Bitte ALLE morgen, 7.12.2019, zum WINTER-HOFFEST der Mariannenstraße 33/34 in Kreuzberg von 14 bis 18 Uhr! @kaddinsky @kottbuda69 @CanselK @LieblingXhain @gloreiche36 @f_schmidt_BB @leber61berlin @DoebertSteffen @HeimatNeue

2019-12-07 Mariannenstraße 34 Teil 1Es ist an der Zeit, wieder über Häuser zu berichten. Die Mariannenstraße 33/34 in Kreuzberg ist der perfekte Einstieg – denn wer kennt die Mariannenstraße nicht? Sie liegt im alten Berliner SO 36 und wer kennt … genau.

Aber etwas ist anders. Bisher haben wir fast ausschließlich über Häuser geschrieben, bei denen es aktuell um die Ausübung des bezirklichen Vorkaufsrechts ging. Die Häuser in der Mariannenstraße wurden aber bereits verkauft und sind aufgeteilt und Eigentumswohnungen werden auf dem Markt angeboten. Wie fühlt sich das also an?

Wir werden es morgen genauer wissen, denn wir haben uns mit der @HeimatNeue verabredet, um zusammen aufs Winterhoffest zu gehen. In einer untenstehenden Darstellung heißt es, das bezirkliche Vorkaufsrecht werde geprüft, das dürfte aber einige Monate her sein und konnte in diesem Fall nicht angewendet werden, nicht mit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft als begünstigter Käuferin und auch nicht, wie 2019-12-07 Mariannenstraße 34 Teil 2neuerdings häufiger der Fall, unter Zuhilfenahme von DIESEeG, wenn es richtig eng wird.

In den unten verlinkten Medienberichten ist nachzulesen, dass die Ausübung ohnehin nicht mehr möglich war.

Aber auch die Häuser, die schon aufgeteilt wurden und rechtskräftig an Investoren verkauft wurden, haben sich nun zusammengeschlossen zur Gruppe der „200 Häuser“ – sorry übrigens, dass wir bisher keine Zeit haben, bei einem Treffen vorbeizuschauen, das haben wir uns  vorgenommen, seit wir erstmals eines dieser Häuser besucht hatten, die Corinthstraße 53 in Friedrichshain. Auch die Mariannenstraßengemeinschaft hat uns netterweise mit einer @-Erwähnung im Ankündigungstweet eingeladen.

Auf der Seite der 200 Häuser steht auch schon einiges Wichtige über die Mariannenstraße:

2019-12-07 Mariannenstraße 34 Bild 1Zwei Häuser, ein gemeinsamer Hinterhof. Dieser wurde Anfang 2019 im Zuge von weitreichenden Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten durch einen Zaun geteilt.

Jetzt werden die Wohnungen Mariannenstr. 34 durch den Besitzer, die Wildhorn RP ZWEI GmbH, als Eigentumswohnungen im Internet für Preise von im Schnitt 4500 EUR/qm angeboten. Leider erfolgte die Aufteilung in Eigentumswohnungen schon 1998, weshalb Sperrfristen schon ausgelaufen sind.

Das Haus Mariannenstr. 33 wird momentan als Eigentumswohnungspaket an die Assoziation Bankrum Berta XXV GmbH & Co KG verkauft und ein Vorkaufsrecht gerade vom Bezirk geprüft.

Es ist eng, die Chancen gering, doch wir geben nicht auf!\ Wir werden uns nicht teilen lassen!\ Weder den Garten, noch unsere Hausgemeinschaft!!

Wir leben hier zum Teil seit fast 40 Jahren: Studenten, Rentner, viele türkischstämmige und junge Familien, Erzieherin, Gastronom, Friseur, Informatiker, Heizungsinstallateur, Auszubildender, Ärztin, Toningenieur, Frührentner, Einzelhandelsverkäuferin, Hausfrau, Schüler, Kleinkind und Baby.

Wir sind hier geboren, zugezogen, aufgewachsen und wachsen hier auf, teilweise in 3. Generation – 31 Wohnungen, knapp 80 Mieter und ein Späti.

Mariannenstr. 33 + 34 bleibt!!!

„Wir werden uns nicht teilen lassen“ bezieht sich nicht auf die Aufteilung des Hauses in Eigentumswohnungen, die ist leider vollzogen. Und damit ein wenig zurück in der Chronologie der medialen Berichterstattung. Am 22. August 2019 hieß es in „Tagesspiegel Leute„, die Wohnungen seien den Mieter*innen kürzlich für 4.700 Euro / m² angeboten worden. Die Umwandlung wurde bereits 1998 vorgenommen und 2009 erfolgte ein Weiterverkauf der beiden Häuser. Zum Tagesspiegel-Beitrag gehört ein Tweet, der Einblick in die Geschäftsvorstellungen der noch aktuellen Eigentümer der meisten Wohnungen gibt und von einer mehr als doppelten Miete gegenüber den aktuellen Preisen ausgeht – als Ausgangsbasis. Die Formulierungen in diesem Geschäftsbericht 2016 sind von üblicher Eindeutigkeit: Je mehr Mieter*innen ihr Haus verlassen bzw. entnervt aufgeben, während es z. B. saniert wird, desto besser. Solchen Zielen entsprechend werden dann oft die Sanierungsarbeiten durchgeführt. Die Reaktion der Hausgemeinschaft: Panik und Entschlossenheit zugleich:

