Nach dem großen Hoffest „(H)Ausverkauf, alles muss raus“ – Kottbusser Damm 69 // @kottbuda69 @KKonnektors @derjochen @schoeneweider20 @Else75bleibt @hobrecht59 @BSchweiger51 @elbeeckeweigand @Sander11_11a @KiezinAktion @HeimatNeue @DoebertSteffen @Elena_Poeschl #Vorkaufsrecht #Abwendungsvereinbarung #Mietenwahnsinn #Neukölln #KottbusserDamm #wirbleibenalle #Neukoelln #Verdrängung #Enteignung

2018-11-11 Mieter,kämpft um diese Stadt + zusammen gegen Mietenwahnsinn

Die letzte große Feier am Wochenende war das Hoffest des Hauses Kottbusser Damm 69 in Neukölln.

Wer im Moment ein Hoffest macht, und sei es noch so wunderschön, der hat meist ernste Absichten damit. Auch dieses Haus gehört zu denen, für die gegenwärtig das bezirkliche Vorkaufsrecht geprüft wird, weil ein Investor großen Appetit auf Berlin hat. Je sonderbarer die Sitze der Investoren werden, desto besser wird die Recherche. Wir sind wirklich sehr gut darüber instruiert worden, um wen es sich handelt.

Auch dieses Mal lassen wir die erste Nachricht zum Haus Kottbusser Damm 69 unten angefügt, damit Leser_innen sich grundsätzlich informieren können – auch über den Investor, über den die Hausgemeinschaft zusammen mit KiezKonnektors ein Dossier angefertigt hat. Das Gefühl, dass der Kapitalismus immer seltsamere und wahrhaft exotische Blüten treibt, wird immer stärker, aber der Widerstand nimmt zu und die Mieter_innen-Initiative der Kottbusser Straße 69  hat es in kurzer Zeit geschafft, eine großartige Mobilisierung zu erzeugen.

Weil wir bei der Berichterstattung über das vergangene Mega-Wochenende gegen den Mietenwahnsinn chronologisch vorgegangen sind, kommen wir heute erst dazu, auch das Hoffest der Kottbusser Straße 69 zu dokumentieren. Der Wahlberliner ist nun einmal ein Freizeit-NPP. NPP ist das Gegenteil von ÖPP, wo die Öffentlichen alles aus der Hand geben, was gut  und wertvoll ist und die Privaten den Profit machen, bei uns macht genau dies überhaupt niemand.

Wir haben hier am 15.05. um 13:30 Uhr einen Absatz verändert, weil es offenbar ein technisches Problem mit Fotoübermittlungen seitens der IG HAB @HeimatNeue gab, die auch hier wieder vor Ort war, aber der große politische Zustrom lässt es in der Tat sinnvoll erscheinen, vor allem Tweets zu verwenden, die wir nicht gemäß DSGVO bearbeiten müssen.

Wir freuen uns bereits auf das nächste Hoffest oder was immer sich die Aktiven als nächstes vorgenommen haben und werden versuchen,  uns zu steigern, was die Intensität des Berichts angeht.

Wir steigen ein am 10. Mai 2019 mit einem der ersten Tweets der Initiative „Kottbuda69“:

Eigentlich sind diese Fassaden ein Traum von dem bunten Berlin, das wir lieben, aber die Zeiten sind nicht so viel anders als damals, als manche Fotos noch in Schwarz-Weiß aufgenommen wurden und Berlin schon einmal den Widerstand gegen Verdrängung und Spekulation organsierte. Die Älteren, die heute (hoffentlich) linke Politik machen, werden sich vielleicht noch erinnern, wir können durch Nachlesen mehr erfahren oder durch Ausstellungen wie diese.

Die Menschen vom Kottbusser Damm haben sogar den Namen des Geschäftsfrührers der Firma ausgehängt, die das Haus erworben hat bzw. es erwerben will.

Ein solches Willkommensplakat ist auch sinnvoll, denn, siehe oben, das Haus hat seine neuen Besitzer zum Hoffest eingeladen. Ein schöner Zug.

Einen Zug von den Turks und Caicos nach Neukölln dürfte es nicht geben und vermutlich auch keinen Linienflug, aber falls die Eigner oder Möchtegern-Eigner des Hauses zum sogenannten neuen Merz-Mittelstand rechnen, haben sie ja vielleicht eine Privatmaschine zur Verfügung. Aber bitte nicht auf dem Tempelhofer Feld landen, auch wenn’s näher liegt als TXL. Wir haben aber keine Nachricht darüber erhalten, dass der Herr Nemec wirklich gekommen ist, vielleicht war er ja inkognito vor Ort.

