Corona-Affenpocken-Report 150/22 | Höchste Neuinfektionszahl seit drei Monaten +++ Die unbeeindruckbare Sommerwelle +++ Maskenpflicht im Herbst +++ Vierte Impfung mal wieder | Kurzreport

Frontpage | Corona und Affenpocken Lage | Inzidenz steigt nach Wochenende wieder, Infektionszahlen erreichen höchstes Niveau seit 21. April.

19.07.2022 (hier zu 149/22 vom 16.07.2022)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

744,2 (19.07.) / 752,7 (16.07) / 7192,2 (15.07.) / 720,4 (14.07.) / 691,8 (13.07.) / 704,5 (12.07.) / 661,4 (11.07.) / 672,9 (10.07.) / 700,3 (09.07.) / 699,5 (08.07.) /  690,6 (07.07.) / 678,6 (06.07.)  

  • Zwei Bundesländer weisen Inzidenzen von mehr als 1.000 auf: Das Saarland (1.145) und Hessen (1.070).
  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen: 160.691 (vor einer Woche: 154.729). Die heute veröffentlichte Zahl ist die höchste seit dem 21.04.2022.
  • 102 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 86 Todesfällen (-1 gegenüber dem 16.07.). 
  • Die Zahl der registrierten Fälle von Affenpocken haben sich in den letzten drei Tagen von 1.859 auf 2.033 erhöht.

Was ist für die Sommerwelle 2022 typisch? Dass sie untypisch ist, man könnte sie auch: „die ewige Welle“ bzw. „der ewige Wellenkamm“ nennen. Egal, wie viele Bundesländer Ferien haben oder wie die Temperaturen draußen sind, die Infektionszahlen bleiben hoch. Hoch bleibt auch der Diskussionsbedarf bezüglich der vierten Impfung:

Das Expertengremium Ständige Impfkommission (kurz Stiko), das beim Robert-Koch-Institut (RKI) angesiedelt ist, empfiehlt „gesundheitlich besonders gefährdeten bzw. exponierten Personengruppen“, Menschen ab 70 Jahren, Bewohnern und Betreuern in Pflegeeinrichtungen sowie Ärzten, Krankenschwestern und allen anderen, die in direktem Kontakt zu Patienten stehen, eine zweite Auffrischungsimpfung. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatten die Mitgliedsstaaten in der vergangenen Woche aufgefordert, alle Menschen ab 60 Jahre viermal zu impfen.

Diese Empfehlungen gehen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht weit genug. Er rät auch Menschen unter 60 Jahren zur vierten Corona-Impfung: „Wenn jemand den Sommer genießen und kein Risiko eingehen“ wolle, würde er in Absprache mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen, sagte Lauterbach dem „Spiegel“.

Mit einer Viertimpfung „hat man einfach eine ganz andere Sicherheit“, erklärte Lauterbach. Das Long-Covid-Risiko sei „deutlich reduziert für ein paar Monate“, ebenso das Infektionsrisiko. Einen an Omikron angepassten Impfstoff könnten die Menschen auch nach der vierten Impfung nehmen. (Q1-220719)

Mag schon sein, dass Lauterbachs Aussage bezüglich Long Covid zutrifft. Aber das Infektionsrisiko kann bei Impfstoffen, die für eine längst historische Variante entwickelt wurden und angesichts der Tatsache, dass Omikron BA.5 bisherige Immunität umgehen kann, nicht so viel niedriger sein. Deswegen finden wir es richtig, dass sich vor allem ältere Menschen jetzt schon die vierte Impfung verabreichen lassen, bei denen das Risiko eines schweren Infektionsverlaufs höher ist als bei Jüngeren und wir hoffen, dass wenigstens nicht auch noch widerlegt wird, dass ein veralteter Impfstoff vor schweren Omikron-BA.5-Verläufen schützt. Die Glaubwürdigkeit der Politik in Sachen Corona ist sowieso viel zu niedrig, als dass sie mit Warnungen und Aufforderungen die Bevölkerung noch mitnehmen könnte. Ob man die Untergrenze für die vierte Impfung bei 60 oder 70 Jahren zieht, ist Ansichtssache, da würden wir uns nicht festlegen wollen. 

Und was gibt es sonst noch, um sich zu schützen? Die Maskenpflicht zum Beispiel. In der Ampelkoalition zeichne sich ein Kompromiss für den Herbst und den Winter ab, der auch eine Maskenpflicht in Innenräumen beinhaltet. Sogar die FDP will mitmachen. Aber es soll keine Lockdowns und Schulschließungen geben. (Q2-220719) Auch dann nicht, wenn sich eine wesentlich gefährlichere Corona-Variante zeigt und durchsetzt? Was uns immer so verblüfft, ist, wie sicher die Politik im Voraus ist, was kommt und was nicht. Doch meistens kommt es anders, als man denkt. Die Pandemie hat das mehr als deutlich bewiesen.

Unser Inzidenzgrafik belegt die „Seitwärtsbewegung“ der Sommerwelle auf (zu) hohem Niveau:

Die Zahl der Affenpocken-Infektionen ist innerhalb der letzten drei Tage um 174 gestiegen, das bedeutet aber weiteres leichtes Abflachen der bisherigen Kurve:

Nach dem bisherigen Verlauf wird angesichts einer aktuellen Infektionszahl von 2.033 vermutlich in zehn Tagen ein Wert von ca. 2.900 bis 3.000 Fälle erreicht sein. Sie sehen aber anhand der neuesten Balken, die sich aufgrund der heute eingetragenen Zahlen zeigen, dass die Tendenz zu einer flacheren Neuinfektionsrate (Affenpocken-R-Wert) bestehen bleibt. Solange aktuelle Zahlen unterhalb der blauen Gesamttrendlinie bleiben, kann man von einer Beruhigung des Geschehens sprechen, auch wenn die absoluten Fallzahlen noch etwas ansteigen. Trotzdem haben wir heute die Affenpocken-Fallzahlengrafik als Titelbild gewählt, weil wir auch auf diesen Teil des Reports wieder einmal aufmerksam machen wollen.

TH

16.07.2022 (hier zu 148/22 vom 15.07.2022)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

752,7 (16.07) / 7192,2 (15.07.) / 720,4 (14.07.) / 691,8 (13.07.) / 704,5 (12.07.) / 661,4 (11.07.) / 672,9 (10.07.) / 700,3 (09.07.) / 699,5 (08.07.) /  690,6 (07.07.) / 678,6 (06.07.) / 687,7 (05.07.)

  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen: 123.046 (vor einer Woche: 95.919).
  • 134 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 87 Todesfällen.
  • Zu den Affenpocken gibt es heute keine neuen Zahlen, gestern waren 1.859 Fälle gemeldet.

Wir hätten gerne heute einen Report eingespart, aber der neue Sommerwelle-Rekord verhindert es.

Morgen und übermorgen werden wir, unsere häufigeren Leser:innen wissen es, pausieren, weil die Erfassung von Neufällen am Wochenende seitens der Behörden mehr oder weniger ausgesetzt bzw. nicht ans RKI weitergemeldet wird. 

Es ist mehr als betrüblich, dass mitten in der Ferienzeit, für die eine Entspannung vorhergesagt wurde, die Inzidenz recht überraschend auf einen neuen Höchststand im Rahmen der Sommerwelle klettert, und das recht deutlich. Ist es die kühlere Witterung, oder weil die Menschen immer unvorsichtiger werden? Mindestens einer von beiden Faktoren muss eine Rolle spielen, denn eine neue, noch ansteckendere Corona-Variante hat sich bei uns bisher nicht durchgesetzt. Es soll sie zwar geben, sie nennt sich BA.2.75, aber ihr Anteil in Deutschland scheint noch recht gering zu sein. Dominant ist weiterhin BA.5. Allerdings ist diese Variante ein Fluchttyp. Sie hat kein Problem damit, bereits mit anderen Varianten Infizierte / Genesene noch einmal anzustecken:

Die Omikron-Subvariante führt derzeit zu vielen Zweit- und Drittinfektionen. Der Immunisierungsgrad reiche für die aktuell lockeren Regeln nicht aus, sagt der Infektiologe Julian Schulze zur Wiesch – und macht klare Handlungsempfehlungen.

Die Handlungsempfehlungen lesen Sie bitte hier nach: Q1-220716. Was leider auch in dem Interview steht: Menschen mit drei Impfungen und bisher ohne Infektion (wie wir) sind gegen BA.5 möglicherweise überhaupt nicht geschützt. Im Text wird auch näher auf dieses Phänomen eingegangen, dass BA.5 die Immunität gegen frühere Varianten umgehen kann. Was wir aber die ganze Zeit schon schreiben und weshalb es diese beinahe täglichen Reporte gibt: Diese Variante ist vollkommen unterschätzt worden, die Maßnahmen wurden viel zu früh und zu sehr gelockert. Zwar sei die Rate schwerer Erkrankungen nicht höher als bei BA.2 oder BA.1, heißt es, aber die absolut sehr hohen Infektionszahlen sorgten trotzdem für viele Krankenhauseinweisungen. 

Wir sehen es leider auch an den Todesfallzahlen, die wir gestern herausgehoben thematisiert hatten: Von einer Beruhigung des Geschehens kann keine Rede sein, der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt so hoch wie seit Anfang Juni nicht mehr. Damals hatten überdies Feiertage für einen raschen Rückgang gesorgt, der interessanterweise nicht durch Nachmeldungen „ausgeglichen“ wurde: Wir brauchen mehr Feiertage. Leider gibt es im Juli keine. Dafür gibt es hier unsere 7-Tage-Inzidenz-Grafik:

Wir müssen gestehen, wir sind ratlos, angesichts des erneuten Politik-Fails und des dümmlichen Verhaltens vieler Zeitgenoss:innen. Beides trägt dazu bei, dass die Sommerwelle nicht abflaut. Ob es jetzt gerade populär wäre, wieder mehr Maßnahmen gegen Corona in Kraft zu setzen, interessiert uns erst in zweiter Linie. Vorne steht für uns der Gesundheitsschutz. Nicht akzeptabel sind die weiterhin hohen Todesfallzahlen an / mit Corona. Uns ist schon klar, dass vor allem Jüngere damit kalkulieren, dass sie eine Ansteckung locker überstehen werden, aber was, wenn sie wiederum ältere / vulnerable Menschen infizieren? Und das geht schnell, mit Omikron BA.5.

Das Thema mangelhafter Solidarität ist so alt wie die Pandemie, und die hat schon einen langen Bart. Allerdings verfügt sie trotz ihres Alters über eine herausragende Konstitution. Da, wo man gegen einen Exitus nichts einzuwenden hätte, passiert er einfach nicht. 

Zu den Affenpocken veröffentlichen wir heute nichts, siehe betr. Eingangsbemerkung. Wir melden uns mit dem Report 150/22 am kommenden Dienstag wieder. Das gilt auch, falls die Inzidenz rückläufig sein sollte. Eine mögliche Wende, lang ersehnt, heiß erfleht, wäre ebenfalls ein wichtiges Ereignis.

TH

15.07.2022 (hier zu 147/22 vom 14.07.2022)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt

7192,2 (15.07.) / 720,4 (14.07.) / 691,8 (13.07.) / 704,5 (12.07.) / 661,4 (11.07.) / 672,9 (10.07.) /
700,3 (09.07.) / 699,5 (08.07.) /  690,6 (07.07.      ) / 678,6 (06.07.) / 687,7 (05.07.)

  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen: 109.694 (vor einer Woche: 117.732).
  • 115 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 85 Todesfällen.
  • Gegenüber dem 14.07. steigt die Zahl der Affenpocken-Infektionen von 1.790 auf 1.859.

Die Inzidenz verharrt quasi auf gestrigem Niveau (-1,2 Punkte), die Sommerwelle ist also immer noch nicht gebrochen. Vielmehr wandert sie gemütlich übers Meer der Unvorichtigen und denkt sich: Ist mir doch egal, wenn pro Tag fast 100 Menschen sterben, es gibt genug Wirt:innen, die mich weitertragen. Falls die Verstorbenen es nicht schon vor dem Tod ebenfalls gemacht haben. In der Tat ist der 14-Tage-Durchschnitt mit 85 Toten so hoch wie seit Anfang Juni nicht mehr. Deswegen und weil das vollkommen aus dem Blick der Medien geraten ist, gibt es von uns heute keine Inzidengrafik, sondern die aktuellen Werte bezüglich der Todesfälle:

Man spürt geradezu, wie gewisse Mitspieler in der deutschen Politik, die auch an der aktuellen Bundesregierung beteiligt sind, sich folgende Rechnung aufmachen: Es versterben vor allem ältere Menschen an Corona. Ältere Menschen erwirtschaften nichts mehr, sondern kosten nur noch. Ergo: Ältere Menschen können weg.

Allerdings konsumieren ältere Menschen auch und sind insofern für die Wirtschaft ebenfalls wichtig, aber von B nach C zu denken, ist entweder bereits schwierig, oder die Rechnung geht so: Älter Menschen kosten, vor allem, wenn sie schwer oder chronisch erkranken, mehr, als sie an Konsum der Wirtschaft zuführen und sich als Anleger an der Spekulation beteiligen und sind diesbezüglich auch konservativer als jüngere Menschen, außerdem gibt es ja bei den Bessergestellten die Erben, die dann sozusagen für die Vorfahren mitkonsumieren, wenn sie deren Geld zusätzlich zur Verfügung haben. Die nächste Generation, die zu leistungslosem Reichtum kommt, neigt auch eher dazu, ihn zu verjuxen und damit wiederum den Kapitalmärkten und den Profiteuren des Systems zuzuführen. Irgendwer muss ja in diesem Spiel auch verlieren, sonst funktioniert es nicht.

Manchmal infizieren sich aber auch die Vertreter dieser Denkweise, wie sich gerade wieder zeigt (Q1-220715). Selbsverständlich wünschen wir auch ihnen, dass sie gut durch Corona durchkommen, wir sind ja mehr humanistisch orientiert.

Die Sommerwelle könnte auch über eine Inzidenz von 1.000 steigen, Konsequenzen im Sinne von mehr und besser durchgesetzten Maßnahmen würde es nicht geben. Wir sind ziemlich genervt davon, wie viele sich in den vollbesetzten öffentlichen Verkehrsmitteln von Berlin schon nicht mehr an die Maskenpflicht halten, obwohl sogar auf den Anzeigetafeln der Bahnsteige dringend um die Beherzigung der Maskenpflicht gebeten wird.

Deswegen freuen wir uns umso mehr über eine Nachricht von vorgestern: Die unseren Handwurzelknochenbruch behandelnde Ärztin hat uns offiziell erlaubt, dass wir wieder mit dem Rad zur Arbeit fahren dürfen. Eine potenzielle Infektionsquelle weniger.

In unserem Team hingegen, das eine Teilmenge aller Teams Vorsicht darstellt, gab es bis heute noch keinen einzigen Corona-Fall. Zumindest wurde keiner enteckt, so muss man es ja formulieren. Da war natürlich viel Glück dabei, aber wir haben’s uns auch ein wenig verdient. Wenn wir vom Arbeitsplatz aufstehen und uns anderen im Team physisch auf weniger als 2 Meter annähern, setzen wir immer noch die FFP2-Masken auf, ebenso in den Gängen. Es ist lästig und wir mussten uns vor allem anfangs, bis alles eingeübt war, häufig umdrehen und ein paar Schritte mehr gehen, weil wir vergessen hatten, vor dem Aufstehen nach der Maske zu greifen, aber es funktioniert bisher. Wir beneideten diejenigen nicht, die mehr in der Öffentlichkeit arbeiten und stundenlang dichtsitzende FFP2-Masken tragen mussten, als es noch Pflicht war. Irgendwann stellt sich eben doch ein Beengungsgefühl ein, das Atmen fällt zunehmend schwerer. Zumindest ist das bei uns so und wir gehen davon aus, dass wir diesbezüglich kein Sonderfall sind.

Es gibt sogar Neues von Karl Lauterbach. Man muss nur lange genug am Bildschirm sitzen und schreiben, dann finden sich die Nachrichten schon ein:

Karl Lauterbach empfiehlt wieder: Jetzt geht es um die vierte Impfung auch für Menschen, die noch nicht 60 Jahre alt sind. Die Stiko sieht dies anders, die hat bis dato eine derart allgemeine Empfehlung nicht ausgesprochen. Lauterbach beruhigt Zweifler: die vierte Impfung verhindere nicht, dann später auch einen an Omikron angepassten Impfstoff noch zu nehmen, also die fünfte Impfung.

Ja, lieber Karl, wir vernehmen die Botschaft. Wäre ja auch schlimm, wenn die vierte Impfung mit der fünften kontraindiziert wäre, schließlich müssen die bestellten Impfdosen alle unters Volk gebrach werden, auch wenn sie gegen Omikron BA.5 kaum etwas nützen. Sie sehen, wir differenzieren sehr wohl zwischen sinnvollen und nach aller Abwägung nicht so sinvollen Maßnahmen, unsere fünfte Impfung wird also die vierte sein, falls wir nicht zuvor zur vierten gezwungen oder, sagen wir mal, durch freundlichen sozialen Druck dazu animiert werden. In dem Fall ist die Fünfte die Fünfte. Einen aktiven Widerstand ist uns die Vermeidung einer vierten Impfung mit nun nicht mehr aktuellen Vakzinen dann doch nicht wert. Wir vertrauen einfach darauf, dass die Nebenwirkungen so gering sein werden wie bisher. Man spürt es, und zwar deutlich, so soll es ja auch sein, aber nach ein paar Tagen ist es gut.

