sei durch die Impfquote und Medikamente wie Paxlovid deutlich besser als im Vorjahr. Je nach Infektionslage können die Länder außerdem weitere Beschränkungen verhängen. Während die Kassenärztliche Bundesvereinigung dies ausdrücklich begrüßt, befürchtet Virologe Hendrik Streeck der Welt nach ein „Überbietungswettbewerb“ der Länder beim Coronaschutz.

Klingt nun Buschmann nach Lauterbach oder ist es doch eher umgekehrt? Gegenwärtig gibt es eine knappe Mehrheit für die Möglichkeit, wieder Kontaktbeschränkungen einzuführen, wenn die Situation es erfordern sollte. So haben wir auch abgestimmt. Einen Überbietungswettbewerb der Bundesländer haben wir bisher, anders als der Virologe Hendrik Streeck, noch nie erkennen können. Da die Bundesländern auch wirtschaftlich miteinander und mit anderen Regionen der Welt konkurrieren, standen sie in den ersten beiden Jahren der Pandemie häufig auf der Bremse. Einige weniger, andere so, dass schon das Zugucken genervt hat, selbst, wenn man nicht in einem der  Bremser-Bundesländer wohnte. Und dann gab es noch diejenigen, deren Politiker populistisch die Fahne in den Wind hängten und daher vor allem durch eine erratische und inkonsistente Corona-Politik auffielen. Deswegen wäre es dringend notwendig, dass starke Maßnahmen zumindest durch eine bundesgesetzliche Vorgabe abgesichert wären, sollten sie notwendig werden.

Eine kurze Zusammenfassung zur vierten Impfung, darunter auch eine Meinung, die der u nseren entspricht, finden Sie hier (Q1-220806/05). Geradezu brisant ist die harsche Kritik am neuen Infektionsschutzgesetzt, die hier niedergelegt ist (Q2-220806/04). In dem Interview, das T-Online mit einem Mathematiker geführt hat, der Epidemien modelliert, finden Sie einen Hinweis auf alles, was Sie nach dem neuen Gesetz für den Herbst wissen müssen und warum der Interviewte das neue Gesetz für ein 9:0 für Buschmann gegen Lauterbach hält. Es ist ja nicht neu, dass die Kleinklientelpartei FDP die Bundesregierung von einer Entscheidung zur nächsten treibt, deren langfristige Folgekosten und Nachwirkungen uns nicht weniger auf den Kopf fallen werden als die opportunistische Politik von Angela Merkel, die jetzt ihre Erzeutung von Rissen in der Stabilität des Gemeinwesens offenbart, wo Gesellschaft und Wirtschaft Stresstests bestehen müssen. Das bedeutet nicht, dass wir mit Karl Lauterbach immer konform gehen, aber was sich hier regierungsseitig wieder einmal zu Lasten der Mehrheit abspielt, ist allzu deutlich sichtbar und korrespondiert bezüglich der Tendenz gut mit dem deutschen Chaos in Sachen Ukrainekrieg, das gerade angerührt wird. Nun hat der Gesundheitsminister sich auch noch mit Covid19 infiziert, trotz vierfacher Impfung, und er nimmt Paxlovid, das für Menschen mit schweren Verläufen gedacht ist. Aber wir wollen hier nicht zu viel rumgrübeln, denn Lauterbach ist nur ein einzelner Mensch und alles, was ihn betrifft, somit episodisch. Soll heißen: Was immer passiert, kann trotz gleicher Ausgangslage bei anderen Menschen andere Wirkungen haben. Im Zweifel weniger Wirkung, weil sie keine in diesen Zeiten so wichtige Position bekleiden.

Gibt es passende Hashtags des Tages? Schauen wir nach:

#LauterbachLuegt
#esreicht (bezieht sich auf mehrere Themen, Corona ist aber auch darunter und wir finden auch, es reicht langsam mit der Pandemie)
#Impfung
#Maske
#Immunsystem
#GuteBesserungKarl (sofern das nicht ironisch gemeint und auf seinen Geisteszustand bezogen ist, schließen wir uns an).

Es gibt überschlägig heute mehr Corona-Trends als solche zum Ukrainekrieg, das wollen wir nicht verschweigen. Aber auch #Atombombe ist stark nachgefragt und das sollte uns alle in Erinnerung rufen, was wirklich geschehen kann, wenn die Politik immer nur rumeiert, anstatt auf irgendeinem Gebiet endlich solide Lösungen zu finden. Grund für den Trend ist nicht der Ukrainekrieg, obwohl auch die Weiternutzung der Kernkraft und der Beschuss eines ukrainischen Kernkraftwerks in diesem Themenkreis vorkommen. Vielmehr geht es um den 77. Jahrestag des Abwurfs der ersten Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima. Bei allen Problemen, die wir haben, gedenken wir heute auch der Opfer dieser Bombe.  

TH 

Report 163/22 vom 05.08.2022 (hier zu 162/22 vom 03.08.)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.9 / 516,1 (02.08.) / 578,1 (30.07.) / 607,0 (29.07.) 630,4 (28.07.) / 752,7 (16.07., Höchststand während der Sommerwelle 2022)

  • Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten sind:
    • Thüringen (259), Hamburg (288), Berlin (326),
  • die höchsten Inzidenzwerte weisen auf:
    • Hessen (554), das Saarland (514) und Bayern (484).
  •  Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 59.506 (vor einer Woche: 84.798).
  • 165 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 119 Todesfällen, ein weiterer Anstieg gegenüber den Zahlen von vorgestern um 11 Fälle.
  • Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 2.887, die Zunahme betrug gestern 56 und vorgestern 50 Fälle.

Gestern gab es keinen CA-Report von uns. Gestern gab es wegen einer wichtigen Veranstaltung, die uns keine Zeit ließ, gar keinen Artikel vom Wahlberliner. Wir hätten aber gestern mit dem Corona-Affenpocken-Report auch pausiert, wenn wir ansonsten neue Beiträge veröffentlicht hätten. Es läuft derzeit recht ruhig aus der Sommerwelle hinaus. Der sehr hohe Inzidenzrückgang, den wir zum Wochenbeginn sahen, hat sich etwas abgeschwächt, liegt aber immer noch oberhalb der 14-Tage-Trendlinie:

Diese Trendlinie hat nun eine Marke von etwa -3,5 Prozent erreicht. Das heißt, an jedem der letzten 14 Tage ging die Inzidenz in Deutschland durchschnittlich um ca. 3,5 Prozent zurück. Wir erwarten zumindest, dass die Herbstwelle, von der alle schon seit dem Frühjahr sprechen, nicht direkt von der Sommerwelle aus startet, sondern dass dazwischen eine ruhigere Phase liegen wird. Falls die Herbstwelle kommt. Zum Ausgleich für die unerwartete Sommerwelle könnte sie ja auch mal ausfallen. 

Die Tatsache, dass wir gestern keinen Report veröffentlicht haben, bringt es leider auch mit sich, dass wir im Zahlenblock eine gegenläufige Tendenz mit relativ starkem Anstieg ausweisen mussten: Die Todesfallzahlen an / mit Corona steigen weiterhin, und zwar beschleunigt. Ein Anstieg des 14-Tage-Durchschnitts um ca. 10 Prozent innerhalb von nur zwei Tagen ist ungewöhnlich, auch wenn die Tendenz zu mehr letalen Ausgängen einer Infektion seit über einem Monat besteht. In dem Zeitraum hat sich der 14-Tage-Durchschnitt von ca. 70 auf jetzt 119 erhöht, dem Infektionsgeschehen der Sommerwelle mit zwei bis drei Wochen Verspätung folgend. Demgemäß müssten die Werte nun bald zurückgehen. Hoffen wir also das Beste und verneinen entschieden, wenn jemand bei aktuellen Werten eine endemische Lage herbeireden will. 

Politisch gibt es nicht soviel zu berichten, seitdem das neue Infektionsschutzgesetz herauskam und lang und breit diskutiert wurde. Unsere Meinung: Vor allem in der Spitze steht da zu wenig drin. Ein Lockdown ist beispielsweise nicht als Möglichkeit enthalten und wäre nach dieser neuen Rahmenordnung gesetzwidrig, wenn eine Hotspot-Region z. B. wegen sehr hoher Hospitalisierungsraten eine solche Maßnahme beschließen würde.

Aus den Trends ist Corona noch nicht verschwunden:

#Infektionsschutzgesetz (ist noch nicht ganz ausdiskutiert),
Karl Lauterbach,
Buschmann (die beiden Ampel-Kontrahenten in Sachen Corona sind weiterhin gefragt),
#ImpfteuchinsKnie (wohin ist egal, finden wir, Hauptsache, es nützt, darauf kommt es an).

Die Affenpockenwelle in Deutschland ist hingegen so flach, dass wohl das Gesundheitssystem nicht darin ertrinken wird. Die Fallzahlen haben sich auf einem überschaubaren Niveau stabilisert, die Neuinfektionen pro Tag liegen kaum noch über 50 und in Deutschland kam es bisher unseres Wissens nicht zu Todesfällen.

Anders sieht es in den USA aus, wo die Fallzahlen auch relativ zur Bevölkerungsgröße schneller ansteigen als hierzulande. CNN berichtete am gestrigen Abend (21:09 MESZ):

News Alert: US declares the monkeypox outbreak a public health emergency The Biden administration on Thursday declared monkeypox a public health emergency, with cases on the rise across the US. The announcement came during a briefing with the Department of Health and Human Services. Read More

In den USA wurden bisher über 7.000 Fälle registriert, es ist absehbar, dass dort auch in Relation zur Bevölkerungsgröße mehr Infektionen zu vermelden sind als hierzulande, obwohl Deutschland sich weiterhin weltweit auf Rang 3 bei den absoluten Fallzahlen befindet.

Nach der Gesamt-Trendlinie müssten wir in Deutschland bereits ca. 3.200 Fälle haben, es sind aber, Stand Meldung heute, 2.881. Diese Trendlinie passt sich automatisch an und wird flacher, aber nicht so schnell, wie derzeit die Neuinfektionen prozentual rückläufig sind. Die Trendelinie ist nicht, wie bei unseren Corona-Darstellungen, auf die jüngsten 14 Tage, sondern auf die gesamte Zeit seit dem Ausbruch am 20. Mai bezgen. Immer mehr vergangene Tage mit stärkeren Anstiegen liegen nun oberhalb dieser Gesamttrendlinie und man kann  die Abflachung der Infektionsrate in den letzten ca. 10 Tagen gut erkennen.

TH

Report 162/22 vom 03.08.2022 (hier zu 161/22 vom 31.07.)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

477,9 (03.08.9 / 516,1 (02.08.) / 578,1 (30.07.) / 607,0 (29.07.) 630,4 (28.07.) / 652,9 (27.07.) / 678,7 (26.07.) / 752,7 (16.07., Höchststand während der Sommerwelle 2022)

  • Bundesländer mit relativ niedrigen Inzidenzwerten sind:
    • Thüringen (279), Hamburg (303), Berlin (334),
  • relativ hohe Inzidenzwerte weisen auf:
    • das Saarland (620), Hessen (615), Bayern (576).
  •  Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 86.681 (vor einer Woche: 121.780).
  • 210 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 108 Todesfällen, ein weiterer Anstieg gegenüber den Zahlen von gestern um 4 Fälle.
  • Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 2.781. 

Mit mehr als 7 Prozent innerhalb einer Phase mit insgesamt rückläufigen Werten hat die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland von gestern auf heute den größten Abschwung seit dem Beginn der „Sommerwelle“ (Omikron BA.5) erfahren. Es gab Ende Mai und bis etwa Mitte Juni höhere Werte, denen dann aber noch höhe Anstiege folgten. Das ist jetzt anders, der Trend ist eindeutig abwärts gerichtet.

Auch der 14-Tage-Trend ist nun eindeutig im negativen Bereich angekommen. Man kann also sagen, die Sommerwelle hat ihren Peak überschritten. Neue Varianten, die das ändern könnten, sind bisher nicht in Sicht, nachdem sich BA2.75 noch nicht als der Game Changer hin zum Negativen bzw. hin zu wieder steigenden Fallzahlen erwiesen hat.

Dass wir heute trotzdem einen Report herausgeben, hat gleich mehrere Gründe. Erstens: Wir wollten Ihnen natürlich auch diese überraschend stark ausgeprägte positive Entwicklung nicht verschweigen. Zweitens: Es gibt meistens ein „Aber“, so auch heute: Die gemeldete Zahl von 210 Corona-Todesfällen ist die höchste seit dem 16. Mai, als die Welle 6 noch im Abklingen begriffen war (damals 215 Fälle). Wir gehen weiterhin davon aus, dass die hohe Letalität mit dem Peak von Welle 7 („Sommerwelle“) vor etwa drei Wochen zusammenhängt. Viele damals neu Infizierte überleben die Infektion leider nicht. Auch die wieder hohen Temperaturen dürften dabei eine Rolle spielen: Sie tragen sicher ein wenig mit zum Rückgang der Infektionszahlen bei, führen aber bei ohnehin geschwächten Menschen vermutlich eher zum Tod, weil auch der Kreislauf nicht mehr mitmacht. Morgen erwarten wir möglicherweise den heißesten Tag des Jahrs in Berlin.

Der dritte wichtige Grund für den heutigen Report: Es gibt Neues von der Infektionsschutzfront:

Im Kampf gegen die Pandemie soll es im Herbst zwar keinen weiteren Lockdown geben, ein Kerninstrument soll dafür aber die Maskenpflicht sein. (Q1-2020803Vier neue Impfstoffe stehen in den Startlöchern und weitere Verschrfungen sind möglich, einzelne Bundesländer können diese bei gegebener Situation beschließen. Der Instrumenteknasten ist allerdings begrenzt und wird nach unserer Ansicht einer neuen Variante, die wir noch nicht kennen, nicht gerecht, falls diese ähnliche Kennziffern aufweisen würde wie Delta im Herbst 2021 und bisherige Immunität umgehen und bisherige Impfstoffe im wörtlichen Sinne alt aussehen lassen würde. Daher finden wir die im Artikel abgebildete Kritik aus Baden-Württemberg verständlich, die darauf hinausläuft, dass der „Baukasten“ des neuen Impfschutzgesetzes ziemlich enge Grenzen zieht. Ob Karl Lauterbach selbst davon überzeugt ist, was er gemäß Wiedergabe seiner Worte in dem Artikel gesagt hat, wissen wir niht, aber deutlich ist die neoliberale Handschrift des neuen IFSG, das bestimmte Maßnahmen kategorisch auszuschließen scheint. Vor allem, dass es keine Betriebsschließungen geben soll,  komme was wolle, schien Justizminister Buschmann (FDP) wichtig gewesen zu sein.

Was heute zu Corona trendet:

#Esistvorbei (gemeint ist Corona an sich – die Todesfallzahlen sagen etwas anderes)
#Infektionsschutzgesetz (selbstverständlich)
#Impfabo (nehmen wir gerne, wenn es kommt, falls auch wirklich immer was Neues dargereicht wird, was den Anforderungen der aktuellen Variante des Virus entspricht)
#IchbereuedieImpfungnicht (Gegentrend zu gestern)
#Querdeppen
#LauterbachRuecktrittsofort (Er ist wieder da!)
#Maskenpflicht 
#NieWiederFDP (weil sie durchgedrückt hat, dass im Herbst nicht auf alle möglichen Szenarien adäquat reagiert werden kann)
#Corona (man merkt, es wird wieder sehr grundsätzlich)
ÖPNV.

Damit haben wir den vierten Grund für den heutigen Report: Schon lange nicht mehr war Corona so trendy, da wäre es ganz falsch gewesen, ausgerechnet an diesem Tag gar nichts zum Thema zu veröffentlichen.  

Die Affenpckenzahlen in Deutschland entwickeln sich im erwartbaren Rahmen weiter, was auf eine überschaubare Lage hinweist. Weltweit wurden außerhalb der endemischen Gebiete nun ca. 24.000 Fälle registriert, in den letzten Tagen kam es allerdings vermehrt zu Todesfällen, insgesamt sind bisher fünf letale Verläufe bekannt. Heut haben wir die Entwicklung der weltweiten Zahlen für Sie aus der Wikipedia kopiert, bevor wir zur eigenen Datenreihe mit hiesigen Werten kommen:

Deutschland stellt ca. 11,5 Prozent aller weltweiten Fälle außerhalb der endemischen Gebiete. Das ist, wie bei Corona, eine weit überproportionale Zahl und weiterhin die dritthöchste nach den USA und Spanien. Der relativ geringe Anstieg in den letzten Tagen lässt allerdings darauf hoffen, dass sich bewahrheit, was das RKI zur Sache geäußert hat:

Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut bezeichnete den Ausbruch als eine Epidemie, die nicht lange andauern wird: „Die Fälle lassen sich per Contact Tracing gut isolieren und es gibt auch Medikamente und wirksame Impfstoffe, die bei Bedarf eingesetzt werden können.“ [144]

Mit der nicht so dramatischen Affenpocken-Lage beschließen wir einen Report, der widersprüchliche Entwicklungen darstellen musste und hoffen vor allem, dass alsbald die Todesfallzahlen an / mit Corona endlich zurückgehen werden.

TH

 

Report 216/22 (215)

Unser heutiger Corona-Kurzreport ist wieder „normal“, die Datenlage betreffend. Wir hatten zuletzt etwas über die Datenlage nachgedacht und damit etwas zur Sensibilisierung unserer Leser:innen beizutragen, was die Faktengläubigkeit angeht, aber auch unsere eigene Distanz sicherstellen wollen. Das ist bei den Corona-Zahlen unbedingt notwendig. Gleichermaßen haben wir festgestellt, dass uns nichts anderes übrigbleibt, als mit dem vorhandenen Material zu arbeiten, wenn wir überhaupt die Lage einigermaßen sinnvoll darstellen wollen.

Es gibt in Deutschland eine Gruppe von Menschen, die wegen der bestehenden Unklarheiten grundsätzlich alles anzweifeln, was mit Corona zu tun hat. Das ist natürlich ihr Recht, aber es gibt sehr gute Gründe dafür, trotzdem die Solidarität nicht außer Acht zu lassen. Was uns bedenklicher stimmt als die Diskussion über die Fakten, über ihre Interpretation und auch mehr als eine Rechthaberei in Fällen, in denen sich das Pendel zugunsten der Zweifler neigt, je länger die Pandemie andauert – es gibt weiterhin genug Tatbestände, bei denen das nicht so ist -, das sind der Ton und das Selbstverständnis, in dem hier vorgetragen wird. Wenn man diese Einlassungen liest, hat man das Gefühl, in Deutschland wird gerade ein neuer Holocaust organisiert, um diese Menschen zu zerstören. Kein Wunder, dass besonders narzisstische Typen in Politik und Medien sich in diesem Cluster einfinden und jedes Maß verlieren. Allein die Tatsache, dass sie bisher alles publizieren dürfen, was sie sich vorstellen können, unter Einschluss massiver und persönlicher Angriffe auf ihre Gegner:innen, sollte ihnen sagen, dass sie irgendwie falsch liegen und dass Verfolgungswahn noch kein Beleg für Verfolgung ist.

Wir schauen hier immer wieder kritisch auf die Entwicklung der Demokratie, aber gerade Corona als Beleg für deren Zusammenbruch zu werten, hält keiner Überprüfung stand. Wir sind bekanntlich der Ansicht, dass man hin und wieder mit Maßnahmen gegen Corona sogar zu vorsichtig war. Die Datenlage kann man in der Tat so oder so interpretieren, vor allem, wenn man den Weltvergleich hernimmt. Genau deswegen haben wir in der oben erwähnten Darstellung eindringlich davor gewarnt, die Datenlage nach Gusto im Sinne der Bestätigung eigener Ansichten oder als Beleg für die Manipulation des gesamten Pandemiegeschehens durch die Regierenden auszulegen. Die Brüche, die dadurch zutage treten, fallen Menschen auf, die es gewöhnt sind, mit Daten zu operieren und mit den Unsicherheiten, die in bestimmten Datenquellen zwangsläufig enthalten sind. Das beinhaltet auch, eine Vorstellung davon zu haben, welche Quellen zu welchen Tatbeständen ganz sicher sind und ein Gefühl für die Stufen von Unsicherheit bei anderen Quellen zu entwickeln. Leider ist Corona schwierig zu greifen, nie vollständig zu erfassen, sehr vieles hängt von der Herangehensweise bei der Datenaufnahme, ihrer Interpretation und ihrer Übermittlung ab und bietet daher viel Raum für alle möglichen Spins. Das verführt nicht nur Menschen, die ohnehin zu Paranoia neigen dazu, vollkommen freizudrehen, sondern stärkt auch den Hang zur Episodik: In unserem Umfeld gibt es mittlerweile viele Menschen, die infiziert waren. Ungeimpfte und auch Geimpfte. Statistisch lässt sich daraus aufgrund der zu kleinen Zahl und eines kaum übersehbaren Mangels an Repräsentativität aufgrund der überwiegenden Zughörigkeit zu einer recht geringen Anzahl an Milieus aber kaum etwas ableiten. Trotzdem liest man solchen Quatsch in den sozialen Medien immer wieder. Uns macht das eher Sorgen, die Lernfähigkeit von Menschen und betreffend und ihre Möglichkeiten, in Zusammenhängen zu denken, als dass wir daraus neue Erkenntnisse gewinnen.

Damit Sie aber ein wenig nachspüren können, falls Sie diese Publikationen nicht ohnehin kennen, wie harte Querdenker drauf sind, haben wir für Sie etwas herausgesucht, was letzte Woche erschienen ist:

https://www.rubikon.news/artikel/wir-vergessen-nicht

Auch in diesem Artikel gibt es übrigens Punkte, denen wir zustimmen, z. B. die Einschätzung gewisser liberaler Politiker betreffend. Wir finden es so krass, wenn ausgerechnet aus dieser Ecke auf Solidarität und gemeinschaftsdienliches Sozialverhalten gepocht wird. Der Tenor der Aussagen dieser Menschen lässt aber schon darauf schließen, dass sie eben keine Menschenfreund:innen sind. Genau wie ihre Gegner:innen in Sachen Corona übrigens. Außerdem gibt es ja gerade in diesem Abschnitt des politischen Spektrums eine beachtliche Spreizung, die Haltung zur Pandemie betreffend. Wir vergessen übrigens auch nicht. Nämlich, dass die Querdenker sich zu legitimen Nachfahren der Opfer von Genoziden hochstilisieren. Wer so das Maß verliert, dem darf man nicht das Wort reden.

Die verlinkte Publikation betreffend, gilt aber das Gleiche wie etwa für Sahra Wagenknecht. Wir verleugnen nicht unsere eigenen Positionen, wenn sie mit denen dieser Person (en) übereinstimmen und behalten uns auch weiterhin vor, das, was wir richtig finden, zustimmend zu zitieren, vielleicht hin und wieder zu republizieren. Bei SW denken wir sogar darüber nach, eine Art Zustimmungsbarometer anhand ihrer wöchentlichen Newsletter zu veröffentlichen. Wir finden, wer so viel Wind macht, der hat ein Barometer verdient. Wir könnten ja noch ein paar Politiker:innen vergleichend hinzunehmen, die wirklich Verantwortung tragen und es sich nicht so leicht machen können wie jemand, der immer nur kritisiert. Grundsätzlich nicht anders bei den Querdenker:innen. Sich mit ihnen mehr zu befassen, wird uns kaum dazu bringen, der Spezies Mensch mehr zu vertrauen. Wohl aber dazu, jenen noch mehr Respekt zu zollen, die auf dieser Welt wirklich etwas zum Guten verändern wollen. Eine schwierigere Aufgabe kann man sich gar nicht stellen und die Motivation dazu muss enorm sein, wenn man nicht jeden Tag der Endverzweiflung näherkommen will.

In diesem Sinne die wie immer vom RKI, nicht von Gott gelieferten Zahlen von heute:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

279, 1 (02.11.) / 351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,

 

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 29.961, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 94.787, hat sich also innerhalb von nur einer Woche gedrittelt.

120 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 150). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 140 Fällen (-4 gegenüber gestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.668 (keine neuen Fälle seit zwei Tagen).

 

Report 215/22 (214)

Nie zuvor, seit es unsere Corona-Reporte gibt, ist die Inzidenz innerhalb von zwei Tagen so abgestürzt wie vom 31.10. auf den 02.11.2022, nämlich von über 400 auf knapp 280. Das ist in Punkten und prozentual ein außergewöhnlicher Vorgang. Es ist an der Zeit für ein paar grundsätzlichere Betrachtungen, sie folgen im Laufe des heutigen Reports.

Um das Geschehen zu glätten und Meldeverzögerungen nicht mehr so rätselhaft wirken zu lassen, hat das Robert-Koch-Institut vor einigen Monaten beschlossen, sonntags und montags keine neuen Fälle mehr zu melden, hat aber weiterhin die Inzidenz aktualisiert. Schon das ist ungewöhnlich, aber die aktuelle Bewegung wirkt fast wie eine Vollbremsung, die für eine Corona-Welle bisher äußerst unüblich war und auch von der Logik her Fragen aufwirft. Insbesondere, da neue Varianten des Virus mehr und mehr das Geschehen übernehmen, die sich angeblich noch rascher verbreiten als die bisherigen (BQ 1 und BQ 1.1). Sicher, die ungewöhnliche warme Witterung ist ein das Ausschleichen der Pandemie begünstigender Faktor, aber die gab es ja vor dem Ende des letzten Monats bzw. vor den letzten beiden Tagen auch.

Eine Erklärung wäre, dass immer mehr Gesundheitsämter selbst unter den vom RKI geänderten Bedingungen der Weitergabe erfasster Fälle nicht mehr rechtzeitig melden. Das wiederum würde zu einer weiten Beobachtung passen: Deutschland stellt weltweit immer deutlicher das Zentrum des Corona-Geschehens dar. Kann das wirklich in dieser immer extremeren Form sein? Oder ist es eher so, dass hierzulande noch vergleichsweise ehrlich mit diesem schwierigen Thema umgegangen wird?

Wir halten unsere Politik mit ihrem Einknicken vor der Querdenkerszene weiterhin für nicht sehr mutig, aber vielleicht ist es woanders ja noch viel schlimmer und die Weltzahlen, die wir weiterhin jeden Tag erfassen, stimmen hinten und vorne nicht mehr. Wir hatten diesen Verdacht bereits im Jahr 2020 speziell Afrika, aber auch einige allzu gut performende autoritäre oder asiatische Staaten betreffend, doch mittlerweile ist die Schönrechnerei wohl überall angekommen, wo demnächst Wahlen anstehen, z. B. in den USA oder das, was geschieht, wird einfach umgelabelt.

Wir waren ziemlich verblüfft darüber, was sich zum Beispiel aus der nachfolgenden Darstellung herauslesen lässt.

Corona weltweit: Wo Grippe das größere Thema ist als COVID | WEB.DE

In dem Artikel sind nur ein paar Länder beispielhaft genannt, aber man hat nicht den Eindruck, dass sie alle auf demselben Planeten liegen und mit demselben Problem einer massenhaft auftretenden Virusinfektion konfrontiert sind, der man zumindest auf ähnliche Weise, vielleicht sogar durch die WHO koordiniert, begegnen sollte, um diese Pandemie so rasch wie möglich nicht nur als beendet deklarieren zu können, sondern sie wirklich in den Griff zu bekommen.

Erinnern wir uns daran, dass das RKI schon lange darauf hinweist, dass nicht nur wegen Verzögerungen, sondern auch deswegen eine Untererfassung vorliegt, weil nur Neuinfektionen gemeldet werden, die durch PCR-Tests belegt sind. Aus technischen Gründen kann das in anderen Ländern nicht so viel anders sein, denn was nicht durch Tests verifiziert wird, kann nicht in die Statistik einfließen. Antigentests sind dazu aber zu unsicher. Bereits im Jahr 2020 haben wir uns darüber geärgert, dass die Testquote in Deutschland so gering ist. Objektiv ist sie auch zu gering, der Vergleich mit Ländern, in denen nicht nur PCR-Tests, sondern auch Antigentests mitgezählt wurden und die schon im Sommer 2020 auf Testquoten von über 100 Prozent der Bevölkerung kamen, hinkt auf jeden Fall.

Aber dass jetzt zum Beispiel in Spanien nur noch Infektionen von Menschen in die Statistik einfließen, die über 60 Jahre alt sind, verändert natürlich das Bild von Corona in der Welt erheblich und lässt Deutschland, wo immer noch alles erfasst wird, was sich per PCR-Test absichern lässt, ziemlich schlecht aussehen. Dabei greift hier im Grunde nur die Tendenz, dass man hierzulande eben etwas langsam ist und eine Pandemie immer noch eine Pandemie nennt. Und es ist eine Pandemie, bei 120 Toten pro Tag, die heute wieder gemeldet wurden. Bei immer mehr Ländern wird man wohl auf die Sterbestatistiken warten müssen, um ein echtes Lagebild zu erhalten und wir hoffen einfach mal, dass wenigstens diese Zahlen korrekt angegeben werden. Dass wir auch daran mittlerweile zweifeln, liegt ja nicht so fern: Gerade in Sachen Corona zeigt sich, wie gut man Zahlen manipulieren kann. Von Wirtschaftsstatistiken kennen wir das schon länger. Zwei Beispiele sind die eindeutig nachgewiesene Kleinrechnung der Arbeitslosenzahlen (korrekter wäre nicht nur eine andere Zählweise, sondern auch der Begriff Unterbeschäftigung) und die Einbeziehung eines gewissen, geschätzten Anteils von Schwarzarbeit ins BIP, die seit einigen Jahren stattfindet und die selbstverständlich die Wirtschaft stärker dastehen lässt, als sie nach tatsächlich erfassbaren Daten sein kann. Außerdem insofern kritisch, als dass Schwarzarbeit keine Steuern erzeugt und somit die Steuerquote in Relation zum BIP nicht mehr eindeutig festgestellt werden kann.

In den meisten Ländern werden solche Tricks angewendet, wenn auch nicht in allen so massiv wie bei uns, um das Lagebild zu schönen. Demokratien sind dafür anfällig, weil Politiker:innen wiedergewählt werden wollen, Autokratien sind dafür anfällig, weil ihre Machthaber beweisen wollen, dass sie alles super im Griff haben, möglichst besser als in dem Demokratien. Wer hat nochmal gesagt „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast?“. Im Grunde ist es ganz simpel: Statistiken sind wie die Menschen, die sie machen: anfällig dafür, die Dinge so zu manipulieren, dass sie in die gewünschte Richtung zeigen. Ein weiteres Beispiel sind die Wachstumszahlen der chinesischen Volkswirtschaft. Man geht längst davon aus, dass sie früher sogar kleingerechnet wurden, damit der Westen sich nicht erschrickt, bevor die Macht des Landes groß genug ist, um Entwicklungen nicht mehr einfach stoppen zu können, dass aber mittlerweile der Vorsprung, der dadurch erarbeitet wurde, aufgezehrt wurde, insbesondere dadurch, dass die chinesische Wirtschaft jahrelang ziemlich exakt das ominöse 7-Prozent-Wachstum-Ziel fast auf die zweite Nachkommastelle genau zu erfüllen hatte. In der Tat wird davon ausgegangen, dass ca. 6 Prozent jährliches Wachstum notwendig sind, um die chinesische Bevölkerung durch Konsumzuwachs ruhigzustellen und den Deal materieller Aufstieg und Unfreiheit gleichen sich in etwa aus intakt zu halten.

Warum erzählen wir das alles und kommen dadurch etwas vom Thema Corona ab? Weil wir sonst immer ziemlich dicht dranbleiben und weil wir hier Zahlen vorstellen, die wir nicht jeden Tag mit dem Hinweis „ohne Gewähr“ versehen. Das ist aber so, sie sind nicht vollständig, und da es weltweit höchst unterschiedliche Corona-Handhabungen sowohl bei der Bekämpfung als auch bei der Erfassung von Zahlen gibt, müssen wir mit einer sehr großen Unsicherheit leben. Auch uns selbst müssen wir das immer mal wieder klarmachen, weil wir sehr zahlenorientiert sind. Ein weiteres Beispiel für die Relativität von Statistiken ist, dass dieselben Tatbestände, erfasst und ausgewertet und interpretiert von unterschiedlichen Stellen, zu unterschiedlichen Statistiken führen. Besonders heikel wird das, wenn es um die Messung des Wohlstands der Nationen und um den Gesundheitszustand von deren Bevölkerung geht, weil sich eben mit Beschönigung so gut Politik machen lässt.

Dass daraus eine Art von Wettbewerb entsteht, ist überhaupt nicht seltsam, sondern liegt a.) in der menschlichen Natur und wird b.) zusätzlich gefördert vom neoliberalen Mainstream, an dem die Weltwirtschaft ausgerichtet ist und der besagt, dass Konkurrenz viel wichtiger ist als jene Solidarität, die wiederum einen viel entspannteren Umgang mit Zahlen erlauben und sie wirklich als Aufforderung zum besser machen und mehr Gleichheit herstellen nutzbar machen würde. So, wie die Dinge liegen und besonders beim bisher größten Gesundheits-Politikum der Neuzeit, der Corona-Pandemie, ist daran leider nicht zu denken und es wird immer wieder zu Statistiken kommen, denen man im Grunde auf den ersten oder doch auf den zweiten Blick ansieht, dass sie nicht die Realität abbilden können. Selbst die von uns immer wieder geradezu als Anklage gegen die Politik verwendeten Todesfallzahlen entbehren in Wirklichkeit der Beweisfunktion: Niemand verifiziert bei uns, etwa durch Obuduktion von Menschen, die mit Corona verstorben sind, wen es wegen Corona getroffen hat und wer lediglich eine Infektion hatte, als er / sie verstarb, aber möglicherweise auch ohne sie zum selben Zeitpunkt oder nur wenig später verstorben wäre.

Allerdings: Der Rückgang der Lebenserwartung in den Jahren 2020 und 2021 um insgesamt ca. 6 Monate, der mittlerweile analysiert wurde und mit der Beobachtung der Übersterblichkeit in etwa übereinstimmt, gibt sehr wohl einen Anhlat, nämlich dahingeend, dass Corona eigene Opfer fordert, Menschen tötet, die ohne die Infektion nicht verstorben wären. Da es in den letzten Jahren keine andere Infektionskrankheit gab, die hohe Todesfallzahlen forerte (die letzte war eine Grippewelle im Winter 2018/19), lässt sich ausschließen, dass es für diese Tendenz andere Fakotren als Corona in relevanter Gröenordnung gegeben haben könnte. 

Schon aus diesem Grund sind auch große Impferfolge, wie sie anfangs von der Politik und den Herstellern behauptet wurden, mit gebotener Vorsicht zu betrachten. Hingegen halten wir es für fatal, dass das Paul-Ehrlich-Institut mittlerweile die Daten über Impfnebenwirkungen vor der Welt „versteckt“ oder „versteckte“. Auch die Daten, die in einem sehr instruktiven Artikel der Berliner Zeitung genannt werden, stammen vom 31.03.2022, obwohl das Interview mit dem Chef des Instituts im September 2022 geführt wurde und obwohl aus dem Artikel selbst hervorgeht, dass „Fake-Meldungen“ zu Nebenwirkungen, wie sollte es anders sein, notwendigerweise bei gegebenem Meldeverfahren – Betroffene oder solche, die sich dafür halten, melden selbst, nicht eindeutig impfwirkungspositive ärztliche Diagnosen, sind Grundlage der Zählung – subjektiv gefärbt ausgefiltert werden müssen.  Insofern kann man letztlich doch verstehen, dass das Institut vorsichtig mit den Publikationen umgeht, zumal auch ärztliche Diagnosen nicht immer einwandfrei belegen können, ob dieses oder jenes Symptom, das zu einer bestimmten Zeit bei einer bestimmten Person auftritt, eine Impfneben- oder -nachwirkung ist.  

Mit Stand vom 31.03.2022 hat das Paul-Ehrlich-Institut 296.233 Verdachts­fallmeldungen bei bis dahin 172.062.925 verabreichten COVID-19-Impfdosen erhalten. Für alle in Deutschland zugelassenen und verwendeten COVID-19-Impfstoffe lag die Melderate für alle Verdachtsfallmeldungen zusammen, inklusive der typischen und erwarteten Impfreaktionen, die innerhalb von 3 bis 7 Tagen folgenlos abklingen, bei 1,7 Verdachtsfallmeldungen / 1000 Impfungen (Impfdosen). Für Verdachtsfälle schwerwiegender Nebenwirkungen lag die Melderate für alle COVID-19- Impfstoffe bei 0,2 Verdachtsfallmeldungen / 1000 Impfungen (Impfdosen).

Paul-Ehrlich-Institut: Präsident beantwortet Fragen zu Impf-Nebenwirkungen (berliner-zeitung.de)

Es sind nicht immer Menschen, die wir als Typen besonders schätzen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese Daten etwas näher unter die Lupe zu nehmen, aber wenn unsere Reporte mehr als nur das Nachplappern offizieller Zahlen sein sollen, müssen wir da künftig auch mehr tun, denn eines rückt über all auf der Welt nach fast drei Jahren Pandemie unweigerlich in den Vordergrund: Die Bewertung der Pandemie selbst als gesellschaftlicher und langfristig wirksamer Faktor für die Gesundheit der Menschen, die psychische Gesundheit eingeschlossen – und damit selbstverständlich die Bewertung von Maßnahmen. Strikt und fair unterschieden werden muss dabei wiederum, was man zu dem Zeitpunkt wusste, als die Maßnahmen erlassen wurden und was man heute weiß. Man kann nicht Lockdowns im April 2020 ernsthaft daran bemessen, ob sie auf Basis des heutigen Wissens optimal waren. Was man aber kann: Darauf hinweisen, dass z. B. Long Covid und Post Covid immer wichtiger werden, ohne dass dies entscheidend in die Maßnahmenplanung seitens der Politik einzufließen scheint.

Wir haben Sie heute absichtlich durch diese Gedankenfolgen geschickt, bevor wir mit den Daten herausrücken. So interessant diese heute auch sind, wir müssen uns immer vor Augen halten, dass das Geschehen, wenn es sich um einen Rückgang handelt, bei gleichbleibenden oder sogar sich verschlechternden Grundbedingungen wie den neuen Varianten, die als „Immunflüchtlinge“ gelten, in der Realität kaum die Entwicklung nehmen kann, welche sich in diesen Zahlen spiegelt. Entweder kommt in den nächsten Tagen die Korrektur nach oben, die wir schon häufiger gesehen haben, oder ob ein Stück weit mehr der Wille zur möglichst genauen Erfassung weggebrochen ist. Das Motto könnte sein: Wenn die Zahlen eh schon nicht stimmen, ist auch der Gard der Abweichung nicht mehr so relevant. Das stimmt aber nicht. Wir haben uns zum Beispiel damit arrangiert, dass es im Land mindestens 50 Prozent mehr Infektionen gegeben hat als die 31,5 Millionen, die bisher ausgewiesen wurden. Es schafft zusätzliche Irritationen, wenn ma den Eindruck gewinnen muss, dass der Gap sich immer mehr vertieft, ohne dass die Gründe dafür kommuniziert werden. Man überträgt diese Tendenz unweigerlich auf andere Daten, deren Erstellung und statistische Darstellung wiederum von diesen Grunddaten abhängt. So müssen Sie also unsere Reporte lesen: Als Hinweis, als Anhaltspunkt, nicht als die unumstößliche Wahrheit über Corona in Deutschland.

Das bedeutet auch: Wenn wir eine offizielle Inzidenz von 800 haben, wie auf dem Höhepunkt der Herbstwelle, liegt sie mit einiger Sicherheit real weit über 1.000. Man kann sich nicht heraussuchen, welche Daten man relativiert oder anzweifelt. Wenn man sagt, es werden Nebenwirkungen von Impfungen kleingerechnet, dann muss man sich gegenhalten lassen, dass auch die Zahl der Infektionen, die man für die Gesamtbetrachtung benötigt, ebenfalls als geringer ausgewiesen wird, als sie tatsächlich ist. Das gilt unweigerlich auch dann, wenn man die Wirksamkeit der Corona-Politik verschiedener Länder miteinander vergleichen will. Wenn schon die Basisdaten aufgrund unterschiedlicher Erfassungsansätze kaum harmonisierbar sind, muss man bei allen Überlegungen dieser Art immer mitdenken: Soweit die Zahlen vergleichbar sind – was wir aber nicht überprüfen können. Es gibt mehrere Ebenen, die aus der Realität, wie sie ist, eine vielfach von subjektiven Einsprengseln versehene Datenlage machen. Es ist nicht wie etwa beim Gehaltsnachweis, auf dem alles so aufgeführt wird, wie es sich – sic! – nachweisbar auf dem Konto manifestiert. Gerade eine Pandemie, die auf einem neuartigen Erreger beruht, setzt auch datentechnisch ganz andere Prämissen. Glauben Sie also nicht einfach alles, was man Ihnen von offizieller Seite vorträgt. Glauben Sie aber auch nicht einfach jenen, die behaupten, Sie wüssten es besser und die aus den offensichtlichen Mängeln im Umgang mit Corona die Weltverschwörung ableiten, denn sie können es gar nicht wissen: Auch sie sind auf Daten von Dritten angewiesen, können nicht selbst an der Quelle nachsehen, sondern höchstens interpretieren.

Wer sowieso dazu neigt, sich mit zu einfachen Interpretationen die Welt als einen viel zu unterkomplexen Ort zurechtzudenken, wer das schon vor Corona getan hat, den werden die vielen Unsicherheiten, die mit der Pandemie zusammenhängen, weiter befeuern. Die Realität, wie sie ist, kommt dabei aber noch mehr zu kurz als bei der Bewertung von Vorkommnissen, deren Datenlage um einiges besser gesichert ist. Dass muss so sein. Es hat etwas mit dem Streueffekt zu tun. Denken Sie mal drüber nach. Wir werden auch weiter nachdenken und Sie daran hin und wieder teilhaben lassen. Aber nicht jeden Tag, die Zahlen sind ja doch immer noch der Kern von allem. Man muss die Zahlen nehmen, wie sie sind. Es gibt keine besseren.

In diesem Sinne endlich zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

279, 1 (02.11.) / 351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 29.961, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 94.787, hat sich also innerhalb von nur einer Woche gedrittelt.

120 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 150). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 140 Fällen (-4 gegenüber gestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.668 (keine neuen Fälle seit zwei Tagen).

TH

Report 214/22 (hier zu 213/22)

Die Herbstwelle (oder die erste Herbstwelle) schein zu Ende zu gehen. Von gestern auf heute fiel die Inzidenz um mehr als 50 Punkte und prozentual bedeutet dies den größten Rückgang seit dem Juni, als jedoch oft am anderen Tag wieder genau das Gegenteil eintrat. Damals war das Geschehen sehr erratisch, jetzt ist ein klarer Trend hin zu rückläufigen Zahlen zu erkennen. Die Neuinfektionen haben sich im Vergleich zum Dienstag der Vorwoche mehr als halbiert.

