#Wind und #Sonne als Energielieferanten im Jahr 2022: Geht doch (Statista + Kommentar) #Nimby #Energiewende #Klimawandel | #Briefing 97, #KER 18 Klima-Energie-Report

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Besser: Ginge doch, wenn man endlich Tempo machen würde.

Liebe Leser:innen, da wir heute schon die Lage bei der Versorgung mit fossilen Rohstoffen besprochen haben, bietet es sich an, das aktuelle Briefing, Abteilung Klima-Energie-Report, mit Zahlen zu besserer Energie zu füllen. Die Versorgung mit den Erneuerbaren ist möglich, zumindest weitgehend.

Das große, kleine Russland und das große, große China: Doppelstandards helfen nicht bei der Problemlösung | Briefing 96 – DER WAHLBERLINER

Davon sind wir fest überzeugt, auch wenn wir nicht vehement gegen eine Weiternutzung der Atomenergie für die nächsten Jahre sind. Die Sicherstellung der Versorgung bis 2024 ist eine Sache, das ist schon fast Gegenwart. Die tatsächliche, langfristige Zukunft hingegen kann frei von fossilen Brennstoffen und frei von Kernenergie sein. Was auf sehr lange Sicht kommt, ist der dritte Aspekt. Niemand geht aktuell davon aus, dass zum Beispiel die Kernfusion in den nächsten Jahrzehnten kommerziell nutzbar sein wird, nur weil in den USA kürzlich eine Fusion mit der Erzeugung von Nettoenergie gelungen ist.

Obwohl die Energiewende während der Merkel-Regierung trotz ihrer Atom-Wende mehr oder weniger festgefahren wurde, zeigt die folgende Grafik, was geht und was gehen würde. Schon jetzt kann man mit einer Kombination aus Wind- und Solarenergie 30 bis 40 Prozent des Energiebedarfs decken. Trotz des verschlafenen weiteren Ausbaus der Renewables, aus dem wir jetzt unsanft geweckt wurden, weil das günstige Gas aus Russland nicht mehr kommt und wir buchstäblich in die leeren Röhren blicken. Jedoch ist der Winter windig und der Sommer sonnig und das sollte uns auf längere Sicht optimistisch stimmen:

Infografik: So wichtig waren Wind und Sonne 2022 | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0  erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Wie wichtig waren Erneuerbare Energien für die Stromerzeugung von Deutschland im vergangenen Jahr? Die kurze Antwort lautet: Ziemlich! Lag ihr Anteil am Strommix 2021 laut Fraunhofer ISE bei rund 46 Prozent, waren es 2022 fast 50 Prozent. Davon entfällt der Großteil auf Wind– und Sonnenenergie. Wie hoch deren Anteil ist, hängt stark von den Jahreszeiten und Wetterverhältnissen ab. So ist die Sonnenausbeute besonders in den Sommermonaten gut, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Zwischen Mai und August steuerte die Photovoltaik konstant über 20 Prozent zur Nettostromerzeugung bei. Dagegen ist die Windenergieausbeute besonders während der Winter- und Frühlingsmonate gut. Absoluter Spitzenmonat war hier im vergangenen Jahr der Februar mit rund 45 Prozent.

Bis zum D-Day im Jahr 2030, an dem darüber entschieden werden wird, was man erreicht hat auf dem Weg zur Klimaneutralität und dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad (von 1970 aus gerechnet) zu begrenzen, ist es nicht mehr lange. Wir glauben, dass eine realistische Prognose darauf geht, dass bis dahin in Deutschland ganz sicher 50 Prozent, unter günstigen Umständen 60 Prozent der Energieerzeugung aus Erneuerbaren kommen können. Aber was ist mit dem Rest? Es wird nicht möglich sein, aus allen fossilen Energien und der Atomenergie gleichzeitig auszusteigen. Schon gar nicht, wenn jetzt wieder alle Prioritäten aus Gründen des Ukrainekriegs verschoben werden. Wie gefährlich Kriege sind und dass man sie nach Möglichkeit nicht befeuern sollte, in dem man unbedacht handelt und den dicken Max markiert, sollte man gerade dann berücksichtigen, wenn man sich ernsthaft gegen den Klimawandel stellen will. Vielleicht geht jetzt ein Ruck durch das Land, weil alles auf einmal dringend wird, aber die Gefahr ist ebenso groß, dass es weitere Verzögerungen bei der Transformation der Wirtschaft gibt, weil man ja nicht alles auf einmal regeln kann.