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland, die bisher registriert wurden, hat sich maßvoll erhöht. Ein rascheres Umsichgreifen ist derzeit nicht zu beobachten, es bewahrheitet sich also, was wir von Beginn an geschrieben haben: epidemische Ausmaße sind nicht zu befürchten:

Die Trendlinie zeigt im Moment an, dass wir in zehn Tagen bei 2.600 bis 2.700 Fällen liegen werden. Damit ist Deutschland zwar wieder einmal bei den Ländern, in denen eine Infektion sich besonders stark ausbreitet, aber angesichts der noch im Rahmen liegenden Gesamtzahlen hat das nicht die gesellschaftlichen Auswirkungen wie bei Corona. Es zeigt sich lediglich wieder einmal das Muster, dass wir hierzulande zu unvorsichtig sind, wenn es um Hygienebelange, um Selbst- und Fremdschutz im Gesundheitsbereich geht. Derzeit steht Deutschland weiterhin auf Platz 2 unter allen Ländern, die nicht im endemischen Gebiet des Affenpockenvirus liegen. Ein relativ starkter Zuwachs an Infektionen ist in den USA zu verzeichnen (am 14.07. waren es 1.470 Fälle), die Gesamtzahl wird dort vermutlich bald höher liegen als in Deutschland. Bei einer viermal größeren Bevölkerung freilich.

TH

14.06.2022 (hier zu 146/22 vom 13.07.)

    • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt 

    720,4 (14.07.) / 691,8 (13.07.) / 704,5 (12.07.) / 661,4 (11.07.) / 672,9 (10.07.) / 700,3 (09.07.)
    699,5 (08.07.) /  690,6 (07.07.) / 678,6 (06.07.) / 687,7 (05.07.)

    • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen: 152.149 (vor einer Woche: 135.402).
    • 145 weitere Todesfälle an / mit Corona wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 83 Todesfällen.
    • Gegenüber dem 13.07. steigt die Zahl der Affenpocken-Infektionen von 1.694 auf 1.790.

Wir dachten heute, vielleicht können wir auf einen Corona-Report verzichten und haben uns erst einmal in etwas schärferer Form als bisher über die aktuelle politische Lage, besonders über die Inflation, geäußert (Briefing 22, Leitkommentar). Doch es hilft nichts, wir sehen gegenüber gestern einen Anstieg der Inzidenz um fast 30 Punkte und damit einen neuen Sommerwelle-Höchststand von 720 (bisheriger Höhststand, ohne Nacherfassungen: 704,5). Solche negativen Veränderungen dokumentieren wir nicht nur, sondern geben sie auch am selben Tag, an dem sie veröffentlicht werden, an unsere Leser:innen weiter:

 

Gegenwärtig geht Corona als Thema ein wenig unter, denn es ist eine Folgewirkung des Ukrainekriegs, die uns am stärksten beschäftigt und die von unserer Politik geradezu absichtlich herbeigeführt wurde – zulasten der Bevölkerung. Nicht, dass es in den letzten Jahren so viel zu lachen gegeben hätte, aber jetzt wird es kriminell und die Wut auf ebenjene grausame Politik steigt auch bei Nicht-Querdenker:innen wie uns auf ein gefährliches Maß.

Heute gibt es zu Corona auch keine wichtigen neuen Nachrichten außer eben jener, dass sich auch hier die Lage nicht beruhigt und es ein Witz ist, dass diese Pandemie nicht endlich in den Griff kommt. Irgendwer schwadroniert immer noch davon, Deutschland sei da gut durchgekommen, aber die aktuellen Zahlen zeigen ein ganz anderes Bild. Sie dokumentieren das Versagen der Politik eines Landes, das mehr Probleme mit der Pandemie hat als jedes andere. Zumindest, wenn man die letzten Monate seit der Welle mit Omikron BA.2 im Frühjahr betrachtet ist das sehr augenfällig, weil es stets bei den Staaten mit den höchsten Fallzahlen weit vorne steht. Das gilt auch für die Affenpocken in nicht endemischen Gebieten. Mit den heute gemeldeten Fällen findet sich Deutschland auf Rang 2 weltweit, in Wirklichkeit wohl auf Rang 3, weil die Meldedaten aus dem UK vom 11.07. sind. Alles, was es an Kalamitäten gibt, wird hierzulande besonders gerne mitgenommen, den Eindruck kann man wirklich gewinnen. Kein Wunder, dass die Politik ebenfalls machen kann, was sie will …

… ohne, dass ernsthafter Widerstand aufkommt. Den gab es nur bezüglich der Corona-Maßnahmen und da war er am falschen Platz. Es ist zum Haare raufen, aber was bewirkt es schon, außer, dass man danach weniger, in unserem Fall noch weniger Haare hat? Immerhin ist die Lage bei den Affenpocken anders als bei den Preisen, die geradezu explodieren, vielmehr bewegt sich der Antstieg der nominale Fallzahlen auf überschaubarem Niveau und der prozentuale Zuwachs sinkt weiterhin. Das ist in diesen Zeitn, in denen alle negativen Zahlen drohen, gigantische Dimensionen anzunehmen, geradezu ein Erfolg. Die gestern gemeldeten 96 neuen Fälle sind auch kein neuer Tages-Höchstand, dieser liegt bei 104 Neuinfektionsmeldungen.

TH

13.06.2022 (hier zu 145/22 vom 12.07.)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt 

691,8 (13.07.) / 704,5 (12.07.) / 661,4 (11.07.) / 672,9 (10.07.) / 700,3 (09.07.)
699,5 (08.07.) /  690,6 (07.07.) / 678,6 (06.07.) / 687,7 (05.07.)

  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen: 127.611 (vor einer Woche: 130.728).
  • 104 weitere Todesfälle wurden registriert, der Tagesdurchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 80 Todesfällen.
  • Gegenüber dem 11.07. steigt die Zahl der Affenpocken-Infektionen von 1.566 auf 1.694.

Ist der Peak der Corona-Sommerwelle nun überschritten? Die Inzidenz ist heute wieder unter den Wert von 700 gefallen, der „Kampf“ um diese Marke hält nun schon seit fast einer Woche an. Man kann auch sagen, diese Sommerwelle ist sehr zäh, es geht hin und her und es ist schwer zu prognostizieren, ob es in nächster Zeit endlich wieder deutlich abwärts geht.

Sollte sich allerdings die heutige Tendenz fortsetzen, werden wir die Corona-Affenpocken-Reporte wieder in längeren Abständen veröffentlichen. Mittlerweile müssen wir schreiben: Sofern sich nicht bei ebenjenen Affenpocken, die wir zusätzlich referieren, eine exorbitante Entwicklung ergibt. Das ist heute nicht der Fall, die durchschnittliche Steigerung der bisher erfassten Fallzahlen geht weiter zurück, die Ansteckungskurve verläuft flacher. 

Zunächst die neuste Entwicklung der Corona-Inzidenz grafisch:

 

Und hier die aktuellen Zahlen zu den Affenpocken:

Mitten in der Woche verläuft hier die Entwicklung der Fallzahlen erstmals seit Mitte Mai unterhalb der Gesamt-Trendkurve, die außerdem schon durch die Verlangsamung der Ansteckungsquote in den letzten Tagen deutlich beeinflusst, also flacher geworden ist. Wir erwarten nun das Erreichen der Marke von 2.500 registrierten Fällen am 24.07. oder etwas später.

Obwohl Corona heute eine unspektakuläre Entwicklung zeigt, trendet gerade #MaskenpflichtJetzt auf Twitter. #LauterbachRuecktrittJetzt ist ebenfalls wieder im Programm der häufig verwendeten Schlagwörter. Wir finden auch, Lauterbach sollte zurücktreten, wenn er es nicht schafft, endlich wieder umfassendere Maskenpflichten durchzusetzen. Irgendwann muss dieses Corona-Phänomen doch mal ernsthaft angegangen werden.

TH

 

12.07.2022 (hier zu 144/22 vom 09.07.)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt 

704,5 (12.07.) / 661,4 (11.07.) / 672,9 (10.07.) / 700,3 (09.07.)
699,5 (08.07.) /  690,6 (07.07.) / 678,6 (06.07.) / 687,7 (05.07.)

  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen: 154.729 (vor einer Woche: 147.489).
  • 165 weitere Todesfälle wurden registriert, 63 mehr als vor einer Woche. 
  • Gegenüber Freitag steigt die Zahl der Affenpocken-Infektionen von 1.490 auf 1.566

Nun haben wir trotz Ferienzeit heute wieder einen neuen Inzidenz-Höchstwert erreicht, gleich am ersten „Normalerfassungstag“ nach dem Wochenende. Das hat uns etwas überrascht, zumal auch die kühlere Witterung der letzten Tage nach gängiger Lesart eine Abschwächung der Infektionstendenz hätte mit sich bringen sollen. Außerdem liegt die Zahl der gemeldeten Todesfälle erheblich höher als vor einer Woche. Am Durchschnittswert der letzten 14 Tage hat sich dadurch noch nicht viel geändert, er stieg von ca. 81 auf ca. 83 Fälle.

Am Wochenende wird das RKI-Dashboard, von dem wir unsere Daten beziehen, nicht mehr aktualsiert, darauf haben wir mehrfach hingewiesen. Zusätzlich bitten wir zu berücksichtigen, dass wir die Inzidenzzahlen bei den ursprünglichen Meldewerten belassen und nicht die nachträglichen Anhebungen abbilden, die das RKI regelmäßig vollzieht. Das fiel uns heute wieder beim Durchsehen der Trendtabellen des RKI aus: Der Unterschied kann bis zu 6 Prozent ausmachen. Aus gegebenem Anlass verlinken wir noch einmal einen Artikel über angelich hohe Zahlen von schweren Nebenwirkungen der Corona-Impfungen.

Ansonsten gibt es heute wenig zu berichten, deswegen halten wir diesen Report auch besonders kurz. Corona ist aktuell trotz der höchsten Infektionszahl seit dem Beginn der Sommerwelle kein Schlagzeilenthema. Der drohende Gasnotstand im nächsten Winter hält die Menschen derzeit in Atem. Lieber frieren, als sich mit Corona anstecken? Blöd, falls beides gleichzeitig stattfindet.

Wir können nur weiterhin dazu aufrufen, es mit den wenigen noch bestehenden Maskenplichten genauer zu nehmen und auch freiwillig Masken zu tragen, wenn man sich in einer Menschenmenge in der Öffentlichkeit befindet. In diesem Sinne und damit dieser Report nicht der kürzeste aller bisherigen Zeiten wird, haben wir noch eine Umfrage für Sie gefunden, bei der Sie mitmachen können, sie wurde vor 8 Tagen gestartet und läuft noch.

Sollten Corona-Schnelltests (Bürgertests) Ihrer Meinung nach weiterhin in allen Fällen kostenlos sein? (Civey)

Der Begleittext dazu:

Seit Juli sind Corona-Schnelltests nicht mehr für alle gratis. Ab jetzt gilt für die sogenannten „Bürgertests” eine Kostenbeteiligung in Höhe von drei Euro, für vulnerable Gruppen bleiben die Tests kostenlos. Dazu zählen Kinder bis fünf Jahren, Frauen zu Beginn der Schwangerschaft sowie Besucherinnen und Besucher von Kliniken und Pflegeheimen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bedauert das Ende der Bürgertests.

In der angespannten Haushaltslage könnte man sich die Gratistests nicht mehr leisten. Das Testkonzept habe die Regierung durchschnittlich eine Milliarde Euro im Monat gekostet. Zudem wurde damit viel Missbrauch betrieben, bei dem der Staat dem rbb zufolge mutmaßlich ein Schaden in Milliardenhöhe entstanden ist. Lauterbach soll laut ARD derzeit mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) darüber verhandeln, die kostenlosen Tests für Menschen beizubehalten, bei denen der Verdacht auf eine Infektion besteht.

Die Stiftung Patientenschutz plädiert angesichts der steigenden Infektionszahlen für eine Fortführung der Gratistests. Der Vorsitzende Eugen Brysch fordert in der Rheinischen Post von Lauterbach, seine Pläne an die Lebenswirklichkeit der Hilfsbedürftigen anzupassen. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, ist indes gegen eine Fortführung. Die Tests brächten sehr wenig und seien mit sehr viel Kosten verbunden.

Warum die Tests wenig bringen sollen, wird leider nicht erklärt. Eines ist jedenfalls sicher: Je weniger gestestet wird, desto weniger Infektionen werden aufgedeckt. Wir haben für „auf jeden Fall“ votiert, das haben insgesamt 39 Prozent der bisher Abstimmenden getan, weitere ca. 14 Prozent sind immerhin noch „eher dafür und 9 Prozent geben sich unentschieden.

Die Zahl der heute gemeldeten Affenpockenfälle ist hingegen erfreulich niedrig ausgefallen. Sie hat sich von Freitag (1.490) auf 1.566 erhöht, das ist prozentual der geringste Anstieg, den wir bisher seit dem Ausbruch in Deutschland verzeichnet haben. In zehn Tagen dürften bei Fortsetzung des gegenwärtigen Trends knapp 2.500 Fälle registriert sein:

Setzt sich das bisherige Muster fort, erwarten wir allerdings in den nächsten Tagen wieder stärkere Steigerungen. Wichtig wird dann, ob sie auch stärker als in der Vorwoche sind, möglicherweise mit neuen Tages-Höchstzahlen. Ist dies nicht der Fall, gibt der dann geringere Prozentwert der Steigerungen einen weiteren Hinweis auf ein sich beruhigendes Geschehen. Wenn man es auf die Corona-Terminologie übertragen will, sinkt der R-Wert weiter ab, ein Mensch steckt weniger andere Menschen an als zu Beginn des Ausbruchs.

Trotzdem steht Deutschland weltweit auf Platz 2 hinter Spanien, die Gesamtfallzahl betreffend. Bedingt allerdings auch dadurch, dass die letzten Zahlen aus dem UK bereits vier Tage alt sind, dort wurden am 07.07. mit 1.552 Fällen nur vier weniger registriert als hierzulande gestern erfasst wurden. In Relation zur Bevölkerungszahl haben auch die Niederlande und Portugal noch immer höhere Affenpocken-Werte als Deutschland. Eine Pandemiesituation wird bezüglich der Affenpocken nicht entstehen, allerdings ist es schon auffällig, dass Deutschland bei beiden neuen Infektionskrankheiten der letzten Jahre bezüglich der Fallzahlen vorne dabei ist. Der Verdacht liegt nah, dass die Menschen hierzulande sowohl beim Selbst- als auch beim Fremdschutz nicht so recht auf dem Posten sind. Politikseitige Äußerungen, wir seien gut durch die Pandemie gekommen, werfen vor allem die Frage auf: Im Vergleich zu wem, angesichts von fast 140.000 Todefällen wegen / mit Corona.

TH

09.07.2022 (hier zu 143/22 vom 08.07.)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt 

700,3 (09.07.)
699,5 (08.07.) /  690,6 (07.07.) / 678,6 (06.07.) / 687,7 (05.07.)

  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen: 95.919 (vor einer Woche: 98.669).
  • 104 weitere Todesfälle wurden registriert (gestern 131, vor einer Woche 103). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt weiterhin bei 81 Fällen.
  • Zu den Affenpocken gibt es heute keine neuen Zahlen.

Wenn es nicht die vielen Todesfälle an / mit Corona geben würde, wäre es schon beinahe kurios, die Inzidenzzahlen in der Form von Leistungstabellen oder Börsendiagrammen darzsutellen und wichtige „Zielmarken“ besonders zu besprechen. Aber seit Tagen sehen wir nun einmal eine 7-Tage-Inzidenz in Deutschland von knapp unter 700 und heute gab es tatsächlich noch einmal einen Zuwachs von 0,8 Punkten, sodass nun diese Marke sehr knapp überschritten ist:

Man kann aktuell davon ausgehen, dass die Sommerwelle etwa halb so hoch ansteigen wird wie die Welle 5 (Omikron BA.1) und etwa 40 Prozent des Höchstwertes der 6. Welle (Omikron BA.2) erreichen wird. Das war’s vorerst? Wie schnell werden die Infektionszahlen jetzt zurückgehen, wird bereits eine weitere Variante wie BA.2.75 relevant werden? Das ist wichtig dafür, wie wir in den Herbst starten werden, denn, anders als bezüglich der Sommerwelle, die weitgehend nicht vorausgesehen wurde, gehen Politik und Experten davon aus, dass wir im Herbste wieder steigende Zahlen haben werden. Positiv ist im Moment auf jeden Fall, dass trotz zuletzt moderater Außentemperaturen die Sommerwelle auf ihrem Höhepunkt angekommen zu sein scheint. Die Neuinfektionszahl von heute liegt erstmals seit längerer Zeit unter derjenigen der Vorwoche, wenn auch nur knapp.

Es gibt neue Zahlen vom RKI bezüglich der  Variantenverteilung bei Neuinfektionen:

Den RKI-Daten zufolge ist BA.5 immer noch für den Großteil der Corona-Infektionen in Deutschland verantwortlich. In der aktuellsten untersuchten Stichprobe von vorletzter Woche machte sie bereits einen Anteil von 77 Prozent aus, nach 65 Prozent in der Woche zuvor. Mittlerweile dürfte der Anteil bereits noch höher liegen. Bei der weiteren Omikron-Sublinie BA.4, die zuletzt ebenfalls von Woche zu Woche zugelegt hatte, zeigt sich nun ein leicht rückläufiger Trend: Der Anteil sank von 7,5 auf nun 6,7 Prozent. Die restlichen Fälle entfallen noch auf die zuvor dominierende Sublinie BA.2. (Q1-220709)

Wir haben bereits bei früherer Gelegenheit angemerkt, dass die Analyse der Varianten nicht tagesaktuell veröffentlicht wird, sondern etwa zwei Wochen später kommt. Demgemäß drüften wir mittlerweile fast ausschließlich BA.5-Fälle haben. 