Auch die Zahl der Todesfälle, die für uns eine wichtige Messgröße dafür ist, wie wir die Pandemie einschätzen und uns in ihr verhalten, ist rückläufig. Sogar um 40 Prozent im Vergleich zum Dienstag der Vorwoche. Das ist alles sehr erfreulich, einerseits. Aber Sie werden es ahnen, bei uns gibt es ein „Aber“, solange immer noch noch so viele Menschen an / mt Corona versterben, gestern wurden 150 weitere Fälle gemeldet.

Mit über 150.000 Toten liegt Deutschland ziemlich weit vorne und die Lebenserwartung ging insbesondere im Jahr 2021 stärker zurück als in anderen europäischen Ländern. Wir schrieben kürzlich, dass wir uns diese Daten noch genauer anschauen werden, aber das geht in der Regel nur freitags oder samstags, in der Woche haben wir für diese Langversion des Kurzreports zu wenig Zeit. Um auch Sie nicht zu lange aufzuhalten, hier die aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

351,7 (01.11.) / 404,6 (31.10.) / 464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 48.556, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 155.453.

150 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 196). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 144 Fällen (-4 gegenüber der Zählung vom vergangenen Samstag).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.668 (3 neue Fälle gegenüber dem vergangenen Samstag).

Es ist ein ziemlich großes Glück, dass die Fallzahlen wieder sinken, denn kaum noch jemand hat Lust oder den Kopf dafür, sich mit Corona auseinanderzusetzen. Von allen abgefragten Themen hatten die Menschen bei einer kürzlichen Umfrage Corona als ihre geringste Sorge genannt. Umfrage: Inflation bleibt größte Sorge der Deutschen | WEB.DE

Auch uns bereitet die Inflation Sorgen, aber deswegen dürfen wir die anderen Gegenstände nicht   dem Vergessen anheimgeben. Zumal Corona schon vor dem Ukrainekrieg die Inflation angetrieben hat. Gestörte Lieferketten, Engpässe beim Personal usw. haben bereits 2021 zu einem deutlichen Preisauftrieb geführt. Apropos Personal. Soll die einrichtungsbezogene Maskenpflicht erhalten bleiben? Hier können Sie abstimmen:

Civey-Umfrage: Sollte die Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal Ihrer Meinung nach über das Jahresende hinaus verlängert werden? – Civey

Der Begleittext dazu aus dem Civey-Newsletter:

Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken oder Pflegeheimen mussten seit Mitte März 2022 nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Andernfalls drohen Tätigkeits- oder Betretungsverbote. Die gesetzliche Grundlage für die Impfpflicht würde theoretisch zum Jahresende auslaufen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat bislang offengelassen, ob die einrichtungsbezogene Impfpflicht über den 31. Dezember verlängert wird. Das wolle er vom „Verlauf der Herbst- und Winterwelle abhängig machen“, sagte er kürzlich im Bundestag. Zuletzt warnte die Deutsche Krankenhausgesellschaft laut Spiegel vor einer Überlastung in Kliniken angesichts der steigenden Coronazahlen.

Mehrere Bundesländer wie Bayern und Sachsen fordern ein Ende der Corona-Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll, plädierte in der Rheinischen Post ebenfalls dafür und verwies auf das ohnehin hohe Verantwortungsbewusstsein des medizinischen Personals. Ähnlich äußerte sich Vorstand der Stiftung Patientenschutz Eugen Brysch. Tägliche Tests in den Einrichtungen wären ihm zufolge sinnvoller.

Es sind eben widerstreitende Interessen, die hier aufeinandertreffen und die einen optimalen Gesundheitsschutz ohnehin nicht zulassen, wenn man es über alle Maßnahmen hinweg betrachtet: Die Illusion, dass eine Gesellschaft wie unsere fähig ist, einem wichtigen humanitären Ziel alles andere unterzuordnen, war illusorisch, das wissen wir nun. In Baden-Württemberg wurde die einrichtungsbezogene Impfpflicht bereits abgeschafft. Wir haben mit „eher ja“, also eher beibehalten, votiert. Dass wir nicht „eindeutig ja“ gesagt haben, hat gleich mehrere Gründe, die wir heute aber nicht detalliert darlegen können. Vielmehr verweisen wir auf die kommenden Reporte und schließen das Tor  zur Corona-Berichterstattung bis morgen.

TH

Report 213/22 (hier zu 212/22)

Im Report 211 haben wir uns mit den neuen Covid-19-Varianten Omikrion BQ 1 und Omikron BQ 1.1 auseinandergesetzt, bitte lernen Sie nun eine weitere Bezeichung: Omikron BF 7. Glaubt man dem folgenden Artikel, hat Letztere nämlich schon einen Anteil am Infektionsgeschehen von 16 Prozent, BQ 1 und BQ 1.1 kommen zusammen, hochgerechnet auf den aktuellen Zeitpunkt, auf ca. 13 Prozent:

Mehr Nachweise von Omikron-Sublinien wie BQ.1: Sorge vor neuer Welle | WEB.DE

Ob damit eine Wachablösung der bisher dominierenden Variante Omikron BA.5 bevorsteht, ist wohl Ansichtssache, denn die neuen Varianten stammen alle als Subtypen von dieser ab.

Manche Fachleute hatten schon vor Wochen gesagt, dass die Herbstwelle etwa durch Sublinien wie BQ.1.1 einen Schub bekommen dürfte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schuf kürzlich eine neue Kategorie: Omikron-Subvarianten unter Beobachtung.

Bedenken muss man die Verzögerung bei den Zahlen: „Die RKI-Daten hängen der tatsächlichen Entwicklung hinterher. Der Anteil derzeit liegt unseren Berechnungen zufolge bei circa sechs Prozent für BQ.1 und bei sieben Prozent für BQ.1.1“, sagte Moritz Gerstung vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg der dpa.

So gesehen, hat wohl auch BF.7 einen höheren Anteil als die derzeit ausgewiesenen 16 Prozent erreicht, wenn er sich schneller ausbreitet als BA.5 ex Weitermutationen. So gesehen, geht es um ein Wettrennen zwischen drei Varianten, das einen etwas kuriosen Verlauf zeigt. Alle Welt erwartet höhere Zahlen, die neuen Varianten verdrängen langsam den altersschwachen Ahnen BA.5, aber die Infektionen nehmen gar nicht zu, sondern ab. Ist es doch das für die Jahreszeit wieder einmal ungewöhnlich warme Wetter, das die Ausbreitung bremst? Nebenbei bemerkt: Wir fressen den berüchtigten Besen, wenn dieser Oktober nicht als der wärmste jemals gemessene enden wird. Die Temperaturangabe am Bildschirm unten rechts zeigt gerade auf 22 Grad. In den nächsten Tagen soll es warm bleiben, wenn auch überwiegend knapp unter 20 Grad. Das würde aber nach dem bisher gängigen Ausbreitungsmuster aller Corona-Varianten, Typen und Subtypen die nächste Welle nur verzögern, nicht verhindern. Denn ein Immunflüchtling ist ein Immunflüchtling und kann mit seiner Umgehungsstrategie warten, bis sich die Menschen wieder hauptsächlich in Innenräumen aufhalten.

Soll man unter diesen Umständen die Maskenpflicht beim Einkaufen im Einzelhandel wieder einführen?

Civey-Umfrage: Sollte die Maskenpflicht im Einzelhandel Ihrer Meinung nach wieder eingeführt werden? – Civey

Seit Oktober gilt mit dem neuen Corona-Infektionsschutzgesetz die Maskenpflicht im ÖPNV, in Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Bundesländer können jedoch je nach Infektionslage schärfere Regeln verhängen. Brandenburgs Gesundheitsministerin, Ursula Nonnemacher (Grüne), will die Maskenpflicht beim Einkaufen und für Behördengänge einführen, da Krankenhäuser zunehmend belastet seien.

Der brandenburgische Innenminister Michael Stübgen (CDU) ist laut „MAZ“ gegen die Maskenpflicht-Ausweitung. Verschärfte Maßnahmen seien per Gesetz erst notwendig, „wenn das Gesundheitssystem übermäßig belastet sei“. Ihm zufolge sei die medizinische Versorgung derzeit aber gewährleistet. Ähnlich äußerten sich Abgeordnete der Berliner FDP und CDU. Gesundheitsexperte Christian Zander (CDU) warnte im Tagesspiegel vor Panikmache und forderte klare Grenzwerte.

Das Charité-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Martin E. Kreis hält es indes für sinnvoll, präventiv zu handeln. Eine Überlastung des Gesundheitssystem könne man ihm zufolge durch eine Maskenpflicht in Innenräumen verhindern. Dabei verwies er im rbb auf die gestiegene Anzahl der Intensivbettenbelegung. Kliniken leiden zudem unter dem Ausfall vieler an Corona erkrankter Beschäftigter.

Das Bild ist derzeit so uneinheitlich, dass uns die Antwort nicht leicht fiel, aber wir haben uns letztlich klar für die Wiedereinführung entschieden. Die meisten Menschen haben dazu eine klare Ansicht, aber es sind fast eben so viele, die strikt dagegen sind (37 bzw. 35 Prozent, Stand 28.10., 16:30 Uhr). Die folgenden Zahlen werden dieses Auseinanderdriften belegen: Die Inzidenz bzw. die Neuinfektionen sinken, die Todesfallzahlen steigen aufgrund des zeitlichen Nachlaufs zum Höhepunkt der Herbstwelle vor drei Wochen. Es ist also nicht komplett logisch, Folgen, die erst nach Wochen eintreten, zur Bewertung der aktuellen Lage heranzuziehen. Wir halten uns also hier dann doch an die Inzidenz, und die ist noch immer zu hoch, um keine Masken beim Einkaufen zu tragen. In Berlin gilt für uns persönlich nach wie vor die Grenze von 200, davon sind wir mit ca. 350 noch ein gutes Stück entfernt.

Zu den Zahlen des Tages, sie gelten, wo vermerkt, für die Unterschiede zwischen heute und vorgestern, da wir gestern keinen Corona-Report veröffentlicht haben.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

464 (28.10.) / 493 (27.10.) / 528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 61,483, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 92.293.

184 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 196). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 148 Fällen (+5 gegenüber vorgestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.665 (3 neue Fälle gegenüber vorgestern).

Wie wird sich das Geschehen in den nächsten Tagen und Wochen weiterentwickeln? Wieder einmal vermissen wir die Glaskugel, die manche Menschen offenbar befragen können, wenn sie heute schon wissen wollen, wie es im nächsten Frühjahr aussehen wird. Aber vielleicht sind die Glaskugeln nur oder vor allem neoliberalen Politiker:innen zugänglich. Die haben sie u. E. auch am meisten nötig, aber das ist schon wieder ein anderes Thema. Der Winter wird kommen, wenn auch dieses Jahr sehr spät, dann wird sich weisen, was die Immunflucht-Mutationen, die jetzt anfangen, sich massiv am Geschehen zu beteiligen, ausrichten oder anrichten werden. Wir verabschieden uns vorsichtshalber schon einmal ins Wochenende. Falls die Zahlen morgen etwa wie erwartet ausfallen werden (weiterhin ein Rückgang der Inzidenz) und es keine sonstigen News oder Erkenntnisse gibt, die man zeitnah melden sollte, melden wir uns am nächsten Dienstag wieder.

TH

Report 212/22 (hier zu 211/22)

Gestern noch haben wir geschrieben, die Inzidenz sinkt, aber langsam. Das war uns vor allem wichtig, um sozusagen mit den neuen Omikron-Varianten BQ 1 und BQ 1.1 wieder die Kurve nach oben zu kriegen, da es heißt, sie breiten sich rasch aus und übernehmen größere Anteile des Infektionsgeschehens und. Offenbar ist der Rückgang bei der bisherigen Hauptvariante BA.5 aber noch stärker als diese Zunahme, denn heute weist das RKI einen Rückgang bei der Inzidenz von mehr als 7 Prozent gegenüber gestern aus. Weiterhin haben wir heute einen Artikel verlinkt, in dem sich 8 Expert:innen zur Lage äußern und vorsichtig oder optimistisch oder vorsichtig optimistisch bezüglich der weiteren Entwicklung der Pandemie sind.

Jemand, der die Pandemie schon für vorbei hält oder gar nicht zur Achtsamkeit rät, ist nicht darunter und dem schließen wir uns an. Heute kam es wieder zu 243 ausgewiesenen Todesfällen und damit zu einer weiteren Steigerung in unserer 14-Tage-Timeline auf 143 (durchschnittlicher Wert innerhalb der letzten 14 Tage inklusive der Wochenenden, an denen das RKI keine Neuinfektions- und Todesfallzahlen mehr meldet). Wir wollen jetzt hoffen, dass diese Todesfallzahlen nicht auf eine sehr viel höhere Letalität der neuen Varianten schließen lassen. Rechnerisch in Deutschland beinahe unmöglich, angesichts der Tatsache, dass die „Neuen“ gerade erst anfangen, maßgeblich am Geschehen teilzunehmen, andererseits sehr bemerkenswert, dass in den USA, wo diese Varianten bereits etwa 20 Prozent des Geschehens ausmachen, trotz viel niedrigerer Infektionszahlen ähnlich hohe Todesfallzahlen verzeichnet werden wie hierzulande. Es bleibt uns im Moment nur, abzuwarten, wie die Zahlen sich entwickeln. Grundsätzlich ist das immer so, aber die Unsicherheit wächst gerade wieder.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

528,0 (26.10.) 570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 94.787, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 130.074.

243 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 143 Fällen (+2 gegenüber gestern).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.662 (ein neuer Fall innerhalb der letzten 6 Tage).

Und damit zur heutigen Vertiefungslektüre:

Wo stehen wir in der Pandemie? Anfang, Mitte, Ende? So antworten Experten | WEB.DE

Am Anfang stehen wir hoffentlich nicht, das würde bedeuten, dass das Schlimmste auf jeden Fall noch kommt, und das nach mehr als zweieinhalb Jahren mit Corona, die wir schon unter uns haben.

Die Situation ist verwirrend. Auf der einen Seite verkünden Menschen mit hoher medialer Reichweite – wie etwa US-Präsident Joe Biden Ende September – die Pandemie sei vorbei. WHO-Chef Tedros Ghebreyesus sagt, die Pandemie sei noch nicht vorbei, aber das Ende in Sicht. Gleichzeitig schnellen in vielen Ländern gerade die Corona-Ansteckungen in die Höhe. Auch die Hospitalisierungsrate von Menschen mit COVID-19 und die Zahl der Todesfälle steigen an. Weltweit starben Anfang Oktober 2022 rund 9600 Menschen pro Woche im Zusammenhang mit COVID-19.

In den USA stehen vor allem die Midterms an, und Joe Biden will sich nicht den Patzer leisten, die Covid-Leugner gegen sich aufzubringen, denn solche gibt es sicher auch bei den Demokraten. Außerdem kann Optimismus vor Wahlen nie schaden. In der Tat sind die Infektionszahlen nicht einmal ein Drittel so hoch wie die in Deutschland, wohl aber sind die die Todesfallzahlen vergleichbar, und für uns sind sie der wichtigste Teil des täglichen Covid-Datensatzes. In den USA ist die durchschnittliche Lebenserwartung durch Covid 19 bis Ende 2021 so stark zurückgegangen wie in keinem anderen Top-Industrieland, nämlich um unglaubliche 28 Monate (Deutschland: etwas über 7 Monate, und schon das ist eine [viel zu] hohe Zahl). Ein Turnaround ist zudem nicht in Sicht, angesichts der weiterhin hohen Letalität in den Vereinigten Staaten. Viele Länder hatten zwar Einbrüche bei der Lebenserwartung ihrer Bevölkerung im Jahr 2020, haben diese aber 2021 bereits (teilweise) wieder wettmachen können, wie etwa Frankreich.

Wir müssen uns hier an der deutschen Situation orientieren, und deutet diese wirklich auf ein Ende der Pandemie in nächster Zeit hin? Bemerkenswert fanden wir vor allem zwei Aussagen, die von den zitierten Expert:innen getätigt wurden: Wir sind bei Weitem besser dran als während der Zeit, in der noch keine hohen Impfquoten und weniger Infektionen noch nicht für eine hohe Gesamtimmunisierung sorgten. Und: Das Ende der Pandemie ist Definitionssache. Noch einmal aus dem zitierten Beitrag:

Corona ist noch nicht vorbei (…). Wir stehen wegen der durch Impfungen und/oder Infektionen erworbenen Immunität jedoch an einem völlig anderen Punkt als noch zu Beginn der Pandemie. Wegen des immer noch sehr dynamischen Infektionsgeschehens sind Schutzmaßnahmen notwendig, vor allem um die gefährdeten Menschen in der Gesellschaft vor einem schweren COVID-19-Verlauf zu schützen. Jede und jeder ist hier gefragt, sich verantwortungsbewusst zu verhalten. Es gilt, eine gesunde Vorsicht walten zu lassen, keine Panik, keinen Fatalismus, Vertrauen auf die eigenen und gesellschaftlichen Abwehrkräfte, eine offene, gesellschaftliche Diskussion, die unterschiedliche Ansichten nicht ausblendet, sondern als Qualitätsmerkmal einer vielfältigen Gesellschaft anerkennt.

Unter anderem klingt vor allem bei einem Statement durch, dass man der Politik ohnehin nicht mehr viel Durchsetzungsmacht in Bezug auf Maßnahmen zutraut und man appelliert wider besseres Wissen an die Vernunft der Gesellschaft. Vernünftig wäre es z. B., in Berlin bei einer gegenwärtigen Inzidenz von 385, beim Einkaufen Schutzmasken zu tragen und so ohne große Risiken für die eigene Person die Überlastung der Gesundheitssysteme und die Ansteckung vulnerabler Menschen verhindern / verringern zu helfen. Diese Form von Vernunft ist aktuell bei weniger als 20 Prozent der Menschen zu beobachten. Der nächste Immunflüchtling unter den Corona-Varianten wird sich so richtig ausbreiten können und dann ist Beten angesagt: dafür, dass er eine möglichst geringe Letalität aufweist. Die Widerstandskraft der Bevölkerung ist nämlich gleichermaßen aufgebraucht wie der Wille der Politik, sich mit einer freidrehenden Minderheit anzulegen. Auch die Expert:innen wirken recht entspannt, obwohl sie genau wissen, dass die kommenden Corona-Varianten sich vermutlich wieder wenig um die Immunität gegen die bisherigen scheren werden. in Bemerkungen dergestalt, dass die Gesellshaft halt selbst aufpassen muss, steckt angesichts der bisherigen Beobachtungen ebenjener Gesellschaft oder weiter Teile davon auch ein erheblicher Fatalismus, den wir grundfalsch finden. Seien es die Toten, die uns mahnen oder Long / Post Covid, das vielen von uns bereits zu schaffen macht, es gibt keinen Grund, bereits nachzulassen in unseren Anstrengenen zur Pandemiebekämpfung.

TH

Report 211/22 (hier zu 210/22)

Ist es die Möglichkeit? Eine neue Corona-Variante breitet sich rasant aus und in den großen Medien stand dazu bisher kaum etwas zu lesen. Das ist eine komplett neue Situation: Die mediale Aufmerksamkeit reicht nicht einmal für diesen abermaligen Gamechanger aus. Und darum handelt es sich bei der Subvariante von Omikron BA.5 namens BQ 1.1 offenbar. Die Nachrichten wirken leider sehr vertraut, so man welche erhält:

Als „pretty troublesome“, also „ziemlich lästig“, bezeichnete der US-Immunologe Anthony Fauci die neuen Corona-Varianten, die sich gerade weltweit verbreiten. Explizit warnte der Wissenschaftler vor BQ.1 und deren Unterart BQ.1.1, deren Anteil in den USA, aber auch in Deutschland gerade deutlich zunimmt. (…) Im Gespräch mit dem Sender „CBS News“ warnte er insbesondere vor der rasanten Verdopplungszeit. Binnen einer Woche sei der Anteil der beiden Varianten auf zehn Prozent gestiegen. Zuvor traten diese nur so vereinzelt auf, dass sie in der Liste der Varianten, welche die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) führen, gar nicht auftauchten. BQ.1 und BQ.1.1 machen nach neustem Stand jeweils 5,7 Prozent der Neuninfektionen aus. Beide stammen von BA.5 ab. Experten wie der Epidemiologe Eric Feigl-Ding kritisieren allerdings, dass die Zahlen viel zu niedrig angegeben würden. Wie US-Medien berichten, haben die beiden Varianten in New York sogar schon einen Anteil von rund 37 Prozent .

BQ.1.1: Laut Experte eine der „besorgniserregendsten Varianten“ – FOCUS online

Wir erinnern uns, dass an der amerikanischen Ostküste häufig das beginnt, was dann über die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika hinwegrollt. Und zwar auf eine Weise, die das für Deutschland typische Bild mit steilen Wellenkämmen und -tälern viel gedehnter wirken lässt. So war es bereits im Sommer 2020. Der aktuelle Anteil am Geschehen ist, auch das kennen wir von der Ausbreitungsphase der Omikron-Varianten, vermutlich schon viel höher, als er offiziell ausgewiesen wird, denn die Zahlen werden immer erst zwei bis drei Wochen später verifiziert. In den USA erreichen die Varianten BQ 1 und BQ 1.1 zusammen bereits einen Anteil von 19 Prozent am Infektionsgeschehen, in Deutschland waren es in der KW 40 zusammen knapp 3 Prozent.

Im Vergleich zu der aktuell vorherrschenden BA.5-Variante habe die Sublinie wohl einen Übertragungsvorteil von mehr als zehn Prozent, erklärte Römer weiter. Zudem sei BQ.1.1 „deutlich schneller“ als die Omikron-Variante BA.2.75.2, die jüngst bereits in mindestens 35 Ländern und in 20 US-Bundesstaaten aufgetaucht ist. Schon jetzt stiegen die deutschen Fallzahlen so stark an wie im Vorjahr, obwohl die neuen Varianten gerade noch gar keine große Wirkung zeigten. Die nächsten Monate könnten demnach „eine holprige Fahrt“ werden.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/138390/EU-Gesundheitsbehoerde-prognostiziert-Anstieg-von-BQ-1-und-BQ-1-1

Auf den steilen Anstieg, den wir als Herbstwelle in unserer Inzidenzgrafik kenntlich gemacht haben, können die neuen Varianten aber noch keinen so großen Einfluss gehabt haben, denn vor zwei Wochen lag die Quote bei just dem oben erwähnten Prozentsatz. Gut möglich, dass er sich mittlerweile angesichts der enormen Ausbreitungsgeschwindigkeit verdreifacht hat, aber gegenwärtig sinken die Neuinfektionszahlen ja wieder. Wenn auch nicht sehr stark, das muss man erwähnen, obwohl heute der Effekt, dass die Zahlen zum Wochenbeginn stark ansteigen und auch die Inzidenz hochgesetzt werden muss, nicht zu sehen ist. Es scheint sich also um einen noch stabilen Abwärtstrend zu handeln.

Auch die 14-Tage-Linie (blau) in unserer Inzidenzgrafik ist deutlich unter Null gefallen.

Die Medien greifen die neuen Varianten nun doch auf, heut gab es vermehrt Meldungen dazu. In der ersten verlinkten und zitierten Quelle ist auch zu lesen, dass BQ 1.1 uns möglicherweise die nächste Welle bescheren wird, spätestens gegen Ende November. Nun ist die gegenwärtige Welle aber noch gar nicht abgeklungen und wir hoffen, dass sich das Basisniveau, das sich schon in den Tälern zwischen den bisherigen Wellen immer leicht erhöht hat, nicht noch weiter steigert. Es ist eminent wichtig, dass es auch Momente gibt, in denen man ein wenig durchatmen kann.

Was uns besonders betroffen macht, ist, dass die Todesfallzahlen im Moment eine gegenläufige Entwicklung zur Inzidenz zeigen und höher liegen als am Gipfel der Sommerwelle bzw. zwei bis drei Wochen später. Das kann noch nicht auf die neuen Subvarianten zurückzuführen sein, die erst vor wenigen Wochen begannen, relevante Anteile an den Neuinfektionen zu gewinnen. Wir haben diese Tendenz letzte Woche bereits beschrieben, sie setzt sich heut verstärkt fort. 273 Todesfälle sind die höchste Zahl dem 26.04.2022. Die Neuinfektionszahlen lagen damals auf einem ähnlichen Niveau wie jetzt und waren hauptsächlich der Variante BA.2 geschuldet, aber die folgende Sommerwelle mit BA.5 als dominierendem Typ zeigte weniger Tote in Relation zu den Infektionen.

Wir werden noch etwas warten müssen, bis Klarheit über die Letalität der neuen Varianten herrscht und können uns einstweilen nur an den Zahlen aus den USA orientieren. Was wir dort sehen, überrascht uns allerdings nicht, weil wir täglich die weltweiten Infektionszahlen kurz checken: Die USA sind gar nicht vorne. Vielmehr ist es Deutschland, das für nicht weniger als ca. 22 Prozent aller Fälle steht. In den USA waren die Zahlen außerdem in der abgelaufenen Woche viel deutlicher rückläufig als in Deutschland. Wo die USA allerdings immer noch leicht vorne liegen, das sind die Todesfallzahlen. Wirklich verblüffend, angesichts eines Infektionsverhältnisses von 1:3,5 gegenüber Deutschland, die hiesigen Zahlen sind wiederum mit Abstand höher als in jedem anderen Land außer den USA. Das ist eine überaus traurige Feststellung, die auch spiegelt, dass Deutschland zu den Ländern zählt, in denen die Lebenserwartung auch 2021 gesunken war. Im ersten Corona-Jahr wiesen viele Länder diese Tendenz auf, aber einige davon haben 2021 bereits den „Turnaround“ gepackt. Die USA gehören wiederum nicht dazu, das war leider zu erwarten. Wir werden uns mit diesen Zahlen demnächst noch etwas näher befassen und sehen, wie Deutschland im Verlauf der Pandemie gegenüber anderen Ländern immer schlechter abschneidet.

Die Zahlenreihen haben wir dieses Mal an den Schluss gestellt, da sie weniger spektakulär sind als das, was sich gerade eben nicht so deutlich in ihnen spiegelt: Dass wir offenbar vor einer abermaligen Variantenwende stehen.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.)  

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 115.534, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 150.052.

273 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 141 Fällen (+13, Veränderung innerhalb vier Tagen).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.661 (keine neuen Fälle seit vier Tagen).

Wir werden uns in den nächsten Tagen selbstverstänlich weiter mit den neuen Varianten befassen, auch mit den bisher vorliegenden Einschätzungen bezüglich der „Immunflucht“ und wie wirksam die BA.5-Booster bei diesen neuen Varianten noch sein werden.

TH

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

570,2 (25.10.) / 625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.)  

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 115.534, am selben Tag der Vorwoche lag der Wert bei 150.052.

273 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 141 Fällen (+13, Veränderung innerhalb vier Tagen).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.661 (keine neuen Fälle seit vier Tagen).

Wir werden uns in den nächsten Tagen selbstverstänlich weiter mit den neuen Varianten befassen, auch mit den bisher vorliegenden Einschätzungen bezüglich der „Immunflucht“ und wie wirksam die BA.5-Booster bei diesen neuen Varianten noch sein werden.

TH

Report 210/22 (hier zu 209/22)

Wir haben im Report 209 eine Änderung angekündigt. Der letzte Corona-Affenpocken-Report der Woche heißt nicht mehr Corona-Affenpocken-Report. Wir behalten die Affenpocken zwar als Hashtag für die Socia-Media-Veröffentlichung bei, aber das Thema ist in Deutschland weitgehend erledigt. Kaum zu glauben, es ist mal irgendwas erledigt. Innerhalb der letzten 7 Tage gab es nur noch 6 neue Fälle und bisher noch keinen Todesfall wegen Affenpocken in Deutschland.

Vielmehr denken wir darüber nach, den Corona-Report zu einem Gesundheitsreport umzuwandeln und auszubauen. Vorerst heißt er aber wieder Corona-Report, wie zu Beginn.

Und was ist das Wichtigste am heutigen Report? Die Herbstwelle geht leicht zurück, aber die Todesfallzahlen steigen weiter. Sie liegen sogar höcher als auf dem Gipfel der Sommerwelle, mithin weist die Herbstwelle eine höhere Letalität aus. Und diese Toten klagen an, denn viele Todesfälle wäre bei solidarischem Verhalten der Bevölkerung und bei mehr Konsequenz und Vertrauenswürdigkeit der Politik vermeidbar gewesen. Die Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

625,1 (22.10.) / 644,5 (21.10.) / 661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.)  

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 74.631 in der Vorwoche lag der Wert bei 91.508.

203 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 178, vorgestern 223). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 128  Fällen (+7, Veränderung innerhalb von zwei Tagen).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.661 (+3 innerhalb von zwei Tagen).

Die Inzidenzgrafik zeigt ein Zusteuern der 14-Tage-Linie auf den Nullpunkt von oben, man kann auch sagen, sie stürzt in die Tiefe. Die Welle ist auf jeden Fall erst einmal gebremst, möglicherweise gebrochen. Das heißt nicht, dass es im Winter nicht schon wieder anders aussehen könnte, aber dann wohl nur mit einer abermals neuen Variante als dominierendem Treiber:

Ein richtig fettes Sachthema haben wir heute nicht, weil wir in den letzten Reporten alles brav abgearbeitet haben, was in letzter Zeit bezüglich Corona diskutiert wurde. Daher heute mal etwas, das eher spekulativ ist: Könnten die schmelzenden Gletscher der Arktis Viren freisetzen, die neue Pandemien auslösen? Hier hören Sie etwas mehr dazu.

Etwas Off Topic haben wir auch noch. Erstmals in diesem Jahr waren wir heute auf zwei großen Demos, und zwar direkt hintereinander und unzählige Eindrücke konnten wir mitnehmen. Zum Beispiel diesen: Kaum jemand trägt noch eine Maske und vor allem bei der zweiten Demo, der wohl größten, auf der wir seit unserem Umzug nach Berlin waren, war es unglaublich eng und emotional. Wegen der unglaublich vielen Menschen auf dichtem Raum hatten wir für einen Moment sogar etwas wie Herzrasen oder ein Engegefühl, weil wir das nicht gewöhnt sind und außerdem das Fahrrad dabeihatten, was ein Fortkommen in der dichten Menge zeitweile völlig ausgeschlossen hat. Komischerweise glauben wir trotzdem nicht, dass wir uns das Virus eingefangen haben. Es ist nicht rational zu erklären, aber Corona hält sich bisher von uns (soweit wir wissen) und auch von solchen Events seltsamerweise immer einigermaßen fern, wenn sie in Berlin stattfinden.

TH

 

Report 209/22 (hier zu 208/22)

Heute zeigen wir Ihnen einen kurzen Kurzreport als „Zwischenversion“ und reißen das Thema „Qualität von FFP2-Masken“ kurz an, bevor es morgen zu Änderungen und der Hervorhebung eines Themas kommen wird, das zeigt, wie miserabel das Corona-Management in Deutschland ist. Aus Zeitgründen beschränken wir uns heute auf die aktuellen Zahlen, bereiten Sie mit dem Titel aber schon auf das morgige Hauptthema vor.

Die Inzidenz ist heute leicht gesunken, rasant steigen jedoch die Todesfallzahlen an. Im 14-Tage-Vergleich gab es seit dem 15.10. eine Zunahme um mehr als 20 Prozent bei den täglichen Fallzahlen. Dies ist die Folge der mit erheblicher Geschwindigkeit ansteigenden Herbstwelle vor wenigen Wochen. Zur Vorbereitung deshalb heute nicht die Inzidenzgrafik, sondern die Todesfallzahlen auf aktuellem Stand:

Aufgrund eines Fehlers beim Aufgriff von Datensätzen aus der Tabelle, die der obigen Darstellung zugrundeliegt, ist uns erst heute, bei der Korrektur dieses Fehlers, sozusagen ins Gesicht gesprungen, wie massiv die Todesfallzahlen wirklich gestiegen sind: Von durchschnittlich knapp 100 innerhalb weniger Tage auf mehr als 120 (14-Tage-Durchschnitt). Das ist mehr als jemals während der Sommerwelle und bestätigt etwas, was wohl die meisetn ahnen dürften und was wir morgen ausführlicher besprechen werden: Deutschland schneidet in Sachen Corona relativ zu anderen Ländern immer schlechter ab.

Das war 2021 bereits deutlich sichtbar und wird sich 2022 nach allem, was wir bisher sehen, verstärkt fortsetzen. Letztlich geht es dabei um eine Messgröße für den Wohlstand und den Zustand von Menschen in einem Land: um die Lebenserwartung. Es gibt kein Leugnen mehr, weder für die ignorante Politik noch für die bösartigen Verharmloser der Pandemie: Deutschland zieht blank, und das liegt sicher nicht an zu weit ausgebauten Maßnahmen. Denn welche Maßnahmen sollen das wohl noch sein, die gegenwärtig für steigende Todesfallzahlen sorgen könnten? Quer oder verquer: Denken ist oft Glücksache, aber mitten in einer Phase der Pandemie, in dem wir auch aus dem Umfeld erfahren, dass Menschen sich mehrfach mit Covid19 anstecken, die sich haben brav impfen lassen, glauben wir nach wie vor: Sie werden bessere Chancen haben, mit milden Verläufen „davonzukommen“ als jene, die sich der Vernunft verweigern. Wenn man so will, ist das eine der letzten Sicherheiten, nachdem nun auch das Masken tragen aus einem Grund wieder ins Visier des Zweifels geraten ist, der nichts damit zu tun hat, dass es generell nicht sinnvoll wäre. Im Gegenteil, es geht darum, dass wir von denen, die Masken für den Anti-Corona-Gebrauch zulassen, nicht vor Schrott geschützt werden.

Zunächst aber zu den heutigen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

661,5 (20.10.) / 670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 116.806 in der Vorwoche lag der Wert bei 145.213.

223 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 121 Fällen (+20, eingerechnet die Tatsache, dass zuvor die letzten Tage in der Datenreihe gefehlt haben, die wir für unsere Grafik verwenden = die Erfassung war korrekt, aber wurde seit dem 15.10. nicht mehr in der Grafik abgebildet).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.658 (+2).

Derweil gibt es Ärger mit den FFP2-Masken. Die Stiftung Warentest empfiehlt nur 4 von 32 getesteten Modellen. Um ehrlich zu sein: Keines dieser vier Modelle haben wir jemals zu Gesicht bekommen, geschweige denn vor dem Gesicht getragen. Auffällig ist, dass es dabei offenbar heimische Hersteller sind, welche die Nase buchstäblich vorn haben und dass die Masken kaum teurer sind als Discount-Angebote, bei denen man sofort merkt, dass sie nicht hochwertig sind. Auch unter den Maskenmodellen, die wir bisher getragen haben, gibt es erstaunliche Unterschiede bei Sitz und Verarbeitungsqualität. Sind diese Masken nicht irgendwie genormt? Egal, in diesen Zeiten geht irgendwie alles und kaum etwas erreicht auch nur annähernd vernünftige Qualitätsmaßstäbe. So gesehen, kann man sehr wohl am Sinn von FFP2-Masken zweifeln, wenn so viele Fabrikate nicht den Anforderungen für einen wirksamen Schutz entsprechen.

Wir hätten gerne mehr Positives berichtet, aber woher nehmen? Dass die Fallzahlen, die Neuinfektionen rückläufig sind, nun ja. Die Inzidenz ist weiter viel zu hoch, es wird kälter und damit steigt die Gefahr für mehr Ansteckungen wieder; die Todesfallzahlen sind nicht mehr und nicht weniger als ein Desaster und ein Armutszeugnis für ein Land, das einmal medizinisch weltführend war. Erst jetzt merkt man so richtig, wie weit es durch die neoliberale Ideologie gekommen ist, auch wenn man nicht seit Jahren mit Ggenständen wie dem Pflegenotstand befasst war. Auffällig, aber kein Zufall, dass die Vorreiter dieser menschenverachtenden Ideologie, die USA, ebenfalls in Sachen Corona-Management ganz schlecht abschneiden.

TH

Report 208/22 (hier zu 207/22)

Im Vergleich zu  unserem gestrigen Report wird der heutige kürzer. Die Zahlen haben sich nur wenig verändert, bis auf eine: Gestern wurden 248 Todefälle gemeldet. Das ist die höchste Zahl seit dem 25.04. (343, nächstniedrigere Zahl danach: 246, einen Tag später). 

Wir weisen immer wieder darauf hin, dass Infektionszahlen, die man ungehindert ansteigen lässt, mit einiger Verzögerung zu solchen Ergebnissen führen müssen und dass es deswegen mehr als fahrlässig ist, die Pendemie nicht mehr ernstzunehmen. Auch die Zahl derer, die mit langfristigen Covid-Folgen kämpfen müssen, steigt unweigerlich, wenn man nichts gegen die hohen Infektionszahlen unternimmt. Der Anstieg bei den Todesfällen beruht auf der stark steigenden Inzidenz vor zwei bis drei Wochen., im Durchschnitt der letzten 14 Tage haben wir jetzt wieder die Zahl von 100 Todesfällen pro Tag überschritten. Zeichen deuten darauf hin, dass die Letalität etwas höher liegt als während der Sommerwelle, aber das für eine genaue Auswertung ist es zu früh, weil noch kein Ende der Herbstwelle definiert werden kann. 

Hier die aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

670,5 (19.10.) / 687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 130.074 in der Vorwoche lag der Wert bei 136.748.

248 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 101 Fällen (+1).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.656 (+1).

Im 14-Tage-Vergleich steigt die Inzidenz immer noch an, obwohl sie seit dem vergangenen Wochenende per Saldo rückläufig ist:

Weil dieses Thema von den Maßnahmegegnern konsequent unterschlagen wird, befassen wir uns auch heute wieder mit Long Covid und, zur Abgrenzung, mit Post Covid. Was ist was? Offenbar werden die Begriffe nicht einheitlich verwendet und „Post Covid“ ist für uns ein neuer Terminus, hier lesen Sie mehr darüber. Allgemein wird viel zu wenig auf diese Thematik eingangen, heißt es auch von der WHO, wir zitieren:

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus schlägt nun Alarm. Long Covid habe verheerende Auswirkungen auf das Leben von Dutzenden Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Es richte zudem großen Schaden für die Gesundheitssysteme und die Wirtschaft an. „Die Welt hat bereits eine beträchtliche Anzahl von Arbeitskräften durch Krankheit, Tod, Erschöpfung und irregulären Ruhestand verloren, da die Anzahl derer, die auf lange Zeit arbeitsunfähig sind, zunimmt, was nicht nur Auswirkungen auf das Gesundheitssystem hat, sondern auch die Gesamtwirtschaft beeinträchtigt.“

He, Neoliberale, die Wirtschaft! In Deutschland so: Wir sind ja ein Arbeitskräfte-Importland, wird schon immer wieder jemand herkommen, der günstigerweise auch vom Arbeitsrecht wenig Ahnung hat und den man gut ausbeuten kann. Die Folgen von Long Covid muss die Gesellschaft tragen, wie immer halt, wenn Gewinne privatisiert und Kosten vergesellschaftet werden. Wir zitieren eine weitere Stelle:

Die ansteigende Anzahl an Long-Covid-Fällen wird gleichzeitig immer mehr zu einer Belastung auch für das medizinische Personal und die Gesundheitssysteme in den jeweiligen Ländern. Die WHO sieht daher dringenden Handlungsbedarf. Die Länder müssten auf die Patienten hören, bessere Daten sammeln, Informationen unter den Staaten austauschen und die Gesundheitspolitik gemäß den Erkenntnissen ausrichten.

„Die Staaten müssten zugleich in ihre Gesundheitssysteme investieren und die Long-Covid-Forschung entschlossen vorantreiben, so WHO-Chef Tedros. So könnten Therapiemethoden entwickelt werden, während gleichzeitig die Patienten, die nicht mehr arbeiten können, finanziell unterstützt werden müssten.“

Wir haben in letzter Zeit häufiger mit dem Gesundheitssystem zu tun gehabt, als uns lieb war. Zum Glück nicht wegen einer Corona-Infektion. Sonst wäre zu dem Eindruck, dass dieses System immer mehr zu einer Cashcow ausgebaut wird, in der nur der Profit zählt und der Beobachtung, dass weite Teile dieses Systems, besonders diejenigen, die man nicht so schön durchfinanzialisieren kann, aus dem letzten Loch pfeifen, noch die Unsicherheit gekommtn, was nun passieren könnte, wenn es zu Langzeitfolgen kommt. Vermutlich würde es so laufen, dass an ein paar Symptomen herumkuriert werden würde, die man besonders gut zu Fallpauschalen verdichten kann, ohne Rücksicht auf das Gesamtbild und dessen Ursachen. Wir hoffen einfach nur, dass dieser Kelch an uns vorübergehen wird.

TH

Report 207/22 (hier zu 206/22)

Unser erster Corona-Report in dieser Woche meldet Ihnen, dass sich die Inzidenz zuletzt nicht mehr wesentlich erhöht hat – nach dem ohnehin üblichen Rückgang, den ihr das RKI übers Wochenende angedeihen lässt. Die Ausschläge sind demnach etwas weniger heftig geworden. Weiterhin beschäftigen wir uns mit der Corona-Politik in China, eine Abstimmung über die Maskenpflicht für Berliner:innen und warum u. a. wegen Long Covid das Team Vorsicht die bessere Wahl ist und in den USA werden Impfstoffe für Kinder ab 5 Jahren freigegeben.

Sicherlich hat das bessere Wetter eine Rolle beim Abklingen des Corona-Geschehens gespielt, sofern man die heute gemeldete Zahl von ca. 150.000 Neuinfektionen so bezeichnen kann. Relativ zum Dienstag der vorausgegangenen Woche ergibt das eine Absenkung um 25.000 Fälle. Allerdings liegt die Zahl der gemeldeten Corona-Todesfälle heute bei 209, dies wiederum ist eine Folge des Anstiegs der Infektionen in den Wochen zuvor. Der Durchschnitt an Todesfällen während der letzten 14 Tage liegt nun wieder bei ca. 100.

Die Zahlentafel haben wir heute nach hinten gestellt und fangen mit dem Ausland an: China fährt bekanntlich eine mittlerweile weltweit einmalige Corona-Strategie. Im verlinkten Artikel wird außerdem ein größeres Fass aufgemacht, unser Verhältnis zu China betreffend. In diesem Thema sind wir insofern engagiert, als wir die hier beschriebenen Entwicklungen und Konsequenzen schon seit Jahren im Blick haben und uns dazu äußern, unabhängig von Corona: Corona-Politik in China: „Die Hoffnung auf Lockerungen läuft ins Leere“ (t-online.de)

In den USA hingegen hat die FDA in der vergangenen Woche Booster für Kinder ab fünf Jahren freigegeben:  Aktualisierte Covid-19-Auffrischungsimpfungen auf Kinder ab 5 Jahren ausgeweitet | Cnn

Das sind natürlich zwei grundverschiedene Ansätze bzw. Akzentuierungen, Und wie bei uns? Gibt es da überhaupt einen Ansatz zur Corona-Bekämpfung? Wie hätten Sie es gerne?

