UPDATE: Mehr #Windenergie benötigt +++ Erst #Gas, dann #Wasserstoff aus #Norwegen +++ #Wind und #Sonne als Energielieferanten im Jahr 2022: Geht doch (Statista + Kommentar) #Energiewende #Klimawandel #Erdgas #grünerWasserstoff | #Briefing 101, #KER Klima-Energie-Report 19

Frontpage | Briefing 101 (zu 100) Briefing 97 (zu 96) | Klima-Energie-Report 19

Besser: Ginge doch, wenn man endlich Tempo machen würde.

Unter der obigen, einen heutigen Artikel im Handelsblatt vorwegnehmenden Überschrift haben wir das 97. Briefing erstellt, dessen Update wir hier präsentieren. Ja, es ginge besser, wenn man jeden Tag in Deutschland 5,8 Windräder bauen würde:

„Die Ziele der Bundesregierung für erneuerbare Energien bis 2030 sind kaum zu schaffen. Es werden vor allem viel zu wenig Windräder in Deutschland gebaut. Mehr als 20 Jahre hat es gedauert, bis sich in Deutschland Windräder an Land mit einer Gesamtleistung von 56 Gigawatt drehten. Innerhalb von nur sieben Jahren müsste nun noch einmal mehr als die gleiche Menge installiert werden, nämlich 59 Gigawatt, damit die Bundesregierung ihr für 2030 gesetztes Windkraft-Ziel von 115 Gigawatt erreicht.

Das ist kaum zu schaffen, wie eine Auswertung nahelegt, die das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) für das Handelsblatt erstellt hat. Es droht eine Lücke in der Stromversorgung.

Laut EWI müssten von 2023 bis Ende 2029 täglich 5,8 Windräder mit einer durchschnittlichen Leistung von je 4,2 Megawatt hinzukommen. Mögliche Rückbauten alter Anlagen sind dabei einberechnet. Wie gewaltig die Aufgabe ist, zeigt der historische Vergleich: Im Mittel der Jahre 2010 bis 2021 wurden pro Tag rund 3,5 Windenergieanlagen errichtet, mit einer Nennleistung von im Schnitt lediglich 2,8 Megawatt.“

Die Jahr 2010 bis 2021 sind nach unserer Ansicht kein Maßstab, denn dass die frühere CDU-SPD-Bundesregierung den Ausbau der Erneuerbaren gebremst, am Ende quasi gegen die Wand gefahren hat, ist bekannt. Deswegen wäre zu prüfen, wie schnell der Ausbau während der besten Jahre voranging. Wie dem auch sei, 2000 Windräder pro Jahr sind sehr sportlich. Vermutlich wäre die Errichtung von großen Offshore-Windparks am schnellsten möglich. 

Liebe Leser:innen, da wir heute schon die Lage bei der Versorgung mit fossilen Rohstoffen besprochen haben, bietet es sich an, das aktuelle Briefing, Abteilung Klima-Energie-Report, mit Zahlen zu besserer Energie zu füllen. Die Versorgung mit den Erneuerbaren ist möglich, zumindest weitgehend.

Was aber tun bis 2030 und möglicherweise darüber hinaus? Schlagzeilen macht gerade der Deutschland-Norwegen-Deal für Erdgas und für Wasserstoff:

„Auf Wasserstoff ruhen große Hoffnungen für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Deutschland ist dabei aber auf Importe angewiesen – etwa aus Norwegen. Beide Länder wollen bis 2030 eine Wasserstoff-Pipeline bauen.

(…) Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Störe haben in Oslo eine strategische Energiepartnerschaft vereinbart. Demnach wollen Deutschland und Norwegen in der Energie- und Klimakrise auch langfristig eng zusammenarbeiten. Ein Kernpunkt soll der Bau einer Wasserstoffpipeline zwischen den Ländern bis 2030 sein.

Über diese Pipeline will das norwegische Energieunternehmen Equinor zunächst mit Erdgas und später mit erneuerbarer Energie erzeugten Wasserstoff nach Deutschland liefern, wo ihn RWE abnehmen will. RWE-Chef Markus Krebber und Anders Opedal von Equinor haben dazu – ebenfalls in der norwegischen Hauptstadt – eine Kooperation vereinbart, wie RWE mitteilte.

Nach dem praktisch völligen Stopp russischer Erdgaslieferungen ist Norwegen zum wichtigsten Versorger für Deutschland aufgestiegen. Ein Drittel des deutschen Bedarfs kommt von dort. (…)

Die Anlagen mit einer Kapazität von rund drei Gigawatt sollen bis 2030 errichtet und bis Mitte der 2030er-Jahre komplett mit Wasserstoff betrieben werden. Der Energieträger Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger beim klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft.“ 

ARD-Tagesschau

Über die Entwicklung hin von blauem zu grünem Wasserstoff können Sie in dem Artikel ebenfalls etwas lesen. Nun kommen wir auf eine Zahl zurück. 3 Gigawatt. Vergleichen Sie, wieviel Gigawatt gebraucht werden, um die Klimaziele 2030 auf dem Energiesektor noch zu erreichen. Sicher ist die Norwegen-Variante besser als LNG-Gas, aber allein die Größenordnung rechtfertigt kaum, dass das Thema heute eine große Nachricht darstellt. Wenn das so weitergeht, muss Habeck noch Dutzende von Malen in andere Länder reisen, um „Energiedeals“ der vorliegenden Größenordnung abszuschließen, um Energiesicherheit zu erzielen. Wieviel praktischer und nachhaltiger wäre es doch, mit aller Kraft die heimischen Erneuerbaren voranzutreiben. 