Neu aufgeflammt ist die Diskussion um die Impfnebenwirkungen, weil die AfD-Fraktion im Bundestag offenbar eine Fehlinterpretation von Meldungen zu den Impfnebenwirkungen vorgenommen und in den Mittelpunkt einer Anfrage gestellt hat.

Faktencheck: Mehr schwere Nebenwirkungen? Ärzte melden auch leichte Impfreaktionen. 

Damit Sie so vollständig wie in dieser Angelegenheit notwendig informiert sind, müssten wir den gesamten Artikel dazu abbilden, auf den wir uns beziehen, daher hier nur ein Verweis zu Q2-220709.

Zu den Affenpocken gibt es heute keine neuen Fallzahlen, auch daran haben wir uns mittlerweile an Wochenenden schon gewöhnt, daher auch keine aktuelle Grafik. Corona betreffend, liefern wir ihnen dafür ein weiteres Diagramm. Vorgestern wurde erstmals seit Mitte März die Zahl von einer Million gemeldeten Neuinfektionen weltweit wieder überschritten, das ist uns auf jeden Fall eine Nachricht wert. Während nämlich in Deutschland BA.5 für immer neue Höchstzahlen sorgte, gingen im Frühjahr die weltweiten Zahlen zurück. Jetzt sieht es etwas anders aus, wobei Deutschland mit etwa 10 Prozent der aktuellen Neuinfektionen immer noch einen viel zu hohen Anteil daran aufweist.

 

Wir betonen an dieser Stelle noch einmal, dass auch eine Änderung unserer Erfassungstechnik dabei eine Rolle spielt: Wir bilden die Veränderungen bzw. zusätzlichen Fälle nach, die noch zwei Tage später bei unserer Quelle eingepflegt werden, sonst wäre die Million vorgestern nicht überschritten worden. Der Zuwachs durch die Nacherfassung beträgt in der Regel zwischen 2 und 4 Prozent. Trotzdem ist der Unterschied zur ruhigsten Phase des Jahres Anfang Mai offensichtlich, die Neuinfektionen sind demgegenüber um 50 Prozent angestiegen. Wenig im Vergleich zum bisherigen Höhepunkt der Pandemie am Jahresbeginn. 

Für uns war das ein Grund, etwas genauer hinzuschauen. Vor allem Frankreich (aktuell Platz 1) und Italien (aktuell Platz 3) sind für die steigenden Zahlen verantwortlich, dort findet die BA.5-Welle offenbar mit Zeitverzögerung gegenüber Deutschland statt, der Zuwachs betrug in diesen beiden Ländern in den vergangenen sieben Tagen gegenüber den sieben Tagen zuvor 30 bzw. 34 Prozent, während in den USA, die eine Zeitlang das Panel anführten und Deutschland die Zahlen als jeweils um 11 Prozent rückläufig ausgewiesen werden. U. E. muss man dabei vorsichtig sein, denn die Inzidenz in Deutschland weist ja immer noch ein leicht ansteigendes Geschehen aus. Auch die Todesfallzahlen in Deutschland wären demnach in diesem Vergleichszeitraum um 11 Prozent gefallen, die RKI-Zahlen, die wir für die Darstellungen der hiesigen Situation verwenden, weisen aber bestenfalls einen Gleichstand aus. Wenn jedoch die Zahlen so exorbitant ansteigen wie z. B. in Frankreich (+61 Prozent im benannten Vergleichszeitraum, auf niedrigerer Ausgangsbasis als in Deutschland), dann ist das auf jeden Fall nicht irrelevant. Die meisten Corona-Toten werden derzeit in den USA verzeichnet (1.750 in den letzten sieben Tagen), Brasilien folgt mit 1.636 Todesfällen.

Insgesamt kam es in den letzten 7 Tagen zu weltweit 10.300 Todesfällen durch / mit Corona, das ist ein Rückgang von 2 Prozent gegenüber der Woche. Erinnern Sie sich daran, dass es während der Delta-Welle und nach einigen Monaten im Jahr 2020 Tage mit annähernd oder sogar mehr als 10.000 Todesfällen gab? Das ist zum Glück Geschichte, aber es ist auch ein Teil der bedrücktenden Geschichte dieser Pandemie, der größten in der Menschheitsgeschichte, was die Dauer und die weltweiten Infektionszahlen angeht. Seit zweieinhalb Jahren sind wir nun mit Corona befasst und ein Ende ist nicht abzusehen. Von einer endemischen Lage ist nach unserer Ansicht in Deutschland keine Rede und man kann Fakten nicht einfach dadurch beseitigen, dass man sie ignoriert, ebenso wie die damit verbundenen Auflagen. Wer das tut, sorgt aktuell dafür, dass die Zahlen nicht stärker zurückgehen.

TH

08.07.2022 (hier zu 142/22 vom 07.07.2022)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt 

699,5 (08.07.)
690,6 (07.07.)
678,6 (06.07.)
687,7 (05.07.)

  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 117.232 (vor einer Woche 113.099)
  • 131 weitere Todesfälle werden vermeldet (gestern 108). Der Durchschnitt der letzten 14 Tage liegt bei 81 Fällen.
  • 105 neue Affenpocken-Fälle werden gemeldet. Das ist die höchste Zahl seit dem ersten gemeldeten Fall am 20.05.2022. Die Gesamtzahl der Infizierten in Deutschland beträgt nun 1.490.

„Der Kampf um die 700“, die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen, geht in der Tat weiter. Heute blieb sie ganz knapp darunter, trotzdem handelt es sich um einen neuen Höchststand seit dem Einsetzen der Sommerwelle Anfang Juni (bisher 696,6). Was man an diesem „harten Ringen“ um eine bestimmte Marke allerdings auch sehen kann: Die Zeiten des steilen Anstieg sind vorerst vorbei, das weist auch unsere Grafik aus:

Denn eine andere Marke ist mittlerweile fast erreicht: Die Nullmarke bei der täglichen Inzidenzentwicklung innerhalb der letzten vierzehn Tage. Der Anstieg beträgt mittlerweile unter 1 Prozent, vor zwei Wochen lag er noch bei ca. 5 Prozent. Die Balken zeigen es deutlich: Das Geschehen hat sich beruhigt, wenn auch auf einem für Sommerverhältnisse viel zu hohen Niveau.

Dass die Gewöhnung an dieses Niveau für sehr unvorsichtiges Verhalten vieler Menschen in der Öffentlichkeit sorgt, ist nicht zu rechtfertigen. Wir sind gespannt, ob dieser Effekt auch bei möglichen Inzidenzen von mehr als 1.000 im Herbst dazu führen wird, dass getan wird, als gebe es kein Corona mehr. Dadurch werden die Neuinfektionszahlen unweigerlich steigen und es wird, ob verschuldet oder nicht, auch zu mehr schweren Fällen und Todesfällen kommen als notwendig. Schon jetzt kann man von Fällen sprechen, die hätten vermieden werden und Leid, das man sich hätte ersparen können:

„Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht weiter keine wachsende Krankheitsschwere durch die derzeit besonders verbreitete Corona-Variante in Deutschland. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die nun dominierende Omikron-Sublinie BA.5 an sich schwerere Verläufe verursache oder tödlicher sei als vorherige Varianten, schreibt das RKI im COVID-19-Wochenbericht von Donnerstagabend.

Dennoch sei „allein durch die starke Zunahme der Infektionsfälle“ auch eine entsprechend höhere Zahl schwerer Verläufe zu beobachten, die zu mehr Krankenhauseinweisungen führe. „Die Sterbefallzahlen steigen im Zusammenhang mit den hohen Infektionszahlen bzw. Nachmeldungen an, allerdings bisher nur leicht.““ (Q1-220708)

„Nur leicht“ bedeutet, dass wir bei der täglichen Todesfallzahl mittlerweile wieder den eingangs erwähnten Durchschnitt von 81 erreicht haben (letzte 14 Tage), während wir vor etwa drei Wochen schon die 70 von unten gesehen haben. Um die aktuelle Lage zu illustrieren, haben wir heute nach längerer Zeit auch die Todesfallgrafik wieder für Sie im Angebot:

Der Affenpockenausbruch in Deutschland entwickelt sich ebenfalls weiter. Mit 105 neuen Fällen, die gestern gemeldet und heute in die Zahlen eingearbeitet wurden, haben wir den höchsten Anstieg bisher gesehen:

An der roten Linie, welche die Entwicklung des täglichen Anstiegs in Prozent innerhalb der letzten 14 Tage anzeigt, sehen wir allerdings auch, dass trotz der mittlerweile im Sinne eines sinnvollen Selbstschutzes nicht mehr ganz verständlichen weiteren Ausbreitung der Affenpocken die Lage nicht auf Katastrophenniveau hochgeschrieben werden sollte. 

Der prozentuale Anstieg sinkt weiter und wenn diese Tendenz anhält, wird das Infektionsgeschehen zum Erliegen kommen, bevor man von einer Pandemie sprechen kann. Aufgrund des engen Übertragungswegs bei dieser Infektion spielt die mangelnde Vorsicht Einzelner keine so fatale Rolle wie bei unsachgemäßem Verhalten in der Corona-Pandemie, die Gesundheitsgefährdung der Allgemeinheit ist nicht annähernd vergleichbar hoch. Wir erwarten bei Fortsetzung des aktuellen Trends etwa 70 neue Fälle pro Tag im Durchschnitt der nächsten 10 Tage und bis dahin das Erreichen einer Zahl von 2.200 Affenpocken-Infektionen in Deutschland.

TH

07.07.2022 (hier zu 141/22 vom 06.07.2022)

  • Die 7-Tage-Corona-Inzidenz in Deutschland beträgt heute 690,6 nach 678,8gestern  und 687,7 vorgestern.
  • Die Zahl der heute gemeldeten Neuinfektionen liegt bei 135.402 (vor einer Woche 132.671).
  • 108 weitere Todesfälle werden vermeldet. Der tägliche Durchschnitt der letzten 14 Tage beträgt 80 Fälle.

Die höchste Inzidenz wärend der aktuellen Sommerwelle lag bei 696, diese ist heute fast wieder erreicht. Man registriert aber auch ein deutliches Abflachen der Zunahme in den letzten Tagen, wie unsere Grafik belegt:

In den letzten 14 Tagen lag die durchschnittliche Zunahme der Inzidenz nur noch bei ca. 1 Prozent, bei weiter warmen Temperaturen und in der Ferienzeit hätten wir vermutlich ein Drehen hin zur Abnahme, also das Überschreiten des Peaks, zu erwarten gehabt. Welchen Einfluss die niedrigeren Temperaturen der letzten Tage aber genau haben, werden wir sehen. In Berlin steigt die Inzidenz hingegen deutlicher an, sie liegt jetzt bei 537 und nähert sich dem Bundesdurchschnitt von unten an. Das überrascht uns, offen geschrieben, kein bisschen, angesichts des unvernünftigen und teilweise vorschriftswidrigen Verhaltens vieler Personen in der Öffentlichkeit. Wir wundern uns eher, dass Berlin nicht wieder ein Hotspot geworden ist.

Weltweit steigen die Neuinfektionszahlen wieder. Die Meldezahlen lagen in den letzten beiden Tagen jeweils über 950.000, der Wert von gestern wird sicher noch etwas nach oben korrigiert werden. Möglicherweise werden wir bald wieder Tage mit über einer Million Neuinfektionen mit Corona weltweit haben. Das könnte dann auch mit der Variante BA.2.75 zusammenhängen. Vermutlich gibt es sie auch schon in Deutschland, aber die Analyse der Varianten dauert ja immer etwa 14 Tage bzw. wird in der Regel für die Vorvorwoche veröffentlicht. 

Angesichts einer möglichen neuen Corona-Welle im Herbst fordert der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, einen wirksamen gesetzlichen Rahmen zur Bekämpfung des Virus. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen natürlich stimmen“, sagte Wieler mit Blick auf das Infektionsschutzgesetz am Samstag im Bayerischen Rundfunk. Die rot-grün-gelbe Bundesregierung ringt derzeit um Corona-Schutzvorgaben für den Herbst. Die derzeit geltende Fassung des Infektionsschutzgesetzes läuft bis zum 23. September. (Q1-220707-V220528)

Diese Information stammt nicht von heute, sondern vom 28.05.2022. Damals war die Sommerwelle noch gar nicht gestartet und man hatte auch nicht mit einer solchen gerechnet. Haben Sie den Eindruck, dass die Politik seitdem wesentlich vorangekommen ist, außer mit dem Abbau von Maßnahmen? Wir nicht. Das wird im Hberst erneut chaotisch werden, zumal, falls die Varianten immer ansteckender werden, ohne dass sich auf der anderen Seite regelmäßig mildere Verläufe ergeben.

Bei den Affenpocken setzt sich der Anstieg im bisherigen Tempo in etwa fort, wir werden gemäß unserer Prognose die Zahl von 2.000 in etwa 10 Tagen erreichen, bis heute sind 1.385 Fälle bekannt:

Vorgestern hatten wir die bisher höchste Neuinfektionszahl an einem Tag gemeldet (101 Fälle), seitdem ist dieser Wert nicht wieder erreicht worden. Die durchschnittliche Zahl an Neuinfektionen sinkt prozentual weiter ab (rote Linie) und liegt gegenwärtig bei etwa 6 Prozent.

Vor allem Corona wird uns noch länger begleiten und für manche Überraschung sorgen. Mit der Zwischendurch-Welle, die wir gerade erleben, hatten auch Experten nicht gerechnet. Die Tatsache, dass die neue Variante BA.2.75 sich erheblich rascher ausbreiten soll als alle bisherigen, dürfte dafür sorgen, dass auch viele Menschen, die es bisher noch nicht „erwischt“ hat, sich auf eine Corona-Infektion werden einstellen müssen. Für Ungeimpfte gilt das ohnehin, aber auch Geimpfte und Genesene sind vor dieser Variante nicht sicher, da es sich um einen „Flüchtling“ handelt, der dem Schutz gegen bisherige Varianten entkommen kann.

BA.2.75 wurde Anfang Juni erstmals in Indien entdeckt. Inzwischen scheint sich die Omikron-Subvariante zu verbreiten. Bestätigte Fälle in anderen Ländern, darunter auch Deutschland, lassen zumindest darauf schließen. Wie gefährlich die Subvariante ist, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. BA.2.75 habe zwar eine Reihe von relevanten Mutationen, sei aber bislang sehr selten und hauptsächlich in Indien beobachtet worden, sagt Virus-Experte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Er gibt aber auch zu bedenken, dass es durchaus möglich sei, dass BA.2.75 eine global erfolgreiche Variante werde. Um das mit Sicherheit zu sagen, sei es aber zu früh. 

Weltweit gebe es nach Angaben von Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien im ZDF etwa 70 Fälle. Die Dunkelziffer sei aber „mit Sicherheit wesentlich höher“, so Elling weiter. Ihm zufolge soll es sich bei BA.2.75 um eine Variante zweiter Generation handeln. In diesem Fall um einen Abkömmling der Variante BA.2. (Q2-220707)

Nach den ersten Berichten über diese Variante dachten wir, z. B. in den USA sei BA.2.75 schon wesentlich weiter verbreitet. Das wäre ja auch kaum anders möglch gewesen, wenn diese bereits entdeckt war und sich tatsächlich um ein Mehrfaches schneller ausbreitet als BA.5. Warten wir also ab, was die nächsten Tage bringen werden.

TH

06.07.2022 (hier zu 140/22 vom 05.07.2022)

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt heute 678,8 nach 687,7 gestern. Zum ersten Mal seit mehreren Wochen sinkt die Inzidenz mitten während der „Normalerfassun“ an Werktagen leicht. Auch die Zahl der Neuinfektionen liegt mit 130.728 etwas unter dem Wert vor einer Woche (133.950).

Beides bestätigt die Tendenz, dass wir in den letzten Tagen dem Peak der Sommerwelle zumindest nähergekommen sind. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich das bestätigen würde. 

Der Vierzehn-Tage-Trend zeigt zwar weiterhin eine ansteigende Tendenz, aber mit rückläufiger Stärke und die Säulen weisen eine deutliche Abflachung des Anstiegs gegenüber der Startphase der Sommerwelle vor etwa einem Monat aus. 

Wir erinnern uns an eine Situation, die erst 20 Tage her ist, an einen Artikel, der sich damit befasst, ob es zu neuen, einschneidenden Maßnahmen kommen könnte, wenn die Sommerwelle weiter ansteigt (Q1-220706). Das Gegenteil war der Fall, erst am 30. Juni, ohne dass man zu dem Zeitpunkt hätte voraussagen können, ob die Welle nicht doch rasant weiter ansteigt, sind wieder Maßnamen wie die freie Testung für alle abgeschafft worden. Das Geschehen selbst entbindet die Politik möglicherweise davon, sich mutig und konsequent zeigen zu müssen. Jetzt müssen wir abwarten, wie die Feriensituation und die derzeit moderarteren Temperaturen sich auf das Infektionsgeschehen auswirken werden.