2019-12-07 Mariannenstraße 34 Bild 2

In der Folge kam es zu politischen Solidaritätsbesuchen und am 7. September zum ersten Hoffest der Mariannenstraße. Selbstverständlich gab es auch eine Begrüßung von Seiten der HeimatNeue / IG HAB, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Initiativen medial einheitlich zu präsentieren, wenn sie neu in die Gemeinschaft der kämpfenden Mieter*innen eintreten. Für uns sind diese Social-Media-Module immer eine gute Hilfe, wenn es darum geht, den Überblick einigermaßen zu behalten. Was wir immer sehr schön finden, sind auch Solidaritätsadressen von anderen Häusern, hier, hier und hier, hier von den 200 Häusern, die dann meist auch die Hoffeste ihrer Schicksalsgenoss*innen besuchen.

Kurz nach dem Hoffest berichtete dann auch taz-Bewegungsspezialist Erik Peter über die Mariannenstraße, der Artikel trägt den vielsagenden Titel „Klingt illegal, ist es aber nicht.“ Gemeint ist das oben erwähnte Kaufangebot an die Mieter, das nur für zehn Tage aufrecht erhalten wurde, weil es nicht auf dem Mieter-Vorkaufsrecht basiert. Dieses kann zwei Monate lang ausgeübt werden – aber nur einmalig nach Umwandlung und erstem Verkauf. So kam es zu der beinahe kurios wirkenden Hoffnung der Mieter*innen, dass doch ein Investor das Haus als „Globalobjekt“ erwerben und weiterhin vermieten möge. Ergänzend so zu lesen: Hoffentlich unter der Ägide des Mietendeckels, sodass alle weiterhin im Haus wohnen bleiben können, zumindest für die nächsten Jahre. Es kam leider anders, wir haben es bereits erwähnt: Ein Immobilienmakler bietet die Wohnungen einzeln an und nun beginnt der Stress, den es im Milieuschutz nicht geben dürfte und eigentlich überhaupt nicht: Wird ein Eigentümer kaufen, um sie selbst zu nutzen oder Verwandte einziehen zu lassen? Wie man damit Schindluder treiben kann, haben wir am selben Tag wie bei unserem Besuch der Corinthstraße 53 in der Reichenberger Straße 73 in Kreuzberg erfahren.

Nein, das Eigentumsrecht steht nicht höher als alle anderen, das werden wir in den nächsten Jahren verstärkt klarzustellen haben. Denn wir erleben immer die gleichen, mehr als berechtigen Ängste auf der Seite der Mieter*innen – und viel Verdrängung, wenn Investoren und Käufer „ernst“ machen. Was bleibt vorerst? Gemeinsam kämpfen, solidarisch sein – und einander Mut zusprechen und Erfahrungswissen weitergeben. Und alles tun, damit die Politiker*innen, die sich für Mieter*innen einsetzen – sich durchsetzen können, in unserer Stadt für alle.

Wir schließen mit ein paar Infos zur Mariannenstraße. Wenn wir schon behauptet haben, dass sie so bekannt ist, sollte doch kurz erwähnt werden, warum:

Sie ist zwar nach Prinzessin Marianne von Preußen (1785–1846), Ehefrau von Wilhelm von Preußen benannt, zählt aber zu dem Kernbereich antikapitalistischer Kreuzberger Widerständigkeit, der untrennbar mit dem Namen Orianenstraße, Lausitzer Platz, Erster-Mai-Demos, Myfest usw. verknüpft ist. Auf dem Myfest waren wir zuletzt 2017. Mittlerweile hat man es weiter downgesized. Obwohl die heutigen Verhältnisse nicht mit denen der 1980er oder 1990er Jahre vergleichbar sind und die meisten Mieter*innen in den Häusern wohl am liebsten einfach wohnen würden, spürt man noch immer, warum Kreuzberg der Frontbezirk aller Berliner Kämpfe gegen die Auswüchse des Gierkapitalismus geblieben ist. Man kann sogar sagen, hier haben die Menschen frühzeitig geahnt, was komme wird. Die wilden Nächte vom 30. April auf den 1. Mai sind hinter die Legende zurückgefallen – dafür wächst die Mieter*innenbewegung mit jedem Haus, das in den Kampf eintritt. Wir freuen uns auf morgen, heute aber

unsere Solidarität mit den Mieter*innen der Mariannenstraße 33/34!

TH

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