Vielleicht war er aber auch in Berlin, um die nächsten Häuser auszuspähen, die man gentrifizieren könnte und hatte gar keine Zeit für das super schöne Hoffest und die Menschen vom Kottbusser Damm 69.

Viele Initiativen machen das jetzt so: Sie zeigen die Bewohner der Häuser, damit wir selbst dann wissen, dass es um Menschen und nicht um Spekulationsgewinne gehen darf, wenn wir nicht vor Ort sein können, um sie kennenzulernen – sogar  handschriftlich.

Das war wieder ein gepacktes Wochenende für euch, einen großartigen Job habt ihr gemacht.

Kurz vor dem Start am Sonntag um 16 Uhr.

Medien, Politiker_innen, Aktivist_innen. Was will man mehr? Eine Kommunalisierung natürlich. Nur sie zählt am Ende. Das sollten wir nie vergessen und wir haben das immer im Kopf, wenn wir die Wege der Häuser und ihrer Menschen und Initiativen verfolgen und auch am Kottbusser Damm wissen wir, wenn wir adressieren müssen:

Den Neuköllner Baustadtrat Jochen Biedermann, den Finanzsenator, die landeseigenen Wohnungsgesellschaften.

Diese Trias wird entscheiden, ob das Haus doch in Berliner Händen bleiben oder in Berliner Hände gehen darf. Es gibt auch das neue Modell der Dachgenossenschaft (Dachgenossenschaften gibt es schon länger, aber nicht mit dem Zweck, den bezirklichen Vorkauf zu ersetzen), initiiert vom Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt, die auch für Neuköllner Häuser aufnehmen kann, wie wir an der Hobrechtstraße 59 sehen, aber was wir bisher davon wissen, lässt uns zu folgendem Schluss kommen: Solange es irgend geht, muss ein Weg der Kommunalisierung gewählt werden, der die Mieter_innen von hohen eigenen Investitionen freistellt. Es sei denn, die sie sagen, wir können und wollen den Einstieg in die Selbstverwaltung auf diese Weise stemmen.

Alle wesentlichen Unterstützer_innen sind gelistet! Die Erwartungen sind demnach hoch, erfüllt sie nun bitte auch.

Wir geben gerne zu, dass auch diese Namen dazu beitragen, dass wir uns ganz wohl dabei fühlen, in diesem Fall nur dokumentarische Nachlese aus zweiter Hand zu betreiben. In diesem Sinn noch ein schönes Gruppenbild:

Und hier gab es am selben Abend schon einen Bericht vom RBB:

Gestern hat die Hausgemeinschaft noch einmal Impressionen nachgereicht:

Damit endet unser zweiter Bericht und wir hoffen für die Menschen im Haus sehr, dass sich ihre Wünsche von der Kommunalisierung erfüllen. Wir drücken die Daumen und werden weiter verfolgen, was geschieht.

TH

SMH 372

Ankündigungsbericht vom 10. Mai 2019:

Das Haus Kottbusser Damm 69 ist in der laufenden Woche zu denen hinzugekommen, die gerne durch Ausübung des bezirklichen Vorkaufsrechts kommunalisiert werden möchten.

Wir zeigen zunächst das Wesentliche zum Hoffest am Sonntag, danach gibt es einige grundlegende Infos zum Haus, unter anderem: Welcher Investor ist es dieses Mal, der versucht, ein Haus mitten in Neukölln an sich zu reißen?

Die Einladung:

„Da wir jegliche Unterstützung gebrauchen können, freuen wir uns besonders über die Anwesenheit und den Support von Kevin Kühnert, Martin Hikel und Nicola Böcker-Giannini, MdA.

Außerdem würden wir uns freuen, wenn auch Franziska Schulte und Gaby Gottwald es einrichten können! ORF und rbb Fernsehen sorgen für mediale Unterstützung.

Wir laden ALLE Freunde, Unterstützende und solche die es werden wollen, Betroffene und Interessierte aufs herzlichste ein, um mit uns den drohenden (H)Ausverkauf unseres Zuhauses zu betrauern!

Es soll informiert, diskutiert und beratschlagt werden.

Es gibt Mukke für die Ohren, Suppe für den Magen und Bier für den Kopf.

Damit wir nicht so schwer tragen müssen, wenn die neuen Eigenheimbesitzer in unsere Wohnungen ziehen, wird es einen Ausverkauf aller Schätze geben, die wir nicht mehr benötigen. Die Soli-Kasse wird sich freuen.