Wir haben heute mit einer persönlichen Sonderlage zu kämpfen, die uns emotional belastet und die Arbeitsfähigkeit ein wenig begrenzt, daher keine weiteren Ausführungen zu Corona. Es gibt heute auch kaum Neues von Relevanz, außer dem Twitter-Trend „Corona-Impfnebenwirkungen“. Damit werden wir uns zu gegebener Zeit auch wieder befassen. Zu den Affenpocken.

Hier sehen wir den bisher höchsten nominalen Anstieg innerhalb von ca. 24 Stunden, die aktuelle Zahl beträgt 1.242 Fälle in Deutschland, nach 1.141 gestern. Prozentual verringert sich der Anstieg weiter, wie Sie an der roten Linie sehen können:

Unsere Prognose zeigt, dass wir bei Fortsetzung der gegenwärtigen Tendenz in zwölf Tagen knapp die Zahl von 2.000 Infektionen erreicht haben werden. Das ist misslich und weitgehend unnötig, aber nach wie vor nicht mit der Corona-Pandemie zu vergleichen. 

TH

05.07.2022 (hier zu 139/22 vom 02.07.2022)

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz beträgt heute 687,7, nach gestern 650,7. Die Neuinfektionszahl liegt bei 147489, nach 142239 vor einer Woche.

Pünktlich, wenn es wieder verwertbare Daten gibt, melden wir uns zurück und halten fest, die Zahlen steigen weiterhin leicht an, aber heute gab es, anders als an den Dienstagen der letzten Wochen, noch keine neue höchste Inzidenz während der Sommerwelle 2022, diese liegt weiterhin bei 696,5 und wurde am 02. Juli erreicht:

Im 14-Tage-Trend steigt die Inzidenz weiterhin an, aktuell um ca. 2,5 Prozent pro Tag. Die Ausschläge sind zwar im Vergleich zu den vorherigen Wellen aufgrund der Erfassungslücken an Wochenenden immer noch groß, nehmen jetzt aber sichtbar ab. Auf für die Sommerzeit sehr hohem Niveau beruhigen sich die Zahlen jetzt, sodass wir vielleicht schon in dieser Woche mit dem Wellengipfel rechnen können. Die Schulferien spielen dabei sicher eine Rolle, die weitere Entwicklung wird aber auch von den Außentemperaturen abhängen. Geben diese in den nächsten Tagen nach, wie es gegenwärtig prognostiziert wird, wird das den Ferieneffekt, der auch weniger Begegnungen am Arbeitsplatz mit sich bringt, möglicherweise kontern.

Politisch ist derzeit nicht so viel los mit Corona, abgesehen davon, dass Karl Lauterbach täglich zum Rücktritt aufgefordert wird, vielleicht ist es aktuell aber auch wegen der Pflege oder anderer Dinge, bei denen es im Gesundheitssystem hakt. Deswegen mal eine Meldung aus der zweiten Reihe:

Angesichts der weiter steigenden Corona-Infektionszahlen hat [die] Gesundheitsministerin [von Mecklenburg-Vorpommern], Stefanie Drese (SPD), ältere und vorerkrankte Menschen mit einer mehrere Monate zurückliegenden Impfung zu einer Auffrischungsimpfung aufgerufen. Eine erste oder zweite Auffrischungsimpfung schütze vor schweren Krankheitsverläufen. Drese riet am Donnerstag den Risikopatienten auch ab, auf den für diesen Herbst angekündigten angepassten Impfstoff zu warten. (Q1-220705)

Wir werden auf ebenjenen Impfstoff warten, das haben wir bereits angekündigt, verstehen aber auch, dass die noch vorhandenen oder bestellten Dosen der gegen weit, weit  zurückliegende Corona-Varianten entwickelten Vakzine irgendwo untergebracht werden müssen. Dass wir diese einigermaßen vertragen, wissen wir, aber in diesen Zeiten ist doch besonders wichtig: no Risk, no Fun. Mehr Sorge muss uns diese Entwicklung machen:

Der zunehmende Ausfall von Klinikpersonal durch die Corona-Sommerwelle lässt bei Krankenhäusern und Medizinern die Besorgnis wachsen. „Aus allen Bundesländern erreichen uns Meldungen, dass einzelne Stationen und Abteilungen auch wegen Personalmangel abgemeldet werden müssen“, sagte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Zeitweise würden auch Notaufnahmen bei den Rettungsleitstellen abgemeldet. „Diese Situation besorgt uns erheblich mit Blick auf den bevorstehenden Herbst.“ (Q2-220705)

Was in einem ohnehin devastierten Bildungssystem ebenfalls eine Rolle spielen könnte:

Zum Start der Sommerferien gibt es keine Gewissheit, dass es im kommenden Schuljahr nicht doch wieder zu Schulschließungen kommt. Diese Unsicherheit hätten Bund und Länder mit einem wirksamen Corona-Management verhindern können. Keinesfalls dürfen noch einmal Kinder und Jugendliche die Fehlentscheidungen in der Corona-Politik ausbaden müssen, kommentiert Eva Quadbeck. (Q3-220705)

Zugegeben, Lauterbach trendet heute ausnahmsweise (noch) nicht, aber dafür haben #BuschmannsTote entdeckt. 102 Corona-Todesfälle wurden für heute gemeldet. Die FDP blockiert in der Tat als Regierungspartei eine vernünftige Corona-Politik und immer mehr Menschen fangen notabene an, sich unvernünftig zu verhalten, die bisher noch einigermaßen auf der vorsichtigen Seite waren. Besonders beim Einkaufen sind Maskenträger trotz einer Inzidenz von fast 500 in Berlin mittlerweile in der Minderheit. 

Die beste Nachricht, die man sich im Zusammenhang mit Corona denken kann, haben wir uns für den Schluss aufgehoben: Es gibt eine neue Variante, die sich u. a. in den USA bereits auszubreiten scheint. Sie hat neuen Veränderungen gegenüber BA.5 auf dem Spike-Protein und verbreitet sich 9mal schneller als alles, was es bisher gab. Vielleicht ist es ja auch neun Mal weniger geeignet, schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle hervorzurufen. Dies alles noch unter Vorbehalt, deswegen haben wir es nicht zur Hauptschlagzeile gemacht. 

„Es lohnt sich, BA.2.75 genau im Auge zu behalten – viele Spike-Mutationen, wahrscheinlich Variante der zweiten Generation, scheinbar schnelles Wachstum und weite geografische Verbreitung…“, twittert der Londoner Top-Virologe Tom Peacock. Der britische Forscher vom Imperial Collage London hatte damals als einer der Ersten bei Omikron angesichts der ungewöhnlichen Anzahl der Spike-Mutationen mahnend den Finger gehoben und warnt nun vor BA.2.75. Doch er ist längst nicht der Einzige.  

„Noch bevor wir mit der BA.5-Welle durch sind, müssen wir uns vielleicht schon auf die nächste vorbereiten“, twittert der Molekularbiologe Ulrich Elling, der sich auf die Sequenzierung von Corona-Proben spezialisiert hat. „Ist BA.2.75 eine Variante, die uns Sorgen machen sollte? Die beobachteten Mutationen gefallen mir gar nicht“, so der Wiener Forscher. (Q4-220705)

Uns gefällt ja dieses ganze Corona-Ding nicht wirklich, aber was soll man tun, wenn schon die Politiker, echte Profis alleweil, sich verhalten, also ob sie nicht bis 3 und auch nicht bis 2.75 zählen könnten. BA.2.75 heißt die neue Omikron-Variante, weil sie offenbar auf BA.2 basiert, das die bisher größte Infektionswelle im März hervorgerufen hatte.

Zu den Affenpocken gibt es heute noch keine neuen Fallzahlen, weil wir diesen Report relativ früh am Tag verfasst und veröffentlicht haben, daher keine Grafik. Morgen liefern wir Ihnen auch die orangenen und grauen Säulen wieder.

TH

02.07.2022 (hier zu 138/22 vom Vortag)

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz steht heute bei 696,5 (Vortage: 682,7 / 668,6 / 646,3). Es geht also in moderatem Tempo weiter nach oben und wir verabschieden uns mit dem heutigen Report ins Wochenende. Sie wissen schon: Mangels faktentreuer Erfassung ergibt es erst am nächsten Dienstag wieder Sinn, einen Report zu erstellen. Bei den Affenpocken weist das RKI derzeit noch die Zahlen von gestern aus (1.054 Fälle in Deutschland).

Die Neuinfektionszahlen lagen auch gemäß Meldung heute wieder sehr hoch (98.669 und damit ca. 9.000 über dem Wert am Samstag der Vorwoche).

Was sagen die Ärzte zur aktuellen Lage?

„Wir merken in der Praxis, was los ist. Vor allem heute ist es dramatisch“, sagt Wolfgang Kreischer, Hausarzt mit Praxis in Zehlendorf und Berliner Vorsitzender des Hausärzteverbandes, am Montagvormittag in einem Gespräch mit der Berliner Zeitung. Von vielen Kollegen aus Berlin habe er ähnliche Nachrichten erhalten. 

Kurzfristig kennt auch Kreischer keinen Ausweg aus der Pandemie. Er plädiert für strengere Regeln und für eine anhaltende Maskenpflicht. „Masken sind essenziell“, sagt Kreischer. „Sie sind der geringste Aufwand für den verhältnismäßig größten Effekt.“ Es sei dringend notwendig, zum Beispiel in vollbesetzten Innenräumen wie etwa Geschäften wieder Maske zu tragen. Doch selbst bei Veranstaltungen im Freien, bei denen nicht sicher genügend Abstand eingehalten werden könne, sollten Masken wieder Pflicht werden. (Q1 vom 28.06.2022)

Der Ärztefunktionär rechnet mit einer Beruhigung des Geschehens ab Beginn der Sommerferien, in Berlin ist das der 07.07.2022, dafür aber mit einer erheblichen Steigerung der Fallzahlen ab deren Ende am 22. August. Die Inzidenz in Berlin liegt mit 473 zwar um mehr als zweihundert Punkte und mehr als ein Drittel niedriger als im Bundesdurchschnitt, aber der Ärzteschaft ist sie trotzdem zu hoch, um es einfach so weiterlaufen zu lassen. Die Todesfallzahlen weisen mit einem Durchschnitt von mehr ca. 81 Fällen täglich innerhalb der letzten vierzehn Tage den höchsten Wert seit über einem Monat aus. Man registriert bei diesen Zahlen die Sommerwelle zwar nicht im Maßstab 1:1, aber sie spielt eine Rolle dabei, dass es bei der Absenkung der Todesfallzahlen nicht vorangeht.

Wir haben in den letzten Tagen mehrfach darauf hingewiesen, dass nicht nur die wesentlich entschärften Regeln als solche ein Problem sind, sondern auch deren Befolgung, Kontrolle und Durchsetzung erhebliche Mängel zeigt.

Da es zu den Affenpocken keine tagesaktuellen Daten gibt, zeigen wir die betreffende Grafik nicht, widmen uns aber noch kurz der Tatsache, dass es weltweit wieder einen Anstieg der Corona-Zahlen zu verzeichnen gibt. Das, was bei uns als BA.2-Welle vor etwa drei Monaten für die bisher höchsten Infektionszahlen in Deutschland gesorgt hat, hat sich auf die Weltzahlen gar nicht so stark ausgewirkt, obwohl Deutschland erheblich zum Weltgeschehen beiträgt, aufgrund seiner weit über dem Bevölkerungsanteil liegenden Infektionszahlen. Aber während BA.2 durch Deutschland tourte, lief es in anderen Ländern gerade recht günstig (die Ausnahme der „Nordkorea-Welle“ außer Betracht gelassen, sie zeigt sich vor allem in der ersten Maiwoche). Derzeit sieht es etwas anders aus, wie die folgende Grafik der Weltinfektionszahlen belegt:

Auch hier gilt: Die Infektionszahlen in Deutschland steigen schneller als weltweit, aber der Anstieg auf den höchsten 14-Tage-Durchschnittswert seit Ende März ist auffällig. Eine Anmerkung darf auch deshalb nicht fehlen: Wir weisen seit einigen Tagen die Daten mit Korrektur des vorausgehenden Tages aus, die Zahlen steigen dadurch nachträglich um etwa 2 bis 4 Prozent an. Die täglich gemeldeten Neuinfektionen betreffend, liegt derzeit Frankreich weltweit auf Platz 1, gefolgt von den USA und Deutschland. Seit Monaten, im Grunde spätestens seit BA.1, schafft es Deutschland in einer Disziplin stets auf einen der vorderen Plätze, die niemand gewinnen will oder niemand gewinnen wollen sollte.

Was gibt es noch? LauterbachRuecktrittSofort trendet. Zum hundertsten Mal seit seinem Amtsantritt und damit innerhalb eines halben Jahres? Wir haben nicht nachgeschaut, warum heute schon wieder. Wir finden Corona nach wie vor nicht langweilig, aber diese ewigen Wiederholungen schon.

TH

01.07.2022 (hier zu 137/22 vom Vortag)

Die Corona-7-Tage-Inzidenz hat wieder einen neuen Sommerwelle-2022-Rekord erreicht und liegt jetzt bei 682,7 (gestern 668,6, vorgestern 646,3). Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen beträgt 113.099 und es gibt 84 weitere Corona-Todesfälle zu beklagen. Weltweit steigen die Infektionen mit Covid19 wieder an und liegen regelmäßig über 800.000 pro Tag. Bei den Affenpocken kam es vorgestern zur bisher höchsten Zahl an neuen Fällen.

Letzteres aufgrund einer Korrektur (969 anstatt 956 Fälle). Damit wurden gestern 95 neue Fälle gemeldet, heute sind es bisher 85. 

In Sachen Corona verlangsamt sich der Anstieg der Inzidenz weiterhin, auch wenn unsere Grafik einen kleinen Sprung nach oben ausweist, den 14-Tage-Trend betreffend. Aufgrund des sehr erratischen Meldegeschehens liegt dieser scheinbar gegenläufige Trend in der Tatsache begründet, dass ein „Tag ohne Erfassung“ und damit zwangsläufig sinkender Inzidenz aus dem 14er-Schema herausfiel. Wegen der von uns gestern mit einer gewissen Ironie dargestellten Neuregelung der Bürgertests hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach wieder einmal (voraussehbaren) Ärger, dieses Mal mit der Kassenärztlichen Vereinigung, die dafür sorgen soll, dass die nicht übrerprüfbaren Neuregelungen überprüft werden, von „Boykott“ ist die Rede (Q1).

Im Streit um die neue Corona-Testverordnung geht die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf Konfrontation mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) würden die Bürgertestungen „zukünftig nicht mehr abrechnen und auszahlen können“, heißt es in einem Brief an den Minister, der dem WDR vorliegt.

Die neue Verordnung knüpfe die Bürgertestung an eine Vielzahl von bislang nicht bestehenden Anspruchsvoraussetzungen, deren Überprüfung den KV nicht möglich sei: „Im Ergebnis können die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht verantworten, sehenden Auges Auszahlungen auf Abrechnungen zu leisten, deren Richtigkeit sie nicht ansatzweise prüfen können.“

Bereits in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die durch das Ministerium „vorgesehene und von den Kassenärztlichen Vereinigungen durchgeführte Abrechnungsprüfung Betrugsfälle nicht verhindern kann.“ Mit den neuen Anforderungen könne das erst nicht mehr gewährleistet werden. (Q2)

Ob eine Reaktion wie diese zu erwarten war? Wir meinen, das ist so. Wir kommentieren nicht weiter sondern liefern brav unsere Grafiken ab:

Bis vor einer Woche war durchaus denkbar, dass die Sommerwelle trotz der hohen Temperaturen auf ähnliche Inzidenzwerte steigen wird wie die BA.2-Frühjahrswelle (Welle 6), aber mittlerweile kann man davon ausgehen, dass es etwa günstiger laufen wird, denn neue Aspekte sind nicht hinzugekommen, die für eine weitere Beschleunigung sorgen könnten. BA.5 dürfte bereits die überwiegende Variante bei den Neuinfektionen sein, vor mehr als zwei Wochen lag sie schon bei knapp 50 Prozent. Noch unvorsichtiger, als sie sich derzeit verhalten, können die Menschen auch kaum noch werden, eine neue Covid19-Mutation, die sich durchsetzen könnte, sehen wir noch nicht. Allenfalls könnte ein Winter mitten im Sommer das Lagebild verschlechtern, aber danach sieht es icht aus, denn wir haben Klimawandel (der Juni 2022 war in Deutschland der sechstwärmste, der je gemessen wurde).

Nach der gestern erreichten Zahl von 1.054 Infektionen erwarten wir eine Überschreitung der Marke von 1.500 Affenpockenfällen am 08.07., also in einer Woche. An unserer Grafik haben wir Änderungen vorgenommen. Für die prozentualen Veränderungen wurde eine zweite Achse eingerichtet (rechter Rand), um die Steigerungen besser darstellen zu können, auch wenn sie geringer ausfallen. Dass dies der Fall ist, dokumentiert die zweite Neuerung: Die rote 14-Tage-Trendlinie, die wir nach 41 Tagen mit dem Affenpockenvirus nun sinnvoll einrichten konnten. Desweiten haben wir den Forecast von 8 auf 10 Tage erweitert.

TH

 

30.06.2022 (hier zu 136/22 und 135/22 vom Vortag)

Die Corona-7-Tage-Inzidenz steigt weiter, von 646,3 auf 668,6 und damit um 3,45 Prozent. Die Zahl der Neuinfektionen, die heute vom RKI ausgewiesen werden, liegt bei 132.671, das sind ca. 13.000 mehr als vor einer Woche, und es gibt 83 neue Todesfälle an / mit Corona zu vermelden.