Briefing 97, ursprünglicher Text:

Liebe Leser:innen, da wir heute schon die Lage bei der Versorgung mit fossilen Rohstoffen besprochen haben, bietet es sich an, das aktuelle Briefing, Abteilung Klima-Energie-Report, mit Zahlen zu besserer Energie zu füllen. Die Versorgung mit den Erneuerbaren ist möglich, zumindest weitgehend.

et es sich an, das aktuelle Briefing, Abteilung Klima-Energie-Report, mit Zahlen zu besserer Energie zu füllen. Die Versorgung mit den Erneuerbaren ist möglich, zumindest weitgehend.

Unter der obigen, einen heutigen Artikel im Handelsblatt vorwegnehmenden Überschrift haben wir das 97. Briefing erstellt, dessen Update wir hier präsentieren. Ja, es ginge besser, wenn man jeden Tag in Deutschland 5,8 Windräder bauen würde:

„Die Ziele der Bundesregierung für erneuerbare Energien bis 2030 sind kaum zu schaffen. Es werden vor allem viel zu wenig Windräder in Deutschland gebaut. Mehr als 20 Jahre hat es gedauert, bis sich in Deutschland Windräder an Land mit einer Gesamtleistung von 56 Gigawatt drehten. Innerhalb von nur sieben Jahren müsste nun noch einmal mehr als die gleiche Menge installiert werden, nämlich 59 Gigawatt, damit die Bundesregierung ihr für 2030 gesetztes Windkraft-Ziel von 115 Gigawatt erreicht.

Das ist kaum zu schaffen, wie eine Auswertung nahelegt, die das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) für das Handelsblatt erstellt hat. Es droht eine Lücke in der Stromversorgung.

Laut EWI müssten von 2023 bis Ende 2029 täglich 5,8 Windräder mit einer durchschnittlichen Leistung von je 4,2 Megawatt hinzukommen. Mögliche Rückbauten alter Anlagen sind dabei einberechnet. Wie gewaltig die Aufgabe ist, zeigt der historische Vergleich: Im Mittel der Jahre 2010 bis 2021 wurden pro Tag rund 3,5 Windenergieanlagen errichtet, mit einer Nennleistung von im Schnitt lediglich 2,8 Megawatt.“

 

Das große, kleine Russland und das große, große China: Doppelstandards helfen nicht bei der Problemlösung | Briefing 96 – DER WAHLBERLINER

Davon sind wir fest überzeugt, auch wenn wir nicht vehement gegen eine Weiternutzung der Atomenergie für die nächsten Jahre sind. Die Sicherstellung der Versorgung bis 2024 ist eine Sache, das ist schon fast Gegenwart. Die tatsächliche, langfristige Zukunft hingegen kann frei von fossilen Brennstoffen und frei von Kernenergie sein. Was auf sehr lange Sicht kommt, ist der dritte Aspekt. Niemand geht aktuell davon aus, dass zum Beispiel die Kernfusion in den nächsten Jahrzehnten kommerziell nutzbar sein wird, nur weil in den USA kürzlich eine Fusion mit der Erzeugung von Nettoenergie gelungen ist.

Obwohl die Energiewende während der Merkel-Regierung trotz ihrer Atom-Wende mehr oder weniger festgefahren wurde, zeigt die folgende Grafik, was geht und was gehen würde. Schon jetzt kann man mit einer Kombination aus Wind- und Solarenergie 30 bis 40 Prozent des Energiebedarfs decken. Trotz des verschlafenen weiteren Ausbaus der Renewables, aus dem wir jetzt unsanft geweckt wurden, weil das günstige Gas aus Russland nicht mehr kommt und wir buchstäblich in die leeren Röhren blicken. Jedoch ist der Winter windig und der Sommer sonnig und das sollte uns auf längere Sicht optimistisch stimmen:

Infografik: So wichtig waren Wind und Sonne 2022 | Statista

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0  erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Wie wichtig waren Erneuerbare Energien für die Stromerzeugung von Deutschland im vergangenen Jahr? Die kurze Antwort lautet: Ziemlich! Lag ihr Anteil am Strommix 2021 laut Fraunhofer ISE bei rund 46 Prozent, waren es 2022 fast 50 Prozent. Davon entfällt der Großteil auf Wind– und Sonnenenergie. Wie hoch deren Anteil ist, hängt stark von den Jahreszeiten und Wetterverhältnissen ab. So ist die Sonnenausbeute besonders in den Sommermonaten gut, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Zwischen Mai und August steuerte die Photovoltaik konstant über 20 Prozent zur Nettostromerzeugung bei. Dagegen ist die Windenergieausbeute besonders während der Winter- und Frühlingsmonate gut. Absoluter Spitzenmonat war hier im vergangenen Jahr der Februar mit rund 45 Prozent.