Musikalische Unterstützung gibt es u.a. von JuzzBox und DJ Sozial (https://www.mixcloud.com/djsozial/)

Lasst euch nicht bitten- Solidarität macht stark!

Bis dahin

Die Mieter*_innen des Kotti Damms 69″

Hier noch einmal das Event auf Facebook.

Das klingt doch schon super, vor allem finden wir die politische Unterstützung der Lokalpolitiker_innen und der Mitglieder des Berliner AGH sehr wichtig. Was aber können wir angesichts der annoncierten Großmedien-Unterstützung beitragen? Vielleicht ein paar Fakten vorab, sie stammen aus einer Pressemappe, die uns dankenswerterweise gesendet wurde.

Diese Mappe umfasst nicht weniger als 17 Seiten und vertieft sich vor allem in die Strukturen des Investors, der das Haus gerne rauben möchte. Wir werden daraus nur stark verkürzt zitieren, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, weil auch für das Haus Kottbusser Damm 69 gilt: Wir bleiben lieber mal etwas hinter unserem Informationsstand zurück, als zur Unzeit zu detailliert zu werden. Die offensive Gestaltung der Informationen ist aber äußerst instruktiv. Das erste, was wir gelernt haben, waren die Namen der Inseln, von denen der Investor stammt. Mietenwahnsinn verbessert also neben all seinen unangenehmen Auswirkungen auch geografische Kenntnisse.

Der aktuelle Käufer ist ansässig auf der Karibik-Inselgruppe Turks & Caicos. Mietenwahnsinn bildet. Wir haben bisher weder in diesem noch in einem anderen Zusammenhang von diesem für Investoren offenbar traumhaften Eiland in der Südsee gehört. Wer die neuere Geschichte dieser noch zum Vereinigten Königreich gehörenden Inselgruppe nachliest, versteht sogar ein wenig, warum dieser künftige Mini-Staat nun ebenfalls als Steuervermeidungsterritorium Karriere machen möchte.

Der Name „Turks“ stammt von einem stacheligen Kaktus und wir hoffen nun, es kehrt sich alles um und das Haus am Kottbusser Damm 69 wird der Kaktus, der die Investoren so sticht, dass sie sich aus Berlin zurückziehen.

Die Grundfakten zum Haus:

  • 32 Wohnungen,
  •  57 Anwohner mit 8 Nationalitäten,
  •  Käufer: PS Property Berlin 4 GmbH, Anzeichen für Fondsstruktur,
    Verbindung zur Forte Capital,
  • Der Geschäftsführer wohnt auf einer der Karibik-Inseln Turks & Caicos
  • Forte Capital investiert in Wohn- und Gewerbeimmobilien, besitzt derzeit 2200 Einheiten deutschlandweit und
  • sucht Objekte mit Potential zur «aktiven Neupositionierung».

Aktive Neupositionierung heißt Mieter raus, Luxushaus, um es knapp auszudrücken. Daher ist der Slogan „Alles muss raus“ oder „Wir müssen raus“ leider keine Übertreibung.

In Berlin will die Firma überall kaufen, bevorzugt natürlich innerhalb des S-Bahn-Rings. Gerne auch mit hohen Leerständen – der Grund dürfte klar sein. Wir fühlen jetzt schon sehr mit den Bewohner_innen am Kottbusser Damm. Die Kommanditisten der Gesellschaft, die Kapitalgeber ohne Haftung, stammen unter anderem aus der Schweizm aus Großbritannien und eine Partei wohnt in der berühmten 42. Straße von New York City, Manhattan, dem unsterblichen Broadway. „42nd Street“ ist auch ein Musical. Leider zeigt das alles hier ein sehr profanes Antlitz, lediglich der dramatische Teil findet einen gewissen Widerhall im Mietenwahnsinn von heute.

Ein spannendes neues Projekt wollen wir an dieser Stelle ebenfalls erwähnen, weil von ihm die tollen Infos über die Eigentümer stammen: Die Kiez-Konnektors (kontakt@kiezkonnektors.de).   

Im nächsten Bericht werden wir mehr Eindrücke vermitteln, aber damit die Bitte, an der Veranstaltung teilzunehmen, später als geplant, aber doch noch heute rausgeht, enden wir an dieser Stelle und bitten alle, am Sonntag  ab 16 Uhr zum ersten Hoffest des Hauses Kottbusser Damm 69 zu kommen!

TH

SMH 362

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