Die Zahl der Affenpocken-Infektionen steigt von 874 gestern auf 956 heute, das ist in Fällen der zweithöchste Anstieg bisher und eine Steigerung der Gesamtfallzahl von 9,38 Prozent.

Was sich gestern abzeichnete, setzt sich heute fort: Die Corona-Inzidenz steigt weiter, aber nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Wochen. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Peak der Sommerwelle bald erreicht haben werden. Das ist eine erfreuliche Nachricht, dennoch sagt das nichts darüber aus, wie es im Herbst laufen wird und die Zahl der Neuinfektionen, die wir aktuell sehen, hätte mit etwas mehr Vorsicht geringer gehalten werden können. Stattdessen werden noch vor dem vermutlichen Peak der Sommerwelle weiterhin Maßnahmen gelockert, wie hier z. B. in Bayern, wo im ÖPNV plötzlich eine OP-Maske ausreicht (bisher war FFP2 Vorschrift). Außerdem ist tatsächlich Schluss mit den allgemeinen kostenfreien Bürgertests, die man zur eigenen und zur Sicherheit anderer einmal pro Woche durchführen lassen konnte. Ausnahmen gibt es noch:

Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Das sind zum Beispiel Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel. Auch Haushaltsangehörige von Infizierten, Kinder bis fünf Jahre und Bewohner und Besucher von Pflegeheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und Kliniken sollen sich weiterhin kostenlos testen lassen können. Das gilt dem Entwurf zufolge ebenso für Menschen, die nach einer Corona-Infektion einen Beleg dafür brauchen, dass sie wieder negativ sind, damit sie etwa zurück zur Arbeit können.

Einige Gruppen müssen ab jetzt drei Euro pro Test zuzahlen:

Die Drei-Euro-Tests sind für Besucher von Familienfeiern, Konzerten oder einer anderen „Veranstaltung in einem Innenraum“ am selben Tag gedacht. Das soll dabei helfen, sogenannte Super-Spreader-Events zu verhindern, bei denen sich viele Menschen auf einmal anstecken. Einen Drei-Euro-Test soll auch bekommen, wer eine rote Corona-Warnapp hat oder wer vorhat, andere Menschen ab 60 oder mit Vorerkrankung zu treffen.

Dass wir zum Grillen mit der ganzen Blase oder auf eines jener berüchtigten Berliner Events fahren, die in Berlin 50.000 Zuschauer und 1,5 Millionen Lärmgeschädigte hervorbringen, ist künftig Ehrensache, wenn wir uns testen lassen wollen. Wir hatten zusätzliche Tests schon bisher an der roten Anzeige auf der Warn-App festgemacht. Wen kennen wir noch alles, den wir im Pflegeheim besuchen bzw. besucht haben könnten? Sie merken schon, wir mal wieder skeptisch bezüglich der Umsetzbarkeit im Sinne der Überprüfbarkeit der neuen Regelungen und fassen uns an den Kopf ob des bürokratischen Aufwands dafür.

Nun ja, wir sind in Deutschland und es hat sich längst erwiesen, dass das Ausmaß an Bürokratie kein Beleg für den Stand der Zivilisation ist. Das war ursprünglich nicht so: Es gab angesichts der Tatsache, dass es hier einmal mit die beste Administration und die höchsten Sozialstandards, eine sehr hohe Ausformung von Gleichbehandlung im Alltag (alles in Relation zu anderen Ländern in jener Zeit) gab, und dass es zu einem der am weitesten entwickelten Rechtssysteme weltweit gekommen war, durchaus gute Gründe dafür, dass auch die Bürokratie stärker ausgeprägt war als anderswo. Dies wurde schon damals zuweilen als kurios angesehen und ging mit wenig Servicefreundlichkeit einher, war jedoch eher verständlich war als das heutige Chaos, das mit einem riesigen, aber ineffizienten Verwaltungsapparat verursacht wird. Ja, lange, lange ist es her, dass hier Standards gesetzt wurden, die man in vielen Ländern der Welt versucht hat nachzubilden. Wenn man in Berlin lebt, empfindet man dieses Ungleichewicht zwischen Qualität und Quantität der Bürokratie besonders deutlich, das wollen wir zugunsten anderer Bundesländer nicht vergessen.

Und damit zu den beiden „Grundgrafiken“, die wir in jedem Report zeigen:

Man sieht deutlich den Rückgang der täglichen Steigerung der Inzidenz (blaue Linie) in den letzten Tagen, gleichwohl gibt es ebenjene Steigerung weiterhin, das wäre erst anders, wenn die blaue Linie die grau eingezeichnete Nulllinie unterschreiten würde, wie es zwischen Anfang April und der ersten Juniwoche der Fall war.

In acht Tagen werden wir bei ähnlicher Ausbreitungsgeschwindigkeit wie bisher ca. 1.400 Fälle zu verzeichnen haben. Deutschland liegt gegenwärtig auf Rang drei der nicht-endemischen Länder hinter Großbritannien und Spanien, holt aber zusehends auf. Wir vermuten, dass es sich bald auf Platz 1 der Liste finden wird und damit wieder einmal einen Negativrekord aufstellt. Die Affenpocken sind keine Pandemie, aber mehr Infizierte können natürich mehr weitere Menschen infizieren als weniger bereits Inifzierte – und das wird solange der Fall sein, wie nicht etwas mehr Vorsicht geübt wird oder bis eine weitgehende gruppenspezifische Durchseuchung erreicht ist. Dass Berlin innerhalb Deutschland der absolute Affenpocken-Hotspot ist, überrascht uns insofern nicht sehr.

Es geht, das möchten wir betonen, nicht darum, Communities zu diskriminieren, sondern darum, dass in unserer Stadt die Sorgfalt in fast allen Dingen des Lebens und über viele Gruppen hinweg vergleichsweise gering ausgeprägt ist. Wenn dann spezifische gesundheitliche Probleme wie die Affenpocken auftreten, hat das andere Folgen als in Gegenden, in denen es nicht diesen dicht an dicht ausgelebten Hedonismus gibt, der bei einigen Mitbürger:innen jeden anderen Bestandteil der persönlichen Identität in den Hintergrund drängt.  

Weil sich auf diesem Gebiet heute mehr getan hat als bei Corona, haben wir die Affenpocken-Grafik zu den bisherigen Fällen als Titelfoto verwendet.

TH

29.06.2022 (hier zu 135/22 vom Mittag und zu 134/22 vom Vortag)

Erst nach der Veröffentlichung unseres heutigen Reports 135/22 haben wir gesehen, dass Statista eine Grafik zur in Rede stehenden Rückkehr der Maskenpflicht anbietet, und das schon seit gestern:

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz  Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

Sollte die Maskenpflicht in Innenräumen kommenden Herbst wieder eingeführt werden? Ja, sagen rund 63 Prozent der im Rahmen des ARD-DeutschlandTREND befragten Personen. Der Umfrage zufolge sind es vor allem die älteren Generationen, die sich den Mund- und Nasenschutz innerhalb von Geschäften, Gastronomien und Co. zurückwünschen, um steigenden Infektionszahlen entgegenzuwirken.

In den Altersgruppen 50 bis 64 und älter befürworten jeweils mindestens 70 Prozent der Befragten eine Rückkehr der Maßnahmen. Weniger Zustimmung erhält die Maskenpflicht bei den 35- bis 49-jährigen – hier sind es allerdings dennoch mehr als die Hälfte der Befragten. In der Kohorte zwischen 18 und 34 Jahren sind Für- und Gegenstimmen in etwa ausgeglichen.

Auf politischer Ebene zählen vor allem die Anhänger:innen von SPD (78 Prozent) und Grünen (82 Prozent) zu den Befürwortern des Masken-Comebacks. Aber auch in den Reihen der Union (69 Prozent) überwiegen die Pro-Stimmen. Ablehnung gegenüber der Wiedereinführung herrscht hingegen bei den Wähler:innen der FDP (55 Prozent) und AfD (69 Prozent).

Die Anhänger:innen der Linken sind mehr gesondert ausgewiesen, es gibt mittlerweile zu wenige. Vielleicht besser so, wir wollen uns ja nicht schon wieder ärgern.

Wieso eigentlich erst im Herbst? Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, falls er nicht schon überschritten ist, denn bisher gab es niemals eine Inzidenz von 650 ohne Maskenpflicht, auch nicht während der Omikron-Wellen 5 und 6 (BA.1 und BA.2). Zwar ist Omikron weniger letal als Delta (Welle 4), aber BA.5 nicht weniger als BA.1 und BA.2, wie die immer noch viel zu hohe Zahl an  Todesfällen zeigt (heutiger Stand: 78 im Durchschnitt der letzten 14 Tage). Wie in 135/22 beschrieben, halten selbst bei Maskenpflicht sich viele Menschen nicht mehr an die Vorgaben. Es wird jedoch nicht dadurch besser, dass der Bevölkerung durch die mittlerweile sehr eingeschränkten Schutzmaßnahmen signalisiert wird, dass die Politik diese selbst nicht mehr ernstnimmt (und natürlich auch die Einhaltung der noch bestehenden Maßnahmen nicht kontrollieren lässt). Vor allem ältere Menschen sorgen sich sehr wohl um ihre Gesundheit, wie der überdurchschnittlich hohe Anteil von Befwürworter:innen in der höchsten ausgewiesenen Altersgruppe über 65 Jahre belegt. Sie sind ja auch am meisten gefährdet. Das waren Zeiten, als im Zusammenhang mit Corona noch über jene Solidarität diskutiert wurde, die durchaus auch von Jüngeren gezeigt werden darf.

TH

29.06.2022 (hier zu 134/22 vom Vortag)

Die Corona-7-Tage-Inzidenz (Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen) ist gegenüber gestern weiter gestiegen, von 635,8 auf 646,3. Die Zahl der Neuinfektionen, die gestern gemeldet wurden, beträgt 133.950.

Sind das nun gute oder schlechte Nachrichten? Zum Beispiel könnte es gut sein, dass die Inzidenz gegenüber gestern nur noch leicht zugelegt hat, der Anstieg ist der geringste an einem Werktag seit zwölf Tagen. Die Zahl der Neuinfektionen, die estern gemeldet wurden, ist gegenüber dem Vortag um ca. 10.000 gesunken, allerdings werden Dienstags auch Zahlen vom Wochenende nachgemeldet. Wichtiger ist daher das Verhältnis zur Zahl vor einer Woche und hier sehen wir eine Zunahme von ca. 14.000 Fällen. Möglich, dass die Sommerwelle ihrem Peak entgegenstrebt. Allerdings war es z. B. gestern auch so heiß, dass sich wohl auch das sehr mobile Omikron-BA.5 schwertut mit der Verbreitung. Eines wiederholen wir seit einigen Tagen in jedem Report: Die Inzidenz ist zu hoch, um den aktuellen Schlendrian so weiterlaufen zu lassen. Auch die heute gemeldeten 175 Todesfälle bestätigten, dass es dafür keinen Grund gibt. Besonders erschreckende Beobachtung von gestern: Dass wir in der Berliner U-Bahn von Menschenumgeben waren, von denen nur noch etwa die Hälfte einen MNS trug. Im hiesigen ÖPNV ist dieser nach wie vor nicht freiwillig, sondern Vorschrift, es wird in U-Bahnhöfen auch alle paar Minuten darauf hingewiesen.

Eine Entwicklung, die man auf unserer Inzidenzgrafik beobachten kann, ist durchaus positiv, unabhängig von allen anderen Daten: Die 14-Tage-Veränderung hat sich von einem starken auf einen leichten Anstieg zurückentwickelt. Innerhalb weniger Tage verminderte sich der durchschnittliche Inzidenzanstieg pro Tag von ca. 5 auf ca. 1 Prozent. Die Frage, ob der Scheitelpunkt der Sommerwelle bald erreicht sein wird, können wir heute noch nicht beantworten, aber die Möglichkeit rückt in den Vordergrund.

„Weil die aktuelle Virusvariante sehr leicht übertragbar ist und weil fast alle Vorsichtsmaßnahmen ausgelaufen sind, verpufft in diesem Jahr der Sommereffekt in der Pandemie“, erklärte Lauterbach weiter. Als Gegenmittel hatte er bereits am Dienstag dazu aufgerufen, in Innenräumen wieder Schutzmasken zu tragen. Karl Lauterbach, Q1

Diese Aussage stammt vom 16. Juni, 13 Tage später sind immer noch keine Maßnahmen in Sicht, obwohl es ganz offensichtlich ist, dass viele sich nicht pandemiegemäß verhalten.

Weiter zu den Affenpocken: Wir erwarten bei Fortsetzung des bisherigen Ausbreitungstempos eine Überschreitung der Marke von 1.200 Fällen am 05. Juli, gegenwärtig werden 874 Infektionen verzeichnet, nach 838 gestern:

Wenn man sich das aktuelle Verhalten der Bevölkerung in Sachen Corona anschaut, wundert man sich nicht, dass auch die Affenpockenfälle zunehmen, obwohl das leicht zu verhindern wäre und niemand sich aufgrund des leichtsinnigen Verhaltens anderer auf dem Luftweg anstecken kann. 

TH

28.06.2022 (hier zu 133/22 vom 25.06.2022)

Pünktlich bzw. wie in 133/22 versprochen sind wir wieder zurück und haben die höchste Corona-Inzidenz seit dem Beginn der Sommerwelle in der ersten Juniwoche zu vermelden: 635,8 gibt das RKI heute an, vor einer Woche lag der Wert bei 452.

Der Vergleich mit dem Wert vor 7 Tagen ist deshalb wichtig, weil wocheninterne Schwankungen unter anderem durch die Nichtbekanntgabe von Zahlen des Wochenendes entstehen, sie werden erst ab Dienstag dargestellt. Verglichen mit dem wenig aussagkräftigen gestrigen Wert stieg die Inzidenz hingegen um 44 Punkte, gegenüber dem vergangenen Freitag (Meldetag: Samstag) um lediglich 3 Punkte. Auch in unserer Grafik kommt es zu einem deutlichen Rückgang, und zwar bei der 14-Tage-Steigerungsrate, die wir ausweisen, sie sinkt von ca. 5 Prozent auf etwa die Hälfte. Der Grund ist, dass ein Tag mit besonders hoher Steigerung nun aus der Betrachtung fällt. Wir werden erst in den nächsten Tagen beurteilen können, ob die Welle tatsächlich abflacht. Jedenfalls liegt die Zahl der gemeldeten Fälle von Neuinfektionen mit 143.000 wieder deutlich über der Zahl von vor einer Woche (123.000) und ist die höchste seit dem 21.04.2022, also seit über 2 Monaten (damals 163.000).

Die gemeldeten Todesfälle belaufen sich auf 113 (Dienstag der Vorwoche: 182). Das sieht auf den ersten Blick nach einem deutlichen Rückgang aus, die durchschnittliche Zahl der Menschen, die an / mit Corona verstorben sind, liegt aber schon seit einigen Tagen recht konstant bei etwa 70 (14-Tage-Durchschnitt). Bezüglich der Omikron-BA.5-Welle hier eine kurze Darstellung, die vor einer Woche publiziert wurde, grundsätzlich hat sich daran nichts geändert. Aus Zeitgründen suchen wir heute nicht nach politischen Meldungen zum Thema:

(…) Diese Entwicklung ist im Vergleich zum Infektionsgeschehen in den vergangenen beiden Jahren untypisch. Denn mit den höheren Temperaturen waren die Infektionszahlen sonst gesunken und die Viren hatten sich in den letzten beiden Sommern in Europa weniger verbreitet. Diese Saison ist das anders, dennoch ist die Lage momentan nicht dramatisch, da die neueren Virusvarianten in den meisten Fällen auch weiterhin zu milden Krankheitsverläufen führen. Allerdings können auch viele leichte Infektionen für das ganze System eine Belastung darstellen, beispielsweise wenn es durch viele Infektionen zu Ausfällen im beruflichen Umfeld kommt. (Q1)

Gerade wurden die neuesten Affenpockenzahlen für Deutschland publiziert, wir haben dafür die bereits erstellte Grafik, die bis zum 27.06. reichte, geändert und sehen jetzt wieder einen steileren Anstieg gegenüber den letzten Tagen. Möglicherweise kommt es auch hier zu Nachmeldungen, denn sonst ließe sich nicht erklären, warum an Montagen zu beobachten ist, dass die Zahlen innerhalb von drei Tagen nicht stärker ansteigen als sonst an einem Tag (die Wochenndzahlen interpolieren wir, weil das RKI auch bei den Affenpocken, dann keine Aktualisierung liefert, wir brauchen diese Zahlen aber, um die Prognose erstellen zu können. Sie deutet aktuell auf einen Anstieg von 838 (gestern 765) Fällen auf ca. 1.200 Fälle innerhalb der nächsten 7 Tage.

Der heutige Anstieg von 14 Prozent gegenüber gestern liegt auf der Höhe dessen, was wir am letzten Freitag / Samstag gesehen haben. Weiterhin belegen die Zahlen keinen Anstieg, der zu einer Pandemie führen könnte, aber mehr Vorsicht und Problembewusstsein im Rahmen der für diese Infektion üblichen Übertragungswese kann man aus ihnen auch nicht ableiten.