Wir trauen uns gegenwärtig nicht, eine Prognose dazu abzugeben, in welche Richtung es in den nächsten Jahren gehen wird. Das hängt von so vielen Faktoren ab, die wir nicht beeinflussen können und von einer Politik, die wir nicht durchschauen können, um es vorsichtig auszudrücken. Eine Kommunikation, die transparenter wirkt als zu Angela Merkels Zeiten bedeutet nicht, dass auch transparenter und mehr im Sinne der Menschen gehandelt wird.

Bezüglich der Möglichkeit, schnell weitere erneuerbare Energie ans Netz zu bringen, wäre sicher der Ausbau der Windkraft das erste Mittel der Wahl, aber wir sind schon gespannt darauf, ob nicht alle möglichen Bedenkenträger, die kurioserweise oft dieselben Personen sind, die grundsätzlich sehr dogmatisch negativ gegenüber den Fossilien und der Kernkraft eingestellt sind, dafür sorgen werden, dass es weiterhin nur mühsam vorangeht.

Die Merkel-Regierung mit ihrem geradezu prototypisch unbeweglichen Wirtschaftsminister Altmeier hat sich den Stress geknickt, sich kleinteilig mit Verhinderern der Energiewende auseinanderzusetzen, wie sie überhaupt in vielen Dingen opportunistisch gehandelt und Problemlösungen in die Zukunft verschoben hat. Man kann sagen, bezüglich eines echten Fortschritts waren dies verlorene 16 Jahre. Die Bankenkrise, die Probleme in der EU, die Energieversorgung, wie wir jetzt wissen, nicht auf dem Schirm hatten, aber auch die strategische Ausrichtung der Wirtschaftspolitik, nichts, wirklich nichts wurde beherzt angegangen. Alles, was ein wenig Mut erfordert hatte, blieb liegen. Selbst Gegenstände, die nur mehr Investitionen erfordert hätten, wie die unter Merkel verkommene Infrastruktur des Landes, wurden links liegen gelassen. Deswegen sind wir immer wieder geneigt, der neuen Bundesregierung einen Zeitkredit für die Lösung all dieser Probleme einzuräumen. Doch eigentlich haben wir diese Zeit nicht. Das kommt eben davon, wenn man alles prokrastiniert. Irgendwann sitzt man da und ist fassungslos über den Problemberg, den man nicht mehr übersehen kann.

Insofern trifft auch die Merkel-Wähler:innen eine gehörige Mitschuld, denn sie wollten es ja so bequem und entpolitisiert, so wenig zukunftsorientiert. Wir schreiben seit Jahren gegen diese Mentalität an, aber man muss schon Einfluss haben, um etwas bewegen zu können, sonst bleibt nur die persönliche Haltung. Die schießt auch dies ein: Von uns aus können sie mitten in der Berliner Innenstadt ein paar Windräder aufstellen, das Tempelhofer Feld würde sich, wenn man es ansonsten baufrei belässt, dafür hervorragend eignen. Es ist bekanntlich nicht nur ein Freizeitangebot sui generis, sondern auch eine Windschneise, in der es oft kräftiger bläst als in der Innenstadt. Uns würde es nichts ausmachen, wenn wir dort Fahrrad fahren, einige Rotoren sich drehen zu sehen. Oder ein paar Solarkollektoren, die in der immer heißeren Sonne dieser Stadt glänzen. Some Nimbys around, die uns wieder erzählen wollen, warum das alles nicht geht?

TH              

 

 

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