Civey-Umfrage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Corona-Maßnahmen bei stabiler Infektionslage im Frühjahr 2023 beendet werden? – Civey

Erklärungstext dazu:

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) erwägt ein Ende der Coronamaßnahmen im Frühjahr 2023. In der Bild am Sonntag erläuterte er: „Wenn die Lage in den Krankenhäusern diesen Winter stabil bleibt, gehört Corona ab dem Frühjahr mit großer Wahrscheinlichkeit zum allgemeinen Lebensrisiko und die letzten Maßnahmen könnten auslaufen.“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verkündete indes am Freitag den Beginn einer neuen Herbst- und Winterwelle und warnte daher vor voreiligen Lockerungen. In einer Pressekonferenz mit RKI-Chef Lothar Wieler erklärte er, dass sich die vorherrschende Omikron-Variante BA.5 sehr schnell verbreite. Er erwarte, dass die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz, die aktuell bei 400 liegt, bald einen vierstelligen Wert erreiche.

Der Virologe Helmut Fikenscher geht zwar von steigenden Fallzahlen in den nächsten Monaten aus, mit „häufigeren schweren oder tödlichen Erkrankungen“ rechnet er aber nicht. Dabei verwies er laut dpa auf den weitreichenden Impfschutz in der Bevölkerung. Auch Lauterbach erinnerte am Freitag an die Wichtigkeit der Impfung. Insbesondere die zweite Auffrischungsimpfung würde das Sterberisiko bei Älteren deutlich senken.

Wenn Sie über 60 Jahre alt sind, so empfiehlt es auch die Stiko, lassen Sie sich den zweiten Booster setzen. Aber was denken Sie über Marco Buschmann & Co.? Nach unserer Ansicht kann es auf die Frage nur eine Antwort geben. Es ist nicht diejenige, die 44 Prozent der Abstimmenden ganz klar präferieren oder doch überwiegend (weitere 15) Prozent, nämlich alles abschaffen. Es ist auch nicht die, die etwa 30 Prozent ganz oder überwiegend für richtig halten: alles weiterlaufen lassen. Angesichts der Tatsache, dass wir hier ein halbes Jahr vorausschauen wollen, kann es nur eine richtige Antwort geben, und die haben neben uns nur ca. 15 Prozent der Abstimmenden gefunden: unentschieden. Es kommt schlicht darauf an, wie dann die Lage sein wird. Die Kaffeesatzleserei von Herrn Buschmann und einigen anderen, die am liebsten das Pandemieende per Dekret beschließen würden, wird langsam unerträglich und woran sie orientiert, ist wissen wir auch: An den Interessen des Kapitals. Und weil dieses durch die Energiekrise noch mehr Druck auf die Politik ausüben kann, wird diesen Interessen vermutlich auch nachgegeben werden, gleich, wie die Lage im Frühjahr sein wird. Das schafft ein Gefühl von Unsicherheit, weil wir wissen, dass es nicht vorrangig um unseren Schutz geht. In Berlin hingegen wird gerade über die Wiedereinführung der Maskenpflicht in mehr Bereichen des öffentlichen Raums nagedacht als bisher, obwohl die Inzidenz hier unter dem Bundesdurchschnitt liegt:

Civey-Umfrage: Sollte die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen Ihrer Meinung nach aufgrund aktuell steigender Corona-Infektionszahlen wieder eingeführt werden? – Civey

Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen fordert die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne), die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen einzuführen. Das würde Supermärkte und Geschäfte betreffen, Museen, Hochschulen und Volkshochschulen. Sollte die Lage ernster werden, könne die Maskenpflicht auf weitere Innenräume ausgeweitet werden, z. B. auf Restaurants, Theater oder Kinos.

Gote verweist auf die „sehr starke Belastung der Krankenhäuser durch die Herbstwelle“. Zuletzt erfasste das RKI 114.198 Neuinfektionen in Deutschland. Laut Tagesspiegel erwarte Gote in den nächsten 16 Tagen, dass sich die Zahl der Hospitalisierungen verdoppeln werde. Ähnlich äußerte sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) im NDR. DKG-Vorstandschef Gerald Gaß hält eine Rückkehr zur Maskenpflicht daher für sinnvoll.

Kritik an Gotes Idee gibt es seitens der FDP und der CDU. Der Berliner FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja warf Gote auf Twitter vor, mit ihrer Überreaktion „Schaden“ und „Ärger“ zu verursachen. Eine Rückkehr zur Maskenpflicht wäre „verheerend”. Der gesundheitspolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion Christian Zander warnte vor Panikmache und fordert „einen klaren Kurs” in der Coronapolitik.

Die Umfrage wurde vorgestern aufgesetzt. Wir haben angesichts der aktuellen Umstände, also der „Herbstwelle“, mit „eher ja“ gestimmt und damit im Blick behalten, dass die Inzidenz wieder kurzfristig stark sinken könnte, immerhin wäre dies möglich und damit auch eine Neubewertung der Lage angeraten. Erstaunlicherweise gibt es für diese Ansicht sowie „eindeutig ja“ eine satte absolute Mehrheit. Korrespondiert das mit dem Abstimmungsverhalten in der vorherigen Umfrage? Nach unserer Ansicht nicht sehr gut, es sei denn, viele Menschen denken, jetzt muss es sein, aber im Frühjahr ist es auf jeden Fall vorbei.

Unser letztes Thema: Wie gehen Menschen mit Corona um, die sich infiziert haben? Eine Krankenkasse hat versucht, das statistisch herauszuarbeiten und darauf basiert die folgende Statista-Grafik:

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz 

 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar. 

Fast zehn Prozent der Deutschen gehen bei einer bestätigten Corona-Infektion weiterhin ins Büro oder in den Betrieb, 17 Prozent arbeiten im Homeoffice und acht Prozent machen die Entscheidung vom Arbeitsaufkommen abhängig. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Online-Umfrage der Betriebskrankenkasse Pronova BKK zum Thema „Arbeiten 2022“. Wie unsere Grafik zeigt, wartet ein großer Anteil der Deutschen mit der Rückkehr zur Arbeit allerdings auch, bis alle Symptome verschwunden sind.

33 Prozent aller Befragten gaben an, bei einer Corona-Infektion nicht vorschnell zu ihrer Arbeit zurückzukehren und sich stattdessen komplett auszukurieren, 16 Prozent waren angeblich noch nicht mit dem Virus infiziert. Durch die die Immunisierung besser umgehende, statistisch gesehen aber häufiger für asymptomatische Verläufe sorgende Omikron-Variante könnte die entsprechende Prozentzahl allerdings auch deutlich niedriger liegen.

Das Phänomen, dass Beschäftigte auch krank zu Arbeit erscheinen, ist als Präsentismus bekannt. Wie schädlich es sein kann, den Körper bei einer Virusinfektion zusätzlicher Belastung auszusetzen, erklärt Pronova-BKK-Beratungsarzt Gerd Herold gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wer sich nicht in Ruhe auskuriert, riskiert, dass Viruserkrankungen auch Herz oder andere Organe angreifen oder sich durch Medikamente unterdrückte Symptome verschlimmern“, so Herold.

Derzeit bereitet sich die deutsche Politik auf einen erneuten Anstieg der Corona-Fälle in den kommenden Herbst- und Wintermonaten vor. Obwohl Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der erneuten Durchfinanzierung kostenloser Bürger:innentests kürzlich eine Absage erteilt hat, könnte ein robustes und umfassendes Testsystem bald wieder nötig werden.

Laut RKI liegt die aktuelle Inzidenz bei 687,5, die Dunkelziffer aufgrund ausbleibender PCR-Tests dürfte laut Einschätzungen von Expert:innen höher liegen. Aufgrunddessen fordert Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen wie Supermärkten oder öffentlichen Gebäuden. „Sobald die Inzidenz über 1.000 klettert, müssen wir auch eine Maskenpflicht für Bars, Gastronomie und Restaurants in Betracht ziehen. Dann haben wir nämlich in Wirklichkeit eine Inzidenz von 3.000“, ergänzt Nießen gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Zu den „angeblich“ noch nicht Infizierten nach obiger Lesart zählen auch wir, wohl aber zu den Immunisierten durch bisher dreifachen Impfschutz. Gerade gibt es aber in unserem Umfeld jemanden, der möglicherweise frisch infiziert ist und dem wir raten möchten: So achtsam mit sich selbst wie möglich sein! Nun wissen wir, dass unsere Wirtschaftsordnung gute Ratschläge meistens teuer, manchmal aber unbezahlbar macht. Selbstständige, Honorarkräfte, auch viele Angestellte können nicht einfach zuhause bleiben, wenn sie nicht wirklich für alle sichtbar schwer erkrankt sind, am besten so, dass sie gar nicht zu Hause sind, sondern stationär behandelt werden müssen. In solchen Fällen sieht auch der letzte … nun ja, sehen die meisten, es geht nicht anders. Bei leichten Symptomen hingegen müssen Menschen, die nicht sehr gut abgesichert sind, oft ran, ob sie möchten oder nicht. Einer der Gründe, unabhängig von Corona, warum Beamt:innen so alt werden. Sie haben diesen ökonomisch-sozialen Druck nicht.

Wenn man das Ganze weiterdenkt und die erhebliche Untererfassung von Corona-Fällen ins Visier nimmt, die viele Experten annehmen und die auch das RKI immer wieder herausstellt, wenn es um die Validität der von ihm veröffentlichten Daten geht, dann würde das sogar bedeuten, dass derzeit unzählige Menschen geschädigt werden, die gar nicht wissen, dass sie infiziert waren und eventuelle leichte Symptome anderen Ursachen zuordnen oder erst einmal gar keine erkennbaren Symptome aufweisen. Auch zu dieser Gruppe könnten wir theoretisch gehören, die sich unerkannt trotz Impfungen angesteckt hat, aber Symptome nicht zuordnet, weil z. B. in letzter Zeit noch andere gesundheitliche Probleme zu beheben waren, die dafür ohne Probleme als Ursache gelten könnten. Das ist kein schönes Gefühl. Alle bisherigen PCR- und Antigen-Tests waren negativ. So weit, so gut, aber wir ließe uns bisher auch mangels dem Virus zugeordneten Symptomen nur testen, wenn die Corona-App auf Rot sprang.

Es ist und bleibt nicht einfach, mit der Pandemie sachgerecht umzugehen und sicher machen wir auch nicht alles richtig. Aber im Sinne der Gesundheit der Menschen muss immer mitgedacht werden: Die Folgen von Corona können gravierend sein, auch wenn es nicht zum Todesfall kommt. Und manchmal laufen sie unter dem Radar.

Dieses Mal die Zahlentafel zum Schluss:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

687,5 (18.10.) / 760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

 

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 150.052, in der Vorwoche lag der Wert bei 172.536.  

209 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 100 Fällen (+10, Anstieg seit 14.10.2022).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.655 (3.654 am 14.10.2022).

TH

Report 206/22 (hier zu 205/22)

Vorgestern kam der Inzidenzanstieg innerhalb der Herbstwelle bereits beinahe zum Stehen, gestern war ein leichter Rückgang zu verzeichnen, heute setzt sich der Rückgang beschleunigt fort. Allerdings liegt die 7-Tage-Inzidenz immer noch höher als am höchsten Punkt der Sommerwelle, daher ist es berechtigt, von einer Herbstwelle zu sprechen.

Gestern hatten wir aufgrund der geringen Bewegung auf einen Report verzichtet, dafür enthält die Freitagsausgabe wieder viele Infos, dieses Mal besonders zur in Rede stehenden Wiedereinführung der Maskenpflicht in öffentlichen Räumen. Außerdem: Sollte man Corona nun wie eine „normale“ Atemwegserkrankung behandeln? Zunächst zu den aktuellen Daten: 

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

760,1 (14.10.) 793 (13.10.) / 799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 
799,9 (12.10. = Höchststand während der Herbstwelle 2022)

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 114.198, in der Vorwoche lag der Wert bei 174.112. Der starke Rückgang könnte auch damit zu tun haben, dass in der Vorwoche aufgrund des Feiertags am 03.10. nur vier Erfassungstage vorlagen. Die Inzidenz jedenfalls stieg im selben Zeitraum um fast 200 Punkte an.

165 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 176). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 90 Fällen (+7, Anstieg innerhalb der letzten beiden Tage).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.654 (keine Veränderung heute, gestern +4).

Die Inzidenz in den einzelnen Bundesländern beträgt:

  • Saarland 1.461,5
  • Bayern 962,4
  • Hessen 948,8
  • Rheinland-Pfalz 919,9
  • Niedersachsen 813,4
  • Sachsen-Anhalt 726,0
  • Brandenburg 720,6
  • Bremen 692,0 
  • Mecklenburg-Vorpommern 661,3
  • Baden-Württemberg: 790,4
  • Sachsen 648,6
  • Nordrhein-Westfalen 628,9
  • Thüringen 614,6
  • Schleswig-Holstein 587,1
  • Berlin 466,5
  • Hamburg 281,1

Die Spreizung der Inzidenzwerte zwischen den Bundesländern ist erheblich, wie meistens, wenn das Infektionsgeschehen sehr aktiv ist. Das Verhältnis zwischen dem Saarland als Land mit der höchsten Inzidenz und dem „Schlusslicht“ Hamburg beträgt 5,2:1. Allerdings hat sich die Inzidenz in Hamburg innerhalb der letzten Tage erstaunlich rasch vermindert. Würde es sich dabei um einen Berliner Wert halten, würden wir schreiben: Es ist vermutlich nur eine kleine Erfassungspause, die sich darin ausdrückt. In Berlin ist der Wert seit Tagen recht stabil und sollte die Herbstwelle schon brechen, könnten wir hier mit einem Höchstwert von weniger als 500 davongekommen sein.

Trotzdem ist es gerade die Stadtpolitik von Berlin, die besonders eifrig um eine Wiedereinführung / Erweiterung er Maskenpflicht diskutiert:

Einkaufen oder Museum ohne Maske – damit ist es in Berlin vielleicht bald wieder vorbei. Auch in anderen Bundesländern wird über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen nachgedacht. Überlegungen aus der Berliner Gesundheitsverwaltung dazu wurden am Mittwoch bekannt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rief die Bundesländer dazu auf, die Möglichkeiten für Corona-Maßnahmen im geänderten Infektionsschutzgesetz zu nutzen, „insbesondere die Maskenpflicht in den Innenräumen“. Erste Verschärfungen bei Corona-Maßnahmen deuten sich an | WEB.DE

Inzwischen sind wir schon etwas weiter:

Berlin – Nach einigem Wirbel auch innerhalb der rot- grün-roten Koalition hat Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote ihren für manche überraschenden Vorstoß zur Verschärfung der Corona- Maskenpflicht verteidigt. Gote verteidigt Vorstoß zu verschärfter Maskenpflicht | WEB.DE

„Aktuell handelt es sich um einen Vorschlag von Senatorin Gote, der noch nicht im Senat besprochen wurde“, sagte [die Regierende Bürgermeisterin] Giffey am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es seien viele Punkte offen. Giffey hat offene Fragen nach Gote-Vorstoß zu Maskenpflicht | WEB.DE

Offenbar ist die grüne Gesundheitssenatorin vorgeprescht. Was wir, anders als sie, nicht gesehen haben: Dass in Berlin die Zahlen in den letzten Tagen dramatisch angestiegen sind. Berlin hat seit einigen Tagen den am meisten statisch wirkenden Verlauf aller Bundesländer auf relativ niedrigem Niveau. Wir sind trotzdem für eine Maskenpflichterweiterung, denn eine Inzidenz von fast 500 weist darauf hin, dass die Lage nicht „normal“ ist. Was Gote meint: Es gab vor etwa einer Woche einen größeren Sprung, zuvor lag die Inzidenz in Berlin unter 300. Zum Vergleich: Im Saarland, Inzidenz fast 1.500, einzelne Landkreise liegen über 2.000, belässt es der Gesundheitsminister bei Appellen. Für uns nicht tragbar, diese laxe Einstellung.

„Wir sagen ganz klar: Wenn es medizinisch geboten ist und sich die politische Mehrheit findet, dann werden wir uns dem nicht verweigern“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

 „Aber ein wichtiger Punkt ist der: Wir wissen und können es nachweisen, dass mit dem Einführen der Maskenpflicht in bestimmten Einzelhandelsbranchen massive Umsatzeinbußen einhergehen“, so der Verbandsgeschäftsführer. Für solche Fälle müsse es eine klare Zusage geben, dass Unternehmen geholfen werde, die einen Schaden nachweisen könnten. „Und das fehlt mir bei Frau Gote. Sie sagt nur, was sie alles wieder verbieten will.“ Einzelhandel befürchtet Umsatzeinbrüche durch Maskenpflicht | WEB.DE

Was die Leute kaufen müssen, müssen sie kaufen. Während der Corona-Krise kam es zu Verlagerung in Richtung Kaufen online, aber wir warnen davor, weitere Umsatzeinbrüche, falls sie jetzt kommt, dieser Maskenpflicht zuzuschreiben. Vielmehr dürfte der Hauptgrund sein, dass die Kaufkraft der Menschen derzeit massiv sinkt. An die Maskenpflicht sollte man sich mittlerweile hinreichend gewöhnt haben und die Gastronomie ist vorerst sowieso nicht betroffen. Interessant fanden wir auch die folgende Einlassung zum Status der Pandemie:

Seit September steigen die Corona-Inzidenzen wieder stark an. 1,3 Millionen Menschen sind laut Bundesregierung aktuell mit Corona infiziert. Christoph Spinner, Infektiologe am Universitätsklinikum rechts der Isar in München, geht von noch höheren Zahlen aus: „Sehr wahrscheinlich ist die tatsächliche Inzidenz etwa zwei- bis dreimal höher“, sagte er unserer Redaktion. Die Immunität der Bevölkerung sei mittlerweile so hoch, dass die Sterblichkeit von 4,5 Prozent auf deutlich unter 0,1 Prozent gefallen sei – sowohl durch die Impfung als auch durch Infektionen. „Antikörper-Studien zeigen, dass mittlerweile praktisch jeder Mensch mindestens einmal mit SARS-CoV-2 infiziert war“, erklärt Spinner. Die aktuelle Corona-Welle werde deshalb in wenigen Wochen brechen. Spinner spricht in diesem Zusammenhang von einer „Art Sättigung“. Corona laut Infektiologe nicht mehr das größte Problem | WEB.DE

Die Hospitalisierung stieg in den letzten Wochen aber bereits wieder an und unser Datenpanel weist steigende Todesfallzahlen im 14-Tage-Schema aus. Außerdem ist ein Aspekt in der obigen Darstellung nicht berücksichtigt: Selbst wenn fast alle Einwohner hierzulande schon Kontakt mit dem Corona-Virus oder den Impfstoffen hatten, galt Omikron generell und gilt BA.5 als „Immunflüchtling“, der Menschen wieder anstecken kann, die bereits eine Infektion hatten oder gegen die früheren Varianten geimpft wurden. Deswegen ist die hohe Kontaktrate alleine noch ein Beleg dafür, dass es nicht zu Belastungen des Gesundheitssystem wegen der aktuellen Welle kommen kann. Wie in einem der obigen Artikel erwähnt, ist Karl Lauterbach nicht der Ansicht, dass die Welle von alleine abebben wird, die wir derzeit sehen. Der Verweis auf die gesunkene Letalitätsrate ist zwar richtig, aber wir hatten diese Woche die höchsten Todesfallzahlen seit etwa einem Monat und darauf kommt es vor allem an: Wie viele Menschen werden tatsächlich von dem Virus stark in Mitleidenschaft gezogen oder gar getötet, nicht auf die Relation zu den Infektionszahlen.

Wenn man das nämlich so sehen würde, wäre es nicht so schlimm, wenn bei einer neuen Superspreader-Variante, die auch Immunflüchtling ist, z. B. mit einer Millionen (tatsächlichen) Infektionen täglich 1.000 Menschen pro Tag sterben würden, denn das wäre ja nur eine Person von 1.000, die sich infiziert haben. Das ist im wörtlichen Sinne eine Relativierung von Leid durch Long Covid, Stress durch hohe Belastung des Gesundheitssystems und letztlich des Todes durch ein Virus, die wir uns nicht zu eigen machen.

TH

Report 205/22 (hier zu 204/22)

Gegenüber gestern hat der Inzidenzanstieg eine saubere Bremsung hingelegt. Es empfiehlt sich jedoch ohnehin, im Kopf eine Art Mittelwert zu bilden, um das Geschehen einigermaßen sinnvoll abzubilden. Die RKI-Zahlen sind viel zu erratisch, von Erfassungverspätungen und, daraus folgend, von Nachlieferungen geprägt – und wir haben eine chronische Untererfassung, die ist natürlich auch nicht an allen Tagen gleich stark ausgeprägt. Daher operieren wir im Wesentlichen mit der 14-Tage-Linie, die auch Wochenend-Erfassungsschlaglöcher einigermaßen nivellieren soll.

Nachdem nun also gestern der große Nacherfassungstag war, sieht es heute etwas besser aus und die Inzidenz steigt nur noch um ca. 12 Punkte. Allerdings auf Herbstwelle-Rekordniveau, was gleichzeitig Sommerwelle-Rekordniveau darstellt. Die Marke von 800 Punkten wurde noch nicht ganz gerissen. Damit sind aber schon immerhin fünfhundert Inzidenzpunkte mehr unterwegs, um die Bevölkerungsgesundheit anzugreifen, als Spartaner zur Abwehr bereitstehen. In Zahlen sieht das so aus:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

799,9 (12.10.) 787,5 (11.10.) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

Damit ist der höchste Wert, der während der Sommerwelle erreicht wurde, um ca. 47 Punkte überschritten, die vorherrschende Variante Omikron BA.5 ist immer noch dieselbe.   

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 136.748, in der Vorwoche lag der Wert bei 132.494.  

199 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern keine Erfassung). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 83 Fällen (+1).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.650 (keine Veränderung innerhalb der letzten drei Tage).

Die Inzidenz in den einzelnen Bundesländern beträgt:

  • Saarland 1673,5 (1664,5)
  • Bayern 1081,6 (1096,8)
  • Hessen 989,0 (986,8)
  • Rheinland-Pfalz 950,0 (912,3)
  • Brandenburg 807,1 (744,1)
  • Sachsen-Anhalt 789,9 (754,5)
  • Bremen 789,8 (780,7) 
  • Mecklenburg-Vorpommern 784,1 (760,7)
  • Baden-Württemberg: 783,7 (746,4)
  • Niedersachsen 774,0 (863,6)
  • Sachsen 716,2 (667,7)
  • Schleswig-Holstein 652,4 (653,1)
  • Nordrhein-Westfalen 643 (614,8)
  • Thüringen 638,0 (519,2)
  • Berlin 467,4 (456,0)
  • Hamburg 370,6 (317,5)

 Weiterhin wird darüber gestritten, wie die aktuelle Lage zu bewerten sei. Wir hatten uns gestern dazu geäußert, aber es gibt immer neue interessante Einlassungen:

Maßnahmen machten, so Stöhr, nur Sinn, wenn sie ein konkretes Ziel haben. Etwa die Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern. Gegenwärtig entschieden die einzelnen Bundesländer jedoch „nach Gusto oder eigener Risikoeinschätzung“. Stöhr hält das für problematisch. „Damit holen Sie die Menschen nicht ab, erklären Sie jemandem mal, dass er in Bayern Maske tragen muss, aber in Hamburg beispielsweise nicht.“ In vergleichbarer Corona-Lage sollten auch gleiche Maßnahmen in allen Bundesländern gelten. Der Griff zu Präventions-Maßnahmen sei letztlich „keine epidemiologische Entscheidung, sondern eine politische.“ Virologe Stöhr exklusiv: Corona-Zahlen explodieren – Experte zweifelt trotzdem an „Wiesn-Effekt“ (merkur.de)

Kürzlich hieß es noch, es sei gut, dass Bundesländer einzeln entscheiden können und in diesem Fall ist die Erklärung so einfach, dass man sogar als Virologe darauf kommen kann: Bayern hat aktuell eine Inzidenz von über 1000, Hamburg nicht einmal 400. Genau deshalb kann es angezeigt sein, regional unterschiedlich zu handeln, nach dem „Hotspot-Prinzip“. München, das man eigentlich mit Hamburg vergleichen müsste, weist sogar einen Inzidenzwert von knapp 1.500 auf, einen der höchsten außerhalb des Saarlandes, in dem gleich mehrere Landkreise über oder um 2.000 liegen.

In dem oben anzitierten Interview kommt es aber auch zu einem interessanten Vergleich: Wieso hat das bayerische Oktoberfest die Corona-Zahlen nach oben getrieben und wieso gilt das für die Cannstatter Wasn in Stuttgart nicht? Ob es unterschiedliche Regelungen auf beiden Volksfesten gab? Bei einer unserem  Zeitbudget angemessenen Recherche haben dir dazu nichts gefunden, prinzipiell müssten also ähnliche Bedingungen geherrscht haben; gleichwohl liegt die Inzidenz in Stuttgart nur bei 300. Eine Erklärung für diesen Unterschied ist aber wichtig und nicht trivial. Gibt es nun einen Massenversammlungs-Effekt oder nicht?

Gestern Abend waren wir z. B. beim Berliner Festival of Lights am Brandenburger Tor. Auch dort herrschte keine Maskenpflicht und man muss sich fragen, was ist nun das richtige Verhalten?

Die Wiesn in München ist vor allen ein Festzelt-Event, findet also in weiten Teilen in Innenräumen statt, die Cannstatter Wasn hingegen ein klassisches Volksfest, nur größer als die meisten anderen, eine Kirmes also, mit Fahrgeschäften, die im Freien betrieben werden. Die Besucher:innen dürften im Durchschnitt bei Weitem nicht so lange mit den gleichen anderen Menschen zusammensitzen wie während der Wiesn. Das sollte dazu beitragen, dass die Infektionszahlen niedriger bleiben und so war es auch gestern Abend in Berlin-Mitte, wo man nur mal kurz beisammen stand, unter freiem Himmel. Wir glauben eher nicht, dass dadurch eine Welle ausgelöst wird. Was nicht heißt, dass nicht auch hier die Zahlen aufgrund verschiedener Faktoren stärker steigen werden als bisher.

TH

Report 204/22 (hier zu 203/22).

Kürzlich erschien in „Telepolis“ ein Artikel, in dem es sinngemäß hieß, es sei doch erfreuich, wie rational mittlerweile Corona behandelt werde. Wir sagen: Rational heißt, darauf hinzuweisen, dass die Inzidenz heut auf einen höheren Wert gestiegen ist als jemals während der Sommerwelle 2022, dass der höchsten Anstieg in Punkten gegenüber dem Vortag seit dem Beginn der Pandemie verzeichnet wurde und dass das RKI für gestern 185 Todesfälle an / mit Corona ausweist. Ganz rational betrachtet, kam es gestern zu mehr als 172.000 Neuinfektionen und damit zur höchsten Zahl seit der Omikron-BA2-Welle im April.

Rational ist es also, festzustellen, dass dringend etwas gegen den sprungartigen Anstieg der Zahlen getan werden muss, denn ganz rational nimmt auch die Hospitalisierung wieder zu, nehmen die Ausfälle durch Krankheit wieder zu, das haben wir hier ganz rational für die Hyperrationalen aus dem Lager der Neoliberalen aufgeschrieben. Nicht rational ist es hingegen, alles dies zu ignorieren und weiterzumachen wie bisher, nämlich mit quasi Maßnahmen null.

Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass gedacht wird: Was sind schon 50.000 Corona-Tote jährlich, wenn eine Million Geflüchtete aus der Ukraine zu uns stoßen, die außerdem im Durchschnitt viel jünger und damit besser ökonomisch verwertbar sind als diese lästigen Kostgänger:innen älteren Baujahrs, die durch Corona das Zeitliche segnen. Das löst graduell auch das Platzproblem, weil diese durch Corona dahingerafften Alten ja immer in viel zu großen Wohnungen hausten. Um es klarzustellen: Das ist mitnichten eine Aussage gegen die Aufnahme von Geflüchteten. Wir begrüßen diese Aufnahme. Wir sind aber auch der Ansicht, dass man auch gegenüber allen Menschen in diesem Land humanistisch denken sollte und nicht „rational“ im Sinne von „kann weg wg. ohnehin sich näherndem Ablaufdatum.“

Hingegen war der vorherige Absatz eine Interpretation und eine  Zuspitzung. Vielleicht denken ja nicht alle so, die von „Rationalität“ im Sinne von Ignoranz reden. Den gegenwärtigen Zustand als normal zu erklären, der unter anderem beinhaltet, dass Deutschland für die Hälfte aller weltweit registrierten Corona-Fälle verantwortlich ist, kann man unmöglich als rational bezeichnen.

Und damit zu den ganz rationalen Zahlen. Die übrigens rational erfasst wurden, aber nicht real sind, denn man weiß mittlerweile längst, dass es eine erhebliche Untererfassung gibt, da nur Infektionen gemeldet werden, die durch einen PCR-Test bestätigt werden:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

787,5 (11.20.2022) 635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.)

213 = 05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

Damit ist der höchste Wert, der während der Sommerwelle erreicht wurde, um ca. 35 Punkte überschritten, die vorherrschende Variante Omikron BA.5 ist immer noch dieselbe. Das heißt, wir haben auch wieder mit einem Anstieg der Folgeprobleme der hohen Inzidenz zu rechnen, u. a. mit durchschnittlich mehr als 100 Todesfällen pro Tag und steigenden Hospitalisierungsraten.

Wie gut, dass wir unser Grafik bereits so ausgerichtet haben, dass sie Tagesanstiege von bis zu 35 Prozent zeigen können. Von gestern auf heute kam es zum zweithöchsten Tagesanstieg, seit wir Ende 2021 mit der täglichen Erfassung begonnen haben, er liegt heute bei fast 32 Prozent.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 172.536, in der Vorwoche war der Erfassungstag ein Feiertag, daher weisen wir hier keinen Vergleich aus. Am 07.10. kam es sogar zu einer Fallzahl von 174.112, das waren deutlich mehr als je an einem Tag während der Sommerwelle (Höchstwert ca. 161.000) und mehr als an jedem Tag seit dem 20. April, während der „BA.2-Welle“ (damals 186.000).

185 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern keine Erfassung). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (+3, Anstieg innerhalb von drei Tagen).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.650 (keine Veränderung innerhalb der letzten zwei Tage).

Da wir einige Tage lang die Bundesländer nicht mehr gezeigt haben, veröffentlichen wir heute die Zahlen ohne Plus und Minus gegenüber dem Vortag. Zum Glück vielleicht für einige Landesfürst:innen, die sich fragen lassen müssten, wie es kommen kann, dass die Inzidenz in ihrer Region um 200 und mehr Punkte pro Tag anspringt. Was ist mit dem Infektionsschutzgesetz, das regional angepasste Maßnahmen erlaubt? Zum Beispiel in den Bundesländern, in denen die Inzidenz schon über 1.000 liegt?

Sicherlich ist zu berücksichtigen, dass des RKI das Ausweisen von Zahlen am Wochenende eingestellt hat, aber der Grund dafür liegt bei den Gesundheitsämtern in den Kommunen der Länder. Was wir ohnehin nicht richtig finden: Dass das RKI trotzdem die Inzidenz am Wochenende sinken lässt, als sei tatsächlich ein Rückgang des Geschehens festzustellen. Klar, dass dann zum Wochenbeginn die Zahlen sprunghaft steigen, wenn die Infektionen vom WE nachgereicht werden. Da mittlerweile wieder alle Bundesländer kritische Zahlen aufweisen, reihen wir sie alle auf, nach Inzidenz abwärts geordnet:

  • Saarland 1664,5
  • Bayern 1096,8
  • Hessen 986,8
  • Rheinland-Pfalz 912,3
  • Niedersachsen 863,6
  • Bremen 780,7
  • Mecklenburg-Vorpommern 760,7
  • Sachsen-Anhalt 754,5
  • Baden-Württemberg: 746,4
  • Brandenburg 744,1
  • Sachsen 667,7
  • Schleswig-Holstein 653,1
  • Nordrhein-Westfalen 614,8
  • Thüringen 519,2
  • Berlin 456,0
  • Hamburg 317,5

Selbst saarländischen Landespolitikern ist schon aufgefallen, dass die Inzidenz im Lyonerstaat besonders hoch liegt: Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) sah am Dienstag (27. September 2022) keinen Grund zur Besorgnis. Die Zahlen seien von vornherein „etwas mit Vorsicht zu genießen“ und nicht valide, weil sie nur auf PCR-Tests zurückgingen. „Wir wissen beispielsweise nicht, wie hoch der Anteil derjenigen in anderen Bundesländern ist, die bei einem positiven Schnelltest auch noch einen PCR-Test machen. Im Saarland scheinen das recht viele zu sein.“ (Saarland hat höchste Corona-Inzidenz – Minister sieht aber keinen Grund zur Beunruhigung (sol.de))

Die Saarländer:innen sind eben besonders radikal und werten jeden Arzt auf Jamedia gnadenlos ab, der ihnen einen kostenlosen PCR-Test verweigert. Die zitierte Aussage des örtlichen Gesundheitsministers ist aber zwei Wochen alt, damals lag die Inzidenz im Saarland noch bei 628. Offenbar ist dort nun ein richtiggehender PCR-Run ausgebrochen, anders lässt sich der besonders rasche Anstieg nach oben zitierter Lesart nicht erklären.

Es gibt in dem  Zusammenhang eine Datenreihe, die wir nicht unerwähnt lassen dürfen: Bei den Todesfallzahlen, bezogen auf die Einwohnerzahlen und über die gesamte Pandemie hinweg, liegt das Saarland „nur“ leicht über dem Bundesdurchschnitt. (Coronavirus – Todesfälle je Einwohner nach Bundesländern | Statista). Dass sich diese Position gegenwärtig verschlechtern dürfte, liegt aber auf der Hand.

Es steht zu befürchten, dass wir demnächst wieder Bundesländer mit Inzidenzwerten von mehr als 2.000 sehen werden. Das wären dann die Größenordnung, die maximal während der tödlichen Delta-Welle erreicht wurde, abzüglich des hohen Letalitätsfaktors von damals. Gerade deswegen verweisen wir darauf, auch für diejenigen, die Corona-Todesfälle als willkommene Verjüngungskur für die Gesamtbevölkerung sehen: Hohe Hospitalisierungsraten und Long Covid sind auch für die Wirtschaft kein Ponyhof und diese Fälle steigen unweigerlich mit steigenden Neuinfektionszahlen ebenfalls an. Die einen sofort, die anderen mit einigem Zeitversatz.

TH

Report 203/22 (hier zu 202/22).

Wir fassen heute zwei Tage in einem Report zusammen, vermerken aber jeweils bei den entsprechenden Zahlen, ob es sich um eine Veränderung gegenüber gestern oder vorgestern handelt. Notwendig wurde dies, weil wir in den letzten Tagen Zeitprobleme hatten, die einen täglichen Report verhinderten – obwohl ein solcher derzeit mehr als angezeigt ist.

Denn die Herbstwelle ist nicht nur eingetroffen, man muss auch darüber nachdenken, ob dafür nicht eine neue Bezeichnung notwendig wäre, die das aktuelle Geschehen von dem, was wir bisher gesehen, abgrenzbar macht. Es gibt neue Zahlen, wie wir sier zumindest dieses Jahr bzw. seit dem Beginn unserer täglichen Erfassung in der vierten Dezemberwoche 2021 noch nicht gesehen haben – und sie sind besorgniserregend. Wir erklären den Grund im folgenden Datenblock:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

635,7 (08.10.) / 577 (07.10.) / 462 (06.10.) / 414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

Wir nähern uns damit dem Höchststand während der Sommerwelle in einem Tempo an, das damals nicht zu beobachten war. Ein Überschreiten der damaligen Höchstzahlen können wir für die nächsten Tage beinahe als sicher prognostizieren. Mit „für die nächsten Tage“ meinen wir die nächsten Tage, an denen das RKI wenigstens wieder das zeigt, was durch PCR-Tests erfasst wird. Die wirklichen Zahlen dürften höher liegen, darauf weist das RKI selbst hin und wir erinnern von Zeit zu Zeit ebenfalls daran. Das Frappierende daran ist, dass wir eine solche Tendenz nicht etwa weltweit haben, sondern dass Deutschland immer mehr, man kann auch sagen, schon wieder, eine Sonderstellung einnimmt, die niemand haben will: Als derjenige unter den etwas größeren Staaten mit dem aktivsten Corona-Geschehen.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 122.265 eine Woche zuvor wurden 73.856 Fälle gemeldet. Vorgestern kam es sogar zu einer Fallzahl von 174.112, das sind deutlich mehr als je an einem Tag während der Sommerwelle (Höchstwert ca. 161.000) und mehr als an jedem Tag seit dem 20. April, während der „BA.2-Welle“ (damals 186.000).

129 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (gestern 117). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 78 Fällen (+7, Anstieg innerhalb von zwei Tagen).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.645 (+5 gegenüber vor zwei Tagen).

Wir müssen zugeben, wir sind ratlos angesichts dessen, was sich gerade in Sachen Corona abspielt. Das Verhalten der Bevölkerung zeigt nämlich noch immer keinerlei positive Veränderung. Wir konnten das heute schon wieder beim Einkaufen feststellen, das für uns die Messlatte darstellt, weil man hier einen MNS tragen darf oder sollte, aber nicht muss. Sagen wir mal, die Tragequote hat sich in den letzten Tagen von 15 auf 20 Prozent erhöht, wir wollen ja nicht zu pessimistisch sein. GEHT’S NOCH? Sie müsste 80 bis 90 Prozent betragen, denn auch der R-Wert ist von gestern 1,21 auf heute 1,35 angesprungen, das ist eindeutig ein Ausbreitungswert wie zu Zeiten der gefährlichen Wellen Ende 2020 und während des Jahrs 2021, zuletzt bei der Delta-Welle. Auch die Todesfallzahlen werden durch den aktuellen starken Anstieg der Neuinfektionen wieder zunehmen, spätestens in etwa zwei bis drei Wochen. 

Da nützt es auch nichts, immer wieder darauf zu verweisen, dass das Verhältnis zwischen Infektionen und schweren Fällen bei Omikron ein anderes ist als zuvor, die Todesfalzahlen sind totzdem zu hoch für folgende Überlegungen:

Kürzlich hat US-Präsident Biden die Corona-Pandemie in seinem Land für beendet erklärt und auch Karl Lauterbach hat sich bezüglich des Oktoberfests in München, das längst als Superspreader-Event des Jahres in die Geschichte eingegangen ist, erstaunlich zurückhaltend geäußert. Wäre schon besser gewesen, am Eingang Selbsttests zu fordern, aber ansonsten viel Spaß. Im Jahr 2020, auch 2021 noch, hätte man diese Haltungen als wissenschaftsfeindliche Ignoranz und eine Nähe zum Gedankengut der Querdenker:innen gesehen. Aber ist die „Rationalisierung der Debatte“ auch ein Vorteil, weil nur noch wirklich harte Aluhüte jetzt eine Art Great Reset hinter Corona vermuten können? Die Aluhüte werden jetzt übrigens sagen, wieso nicht, aber da man nicht immer das Gleiche machen kann, das fällt irgendwann auf, hat man nun den Ukrainekrieg inszeniert. Mithin, zur Beruhigung der Lage und zur Sicherung der Demokratie wäre es demnach gut, dass wir uns auch bei mehr als 100 Toten pro Tag ein wenig zurücklehnen, in den Himmel gucken und alles ganz chillig finden. So, wie die Politiker es mittlerweile fast einheitlich tun.

Wir lesen mal ein wenig hinter den sichtbaren Zeilen: der US-Präsident muss im Moment alles tun, was ein Auszucken der Rechten im Land bewirken könnte, denn die Zwischenwahlen stehen an. Karl Lauterbach wurde von der FDP so zur Brust genommen, dass er sich lieber für das Behalten seines Jobs als für den bisherigen Warnmodus entschieden hat, der ihm so viel Aufmerksamkeit und von den Vernünftigen oder Achtsamen im Land Anerkennung einbrachte. Im Laufe der Zeit hätten wir uns von ihm weniger Alarmismus und mehr Durchsetzungsfähigkeit gewünscht. Und jetzt? Jetzt hat er weitgehend aufgegeben:

Zumal auch die Justiz mittlerweile einige Corona-Maßnahen nachträglich für rechtswidrig erklärt hat. Erst vor wenigen Tagen entschied das Oberverwaltungsgericht Saarlouis, dass die Schließung eines Möbelhauses in der Corona-Pandemie grundgesetzwidrig gewesen sei. „Die Regelung verstieß gegen höherrangiges Recht“, heißt es dazu in der Begründung. So habe die Rechtsverordnung zur Seuchenbekämpfung von der Verfassung geschützte Grundrechte wie Berufsausübungsfreiheit sowie den Schutz von Eigentum und Gewerbe verletzt. Corona 2022: Wird die Debatte rationaler? | Telepolis (heise.de)

Saarlouis liegt, wie der Name der Stadt vermuten lässt, im Saarland. Das Saarland hat aktuell eine Inzidenz von ca. 1.250 und liegt damit um das Doppelte über dem Bundesdurchschnitt, weit vor allen anderen Bundesländern. Das wird sich selbstverständlich, insbesondere bei der dortigen überalterten Bevölkerung, auch auf die Corona-Todesfallzahlen im kleinsten Flächenland auswirken.

Man kann sich manchmal nur noch an den Kopf fassen. Zumindest geht es uns so, auch beim Lesen von journalistischen Beiträgen oder beim Nachdenken über Gerichtsentscheidungen: Immer, wenn die Justiz eine Corona-Maßnahme für richtig hielt, war sie für die „Szene“ das Durchsetzungsorgan des Great Reset. Jedoch, wenn sie nun  nachträglich Naßnahmenals unangemessen bewertet, weil man nachher immer besser weiß oder auch nicht, betreibt sie Rechtspflege im Sinne der Demokratie.  

Nun gibt es keinen Grund, das Urteil unkritisch zu loben. Schließlich wird da vor allem wirtschaftsliberal auf das Recht auf Eigentum rekurriert. Es wäre vielmehr interessant, zu erfahren, was die Beschäftigten dieses Möbelhauses dazu sagen.

Man staunt. Es dämmert also, wenn auch spät. Interessant finden wir übrigens das, was im Folgenden zu den Beihilfen im weiteren Verlauf des Artikels geschrieben wird. Es hat im Grunde nichts zum aktuellen Umgang mit der – eben noch – Pandemie zu tun, aber selbstverständlich ist es absurd, dass Beihilfen zurückgezahlt werden sollen, weil offenbar einige Akteure in Politik und Justiz nachträglich befinden, das Ganze sei ja vielleicht doch nicht so schlimm gewesen. Und es gibt eine Logiklücke, die sich leider auftut: Wenn man Maßnahmen nachträglich als zu stramm bewertet, tendiert man wohl auch dazu, Beihilfen nachträglich als zu hoch anzusehen. 