Mehr besorgt uns allerdings, was wir im öffentlichen Raum bezüglich Corona beobachten. Offenbr haben viele Menschen die Pandemie für sich persönlich als beendet erklärt. Gestern war das für uns besonders unangenehm, weil es wieder einmal Probleme im EDEKA mit dem schlechtesten Kassenmanagement aller Zeiten und Standorte gab, mit einer Viertelstunde Wartezeit trotz ganz normalen Aufkommens an einem Nachmittag. Die Kund:innen, die keine Maske trugen, waren erstmals nach unserer Wahrnehmung deutlich in der Mehrzahl, ebenso die Mitarbeiter:innen, bei den Kund:innen waren deutlich mehr Männer als Frauen nach dem Motto Gesicht zeigen mit Geichtsverlust unterwegs und natürlich hält bei diesen Kassenschlangen auch niemand mehr den Mindestabstand ein. Unsere Warnapp zeigte heute trotzdem „grün“ an, das heißt aber gar nichts, denn gerade diejenigen, die es nicht so mit der Rücksicht und Vorsicht haben, verwenden auch die Corona-App eher selten.

Diese Beobachtung war episodisch, das versteht sich bei unseren Einlassungen aus dem Berliner Alltag sowieso, aber sie entspricht dem, was allgemein vermeldet wird. Sicher, bei den sehr hohen Temperaturen der letzten Zeit (gestern draußen 34 Grad, während des Einkaufs in einem Laden ohne Klimaanlage), ist das Tragen von FFP2-Masken schwitzig, aber man könnte als Zeichen des guten Willens wenigstens die „medizinische“ Version, den OP-MNS, verwenden. Grundsätzlich darf das eigene Verfahren nicht vom Wetter abhängen, denn, wie wir oben gelesen haben, das aktuelle Geschehen ist für eine Sommersituation untypisch.

TH

25.06.2022 (hier zu 132/22 vom Vortag, Update und zu 131/22)

Wir verabschieden uns mit dem heutigen Report von Corona. Für zwei Tage. Denn die Nichterfassung bzw. Nichtweiterleitung von Daten an das RKI an Samstagen und Sonntagen verzerrt die Zahlen so, dass erst am Dienstag wieder realistische Werte vorliegen werden.

Heute gibt es sie aber noch, die realistische(re)n Werte, bei denen man immer die Untererfassung aufgrund zu wenig Testung mitlesen muss. Die Inzidenz steigt von gestern 618 auf heute 632. Das ist ein relativ geringer Anstieg von 2,34 Prozent, aber in den letzten Tagen waren Zuwächse zwischen 9 und 16 Prozent zu vermelden und nun darf auch der Sommerwelle-Express mal ein wenig verschnaufen.

Fakt ist, noch nie war im Sommer die Inzidenz so hoch wie im Moment, der Anstieg zeigt in Punkten etwa das gleiche Bild wie (damals auf höherem Ausgangsniveau) während der 6. Welle (Omikron BA.2), was wiederum zu höheren prozentualen Zuwächsen führt als damals, heute gibt es den fünften in Folge zu melden. Der 14-Tage-Trend bleibt mit einem Plus von ca. 5 Prozent pro Tag auf dem gleichen hohen Niveau wie bisher.

Neues gibt es wieder von wem? Richtig geraten, von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Es klingt konstruktiv, wird aber nicht die Untererfassung beseitigen. Schon gar nicht, wenn die Bürgertests demnächst nicht mehr kostenfrei sein werden. Die Inzidenz ist sowieso unter  Vorbehalt zu lesen, darauf weisen wir immer wieder hin. Die Hospitalisierungsrate ist sicher ein gutes Indiz für die tatsächliche Gefahr, die von Corona ausgeht, obwohl der Untererfassung bei den Fällen möglicherweise auch eine zu geringe Einweistungsquote in Krankenhäuser, auf jeden Fall aber eine zu geringe Verifizierung durch ärztliche Konsultation folgt. Die Überlegung dabei: Menschen, die Symptome zeigen, würden sich vielleicht anders verhalten, wenn sie wüssten, dass es dabei um eine Corona-Infektion handelt, sprich, (mehr und schneller) ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, in der Folge käme es auch zu Hospitalisierung bei Menschen, die sich jetzt so durchschleppen und glauben bzw. glauben möchten, sie hätten eine heftige Sommergrippe.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mit einem neuen „Pandemie-Radar“ bessere Vorhersagen über neue Coronavirus-Wellen ermöglichen. Krankenhäuser sollen zum Beispiel mehr aktuelle Angaben zu Bettenbelegungen machen. „Bislang wissen wir nur, wie viele Betten in den Kliniken frei sind – und das mit Verspätung. Das ist zu wenig“, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).  Außerdem sollten „stärker als bisher Infektions- und Durchimpfungsraten in Gesundheitseinrichtungen“ erhoben werden, berichtet das RND unter Berufung auf einen Formulierungsvorschlag des Ministeriums für eine Neuregelung des Infektionsschutzgesetzes. Auch die Abwasserüberwachung solle dort ausgebaut werden. „Daraus lassen sich Rückschlüsse aufs Infektionsgeschehen ziehen“, sagte Lauterbach. Im Abwasser lassen sich Virenkonzentrationen nachweisen. In allen Pflegeheimen soll es zudem künftig einen Impf- und Medikamenten-Beauftragten geben.

Wenn die Testquoten nichts mehr aussagen, muss man das Abwasser befragen. Als letzte Instanz sozusagen. Viel Spaß wünschen wir bei den Ermittlungen. 

Eine zweite Grafik zu den Affenpocken gibt es heute nicht, denn das RKI zeigt immer noch den gestrigen Wert von 676 Fällen.

Nur aus dem persönlichen Bereich gibt es Positives zu vermelden. Seit heute ist unser Erfassungsstatus bei der Corona-App wieder „grün“, obwohl wir gestern Abend eine gute Gelegenheit wahrnahmen, um uns anzustecken. So ist es eben beim Eintauchen in größere Menschenmengen, die Gefahr der Corona-Infizierung besteht grundsätzlich. War trotzdem geil und wir hoffen sehr, ohne schlechtes Bauchgefühl bald häufiger an Live-Events teilnehmen zu können. Immerhin wurde nach Omikron BA.5 noch nichts Neues entdeckt und die BA.5-Welle läuft schon, quasi vorfristig. Wäre ja ein Ding, wenn wir ausgerechnet im Herbst Ruhe vor Corona hätten.

TH

24.06.2022 (hier zu 131/22 vom selben Tag)

Nachdem wir uns vor einigen Stunden schon zu den Grunddaten des Tages geäußert haben, setzen wir jetzt mit zusätzlichen Infos nach. Auch wir müssen uns daran gewöhnen, dass es im Laufe des Tages zu weiteren Nachrichten kommt, weil Corona wieder vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit steht, seit die Sommerwelle immer schneller ansteigt.

Soeben hat Statista eine Grafik veröffentlicht, die sich mit dem Anstieg der Omikrion-BA.5-Variante befasst und die bestätigt, dass die Sommerwelle unter anderem oder sogar hauptsächlich auf diese Zunahme von Neuinfektionen mit einer Variante zurückzuführen ist, die sich nicht viel darum schert, ob jemand sich schon mit älteren Typen des Covid19-Virus angesteckt hat. Auch der Impfschutz, dessen Aufbau bei den meisten jetzt ohnehin schon länger her ist, kann in der gegebenen Lage eher als Vermeidung schwerer Verläufe denn als Verhütung vor Ansteckung mit BA.5 klassifiziert werden.

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar.

 

Die Omikron-Variante BA.5 des Coronavirus ist auf dem Wege, das Infektionsgeschehen in Deutschland zu beherrschen. Das zeigt die Infografik von Statista auf Basis von Daten des Robert Koch-Instituts (RKI). Diese Daten beziehen sich allerdings auf die Kalenderwoche 23, also auf die vorvergangene Woche. Aktuell ist von höheren Werten auszugehen. Die Variante BA.5 und ihre Sublinien weisen laut RKI eine höhere Übertragbarkeit auf als andere Varianten. Die zuvor verbreitete Variante BA.2 ist dagegen auf dem Rückzug.

Virologe Christian Drosten rechnet einem Medienbericht zufolge nicht damit, dass es durch die Verbreitung der Variante BA.5 zu einer Überfüllung der Intensivstationen kommen werde. Gleichwohl rechnet er bereits ab dem Monat September mit hohen Fallzahlen und einem Anstieg der Hospitalisierungen und Todeszahlen, wenn die Politik keine vorbeugenden Maßnahmen erlassen würde. Zudem würde es laut Drosten sehr viele krankheitsbedingte Ausfälle am Arbeitsplatz geben.

Um die einzelnen Varianten nachzuweisen, wird das Ergbut des Virus mit Hilfe einer so genannten Genomsequenzierung untersucht. In der Pandemie versuchen Forscher mit dieser Sequenzierung die Weiterentwicklung des Coronavirus zu überwachen. Diese permanente Beobachtung, vergleichbar mit einem Frühwarnsystem, wird auch „Sentinel Screening“ genannt. So können etwa neue Virusvarianten identifiziert werden.

Die Daten stammen aus der Vorvorwoche, mittlerweile dürfte BA.5 noch mehr dominieren. Das ist die aktuellste Meldung dazu, die erhältlich ist, es dauert immer etwa zwei Wochen, bis Analysedaten, die Varianten-Anteile ausweisen, zur Verfügung stehen. Interessant auch die bisher wenig besprochene Variante BA.4, die vor zwei Wochen bereits einen Anteil von 5,8 Prozent an den Infektionen erreicht hatte. Nach bisherigen Informationen scheint BA.4 der im Zentrum der aktuellen Betrachtungen stehenden Variante BA.5 recht ähnlich zu sein. Das gilt auch für die neuen Impfstoffvarianten, die es nun endlich gibt:

„Im August will Moderna seinen neuen Omikron-Impfstoff ausliefern. Das Vakzin ist laut jüngster Studien auch gegen die Untervarianten BA.4 und BA.5 wirksam. Das Unternehmen verspricht einen „Wendepunkt“ im Kampf gegen Sars-CoV-2.

Der an die hochansteckende Omikron-Variante angepasste Covid-19-Impfstoff des US-Biotechkonzerns Moderna hat Studien zufolge auch gegen Untervarianten von Omikron gut abgeschnitten. Das Vakzin habe auch gegen die sich schnell ausbreitenden Untervarianten BA.4 und BA.5 eine starke Immunreaktion gezeigt, teilte das Unternehmen mit.“ (Q1)

Aber nicht so stark wie gegen Variante BA.1, gegen die das Vakzin entwickelt wurde, die aber schon kaum noch eine Rolle spielen wird, wenn es ab August (in den USA) eingesetzt werden kann. Wie heißt es quasi alternativlos, wenn die Lage beschissen ist? Der Kampf geht weiter. Mit den üblichen Verlusten. Mehr als 140.000 Menschen in Deutschland haben den Kampf gegen das Covid19-Virus innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren verloren.

TH

24.06.2022 (hier zu 130/22 vom Vortag, Update)

Gestern haben wir zwei Reporte geschrieben, um den Ernst der Lage abzubilden, heute steigen die Corona-Zahlen noch schneller. Auch die Affenpockeninfektionszahlen beschleunigen sich.

Die Inzidenz steigt von gestern 532,9 auf heute 618,4, das ist ein Zuwachs von 16,01 Prozent und von 85,5 Punkten, in Punkten der dritthöchste Anstieg bisher, in Prozent der vierthöchste des Jahres, wobei die jeweils höchste Zunahme nicht mitten in der Woche stattfand, sondern das Resultat einer überdurchschnittlich langen Erfassungs- / Übermittlungslücke war (Wochenende + ein Feiertag im Anschluss). Weil noch höhere Anstiege auf Sonderfaktoren zurückzuführen waren, die heute nicht vorliegen, kann man von einem besonders dramatischen Tag während der ansteigenden Sommerwelle sprechen:

Wir müssen auch morgen mit weiter steigender Inzidenz rechnen, bevor das Wochenende wieder für eine Beruhigung bei der Entwicklung der Fallzahlen sorgen wird.  

Die Neuinfektionen liegen nun am vierten Tag hintereinander bei über 100.000. Nach gestern 119.232 wurden heute vom RKI 108.190 neue Infektionen mit Covid19 ausgewiesen. Das ist eine Steigerung gegenüber der Vorwoche um 16,79 Prozent, fast parallel zur Inzidenzsteigerung. Ein Blick auf die Bundesländer zeigt, dass diejenigen, die schon während der Omikrion BA.2-Welle (Welle 6) besonders stark betroffen waren, auch nun wieder an der Spitze der Inzidenzwerte stehen: Schleswig-Holstein mit 883 und Niedersachsen mit 863, Thüringen weist den niedrigsten Wert auf (214,4), Berlin liegt unter dem Durchschnitt (434,6), auch die heutige Steigerungsrate betreffend, kommt aber von 144, die am Tiefpunkt zwischen den Wellen 6 und 7 bereits erreicht waren. Heute wurden auch wieder 90 neue Todesfälle gemeldet und damit eine Zahl über dem 7-Tage-Durchschnitt von ca. 70 Fällen. Dieser Durchschnitt ist, wie auch bei der Inzidenz, davon geprägt, dass an Wochenenden keine Zahlen gemeldet werden, sie liegen während der Werktage daher regelmäßig über dem 7-Tage-Schnitt. 

Nach unserer Auffassung ist die Politik zum dringenden Handeln aufgefordert. Die (Nach-) Lässigkeit in Sachen Corona darf so nicht weitergehen. 

Wir sind hochgradig erstaunt darüber, wie die stetigen Mahner von einst als Regierungsmitglieder zu Bettvorlegern einer Partei namens FDP geworden sind, der Menschenleben weitgehend egal sind, solange die Kapitalströme im Sinne ihrer kleinen Klientel fließen. Ob alle Maßnahmen, die seit März 2020 eingerichtet wurden, in allen Details richtig waren, steht im Moment nicht zur Debatte, unabhängig von der Evaluierung, die wir demnächst sehen werden. Es ist klar, dass erst Erfahrungen mit Covid19 gesammelt werden mussten, um das richtige Maß zwischen zu großer Vorsicht und Ignoranz zu finden. Wir sind nach wie vor der Ansicht, man hätte zu Beginn und während der todesfallträchtigen Delta-Welle noch konsequenter auf Gesundheitsschutz setzen müssen.

Umso mehr ist es angezeigt, wieder einen Mindestschutz einzurichten, der auf jeden Fall eine positive Wirkung im Sinne einer Abschwächung auf das Infektionsgeschehen haben wird, ohne dass deswegen gleich die Wirtschaft stillstehen muss (was  ohnehin nie der Fall war, auch nicht während der „Lockdowns“). Wir sind auch der Meinung, dass man angesichts der zusätzlichen wirtschaftlichen Probleme, die durch den Ukrainekrieg verursacht werden, vorsichtig mit der Vorsicht sein muss, unabhängig davon, wie was wir über diese hausgemachten Zusatzprobleme  denken, aber gar nichts zu tun, sondern auch noch die kostenfreien Bürgertests in einer Woche einzustellen, ist das falsche Zeichen. Maske tragen z. B. kostet nicht viel, schon gar nicht, wenn man es nur für relativ kurze Zeit bei Einkäufen oder im ÖPNV tun muss und die Hygienevorschriften, die derzeit weitgehend auf freiwilliger Basis eingehalten werden oder eben nicht, sollten verpflichtend werden.

Weil wir keinen Tag ohne Karl Lauterbach verbringen möchten und fast sicher sind, dass es Ihnen genauso geht, haben wir heute etwas für Sie „off Topic“, nämlich ein Statement von ihm zur Privatisierung von Pflegeeinrichtungen. „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagt in einem aktuellen Interview, die Privatisierung von Pflegeeinrichtungen sei ein Fehler gewesen. Eine Möglichkeit, das wieder rückgängig zu machen, sehe er aber nicht“. (Q1)

Pflegeheime sind ja auch ein neuralgischer Punkt, Corona betreffend und die Finanzialisierung für den Kapitalmarkt hat den Schutz der Betreuten sicher nicht verbessert. Das weist auf die allgemeine Tendenz im Gesundheitswesen hin und erinnert uns daran, dass Lauterbach diese grundfalsche Tendenz unterstützt hat und auch ein Fan von Klinikschließungen war. Das widerspricht seiner Haltung zu Corona, als er noch kein Minister war und es wäre eine schöne Aufgabe für investigative Journalist:innen, zu untersuchen, durch was Karl Lauterbach bezüglich seiner schwungvoll wechselnden Meinungen geprägt wurde. Bezüglich des Hände-in-die-Hosentasche-Steckens in der gegenwärtigen Lage ist es die FDP, besonders vor dem Justizminister Buschmann hat Lauterbach offenbar Angst. 

Weiterhin erinnert uns die Entwicklung im Gesundheitsweisen an einen typischen SPD-Fail in Berlin, nämlich das Verscherbeln von unzähligen Wohnungen zu Spottpreisen an Private, was jetzt in starkem Ausmaß die Wohnungskrise in der Stadt mitverursacht.

Sie lernen es einfach nicht, unsere Politiker:innen, wie man den Büger:innen dient, schon gar nicht, wenn sie von Lobbys gepampert werden ohne Ende. Irgendwann wird sich etwas ändern müssen und dann wird es viel härter, als man es einem Karl Lauterbach zumuten kann. Insofern haben wir heute auch so ein #LauterbachRuecktritt-Gefühl, aber nicht aus denselben Gründen wie die Querdenker:innen. Erklärung: Eine von mehreren Wortkombinationen, die den Rücktritt des Gesundheitsministers fordern, trendet beinahe jeden Tag auf Twitter, wird aber zumeist von den Totalgegner:innen jedweder Corona-Schutzmaßnahme verwendet. Zum Ausgleich trendet heute auch #QuerdenkerSindTerroristen.