Bis zum D-Day im Jahr 2030, an dem darüber entschieden werden wird, was man erreicht hat auf dem Weg zur Klimaneutralität und dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad (von 1970 aus gerechnet) zu begrenzen, ist es nicht mehr lange. Wir glauben, dass eine realistische Prognose darauf geht, dass bis dahin in Deutschland ganz sicher 50 Prozent, unter günstigen Umständen 60 Prozent der Energieerzeugung aus Erneuerbaren kommen können. Aber was ist mit dem Rest? Es wird nicht möglich sein, aus allen fossilen Energien und der Atomenergie gleichzeitig auszusteigen. Schon gar nicht, wenn jetzt wieder alle Prioritäten aus Gründen des Ukrainekriegs verschoben werden. Wie gefährlich Kriege sind und dass man sie nach Möglichkeit nicht befeuern sollte, in dem man unbedacht handelt und den dicken Max markiert, sollte man gerade dann berücksichtigen, wenn man sich ernsthaft gegen den Klimawandel stellen will. Vielleicht geht jetzt ein Ruck durch das Land, weil alles auf einmal dringend wird, aber die Gefahr ist ebenso groß, dass es weitere Verzögerungen bei der Transformation der Wirtschaft gibt, weil man ja nicht alles auf einmal regeln kann.

Wir trauen uns gegenwärtig nicht, eine Prognose dazu abzugeben, in welche Richtung es in den nächsten Jahren gehen wird. Das hängt von so vielen Faktoren ab, die wir nicht beeinflussen können und von einer Politik, die wir nicht durchschauen können, um es vorsichtig auszudrücken. Eine Kommunikation, die transparenter wirkt als zu Angela Merkels Zeiten bedeutet nicht, dass auch transparenter und mehr im Sinne der Menschen gehandelt wird.

Bezüglich der Möglichkeit, schnell weitere erneuerbare Energie ans Netz zu bringen, wäre sicher der Ausbau der Windkraft das erste Mittel der Wahl, aber wir sind schon gespannt darauf, ob nicht alle möglichen Bedenkenträger, die kurioserweise oft dieselben Personen sind, die grundsätzlich sehr dogmatisch negativ gegenüber den Fossilien und der Kernkraft eingestellt sind, dafür sorgen werden, dass es weiterhin nur mühsam vorangeht.

Die Merkel-Regierung mit ihrem geradezu prototypisch unbeweglichen Wirtschaftsminister Altmeier hat sich den Stress geknickt, sich kleinteilig mit Verhinderern der Energiewende auseinanderzusetzen, wie sie überhaupt in vielen Dingen opportunistisch gehandelt und Problemlösungen in die Zukunft verschoben hat. Man kann sagen, bezüglich eines echten Fortschritts waren dies verlorene 16 Jahre. Die Bankenkrise, die Probleme in der EU, die Energieversorgung, wie wir jetzt wissen, nicht auf dem Schirm hatten, aber auch die strategische Ausrichtung der Wirtschaftspolitik, nichts, wirklich nichts wurde beherzt angegangen. Alles, was ein wenig Mut erfordert hatte, blieb liegen. Selbst Gegenstände, die nur mehr Investitionen erfordert hätten, wie die unter Merkel verkommene Infrastruktur des Landes, wurden links liegen gelassen. Deswegen sind wir immer wieder geneigt, der neuen Bundesregierung einen Zeitkredit für die Lösung all dieser Probleme einzuräumen. Doch eigentlich haben wir diese Zeit nicht. Das kommt eben davon, wenn man alles prokrastiniert. Irgendwann sitzt man da und ist fassungslos über den Problemberg, den man nicht mehr übersehen kann.

Insofern trifft auch die Merkel-Wähler:innen eine gehörige Mitschuld, denn sie wollten es ja so bequem und entpolitisiert, so wenig zukunftsorientiert. Wir schreiben seit Jahren gegen diese Mentalität an, aber man muss schon Einfluss haben, um etwas bewegen zu können, sonst bleibt nur die persönliche Haltung. Die schießt auch dies ein: Von uns aus können sie mitten in der Berliner Innenstadt ein paar Windräder aufstellen, das Tempelhofer Feld würde sich, wenn man es ansonsten baufrei belässt, dafür hervorragend eignen. Es ist bekanntlich nicht nur ein Freizeitangebot sui generis, sondern auch eine Windschneise, in der es oft kräftiger bläst als in der Innenstadt. Uns würde es nichts ausmachen, wenn wir dort Fahrrad fahren, einige Rotoren sich drehen zu sehen. Oder ein paar Solarkollektoren, die in der immer heißeren Sonne dieser Stadt glänzen. Some Nimbys around, die uns wieder erzählen wollen, warum das alles nicht geht?

TH              

 

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