Ess kann jetzt aber nur darauf ankommen, ob Beihilfen damals in betrügerischer Absicht und gegen seinerzeit geltendes Recht und dessen Handhabe beantragt wurden. Die Auslegung muss dabei großzügig sein, denn diese mit der heißen Nadel gestrickten und oft Pi mal Daumen angewendeten und oft erst später am Einzelfall überprüften Regelungen boten selbstredend viel Interpretationsspielraum. Vor allem kann man nicht die damaligen Einschätzungen der Beihilfengeber, wenn sie nicht auf Täsuchungsmanövern der Antragsteller beruhten, für falsch erklären, weil man glaubt, nun schlauer zu sein. Im Grunde müsste das verfassungsrechtliche Rückwirkungsverbot zulasten von Verwaltungsakten Betroffener hier durchgängig greifen. 

Eine an der Ratio orientierte Kritik der hiesigen Corona-Handhabung soll gemäß dem Artikel nun die Gesellschaftslinke übernehmen, um sie nicht den Rechten / Querdenker:innen zu überlassen. Machen wir gerne: Wir finden absolut nicht, dass bisher zu viel gegen Corona getan wurde. Im Gegenteil, zu häufig hat sich die immerhin oben erwähnte neoliberale Wurschtigkeit gegenüber dem Schutz der Bevölkerung durchgesetzt. Halbswegs, aber auch nicht vollständig konsequent war man nur bis im Sommer 2020, inklusive der Lockdowns. Selbstverständlich hat die Verfügbarkeit von Impfstoffen ab Anfang 2021 eine andere Bewertung der Situation erfordert, aber wenn es trotzdem zu über 1.000 Toten pro Tag kommt, dann muss man sagen: Es reicht nicht, was wir an Instrumenten zur Verfügung haben, wir müssen Prävention und Immunisierung mehr im Zusammenhang denken und dementsprechend handeln. Diesen Schluss hat man aber nicht gezogen und die Dinge weitgehend laufenlassen. Von vielen technisch-organisatorischen Pannen seit dem Beginn der Corona-Pandemie und sogar kriminellem Verhalten, auch in der Politik, gar nicht zu reden.

TH

 

Report 202/22 (hier zu 201/22). Dieser Report wurde am 06.10. geschrieben, wird aber erst am 07.10 veröffentlicht. Die Daten stammen vom 06.10, auf eine aktuelle Grafik haben wir wegen der Verspätung verzichtet.

Liebe Leser:innen, unser erster Corona-Report der Woche kommt einen Tag später als üblich, wegen des Feiertags am Montag. Es wurde also noch einen Tag länger nur Datensammlung ohne Veröffentlichung betrieben, als es an den Wochenenden mittlerweile schon üblich ist.

Der Effekt: Heute wurde mit über 133.000 die höchste Neuinfektionszahl seit dem 13.07., kurz vor dem Erreichen des Höchststandes der Sommerwelle. Da das RKI die Inzidenz am Wochenende sinken lässt und ein Tag mit ausgewiesenen neuen Fällen (Dienstag der Vorwoche) durch einen Tag ohne ausgewiesene neue Fälle (der gestrige Dienstag) ersetzt wurde, hat sich die Inzidenz, die schon bei 480 lag, nun auf 414 ermäßigt. Aber wir sind sicher, das wird schon wieder, wir werden bald die 500 sehen. Gegenwärtig helfen die steigenden Temperaturen vermutlich auch, das Geschehen zu dämpfen und in Bayern ist der Sonderfall Oktoberfest vorbei.

Damit zu den Daten des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

128 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 71 Fällen (-7). Auch bei diesem vergleichsweise starken Rückgang spielt eine Rolle, dass ein „Tag mit Erfassung“ durch eine Tag ohne ersetzt wurde. Wir werden die nächsten Tag abwarten müssen, um zu sehen, ob sich die durchaus positive Tendenz fortsetzt.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 133.532 eine Woche zuvor wurden 95.811 Fälle gemeldet.  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.631 (seit vier Tagen keine Veränderung).

Bundesländer, geordnet nach Inzidenzwerten. Diese Darstellung bauen wir nun wieder aus, da sich, wie immer bei ansteigenden Wellen, die Lage in den 16 deutschen Ländern auffächert, die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedriginzidenzregionen steigen an.

Länder mit unterdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Hamburg 226,9 238,3 (-11,4)
  • Berlin 247,7 (-40,4)
  • Baden-Württemberg 261,7 (-199,8)
  • Thüringen 332,6 (-51,9)
  • NRW 346,7 (-39,0)
  • Schleswig-Holstein
  • Sachsen 351,2 (-128) (neu auf der Liste)
  • Sachsen-Anhalt 352,5 (-80,6)

Bundesländer mit überdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Saarland 787,6 (-54,5)
  • Bayern 631,8 (-74)
  • Hessen 567,4 (-42,7)
  • Rheinland-Pfalz 471,1    

Nicht aufgeführte Länder zeigen Inzidenzen von weniger als 5 Prozent Unterschied zum Bundesdurchschitt.

TH

Report 201/22 (hier zu 200/22 vom 01.10.) 

Liebe Leser:innen, unser erster Corona-Report der Woche kommt einen Tag später als üblich, wegen des Feiertags am Montag. Es wurde also noch einen Tag länger nur Datensammlung ohne Veröffentlichung betrieben, als es an den Wochenenden mittlerweile schon üblich ist.

Der Effekt: Heute wurde mit über 133.000 die höchste Neuinfektionszahl seit dem 13.07., kurz vor dem Erreichen des Höchststandes der Sommerwelle. Da das RKI die Inzidenz am Wochenende sinken lässt und ein Tag mit ausgewiesenen neuen Fällen (Dienstag der Vorwoche) durch einen Tag ohne ausgewiesene neue Fälle (der gestrige Dienstag) ersetzt wurde, hat sich die Inzidenz, die schon bei 480 lag, nun auf 414 ermäßigt. Aber wir sind sicher, das wird schon wieder, wir werden bald die 500 sehen. Gegenwärtig helfen die steigenden Temperaturen vermutlich auch, das Geschehen zu dämpfen und in Bayern ist der Sonderfall Oktoberfest vorbei.

Damit zu den Daten des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

414 (05.10.) / 497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

128 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 71 Fällen (-7). Auch bei diesem vergleichsweise starken Rückgang spielt eine Rolle, dass ein „Tag mit Erfassung“ durch eine Tag ohne ersetzt wurde. Wir werden die nächsten Tag abwarten müssen, um zu sehen, ob sich die durchaus positive Tendenz fortsetzt.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 133.532 eine Woche zuvor wurden 95.811 Fälle gemeldet.  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.631 (seit vier Tagen keine Veränderung).

Bundesländer, geordnet nach Inzidenzwerten. Diese Darstellung bauen wir nun wieder aus, da sich, wie immer bei ansteigenden Wellen, die Lage in den 16 deutschen Ländern auffächert, die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedriginzidenzregionen steigen an.

Länder mit unterdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Hamburg 226,9 238,3 (-11,4)
  • Berlin 247,7 (-40,4)
  • Baden-Württemberg 261,7 (-199,8)
  • Thüringen 332,6 (-51,9)
  • NRW 346,7 (-39,0)
  • Schleswig-Holstein
  • Sachsen 351,2 (-128) (neu auf der Liste)
  • Sachsen-Anhalt 352,5 (-80,6)

Bundesländer mit überdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Saarland 787,6 (-54,5)
  • Bayern 631,8 (-74)
  • Hessen 567,4 (-42,7)
  • Rheinland-Pfalz 471,1    

Nicht aufgeführte Länder zeigen Inzidenzen von weniger als 5 Prozent Unterschied zum Bundesdurchschitt.

TH

Report 200/22 (hier zu 199/22 vom 30.09.)

„Den Berliner Wert dürfen wir getrost als Fake ansehen, niemals ist die Inzidenz hier von gestern auf heute um so viel weniger gestiegen als in jedem anderen Bundesland“, schrieben wir gestern, als in Berlin nur ein Anstieg von 2,1 Punkten ausgewiesen wurde, das war weniger als ein Prozent. Heute ist mehr Realismus eingekehrt. Bundesweit stieg die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen um knapp 7 Prozent, in Berlin um knapp 12 Prozent.

Rekordanstiege sind heute zwar nicht zu vermelden, aber auf dem bereits erreichten Niveau von 400 Punkten sind 6,65 Prozent Plus auch nicht zu verachten. Dadurch setzt sich der 14-Tage-Trend hin zum beschleunigten Anstieg der Neuinfektionen fort:

Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Zahl der Neuinfektionen: Heute wurden 57 Prozent mehr Fälle gemeldet als am Samstag der Vorwoche.

Gestern hatten wir einen Fehler gemacht, der sich nicht revidieren lässt: Wir hatten einen Teil des Reports nicht veröffentlicht, es kam zu einem Fehler bei der Übertragung von Word in WordPress. Daher wollen wir auch nicht zu sehr über einen Effekt schimpfen, der sich allerdings nicht erst seit gestern zeigt: Der Corona-Affenpocken-Report ist nicht mehr unser Flaggschiff, die Leser:innenzahlen betreffend.

Bisher stieg bei steigendem Infektionsgeschehen auch das Interesse an diesen Berichten. Bezüglich der Wiedergabe von Inhalten haben wir nicht viel verändert, also ist der Grund für den Rückgang wohl folgender: Die Menschen blenden Corona mehr und mehr aus und wir sehen uns darin bestätigt, dass es schwierig ist, viele Krisen auf einmal im Blick zu behalten und zu verarbeiten. Dummerweise ist aber genau diese Eigenschaft jetzt gefragt, sonst werden wir auch mit Corona weiterhin erhebliche Schwierigkeiten haben. Dabei ließen diese sich doch am leichtesten abstellen. Zum Beispiel, indem die Politik endlich wieder Maßnahmen einführt, die das Infektionsgeschehen dämpfen. Freiwilligkeit ist keine Option, das müsste inzwischen klar sein. Vielleicht sagt man sich aber auch: Sollen die Leugner doch selbst mit den vielen Todesfällen klarkommen, die sie verursachen. Es sind aber, wie meist, wenn gesellschaftliche Vereinbarungen nicht funktionieren, die Rücksichtsvollen, die darunter leiden.

Der Rückgang der Leser:innezahlen ist übrigens nicht unserem Fehler zu verdanken. Den Kleine Pointe: diesen kann man erst sehen, wenn man den Beitrag geöffnet hat.

Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

497,0 (01.10.) / 466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

116 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 78 Fällen (-1).  

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 73.856, eine Woche zuvor wurden 46.964 Fälle gemeldet.  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.625 (+4).

Bundesländer, geordnet nach Inzidenzwerten. Diese Darstellung bauen wir nun wieder aus, da sich, wie immer bei ansteigenden Wellen, die Lage in den 16 deutschen Ländern auffächert, die Unterschiede zwischen Hoch- und Niedriginzidenzregionen steigen an.

Länder mit unterdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Hamburg 238,3 (+13,2)
  • Berlin 288,1 (+29,1)
  • Thüringen 384,5 (neu auf der Liste)
  • NRW 385,7 (-26,4)
  • Schleswig-Holstein 408,3 (neu auf der Liste)
  • Sachsen-Anhalt 433,1 (neu auf der Liste)
  • Baden-Württemberg 460,8 (+48,6)
  • Sachsen 479,2 (neu auf der Liste)

Bundesländer mit überdurchschnittlicher Inzidenz:

  • Saarland 842,1 (+59,3)
  • Bayern 705,8 (+51)
  • Rheinland-Pfalz 635,1 (+50,2)
  • Hessen 610,1 (+23,3)
  • Mecklenburg-Vorpommern 516,1 (neu auf der Liste)

Nicht aufgeführte Länder liegen etwa in Höhe des Bundesdurchschnitts, das sind aktuell zwischen 490 und 500 Punkte. Bemerkenswert ist der Rückgang in Nordrhein-Westfalen. Damit ist das bevölkerungsreichste auch das einzige Bundesland, das aktuell ein Sinken der Inzidenz verzeichnet. Als Trend darf man diesen einzelnen Wert aber noch nicht interpretieren.

Das Sachthema des Tages: mRNA von den BionTech- und Moderna-Impfstoffen in der Muttermilch.

Medizinerinnen und Mediziner haben bei stillenden Müttern kurz nach der Corona-Impfung Spuren des mRNA-Präparats gefunden. Sie raten Stillenden allerdings weiterhin, sich immunisieren zu lassen. Ob die mRNA noch aktiv war, ist nicht bekannt.

Aber was nützt die mRNA-Zugabe, wenn damit nicht schon gleich die Neugeborenen sicher immunisiert werden? Hier lesen Sie mehr dazu:

Impfstoff-mRNA in Muttermilch: Experten ohne Sicherheitsbedenken | WEB.DE

TH 

Report 199/22 (hier zu 198/22 vom 28.09.)

Liebe Leser:innen, wir hätten ja lieber etwas anderes geschrieben. Zum Beispiel gar keinen Corona-Affenpocken-Report. Zum Beispiel, weil das Geschehen nicht mehr der Rede wert ist.

Leider ist bei Corona das genaue Gegenteil der Fall. Die Herbstwelle wird immer steiler. In Punkten ist die Inzidenz heute so stark angestiegen wie seit dem 14. Juni nicht mehr.

Und an jenem Tag gab es Sondereffekte wegen Nacherfassung, ebenso am 16. April. Um einen angenommenermaßen regulären Tag mit ähnlich steilem Anstieg zu finden, muss man bis in den März zurückgehen, als die Omikron-BA.1-Welle ihrem Höhepunkt zustrebte. Auch die prozentuale Zunahme von 13,7 Prozent von gestern auf heute nach 8 Prozent gestern, 13,4 Prozent am Mittwoch und 14 Prozent am Dienstag sollte auch dem letzten klarmachen: Die Herbstwelle ist in vollem Gange. Als sich die Tendenz drehte, kam es zunächst zu einem langsamen Anstieg, deswegen wollten wir noch nicht von Herbstwelle sprechen, aber seit dem Beginn dieser Woche ist es eindeutig.

Verhält sich die Bevölkerung entsprechend? Nicht wirklich. Bei den meisten ist die Lageveränderung noch nicht angekommen oder wird nicht ernstgenommen. Wenn es deshalb zu Pflichtmaßnahmen kommen sollte, werden die die üblichen Verdächtigen wieder aufschreien. Da die Politik ja den Gasdeckel auch noch auf dem Topf halten muss, wird sie vermutlich vor den Schreihälsen einknicken und weiterhin viele Todesfälle billigend in Kauf nehmen. So wie heute, es wurden wieder 140 gemeldet. Und damit zu den Zahlen:

Report 198/22 (hier zu 197/22 vom 28.09.)

Der Inzidenzanstieg lieg heute mit knapp 8 Prozent zwar deutlich niedriger al gestern und vorgestern (13 und 14 Prozent), aber drei Tage in Folge mit derlei hohen Zuwächsen haben nun unweigerlich zu einer bundesweiten 7-Tage-Inzidenz von über 400 geführt. Ein Bundesland vemeldet innerhalb eines Tages einen Anstieg von mehr als 100 Punkten.

Damit bestätigt sich unsere Meldung von gestern, dass die Herbstwelle gekommen ist und dass sich in den nächsten Tagen die Tendenz nicht ändern wird. „Nichts spricht dagegen, dass wir in den nächsten Tagen eine weitere rasche Zunahme des Infektionsgeschehens zu vermelden haben werden“, schrieben wir im Report 197/22.

 Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

466,0 (30.09.) / 409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

140 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 79 Fällen (-3). Dass es trotz der überdurchschnittlichen Zahl von  heute zu einem Rückgang im 14-Tage-Vergleich kam, liegt daran, dass ein Tag mit besonders hohem Wert (230) aus der Berechnung gefallen ist: er liegt nun länger als 14 Tage zurück.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 96.367, eine Woche zuvor wurden 50.300 Fälle gemeldet. Auch diese Zahl macht das Problem deutlich: Es werden ca. 95 Prozent mehr Neuinfektionen verzeichnet als vor einer Woche.

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.621 (+6).

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 225,1 (+39,8)
  • Berlin 259,0 (+2,1)
  • NRW 412,1 (+30)
  • Baden-Württemberg 412,1 (+115,7)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 790,8 (+76,4)
  • Bayern 654,8 (+60)
  • Hessen 586,8 (+36,5)
  • Rheinland-Pfalz 584,9 (+34,8)

Baden-Württemberg hat heute den  höchsten Sprung verzeichnet, den wir seit dem Beginn der Herbstwelle bei einem Bundesland gesehen haben – und zählt trotzdem noch zu den vier Bundesländern mit der niedrigsten Inzidenz. Den Berliner Wert dürfen wir getrost als Fake ansehen, niemals ist die Inzidenz hier von gestern auf heute um so viel weniger gestiegen als in jedem anderen Bundesland. Siehe oben, Verhalten der Bevölkerung, siehe allgemein, Art, wie in Berlin die Verwaltung (nicht) funktioniert. Sie haben ja sicher schon mitbekommen, dass sogar die Wahlen vom September 201 in Berlin vermutlich wiederholt werden müssen. Ein bisher einmaliger Vorgang in der deutschen Geschichte und ein echter Knaller. Wäre aktuell Bundestagswahl, würde es in Berlin zu erheblichen Verschiebungen im politischen Spektrum kommen, das besagen die Umfragewerte. Der Knaller bezüglich der Corona-Werte wird in nächste Woche kommen, wenn wieder irgendwer zufällig Bock und Zeit hat, ein paar Zahlen zu einzutippen und ans RKI weiterzugeben.

Trotz der schlagzeilenträchtigen Corona-Daten trendet heute in diesem Zusammenhang nur ein Begriff: #Impfpflicht. Ja, so wird’s doch noch kommen, wenn wir weiterhin ungebremst in die Herbstwelle hineinrennen. Schuld ist dann nicht die Politik oder höchstens in dem Sinne, dass sie nicht früher eingegriffen hat, sondern der Teil der Bevölkerung, der sein Verhalten nicht an die Lage anpassen kann. In Berlin ist das derzeit die Mehrheit.

Bleiben wir aber noch ein wenig beim Thema Impfen. Es geht um Nebenwirkungen. Bevor jetzt alle wieder freidrehen. Bitte erst lesen, hier geht es um etwas, das zwar relevant ist und ernstgenommen werden sollte, wie jede Nebenwirkung, das aber auch sehr selten vorkommt:

Forschende haben Hinweise darauf gefunden, was die Ursache für Herzmuskelentzündungen nach Corona-Impfungen sein könnte. Eine solche Nebenwirkung ist äußert selten und heilt meist problemlos, trat aber dennoch statistisch gehäuft bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern nach Immunisierungen mit mRNA-Impfstoffen auf.

Ein Forscherteam aus Deutschland und Israel hat nun einen neuen Mechanismus bei der Entstehung sogenannter Myokarditiden aufgedeckt, wie die Universität des Saarlands in Homburg berichtete, die an den Untersuchungen beteiligt war. Die Studie wurde im „New England Journal of Medicine“ als Kurzbericht publiziert.

Hinweise auf Ursache für Herzmuskelentzündungen nach Impfung | WEB.DE

Wie Sie bereit im Datenteil sehen konnten, sind die Affenpockenviren auch heute wieder nicht sehr stark expansiv ausgerichtet, aber wir haben den aktuellen Graph für Sie, weil wir ihn immer mindestens einmal pro Woche zeigen:

TH

Report 198/22 (hier zu 197/22 vom 28.09.)

Der Inzidenzanstieg lieg heute mit knapp 8 Prozent zwar deutlich niedriger al gestern und vorgestern (13 und 14 Prozent), aber drei Tage in Folge mit derlei hohen Zuwächsen haben nun unweigerlich zu einer bundesweiten 7-Tage-Inzidenz von über 400 geführt. Ein Bundesland vemeldet innerhalb eines Tages einen Anstieg von mehr als 100 Punkten.

Damit bestätigt sich unsere Meldung von gestern, dass die Herbstwelle gekommen ist und dass sich in den nächsten Tagen die Tendenz nicht ändern wird. „Nichts spricht dagegen, dass wir in den nächsten Tagen eine weitere rasche Zunahme des Infektionsgeschehens zu vermelden haben werden“, schrieben wir im Report 197/22.

 Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

409,9 (29.09.) / 379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09 215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

94  weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (gleichbleibend).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 78863, eine Woche zuvor wurden 56.978 Fälle gemeldet. Zwar hat sich die Zahl der gemeldeten Infektionen gegenüber gestern um etwa 18.000 ermäßigt, entscheidend  ist aber der Anstieg um 22.000 Fälle gegenüber dem Wert am selben Tag der Vorwoche, der nun aus der Berechnung gefallen ist und durch den heutigen ersetzt wurde.

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.615 (+8).

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 185,3 (+17,5) 
  • Berlin 256,9 (+13,6) )
  • Baden-Württemberg 296,4 (neu auf der Liste)
  • NRW 338,6 (+39,9)  

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 714,4 (+86,1)
  • Bayern 594,8 (+101,6)
  • Rheinland-Pfalz 552,1 (+66,6)
  • Hessen 550,3 (+70,1)

„In Bayern hat sich das Virus gesagt: „ozapft is“, und für die Rekordsteigerung unter allen Bundesländern in Höhe von +75 Punkten gegenüber gestern gesorgt.“ Das war gestern. Auch heute hat Bayern wieder den höchsten Anstieg: 101,6 Punkte. Damit liegt es nun auf dem vorletzten Platz, mit der zweithöchsten Inzidenz bundesweit. Vorne weiterhin das Saarland mit abenteuerlichen 714 Punkten.  Aufgrund seiner großen Bevölkerung hat das Bundesland natürlich auch den Gesamtwert erheblich beeinflusst. Allerdings sieht es woanders nicht so viel besser aus, viele Länder verzeichnen Anstiege von mehr als 60 Punkten. Auf unserer Inzidenzgrafik nimmt sich das Geschehen in Deutschland wie folgt aus:

Heute trendet das Thema #Übersterblichkeit. Dass es in Deutschland in den Jahren 2020 und 2021 eine solche gegeben hat, ist mittlerweile klar.

EU-weit kam es zu nicht weniger als 16 Prozent Übersterblichkeit im Juli 2022, eine auffällige Steigerung gegenüber den Monaten zuvor. Nun wäre die Logik im Grunde klar: Die Pandemie hat zu dieser Übersterblichkeit geführt und 150.000 Corona-Tote in Deutschland müssen sich in den Sterbeziffern niederschlagen. Erstmals seit 1947, seit dem berüchtigten Hungerwinter, starben in der Tat im Jahr 2020 wieder mehr als eine Million Menschen in Deutschland.

Die Maßnahmengegner haben allerdings eine Riposte parat: Sie vergleichen die Übersterblichkeit in unterschiedlichen Ländern der EU. Besonders Schweden steht dabei im Fokus:

Keine Übersterblichkeit in den letzten Monaten, obwohl der schwedische Weg, keine Lockdowns zu verhängen, hierzulande von der Mehrheit als falsch angesehen wurde. Das würde also bedeuten, je härter die Maßnahmen gegen Corona, desto höher die Übersterblichkeit. Kann das stimmen? Wir halten es für ausgemachten Unsinn. Denn die Lockdown-Zeit vor zwei Jahren zeigte ein anderes Bild bei der Verteilung der Übersterblichkeit nach Ländern, deshalb wäre demnach, bei einer engen Korrelation, vor allem auf die Impfquote zu schauen. Die liegt aber in einigen der Länder mit hoher Übersterblichkeit niedrig, in anderen hoch. Da sich Eurostat nicht zu den Ursachen der Übersterblichkeit geäußert hat, sind den wildesten Spekulationen Raum gegeben, u. a. ein Zusammenhang mit der Hitzewelle im Juli. Oder an der Impfquote? In der Tat haben Länder in Südeuropa eine hohe Impfquote und eine hohe Übersterblichkeit im Juli zu verzeichnen, gleichzeitig waren die Temperaturen sehr hoch. Nun ist das Impfgeschehen aber schon seit vielen Monaten quasi zum Erliegen gekommen und auch im Norden Europas gibt es Länder mit hoher Juli-Übersterblichkeit.

Deswegen Vorsicht bei Rückschlüssen, woran die hohe Übersterblichkeit festzumachen ist. Obwohl Island gerne als Gegenbeispiel herangezogen wird, tippen wir eher auf die Hitzewelle. Die Apologeten der Anti-Hitzwelle-Meinung übersehen u. a., dass Island aufgrund seiner kleinen Bevölkerung eine höhere Sterblichkeitsschwankungsbreite aufweist als größere Länder.

In Deutschland mit durchschnittlich ca. 80 An-oder-mit-Corona-Toten täglich im Juli wäre ein Zuwachs von ca. 2.400 zu verzeichnen, wenn nicht einige der Verstorenen zwar Corona hatten, aber nicht daran verstarben, also auch ohne die Infektion verstorben wären. Die Übersterblichkeit kann deshalb in Deutschland nicht bei 150.000 über die gesamte Pandemie hinweg liegen, weil „durch“ und „mit“ Corona statistisch nicht getrennt wird.

Hier die Übersterblichkeitszahlen in Europa für Juli:

Island: +55,8 %

Spanien: +37 %

Zypern: +33 %

Griechenland: +31 %

Portugal: +28,8 %

Schweiz: +25,9 %

Italien: +24,9 %

Österreich: +17,5 %

Slovenien: +16,5 %

Irland: +16,3 %

Deutschland: +15,2 %

Norwegen: +14,8 %

Niederlande: +14,7 %

Kroatien: +14.6 %

Frankreich: +14,1 %

Estland: +12,3 %

Luxembourg: +11 %

Dänemark: +10,3 %

Nicht aufgeführte Länder: geringere bis keine Übersterblichkeit.

Hier werden die Zahlen und auch Meinungen dazu abgebildet. Die zugehörige Grafik ist bezüglich der Staffelung der Farben fragwürdig bez. hätte angepasst werden müssen, den alle Länder mit mehr als 15 Prozent ÜS sind in einer dunkelroten Farbgruppe zusammengefasst. Danach liegt Deutschland mit +15 Prozent in einer Gruppe mit Ländern, die mehr als die doppelte Übersterblichkeit verzeichnen.

Heute wurden 8 neue Affenpockenfälle ausgewiesen, nach einem Stillstand in den letzten Tagen. Das bedeutet vor allem, der Zuwachs von 8 Fällen gegenüber dem Stand vor fünf Tagen ist so gering, dass beinahe von einem Ende der Ausbreitungsgefahr sprechen kann.

TH

Report 197/22 (hier zu 196/22 vom 27.09.)

Auch heute steigt die Corona-7-Tage-Inzidenz um 13,4, gestern waren es 14 Prozent. Aufgrund des Basiseffekts ist der Anstieg in Punkten sogar höher. Hiermit ist es sozusagen amtlich, nämlich nach RKI-Zahlen belegt: Der Herbstwelle ist da. 

Es ist nicht zu erwarten, dass sich an dem steilen aktuellen Anstieg in den nächsten Tagen etwas ändern wird, wenngleich er sehr plötzlich kam. Vielleicht kennt die Omikron-BA.5-Variante eine Grenztemperatur, unterhalb deren es sich besonders mit der Verbreitung sputet, ein Umstand, der während der Sommerwelle aufgrund der wärmeren Temperaturen nicht aufgefallen war. Ein wenig Ironie muss schon sein, aber einen Grund für die Massivität des Anstiegs muss es ja auch geben. Alle Zeichen stehen auf Alarm:

  • Der Inzidenzanstieg in Punkten von gestern auf heute ist mit 44,3 der höchste seit dem 14.06., als es eine Sondersituation mit +115 Punkten gab, von diesem Tag gab es während der gesamten Sommerwelle keinen so hohen Anstieg innerhalb eines Tages. Der Anstieg erfolgt nicht, wie gestern, nach dem üblicherweise leichten Abklingen der Inzidenz am Wochenende, sondern nach der bereits hohen gestrigen Steigerung.
  • Die Neuinfektionen laufen mit über 95.000 wieder auf sechsstellige Zahlen zu, der heute ausgewiesene Wert ist höher als der gestrige. In letzter Zeit, seit das RKI am Wochenende keine Infektionszahlen meher ausweist, war es umgekehrt, weil dienstags Nachmeldungen vom Wochende zu höheren Zahlen führten und im Verlauf der Woche ein Abklingen zu beobachten war.   

Nichts spricht dagegen, dass wir in den nächsten Tagen eine weitere rasche Zunahme des Infektionsgeschehens zu vermelden haben werden. Und damit zu den Zahlen des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

379,6 (28.09.) / 334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.)  
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

138 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (+3).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 95.811, am Tag zuvor auf 89.282, eine Woche zuvor wurden 56.715 Fälle gemeldet. 

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.607 (wie gestern).

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 163,8 (-14,2) 
  • Berlin  243,3 (+17,6)
  • NRW 299,7  (+26,2)
  • Sachsen-Anhalt 319,7 (neu auf der Liste)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 628,3 561,2 (+67,1)
  • Bayern 503,2 (+75,7)
  • Hessen 488,2 (+51,7)
  • Rheinland-Pfalz 485,5 (+54,8)   

In Bayern hat sich das Virus gesagt: „ozapft is“, und für die Rekordsteigerung unter allen Bundesländern in Höhe von +75 Punkten gegenüber gestern gesorgt. Aufgrund seiner großen Bevölkerung hat das Bundesland natürlich auch den Gesamtwert erheblich beeinflusst. Allerdings sieht es woanders nicht so viel besser aus, viele Länder verzeichnen Anstiege von mehr als 50 Punkten. Der relativ niedrige Anstieg in NRW, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, wirkt hingegen derzeit noch dämpfend auf das Gesamtgeschehen. Über die möglichen Auswirkungen des Oktoberfestes in München habn wir uns gestern geäußert und einen Artikel dazu verlinkt. Die bayerische Landeshauptstadt verzeichnete gestern einen Anstieg der Inzidenz um 77 Prozent (nicht 77 Punkte). Die Inzidenzgrafik weist den rapiden Anstieg der deutschen Zahlen aus:

Zur politischen Lage in Bezug auf Corona und zum Verhalten weiter Teile der Bevölkerung haben wir uns vielfach, zuletzt gestern, geäußert: der Lage nicht angemessen.

Corona betreffend, trendet heute #Impfstoff / #Impfstoffe. Ja, ohne die wird es nicht gehen, auch dazu hatten wir gestern ein paar Worte geschrieben. Wir setzen auf den zweiten Booster, der umso notwendiger wird, je höher die Herbstwelle steigt. 

Bei den Affenpocken wurden von gestern auf heute noch keine neuen Fälle ausgewiesen, der Stand von 3.607 Infektionen insgesamt bleibt also bis auf Weiteres die aktuellste Zahl. 

TH

 

Report 196/22 (hier zu 195/22 vom 24.09.)

Unser erster Corona-Report der neuen Woche ist ein besonder ärgerlicher oder trauriger, je nachdem, wie man auf Tatsachen wie diese reagiert: Die Corona-Inzidenz ist von gestern auf heute bundesweit um fast 15 Prozent gestiegen. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt so hoch wie seit dem 1. August nicht mehr, um einen so hohen Inzidenzanstieg zu finden, muss man sogar bis zum 24. Juni zurückgehen. Sommeranfang, Herbstanfang, und immer das gleiche Spiel? Zunächst zu den Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

334,9 (27.09.) / 293, 299 (26.09. und 25.09., Nachtrag) 308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) 
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

118weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 79 Fällen (-1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 89.282 (eine Woche zuvor: 60.237).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.607 (+10 in einem Zeitraum von vier Tagen). 

Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten:

  • Hamburg 177 (+12, Werte im Klammern immer im Vergleich zum 24.09.)
  • Berlin  225,7 (+2,2)
  • NRW 273,5 (+42)
  • Baden-Württemberg 273,6 (neu auf der Liste)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 561,2 (+59,9)
  • Hessen 436,5 (+23,8)
  • Rheinland-Pfalz 430,7 (-2,4)  
  • Bayern 427,5 (neu auf der Liste)

Das Saarland will sich offenbar selbst abschaffen, anders sind die nicht zum ersten Mal freidrehenden Corona-Werte kaum zu erklären. Andererseits gehen wir davon aus, dass sie einigermaßen korrekt sind, bezogen auf die tatsächlich zu erfassenden Fälle. Anders in Berlin: Die scheinbare Ruhe beim Corona-Geschehen sagt gar nichts aus, die hiesige Administration ist imstande, das Publikum nach einigen Tagen mit offenbar lausiger Erfassung mit riesigen Indzidenzsprüngen zu schockieren und eine Planung der eigenen Corona-Schutzmaßnahmen auf Inzidenzbasis so gut wie unmöglich zu machen. Schon am Freitag vergangener Woche war das gut sichtbar, da hatte Berlin eine Anstieg von ca. 10 Prozent zu vermelden, gut doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. 

In Bayern hat man offenbar anhand des Wiesn-Abwassers herausgefunden, dass die Wiesn tatsächlich ein solches Superspreader-Event ist, wie man es eh voraussehen konnte, aber natürlich war der Fassanstich wichtiger als als alles andere. Die Inzidenz in München stieg innerhalb von nur einem Tag um 77 Prozent, sodass auch Bayern insgesamt wieder zu den Hochinzidenz-Bundesländern rechnet.  (Q1-20220927)

Es gibt aber eine Zahl, die viel erschreckender ist als alles, was sich aus der Inzidenz ablesen lässt und sogar als die Todesfallzahlen, die im mittelfristigen Vergleich auf zu hohem Niveau verharren, aber wenigstens noch nicht wieder stark ansteigen: Derzeit beträgt der Anteil Deutschlands aufgrund der hiesigen starken Zunahme bei weltweit zurückgehenden Infektionszahlen nicht weniger als 30 Prozent. Das gab es noch nie und wer glaubt, das sei auf zu viele anstatt auf zu wenig Corona-Maßnahmen zurückzuführen, muss sich fragen, was sein eigener Beitrag zu diesem Irrsinn ist.

Es lässt sich nicht ändern: Wir können froh sein, wenn die neuen Impfstoffe kommen und es genug davon gibt, dass alle (Gut-) Willigen versorgt werden können. Wir erholen uns derzeit von einem körperlichen Doppeleingriff und müssen etwas vorsichtig damit sein, wie viel wir unserem Körper an Medikamenten zumuten, darauf achten, wie die Wechselwirkungen mit einer Impfung ausfallen könnten, insbesondere nach einer unerwarteten Komplikation, die weitere Versorgung mit Arzneimitteln zur Folge hatte, aber wenn alles wieder halbwegs im grünen Bereich ist, wird ein Termin in einem Impfzentrum gebucht. Wir könnten uns eigentlich schon mal anstellen, falls das für die BA.5-Impfstoffe möglich ist. Okay, nächste Woche schauen wir, ob das schon geht und handeln im Sinne der vierten Impfung. Mit FFP2-MNS sind wir in öffentlichen geschlossenen Räumen sowieso längst wieder freiwillig unterwegs. 

Passenderweise trendet heute #Impfstoffe, aber unfassbarerweise auch „Ende der Pandemie“. Das haben die Corona-Leugner:innen schon im Sommer 2020 geschrieben. Die Pandemie endet, wenn wir, das Volk, es wollen. Danach kam u. a. die Deltawelle mit alptraumhaft hohen Todesfallzahlen, es waren bis zu mehr als 1.000 pro Tag, kam eine Saison nach der anderen, in der sich die jeweilige Bundesregierung aus Angst vor diesen Charakteren des Grauens nicht getraut haben, ernsthaft gegen Corona vorzugehen.

In gewisser Weise können wir diese Ängste sogar nachvollziehen. Leicht hätte es passieren können, dass nicht nur Tankstellen-Mitarbeiter, die den Fehler begehen, Verrückte zum Maske tragen aufzufordern, sondern auch unvorsichtige Politiker, die auf einen aufgeheizten Mob treffen, der sie auf Plakaten in Sträflingskleidung zeigt, hätten dran glauben müssen. Von Hetze zu Lynchmorden ist es manchmal kein so weiter Weg.

Trotzdem: Wer sich einen exponierten Job ausgesucht hat, der muss ihn auch in schwierigen Zeiten ausfüllen und Flagge gegen den Mob zeigen können, das verlangen wir von der Politik. Das ist sogar unabdingbar, um die Demokratie vor (weiteren) Schäden zu bewahren. Ob die Politik das überhaupt will, werden wir demnächset einmal wieder in einem anderen Kontext beleuchten. Uns schützt sie jedenfalls nicht vor einer retardierten Minderheit, das belegen die neuesten Infektionszahlen. Und die Gaspreise steigen auch immer weiter.

Gerade hat uns unsere Hausverwaltung vorgeschlagen, wir könnten doch mal über eine freiwilige Verdoppelung der monatlichen Heizkostenvorauszahlungen nachdenken. Nach bereits zwei saftigen Erhöhungen in diesem Jahr von insgesamt über 40 Prozent. Wie sagen sie dort, wo die Menschen etwas widerständiger sind als im Zipfelmützen-Deutschland? Enough is enough.

Es ist eine wirklich krasse Anhäufung von Politikversagen auf mehreren Gebieten, die bei uns eher zu Wut als zu Trauer führt. Wir haben vor dieser Entwicklung, wenn auch nicht in der konkreten Form, die war nicht vorhersehbar, aber doch vor einer handfesten Krise, seit Längerem gewarnt. Entziehen können wir uns ihr deshalb aber nicht. Es gibt keinen Bonus für Voraussicht und auch keinen für Vorsicht. 

Über die Affenpocken brauchen wir uns heute keine gesteigerten Gedanken zu machen, in den letzten vier Tagen kamen gerade einmal zehn Fälle hinzu. Glücklicherweise ist die Lage bei dieser Infektionskrankheit nicht so, dass Schutzmaßnahmen für die gesamte Bevölkerung als notwendig erscheinen. Das gäbe wieder ein schönes Desaster. 

TH

Report 195/22 (hier zu 194/22 vom 23.09.)

Auch heute kam es wieder zu einem Anstieg des bundesweiten Corona-7-Tage-Inzidenzwerts um fast 5 Prozent (gestern 4,76 %, heute 4,78) und damit zur Überschreitung der 300er-Marke. Niemanden kann das überraschen, es hat sich lange angedeutet. Die Herbstwelle ist also eine Rampe, was die Rückkehr zum ansteigenden Infektionsgeschehen in Prozent angeht, aber die Zahl der Infektionen steigt nominal immer schneller. 

Grafisch sieht das so aus:

In den letzten fünf Tagen lag der Inzidenzanstieg jeweils zwischen 4,75 und 6,45 Prozent, folgerichtig steigt auch die 14-Tage-Durchschnittslinie weiter und liegt nun bei ca. 3 Prozent pro Tag. Zu den wichtigsten Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

308,4 (24.09.) / 294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.)  
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 80 Fällen (unverändert).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 46.964 (eine Woche zuvor: 36.313).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.597 (+7). 

Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten:

  • Hamburg 165,0 (9,8)
  • Berlin  223,5 (+19,8)
  • Thüringen 231,5 (+24,3)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 501,3 (+28,6)
  • Rheinland-Pfalz 433,1 (+35,5)
  • Hessen 412,7 (+12,5) 
  • Mecklenburg-Vopommern 388,0 (+11)

Wenn man die Zahlen der oben gelisteten Bundesländer betrachtet, wundert man sich, dass der Gesamtanstieg nur etwas mehr als 14 Punkte beträgt. Gestern haben wir’s noch geschrieben: In Berlin kann jederzeit eine erratische Veränderung eintreten. Heute hat sich die Prognose mit einem Anstieg um fast zehn Prozent, dem doppelten Wert wie im Bund, schon beinahe gänzlich erfüllt. Welche Konsequenzen ziehen die Menschen daraus? Wird wieder mehr Maske getragen? Heute Morgen beim Einkaufen jedenfalls war nichts davon zu sehen. Wir waren klar Angehörige einer (ca.) 15-Prozent-Minderheit.

Immerhin: Wir wissen jetzt, wie sich Corona-Ausgegrenzte fühlen, die sich indignierte Blicke der Mehrheit gefallen lassen müssen. Dass man diese Erfahrung auch machen kann, wenn man vernünftig ist, stärkt die Widerstandskraft und wir werden uns künftig mit den Querdenker:innen darüber streiten, was nun wahre Held:innen sind. Nun ja, mit vernünftigem Verhalten ist man oft in der Minderheit, aber es läuft dann meist so, dass die Ignorant:innen ein aktives Verhalten zeigen, zudem ein sehr variantenreiches. Im Fall des öffentlichen MNS ist es aber umgekehrt, die MNS-Träger:innen zeigen Flagge oder Tuch auf eine quasi einheitliche Weise und sie sind es, die auffallen, denn die anderen tun einfach nichts.

Falls uns jemand liest, der nun (wieder) einen MNS beim Einkaufen etc. trägt: Wir sind bei Ihnen und finden Sie cool. Demnächst werden wir uns auch die coole BA.5-Spritze setzen lassen. Es kann sich nur noch um eine unbestimmte Anzahl von Tagen handeln, bis sie verfügbar ist.

Und was ist los, wo man sich besonders gut anstecken kann? Morgen wird der Berlin-Marathon stattfinden, mit Hunderttausenden von Zuschauer:innen an der Strecke. Bei uns dürfen schon keine Autos mehr parken, weil unser Straße zur Strecke gehört. Samuel Kipchoge wird wieder versuchen, den Weltrekord zu brechen, die Bedingungen (mild, fast windstill, nicht zu sonnig) sind nahezu optimal. Werden wir also ewtas zum Feiern haben, in der Weltrekordstadt? In Bayern wird auf jeden Fall gefeiert, aber mit einem gewissen Dokumentationsfaktor:

„Wir sehen, dass da ordentlich was los ist“: Angesichts der erwarteten Corona-Welle kontrollieren Münchner Wissenschaftler derzeit das Abwasser des Oktoberfests auf Bestandteile des Coronavirus. Das Ziel: Durch den Urin der Besucher einen Anstieg der Infektionen frühzeitig erkennen zu können.

Und was passiert dann? Wird das Oktoberfest abgebrochen? -Das geht gar nicht, weil es eine Zeit dauert, bis alles sich zeigt, was zu zeigen ist und es geht ja vor allem um die Hospitalisierung, deren Anstieg dadurch vorausberechnet werden soll. Wenn sie dann kommt, läset sich aber nichts mehr ändern, weil dann der letzte Zapfhahn längst zugedreht sein wird.

Wie sich das Wiesn-Abwasser zusammensetzt und was die Unterschiede zum normalen Stadt-Abwasser sind, steht da auch drin, aber die Wissenschaft wird die Corona-Werte sicherlich richtig einschätzen und in die richtige Relation zu den speziellen Eigenschaften des Oktoberfest-Abwassers setzen können. Einfach ist es aber nicht.