Fast in gleichem Maße wie die Corona-Inzidenz sind heut die bisher bekannten Affenpockenfälle in Deutschland angestiegen, um mehr als 14 Prozent. Wir haben den Forecast nun auf 8 Tage erweitert und werden in 8 Tagen vermutlich bei etwa 1.000 Fällen in Deutschland angelangt sein, heute sind es 596, nach gestern 521. Die Beschleunigung kann man daran erkennen, dass die Balken der letzten beiden Tage oberhalb der Trendlinie enden, obwohl diese sich automatisch an die Situation anpasst, indem sie neueste Entwicklungen mit abbildet. Insgesamt sind mittlerweile 55 Länder betroffen, in denen Affenpocken nicht endemisch sind, also nicht langfristig zu den ortsüblichen Infektionenskrankheiten zählen. Deutschland steht dabei aktuell an dritter Stelle hinter Spanien und Großbritannien, die Fallzahlen (sowohl bestätigte wie vermutete) betreffend. Die Zahl der bestätigten Fälle hat außerhalb der endemischen Gebiete die 4.000er-Marke überschritten (4.079). Deutschland ist, wie bei Corona, in einem weit über dem Welt-Bevölkerungsanteil von 1,05 Prozent liegenden Maße von den Infektionen (aktuell 14,61 Prozent) betroffen.

TH

23.06.2022 II (hier zu 129/22 vom selben Tagg, hier auch zu den aktuellen Zahlen)

Die Sommerwelle steigt, die Politik diskutiert und nix passiert, so kann man die aktuelle Situation zusammenfassen, wir haben das früher am Tag im Report 129/22 getan. Im Verlauf des Tages hat Civey eine Umfrage aufgesetzt, wir haben mitgemacht und laden Sie ein, ebenfalls Ihre Meinung abzugeben:

Sollten die aktuellen Corona-Maßnahmen Ihrer Meinung nach aufgrund der steigenden Infektionszahlen umgehend verschärft werden?

Hier der Erklärungstext von Civey dazu:

Der deutsche Städtetag (DST) fordert von der Regierung Sofortmaßnahmen gegen die steigenden Coronainfektionszahlen. Der DST-Präsident Markus Lewe schlägt etwa vor, eine Maskenpflicht in Innenräumen und 3G- oder 2G-Regeln für bestimmte Orte wieder einzuführen. Zudem verlangt er laut Funke Mediengruppe, kostenlose Bürgertests auch nach Juni anzubieten, um den Infektionsverlauf beobachten zu können.

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und NRW rufen den Bund ebenfalls zu raschem Handeln auf. Sie fordern das Corona-Infektionsschutzgesetz noch vor der parlamentarischen Sommerpause zu ändern, um entsprechend auf eine mögliche Herbst-Welle zu reagieren. „Dazu zählen insbesondere Maskenpflicht in Innenräumen, 3G/2G-Zugangsregeln, Testpflichten, Personenobergrenzen und Kontaktbeschränkungen“, heißt es in dem Vorschlag der vier Bundesländer laut dpa.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält eine vorzeitige Reform des Infektionsschutzgesetzes für unnötig. Dem Handelsblatt zufolge werde man diese rechtzeitig vor dem Auslaufen der aktuellen Maßnahmen am 23. September beschließen. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gibt sich diesbezüglich optimistisch. Der ARD sagt er vorgestern: „Wir werden also für den Winter viel besser gerüstet sein, als es der ein oder andere jetzt vermutet.“

Dass Karl Lauterbach so krytpisch ist, passt gar nicht zu ihm, finden wir. Überhaupt geht in der Regierung Seltsames vor, das man nur so interpretieren kann, dass die FDP wieder einmal die übrigen Koalitionsparteien mehr oder weniger am Nasenring durch die Manage zieht. Allerdings ist auch reiner Opportunismus im Spiel, der durchaus populär zu sein scheint. Das Meinungsbild zeigt sich gemäß der Umfrage gespalten, keine absolute Mehrheit für eine Position, aber eine relative für „auf keinen Fall“ die Maßnahmen verschärfen. Die Maskenpflicht scheint ein nationaler Alptraum geworden zu sein, ein Symbol für die Diktatur, die, wenn sie kommt, sicher nicht auf diese Weise installiert werden wird.

Okay, wir waren auch froh, am Morgen keine Maske tragen zu müssen, als es zu einer Kennenlern-Gesprächssituation kam. Vor einiger Zeit wäre das im gleichen Setting noch Pflicht gewesen, obwohl nur zwei Personen im Raum waren, aber wenigstens dort, wo es unproblematisch ist und nicht die Kontaktaufnahme oder die Einschätzung anderer erschwert, wie im Einzelhandel, wäre eine Rückkehr zur Maskenpflicht dringend geboten. Wir schrieben es schon im vorherigen Report: Trotz stark steigender Inzidenz nimmt die Zahl der Maskenträger:innen in diesem Bereich stetig ab, die Mitarbeitenden in den Läden inbegriffen. Diese Lässigkeit wirkt sich auch auf die Tragequote dort aus, wo die Pflicht noch besteht, wie etwa im Berliner ÖPNV. Klar, warum hier, wenn nicht dort? 

Ein weiteres Thema hat Statista heute aufbereitet. Erinnern Sie sich noch an den Streit um die PCR-Tests, in dem wir klassistische Elemente ausgemacht und uns ziemlich geärgert hatten, im Rahmen der Langreporte, die wir auf dem Höhepunkt der Delta-Welle verfasst hatten? Die Zeiten ändern sich immer, mittlerweile werden die Kapazitäten nicht einmal genutzt, die für den „Goldstandard“ unter den Tests zur Verfügung stehen, der hilft, Antigen-Testergebnisse abzusichern, wenn man im öffentlichen Testzentrum einen positiven Bescheid erhalten hat. Wie Sie unter der Grafik nachlesen können, hängén die Aufgabe fast sämtlicher Schutzmaßnahmen und die geringe Auslastung der Testkapazitäten miteinander zusammen:

Diese Statista-Grafik wurde unter einer Lizenz Creative Commons — Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International — CC BY-ND 4.0 erstellt und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder. Folgend der Statista-Begleittext dazu, dann weiter mit unserem Kommentar 

Obwohl Corona-Tests laut einer Erhebung des Instituts für Weltwirtschaft Kiel das drittwirksamste Mittel zur Verringerung der Ausbreitung des Virus darstellen, laufen die kostenlosen Testangebote in Deutschland am 30. Juni aus. Einem Bericht des Spiegel zufolge sollen im Rahmen der „Corona-Herbststrategie“ auch in Zukunft nur bestimmte Personen Anspruch auf Gratis-Tests haben, darunter Menschen mit Symptomen, Kleinkinder oder Schwangere. Kapazitäten für die besonders aussagekräftigen PCR-Tests gäbe es in den Laboren allerdings momentan genug.

Wie unsere Grafik auf Basis von Daten des Robert Koch-Instituts zeigt, betrug die Auslastung der rund 200 an einer freiwilligen Befragung teilnehmenden Labore hinsichtlich der PCR-Testkapazitäten in der 22. Kalenderwoche nur etwa 20 Prozent, während es Anfang April noch rund 50 Prozent waren. Auch aufgrund des Wegfalls aller bis auf die grundlegendsten Corona-Maßnahmen Ende März hat die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests seitdem rapide abgenommen. In der sechsten Kalenderwoche, während welcher die Sieben-Tages-Inzidenz auf über 1.500 anstieg, wurden beispielsweise 2,5 Millionen Tests bei einer Kapazität von 3,1 Millionen durchgeführt.

Erst vor wenigen Tagen hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufgrund der Verbreitung der ansteckenderen Omikron-Subvariante BA.5 vor einer neuen Sommerwelle mit steigenden Inzidenzen gewarnt und zum Tragen von Masken in Innenräumen geraten. Eine rechtliche Grundlage für eine Maskenpflicht gibt es derzeit nicht. Lauterbach hatte ebenfalls Pläne für eine neue Impfkampagne skizziert, die ab September allen Impfwilligen drei auf Omikron angepasste Impfstoffe zur Verfügung stellen soll.

Gestern hatten wir ein Enddatum 29. Juli genannt und uns dazu auf den bisher angenommenen 30.06. bezogen, offenbar gilt dieser aber weiterhin als Schlusspunkt für die kostenfreien Bürgertests. Die PCR-Tests betreffend, wird wohl vor allem die Kostenfrage eine Rolle spielen, sie sind nun einmal um ein Mehrfaches teurer als Schnelltests. Wir fänden es auch okay, wenn sie erst dann zum Einsatz kämen, wenn ein positiver Schnelltest vorliegt, aber die Möglichkeit, rasch, unkompliziert und kostenfrei einen solchen durchführen zu dürfen, müsste unbedingt erhalten bleiben. Wir haben am Arbeitsplatz eine Möglichkeit, aber optimal ist das nicht, weil wir dann trotz roter Warnapp schon unterwegs waren, weil wir gegenwärtig den ÖPNV benutzen, und mit anderen Kontakt hatten, wenn wir dort eintreffen. Das kleine Testzentrum an der nächsten Straßenecke in unserem Kiez hingegen wird unter den gegebenen Umständen wohl in den nächsten Tagen schließen, denn so viele „bestimmte Personen“, sprich, Angehörige kleinerer Risikogruppen, werden hier nicht wohnen, dass sich die Aufrechterhaltung des Angebots lohnt.

Der Dilettantismus der hiesigen Corona-Politik ist wirklich schwer auszuhalten. Ja, dass die Leute so desorientiert sind, hat auch mit der unsäglich miserablen Kommunikation zu tun, ganz klar. Dass nicht strategisch operiert wird, welche Strategie es auch immer sei, vom Zero-Covid-Versuch, wie in China, bis zum Durchseuchungsmodell, wie z. B. in Dänemerk, sie würde von der Mehrheit kaum noch akzeptiert werden, weil man zu deutlich merkt, dass hier nichts zusammenpasst.

Es handelt sich um eine Vertrauenskrise, die sich nahtlos von der alten auf die neue Regierung übertragen hat und die wir zu beklagen haben. Dass auch anlässlich des gegenwärtigen Kriegs in Europa Deutschlands Politik kommunikativ Fehler über Fehler macht, die aus (allerdings nachvollziehbar) mangelnder Überzeugung bezüglich des eigenen Vorgehens resultiert, passt leider in dieses Bild. Dass viele, wie aktuelle Umfragen vermuten lassen, schon vergessen haben, dass die alte Regierung es in Sachen Corona und auch bezüglich der strategischen Energiepolitik nicht besser gemacht hat, obwohl deren Ablösung erst einige Monate her ist, passt wiederum in Bild von der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Bürger:innen eines Landes, die schlicht durch die aktuelle Krisenhäufung überlastet sind.

TH

23.06.2022 (hier zu 128/22 von gestern

„Wir steuern blind in eine neue Corona-Welle“, sagte heute der CDU/CS-Fraktionsvizechef im Bundestag, Sepp Müller, dem Vornamen nach der CSU angehörend. (Q1)

Schon das ist falsch: Er kommt von der CDU und aus Sachsen-Anhalt. Auch falsch ist das Bild mit der Blindheit: Man kann alles sehen, man kann Zahlen lesen und sie interpretieren. Man muss aber auch danach handeln. Es geht noch weiter: „Der Bundesgesundheitsminister erreicht die Menschen nicht mehr, und dadurch verhallen seine Aufrufe.“ Es war Jens Spahn von der CDU, der die Grundlage dafür gelegt hat, dass die Menschen der Corona-Politik der Bundesregierung zu wenig vertrauen. Dass Lauterbach jetzt ein Problem in der eigenen Koalition und mit dem Wechsel zwischen Mahner und Managerposition hat, ist evident und die Querdenker:innen merken, dass sie ihn gut angreifen können, weil er diesen Spagat nicht besonders gut hinbekommt. Beinahe erwartungsgemäß „trendet“ er heute wieder, und zwar mit #Lauterbachmussweg. Gegenüber den bisher üblichen Varianten #LauterbachRuecktrittJetzt und #LauterbachRuecktrittSofort eine beachtliche Mutation, erinnert ein wenig daran, wie das Corona-Virus sich entwickelt.

Die Zahlen sprechen aber für oder gegen sich: Die Inzidenz sprang von gestern auf heute erneut um ca. 9 Prozent auf 532,9 Punkte, die Zahl der Neuinfektionen ist fast identisch mit der gestern gemeldeten und beläuft sich auf 119.232. In den Geschäften hingegen: So viele Menschen wie seit dem Beginn der Pandemie nicht, die ohne Maske herumrennen, als ob die Inzidenz in Berlin nicht innerhalb von wenigen Wochen um 150 Prozent gestiegen wäre. Wenn das Blindheit ist und nicht Hineinrennen sehenden Auges, dann fragen wir uns, was die Blinden dazu sagen, dass sie von der Politik, die das alles zu verantworten hat, mit solchen Sprüchen wie oben diskriminiert werden.

Manchmal sehen die Sehbehinderten sowieso besser, auch wenn wir leider keine barrierefreien Grafiken herstellen können, was wir sehr bedauern. Das Wichtigste vermelden wir auch textlich, sodass man es sich maschinell vorlesen lassen kann.

Der durchschnittliche Anstieg der Inzidenz innerhalb der letzten 14 Tage ist heute sogar gefallen, was aber kein Grund zur erheblichen Freude ist, denn der Anstieg nach dem Pfingst-Erfassungsloch war an manchen Tagen extrem hoch und nun werden Tage mit solcherlei Entwicklung „ausgebucht“ aus der 14-Tage-Tendenz. Uns reicht es schon, um alarmiert zu sein, dass die Inzidenz so locker die 500er-Marke genommen hat. Das hätten wir für diesen Zeitpunk im Frühsommer nicht erwartet. Damit es nicht wirkt, als sei dies wie eine Grippe zu behandeln: Heute wurden wieder 98 Todesfälle gemeldet (gestern 104, vorgestern 182), der Durchschnitt liegt bei über 70 pro Tag innerhalb der letzten 14 Tage. Was sagt die Politik dazu? Wir zitieren wieder den Herrn Müller:

Ich sehe für eine allgemeine Impfpflicht im Bundestag keine Mehrheit. Solange keine tödliche Variante auf uns zurollt, ist sie wahrscheinlich nicht verhältnismäßig. (Q1)

Wir lernen wieder einmal, es muss zu hunderten, wenn nicht tausenden von Toten pro Tag an / mit Corona kommen, damit die Politik eine Verhältnismäßigkeit als gegeben ansieht. Auch das fehlende Impfregister hat Müller angesprochen, das hätte die Union aber längst auf den Weg bringen können, als sie die Bundesregierung angeführt hat. Wenn Sie mögen, lesen Sie gerne das gesamte Interview mit Herrn Müller, der für uns bisher ein unbeschriebenes Blatt war, um sich ein Bild davon zu machen, was in der CDU als eher links gelten dürfte. Darin geht es um weitere Themen. Wir glauben nicht, dass die Union die Quadratur des Kreise hinbekommen wird, schon gar nicht in Zeiten, auf welche die Politik erkennbar nicht vorbereitet ist.

Die Affenpocken-Fallzahl in Deutschland ist von gestern auf heute ebenfalls erheblich gestiegen, um mehr als 13 Prozent, von 521 auf 592. Das Tempo zieht an und vermutlich werden wir nicht erst in 6 Tagen, sondern in 5 Tagen die Fallzahl von 800 erreicht haben. Gleichwohl gilt das gestern Geschriebene: Eine Pandemie oder Epidemie ist das noch lange nicht. 

Wir haben jetzt die Zahlen für den 20. bis 28. Mai nacherfasst, sodass wir ein Bild von dem Tag ab haben, an dem in Deutschland der erste Affenpockenfall bekannt wurde. Man kann daran gut ersehen, dass es einige Tage nach den ersten Fällen eine ruhige Phase gab, aber seitdem steigt die Fallkurve fast stetig an, derzeit steiler als in den Tagen zuvor. Wir erwarten aber nicht, dass die gegenwärtige, hohe prozentuale Zunahme anhalten, sondern, dass sie sich wieder abschwächen wird. Spätestens am Wochenende, wenn Meldepause herrscht.

TH

22.06.2022 (hier z u 127/22 von gestern)

Die 7-Tage-Corona-Inzidenz (Neuinfektionsfälle pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen) steigt mit 488,7 auf den höchsten Wert seit dem 12.05.2022 (505), nach 458 gestern. Am zweiten Tag hintereinander liegt die Zahl der Neuinfektionen über 100.000 (119.232), nach gestern mehr als 123.000. Auch die Todesfallzahlen bleiben dreistellig, gestern wurden 104 neue Fälle  gemeldet, nach vorgestern 182.

Die starken Anstiege, die das RKI dienstags und mittwochs ausweist, sind auch dadurch begründet, dass am Wochenende nicht mehr tagesaktuell ausgewiesen wird. Nur noch wenige Ämter melden an diesen Tagen, daher verzichtet das RKI teilweise auf eine Darstellung. Das gilt allerdings nicht für die Inzidenz, was dazu führt, dass diese, wie die Neuinfektionszahlen, sich mittlerweile sehr ruckartig bewegt, mit sehr starken Anstiegen zur Wochenmitte hin, wenn alle Nacherfassungen abgearbeitet werden (speziell eben dienstags und mittwochs). Wir haben daher unseren Inzidenztrend von 7-tätig auf 14-tägig umgestellt, um ein aussagekräftigeres Bild zu erhalten. Dieser 14-Tage-Trend zeigt gegenwärtig einen enorm hohen Anstieg von ca. 6 Prozent täglich, so viel, wie seit der steilsten Anstiegsphase der Welle 5 (Omikron BA.1) im Januar nicht mehr. 