Die Bewertung der Ergebnisse erschwere auch, dass die Wiesngäste in ganz München unterwegs seien. „Die meisten Gäste sind ja auch in Hotels oder wohnen in München oder Umland, so dass sie auch hier dann als Infektionsfälle Viren ins Wasser einbringen können. Daher überwachen wir auch das Stadtabwasser zum Vergleich.“

Wir sehen, dass wir hinterher genau wissen werden, warum die Lage sich verschärft hat:

Mit der Wiesn sei ein Anstieg der Infektionszahlen in München zu erwarten. „Entscheidend ist und bleibt die Lage in den Krankenhäusern.“ Es gebe dort bereits Personalausfälle, die aber noch weitgehend kompensierbar seien. Nach bisherigen Erfahrungen dauert es eineinhalb bis zwei Wochen nach dem Start eines Volksfestes, bis sich etwaige Infektionswellen in der Inzidenz zeigen. Die Wiesn läuft seit etwa einer Woche. 

Wir ziehen aus verschiedenen guten Gründen die Wiese des Tempelhofer Feldes in Berlin vor, aber wünschen selbstverständlich allen, die sich nach München begeben haben, um dem größten Besäufnis der Welt beizwohnen, eine schöne Zeit und gute Verrichtung, damit ihre Anwesenheit zu wissenschaftlichen Erkenntnissen führen kann. Ganz sicher wird, wenn alle brav sind, die Pandemiebekämpfung durch diese Erkentnisse den Anschub erfahren, auf den wir schon so lange warten und wir werden Zeug:innen des Vorgangs werden, dass ein großer Sorgenstein ins (Ab-) Wasser plumpsen wird.

TH

Report 194/22 (hier zu 193/22 vom 22.09.)

Auch heute steigt die Inzidenz in Punkten wieder zweistellig und um beinahe 5 Prozent an. Nur noch ein Bundesland zeigt eine Inzidenz von weniger als 200 Punkten und liegt damit erheblich besser als alle anderen. Ein weiteres Bundesland kommt nun schon fast auf 500 Punkte, die Spreizung nimmt zu. Das ist ein typisches Indiz für eine entstehende Welle, aber ist es nun die Herbstwelle, die ansteigt?

Immerhin hat der Herbst begonnen und sozuagen pünktlich kommt es einem beschleunigten Wachstum bei den Infektionszahlen. Hingegen hört man überhaupt nichts von den Impfquoten bezüglich der neuen Impfstoffe, die gegen Omikron BA.1 u nd BA.5 zugelassen wurden. Immerhin gibt es Empfehlungen seitens der Stiko, die wie erwartet ausfallen:

Das Coronavirus hat sich seit Pandemiebeginn immer wieder verändert. Daher wurden auch die Corona-Impfstoffe an die Omikron-Varianten angepasst. Drei Omikron-Vakzine haben im September die EU-weite Zulassung erhalten: zwei Impfstoffe von Biontech und Moderna, die an die Subvariante BA.1 angepasst sind, sowie ein weiterer Omikron-Booster von Biontech, der gegen die dominierenden Subvarianten BA.4 und BA.5 schützen soll. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät zu Auffrischungsimpfungen mit den neuen, an die Omikron-Varianten angepassten Vakzinen. Die an BA.1 angepassten Impfstoffe sind bereits in Deutschland verfügbar. (Q1-22092321)

Wir haben vor einiger Zeit für uns festgelegt, dass wir uns die vierte Spritze setzen lassen, wenn es angepasste Impfstoffe gibt. Mit angepasst meinten wir selbsterständlich: so gut wie möglich angepasst. Weshalb sollten wir uns mit einem Vakzin gegen BA.1 impfen lassen, wenn es schon eines gegen BA.5 gibt? Bis das Neueste auf dem Markt verfügbar ist, halten wir noch durch. Da in Berlin die Inzidenz vo 200 wieder überschritten wurde, tragen wir in öffentlichen Innenräumen und gemäß Hygienevorschriften des Arbeitgebers wieder oder weiterhin einen MNS. Nun zu den aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

294,7 (23.09.) / 281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) 
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

93 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 80 Fällen (-1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 50.800 (eine Woche zuvor: 38.749).  

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.590 (+5). 

Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten:

  • Hamburg 155,2 (+5,5)
  • Berlin  203,7 (+2)
  • Thüringen 207,2 (+19,3)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland 472,7 (+23,3)
  • Hessen 400,2 (+21,4)
  • Rheinland-Pfalz 397,6 (+20,4)
  • Mecklenburg-Vopommern (377,0)

Der Hinweis muss sein: Die sehr langsamen wachsenden Berliner Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Unsere Administration hat uns schon häufiger damit überrascht, dass ein paar Tage lang kaum etwas passiert zu sein schien und es dann zu einem erheblichen Sprung nach oben kam. Dies ist eben eine sprunghafte und etwas heimtückische Stadt, auch und gerade verwaltungsseitig. Die Inzidenzgrafik zeigt ein Dilemma bei der Bewertung der Lage: Ist es nun die Herbstwelle oder darf man es noch nicht so nennen? Ein weiterer Anstieg der 14-Tage-Linie (blau), die einen wichtigen Indikator für das mittelfristige Geschehen abgibt sollte eine Benennung verdienen, uns fällt aber gerade keine ein. Den Begriff Herbstwelle werden wir erst verwenden, wenn diese Linie auf einen Wert von mehr als 5 Prozent steigt. An zwei einzelnen der letzten sieben Tage kam das zwar vor (rote Linie), doch im Durchschnitt der letzten 14 Tage beträgt dieser Wert „erst“ ca. 2,5 Prozent. Klar erkennbar: Das aktuelle Geschehen weist höhere Steigerungen aus, daher ist auch ein weiter Anstieg dieses 14-Tage-Werts zu erwarten.

Zu den Affenpocken heute nur ein Satz: Fünf weitere Fälle wurden gegenüber gestern registriert, das Geschehen bleibt erwartetermaßen in ruhigen Bahnen. 

TH

 

Report 193/22 (hier zu 192/22 vom 20.09.)

Heute zeigt das Dashboard des RKI den höchsten Anstieg der Inzidenz in Punkten seit dem 19.07.2022. Damals war die Sommerwelle auf dem Höhepunkt und die täglichen Veränderungen der 7-Tage-Inzidenz waren erheblich. Ist die Herbstwelle nach einem kontinierlichen Anstieg aller wichtigen Zahlen in den letzten Wochen eingeleitet?

Wir möchten sie noch nicht ausrufen, obwohl die Inzidenz seit dem Niedrigststand nach Welle 7 (Sommerwelle) wieder um mehr als 30 Prozent gestiegen ist. Dass sich der Anstieg beschleunigt, ohne dass eine der neueren Omikron-Varianten sich durchgesetzt hat, ist vor allem als Versagen der Politik zu werten. Wäre eine weitere Mutation der Auslöser für den Inzidenzanstieg, könnte man noch sagen: Diese muss erst einmal wieder ausgeguckt und neu bekämpft werden, wenn sie ein „Immunflüchtling“ ist. Aber der alten Omikron-BA.5-Variante nicht gewachsen zu sein, ist einfach nur peinlich. Allerdings nicht nur für die Politik. Auch die Menschen erkennen das Problem offenbar nicht, in Geschäften wird zum Beispiel kaum noch freiwillig ein MNS getragen, über den Umgang mit der FFP2-Maskenpflicht im ÖPNV haben wir kürzlich ebenfalls geschrieben: stark verbesserungsfähig. Für uns ist bei Freiwilligkeit die Marke von 200 entscheidend. Dieser Wert ist heute in Berlin wieder erreicht worden. Damit zu den aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

281,4 (22.09.) / 264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.)  
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

106 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 81 Fällen (-4).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 56.978 (eine Woche zuvor: 46.514). Eine Korrektur zum Report von gestern: Wir hatten die gemeldete Zahl der Neuinfektionen vergessen anzupassen, sie betrug nicht 60.237 (das war vorgestern), sondern 56.715, am Mittwoch der Vorwoche 51.299. 

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.585 (+15). 

Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzwerten:

  • Hamburg (149,7)
  • Thüringen (187,5)
  • Berlin (201,7)

Bundesländer mit den höchsten Inzidenzwerten:

  • Saarland (449,4)
  • Hessen (378,8)
  • Rheinland-Pfalz (377,2)
  • Mecklenburg-Vopommern (377,0)

Die Inzidenzgrafik zeigt eine angespannte Entwicklung und bisher sind Anstiege wie jener, den wir in den letzten Wochen beobachten, immer auf neue Wellen hinausgelaufen. Trotzdem muss das dieses Mal nicht auch so sein, denn diese waren stets mit der Durchsetzung neuer Corona-Typen und -Varianten verbunden. Ein solcher Wechsel ist bis jetzt nicht zu erkennen.

Bei den Affenpocken gab es heute erstmals seit dem 26.08. wieder einen Anstieg von mehr als 13 Fällen zu verzeichnen. Deshalb haben wir heute die Grafik der Infektionsentwicklung für Sie in den Artikel eingebunden und sehen lediglich eine kaum wahrnehmbare Spitze, dargestellt vom rechten Balken, die nicht viel am günstigen Trend ändert. Es gibt weiterhin keinen Grund, wegen der Affenpocken in Deutschland Panik zu schieben. Selbst in den USA, dem derzeitigen Zentrum des Affenpockengeschehens, verlangsamt sich die Zunahme, gegenwärtig sind knapp 24.000 Fälle gemeldet. Weltweit wurden bisher etwas mehr als 62.000 Fälle registriert:

Da wir nach Möglichkeit in jedem Report die eine oder andere Info über die Kenndaten hinaus für Sie bereithalten wollen, hier etwas zur vierten Impfung: Warum man damit noch warten sollte (wie wir es bisher getan haben), heißt die im Beitrag vertretene Ansicht. Sie sehen, dass die Stiko mittlerweile anders empfiehlt als dort noch angegeben, aber auch, dass es die Zulassung für die neuen Impfstoffe gibt, von denen im Beitrag die Rede ist.

TH

Report 192/22 (hier zu 191/22 vom 19.09.)

Die Lage ist gegenüber gestern fast unverändert, wenn man sie auf Bundesebene betrachtet. Der Inzidenzanstieg setzt sich fort, einzelne Bundesländer zeigen aber deutliche Veränderungen. Außerdem: Woran wird geforscht, um Long Covid besser verstehen und behandeln zu können?

Im vorausgehenden Report hatten wir einen Blick auf die negativen psychischen Folgen von Long Covid geworfen, heute wollen wir uns nach vorne wenden und nachsehen, ob es Hoffnung für die vielen Betroffenen gibt. Zunächst aber die aktuellen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

264,7 (21.09.) / 259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) /
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 85 Fällen (+2).

In den vergagenen Tagen war ein Anstieg der Todesfallzahlen um 30 Prozent gegenüber den 7 Tagen zuvor zu verzeichnen. Das ist die negativste Entwicklung in allen größeren Ländern mit Ausnahme von Spanien (+ 59 Prozent). Deutschland verzeichnete 671 Todesfälle in den vergangenen 7 Tagen, das ist weltweit der vierthöchste Wert. Ganz vorne: USA, Japan, Russland, mit jeweils größerer Bevölkerung als Deutschland.

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 60.237 (eine Woche zuvor: 54.930).

In den vergangenen sieben Tagen wurden aus Deutschland ca. 237.000 Neuinfektinen gemeldet, weltweit ist dies der sechsthöchste Wert. 

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.570 (gestern kamen nach 3 konstanten Tagen 7 neue Fälle hinzu).

Mindestens 17 Millionen Menschen in Europa sind an Long Covid erkrankt. Wird man ihnen bald helfen können? (Q1-22092120)

Die Inzidenzgrafik weist seit seit nunmehr zwei Wochen eine Verschlechterung der Lage aus, zunächst schwächte sich der Rückgang ab, dann drehte der 14-Tage-Trend hin zum Anstieg (blaue Linie). Wir gehen zwar davon aus, dass sich dieser Anstieg nicht im selben Maße fortsetzen wird, aber da es sich um einen prozentualen Kenntwert liegt (derzeit knapp +2 Prozent täglicher Anstieg der Inzidenz innerhalb der letzten 14 Tage), heißt das nicht, dass sich die Lage beruhigt, da der Basiswert täglich steigt. Für uns unverständlich: Warum weist das RKI am Wochenende sinkende Inzidenzwerte aus, obwohl es die Zahlen nicht mehr veröffentlicht, auf denen dieser Rückgang basieren muss, anstatt zu sagen: Wir weisen sonntags und montags jeweils 0 Fälle aus, berechnen 0 Fälle und dadurch bleibt die Inzidenz an den Wochenenden gleich. Mit dem gegenwärtigen Verfahren provoziert man eine starke Steigerung des Inzidenzwertes zum Wochenbeginn, wie gestern. 

Je länger es dauert, bis man sich endlich entschließt, die Pandemie wieder ernsthaft anzugehen, desto mehr Menschen werden an Long Covid erkranken. In Europa sind es nach obiger Quelle mindestens 17 Millionen, die bereits betroffen sind, und genau das belegt, dass die Durchseuchungsstrategie mit erheblichen negativen Langzeitwirkungen verbunden ist. Doch vielleicht kann man ja auch die politischen Pandemie-Bekämpfungsfehler ebenso wie das Fehlverhalten vieler Einzelner noch irgendwie reparieren. Wie ist der Stand der Forschung?

  • Es gibt erste Anhaltspunkte zu den Mechanismen, die Long Covid und die damit verbundene Erschöpfung auslösen.
  • Eine besondere Rolle als Biomarker für Long Covid scheint das Hormon Cortisol zu spielen.
  • Es wird intensiv an unterschiedlichsten Behandlungsmöglichkeiten geforscht. Bislang ist aber noch keine Methode verfügbar, die verlässlich gegen Long Covid wirkt. Dazu sind weitere Studien nötig. (Q1)

In den USA gibt es das bisher größte Long-Covid-Projekt, das mit 1,255 Milliarden Dollar gefördert wird. Heutzutage und angesichts der massiven Schäden, die durch Long Covid ausgelöst werden, nach unserer Ansicht kein sehr hoher Betrag. In Deutschland wird ein Mittel namens BC 007 gegen LC erprobt, das ursprünglich gegen Herzkrankheiten entwicklet wurde. Vielleicht erhält es aber auch die Lizenz zum Töten von Long Covid. Dafür muss großflächiger gesforscht werden, als es bisher der Fall war. 

Ebenso zäh wie Long Covid selbst, das sich offenbar gut ins Bild bisheriger Schwächungen von Menschen nach Virus-Erkrankungen einfügen lässt, gestaltet sich also die Bekämpfung. Unser Tipp: Sobald die Wirtschaft anfängt, Alarm zu schlagen, weil Long-Covid-Patienten nicht mehr so gut ökonomisch verwertbar sind, wird sich die Forschung beschleunigen. Oder es werden mehr Fachkräfte aus anderen Ländern angeheuert. Eigentlich müsste auf die Long-Covid-Situation längst mehr Augenmerk gelegt werden. Aber wir halten eine Zahl von etwa 500.000 Betroffenen für realistisch. 4,4 Prozent aller mit Omikron Infizierten (Stand Mai 2022) entwickelten beispielsweise Long-Covid-Symptome, obwohl Omikron im Ganzen weniger schwer Fälle hervorbringt, als das bei vorausgehenden Typen und Varianten der Fall war. Bei ca. einer halben Million LC-Betroffenen in Deutschland ist längst die Schwelle zum volkswirtschaftlich spürbaren Schaden überschritten, auch wenn die Behandlung der Menschen wiederum die ökonomischen Kenndaten des Gesundheitswesens anschiebt. Wir müssen so argumentieren, denn die humanitären Aspekte solcher Erkrankungen sind für die Politik und die Wirtschaft zweitrangig. Nach dem Stand einer Erhebung der Techniker-Krankenkasse sind Long-Covid-Patient:innen durchschnittlich etwa 100 Tage lang krankgeschrieben.

Ein Hinweis zum Schluss: 12,5 Prozent aller Menschen, die einen schweren Verlauf von Covid-19 hatten, sterben an Spätfolgen. wird berichtet (Q2-220921). Diese Todesfälle werden aber nicht in die Covid-19-Todesfälle-Erfassung des RKI inkludiert, die wir in jedem Report besprechen. Um ein realistisches Bild von den Sterbeziffern an / mit Corona zu erhalten, müsste das geändert werden.

TH

Report 191/22

Nach dem ausführlichen und systemkritischen Report 190/22 vom vergangenen Samstag wenden wir uns heute wieder einer kurzen Faktendarstellung zu. Grundtendenz beim Corona-Geschehen: nicht zufriedenstellend. Von gestern auf heute kam es zum höchsten Inzidenzanstieg seit dem 22. Juli 2022, sowohl prozentual als auch in Punkten. 

Bedingt allerdings auch dadurch, dass das RKI zwar am Wochenende keine neuen Neuinfektions- und Todesfallzahlen mehr präsentiert, wohl aber die Inzidenz anpasst. An was eigentlich, wenn ein  Nullwert gegen einen Nullwert ausgetauscht wird? Die Inzidenz sinkt am Wochenende immer, zumindest nach den öffentlich ausgewiesenen Zahlen dürfte das nicht so sein. Gegenüber dem vergangenen Freitag liegt die Inzidenz nur minimal höher, wird aber im Wochenverlauf vermutlich noch steigen, das zeigen die höheren Fallzahlen pro Tag an. Der Inzidenzwert zeigt das Geschehen der letzten 7 Tage an, bezogen auf die Kenngröße von 100.000 Einwohnern (heute: 259 von 100.000 Einwohnern Deutschlands haben sich innerhalb der letzten 7 Tage mit Corona angesteckt, das sind ca. 215.000 Personen). Und damit zu den aktuellen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

259,0 (20.09.) / 257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) /
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

146 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 83 Fällen (-3).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 60.237 (eine Woche zuvor: 54.930).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.563 (seit drei Tagen konstant).

Frappierend ist vor allem, wie die weltweiten Infektionszahlen sinken und in Deutschland steigen. Das führt dazu, dass sich hierzulande aktuell etwa 20 Prozent des weltweiten Geschehens abspielt, das ist beinahe das 20-Fache dessen, was gemäß dem deutschen Bevölkerungsanteil sein dürfte, wäre die Entwicklung überall ähnlich. Allerdings wird es angesichts dieser horriblen Zahlen auch wieder Zeit, auf etwas hinzuweisen: Viele Länder sind bei ihren Corona-Zahlen vermutlich noch viel mehr im Status der Untererfassung als Deutschland. Sicherlich haben sich mittlerweile weit mehr als die ausgewiesenen 8 Prozent der Weltbevölkerung mit dem Corona-Virus angesteckt. Trotzdem sind die Zahlen bei uns viel zu hoch, daran ändert sich nichts. Und wieder einmal: Es ist ein Beweis von Ignoranz und einer komplett falschen Einstellung gegenüber Menschenleben, dass heute wieder 146 Tote gemeldet werden, das sind nicht nur 27 mehr als am Dienstag der Vorwoche, sondern exakt 146 zu viel. Der 14-Tage-Durchschnitt ist zwar heute leicht gesunken, aber verharrt weiterhin bei mehr als 80 Todesfällen pro Tag.

Die Inzidenzgrafik zeigt deutlich den jüngsten Anstieg. Wenn man genauer hinschaut, sieht man auch, dass die Inzidenz diese Woche erstmals seit längerer Zeit sofort nach dem Wochenende auf einen neuen Höchstwert gesprungen ist, wenn man die letzten beiden Monate betrachtet. Zuletzt brauchte es dazu noch mindestens einen weiteren Tag Anlauf.

Selbstverständlich zeigt dadurch auch der mittelfristige Trend (14 Tage) wieder deutlich nach  oben. 

Gibt es noch etwas zu besprechen? Politisch gesehen nicht, seit das neue Infektionsschutzgesetz am vergangenen Freitag den Bundesrat passiert hat. Vielleicht werfen wir deshalb einmal einen Blick auf Long Covid. Die Langzeitfolgen einer Infektion, von denen mittlerweile schätzungsweise eine halbe Million Menschen in Deutschland mehr oder weniger stark betroffen sind, macht übrigens auch klar, warum man das Infektionsgeschehen nicht einfach laufen lassen sollte: Nicht nur die Todesfälle, sondern auch Menschen, die langfristig eingeschränkt sind, zählen zu den Opfern. Und für diejenigen, die alles in Kosten-Nutzen-Relation sehen: Sie werden natürlich der Verwertbarkeit für das Kapital entzogen, ganz oder teilweise, solange sie diesen Einschränkungen unterliegen. 

Zum Umgang mit den Folgen von Long-Covid, wenn man betroffen ist, hier ein lesenswerter Artikel. Wir spoilern schon ein wenig: Es sind ähnliche Mechanismen, wie wir sie auch bei anderen Krisen und langwierigen Krankheiten sehen, die sich hier zeigen und es sind ähnliche Tools, mit denen man den mentalen Folgen begegnen kann. Der Zusatztipp von uns: Sofern Sie geimpft waren, als es passierte, haben Sie z. B. grundsätzlich keine Veranlassung, sich selbst Vorwürfe wegen einer Trotzdem-Ansteckung zu machen. Zeigen Sie mit dem Finger auf die Ignoranten. Sie können zwar nichts mehr ändern, aber anderen die Schuld zuzuweisen, vor allem, wenn sie wirklich Schuld tragen, hilft dabei, die eigene psychische Verfassung zu verbessern und den Widerstand gegen ebenjene Ignoranz zu stärken.

TH

Report 190/22 vom 17.09.2022 (hier  zu 189/22 vom 16.09.022)

Unser letzter CA-Report für diese Woche vermeldet im Grund das Bekannte: Die Corona-Inzidenz steigt weiter an. Wenn es so weitergeht, dann ist es weniger eine Welle als eine Art Rampe, die sich herausbilden wird, denn der Anstieg verläuft mit einer erstaunlichen Kontinuität.

Und das unterhalb der Wahrnehmungsschwelle vieler Menschen, weil er, auf Einzeltage heruntergerbrochen, mit 2 bis 3,5 Prozent pro Tag recht unspektakulär ausschaut. Aber die Neuinfektionszahlen lagen gestern schon wieder um 20 Prozent höher als am Freitag der Vorwoche. Außerdem gibt es eine neue Omikron-Variante, die wir heute besprechen werden. Ein weiteres Thema, das wir im etwas längeren Samstagesreport behandeln werden, hat sich im Zuge der Affenpocken-Direktrecherche beim RK ergeben: das gesamte infektionsgeschehen in Deutschland über alle Krankheiten hinweg in den letzten 20 Jahren und was daraus abzuleiten ist. Zunächst zu den aktuellen Grunddaten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

257,5 (17.09.) / 249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) /
215,2 (05.09. = niedrigster Stand seit der Sommerwelle 2022)
752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

88 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 86 Fällen (+1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 36.613 (eine Woche zuvor: 30.166).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.556 (vorgestern 3.548).

Die Inzidenzgrafik weist aus, dass die 14-Tage-Veränderungslinie vor einigen Tagen ins Negative gedreht hat (blaue Linie), aber noch nicht klar ist, ob das immer noch ein Rückkopplungseffekt ist, der aus der veränderten Lage (keine Schulferien mehr, kühlere Temperaturen) resultiert, oder ob er bereits den Auftakt zu einer neuen Welle darstellt. Doch auch der aktuelle Anstieg, fortgeschrieben, würde ausreichen, um in einigen Wochen wieder für mehr schwere Fälle und Todesfälle zu sorgen, nachdem Letztere ohnehin höher liegen als während des Abklingens der Omikron-BA.2-Welle im Juni. Schon die damalige Zahl von durchschnittlich ca. 70 Fällen pro Taghaben wir als Ausweis für eine nicht-endemische Lage gewertet. 

Während innerhalb der vergangenen sieben Tage das Infektionsgeschehen weltweit um 11 Prozent rückläufig war, stiegen die Infektionszahlen in Deutschland um 12 Prozent an, auf einem Niveau, das ohnehin nie als befriedigend oder „normal“ in Relation zur Weltbevölkerung zu bezeichnen war. Es ist hier mittlerweile akzeptierte Realität, dass Deutschland permanent um das 5- bis 10-Fache über diesem Anteil liegt, und das halten wir für sehr gefährlich.

Das Kleinreden der Pandemie, das die Querdenker:innen für angezeigt halten, der daraus resultierende mangelnde Mut der Politik zur sachgerechten Pandemiebekämpfung, ist eine Gefahr für die Freiheit, weil die Probleme damit in ohnehin krisenhaften Zeiten weiter durchgeschleppt werden und andere sich hinzuaddieren, wie die massive Verschlechterung der Lebenssituation vieler Menschen. Was wir in letzter Zeit wahrnehmen, sind richtige Einbrüche in bisher trotz jahrzehntelanger starker Belastung durch neoliberale Zerstörungspolitik noch halbwegs stabile soziale Systeme und Netze. Es ist kaum zu glauben, mit wem man alles bei ganz normalen Alltagserledigungen ins Gespräch kommt und um was es dabei geht. Es lässt Einblicke zu: Immer mehr Menschen sind einem Mehrfachdruck ausgesetzt, der kaum noch zu bewältigen ist. Heute trendet erstmals seit längerer Zeit auch der Grundbegriff der Pandemie wieder: #Corona.

Erst jetzt wird sich zeigen, was wir als Gesellschaft wert sind: Ob es uns endlich gelingt, an der richtigen Stelle widerständig zu werden. Das gilt auch für den Protest gegen eine indolente, FDP-gesteuerte Corona-Politik, welche die aktuelle Lage verschlimmert und die Karl Lauterbach vom Paulus zum Saulus werden ließ. In dieser Lage ist uns ein neue Variante von Omikron zugewachsen:

BJ.1 ist ein neu entdeckter Omikron-Subtyp, der nach Angaben von Experten besonders viele Mutationen am Spike-Protein hat. Das kann zur Folge haben, dass das Virus der Immunabwehr besser entgehen kann und vorangegangene Infektionen und Impfungen nicht mehr so gut schützen. Experten halten das bei BJ.1 für möglich bis wahrscheinlich, was allerdings nicht bedeute, dass der Immunschutz komplett wegfalle. (Q1-220917-16)

Neue Variante, bekanntes Spiel? Vielleicht nicht, denn der Subtyp BA2.75, der vor einiger Zeit in der Diskussion stand, hat es bisher auch nicht geschafft, als Gamechanger in Europa aufzutreten und eine neue Welle auszulösen:

BJ.1 ist ein Subtyp der Omikron-Variante des Coronavirus, genauer gesagt: eine Unterlinie des Omikron-Subtyps BA.2. (Q1)

Bisher wurde die Variante in Deutschland nicht nachgewiesen, sondern zuerst, wie schon BA2.75 in Indien, aber mittlerweile auch u. a. in den USA und in Österreich. Ihr Kennzeichen sind sind besonders viele Mutationen gegenüber bisher durchsetzungsfähigen Typen und Varianten und sie könnte ein „Immunflüchtling“ sein, der die gegen die bisherigen Varianten aufgebaute Immunität umgehen könnte, wie es schon bei den bisherigen Omikron-Varianten der Fall war. Aber es sei betont: Auch BA2.75 hat man, als die Variante auftauchte, diese Eigenschaften zugeschrieben, dennoch löste sie hierzulande BA.5 als dominierende Variante nicht ab, BA.5 hält immer noch mehr als 95 Prozent Anteil am Neuinfektionsgeschehen.

Es war nicht die Recherche wegen Corona, sondern wegen der Affenpockenzahlen, die uns dazu geführt haben, uns die epidemiologischen Jahrbücher anzuschauen, die das RKI veröffentlicht. Bei den Affenpocken selbst zeigt sich die Lage mit 8 neuen Fällen am gestrigen Tag weiterhin ruhig. Doch diese Jahrbücher haben uns erstaunt und auch schockiert. 

Schon lange vor Corona ist die Zahl der gemeldeten Infektionsfälle in Deutschland massiv angestiegen. Im Jahr 2001 wurden noch insgesamt 233.000 Fälle erfasst. Im Jahr 2005 belief sich die Zahl schon auf 1,24 Millionen, 2010 war der Stand von 3 Millionen überschritten und im letzten Vor-Corona-Jahr kam es bereits zu 6,15 Millionen erfassten Infektionsfällen. Auch traditionelle Krankheiten wie die Influenza haben seit Anfang der 2000er Jahre massiv zugenommen.

Lag im Jahr 2001 noch die Salmonellose mit ca. 77.000 Fällen an der Spitze des Geschehens, vor der Rotavirus-Gastroenderitis mit 43.000 Fällen, waren damals 43 Krankheiten erfasst worden, mit überwiegend sehr geringer Fallzahl, zeigte sich im letzten Vor-Corona-Jahr folgendes Bild: Norovirus-Gastroenderits 1,387 Millionen Fälle, Cambylobacter-Enteritis 1,2 Millionen Fälle, saisonale Influenza 1,087 Millionen. Erschreckend ist auch der Wiederanstieg im Bereich schwerer Krankheiten, die ausgerottet schienen, wie etwa 104.000 Tuberkulose-Fälle. Insgesamt waren 58 Krankheitsbilder aufgelistet. Wir sind nun nicht so tief eingestiegen, dass wir einschätzen könnten, in welchem Maße eine wesentlich dichtere Erfassung zu diesem massiven Anstieg von Infektionsmeldungen beigetragen haben könnte, vermutlich ist in dem Bereich seit den frühen 2000ern tatsächlich etwas geschehen.

Bekannt ist aber auch, dass wir derzeit gegen die Rückkehr von Krankheiten im Abwehrkampf stehen, die einst mit hohem Aufwand besiegt wurden.

Die nahezu vollständige Abwesenheit schwerer Infektionskrankheiten war einer der größten Erfolge der modernen Medizin, und dieser Erfolg steht immer mehr in Frage. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei: Umwelteinflüsse, nachgebende Sorgfalt im auf Kosteneffizienz getrimmten Gesundheitssystem, wie etwa die Zunahme von Krankenhauskeimen, zunehmende Schwierigkeit, die ihrerseits entwickelte Immunität von Erregern gegen Medikamente auszuschalten, aber auch das zu nachlässige Verhalten der Bevölkerung. Das zusammen ergibt einen höchst ungünstigen Mix, der dazu führen dürfte, dass die gesundheitliche Resilienz der Menschen, die in diesen Zeiten dringend gebraucht würde, mit oder ohne Corona weiter nachlassen wird.

So bildet sich zum Beispiel die Grippewelle 2018/2019 in den obigen Zahlen deutlich ab, die so viele Menschenleben gefordert hat wie schon lange keine Infektionskrankheit mehr und eine wahrnehmbare Übersterblichkeit in jenem Winter verursachte, obwohl, wie jedes Jahr, angepasste Grippeimpfstoffe auf den Markt kamen. Übertroffen wird diese Übersterblichkeit nun vom Corona-Geschehen im Winter 2020/2021, möglicherweise auch von dem im Winter des folgenden Jahres, diesbezüglich müssen die neuesten Sterbefallzahlen abgewartet werden. Sicher ist bereits, es kam 2021 zur höchsten Sterbeziffer in Deutschland seit dem Hungerwinter 1946/1947.

Das höchste Beunruhigende darin ist, alle Krankheiten in der Zusammenschau betrachtet, dass die Fälle und Opfer von Infektionskrankheiten seit 20 Jahren beständig zunehmen. Wir haben in den Epidemie-Jahrbüchern kaum ein Jahr gefunden, in dem keine Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen war. Der nächste Schub könnte kommen, wenn sich aufgrund des Klimawandels immer mehr Überträgertiere tropischer Krankheiten in Mitteleuropa ansiedeln, gegen deren mitgebrachte Erreger das Immunsystem der Menschen in unseren Breiten denkbar schlecht gerüstet ist. Auch für diesen Trend gibt es bereits deutliche Anzeichen. Neben weiteren Einflüssen könnte dies dazu führen, dass die Entwicklung hin zu höherer Lebenserwartung selbst dann bald gestoppt sein wird, wenn die gesundheitliche Achtsamkeit der Bevölkerung im Bereich Selbstfürsorge (u. a. mehr Gespür für gesunde Ernährung, weniger Alkohol und Tabak) weiterhin zunimmt, wie es in den letzten Jahren bereits zu beobachten war.

Wie bei anderen Hauptthemen unserer Zeit wird zu wenig Wert auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise gelegt. Sich einerseits immer weiter selbst zu optimieren und sich darauf auch viel zugute zu halten, aber gleichzeitig gegen sinnvolle Infektionsschutzmaßnahmen auf die Straße zu gehen, das passt keinesfalls zusammen.

Der Ansatz muss außerdem im Zusammenhang mit einer anderen Wirtschaftsweise und der Akzentuierung anderer Prioritäten als bisher erfolgen, wenn der Gesundheitszustand der Bevölkerung sich nicht (weiter) verschlechtern soll. Dieses Umdenken wäre freilich gegen eine immer noch herrschende Ideologie gerichtet, die Opfer billigend in Kauf nimmt, solange die Wirtschaft Rekordgewinne einfahren kann. Auch dieser Effekt beschleunigt sich immer mehr und führt gleichzeitig in einem Kreis zurück in Zeiten vor dem Entstehen der Sozialstaatlichkeit, die im Grundgesetz verankert ist und, anders als z. B. die Eigentumsgarantie, zu den unveränderlichen Grundtatbeständen der Verfassung gehört.

Der Wert des Ganzen sind wir, jede:r einzelne von uns. Uns uns hat dieses System zu dienen, nicht umgekehrt. Das war auch eine Lehre aus der Nazizeit, mithin eine Idee der Stifter:innen der Verfassung. Dass die gegenwärtige Ordnung nicht mehr dem Geist der Verfassung entspricht, muss endlich in die Köpfe.

In Großbritannien heißt der Wahlspruch gegenwärtig „Genug ist genug“.

Er richtet sich zwar, typischerweise, vorwiegend gegen die grassierenden wirtschaftlichen Probleme, aber wir möchten ihn gerne erweitern auf alle Lebensbereiche: Der Erosion als gesichert geltender und bei Reduzierung der massiv zunehmenden Ungleichheit problemlos aufrechtzuerhaltender Standards muss endlich etwas entgegengesetzt werden. Dafür müssen wir uns einsetzen und eine neue Gemeinsamkeit entwickeln. Jeder für sich kann zwar auch etwas tun, aber wird nicht viel erreichen gegen eine ignorante Mehrheit, das dürfte wohl klar sein. Und vor allem nicht gegen eine Politik, die Probleme über Jahrzehnte nicht nur verschleppt, sondern auch bewusst neue geschaffen hat. Die massive Zunahme an Infektionskrankheiten seit nunmehr mindestens 20 Jahren steht dabei sinnbildlich für die Zerstörung der zivilisatorischen Grundlagen, auf denen wir einst mit Vertrauen in die Zukunft unser Leben aufgebaut und neues Leben geschenkt haben.

Dieser Trend muss endlich gestoppt werden, wenn wir und die Generationen nach uns noch eine Chance auf ein gutes Dasein haben wollen. Dieser Trend ist auch zu stoppen.

Man muss nur aufhören, den Einflüsterern in Diensten des Kapitals zu glauben, die uns auf der falschen Spur halten wollen, damit wenige, sehr gut aufgestellte Menschen davon profitieren können, dass es der Mehrheit immer dreckiger geht. Wo immer wir unterwegs sind, welchen Vorgang wir auch betrachten, wir müssen uns angewöhnen, unsere Beobachtungen in die Matrix der Systemkritik zu integrieren. Die Logik wird dann immer zwingender. Die Erkenntnisse werden  nicht ausbleiben können. Aus ihnen erwächst hoffentlich das Aufbegehren, das schon vor Corona überfällig war, aber nicht stattgefunden hat.

Worauf warten wir aber jetzt noch? Auf die nächste politische Corona-Panne, den nächsten Krieg, die nächsten Inflationsrekorde, die nächste Rekordhitze? Wir dürfen uns gerade jetzt nicht mehr einschüchtern lassen und müssen, was an Energie noch übrig ist, in den Kampf werfen. Wir vom Wahlberliner werden dokumentieren und Aktionen propagieren, wenn es endlich zu einem breitangelegten Protest gegen die Zerstörung unserer Lebenswelt kommen sollte.

TH

Report 189/22 vom 16.09.2022 (hier zu 188/22 vom 14.09.2022)

Gestern gab es keinen Corona-Report. Aber nicht, weil es nichts zu besprechen gäbe, sondern wegen einer unvorhergesehenen Situation, die dazu geführt hat, dass wir am 15.09. gar nichts veröffentlichen konnten.

Während wir die Affenpocken derzeit hintanstellen können, es gibt kaum noch Neuinfektionen, müssen wir über das reden, was sich bei der Corona-Pandemie tut. Diese ist nämlich nicht vorbei, keineswegs. Die Inzidenz steigt nun schon seit einer Woche fast kontinulierlich, wenn auch nicht allzu rasant und vorgestern kam es zu 230 Todesfällen an / mit Corona, der höchsten Zahl seit dem 10. Mai, während die Omikronn-BA.2-Welle abflaute, die Inzidenzwerte aber wesentlich höher lagen als derzeit. Die Beobachtung ist nicht ganz neu: In Relation zu den Infektionszahlen und damit zum R-Wert liegen die Todesfallzahlen höher als im Frühjahr. Wir haben sie im vorgestrigen Report deshalb abgebildet. Damit zu den aktuellen Daten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

249,9 (16.09.) / 244,4 (15.09.) / 236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

117 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 85 Fällen (+3, Anstieg innerhalb von zwei Tagen gemessen).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 38.749 (eine Woche zuvor: 35.995).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.548 (vorgestern 3.547).

Die Inzidenzgrafik zeigt demgemäß eine unerfreuliche Entwicklung, die sich zu verfestigen scheint. Sicher muss man veränderte Rahmenbedingungen wie kühleres Wetter und Ferienende in allen Bundesländern berücksichtigen, aber es bleibt dabei, dass die Zahlen zu hoch sind. Omikron BA.5 hält derweil konstant einen Anteil von 96 Prozent an den Neuinfektionen, in einer Verschiebung hin zu einer neuen Variante liegt der gegenwärtige Anstieg also nicht begründet.

Wie will die Politik nun der Tatsache entgegentreten, dass Covid not over ist? Hier finden Sie aktuelle Infos, übersichtlich dargestellt. Im Wesentlichen ist das Maßnahmenpaket bekannt, es wurde bereits mit einer Mehrheit im Bundestag ausgestattet, neu ist heute , dass nun auch der Bundesrat zugestimmt hat und das neue Infektionsschutzgesetz damit in Kraft treten kann. Wir haben bereits mehrfach betont, dass vor allem die Erweiterungsmöglichkeiten im Fall neuer Wellen imt vielen schweren Fällen und Todesfällen uns nicht als ausreichend erscheinen. Die Spannweite nach oben ist zu sehr begrenzt worden, damit nicht ein gewisses Klientel wieder den Freiheitskampf ausruft. Das wird sich trotzdem nicht vermeiden lassen, deshalb hätte man auch mehr Mut zeigen können.

#Schutzmaßnahmen und #Impfung trenden heute in den sozialen Medien, zählen aber nicht zu den wichtigsten Hasthags des Tages. Damit hat es Corona mit dem im Grunde längst geschnürten Paket doch noch auf eine etwas müde Weise in die Schlagzeilen geschafft. 

TH

Report 188/22 vom 14.09.2022 (hier zu 187/22 vom 13.09.2022)

Es ist alles andere als zufriedenstellend, dass wir nun die Frage stellen müssen, ob wir zwischen Welle und Welle angelangt sind: Zwischen der für viele unerwarteten Sommerwelle und der lange vor allem politisch angekündigten Herbstwelle.

Die Corona-7-Tage-Inzidenz steigt zwar langsam, aber sie steigt. Es ist kühler geworden, die Schulferien sind zu Ende, der Normalbetrieb läuft auch dort, wo es eigentlich noch nicht erlaubt ist. Kürzlich hatten wir eine Fahrt mit der S-Bahn, während dieser Fahrt hat der Zugführer ausdrücklich (der Mensch am Steuer, zusätzlich zur automatisierten Ansage) auf die Maskenpflicht aufmerksam gemacht, aber wer ein Arsch ist, ist ein Arsch und weiß genau, dass nun niemand deswegen den Zug anhalten wird, weil dieser Ignorant durch die Videokamera an der Decke  beim Nichteinhalten der Vorschriften beobachtet wird. Von diesen Ärschen gab es einige, während dieser Fahrt.

Als Mitpassagier kann man sich nur räumlich distanzieren, wenn Platz genug vorhanden ist, mehr geht nicht. Und dann steigt eine große  Gruppe von Kindern im Sekundarschulalter zu, die Bahn ist danach voll, sie alle tragen keine Masken, als ob sie keine Virusüberträger sein könnten, die erwachsenen Begleitpersonen desgleichen. Auf der Fahrt zu einem körperlichen Eingriff, bei dem möglichst keine Infektion in die Quere kommen sollte, nervt das alles besonders. Zum Glück war für die gestrige Rückfahrt Taxi oder Abholung vorgeschrieben.

Es handelt sich um eine Ausnahmesituation, aber das ändert nichts daran, dass Menschen unverbesserlich sind und damit ihre Mitmenschen erheblich schädigen können und an der Gedankenlosigkeit, bestenfalls, die sich jeden Tag damit verbindet. Wir können für uns beanspruchen, dass wir darauf nicht bloß in Lagen mit besonderem Stress ein Auge haben, sondern seit dem Beginn der Pandemie im Rahmen der C/CA-Reporte über unsere Beobachtungen in Berlin berichten. 

Die chaotische Corona-Politik trägt an diesem Verhalten eine Mitschuld. Viele Menschen machen sich schlicht ihre eigene Logik und halten sich für am schlauesten. Sind sie natürlich nicht, das merkt man an vielen anderen Dingen, aber wir als Gesellschaft sind nicht krisenfest, das ist nach zweieinhalb Jahren Corona eindeutig klar, und werden deshalb auch ungebremst in eine Herbstwelle rennen, falls sie kommt.

Die gegenwärtigen Anzeichen lassen diesen Schluss noch nicht sicher zu, zumal kein Gamechanger in Form einer neuen dominierenden Corona-Variante gemeldet wurde. Umso frustrierender wäre es, wenn es zu einer weiteren Welle mit einer schon so „alten“ Variante wie Omikron BA.5 käme, gegen die man längst gewappnet sein könnte Dies nur, weil die Politik keinen Mut hat und immer größere Teile der Bevölkerung das Pandemie-Ende dann deklarieren, wenn sie es persönlich für angezeigt halten, bestärkt durch Mitschwurbler:innen in den sozialen Netzwerken.

Entscheidend ist für unsere eigene Haltung zur Sache nicht die Inzidenz, obwohl wir sie grafisch in den Vordergrund rücken. Letzteres tun wir aus informatorischen Gründen, weil auf sie immer noch überwiegend geschaut wird. Wir orientieren uns auch an den Todesfallzahlen, und diese liegen höher während des Abflauens der 6. Welle (Omikron BA.2) im späten Frühjahr / Frühsommer, obwohl die Inzidenz jetzt ähnliche Werte aufweist wie damals. Deshalb erstmals seit dem 15.07. wieder die aktuelle Todesfälle-Grafik, danach zu weiteren Grunddaten des Tages:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

236,6 (14.09.) / 229,9 (13.09.) / 221,1 (11.09.) – vorstehende Werte alle heute nachgetragn / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

109 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 Fällen (+1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 51.299 (eine Woche zuvor: 46.495).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland beträgt 3.547 (gestern 3.533).

Nach Beinahe-Stillstand kam es nun wieder zu einigen neuen Affenpocken-Fällen. Der Rede oder der Erwähnung im Report sind sie wert, aber es sieht nicht nach einer Änderung des grundsätzlich positiven Trends aus, der besagt, dass das Geschehen beinahe zum Erliegen gekommen ist. Zumal es an den Vortagen wesentlich ruhiger war, die 14 neuen Fälle verteilen sich vom bisher höchsten Stand aus auf drei Tage.

Eine kleine Entschuldigung an dieser Stelle: Gestern hatten wir teilweise die Datenreihen nicht fortgeschrieben, offenbar war die Konzentration noch etwas eingeschränkt. Wir haben das oben bei der Inzidenz markiert.

Und damit zur 7-Tage-Inzidenz bundesweit, unserer Standardgrafik:

Das Ärgerliche ist die blaue Linie, sie hat nun den Nullwert erreicht. In den letzten 14 Tagen ist die Inzidenz also per Saldo nicht mehr zurückgegangen und steigt in den letzten Tagen verstärkt an, wenn auch imme rnoch in moderatem Tempo im Vergleich zu den Wellen 5, 6, 7, wie die Grafik ebenfalls ausweist (rote Linie für die Tageswerte). Sind wir also zwischen zwei Wellen, können wir die Zahl 8 nun ins Auge fassen oder haben wir nur einen Zwischenanstieg, weil sich wieder der Normalzustand einstellt, dass viele Menschen unterwegs sind, die zwischenzeitlich in den Ferien waren und weil die Tages-Höchsttemperaturen sich nun fast halbiert haben?

Zu früh für eine eindeutige Beurteilung. Wenn der Impfstoff gegen BA.5 auf den Markt kommt, werden wir uns jedenfalls die vierte Spritze abholen, die für den Personenkreis, dem wir angehören, derzeit von der Stiko noch nicht empfohlen ist. Dann werden wir hoffen, dass eine neue dominierende Mutante sich nicht z. B. von Delta, sondern von Omikron BA.5 abzweigt. Wir werden nie die Pressekonfernz vergessen, während der Karl Lauterbach anhand seines Handys erklärt hat, wie neue Mutationen auf allen möglichen vorherigen Stufen des Virus abspringen und Unheil anrichten können. Es gibt gemäß dieser Darstellung nicht zwangsläufig eine lineare Weiterentwicklung, aufbauend auf der jeweils neuesten bisherigen Variante, die sich durchgesetzt hat.

Signifikante Corona-#Trends aus den sozialen Netzwerken sind heute nicht zu vermelden, der wendungsreiche Krieg in der Ukraine derzeit viel thrilliger als eine fast unbemerkt umtrendende Pandemie, und erst der Fez um die Queen und ihren Nachfolger. Hoffentlich kommt das Virus nicht auf die Idee, sich zurückgesetzt zu fühlen und in den nächsten Tagen doch mit der sogenannten Lauterbach-Killervariante raus, die so ansteckend ist wie Omikron und so tödlich wie Delta, weil es unbedingt wieder in die Schlagzeilen will.

TH

Report 187/22 vom 13.09.2022 (hier zu 186/22 vom 10.09.2022)

Liebe Leser:innen, da sind wir auch schon wieder, pünktlich zum Dienstag mit dem 187. Corona-Affenpocken-Report des Jahres. In den nächsten Tagen werden wir theoretisch sogar mehr Zeit für den Wahlberliner haben.

Ob wir das nutzen können, hängt u. a. davon ab, wie lange wir schon am Schreibtisch sitzen und tippen können. Eine kleine Anmerkung in eigern Sache, verbunden mit einem Dank dafür, dass Sie uns gestern so zahlreich besucht haben, obwohl es keinen neuen Artikel zu lesen gab; dies alles versteckt im CA-Kurzreport. Nun werden wir sehen, was die Zeit bringt.

Das gilt auch für Corona. Der Rückgang im August ist zum Erliegen gekommen, die Inzidenz blieb in den letzten Tagen auf einem Niveau von 220 bis 230; nach dem traditionellen Rückgang am Wochenende, den das RKI ausweist, obwohl es keine Neuinfektionszahlen veröffentlicht, liegt er heute bei 229,9 und die Zahl der Neuinfektionen gegenüber der Veröffentlichung vor einer Woche um mehr als 5.000 Fälle höher. Um ein Viertel rückläufig ist hingegen die Zahl der Todesfälle, verglichen mit dem Meldedatum 06.09.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

82 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 81 (-1).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 30.166 (eine Woche zuvor: 49.709).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.519 auf 3.530.

Weltweit kam es gestern zu 0,349 Millionen Neuinfektionen (vorläufige Zahl), der deutsche Anteil daran: 15,1 Prozent, mit steigender Tendenz und Platz 6 weltweit in vorausgegangenen 7 Tagen.

Bei den Affenpocken erhielt sich andererseits das günstige Bild der letzten Tage. Von vorgestern auf heute (Meldetag) kam es sogar zu der kuriosen Stellung, dass nun ein Fall weniger ausgewiesen wird als am 10.09. Vielleicht hat sich eine bereits als sicher gemeldete Infektion doch nicht bestätigt. Wir weisen die Grafik zu den Affenpocken aufgrund der geringen Veränderungen nur noch ein- bis zweimal wöchentlich aus.

Damit schließen wir auch den trotz der Off-topic-Einleitung bisher kürzesten CA-Kurzreport und halten ihn wirklich kurz. Es ist doch im Moment noch etwas anstrengend und es empfiehlt sich, zunächst kleine Artikelbrötchen zu backen. Das bedingt auch, dass wir uns nicht mit jedem Hashtag zu Corona befassen, als da heute wären #Ungeimpft, #Drosten, #QuerdenkersindTerroisten. Themenübergreifend: Beiträge der nächsten Tage werden  vermehrt weitergeleitete Fremdtexte sein, die wir empfehlen oder besprechen.

TH

Report 186/22 vom 10.09.2022 (hier zu 185/22 vom 09.09.2022)

Unser letzter Report für die nächsten Tage weist einen geringfügigen weiteren Inzidenzanstieg aus, dafür gehen die Todesfallzahlen etwas zurück. Derweil rechnet Christian Drosten mit hohen Infektionszahlen noch vor Dezemberanfang.

„Viele werden eine Woche krank sein“, sagt er unter anderem, sieht aber keine allzu hohe Hospitalisierungsrate voraus. Wer von Ihnen war nicht schon einmal eine Woche krank? Auch Virologen haben Schiss davor, dass Menschen nicht mehr für das Kapital verwertbar sind und mutmaßt, dass komplette Betriebe dichtmachen müssen. Klar, wenn der Betrieb aus einem Soloselbstständigen besteht, kann das passieren. Und Sie wissen ja, wie das ist, niemand bezahlt einem den Arbeitsausfall, wenn man wirklich selbstständig ist und sich nicht auf andere verlassen kann, die man ausbeutet.

Karl Lauterbach rechnet jetzt hingegen nur noch mit einer mittelschweren Herbstwelle, heißt es in derselben Quelle. Er hat, anders als Drosten, offenbar die sogenannte FDP-Impfung bekommen, die bewirkt, dass man Corona nicht mehr so schrecklich findet, wie es angesichts weiterhin zu hoher Todesfallzahlen anscheinend immer noch ist. Vermutlich wurde dem Gesundheitsminister die Impfung persönlich vom Kollegen Buschmann aus dem Justizressort verabreicht. Promis unter sich, da machst du als Normalbürger nix. Da kannst du nur abwarten, was als nächstes schiefgeht. Im Grunde sind alle folgenden Zahlen ein Ausweis politischer und auch persönlicher Unfähigkeit vieler Bürger:innen, sonst wären sie nicht mit die höchsten weltweit, und das nicht erst seit gestern, sondern übers gesamte laufende Jahr hinweg betrachtet.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

229,6 (13.09.) / 221,1 (11.09.) / 230,6 (10.09.) / 229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 81 (+/-0).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 54.930 (eine Woche zuvor: 29.345).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.519 auf 3.530.

Weltweit kam es gestern zu 0,492 Millionen Neuinfektionen (vorläufige Zahl), der deutsche Anteil daran: 6,1 Prozent, mit in den letzten Tagen steigender Tendenz und Platz 6 weltweit.

Alle Länder mit mehr Infektionen haben stärkere Rückgänge zu verzeichnen (Deutschland: nur noch -1 Prozent). 

Bei den Affenpocken kam es gestern zu 11 Neuinfektionen in Deutschland, das entspricht in etwa dem Durchschnitt der letzten zwei Wochen. Vorgestern wurde mit nur einem neuen Fall  die niedrigste Neuinfektionszahl seit dem Ausbruch der Affenpocken am 24. Mai gemeldet. Die folgende Grafik zeigt, dass das Geschehen zumindest in Deutschland derzeit keinen Anlass zu größerer Epidemiesorge gibt:

Die Gesamt-Trendlinie zeigt mittlerweile ein konvexes Aussehen. Die Prognose, die in der blauen Linie dargesetellt wird, dürfte insofern nicht zutreffen, als es zu weniger neuen Fällen kommt, als diese immer noch ausweist. Es ist durchaus möglich, dass der Ausbruch des Affenpocken-Virus in Deutschland bei weniger als 4.000 Fällen endet. In Sachen Corona jedoch gibt es keine Entwarnung. Das sollte die Politik ebenso wie eine lautstarke Minderheit im Land endlich zur Kenntnis nehmen.

TH

Report 185/22 vom 09.09.2022 (hier zu 184/22 vom 08.09.2022)

Kennen Sie schon das „Gesetz der Schande“ (#GesetzderSchande)? Richtig, es handelt sich um das neue Infektionsschutzgesetz, das heute vom Bundestag beschlossen wurde. Mit einigen Gegenstimmen aus der Regierungspartei FDP und gegen alle Oppositionsparteien. Auf Twitter wird gerade vollkommen freigedreht, und das wegen einer Regulierung, die nicht annähernd die Anforderungen an den Schutz vor einer möglichen neuen Welle mit vielen Todesopfern erfüllt. 

Natürlich, es ist eine Blase, sie spiegelt nicht die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung, aber die Umfragen der letzten Zeit belegen, dass die Akzeptanz für vernünftige Politik nachlässt, selbst dann, wenn die Vernunft nur in vorausschauendem Handeln besteht. Was uns so erschreckt, ist, dass die vorgeblichen Freiheitskämpfer die nach wie vor hohen Todesfallzahlen ignorieren, die das Virus verursacht bzw. begleitet und die Long-Covid-Schäden generell außer Acht lässt. Dass nun 95 Prozent der Menschen in Deutschland Antikörper haben sollen, weil sie bereits infiziert waren oder geimpft sind, sagt hingegen nichts darüber aus, wie künftige Szenarien sich gestalten werden. Und für Entwicklungen wie eine neue , z. B. dem Typ Delta bezüglich der Letalität entsprechende Mutation, gegen die der aktuelle Antikörperschutz wenig ausrichten wird, ist Deutschland mit dem neuen Infektionsschutzgesetz denkbar schlecht gerüstet. Derweil steigt die Inzidenz wieder, und zwar auf breiter Front. Besonders schließen Bundesländer, die während der letzten Monate niedrige Inzidenzen aufwiesen, zu den anderen auf.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

229,5 (09.09.) / 223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

119 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 82 (-2).

Die Zahl der erfassten Neuinfektionen belief sich gestern auf 35.995 (eine Woche zuvor: 33.930).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.518 auf 3.519. 

Die weltweiten Affenpockenzahlen (bestätigt sind knapp 53.000 Fälle) sind nicht mehr zuverlässig, da für viele wichtige Länder keine tägliche Pflege der Datenbank mehr stattfindet, darunter auch Deutschland, der letzte ausgewiesene Stand ist der 2. September. Die letzten Zahlen aus den USA, wo mit Abstand die meisten Infektionen stattfinden, enden mit dem 1. September.

Wir müssen für die hiesigen Daten mittlerweile eine Abfrage beim RKI starten. Erfreulich, dass dabei von gestern auf heute nur ein neuer Fall hinzugekommen ist. Das Ende ist nah, so scheint es. Nicht das von Corona und hoffentlich nicht das der Welt, aber wohl jenes des Affenpockenausbruchs in Deutschland. Zum Abschluss unsere traditionelle Inzidenzgrafik, die anzeigt, dass wir derzeit in einer möglichen Wendesituation sind: Der Rückgang der Corona-Inzidenz ist vorläufig gestoppt, der Anstieg an einzelnen der letzten Tage (rote Linie) ist sichtbar und konsequent nähert sich der 14-Tage-Durchschnitt (blaue Linie) nun dem Nullniveau von unten an.

TH

Report 184/22 vom 08.09.2022 (hier zum Report 183/22 vom 07.09.2022)

Der heutige Corona-Inzidenzanstieg ist der höchste seit dem 19.07.2022. Es wird kühler, die Ferien gehen, die Herbstwelle kommt? Hoffentlich nicht, denn sie wäre die erste, die noch auf derselben Variante des Virus basiert wie die vorausgehende, die im Juli ihren Höhepunkt erreicht hatte und die wir Sommerwelle genannt haben.

Sowohl in Punkten wie prozentual ist dieser Inzidenzanstieg keine Sensation, aber bevor man etwas Neues beginn, wie zum Beispiel eine Herbstwelle, sollte man doch die bisherige Arbeit hinter sich gebracht haben, oder? Das kann man von der Sommerwelle aber so nicht sagen, wirklich beendet ist sie vor allem deshalb nicht, weil die Todesfallzahlen permanent hoch geblieben sind. Auch heute wurde wieder eine dreistellige Sterbeziffer an / mit Corona vermeldet:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

223,1 (08.09.) / 217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

117 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 84 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 42.057 (vor einer Woche: 39.396).

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland stieg von 3.505 auf 3.518. Die weltweite Zahl liegt bei ca. bestätigten 53.000 Fällen.

Derweil wurden die neuen Corona-Regeln für den Herbst heute vom Bundestag beschlossen:

Der Bundestag hat die Corona-Regeln für Herbst und Winter beschlossen. Das Gesetzespaket der Ampel-Koalition, das generell wieder schärfere Vorgaben zu Masken und Tests ermöglicht, erhielt am Donnerstag 386 Stimmen. 313 Abgeordnete stimmten dagegen, 3 enthielten sich.

Nun muss der Bundesrat noch zustimmen. Die Regeln sollen ab dem 1. Oktober bis zum 7. April 2023 gelten. Mit den neuen Regeln soll einem befürchteten deutlichen Anstieg der Corona-Infektionen begegnet werden. (Quelle: Bundestag beschließt Corona-Regeln für den Herbst | WEB.DE)

An den Artikel schließt sich eine Umfrage an: Sollte es mehr oder weniger Corona-Maßnahmen geben? Wir haben mit „eindeutig mehr“ gestimmt, sind dabei in der Minderheit und wollen vor alle ein Zeichen gegen die Ignoranz setzen, die mittlerweile die Haltung vieler bei diesem Thema bestimmt. Es geht nicht darum, die Menschen einzuengen, sondern im Fall der Fälle gerüstet zu sein, und das scheint uns nach dem neuen Wenn-dann-Katalog nicht plausibel der Fall zu sein. Jedem selbst zu überlassen, was er tut, ist hingegen keine Option, denn dass gerade die Rechten das Freiheitslied singen, belegt: Es kann falsch klingen.

Die Zahl der neuen Affenpocken-Infektionen ist sozusagen zum Stand der Vorwoche zurückgekehrt, mit einem Anstieg von gestern auf heute um 13 Fälle. Das ist nicht bedenklich, aber doch etwas mehr als am sehr ruhigen Wochenende. Eine aktualisierte Grafik zeigten wir zuletzt gestern, der Trend hat sich nicht wesentlich geändert, daher verzichten wir heute auf diese Darstellung und beschränken uns darauf, sichtbar zu machen, dass die Corona-Inzidenz deutliche Anzeichen für einen weniger günstigen Verlauf zeigt als zuletzt. Dazu zählt auch, dass es zuletzt zwei Anstiege innerhalb von drei Tagen gab. Auch diese Konstellation sahen wir letztmals im letzten Julidrittel, also vor ca. 6 Wochen:

TH

Report 183/22 vom 07.09.2022 (hier zu 182/22 vom 06.09.)

Was tun, wenn es von der Corona-Front mehr oder weniger Stillstand zu berichten gibt? Vielleicht einen Blick auf die Affenpocken werfen. Es lohnt sich, denn der Ausbruch ist in Deutschland quasi zum Erliegen gekommen. In den letzten vier Tagen gab es nur 12 Neuinfektionen. Und damit zu den aktuellen Fakten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt

217,2 (07.09.) / 219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

120 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (am Dienstag der Vorwoche: 181). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 85 (-3).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 46.495 (vor einer Woche: 49.303).

Die letzten neuen Affenpockenzahlen stammen vom 06.09.2022. Derzeit 3.505 Affenpocken-Fälle in Deutschland gemeldet, das ist eine Zunahme von nur noch 12 Fällen seit der letzten Meldung am vorigen Freitag. Wir werden aufgrund dieses Abklingens der Neuinfektionen künftig die Zahlen nur noch einmal pro Woche in einer Grafik zeigen und die Zahlen der Tage zwischen diesen Darstellungsversionen interpolieren (bisher galt das nur für Freitag, Samstag, Sonntag), damit jeder Tag weiterhin abgebildet wird.

Die Bundesländer mit den niedrigsten Corona-Inzidenzwerten: Hamburg (132), Baden-Württemberg (153), Thüringen (169).

Die Bundesländer mit den höchsten Corona-Inzidenzwerten: Mecklenburg-Vorpommern (283), Bremen (270), Hessen (246).

Weltinfektionszahl der vergangenen 7 Tage: 3,86 Millionen, davon in Deutschland 0,199 Millionen = 5,40 Prozent. Der weltweite Rückgang der Infektionszahlen betrug in den vorausgegangenen 7 Tagen 22 Prozent, in Deutschland nur 11 Prozent.

Damit die Faktenlage angesichts einer nur minimalen Bewegung beim Corona-Geschehen nicht zu langweilig wird, haben wir Umfragen für Sie zum Mitmachen, die wir zwischenzeitlich entdeckt haben:

Civey-Umfrage: Wie bewerten Sie die Forderung von Teilen der Opposition, die einrichtungsbezogene Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte abzuschaffen? – Civey

Hier der Begleittext aus dem Newsletter:

Teile der Opposition fordern, die einrichtungsbezogene Impfpflicht abzuschaffen. Der CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge sagte der Welt, dass weder Nutzen noch Nachteile, wie die Abwanderung des Personals, bekannt seien. Statt einer Pflicht sollte man vulnerable Gruppen in den Einrichtungen mit gezielten Impf- und Testkonzepten schützen. Ates Gürpinar (Linke) hält die Pflicht als Maßnahme zur Pandemiebekämpfung für sinnlos.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) plädiert ebenfalls für die Aufhebung der Corona-Impfpflicht in der Pflege. Deren Vize-Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer sagte dem RND, dass die Pflicht angesichts der milden Verläufe der Omikron-Variante nicht mehr vertretbar sei. Als sie im Dezember beschlossen wurde, wollte man v.a. vulnerable Gruppen vor gravierenden Verläufen der Delta-Variante schützen.

Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken oder Pflegeheimen mussten bis Mitte März 2022 nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Andernfalls drohen Tätigkeitsverbote. Diese Regel ist bislang nur bis Jahresende vorgesehen und würde wegfallen, sollte das Infektionsschutzgesetz nicht erneut geändert werden. Die Regierung wolle die Frage laut Welt „zu gegebener Zeit in der Koalition diskutieren.“

Die Abstimmung, die bereits abgeschlossen ist, ergab ein relativ augeglichenes Meinungsbild, das sich hinter dem obigen Link zeigt. Wir meinten damals, es sei eher falsch, die Maskenpflicht abzuschaffen. Das war am 29.07.2022. Das Datum ist wichtig, weil erst danach die Sommerwelle ihren Höhepunkt erreicht und die Todesfallzahlen wieder anstiegen. Allerdings lagen sie auch an jenem Freitag mit 117 viel zu hoch, als dass man dort, wo Menschen besonders anfällig sind, krank und hospitalisiert, einfach zur Vor-Corona-Tagesordnung übergehen könnte.

An den Vortagen jener letzten Juliwoche lagen die Todesfallzahlen sogar noch höher. Dass das Personal abwandert, liegt nicht an der Maskenpflicht, sondern an den miserablen Arbeitsbedingungen in den durchkommerzialisierten Kliniken, die absurderweise Gewinn für Kapitalanleger abwerfen müssen, anstatt dass sie bestmöglich dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung dienen. Uns sind mehr als 100 Todesfälle pro Tag nach wie vor nicht „mild“ genug, um diesen Spin, in diesem Falle sogar seitens der DKG, kommentarlos hinzunehmen.

Civey-Umfrage: Sollte die Maskenpflicht in Fernzügen Ihrer Meinung nach ab Herbst entfallen? – Civey

Der Verband Allianz pro Schiene fordert, dass ab Herbst auch in Zügen keine Maskenpflicht mehr gelten soll. „Wenn die Maskenpflicht in Flugzeugen aufgehoben wird, muss das genauso für alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel auch gelten“ fordert der Verband, der unter anderem die Deutsche Bahn zu seinen Förderern zählt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bestätigte zuvor in Berlin, dass die Maskenpflicht im Flugzeug aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen werden soll. Das Gesetz wird an diesem Donnerstag vom Bundestag beschlossen.

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek kritisierte laut tagesschau die Ampel für einen „konfusen Corona-Kurs“. Experten warnen laut RND, dass Deutschland aufgrund der härteren Corona-Maßnahmen im Vergleich zum Ausland unattraktiv für Urlauber wird. Das Schweizer Reisemagazin „Travelnews“ geht beispielsweise davon aus, dass Schweizerinnen und Schweizer, die es „längst gewöhnt“ sind, ohne Corona-Maßnahmen zu leben, Deutschland meiden werden.

Gesundheitsminister Lauterbach sagte bei einer Pressekonferenz im Bundestag, ein Wegfall der Maskenpflicht in Zügen sei „keine Option“. Das Infektionsrisiko sei in Bussen und Bahnen höher als in Flugzeugen. Er begründete dies mit den Luftfilteranlagen in Flugzeugen, welche die Luft in einer Kabine ungefähr alle zwei bis drei Minuten komplett durch Frischluft ersetzen. Außerdem verwies er darauf, dass viel mehr Menschen den Nahverkehr als Flugverkehr nutzen würden. Sollten die Corona-Fallzahlen im Herbst wieder steigen, soll die Regierung dank Ermächtigungsgrundlage in der Lage sein, die Maskenpflicht auch in Fliegern schnell wieder einzuführen.

Wir haben gerade mit „eindeutig nein“ abgestimmt. Klar, die falsche Aufhebung der Maskenpflicht in Flugzeugen war ein Dosenöffner für weitere Forderungen des Teams Nachlässigkeit und nun hat der Gesundheitsminister Mühe, den Unterschied vernünftig zu begründen, denn logisch ist er nicht wirklich. Vor allem im Öffentlichen Nahverkehr sitzen die Menschen auch nicht so lange zusammen wie in Flugzeugen, könnte man zum Beispiel entgegenhalten. Es ist doch wirklich einfach, dieser Pflicht nachzukommen, zumal nicht alle Verkehrsverbünde auch eine FFP2-Maske fordern. In Berlin ist das so und auch das finden wir richtig. Gegenwärtig ist allerdings eine relative Mehrheit für die Abschaffung der Maskenpflicht (etwa 44 Prozent gegenüber 38 Prozent für die Gegenposition, die wir vertreten). Vielleicht ändert sich das bei dieser ganz frischen Umfrage noch, wenn im Laufe des Nachmittags und Abends die Angehörigen des Teams Verantwortungsbewusstsein vermehrt abstimmen.

Wenn man aber in Zügen, in Flugzeugen, in Bussen und Stadtbahnen die Maskenpflicht abschafft, was bleibt dann noch? Nicht mehr viel. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht, über die wir oben geschrieben haben. Die Empfehlung, sich ab 60 noch einmal boostern zu lassen. Eine Maßnahme ist das im Grunde nicht, sondern eben nur eine Empfehlung. Sollte man also nicht die Maßnahmen ganz abschaffen? Sagen, es ist vorbei? Endemische Lage formal eingeleitet?

Civey-Umfrage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Corona-Maßnahmen in Deutschland beendet werden? – Civey

Der Begleittext:

Frankreich hat zum 1. August den Gesundheitsnotstand beendet und alle Corona-Maßnahmen abgeschafft. Die Regierung kann nun keine Maßnahmen mehr ohne das Parlament beschließen. Da Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seit den Parlamentswahlen im Juni keine Mehrheit mehr hat, gilt es als nahezu ausgeschlossen, dass Maßnahmen wie 2G-Regel oder Maskenpflicht in Frankreich zurückkommen. Jetzt müsse man mit dem Virus leben, heißt es laut Zeit Online seitens der Regierung.

In Deutschland hat das Bundeskabinett am 28. August neue Corona-Regeln gebilligt. Dem Gesetzentwurf, der ab 1. Oktober bis 1. April gelten soll, müssen nun noch Bundestag und Bundesrat zustimmen. Die Regeln sehen unter anderem das Tragen von FFP2-Masken in Fernzügen und die Möglichkeit vor, in Geschäften eine Maskenpflicht einzuführen. Das Robert Koch-Institut schätzt die gesundheitliche Gefährdung durch COVID-19 weiterhin als „hoch” ein. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt, man müsse diesen Herbst auf alles „gefasst sein”.

Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält laut Berliner Zeitung eine neue pandemische Corona-Variante für unwahrscheinlich und verweist darauf, dass neben Frankreich auch die Schweiz, die Niederlande und Dänemark alle Beschränkungen aufgehoben haben. Seiner Meinung nach sollten Ressourcen des Gesundheitswesens auch hierzulande wieder mehr auf Probleme über Sars-CoV-2 hinaus gerichtet werden; wie zum Beispiel auf den Personalmangel oder multiresistente Erreger.

Frankreich, das oben erwähnt wird, ist noch schlechter durch die Pandemie gekommen als Deutschland, hat relativ zur Bevölkerungsgröße mehr Tote und mehr Infektionsfälle zu beklagen. Das kann wohl kein Vorbild sein. In den Niederlanden waren die Maßnahmen einfach nicht mehr kontrollierbar, in Dänemark setzte man auf Durchseuchung. Alles keine optimalen Vorgehensweisen in Sachen Bevölkerungsschutz, wenn man nicht weiß, wie es mit Corona weitergehen wird. Zum Glück für diese Länder ist in den letzten Monaten keine Mutation aufgetaucht, welche die bisher dominierende Omikron-Variante BA.5 abgelöst und wieder für eine neue Infektionswelle gesorgt hätte. Das deutsche Infektionsschutzgesetz muss zumindest adäquate Maßnahmen ohne größeren Aufwand sofort dann erlauben, wenn es geboten ist. Die aktuelle Lage, nämlich, dass die Inzidenz so zäh zurückgeht und die Todesfallzahlen weiterhin hoch sind, sollte uns vor zu viel Leichtsinn warnen.

Wir haben mit „eindeutig keine Beendigung“ gestimmt, zumal die Einschränkungen durch Coona-Maßnahmen im Alltag kaum noch spürbar sind. Für diese Meinung gibt es aktuell eine relative Mehrheit.

TH

Report 182/22 vom 06.09.2022 (hier zu 181/22 vom 03.09.)

In unserem ersten CA-Report der neuen Woche halten wir fest: Nicht viel Neues im Westen, im Süden, im Osten und im Norden. Heute ist die Inzidenz zwar gegenüber gestern leicht gestiegen, sie fällt am Wochenende aber auch meist etwas stärker.

Und da wir die gestrige Inzidenz erfasst und nicht interpoliert haben, kommt es zu einem kleinen Ausschlag nach oben. Sehr interessant finden wir es übrigens, dass das RKI am Wochenende zwar keine Fallzahlen mehr ausweist, sehr wohl aber den Inzidenzwert öffentlich sichtbar weiterentwickelt. Vermutlich führt das auch zu Korrekturen wie der heutigen, weil man ihn in den Vortagen etwas zu stark abgesenkt hat. Jedenfalls ist die Zahl der Neuinfektionen gegenüber jenen, die am Dienstag der Vorwoche ausgewiesen wurden, wieder um etwa 5.000 zurückgegangen. Und damit zu den Kernzahlen:

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

219,1 (06.09.) / 215,2 (05.09.) / 222,0 (04.09.) / 230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

99 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute gemeldet (am Dienstag der Vorwoche: 119). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 90 (-2).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 49.709 (vor einer Woche: 54.504).

Die letzten neuen Affenpockenzahlen stammen vom 02.09.2022, die Zahl der Fälle in Deutschland betrug zu dem Zeitpunkt 3.493.

 

Wir sind heute recht früh am Tag, mit dem Reportieren über Corona und die Affenpocken. Die Affenpocken-Fallzahl sollte heute noch aktualisiert werden. Eine neue Grafik dazu zeigen wir aber erst, wenn das geschehen ist.

In den letzten Tagen war Corona kein herausragendes politisches Thema mehr. Das Virus wurde verdrängt durch Krieg, Energiekrise und sogar durch eine Erzählung, die in den 1860er Jahren entstand: Winnetou. Wir meinen: Wenn die Menschen sonst keine Sorgen haben, kann es ihnen noch nicht so schlecht gehen, wie sie gerne behaupten. Okay, auch wir haben uns diese teilweise fehlgeleitete Diskussion angeschaut, aber (noch) nicht darüber geschrieben.

Heut trendet nur #MaskensindkeinmildesMittel, sonst ist Corona derzeit bei den häufigsten Twitter-Hashtags nicht vertreten. Das mildeste Mittel ist natürlich, gar nichts gegen Corona zu tun, aber das ist ja kein Mittel. Danach kommen gleich die Masken. Beim Einkaufen tragen wir sie wieder, seit die Inzidenz in Berlin wieder über 200 liegt. Die Maskenpflicht im Flugzeug wird wohl doch nicht kommen – wir dachten, die gebe es ohnehin noch. Man müsste häufiger fliegen. News zur Corona-Pandemie: Ampelkoalition streicht Maskenpflicht für Flugverkehr – FOCUS online Ausgerechnet die Union kritisiert die konfuse Corona-Politik, die sich darin ausdrückt, aber das ist ja auch nun ihre Aufgabe, unabhängig von dem Mist, den sie selbst bis im letzten Herbst gebaut hat. Nach Masken-Entscheidung für Flugreisen: Bayerns Gesundheitsminister kritisiert „lächerlichen“ Corona-Kurs der Ampel – Wissen – Tagesspiegel. Im selben Artikel wird berichtet, dass sich Chines:innen nun durch die Nase impfen lassen können, auch in einigen westlichen Ländern arbeitet man an Lösungen dieser Art, die das Spritzen zumindest teilweise unnötig machen sollen. China ist ohnehin das einzige Land, das noch richtig ernst macht mit den Corona-Maßnahmen: Corona-Pandemie in China: Shenzhen und Chengdu im Teil-Lockdown | tagesschau.de. Vielleicht ist es aber wirklich nur eine Art von Lockdown und kein besonders lockiger Lockdown, der dort an 65 Millionen Menschen verabreicht wird, weil ein paar sich angesteckt haben.

Der allzu langsame Rückgang der Inzidenz besorgt uns mehr als letzteres Thema. Die Herbstwelle hat noch nicht eingesetzt, es gibt keine neue Variante des Virus, der man zurechnen könnte, bald die dominierende zu sein. Insofern alles noch okay. Trotzdem stecken sich weiterhin Menschen an. Gestern wurden fast 50.000 neue Fälle gemeldet. Die Todesfallzahlen liegen immer noch bei durchschnittlich 90 pro Tag. Solange sich daran nichts ändert, stellt sich das sogenannte „Auch-nur-eine-Grippe-Gefühl“ nicht ein; vor allem letztere Zahl heben wir in jedem Report hervor, weil sie uns schlicht zu hoch ist, um sorglos zu sein und politischer Verantwortungslosigkeit das Wort zu reden.

Wie sieht es in den Bundesländern aus? Die Spreizung zwischen Hoch- und Niedriginzidenz-Regionen hat zuletzt erkennbar abgenommen. Kein Bundesland weist noch eine Inzidenz von über 300 aus, keines eine unter 150.

Am besten liegen Baden-Württemberg (154), Thüringen (156) und Hamburg (172); die höchsten Werte kommen aus Mecklenburg-Vorpommern (285), NRW (256) und Niedersachsen (252). Berlin liegt mit 208 knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 219.

TH

Report 181/22 vom 03.09.2022 (hier zu 180/22 vom 01.09.)

Aufmerksame Leser:innen werden gemerkt haben, dass es gestern, mitten in der Woche, keinen Corona-Affenpocken-Report von uns gab. Es lag schlicht daran, dass wenig zu erzählen war. Und heute? Für sich betrachtet, hat sich kaum etwas verändert, aber zweimal wenig ist doch schon etwas mehr, deshalb schauen wir uns heute die aktuellen Zahlen wieder an und halten dabei auch die 7-Tage-Inzidez von gestern fest. Desweiteren gibt es aber doch eine bedeutende Zahl zu vermelden und Sie erfahren mehr über die neuen Impfstoffe.

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

230,5 (03.09.) / 234,7 (02.09.) 237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

120 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert (gestern 181). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 92 (-5, Veränderung innerhalb von 2 Tagen).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 29.345 (vor einer Woche: 33.226).

Erstmals seit dem 21.12.2021 lag die gestern registrierte Zahl von Neuinfektionen unter 30.000. Damals war die Delta-Welle im Abklingen begriffen, erinnern Sie sich? Umso bedeutsamer ist diese Zahl, weil an Wochenenden keine Zahlen mehr gemeldet werden und in der Woche, in der Regel Montags und Dienstags, erst in die Darstellung integriert werden können. Obwohl die Inzidenz also weiter im Schneckentempo sinkt, gibt es doch immer wieder Meilensteine der Pandemie-Entwicklung. Dass die Fallzahlen nicht schneller sinken, kann man ironisch so sehen: Eine Welle, die nicht von null starten muss, hat keinen so langen Anlauf und kann schneller steigen. Wir warten bekanntlich alle auf die angekündigte Herbstwelle.

Obwohl die Todesfallzahlen in den letzten Tagen wieder viel zu hoch waren, sinkt trotzdem der 14-Tage-Durchschnitt. Der Grund ist leicht erklärt: Aus dieser Betrachtung sind nun einige noch höhere Zahlen herausgefallen und außerdem fließen natürlich die Wochenende-Tage mit ein, an denen das RKI keine Zahlen mehr veröffentlicht, daher ist der Durchschnitt, auf 14 Tage gerechnet, mittlerweile niedriger als an fast jedem der letzten Meldetage (= Montag bis Freitag).

Die folgende Grafik zeigt schön, wie sie ich die tägliche Realität unserem 14-Tage-Schnitt bei der Inzidenz angepasst hat und wie die Zahlen sich fast ebenso wenig verändern:

In Berlin hat sich die Inzidenzlage wieder beruhig und bei ca. 200 eingependelt, dafür schnellte die Inzidenz in Hamburg binnen weniger Tage von 101 auf 163, nachdem wir gehofft hatten, bald das erste Bundesland mit einer zweistelligen Inzidenz vermelden zu dürfen. 

Die drei Bundesländer mit den niedrigsten Inzidenzzahlen sind: Tühringen (160,9), Baden-Württemberg und Hamburg (jeweils 163,3).

Die drei Bundesländer mit der höchsten Inzidenz sind: Mecklenburg-Vorpommern (290,0), NRW (279,6), Bremen (266,3).

Zum Wochenabschluss ist es an der Zeit, wieder einmal einen Blick auf die weltweiten Zahlen zu werfen. Auch hier ist eine Absenkung zu beobachten, und sie ist stärker als in Deutschland. Weltweit wurden 19 Prozent Neuinfektionen weniger registriert als in der Woche zuvor, in Deutschland nur 11 Prozent. So kommt man natürlich nicht aus der mittlerweile verfestigten Situation,  zu den Ländern mit den höchsten Infektionszahlen zu gehören, Deutschland liegt aktuell weltweit auf Rang 6 mit ca. 5 Prozent der weltweiten Neuinfektionen (Bevölkerungsanteil 1,05 Prozent). 

Die Hotspots sind derzeit in Ostasien Japan, Südkorea und Taiwan auf Platz 1,2 und 4, dazwischen die USA. Vor allem Südkorea und Taiwan wurde während der ersten Wellen ein herausragendes Corona-Management attestiert, das gilt während der 6. / 7. Welle nicht mehr. Auch die anfangs bei ähnlichen Neuinfektionszahlen viel geringeren Todesfallzahlen in Japan im Vergleich zu europäischen Ländern sind derzeit nicht zu verzeichnen, sie leigt etwa im selben Verhältnis zu den hiesigen Werten wie die Zahl der neuen Fälle. Einzig die VR China riegelt immer noch alles großräumig ab, wenn irgendwo im Land ein paar neue Fälle auftauchen. Es gibt längst die düstersten Theorien dazu, natürlich alle so ausgefasst, dass das besonders schlau von der chinesischen Regierung ist. Nach unserer Ansicht steckt sie eher in einem Dilemma: Wenn es so weiterläuft, wird der wirtschaftliche Aufstieg ernsthaft gebremst werden und die Konkurrenz gewinnt Zeit, sich neu aufzustellen und von dem Druck, den dieses Land seit Jahren auf andere Ökonomien ausübt, ein wenig zu befreien.

Dieses Mal mussten sie bis zu unseren mittlerweile immer in die Reporte integrierten Fremdquellen-Infos bis zum Schluss warten, aber es hat sich gelohnt, glauben Sie uns. Sie werdern nun erfahren, ob die gerade zugelassenen neuen Impfstoff von BionTech und Moderna, die gegen den Omikron-Typ BA1. entwickelt wurden, für Sie sinnvoll sind oder ob Sie noch warten sollten, bis der Impfstoff gegen den aktuelle vorherrschenden Subtyp BA.5 die bessere Option erreichbar ist. Lesen Sie bitte hier

Zu den Affenpocken gibt es heute keine neuen Zahlen vom RKI. Gestern lag die Zahl der Fälle bei 3.493, was einem weiterhin sehr moderaten Anstieg um 12 bis 13 Fälle pro Tagin der laufenden Woche entspricht. Daher zu diesem Thema heute auch keine neue Grafik.

TH

 Report 180/22 vom 01.09.2022 (hier zu 179/22 vom 31.08.)

Gibt es eine Story des Tages? Bei einem Rückgang der Inzidenz um gerade mal 6 Punkte? Wir sind so froh, dass Deutschland eine Stadt wie Berlin hat, denn rein zahlenmäßig liefert sie auch heute wieder den meisten Gesprächsstoff.

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

237,3 (01.09.) / 243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 97  (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 49.303 (vor einer Woche: 52.939).

Der deutliche Rückgang der gestrigen Neuinfektionszahlen gegenüber jenen eine Woche zuvor hätte einen stärkeren Rückgang der Inzidenz nahegelegt aber wir geben uns auch mit 6 Punkten zufrieden. Man ist bescheiden und demütig geworden, während der Pandemie. Böse  Zungen behaupten, dies bei den Bürger:innen zu erreichen, sei der Zweck gewesen, warum man das Corona-Virus in die Welt gesetzt hat. So richtig können wir den Sinn dahinter immer noch nicht erkennen, aber man kann ja viele Dinge mit vielen Arten von Maßnahmen testen.

Was ist mit der Story um die Bundeshauptstadt? Die geht so: Vor wenigen Tagen freuten wir uns noch mächtig, dass die Inzidenz hier unerwartet stark zurückging, mit knapp über 160 Punkten lag Berlin sogar an der Spitze. Dann folgte ein rasanter Anstieg um ca. 80 Prozent, der nicht vergleichbar ist mit einem Vorgang in irgendeinem anderen Bundesland. Und heute sank die Inzidenz um über 20 Prozent, während sonst überall nur kleine Bewegungen zu vermelden sind. Berlin liegt jetzt wieder etwa im Bundesdurchschnitt.

  • Bundesländer mit der niedrigsten Inzidenz: Hamburg (102), Thüringen (160), Baden-Württemberg (165).
  • Bundesländer mit der höchsten Inzidenz: Mecklenburg-Vorpommern (323), NRW (297), Bremen (270).

Da wir in letzter Zeit häufig zum „Omikron-Booster oder allgemein zur vierten Impfung geschrieben haben, hier eine Meinung, warum man es mit Nr. 4 nicht übertreiben sollte:

Immunologe: Darum sollte man mit der Viertimpfung aktuell noch warten | WEB.DE

Und hier steht, dass die Europäische Arzneimittel-Zulassungsbehörde schon heute über den ersten Anti-Omikorn-Impfstoff entscheiden könnte:

Europäische Arzneimittelagentur: EMA entscheidet über Omikron-Booster | tagesschau.de

Ob die EMA die Zulassung schon heute verkünden wird oder doch erst in den nächsten Tagen, das ist bis jetzt noch offen. Ebenso die Frage nach einer konkreten Impfempfehlung. Denn klar ist: Es geht jetzt um einen Booster gegen BA.1. Gegen die zuletzt stark verbreiteten Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 sollen in den nächsten Wochen weitere angepasste Impfstoffe zugelassen werden. (Q3-220901)

Corona-Pandemie: US-Behörde macht Weg für Omikron-Booster frei | tagesschau.de, heißt es heute, die Amerikaner sind also wieder einmal einen kleinen Schritt weiter.

Bei den Affenpocken setzt sich der geringe Anstieg der letzten Tage in Deutschland fort, gestern wurden 13 neue Fälle vermeldet, an den Vortagen waren es jweils 12 (teilweise interpoliert). In den USA hingegen ist gegenwärtig keine Entspannung zu erkennen: Nach bisher insgesamt 17.800 Fällen bs gestern kommt man dort heute auf 18.800 Affenpocken-Fälle, mithin auf eine vierstellige Ansteckungsquote.

TH

Report 179/22 vom 30.08.2022 (hier zu 178/22 vom 27.08.)

Als wir heute die 7-Tage-Inzidenz für Deutschland nachgesehen haben, dachten wir: Alles eingefroren? Genau wie gestern? Nein, nicht ganz. Nicht 247,3, wie gestern, sondern jetzt 243,7. Das Gefühl, nichts bewegt sich von der Stelle, bleibt freilich erhalten. Da von einer neuen Variante des Corona-Virus, Typ Omikron, oder einem ganz neuen Typ als dominierender Faktor nichts zu hören oder zu lesen ist, muss es andere Gründe haben, dass es nicht mehr vorangeht mit dem Inzidenzabbau.

Den Berliner Sonderfall haben wir bereits geschildert, auch heute stieg die Inzidenz hier wieder, von 284 auf 290. So schnell kann’s gehen, von Hero zu Zero, vom Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz zu einem der drei mit der höchsten Zahl. Wir sollten von diesen seltsamen Moves nicht mehr überrascht sein, aber sie erwischen uns doch immer wieder auf dem falschen Fuß.

Zurückgehende Temperaturen und das Ende der Ferien und der Urlaubszeit in immer mehr Bundesländern dürften die Hauptgründe dafür sein, dass das Infektionsgeschehen nicht deutlicher zurückgeht. Falls es in bald in eine neue Welle übergeht, wäre es das erste Mal, dass eine solche Welle nicht von einem Typ oder einer neuen Variante verursacht wird, sondern weiterhin auf dem dominierenden Omikron BA.5 basiert. Das wäre ziemlich bedenklich, weil es bedeutet, dass eine so „alte“ Variante einfach nicht in den Griff zu bekommen ist. Besonders entmutigend: Die heute gemeldete Todesfallzahl an / mit Omikron liegt mit 181 so hoch wie seit zwei Wochen nicht mehr (damals 192). Auf die 14-Tage-Durchschnitts-Fallzahl wirkt sich das nicht aus, im Gegenteil, sie fällt leicht, weil ebenjene höheren Zahlen von vor 14 Tagen und mehr nun aus der Betrachtung fallen. Das Verfahren ist das Gleiche, wie das RKI es für die Inzidenzberechnung anwendet, nur bei uns auf 14 Tage bezogen, damit die Nichterfassung an Wochenenden nicht für zu erratische Schwankungen sorgt.

Die aktuellsten Daten:

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt

243,7 / 247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

181 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 98  (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 39.396 (vor einer Woche: 29.201).

 

Nun kommt aber der Booster gegen Omikron. Hier können Sie nachlesen, was Sie wissen müssen: Corona-Impfung: Booster gegen Omikron kommt – Was Sie jetzt wissen sollten – WELT

14 Millionen Dosen sind bestellt. Ab 5. September soll dieser Impfstoff zugelassen sein. Das ist so ein wenig, wie wenn Sie sagen, ich habe damals die jungen Gölfe von VW gefahren, von Generation eins bis vier, ich würde nun unbedingt gerne die fünfte Generation ausprobieren. Inzwischen gibt es aber schon die achte Generation (und vielleicht ist es die letzte). Die fünfte wirkt also ein wenig outdated. Andererseits, sofern man sich an Nummer vier erinnert, wirkt sie vertrauter, wenn man damit startet, als wenn man gleich drei Generationen überspringt und sich mit dem ganzen Schnickschnack von heute nicht mehr zurechtfindet. Vielleicht sollte man das Immunsystem auch schrittweise an die heutigen Gegebenheiten anpassen. Auf die Gölfe übertragen: alle paar Monate auf eine neuere Generation wechseln, bis man zur achten aufgeschlossen hat. Eine ziemlich teure Variante der Anpassung.

Deswegen und überhaupt wir gerne lieber gleich den Impfstoff gegen BA.5, das wirkt einfach logischer. Den Move, überhaupt noch gegen die längst erledigte Variante BA.1 impfen zu lassen, kann man sich nur damit erklären, dass die Forschungsgelder sich amortisieren müssen. Vermutlich sind die 14 Millionen Dosen auch schon weit im Voraus bestellt worden, damit es dieses Mal nicht ausgerechnet in dem Land, in dem der weltführende Impfstoff hergestellt wird, zu Engpässen kommt. Man kann immer etwas anders machen wollen, als es dann kommt, egal, ob man vorausdenken will oder es eher mal laufen lässt. Das Corona-Virus mit seiner Unberechenbarkeit ist wie geschaffen dafür, die Politik auf dem falschen Fuß zu erwischen. 

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland beträgt heute 3.467, nach 3.455 gestern.

Bei den Affenpocken gehen die Zahlen weiter zurück, die heute gemeldeten zwölf Fälle entsprechen etwa denen der Vortage. Weltweit gibt es derzeit ca. 50.900 gesicherte Fälle, der größte Zuwachs findet nach wie vor in den USA statt. Im Weltvergleich hat Deutschland mit Frankreich die Plätze getauscht und liegt jetzt hinter den westlichen Nachbarn auf Platz 5, endemische Gebiete eingerechnet, sofern es nur um gesicherte Fälle geht. Auf den ersten Plätzen würde sich aber auch nicht viel ändern, wenn man die Verdachtsfälle einrechnen würde. Nur in Brasilien (Rang 3 bzw. 2, auch die Verdachtsfälle eingerechnet) weichen gesicherte und zusätzliche Verdachtsfälle erheblich voneinander ab, in der westlichen Welt gibt es diese großen Unterschiede nicht.

Die Affenpocken sind also ein Thema, um das wir uns hier ausnahmsweise keine gesteigerten Sorgen (mehr) machen müssen. Das Glas mit den neuen Epidemien nach Corona ist also mindestens halbvoll.

TH

Report 178/22 vom 30.08.2022 (hier zu 177/22 vom 27.08.)

Das Wochenende ist vorbei, seit gestern wird wieder so weit korrekt erfasst, wie die hinreichend bekannten Einschränkungen es zulassen und die Inzidenz ist wieder etwas gesunken. Im Schneckentempo, könnte man auch sagen. Dadurch, dass auch weltweit die Infektionszahlen jetzt wieder deutlich zurückgehen, kommt Deutschland trotzdem nicht hinter den Pandemie-Ball: Der hiesige Anteil an den weltweiten Neuinfektionen liegt permanent im zweistelligen Bereich, was einer mehr als zehnfachen Übergewichtung im Vergleich zum deutschen Anteil an der Weltbevölkerung entspricht.

In Deutschland wiederum haben wir seltsame Phänomene gesehen, wie den plötzlichen Wiederanstieg in Berlin von 16s auf 283 innerhalb weniger Tage. Heute verweilt die Berlin-Inzidenz immer noch auf diesem erhöhten Wert. Und hier die aktuellen Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

247,3 (30.08.) / 260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

119 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 99 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen belief sich gestern auf 54.504 (vor einer Woche: 60.411).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland beträgt heute 3.455, am Freitag waren 3.405 Fälle gemeldet.

Es ist durchaus eine Nachricht, dass die Todesfallzahlen wieder unter 100 pro Tag gesunken sind, zumindest im 14-Tage-Durchschnitt, heute wurden 28 Fälle weniger registriert als vor einer Woche. Wenn es keine Corona-Toten gäbe und kein Long Covid, könnten wir tatsächlich recht locker mit der Situation umgehen, aber das ist eben nicht der Fall und daher ist eine Pandemie eine Pandemie und nicht die Normalität. Diese wünschen wir uns genauso wie die meisten Menschen, aber man muss bei den Tatsachen bleiben. Es wird ohnehin zu vieles kleingeredet, verschwiegen, unter den Teppich gekehrt.

Nicht aber bei Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seinem Kollegen im Justizressort, Marco Buschmann (FDP). Die beiden sind mit das Unterhaltsamste, was die Politik derzeit zu bieten hat. Es braucht gar keine Opposition mehr, innerhalb der Regierung gehen die Position schon so weit wie möglich auseinander, Kompromissbereitschaft oder „konstruktives Arbeitsverhältnis“ hin oder her:

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) bezichtigt seinen Gesundheitskollegen Karl Lauterbach (SPD) der Panikmache in der Corona-Politik. Lauterbach hatte auf eine Interviewfrage nach einer Reaktivierung des Rechtsstatus der epidemischen Lage nationaler Tragweite gesagt, wenn es keine neuen Corona-Varianten gebe, werde man ohne dieses Notfallwerkzeug auskommen, was er hoffe. Der Rechtsstatus war im vergangenen Winter Grundlage für schärfere Maßnahmen gewesen, als derzeit für den Herbst geplant – etwa für Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen.

Buschmann sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag): „Von Panikmache halte ich gar nichts. Für solche Virusvarianten gibt es derzeit nirgendwo Anzeichen.“ Er fügte hinzu: „Zur Reaktivierung müsste der Bundestag dem zustimmen. Dafür gibt es keine Mehrheit in der Koalition. Denn die Freien Demokraten haben gesagt, es müsste sich schon regelrecht die Hölle unter uns auftun, ehe wir dem zustimmen.“ (Q1 22083028)

Wir finden auch, Lauterbach tut des Guten manchmal etwas zu viel und nicht alles, was er vorhersagt, tritt ein. Niemand hat eine Glaskugel, das Gegenteil sollte man der Bevölkerung auch nicht suggerieren. Aber wir sind auch der Ansicht: Wenn die Hölle sich schon unter uns auftut, sollte sie so rasch wie möglich die FDP verschlingen. Vielleicht wäre es danach möglich, wieder ein wenig mehr Politik für den Ausgleich, den Gemeinsinn und die soziale Gerechtigkeit zu machen. Die Inzidenzgrafik zeigt fast einen Stillstand in dem Sinne, dass ein leichter Rückgang sich verstetigt:

In Sachen Affenpocken-Ausbreitung ist weiterhin Entspannung zu vermelden. Demnächst werden wir wohl einstellige tägliche Neuinfektionsraten sehen. In Deutschland sind jetzt 3.455 Fälle gemeldet, weltweit wurde gestern die Zahl von 50.000 gesicherten Fällen überschritten. Nach wie vor sind die USA am stärksten von neuen Infektionen betroffen, aber wie in Deutschland gab es dort bisher keine Todesfälle, die einer Erkrankung an diesem Virus zugerechnet werden:

TH

Report 177/22 vom 27.08.2022 (hier zu 176/22 vom 26.08.)

Nach den recht ausführlichen Freitagsreport wollen wir uns heute wieder kürzer fassen. Dass es überhaupt einen Report gibt, trotz nahezu unveränderter Gesamtlage, hat zwei Gründe: a.) Karl Lauterbach, b.) Berlin. Der Gesundheitsminister hat sich zum kommenden Herbst geäußert, in Berlin ist das Virus los.

Vier Tage in Folge stieg die 7-Tage-Inzidenz in Berlin nun massiv an, von 161,5 auf jetzt 282,9. Das sind nicht weniger als 75 Prozent. Die Stufen werden wir so schnell nicht vergessen: 162– 226 – 252- 283. Vielleicht ist das ein Geheimcode, denn es gibt keinen offensichtlichen Grund für diese massive Steigerung, die nun dazu geführt hat, dass Berlin über dem Bundesdurchschnitt liegt und natürlich auch, dass der Bundesdurchschnitt nur noch geringfügig sinkt. Zwar zählt Berlin als Bundesland nur zu den mittelgroßen Einheiten, aber wenn die Inzidenz in der Hauptstadt so abhebt wie in den letzten Tagen, beeinflusst das die Gesamtstatistik trotzdem deutlich.

Vielleicht wurde zwischen der Regierdenden Bürgermeistern Franziska Giffey (SPD) und dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heimlich vereinbart, dass hier schon die Herbstwelle getestet wird. Beiden würden wir so etwas durchaus zutrauen. Zumal sich der Gesundheitsminister gestern wieder zum Thema geäußert hat:

Wegen steigender Corona-Zahlen im Herbst stehen Deutschland aus Sicht von Gesundheitsminister Karl Lauterbach schwierige Zeiten bevor. Mit der Omikron-Subvariante BA.5 werde man zumindest am Anfang des Herbstes einen Anstieg der Fallzahlen erleben, sagte der SPD-Politiker der „Welt am Sonntag“.

„Es wird dann zu Ausfällen in den Betrieben und der kritischen Infrastruktur kommen, etwa in Krankenhäusern. Es stehen uns also schwierige Zeiten bevor.“ Dies sei besonders dann der Fall, wenn der Aufenthalt in Innenräumen wegen der kalten Temperaturen zur Regel werde. Lauterbach zu Corona-Herbst: Es stehen schwierige Zeiten bevor | WEB.DE

Des Weiteren sage der Gesundheitsminister, zusammengefasst:

  • Die Todesfallzahlen sind immer noch viel zu hoch (ganz unsere Ansicht) und im Herbst könnten sie weiter steigen, wenn Omikron BA.5 die herrschende Variante bliebe.
  • Die Ansteckungsgefahr steige dann, weil die Menschen wieder mehr in Innenräumen sind. Wir wissen nicht, wo Sie arbeiten und leben, aber das war bei uns auch im Sommer schon alles sehr innenräumlich. Abends draußen sitzen oder sporteln, das macht natürlich einen Unterschied.
  • Außerdem sei es ein Irrtum, dass sich bei Virusmutationen immer die Varianten durchsetzen, die leichtere Krankheitsbilder verursachen. Wir meinen: Bisher war es bei Omikron schon nicht so. Wir vergessen immer wieder, dass die sogenannte Delta-Variante vor einem Jahr sowohl für erhebliche Fallzahlen als auch für viele schwere Verläufe gesorgt hat.
  • Deutschland hinke hinterher bei Impfstoffen, die in die Nase gesprüht werden und die dortigen Schleimhäute schützen sollen. Das würde aber nur nützen, wenn man nicht vor lauter Staunen über die Verrücktheit der Welt, den ganzen Tag mit offenem Mund dasitzen würde, wie das bei uns der Fall ist.

Zu den Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

260,3 (27.08.) / 263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

101  weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert. Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 100 (-6).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen summierte sich gestern auf 33.226 (vor einer Woche: 36.295).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich gestern auf 3.405 (+18 gegenüber dem Vortag) heute wurde keine neuen Zahlen veröffentlicht.

Bundesländer mit Corona-Inzidenz unter 200:  Thüringen (173, -3), Baden-Württemberg (176, -5), Hamburg (188, -4).
Bundesländer mit Inzidenz über 300: NRW (334, -5), Mecklenburg-Vorpommern (333, +1), Niedersachsen (302, -6), Brandenburg (302, -1). Berlin wird ab nächster Woche hier auch dabei sein, wenn sich die Lage so weiterentwickelt. Allerdings muss man doch festhalten, dass in anderen Regionen die Inzidenz derzeit nicht sehr stark sinkt oder sogar stagniert, das gilt z. B. für alle in der Liste aufgeführten Länder.

Die Grafik weist denn auch wieder einen sehr gemächlichen Inzidenzrückgang aus.

Der Herbst steht vor der Tür und wenn Karl Lauterbach richtig liegt, werden wir einen Wiederanstieg sehen, ohne dass in der Zwischenzeit eine deutliche Entspannung zu vermelden gewesen wäre – anders als in den Sommermonaten der Jahre 2020 und 2021. In Berlin stellt sich dieses Gefühl bereits jetzt ein: Keine echte Pause. Das ist psychologisch deshalb gefährlich, weil a.) eine Gewöhnung eintritt, die unangemessen ist und b.) man sich nicht mehr erholen kann, sofern man einigermaßen ein Problembewusstsein besitzt.

Ersterer Effekt folgt dann aus Letzterem, weil man den Dauerstress anders nicht aushalten würde. Und das ist eben alarmierend, weil Achtsamkeit und Widerstandswille sinken. Grundsätzlich hat Lauterbach also insofern recht, als seine beständigen Warnungen vor diesem Mangel an Aufmerksamkeit schützen sollen – die Frage ist nur, ob nicht auch hier längst ein gegenteiliger Effekt überwiegt: Die Menschen können / wollen es nicht mehr hören.

Ein gutes Beispiel dafür ist das, was unter dem oben verlinkten Lauterbach-Artikel zu sehen ist: Eine Umfrage zur Maskenpflicht ab Herbst. Fast zwei Drittel der Abstimmenden sind gegenwärtig de Ansicht, das sei nicht notwendig. Woher wollen die Leute das jetzt schon wissen?

Zu den Affenpocken gibt es heute keine neuen Zahlen und daher keine neue Grafik. Der gestrige Anstieg der Gesamtzahl um 18 liegt im Rahmen dessen, was wir in den Tagen zuvor ebenfalls gesehen haben und deutet auf ein weiteres Abklingen des Geschehens in Deutschand hin.

TH

Report 176/22 vom 26.08.2022 (hier zu 175/22 vom 25.08.)

Wenn es nach der deutschen Hauptstadt Berlin ging, würden wir bereits in die Herbstwelle hineinrauschen, die von vielen Expert:innen prognostiziert wird, unter anderem von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Von gestern auf heute ist die Inzidenz bei uns wieder um 11 Prozent gestiegen, nach satten 40 Prozent von vorgestern auf gestern.

Das Ende der Schulferien wird es wohl nicht gewesen sein, das findet in anderen Bundesländern auch statt, das die Zahlen so stark angehoben hat. Vermutlich sind wieder die Amtsschimmel, die fürs Zählen der neuen Fälle zuständig sind, der Hitze wegen am Schreibtisch eingeschlafen, und das über Wochen hinweg. In Berlin ein absolut normaler Vorgang. Jetzt muss nacherfasst werden, und das sorgt dafür, dass Berlin, das zwischenzeitlich Inzidenz-Spitzenreiter war (im postiven Sinne, also mit relativ wenigen Neuinfektionen) nur noch knapp unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Oder hat die Regierende Bürgermeisterin jetzt auch die Corona-Zahlen faken lassen und es ist genauso aufgeflogen wie einst bei ihrer Doktorarbeit.

Wir haben’s nicht leicht, das muss man einfach mal sagen. Es gibt so gut wie nichts, worauf in dieser Stadt Verlass ist. Wir werden trotzdem nicht wieder ins teilweise Homeoffice zurückgehen können, das ist unmöglich, die wichtige Entscheidung, wieder ganz in Präsenz zu arbeiten, nimmt man nicht einfach zurück und setzt sich damit einem Druck wieder aus, der schon vorher erheblich war, weil Kolleg:innen nicht ganz so fest im Team Vorsicht verankert waren. Etwas, das ohnehin nicht ausschließlich positiv gesehen wurde, weil die Inzidenz im Moment bezüglich der Gefahr eines schweren Verlaufs nicht mit ähnlichen Werten während der Delta-Welle vergleichbar ist, wieder einzuführen, ist eine andere Sache, als es noch für ein paar Wochen zu perpetuieren. Eine Wiedereinführung müsste neu genehmigt werden, und das wäre jetzt extrem schwierig. Anders ausgedrückt: Wir schäumen gerade mal wieder, angesichts des abermaligen Verwaltungs-Fails in Berlin. Die Inzidenzwerte der letzten drei Tage: 251,6 / 226,7 / 161,5.

Glücklicherweise geht es in anderen Bundesländern etwas sersiöser zu und kommt daher nicht zu derlei erratischen Schwankungen der Werte. Zumindest nicht mehr, seit das RKI sich entschlossen hat, am Wochenende keine Infektionszahlen mehr zu melden. Im Wege einer insgesamt ruhigen Phase mit gewissen Ausreißern sinkt auch heute die Inzidenz wieder leicht. Damit zu den aktuellen Werten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

263,6 (26.08.) / 271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

90 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, das ist der nierigste Wert seit dem 30.06. „unter der Woche“ (damals 84 Fälle). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 106 (-3).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 37.343 (vor einer Woche: 46.724).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.405 (gestern 3.387).

Bundesländer mit Corona-Inzidenz unter 200:  Thüringen (176, -5), Baden-Württemberg (181, -5), Hamburg (193, -1).
Bundesländer mit Inzidenz über 300: NRW (339, -11), Mecklenburg-Vorpommern (332, -7), Niedersachsen (308, -8), Brandenburg (303, -2).

Das Saarland (284, -33; listen wir weil es gestern noch deutlich über 300  lag und weil auch hier eine auffällig starke Veränderung, ähnlich wie in Berlin, zu verzeichnen ist, die das Land allerdings unter die 300er-Schwelle bringt).

Deutschland trägt immer noch gut 5 Prozent zum weltweiten Infektionsgeschehen bei (Bevölkerungsanteil 1,05 Prozent). In den abgelaufenen sieben Tagen stand Deutschland sowohl bei den Neuinfektionen auf Platz 5, bei einem Minus von 16 Prozent, als auch bei den Sterbefällen an / mt Corona, trotz eines Minus von 25 Prozent gegenüber der Woche zuvor. Deutschland wies in den vergangenen 7 Tagen nicht weniger als 822 Sterbefälle auf, das wären, wenn ma diese Zahl aufs Gesamtjahr übertragen würde (bisher liegt sie höher), fast 43.000. Dass die Weltzahlen im Tagesschnitt bei etwa 700.000 verharren, liegt vor allem an der „japanischen Welle“. Dort wurden in den vergangenen 7 Tagen nicht weniger als 1,6 Millionen neue Fälle vermeldet, das sind ähnliche Werte wie in Deutschland während der Hochphase der Wellen 5 und 6 (Omikron BA.1 und BA.2).

Und was macht das Virus jetzt? Es mutiert weiter in hohem Tempo, sagt der Chef von BionTech, Ugur Sahin:

Der Chef des Pharma-Unternehmens Biontech, Ugur Sahin, stellt eine schnelle Auslieferung neuer Corona-Impfstoffe in Aussicht. Diese sollen auf die Omikron-Varianten abgestimmt sein. „Wir können sehr zeitnah ausliefern, hoffentlich ab Anfang September“, sagte er in einem Interview mit dem „Spiegel“ (Bezahlinhalt). Allerdings steht noch die Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) aus. (…) Es geht dabei um gleich zwei Produkte. Sahin sagte dem „Spiegel“, er erwarte zunächst die Zulassung des Impfstoffs, der auf dem ursprünglichen Omikron-Subtyp BA.1 basiert. Biontech habe inzwischen aber auch einen weiteren Impfstoff für den nun dominanten Subtyp BA.5 entwickelt und produziert. Dieser werde vermutlich nur wenig später zugelassen. (Q1-22082625)

Die Omikron-Varianten machen mittlerweile 99,8 Prozent des Infektionsgeschehens aus, so der BionTech-Chef weiter. Wir hoffen, dass nicht demnächst eine neue Variante oder ein neuer Typ auftaucht, der dafür sorgt, dass das Spiel „Wir suchen den neuen Impfstoff“ von vorne losgeht. BionTech ist aktuell jedenfalls wieder ganz vorne, denn die beiden neuen Vakzine sind die ersten, welche auf die im Jahr 2022 dominierenden Omikron-Varianten abgestimmt sind.

Damit es nicht aussieht, als würden wir die Reporte jetzt vor allem schreiben, um unserem  Ärger über die Berliner Verwaltungs-Ignoranz Luft zu machen, haben wir heute noch mehr für Sie, nämlich die eine oder andere Umfrage.

Wir beginnen mit etwas Altem. Können Sie sich noch erinnern, wie die Welle Anfang des Jahres hoch- und in die erste Omikronwelle überging, als Abgeordnete einen längeren Schutzstatus bekommen sollten als die Allgemeinbevölkerung?

Sollte es Ihrer Meinung nach für Abgeordnete im Bundestag Ausnahmen von allgemein geltenden Corona-Regeln geben dürfen?

Der Begleittext von Civey dazu:

Im Bundestag gilt der Genesenenstatus weiterhin sechs Monate – im Rest des Landes wurde er auf drei verkürzt. Die Verkürzung beruht auf einer Empfehlung des RKI. Hintergrund sei, dass durch die Omikron-Variante ein deutlich größeres Risiko bestehe, erneut zu erkranken oder das Virus zu übertragen. Der Genesenenstatus ist wie der Impfstatus maßgeblich für Quarantäne- und Einreisevorschriften sowie für zahlreiche Freizeitaktivitäten.

Die Sonderregel für Abgeordnete sorgt für Empörung. Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef, bezeichnet sie als „Unverschämtheit”. Verfassungsrechtsexperte Christian Hillgruber sagt im Spiegel, dass es für die „Ungleichbehandlung von Bürgern und Politikern keinerlei Rechtfertigung gebe”. Laut Tagesschau beriet der Ältestenrat des Parlaments gestern über eine Änderung der Regel.

CSU-Chef Markus Söder fordert auf Twitter von der Regierung, den Status für alle wieder auf sechs Monate zu verlängern, wie in ganz Europa. Er kritisiert zudem Deutschlands „nationalen Alleingang” und Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der damit für „große Verunsicherung“ gesorgt habe. Der Virologe Hendrik Streek spricht sich gegenüber ntv dafür aus, dass Impf- und Genesenenstatus gleichlang sein sollten.

Abstimmen können Sie nicht mehr. Selten haben wir ein so eindeutiges Ergebnis gesehen: 93 Prozent waren eher oder absolut der Meinung, dass dieses weitere Privileg nicht angehen kann. Wissen Sie noch, wie es weiterging? Der Genesen-Schutzstatus für die Allgemeinheit wurde nicht verlängert, sondern der für die Abgeordneten verkürzt. Eine von vielen Fehlentscheidungen innerhalb der diesjährigen Corona-Politik. Nun zwei aktuelle Umfragen, bei denen Sie noch abstimmen können:

Sollten Personen, deren Corona-Impfung / -Infektion weniger als drei Monate her ist, von möglichen neuen Maskenpflichten befreit werden?

Ab Oktober soll ein neues Corona-Infektionsschutzgesetz in Deutschland gelten. Demnach können Bundesländer das Masketragen in Innenräumen wieder anordnen. Personen können sich aber von der Maskenpflicht in Restaurants oder bei Kultur- und Sportveranstaltungen befreien, wenn ihre Corona-Impfung oder -Erkrankung nicht älter als drei Monate ist. Bundesländer wie Bayern und Sachsen-Anhalt kritisieren die Ausnahmeregelung.

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, hält das Masketragen in Innenräumen für sinnvoll, forderte aber auch Nachbesserungen am Gesetzesentwurf. In der Rheinischen Post nannte er die Maskenpflicht-Ausnahmen für frisch Geimpfte „völlig unpraktikabel”. Auch Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hinterfragt in der Tagesschau die Kontrollierbarkeit dieser Regel.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigte die Ausnahmen, die mit verschiedenfarbigen Zertifikaten in der Warnapp einfach zu kontrollieren sein würden. Zudem werden anfangs die Allerwenigsten frisch geimpft sein. Man könne eher froh sein, wenn es überhaupt genug Impfbereitschaft gäbe. Er stellte in der ARD zudem klar, dass damit keineswegs eine Empfehlung für eine Auffrischung der Impfung alle drei Monate zu verstehen sei.

Genau das ging uns auch durch den Kopf, bereits, nachdem wir die Überschrift gelesen hatten: Wie soll dieser Unterschied mit einigermaßen vertretbarem Aufwand kontrolliert werden? Wir werden uns auch nach der nächsten Impfung wieder solidarisch zeigen, falls die allgemeinen Maskenpflichten ausgeweitet werden, und so haben wir abgestimmt: mit „eher“ nein. Zusammen mit den „absolut nein“-Votierenden sind wir dabei mit 65 Prozent in der Mehrheit.

Wir verwenden zwar die Warn-App, dabei zählen wir allerdings zu einer Minderheit. Lauterbach will offenbar mit dieser Ausnahmeregelung das Impfgeschehen ankurbeln. Dass er harte Impfgegner:innen, die noch keine Spritze gegen Corona bekommen haben, mit diesem 3-Monate-Maskenfrei-Bonus erreicht, wagen wir zu bezweifeln. Bei ca. 80 Prozent der Bevölkerung ist die Impfbereitschaft hierzulande gedeckelt, sofern nicht die berüchtigte „Killervariante“ sich zeigt, von der ebenjener Herr Lauterbach immer wieder unkt. Für die Flugreisenden unter Ihnen haben wir auch noch eine Umfrage gefunden, es ist die aktuellste von allen:

Sollte die Maskenpflicht in Flugzeugen Ihrer Meinung nach abgeschafft werden?

De Erklärungstext aus dem Civey-Newsletter:

Der Flug nach Kanada von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) löste eine Debatte über die Maskenpflicht aus. Dass viele der 80 Passagiere am Sonntag an Board keine Maske trugen, stieß auf breite öffentliche Kritik. Den aktuellen Coronamaßnahmen nach gilt in Deutschland noch bis zum 23. September eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, das gilt auch für Linienflüge.

Offenbar wurden im Regierungsflieger keine Regeln gebrochen. „Auf den Flügen der Luftwaffe gibt es keine Maskenpflicht. Alle Teilnehmer der Reise müssen vor Antritt einen aktuellen negativen PCR-Test vorlegen. Damit ist ein hohes Schutzniveau gewährleistet“, sagte ein Regierungssprecher laut ntv. In den Medien wird seither über die Ungleichbehandlung diskutiert, da die restliche Bevölkerung beim Fliegen eine Maske tragen muss.

FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff schrieb gestern auf Twitter, dass die Maskenpflicht in „normalen“ Flugzeugen nun nicht mehr vertretbar sei. Heute will das Bundeskabinett das neue Infektionsschutzgesetz beschließen. Nach den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht es weiterhin eine Maskenpflicht im ÖPNV und beim Fliegen vor. Zudem können die Bundesländer diese je nach Lage auf Restaurants oder Events ausweiten.

Wenn man bedenkt, dass die Lage gemäß Infektionsschutzgesetz niemals wieder so schlimm werden kann, dass es besser wäre, Events abzusagen, Flüge zu streichen und Restaurants zu schließen, sind wir doch ganz schön vorangekommen. Deswegen können wir uns gut vorstellen, dass die Killervariante auch ein wenig Wunschdenken von Karl Lauterbach ist, nach dem Motto: Da seht ihr, was ihr davon habt, dass ihr nicht auf mich gehört habt. Wir finden es immer klasse, wie Civey am Puls der Zeit fühlt, denn dieser Hype um den Habeck-Scholz-Flug nach Kanada ist wieder einmal ein Zeichen dafür, dass die Menschen weiterhin Kapazität für Eklektisches haben. Und wem außer vielleicht Viel-Langestreckenfliegern, die alle paar Tage stundenlang in der Economy-Class ausharren müssen, weil ihnen die Firma die bequeme BC weggestrichen hat (Sparzwänge!), wird ernsthaft durch die Maskenpflicht beeinträchtigt? Die Mehrheit, zu der wir uns auch gesellt haben, sagt denn auch, die Maskenpflicht beim Fliegen soll bleiben.

Aufgrund des heute recht umfangreichen Textes zeigen wir heute die aktuelle Inzidenzgrafik nur als Titelbild. Viel hat sich nicht getan. Auch das Affenpockenpockenvirus hat mit 18 Neuinfektionen die eher ruhige Gangart der letzten Wochen beibehalten.

TH

Report 175/22 vom 25.08.2022 (hier zu 174/22 vom 24.08.)

Nachdem wir gesehen hatten, dass die Inzidenz bundesweit von gestern auf heute um eher enttäuschende 4 Punkte gefallen war, wollten wir zunächst keinen Report zu veröffentlichen. Der Blick auf die einzelnen Bundesländer aber offenbart Erstaunliches.

Das Überraschendste und auch Negativste: Berlin hatte in den letzten Tagen mit scheinbarer Mühelosigkeit den Spitzenrang bei der Inzidenz erobert. Im positiven Sinne, mit einem Wert von nur noch 161,5 gestern. Heute liegt er plötzlich bei 220 und kein einziger Berliner Bezirk ist mehr unter den Tops der Land- und Stadtkreise. 

„Wenn man sein Verhalten an den hier gemeldeten Inzidenzwerten ausrichtet, ist man im Grunde am A… . Ich weiß nicht mehr, wann es genau war, aber das hatten wir schon mehrfach. Schludrige Erfassung und plötzlich wieder ein steiler Anstieg, weil man sich entschloss, die Fälle doch noch irgendwann zu melden, die zwischenzeitlich aufgelaufen waren. Absolut verständlich, wenn Menschen einer Corona-Politik misstrauen, die es nicht schafft, solche Missstände schon auf Erfassungsebene in den Griff zu bekommen.“ TH, Herausgeber.

Das Problem: Man glaubt nicht, dass so etwas immer wieder passiert, selbst, wenn man die Berliner Verwaltung und ihre berüchtigten Mängel seit vielen Jahren kennt. Trotzdem weht ein Hauch von Verrat durch ein Zahlenwerk, das ein solches Schlaglicht auf die allgemeine administrative Kompetenz in dieser Stadt wirft. Verblüffend sicherlich auch, dass alle Bezirke mehr oder weniger gleichmäßig von diesem plötzlichen Anstieg betroffen sind. Bekanntlich kommt es immer wieder in einzelnen Bezirken zu Erfassungslücken, aber das wirkt sich auf die Gesamtinzidenz natürlich nicht so stark aus wie der seltsame Vorgang, der sich von gestern auf heute abgespielt haben muss. 

Berlin liegt immer noch unter dem Bundesdurchschnitt, aber dass dieser so schwach gesunken ist, hat natürlich auch mit dem Anstieg in der Hauptstadt um mehr als 40 Prozent von einem Tag auf den nächsten zu tun. Man sieht allerdings auch in anderen Regionen eine nicht sehr erfreuliche Tendenz. Lag gestern der beste Landkreis noch bei 100,3, sind es heute bereits 107 und mit dem LK Kassel gibt es wieder eine Erfassungsregion mit einer Inzidenz von mehr als 900. Andere Regionen mit weiter positiver Entwicklung gleichen das wieder ein wenig aus, sodass wir insgesamt noch auf 4 Inzidenzpunkte weniger kommen als gestern. Wegen dieser geringen Änderung der Deutschlandzahlen verzichten wir heute auf eine Inzidenzgrafik.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

271,3 (25.08.) / 275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

116 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 109 (-8).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 49.201 (vor einer Woche: 58.685).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.387 (gestern 3.350).

Bundesländer mit Inzidenz unter 200:  Thüringen (180), Baden-Württemberg (187), Hamburg (194).
Bundesländer mit Inzidenz über 300: NRW (350), Mecklenburg-Vorpommern (339), Saarland (317), Niedersachsen (316), Brandenburg (305).

Allerdings wurde heute die geringste Todesfallzahl „unter der Woche“ seit dem 21.07. gemeldet (116, damals 113), wodurch der 14-Tage-Durchschnitt stärker sinkt als seit langer Zeit, nämlich von 117 auf 109. Grundsätzlich ist diese Zahl wichtiger als die Inzidenz und wir geben erneut der Hoffnung Ausdruck, dass sie endlich dauerhaft absinkt. Ebenfalls deutlicher rückläufig als die Inzidenz von gestern auf heute ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen von gestern auf den Mittwoch vor einer Woche, sie fiel um knapp 15 Prozent und knapp 10.000 Fälle.

Wir werden in den letzten Tagen getroffene Entscheidungen zum persönlichen Verhalten nicht rürckgängig machen, trotz des plötzlichen Inzidenzanstiegs in Berlin. Es sind nicht unsere Schrullen, die durch solche ekstatischen Zahlensprünge zum Ausdruck kommen. Wir würden uns gerne entschuldigen, aber wofür? Dafür, dass wir uns von den Behörden immer wieder reinlegen lassen? Außerdem müssen wir uns, anders als die Berliner Zahlenaktrobat:innen es für sich reklamieren dürfen, einigermaßen verlässlich verhalten und können nicht jeden Tag eine neue Linie beschließen. Eine andere Situation wäre gegeben, wenn dieser Anstieg der Start in die nächste Welle wäre, aber dagegen sprechen derzeit noch die bundesweiten Zahlen.

Bei den Affenpocken wurden gestern 37 neue Fälle gemeldet, das sind einige mehr als an den Tagen zuvor. Wenn man auf die Grafik schaut, kann man jedoch erkennen, dass dies am insgesamt zur Abflachung neigenden Geschehen noch nichts Wesentliches ändert. 

Die Zahlen in den USA steigen allerdings weiterhin stark an; insgesamt werden nun weltweit, endemische Gebiete eingeschlossen, über 46.000 Fälle, inklusive aller Verdachtsfälle über 53.000 Fälle, registriert.

TH

Report 174/22 vom 24.08.2022 (hier zu 173/22 vom 23.08.)

Von gestern auf heute kam es zum stärksten Rückgang der Corona-7-Tage-Inzidenz seit dem 04.08., also seit 20 Tagen. Das ist erfreulich. Wir hoffen, die Sommerwelle flacht weiter ab, bevor unweigerlich der Herbstwelle kommen wird. Ist das so? Auch, wenn keine neue Mutation auftritt, die das Geschehen beeinflust?

Ebenso, wie die meisten die Sommerwelle nicht vorhergesehen hatten, könnten sie sich ja bei der Herbstwelle mal in die andere Richtung irren. Über 31 Millionen Corona-Fälle wurden bisher in Deutschland verzeichnet und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Vermutlich hatte die Hälfte der Bevölkerung bereits eine Infektion, abzüglich einiger Menschen, die sich bereits mehrfach infiziert haben und die in der Statistik bei jeder Infektion erneut registriert werden.

Report 174/22 vom 24.08.2022 (hier zu 173/22 vom 23.08.)

Von gestern auf heute kam es zum stärksten Rückgang der Corona-7-Tage-Inzidenz seit dem 04.08., also seit 20 Tagen. Das ist erfreulich. Wir hoffen, die Sommerwelle flacht weiter ab, bevor unweigerlich der Herbstwelle kommen wird. Ist das so? Auch, wenn keine neue Mutation auftritt, die das Geschehen beeinflust?

Ebenso, wie die meisten die Sommerwelle nicht vorhergesehen hatten, könnten sie sich ja bei der Herbstwelle mal in die andere Richtung irren. Über 31 Millionen Corona-Fälle wurden bisher in Deutschland verzeichnet und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Vermutlich hatte die Hälfte der Bevölkerung bereits eine Infektion, abzüglich einiger Menschen, die sich bereits mehrfach infiziert haben und die bei jeder Infektion erneut in die Statistik eingingen. Hingegen gibt es andere, die sich partout nicht anstecken. Zu denen zählen wir bisher, es sei denn, wir hätten bereits eine unentdeckte Infektion überstanden. Auf jeden Fall waren wir immer beim Team Vorsicht. Heute allerdings haben wir erstmals seit dem vergangenen Herbst absichtlich die Maske bei einem kurzen Einkauf weggelassen (ein paar Mal hatten wir vergessen, eine mitzunehmen). Diese Entscheidung hat mit dem allgemeinen Inzidenzrückgang zu tun, aber auch mit einer Veränderung im Ranking der Bundesländer. Dieses zeigt aktuell recht deutlich eine Bewegung, wir werden gleich darauf eingehen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

275,3 (24.08.) / 288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

147 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 117 (unverändert).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 52.939 (vor einer Woche: 67.390).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.350 (gestern 3.329).

Bundesländer mit der niedrigsten Inzidenz: Berlin (162), Thüringen (185), Baden-Württemberg (189).
Bundesländer mit der höchsten Inzidenz: NRW (357), Saarland (349), Mecklenburg-Vorpommern (346).

Wenn das Bundesland mit den meisten Einwohnern die höchste Inzidenz aufweist, sind dem Rückgang insgesamt Grenzen gesetzt, anders als beim kleinen Saarland mit seinen nun schon traditionell hohen Inzidenzwerten. Die regionalen Unterschiede sind weiterhin beachtlich, aber pendeln, auf Länderebene, schon länger um den Wert von 2:1 zwischen den höchsten und den niedrigsten Inzidenzzahlen. Heute liegt der Wert bei 2,22. Auf Keis- oder Stadtbezirksebene nähert sich der LK Greiz als erster der 100er-Marke von oben (100,3), auf den Plätzen folgen u. a. einige Berliner Bezirke mit Inzidenzwerten von 107 bis 150, darunter auch derjenige, in dem wir arbeiten. Unser Wohnbezirk liegt mit 177 leider etwas über dem Berliner Durchschnitt, zeigt sich gegenüer gestern (195) aber um deutliche 10 Prozent verbessert.

Wenig Bewegung gibt es weiterhin bei den Todesfallzahlen, sodass diese in Relation zum Neuinfektionsgeschehen sogar an Brisanz gewinnen. Das bedeutet auch, dass das Gesundheitssystem durch Corona weiterhin deutlich stärker belastet ist, als wenn es die Pandemie nicht gäbe.

Kommen wir noch einmal auf die unbemerkten Infektionen zurück, die natürlich auch uns erwischt haben könnten. Laut einer neuen US-Studie läge die Quote bei 50 Prozent aller Infektionen, man kann also sagen, die Hälfte aller Omikron-BA.5-Infektionen bleibt unentdeckt bzw. wird erst durch leichte Symptome entdeckt, die von Betroffenen zunächst nicht als mit Corona in Verbindung stehend identifiziert werden. Die Empfehlung am Ende: Man soll sich öfters mal testen lassen. Wir haben das immer getan, wenn die Corona-Warnapp auf Rot stand und eine Zeitlang jedes Mal vor Arbeitsantritt, als die Infektionszahlen besonders hoch waren. Aber Sie haben sicher gehört, dass die kostenfreien Bürgertests nicht mehr möglich sind. Wieder einmal eine falsche politische Entscheidung zum falschen Zeitpunkt. 

Die Affenpockenzahlen steigen weiterhin nur langsam an. Gut möglich, dass das Geschehen bereits vor einer Marke von 4.000 Fällen in Deutschland vollständig zum Erliegen kommt. Weltweit haben sich gegenwärtig ca. 48.000 Menschen angesteckt (außerhalb der „endemischen Gebiete“). Auch im Hotspot USA, in dem sich ein Drittel aller Fälle ereignet hat, gehen die Neuansteckungszahlen langsam zurück.

TH

Report 173/22 vom 23.08.2022 (hier zu 172/22 vom 20.08.)

Hatten Sie auch den Eindruck, das dritte Wochenende im August kündigt auf besinnliche Weise den Herbst an? Unterstützt wird der Eindruck bei uns in Berlin leider dadurch, dass viele Bäume sehr frühzeitig Blätter verlieren. Aber auch durch angenehme Temperaturen. 

Jedenfalls hat sich auch das Corona-Virus nicht zu spektakulären Aktionen hinreißen lassen,  wenn man den ab heute wieder tagesaktuellen Zahlen des RKI glauben darf. In Berlin jedoch, sozusagen in aller Stille, kam es zu einem weiteren deutlich Rückgang auf eine Inzidenz von 173,5, in unserem Wohnbezirk sind es 194,8, im benachbarten Kreuzberg sogar nur 132.

Der Berliner Gesamtwert ist der geringste aller Bundesländer und wir haben heute offiziell das Homeoffice-Ende verkünden können, ohne dabei ein schlechtes Bauchgefühl zu haben. Auf Null werden wir vorerst nicht kommen und an einer Stelle muss die Grenze gesetzt wird, deren Überschreiten zurück aufs Terrain der fast vollständigen Normalität führt. Bei uns war das der Inzidenzwert 200. Bundesweit wurde übers Wochenende hinweg egenfalls ein wichtiger Wert unterschritten, der von 300. Schaut man sich einzelne Landkreise an, sind die Unterschiede nach wie vor erheblich. Von 810 (Landkreis Kassel) bis 121 reicht die Spanne (LK Berchtesgadener Land in Bayern).

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

288,5 (23.08.) / 302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) /  752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

146 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 117 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 60.411 (vor einer Woche: 63.745).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.329 (am vergagnenen Freitag 3.266).

In dem Zusammenhang ein Glückwunsch, wenn man das so ausdrücken kann, an Freunde im BGL, ihre Gegend in Südostbayern gehörte während einiger Pandemiephasen zu den Gebieten mit der höchsten Inzidenz, jetzt ist es dort offenbar schon recht entspannt. Kein Landkreis bzw. keine Stadt weist aber derzeit eine Inzidenz von weniger als 100 auf und die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt heute kaum niedriger als vor einer Woche. Die Zahl der Todesfälle stieg sogar von 140 vor einer Woche auf heute 146. Dieser so verdächtig leise gewordene Tod an / mit Corona verstorbener, vorwiegend älterer Menschen ist für uns ein Zeichen dafür, dass eben nicht alles mehr oder weniger in Ordnung ist, ungeachtet der anhaltenden leicht positiven Tendenz. Wir halten es gut für möglich, dass die Pandemie Einfluss auf die Lebenserwartung in Deutschland nehmen und sie senken wird. Die nächsten Statistiken zur Gesamtsterblichkeit werden zeigen, wie groß der Effekt ist, eine Übersterblichkeit ist jedenfalls schon sicher. Auch deshalb finden wir Diskussionen wie „Rente mit 70“ wirklich absurd. Natürilch wird derlei von denselben politischen Akteuren ins Spiel gebracht, die auch den Bevölkerungsschutz gegen Corona nicht ernst nehmen.

Passend dazu ein aktuelles Video, überschrieben mit: „Corona und die Angst: Warum wir in Pandemien immer die gleichen Fehler machen.“ (Q1-220823) Wir fanden es recht amüsant und einges darin ist ziemlich offensichtlich wahr, aber es erklärt leider nicht, warum Politik keine klaren Strategien entwickeln kann, die psychologische Effekte der verschiedenen Pandemiephasen berücksichtigen oder gar antizipieren. Darum geht es ja gerade: interdisziplinäre Expertise für klug vorausschauendes Staatshandeln nutzbar zu machen. Die Mehrheit der Bevölkerung unterstützt das in der Regel auch, wenn es vernünftig kommuniziert wird. Sicher wussten Sie bereits, dass intelligente Menschen stärker mit Ängsten konfrontiert sind als solche mit geringerem IQ. Das heißt nicht, dass Intelligente nicht mutig sein können, denn Mut ist Angstüberwindung, nicht riskantes Verhalten aufgrund von Unwissenheit. Im Zusamenhang mit Corona heißt das, Intelligente schützen sich und andere so gut wie möglich, negieren keine Gefahren, aber kaufen nicht tonnenweise Klorollen einerseits (erinnern Sie sich noch?) oder behaupten andererseits wider alle Erkenntnisse, es gebe gar keine Pandemie.

In den Twitter-Trends heute nur #Maskenpflicht. Ja, eben.

Vielleich beginnt bald die Zeit der Aufarbeitung? Nicht, wenn wir dem im Video zu sehenden Neurowissenschaftler glauben. Dann wird erst einmal kräftig verdrängt und bei der nächsten schwierigen Situation geht es so von vorne los, als hätte es nie Situationen gegeben, aus denen man hätte lernen können. Manchmal merkt man auch, wie schwer der Lernprozess in unterschiedlichen Phasen derselben Gesamtsituation ist. Karl Lauterbach teilte uns kürzlich mit, der angepasste, Omikron-bereite Impfstoff, auf den wir auch persönlich spekulieren, sei auf jeden Fall in hinreichender Menge bestellt wrden. Wie bisher, wenn die Impfkampagne zwischen nicht genug Impfstoff und nicht genug ereitschaft zum Impfen hin- und herschleuderte, gibt es bereits Widerspruch gegen diese Einschätzung (Q2-22082319):

„“Es besteht aus unserer Sicht die Gefahr, dass die Politik erneut die Vorbereitungen auf den Herbst nicht rechtzeitig in die Wege leitet“, zitierten das Redaktionsnetzwerk Deutschland aus einem Brief Weigeldts [der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Anm. TH] an die Landesvorsitzenden des Hausärzteverbands.“

Wir hatten kürzlich in dieser Beitragsreihe über die wichtigen Septembertermine für die Kampagne mit den neuen Impfstoffen berichtet. 

Interessant ist das oben verlinkte Video (Q1) auch im Zusammenhang mit den Affenpocken, die zunächst ein Riesenhype waren, obwohl die Auswirkungen einer Infektion aufgrund der Erfahrungen aus den endemischen Gebieten einigermaßen bekannt waren. Mittlerweile sind die Neuinfektionen in Deutschland so gering, dass wir darüber nachdenken, nicht mehr in jedem Report darauf einzugehen. Die Grafik drückt dies deutlich aus, die Anstiegskurve wird immer flacher und entfernt sich immer weiter vom langfristigen Trend. Dieser flacht zwar ebenfalls ab, aber berücksichtigt auch das anfängliche Geschehen mit steilen prozentualen Anstiegen noch immer.

Selbst in den USA, in denen zuletzt die Mehrzahl der weltweiten Neuinfektionen zu verzeichnen war, gibt es Anzeichen dafür, dass die Lage sich allmählich beruhigt. Aus höherer Geschwindigkeit ist der Bremsweg länger, ebenso geben die Fallzahlen auf hohem Ausgangsniveau weniger schnell nach, nominal betrachtet. Es wird also noch etwas dauern, bis man vom Ende dieses „Ausbruchs 22“ sprechen kann, aber Wellenbewegungen wie bei Corona erwarten wir eher nicht.

TH

Report 172/22 vom 20.08.2022 (hier zu 171/22 vom 19.08.)

Heute spoilern wir besonders kräftig und halten uns ansonsten kurz, dem Namen des Features gemäß. Im Grunde wollen wir nur vermelden, dass die Corona-7-Tage-Inzidenz nun doch wieder etwas sinkt.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

302,9 (20.08.) / 312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 752,9 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

121 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 118 (+1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 36.295 (vor einer Woche: 45.859).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich gestern auf 3.266 (vorgestern 3.242), heute wurden keine aktualisierten Zahlen gemeldet.
 

Erstmals seit mehr als zwei Wochen ist der aktuelle Tagesrückgang wieder stärker gewesen als der Tend der letzten 14 Tage, der sich aufgrund des Quasi-Stillstands in der laufenden Woche allerdings deutlich abgeflacht hat. Aber 3 Prozent Rückgang, wie heute, sind 3 Prozent, das verbuchen wir auf der Habenseite oder Corona-Entspannungsseite. Für uns persönlich ist wichtig, dass das Bundesland Berlin nun wieder die Kurve in Richtung Abwärtsbewegung bekommen hat, innerhalb weniger Tage sank der Inzidenzwert hier von ca. 290 auf 212,5. Auf diese Weise können wir ohne inneren und unter Vermeidung von mehr äußerdem Druck den letzten Homeofficetag aufgeben. Wir hatten anlässlich seiner Einrichtung bzw. letzten Verlängerung festgelegt, dass wir das bei einer Inzidenz von weniger als 200 tun werden. Nun wollen wir hoffen, dass es nicht nächste Woche zu einer erneuten Steigerung der Neuinfektionszahlen kommt.

Wir verzichten heute auf weitere Infos zu Corona. Zu den Affenpocken veröffentlichen wir ebenfalls keine Info-Grafik, da traditionell samstags vom RKI keine neuen Zahlen zu dazu gemeldet werden. Aus den Werten der letzten Tage konnte man aber klar ermitteln, dass der Affenpocken-Ausbruch in Deutschland nicht mehr zu explosionsartig ansteigenden Fallzahlen tendiert.

TH

Report 171/22 vom 19.08.2022 (hier zu 170/22 vom 18.08.)

Die Sommerwelle hat einen Entschluss gefasst. Sie hat sich dazu entschieden, bei einem 7-Tage-Inzidenzwert von über 300 zu behaupten, sie sei keine Welle mehr. Blöd indes, dass es immer noch regelmäßig zu dreistelligen täglichen Todeszahlen an / mit Corona kommt. 

Nachdem gestern erstmals seit mehr als 3 Wochen wieder ein leichter Inzidenzanstieg zu verzeichnen war, geht die die Inzidenz heute minimal zurück. Es gibt viele Stimmen, welche die Inzidenzbasierung als Ausgangspunkt für die Messung der Aktivität von Covid19 für überholt halten. Deswegen berichten wir jedes Mal über die Todesfallzahlen, und diese belegen unzweifelhaft, dass eben nichts in Ordnung oder endemisch ist und man sich wegen Corona keine Sorgen mehr machen muss.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

312,5 (19.08.) / 314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

169 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 117 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 46.724 (vor einer Woche: 49.839).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert sich auf 3.266 (gestern 3.242).  

Nach unserer Ansicht sind die Zahlen kein Anlass, alle Maßnahmen gegen Corona einzustellen und es einfach laufen zu lassen. Nachdem wir gestern über die Maskenpflicht im Freien referiert haben und dargestellt, dass gegenwärtig eine große Mehrheit der Bürger:innen dagegen ist, schauen wir heute noch einmal, wie es sich drinnen verhält, insbesondere in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Eine Maskenpflicht im Fern-, Flug- und öffentlichen Nahverkehr stößt immer noch auf große Zustimmung der Bevölkerung. In einer Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 63 Prozent der Befragten an, sie unterstützten eine solche Pflicht im öffentlichen Nahverkehr. Für den Fernverkehr der Bahn und den Flugverkehr waren es 58 Prozent. Nur 24 Prozent erklärten, sie seien grundsätzlich gegen eine Maskenpflicht.

Für andere öffentlich zugängliche Räume wie beispielsweise Geschäfte unterstützten 46 Prozent der Befragten eine Maskenpflicht, für Schulen nur 29 Prozent. Überdurchschnittlich fiel die Zustimmung bei Anhängern der Grünen aus, deutlich kleiner bei denen der FDP, am geringsten bei Menschen, die bei der vergangenen Bundestagswahl AfD gewählt hatten. Von ihnen erklärte eine knappe Mehrheit von 51 Prozent, generell gegen eine Maskenpflicht zu sein. (Q1-22081913)

DIe 24 Prozent Generalmaskengegner:innen spiegeln sich leider derzeit auch im ÖPNV, etwa ein Viertel trägt keine Maske mehr. Dagegen sein, heißt also auch, sich frei zu fühlen, wichtige Schutzregeln zu umgehen. Nicht bei allen Normen ist die Einhaltungsquote direkt anhand der Überzeugung abzulesen, denn bei vielen Tatbeständen tritt eine angstbedingte Hemmschwelle hinzu, aber jede:r weiß mittlerweile, dass im ÖPNV sowieso nicht kontrolliert wird. Nicht in Berlin jedenfalls. Und hat nicht doch fast jeder noch eine Maske in der Tasche, um sie schnell überzustreifen, wenn sich irgendwo in der Bahn der ernsthafte Versuch abzeichnet, die Maskenpflicht durchzusetzen? Ach ja. Menschen. Warum befassen wir uns mit ihnen? Um den Niedergang der Zivilisation anhand einer bis heute nicht vernünftig gemanagten Pandemie-Herausforderung möglichst exakt zu dokumentieren? Im oben zitierten Artikel wird nicht erwähnt, dass das mittlerweile beschlossene Infektionsschutzgesetz auch die Einführung einer Maskenpflicht im Freien möglich machen soll.  

Nicht viel Neues bisher. Vielleicht aber auf einem anderen Gebiet, das mehr und mehr in den Fokus rückt, je länger die Pandemie andauert: Long Covid. Diesbezüglich lassen wir den Bundesgesundheitsminister selbst via Twitter sprechen:

Akiko Iwasaki, die an der renommierten US-amerikanischen Universität Yale Medizin lehrt, forscht bereits seit zwei Jahren an Long COVID. Gemeinsam mit ihrem Team setzte sie sich mit der Frage auseinander, was Menschen, die nach einer Corona-Infektion an Long COVID erkranken, von jenen unterscheidet, die nach der Infektion keine derartigen Symptome entwickeln. Bei der Studie mit 215 Teilnehmenden fiel auf: Menschen mit Long-COVID-Symptomen wiesen einen niedrigeren Cortisol-Spiegel auf, als Teilnehmende der Kontrollgruppe. (Q2-220819)

Wenn sich diese Erkenntnis in einer größeren Studie bestätigt, bedeutet dies, dass die gute alte Cortison-Gabe, die in Form von Spritzen schon den schmerzgeplagten US-Präsidenten John F. Kennedy zum Charismatiker machte, die Lösung für alle Long-Covid-Probleme ist? State of the Art ist das Aufpeppen von Menschen mit Cortison wegen erheblicher Nebenwirkungen heute nicht mehr, aber fast alles erlebt ja in diesen Zeiten ein Revival. Kein Wunder, dass Lauterbach nach dem Tenor des zitierten Artikels „begeistert“ ist. Vielleicht hat er mit sich selbst ein wenig experimentiert. Wir hoffen hingegen, dass eine massive Zuführung von Cortison nicht der letzte Schluss bei der Behandlung von Long-Covid-Symptomen sein wird. In dem Beitrag, der mit dem Tweet verlinkt ist, wird denn auch vorsichtig formuliert bzw. dezidiert gebremst, was den Schlüssel gegen Long Covid aufgrund der neuen Erkenntnisse angeht.

Von der Behandlung zurück zur Vorbeugung. Die Stiko empfiehlt nun die vierte Impfung schon für Menschen ab 60 Jahren, bisher ging die Empfehlung auf „ab 70“. 

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nun offiziell eine zweite Corona-Auffrisch-Impfung auch für Menschen ab 60 Jahren. Menschen in dieser Altersgruppe und im Alter ab fünf Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere Covid-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung sollten einen weiteren Booster erhalten, hieß es in einer Mitteilung des Gremiums vom Donnerstag zur Aktualisierung der Impfempfehlung. Die Stiko erweitere ihre bisherige Empfehlung „mit dem primären Ziel, besonders gefährdete Personen noch besser vor schweren Covid-19-Erkrankungen und Covid-19-bedingten Todesfällen zu schützen“. (Q3-22081918)

Die Ständige Impfkommission nähert sich also Karl Lauterbach an, könnte man das Obige zusammenfassen. Schon seltsam: Je mehr sich die aktuell dominierende Virenvariante von den aktuell erhältlichen Impfstoffen wirkungsmäßig entfernt, desto offensiver werden die Impfempfehlungen. Aber wir müssen ja nicht alles verstehen, wir finden es eben nur seltsam.

Und damit zu den heutigen Grunddaten als Grafik:

Rechts kann man den Stillstand, der aktuell in Sachen Corona-Neuinfektionen herrscht, anhand des Inzidenzwertes deutlich erkennen. Auch der 14-Tage-Trend der Inzidenz (blaue Linie) spiegelt das mittlerweile und nähert sich der Nulllinie von unten an. Das Endemische an Corona scheint vor allem zu sein, dass die Menschen es als normal ansehen, dass daran nach aktuellen Durchschnittswerten, falls sie sich fortsetzen, auch dieses Jahr mehr als 40.000 Menschen an / mit Corona sterben werden. Es ist ein wenig wie mit dem Krebs, gegen den allerdings seit Jahren mit viel Einsatz gekämpft wird. Er ist immer noch da und sterben muss jeder einmal. Leider ist dieser Fatalismus nicht nur an sich schon schlimm, er wirkt auch auf anderen politischen Feldern, wie dem Klimaschutz, toxisch.

Zum Glück lassen sich die Affenpocken nur durch bestimmte Körperkontakte übertragen, sonst hätten wir längst eine zweite Pandemie. Ausnahmsweise kann man aber auch bei einem Problem mehr oder weniger Entwarnung geben: Der durchschnittliche Zuwachs an Infizierten in Deutschland hat sich bei einer Zahl zwischen 20 und 30 eingependelt (heute wurden 24 neue Fälle gemeldet). Anders sieht das in den USA aus, wo allein gestern ca. 500 neue Infektionen registriert wurden. Weltweit wurden 2022 ca. 41.000 sichere Fälle und bisher 7 Todesfälle ermittelt, mit den vermutlichen Fällen summiert sich die Zahl auf knapp unter 50.000. 

Deutschland verzeichnet außerhalb der endemischen Gebiete weiterhin die vierthöchste Infektionszahl weltweit. Das wird wohl vorerst der Rang bleiben, weil sich dahinter keine Länder befinden, in denen der Ausbruch gerade erst richtig Fahrt aufnimmt, sondern überwiegend europäische Staaten angesiedelt sind, in denen sich der Verlauf der Mini-Epidemie ähnlich gestaltet wie in Deutschland. Was neue Affenpockenzahlen angeht, verabschieden wir uns an dieser Stelle bis zum kommenden Dienstag. Je nachdem, was sich bei Corona tut, kommt morgen trotzdem ein Report.

TH

Report 170/22 vom 18.08.2022 (hier zu 169/22 vom 17.08.)

Gestern war noch offen, ob wir heute einen Report für Sie verfassen werden, abr leider gibt es einen Umstand, der einen sochen Artikel immer auslöst: Die Inzidenz geht nicht mehr zurück, sondert steigt wieder leicht an.

Zum ersten Mal seit dem 26.07. war heute wieder eine Zunahme der 7-Tage-Inzidenz zu vermelden. Der Zuwachs ist gering, aber die Rückgänge der letzten Tage wurden ebenfalls immer geringer, sodass diese Trendewende uns nun nicht überraschen konnte. Wo führt es hin?, das ist jetzt die Frage. Hoffentlich nicht geradewegs in die nächste Welle, wo die aktuelle noch gar nicht richtig abgeklungen ist.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

314,2 (18.08.) / 311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022) 

 

184 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 118 (-1).

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 58.685 (vor einer Woche: 59.888).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert auf 3.242 (gestern 3.213).  

Was soll man tun, damit die Corona-Infektion endlich auf ein Maß sinken, das man tatsächlich als endemisch bezeichnen kann? Vor ein paar Tagen hat Karl Lauterbach frohlockt, dass nun die Infektionszahlen und auch die schweren Fälle rückläufig sind. An den Todesfallzahlen lässt sich das noch nicht festmahen, sie liegen immer noch auf Niveau von knapp 120 im Durchschnitt der letzten 14 Tage. 

Wie wär’s denn mit einer Maskenpflicht im Freien, um den Rückgang der Sommerwelle wieder in Gang zu setzen? Civey hat dahingehend eine Umfrage erstellt:

Sollte bei steigenden Corona-Fallzahlen Ihrer Meinung nach eine Maskenpflicht im Freien eingeführt werden?

Hier der Begleittext dazu:

Mehrere FDP-Abgeordnete kritisieren das für den Herbst geplante Corona-Infektionsschutzgesetz. Angeführt von Bundestagsvize Wolfgang Kubicki (FDP) fordern sie eine Überarbeitung des Entwurfes. In der Welt hinterfragte Kubicki etwa die Möglichkeit, eine Maskenpflicht im Freien verhängen zu können. Der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler sieht die landesweite Hotspot-Regelung und Maskenpflichten an Schulen kritisch, die Länder verhängen könnten.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr verteidigte das Gesetz indes als „guten Kompromiss”. Er sagte der Welt, dass es dank der FDP keine tiefgreifenden Grundrechtseingriffe wie Lockdowns, Ausgangssperren, Schulschließungen oder Kontaktbeschränkungen mehr geben werde. Für Stephan Thomae, Parlamentsgeschäftsführer der FDP, sind die Maßnahmen sowohl wirksam als auch zumutbar.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatten am Mittwoch ihre Corona-Pläne verteidigt. Ihr Entwurf sieht vor, dass die Bundesländer ab Oktober je nach Lage wieder Maskenpflichten in Innenräumen verhängen dürfen. Davon befreit werden können Menschen, wenn ihre Impfung nicht älter als drei Monate alt ist. Je nach Lage seien auch strengere Maßnahmen möglich.

Man glaubt es kaum, die FDP bekommt fast 70 Prozent Zustimmung dafür, dass sie nichts von einer Maskenpflicht im Freien hält. Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als Corona ernstgenommen wurde? Und wohnen Sie zufällig in Berlin? Dann ist Ihnen vielleicht noch erinnerlich, dass es an bestimmten Hotspots mit sehr viel Publikumserkehr tatsächlich eine Maskenpflicht im Freien gab, einige Straßen wurden dafür ausgewiesen. 

Wir haben uns rot im Kalender markiert, dass wir dieses Mal eher mit der FDP gehen, obwohl wir grundsätzlich im Team Vorsicht verortet sind. Wir haben nicht „auf keinen Fall“ sondern „eher nein“ gesagt. Wenn die Fallzahlen explodieren und die ominöse Killervariante auftauchen soll, muss wirklich alles getan werden, was geht, auch das Tragen einer Maske m Freien. Selbst, wenn dadurch die Neuinfektionszahl nur um ein paar tausend Fälle täglich sinkt und es nur ein paar Todesfälle weniger gibt. Im Moment aber wären wir schon froh, wenn in Berlin wenigstens die Maskenpflicht im ÖPNV eingehalten würde. Sprich: Es ist eine Frage der Durchsetzbarkeit, und die dürfte bei einer generellen Maskenpflicht im Freien gering sein. Viel geringer als in den ersten Pandemiemonaten, während des Lockdowns, obwohl sich da schon nicht alle beteiligten, als sie wirklich verpflichtend für jede Person war, die rausgeht in den Park, nicht nur zu einer Veranstaltung, diese waren damals quasi untersagt. 

Im Herbst kann alles passieren, deshalb sind wir nicht dafür, dass die Möglichkeit, eine Maskenpflicht im Freien zu erlassen, ganz ausgeschlossen werden sollte. Wir warn auch nicht dafür, dass eine Impfpflicht als stärkster Eingriff nicht vorgesehen wurde, denn was wird getan werden, wenn die Lage wieder komplett außer Kontrolle gerät. Jetzt ist sie das ja nur ein wenig, nach den Maßstäben, die wir uns mittlerweile angewöhnt haben.

Die Affenpockenzahlen hingegen werden keine Maßnahmen für die gesamte Bevölkerung erfordern, das zeichnet sich schon seit Wochen ab. Trotzdem gibt es zwei wichtige Zahlen, darüber noch etwas nach der Grafik:

Nachdem Deutschland wochenlang auf Platz 3 hnter den USA und Spanien gestanden hatte, ist Brasilien nun „vorbeigezogen“. Außerdem hält die vergleichsweise starke Zunahme in den USA unvermindert an, dort wurden gestern bereits mehr als 13.500 Fälle registriert. Damit haben die USA nun 41 Fälle pro 1 Million Einwohner, Deutschland 39. Wir haben bis jetzt nicht recherchiert, warum das Virus in den USA nach einer zunächst eher langsamen Ausbreitung nun so viele Menschen angreift, während sich in Europa die Lage jetzt eher entspannt zeigt, und ob es überhaupt zu dieser auffälligen Tendenz eine Idee gibt. Wenn dieser steile Anstieg anhält, werden wir versuchen, Sie über die Gründe zu informieren.

TH

Report 169/22 vom 17.08.2022 (hier zu 168/22 vom 16.08.)

Sollte morgen kein Corona-Affenpocken-Report von uns veröffentlicht werden, schreiben wir Ihnen heute schon einmal, warum (nicht): Weil das Geschehen ähnlich ist wie heute. Nämlich ein Geduldsspiel. Die Inzidenz hat sich gegenüber gestern wieder einmal kaum verändert, bundesweit zumindest. Hier die Zahlen:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

311,8 (17.08.) / 313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022)

Auffällig ist, dass alle Bundesländer sich jetzt innerhalb eines Bereichs von knapp über 200 (Thüringen) bis knapp über 400 (Mecklenburg-Vorpommern) bewegen, die Spreizung zwischen den Bundesländern beträgt also nur etwa 100 Prozent. Während der Wellengipfel 2022 war die Verteilung um einiges ungleichmäßiger. Immerhin hat Berlin endlich mal wieder einen kleinen Schritt nach vorne genacht, die Inzidenz sank von gestern 294 auf heute 277, den geringsten Werte seit dem Höhepunkt der Sommerwelle. Warum wir die Gesamtentwicklung als zu wenig abwärtsgerichtet empfinden, erklärt, wie immer, diese Grafik:

Der Rückgang von gestern auf heute ist nun fast auf Null gesunken, dementsprechend steigt auch die blaue Linie (14-Tage-Tendenz) weiter an, die Abschwächung des Inzidenzrückgangs wird also zunehmend geringer. Gestern haben wir die Art, wie die Grafik gelesen werden muss, wieder einmal erläutert. 

192 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 119 (-1).

 Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 67.390 (vor einer Woche: 72.737).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert auf 3.213, am vorigen Freitag lag die Zahl bei 3.186.

Derweil macht man sich mehr und mehr Gedanken darüber, warum manche Menschen sich einfach nicht infizieren lassen wollen, obwohl immer neue Coronavirus-Varianten sich daran versuchen. Wir hatten es geahnt: Als geübt Erkältungsviren-Kombattanten und auf den ersten Blick erkennbarer Verwandtschaft mit den Neandertalern hat das Virus es bei uns wirklich verdammt schwer, außerdem sind wir fat korrekt geimpft. Nur die Blutgruppe passt nicht, es ist nicht die 0 (Q1-220817). vermutlich werden wir nicht zu dieser Statistikänderung beitragen:

Wiesbaden Insbesondere in den südlichen Ländern Ostdeutschlands hat die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen: Die Lebenserwartung ist deutlich gesunken. Eine derartiger Rückgang ist außerhalb von Kriegszeiten ungewöhnlich. (Q2-220817)

Wir wohnen ja nicht dort. Nach den neuesten Statistiken scheint also belegt zu sein, dass die Hotspots der ersten vier Wellen eine erhebliche Corona-Übersterblichkeit ausweisen. Die Impfquoten sind dort hingegen die niedrigsten innerhalb Deutschlands.

In Indien ist die Corona-Variante „Centaurus“ (BA.2.275) auf dem Vormarsch, deren Ausbreitung man auch in Deutschland erwartet hatte, was isher aber wohl nur in geringem Maße der Fall ist. (Q3-220817) Bisher gab es auf Dauer keine Variante, die in einem Land stark verbreitet war und in allen anderne nicht.

Bei den Affenpocken lässt sich heute nur feststellen, dass die Ausbreitung sich in Deutschland weiterhin verlangsamt, während vor allem in den USA noch keine Beruhigung festzustellen ist. Die hiesigen Zahlen:

TH

Report 168/22 vom 16.08.2022 (hier zu 167/22 vom 13.08.)

Bringt die neue Woche schon neue Erkenntnisse? Immerhin, die Inzidenz geht bundesweit wieder zurück, wenn auch nach unserer Auffassung zu langsam. Verblüffend die Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern. Vor genau einem Monat wurde der bisherige Höchststand der Inzidenz während der Sommerwelle gemessen, seitdem gehen die Werte zurück. In ruhigen, kleinen Schritten. Offenbar ist für Karl Lauterbach zu ruhig, vor allem die eigene Person betreffend. Wir haben heute gleich drei Meldungen von ihm und über ihn. Zunächst, wie immer, die Grundfakten:

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

313,6 (16.08.) / 342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022)

In einzelnen Bundesländern bleibt die Inzidenz nahezu gleich, während sie in anderen stark sinkt, was die allgemeine Absenkung aufrechterhält. Vor allem die Entwicklung Bayerns von einem Hochinzidenz-Bundesland zu einem Musterstaat (Platz 2 hinter Thüringen mit derzeit 215) ist erstaunlich, in allen anderen Bundesländern sind die Werte eher nachvollziehbar, Leider auch in Berlin, wo die Inzidenz seit einiger Zeit bei ca. 290 verharrt (aktuell 294), weshalb unser Wohnstaat nur noch knapp unter dem sinkenden Bundesdurchschnitt liegt. Die mittlerweile eingetretene Sorglosigkeit weiter Teile der hiesigen Bevölkerung ist augenfällig, wohin man auch geh und schaut. Bei uns fällt es dem Virus schwer, günstige Angebote zur Weiterverbreitung auszulassen.

140 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden heute registriert, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei ca. 120.

 Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 63.745 (vor einer Woche: 78.698).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summiert auf 3.186, am vorigen Freitag lag die Zahl bei 3.102.

Es ist der Gaskrieg, der aktuell die Schlagzeilen beherrscht, aber die Menschen achten nach einer gewissen Zeit der Absorption durch alles, was mit der Ukraine zu tun hat, auch wieder auf die Vorgänge im Rahmen der Pandemie. Das wird daran deutlich, dass in den sozialen Medien wieder jeden Tag Hashtags mit Corona-Bezug trenden. Außer zu dieser Stunde, deswegen nun zu den Grafiken:

Warum wir enttäuscht vom aktuellen Geschehen sind, weist die rechte Seite der Grafik bis zum Rand sehr gut aus: Dem Rückgang der Inzidenz geht sozusagen die Puste aus, die blaue Linie steigt erwartetermaßen an, was bedeutet, die Dynamik nimmt ab. Damit ein gleichbleibender Rückgang in Punkten gegeben wäre, müsste sich hingegen der prozentuale Rückgang beschleunigen. Immerhin kam es nicht zu einem Wiederanstieg der Inzidenz, nicht bundesweit zumindest. Bei den Todesfallzahlen gibt es weiterhin keine Entspannung zu vermelden: Zwar liegt die gemeldete Zahl von gestern um über 30 niedriger als am Dienstag der Vorwoche, aber der 14-Tage-Trend ändert sich dadurch zunächst kaum und wir haben weiterhin 120 Tote täglich an / mit Corona zu beklagen. Vielleicht wenden wir uns deshalb jemandem zu, der früher geklagt und gemahnt hat, heute aber die Chance zum Handen hat, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

Dass er nun wegen der Nichteinhaltung einer speziellen Berliner-Corona-Regelung angezeigt wird, finden wir etwas lächerlich, siehe oben, Alltagsbeobachtungen in Berlin. Es geht im Grund enur um ein Detail und wir bedauern es vielmehr, dass Lauterbach sich trotz vier Impfungen angesteckt hat. Ist das bereits ein Beweis der Unwirksamkeit der Impfungen? Nein. Aber klar ist, dass die aktuellen Impfstoffe, die für „Alpha“ entwickelt wurden, eine Infektion mit der vielfach mutierten Variante „Omikron BA.5“ nicht zuverlässig verhindern können. Deswegen ist es wichtig, was Karl Lauterbach bezüglich der angespassten Impfstoffe meint: Wann kommen sie endlich? Und wieso dauert das so auffällig lange? Letzteres ist vorerst nicht zu beantworten, Ersteres scheint aber mittlerweile einigermaßen klar: Impfstoffe gegen BA.1 sollen ab 2. September geliefert werden, gegen BA.5 ab 28. September.  Also, wir nehmen dann gleich den gegen BA.5, denn BA.1 ist ja schon jetzt m. o. w. Geschichte. Ganz genau weiß Lauterbach schon, wann eine flächendeckene Maskenpflicht zu erwarten ist: Ab dem 1. Oktober. Sowohl der Minister auch als seine Gegner haben die besseren Glaskugeln, das müssen wir neidlos oder auch mit etwas Neid anerkennen.

Gar keine Glaskugel hingegen braucht es, um zu erkennen, dass das Affenpockenwirus in Deutschland einigermaßen gemächlich auf dem Pfad der weiteren Verbreitung wandert. Die Bilder von Infizierten sehen schlimm aus und man fragt sich, wie die betroffenen Hautpartien je wieder normal aussehen sollen. Bei den Pocken, wie wir sie von früher kennen, blieben in der Tat Narben zurück, bei den Affenpocken scheint das nicht der Fall zu sein. Weltweit ist das Geschehen aufgrund anhaltend hoher Fallzahlen vor allem in den USA, wo die Affenpocken zum nationalen Gesundseitsnotstand erklärt wurden, noch nicht besiegt. Die Situation in Deutschland hingegen gibt derzeit wenig Anlass zur Sorge, wie unsere Grafik mit weiterhin nachlassendem Anstieg der Neuinfektionen zeigt. Er beträgt mittlerweile nur noch ca. 0,7 Prozent pro Tag:

Da wir heute eine relativ günstige Entwicklung in Deutschland herausstellen wollten, haben wir die neueste Affenpockengrafik auch für das Titelbild verwendet.

Gestern wurden weltweit 36.214 Fälle außerhalb „endemischer Gebiete“ gemeldet, 85 Länder außerhalb dieser Gebiete sind mittlerweile betroffen. Auch wenn die USA die meisten Fälle als einzelner Staat haben, liegt das Gesamtzentrum des nicht-endemischen Ausbruchs weiterhin in Europa mit mehr als 20.000 Fällen. Allein Spanien, Großbritannien und Deutschland, die drei europäischen Länder mit den meisten Fällen, haben mit zusammen ca. 195 Millionen Einwohnern weiterhin eine ähnlich hohe Zahl aufzuweisen wie die USA mit ca. 320 Millionen Einwohnern.

TH

Report 167/22 vom 13.08.2022 (hier zu 166/22 vom 11.08.)

Im Moment ist es relativ leicht, den Turnus für die Corona-Reporte zu strecken: Es passiert nicht mehr viel. Damit ist allerdings gemeint: Es passiert nicht viel auf viel zu hohem Niveau. Uns hat es durchaus negativ berührt, dass der Inzidenzrückgang in den letzten Tagen beinahe zum Erliegen gekommen ist. Wir haben auch nachgeschaut, in welchen Bundesländern die Inzidenz sogar wieder steigt.

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

342,2 (13.08.) / 345,9 12.08.) 354,5 (11.08.) / 366,5 (10.08. / (381,5 (09.08.) / 417,2 (06.08.) / 432,2 (05.08.) / 451,3 (04.08.) 477,9 (03.08.) / 752,7 (16.07. = Höchststand während der Sommerwelle 2022)

Die Bundesländer mit Inzidenzwerten von unter 300:

  • Thüringen (207, Anstieg von 192 vor zwei Tagen), Hamburg (268, Anstieg von 227 vor zwei Tagen), Sachsen-Anhalt (290, gleichbleibend), Sachsen (292, Rückgang von 296 vor vier Tagen), Berlin (293, Anstieg von 290 vor zwei Tagen).

Die 7-Tage-Inzidenz liegt immer noch über 400 in:

  • Mecklenburg-Vorpommern (408, nach 404 vor zwei Tagen), Hessen (404, nach 433 vor zwei Tagen).

 Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 45.859 (vor einer Woche: 49.609).

137 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 121 Fällen, +2 gegenüber vor zwei Tagen.

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland summierte sich am 12.08 auf 3.102, heute wurden keine neuen Zahlen gemeldet.

Wir haben am Beispiel Hamburgs, das einen besonders starken Inzidenzanstieg aufweist, festgestellt: Das Ende der Sommerferien kann es nicht sein, das die Kehrtwende beim Corona-Geschehen ausgelöst hat. Zumindest dann nicht, wenn man mangels Veränderung bei anderen Faktoren eine hauptsächliche Möglichkeit im wieder aufgenommenen Schulbetrieb sieht. In Hamburg enden die großen Ferien erst am 17.08. Natürlich gibt es längst Urlaubsrückkehrer und vielleicht ein paar Menschen am Arbeitsplatz als zur Ferienmitte, trotzdem ist dieser Anstieg verblüffend und höchst unerfreulich.

Selbst in derzeitigen Hochinzidenzländern wie Mecklenburg-Vorpommern verhielt der Wert bei etwa 400 und steigt wieder. Auch in Berlin ist der Rückgang gestoppt, liegt aber immer noch ca. 50 Punkte unter dem Bundesdurchschnitt, der heute nur noch um knapp 4 Punkte gesunken ist. Auch die Todesfallzahlen geben nicht nach, im Gegenteil, wir haben den höchsten Stand seit dem Beginn der Sommerwelle im 14-Tage-Durchschnitt erreicht. Um höhere Werte zu finden, muss man zurückblicken bis in den Mai, als die Omikron-BA.2-Welle abklang. Auf unserer Grafik sieht man deutlich die negative Veränderung der letzten Tage bei der Inzidenz:

Die Grafik ist so zu lesen. Steigt die rote Linie (Veränderung gegenüber Vortag) über die blaue Linie (14-Tage-Durchschnitt der Veränderung) und liegt die blaue Linie unter Null, dann liegt eine Abschwächung des Rückgangs vor und auch die blaue Linie wird, wenn sich dies fortsetzt, wieder ansteigen. Meist ist das ein Warnzeichen und deutet auf das Entstehen einer neuen Welle hin. Problem: Ein Turnaround zu wieder steigenden Inzidenzen hätte dann noch nie auf einem so hohen Niveau stattgefunden wie jetzt (wenn man vom Übergang zwischen der BA.1-Welle und der BA.2-Welle absieht, der von manchen auch als eine einzige Welle mit Doppelkamm angesehen wird).

Es gibt also keinerlei Entwarnung. Hingegen frohlocken die Interessenverbände über die „neue Corona-Politik“:

Der ZIA begrüßt die geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes. Gemeinsam mit dem Handelsverband Deutschland (HDE) hatte der ZIA das Strategiepapier „Corona vor dem nächsten Herbst: Was jetzt zu tun ist“ vorgelegt und die Forderungen des Handels sowie der Betreiber von Handelsimmobilien festgehalten. Zu den Forderungen zählten der Ausschluss von Zugangsbeschränkungen und Lockdowns sowie eine Verstärkung der Impfkampagne. (Q1-220813)

Wer uns schon länger liest, weiß, dass wir uns mit der Immobilienbranche recht eingehend befassen, wenn auch derzeit stillschweigend, wegen der übergeordneten Weltprobleme. Der ZIA ist sozusagen der Sammel-Interessenverband der Baulöwen, Makler und Hausverwalter. Der ZIA weiß so gut wie jeder von uns, dass die Impfkampagne ausgereizt ist, weil in diesem Land nicht mehr Menschen erreicht werden können, als bereits erreicht wurden. Zumindest nicht auf freiwilliger Basis. Aber die neue Corona-Politik, die in der Bundesregierung von der FDP bestimmt wird, wer lobt sich dafür, sie durchgesetzt zu haben? 

Und wer versucht dabei wieder, ein Framing zu setzen, das keiner näheren Betragung standhält? Es gab bisher weder eine Pleitewelle noch stiegen die Arbeitslosenzahlen im Immobilienbereich besondes stark an. Es geht um die jederzeitige Verfügbarkeit von Arbeitnehmer:innen und deren totale Kontrolle durch die Unternehmen, sie steht weit über dem Gesundheitsschutz. Klar, dass auch der gesamte Handel frohlockt. Anders als in der Immobilienbranche hat es in diesem größeren Cluster einige kleine Händler leider erwischt, das ist nicht zu leugnen.

Aber dass diejenigen, die durch die Krisen sogar profitieren, indem die Preise immer weiter ansteigen, z. B. die für Immobilien, den gesetzlichen Lockdown-Ausschluss, der in das neue Infektionsschutzgesetz hineininterpretiert wird, weil Lockdowns nicht ausdrücklich vorgesehen sind, toll finden, ist klar. Das Kapital findet es immer toll, wenn die Arbeitnehmer:innen nicht geschützt, sondern noch mehr rangenommen werden können als ohnehin. Bestimmt wird auch aus der Ecke bald eine Forderung nach längeren Arbeitszeiten kommen, andere sind diesbezüglich schon vorprescht.

Nicht zuletzt werden durch viele Corona-Tote auch viele Wohnungen, deren überwiegend ältere Bewohner:innen noch halbwegs günstig wohnten, die man jetzt aber zu aktuellen Überpreisen weitervermieten kann. Sie glauben, das ist zu krass gedacht? Täuschen Sie sich nicht über die Mentalität in der Immobilienbranche.

Corona ist nach wie vor ebensowenig nur eine Gesundheitsangelegenheit, wie Nord Stream 2 nur ein wirtschaftliches Projekt ist: Beides ist hochpolitisch und man am Umgang damit ablesen, für wen die Bundesregierung tatsächlich arbeitet. In beiden Fällen sind Versäumnisse bzw. die Übergewichtung von Minderheiteninteressen zu beklagen.

Im selben Newsletter freut sich der ZIA übrigens über höheres Wohngeld. Nun könnte man auf die Idee kommen: Das ist aber doch sozial gedacht! Falsch. Diese Subjektförderung, wie man die Unterstützung einzelner Personen nennt, wird die Mieten weiter nach oben treiben, anstatt die dringende Deckelungswirkung zu erzeugen, und damit den Vermieter:innen noch mehr Geld in die Tasche spülen. Zahlen tun es alle Steuerzahler:innen und per Saldo hilft es wieder wem? Den Reichen natürlich. Und was für diese erneute Bevorzugung der besonders Wohlhabenden wieder dicke Bretter gebohrt werden mussten! Man kann sich richtig vorstellen, wie sich die Lobbyisten nun den Schweiß abwischen.

Quatsch! Bei einer Bundesregierung mit FDP-Beteiligung ist immer dann haufenweise Geld da, wenn es letztlich in den Taschen der besonders Gutgestellten landet. Wie man auch an Ch. Lindners neuesten Steuerplänen wieder sehr schön feststellen kann. Lindner ist außerdem ein ausgewiesener Freund des ZIA und spricht gerne Grußworte auf dessen Versammlungen. Wenn man in Berlin lebt, kann man diese „Vernetzung“ gut bebachten. Wenn man sich ein wenig für wirtschaftlich-politische Zusammehänge interessiert, versteht sich.

Der vorherige Absatz war nicht dem Thema Corona gewidmet, aber alles, was Corona betrifft, muss auch anhand von Nützlichkeitserwägungen im Sinne des Kapitals betrachtet werden. Dadurch erklärt sich manche Seltsamkeit. Zum Beispiel, dass der früherer Generalwarner Karl Lauterbach plötzlich so kleinlaut daherkommt oder sich nie durchsetzen kann. Aus der persönlichen Opposition heraus, die Lauterbach auch in der letzten Regierung Merkel häufig zeigte, ist alles klarer und leichter, als wenn man Gesundheitsminister geworden ist und mit der FDP regiert, die höchstens fünf Prozent der Personen in diesem Land vertritt, aber die Politik, niedrig angesetzt, zu 50 Prozent bestimmt.

Zu den Affenpocken liefern wir heute keine neue Darstellung, weil keine Erfassung tagesaktuelle Erneuerunger der vom RKI gelieferten Zahlen vorliegt. Die Neuinfektionszahlen sind konstant niedrig und bisher kam es in Deutschland nicht zu Todesfällen (weltweit wurden gestern bisher 7 Todesfälle registriert).

TH

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