Weltweit wurden gestern erstmals seit dem 20.05.2022 wieder mehr als 700.000 Neuinfektionen vermeldet (731.000), einen Rückgang gibt es schon länger nicht mehr, obwohl die Omikron BA.5-Variante die stärker betroffenen Länder der Nordhalbkugel bei hohen Temperaturen erwischt hat. „Sommerwelle“ stimmt mittlerweile auch kalendarisch, gestern war Sommeranfang.

Falls Sie sich wegen der Sommerwelle zum vierten Mal impfen lassen wollen, hier noch einmal nähere Informationen dazu, für wen dies im Moment als sinnvoll erachtet wird.

Und was ist mit der Herbstwelle, die von vielen als ein unausweichlicher Tatbestand angesehen wird? Dafür, dass man mit ihr rechnet, gibt es erstaunlich wenig Konkretes aus der Politik.

Laut Gesundheitsminister Lauterbach befindet sich Deutschland in der „Sommerwelle“ – dennoch laufen die Regeln für Gratis-Tests in wenigen Tagen aus.

Welchen Kurs die Regierung nun genau einschlagen will, ist noch offen – doch Lauterbach sieht keinen Grund für Aufregung. (Q1)

Bei Karl Lauterbach muss man sich erst einmal daran gewöhnen, dass er nicht am lautesten von allen warnt. Unser Eindruck: dieser Veränderung liegt nicht etwa ein Mentalitätswandel zugrunde, sondern er wurde von anderen Kabinettsmitgliedern der Bundesregierung, besonders von gewissen FDP-Ministern, „ruhiggestellt“. Möglicherweise gab es auch Gegenwind aus der eigenen Partei, deren Umfragewerte im Sinkflug begriffen sind. Eine Ausrichtung von Lauterbachs Einlassungen nach innen, auf den Frieden in der Ampelkoalition hin, lässt auch der zweite Satz schließen, den wir folgend zitiert haben:

Dennoch mahnte der Bundesgesundheitsminister, nicht in Panik zu verfallen. Wie er in der ARD erklärte, erwarte er derzeit nicht, dass der weitere Corona-Kurs innerhalb der Ampel-Koalition für Streit sorgen wird.

Der Ukraine-Krieg mit seinen wirtschaftlichen Folgen ist schwierig genug, da muss nicht auch noch Panik wegen der nächsten oder übernächsten Corona-Welle geschürt werden, könnte das Motto sein – abgesehen davon, dass die FDP generell das Verhalten eines bockigen Kindes zeigt, wenn es darum geht, Gemeinschaftsaufgaben zu organisieren.   

Noch bis einschließlich 29. Juli sind die kostenlosen Corona-Bürgertests geregelt. Wie es danach weitergeht? Das ist bislang noch genauso unklar, wie der Corona-Kurs der Bundesregierung für den Herbst und Winter dieses Jahres. Denn auch die Regelungen im Infektionsschutzgesetz laufen nur noch bis zum 23. September.

Aus den Ländern werden deshalb Stimmen laut, die den Bund zur Eile antreiben. Denn die Zeit drängt. Der Bundestag geht laut Sitzungskalender am 8. Juli in die Sommerpause und kommt dann erst in der Woche ab 5. September wieder zusammen.

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen fordern deshalb vom Bund, schnell die gesetzlichen Voraussetzungen für schärfere Schutzmaßnahmen zu schaffen.

Die Ampel müsse noch vor der Sommerpause eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes vorlegen, heißt es in einem Beschlussentwurf der vier Länder für die am Mittwoch beginnende Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern. (Q1)

Mit etwas Pech läuft es wie mit der Impfpflicht: Die schärferen Maßnahmen liegen nicht einmal abrufbereit in der Schublade, wenn es wieder zu einer bundesweiten Inzidenz von 1.000 und mehr kommen sollte. Unser Eindruck ist nicht, dass sich mit dem Wechsel von Jens Spahn zu Karl Lauterbach als Gesundheitsminister viel am Corona-Management verbessert hat. Vor Kurzem gingen wir allerdings noch davon aus, dass es die kostenlosen Bürgertests nur noch bis zum 30. Juni geben soll. Letzte Woche haben wir aufgrund „doppelt“ roter Anzeige der Corona-Warn-App (zwei „Begegnungen“ innerhalb weniger Tage) wieder einmal einen solchen Test in Anspruch genommen.

Eines der vier Bundesländer (welches?), die sich gegen die  zögerliche Haltung der Bundesregierung wenden, wird von Winfried Kretschmann regiert. Sein Name trendet ebenso wie „Ausgangssperre“. Hören Sie rein.

Die Zahl der registrierten Affenpocken-Fälle in Deutschland ist von gestern auf heute wieder zweistellig gewachsen (von 469 auf 521, + 11,1 Prozent). In einer Woche dürfte gemäß unserer Projektion eine Zahl von 800 Fällen überschritten werden, falls das Tempo der Ausbreitung etwa gleich bleibt. Dennoch kann nicht genug betont werden: Wenn der Weg, auf der die Corona-Varianten ihrer Ausbreitung entgegenrollen, eine Autobahn ist, dann ist sie bei den Affenpocken ein schmaler Pfad, begründet durch die viel höheren Voraussetzungen für eine Ansteckung. 

Außerhalb der endemischen Zone der Affenpocken liegt Deutschland weltweit derzeit auf Rang 3 nach Spanien und Großbritannien, Portugal hat ebenfalls eine höhere Infektionszahl, wenn man sie auf die Bevölkerungsgröße bezieht, ebenso die Niederlande.

TH

21.06.2022 (hier zu 126/22 vom 18.06.)

Heute ist der längste Tag des Jahres und Sommerbeginn. Etwas sagt uns, dass wir heute nicht die höchste Infektionszahl des restlichen Jahres gesehen haben und die Sommerwelle erst beginnt. Warum sie in Deutschland, verglichen mit anderen Ländern, so extrem hoch ansteigt, werden wir in diesem Kurzreport nicht enträtseln, recherchieren aber weiter.

Mit 123.097 neuen Fällen liegt die Zahl der Infektionen heute so hoch wie seit dem 27.04.2022, also seit fast 2 Monaten nicht mehr (damals ca. 130.000). Die Inzidenz ist von gestern auf heute um knapp 9 Prozent, von 416 auf 458,5, gestiegen. Damit liegt sie um knapp 12 Punkte höher als vor einer Woche und wir gehen daon aus, dass sie in den nächsten Tagen noch etwas höher liegen wird. Das ist angesichts der sehr hohen Temperaturen an zwei der letzten Tage, die grundsätzlich die Verbreitung von Covid19 stark erschweren, keine gute Nachricht. Wenn man die Weltzahlen ernst nimmt, wurde in Deutschland gestern ein Drittel aller global erfassten Fälle gemeldet. 

Was uns besonders betroffen macht: Die Zahl der Todesfälle ist mit 182 ebenfalls stark angestiegen, die höchste Zahl seit dem 16.05 (damals 215). Dadurch ist die durchschnittliche Todesfallzahl an / mit Corona für die letzten 7 Tage von ca. 60 auf ca. 78 angestiegen.

Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob die Sommerwelle in den letzten Tagen ins Stocken geraten wäre, aber der 14-Tage-Trend zeigt klar eine Aufwärtsrichtung in Form eines durchschnittlichen Inzidenzanstiegs von ca. 7,5 Prozent. Das ist der höchste 14-Tage-Anstieg seit dem Beginn unserer täglichen Erfassung Ende 2021. Solange die blaue Linie nicht deutlich abfällt, ist von weiteren Steigerungen der Neuinfektionszahlen auszugehen.

Derzeit tagen in Indonesien die Gesundheitsminister der G20-Staaten, von dort wird das Folgende vermeldet:

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angesichts der Bedrohung durch neue Corona-Varianten eindringlich davor gewarnt, im Kampf gegen das Virus nachzulassen. „Die Wahrnehmung, dass die Pandemie vorbei ist, ist fehl am Platz“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag bei einem Treffen der Gesundheitsminister der G20-Staaten in der indonesischen Stadt Yogyakarta. Die Zahl der Neuinfektionen und der Todesfälle ist in den meisten Ländern mittlerweile stark zurückgegangen, was zur Aufhebung zahlreicher Einschränkungen geführt hat.

Seine Behörde sei nach wie vor sehr besorgt, dass „ein Mangel an Corona-Tests und Sequenzierung uns für die Entwicklung des Virus blind macht“, erklärte der Äthiopier. Auch befürchte die WHO, dass die Lektionen aus der Pandemie wieder verlernt würden und sich der „Kreislauf aus Panik und Nachlässigkeit“ wiederhole.

In Deutschland wird sich dieser Kreislauf ganz sicher wiederholen, auch wenn eindeutig ein Abstumpfungseffekt zu beobachten ist., der das Geschehen zusätzlich anheizt: Obwohl die Inzidenz in Berlin sich beispielsweise innerhalb der letzten zwei Wochen wieder verdoppelt hat (niedrigster Wert 143, jetzt 313) tragen so wenige Menschen wie nie zuvor seit dem Ausbruch von Corona beim Einkaufen Masken und auch die Maskenpflicht im ÖPNV wird immer häufiger missachtet. Offenbar spielt dabei auch eine Rolle, dass man davon ausgeht, wegen des 9-Euro-Tickets weniger häufig als bisher Kontrolleure zu sehen, die auch zum MNS etwas sagen könnten und das Fahrgästetprofil hat sich etwas verändert. Wie man an der Nachlässigkeit beim Einkaufen sieht, ist aber nicht nur dieser Sondereffekt relevant. Vielmehr beschleicht uns das Gefühl, es ist den Menschen zunehmend egal, ob sie sich oder andere infizieren. Das sind schlechte Voraussetzungen für eine Herbstwelle, falls sie kommt. Es wäre dann Nummer 8. Da wir aufgrund einer Verletzung derzeit hauptsächlich mit der U-Bahn fahren, bemühen wir uns so gut wie möglich, in einer Ecke unterzukommen, in der die Menschen nicht zu dicht stehen und setzen uns prinzipiell nicht mehr, sondern sind froh, wenn wir die einzigen sind, die sich etwas abseits halten.

Bei den Affenpocken tat sich ebenfalls etwas, seit unserem letzten Report von vor drei Tagen ist die Zahl der in Deutschland gemeldeten Fälle um knapp 30 Prozent angestiegen (von 362 [durch Interpolierung ermittelt] auf 469). Das klingt ebenfalls viel, ist es in absoluten Zahlen freilich noch nicht. Der Anstieg erfolgt etwas schneller als linear, heute erstmals seit mehreren Tagen wieder mit einer zweistelligen Rate (um knapp 14 Prozent gegenüber gestern). Mit der Situation zu Beginn der Corona-Pandemie ist die Entwicklung nach wie vor nicht zu vergleichen. Außerhalb des endemischen Gebietes der Krankheit weist Deutschland allerdings auch bei dieser Virusinfektion auffallend hohe Zahlen auf und liegt nach Spanien und dem Vereinigten Königreich an dritter Stelle. In Relation zur Bevölkerungsgröße gibt es auch in Portugal (deutlich) und in den Niederlanden (etwas) mehr registrierte Fälle.

TH

18.06.2022 (hier zu 125/22 von gestern)

Die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen ist von 427 auf 445 gestiegen, ein Zuwachs von 4 Prozent. Die Sommerwelle ist nicht wegzudiskutieren, aber die hohen Temperaturen bremsen offenbar doch das Geschehen.

Der wirklich heiße Sommer kommt ja erst und Omikron BA.5 wird gegen ihn zu kämpfen haben, auch wenn die Variante ansteckender ist als alle vorherigen. Mit über 80.000 Neuinfektionen, die gestern gemeldet wurden, ist eine deutliche Zunahme innerhalb der letzten Wochen zu verzeichnen, aber wir sind noch weit entfernt von Zahlen über 300.000 pro Tag, wie sie kurzfristig in der „6. Welle“ (Omikron BA.2) zu verzeichnen waren. Die Todesfallzahlen an / mit Corona sind mit einem 14-Tage-Durchschnitt von 60 wieder auf das bisher niedrigste Niveau des Jahres 2022 gesunken. 

Wir haben an unserer Inzidenzgrafik einige kleine Veränderungen vorgenommen: Ab heute weisen wir die „7. Welle“ aus (BA.5) und wir haben bei allen Grafiken die Trenddarstellung von 7 auf 14 Tage geändert, um die sehr großen Schwankungen bei der Erfassung aufgrund von Feiertagen etc., die sich in den letzten Wochen eingestellt haben, etwas mehr zu glätten. Dabei zeigt sich, dass wir vor wenigen Tagen den höchsten Inzidenzanstieg des Jahres zu verzeichnen hatten, gegenwärtig liegt er immer noch auf dem Niveau der Welle 5 (Omikron BA.1) im Januar 2022.

Über die Konsequenzen der einsetzenden Sommerwelle haben wir uns gestern geäußert, aber ganz ohne News wollen wir Sie auch heute nicht lassen. Die vierte Impfung steht gegenwärtig im Mittelpunkt der Betrachtungen, daher hier eine Übersicht über die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko):

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Booster-Impfung bislang vier Personengruppen:

  • Allen ab 70 Jahren
  • Menschen, die von einer Immunschwäche betroffen sind
  • Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen
  • Personal in medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen

Gilt die Empfehlung, weil man gesundheitlich gefährdet ist, sollte man die vierte Impfung frühestens drei Monate nach der dritten bekommen. Bei medizinischem Personal sollten laut Stiko mindestens sechs Monate verstrichen sein. (Q)

Bei allen übrigen Menschen gibt es keine klare Antwort, auch wenn Gesundheitminister Karl Lauterbach „das Nachdenken über eine vierte Impfung“ empfiehlt. Ob deshalb heute wieder #LauterbachRuecktrittSofort (Achtung, Variante, üblich war bisher „jetzt“) trendet? Die dritte Impfung jedenfalls soll vor Ansteckung mit BA.5 nur zu 20 Prozent schützen, die vierte aber schwere Verläufe weiterhin stark einschränken.

Und wann kommt der an BA.5 angepasste Impfstoff? Das würde uns stark interessieren. Selbst, wenn es jetzt zu einer 7. Welle käme, die so hoch steigt wie die bisher höchste, die Welle 6 im Frühjahr, würde es vermutlich nicht mehr zu angemessenen Schutzmaßnahmen reichen. Das liegt u. a. daran, dass das FDP-geführte Justizministerium mittlerweile mehr über Gesundheitsmaßnahmen bestimmt als das Gesundheitsministerium von Karl Lauterbach. Dass sich diese Verschiebung in erheblichem Maße negativ auf die Möglichkeit auswirkt, bei Bedarf wieder stärkere Schutzvorkehrungen einzurichten, ist evident.

Zu den Affenpocken haben wir noch keine neuen Zahlen, weil unser Corona-Affenpocken-Report heute früher kommt als in den letzten Tagen, wir verweisen deshalb auf die gestrige Darstellung mit 338 registrierten Fällen in Deutschland.

TH

17.06.2022 (hier zu 124/22 von vorgestern)

Gestern hatten wir auf einen Corona-Report verzichtet, weil wir ein etwas längeres Briefing geschrieben haben und weil die bundesweite Inzidenz sich nur wenig verändert hatte (Anstieg von 472,4 auf 480,0 gegenüber vorgestern). 

Aber heute ein Rückgang um fast 11 Prozent, mitten in der Woche, auf 427,8? Dann fiel uns ein, dass gestern verschiedene überwiegend katholische Bundesländer einen gesetzlichen Feiertag namens Fronleichnam hatten – z. B. unser Heimatbundesland. In Berlin ist dies nicht der Fall.

So schnell vergisst man die alten Zeiten. Die neuen sehen so aus, dass wir an gleich zwei Tagen dieser Woche eine rote Anzeige der Corona-Warn-App hatten und uns wieder testen ließen. Bisher ist offiziell alles okay. Zum Glück können wir uns beim Arbeitgeber weiter kostenlos testen lassen, wenn demnächt der Umsonst-Bürgertest ausläuft. Nach unserer Ansicht in der Sommerweille wieder einmal ein falsches Signal seitens der Politik. Damit es etwas komplizierter wird, ist nun eine Weiterführung mit Einschränkungen angedacht.

Nachdem die Bundesregierung eigentlich ein Ende der kostenlosen Bürgertests für Ende Juni geplant hatte, ist nun offenbar doch eine Weiterfinanzierung geplant. Dies geht aus aus einer gemeinsamen Recherche von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung hervor. Ab ersten Juli sind demnach allerdings neue Einschränkungen sowie Änderungen hinsichtlich der Finanzierung der Corona-Schnelltests geplant. (Q)

Wir melden uns, wenn es eine endgültige Lösung gibt, sind ja noch ewig lange 13 Tage, bis die Politik sich entschieden haben muss. Dass man Regelungen, die so bald gelten sollen, recherchieren muss, spricht sowieso Bände. Wenigstens haben die Journalist:innen zu tun.

Die erratische Entwicklung der Inzidenz setzt sich also fort. Von Juli bis August gibt es keinen gesetzlichen Feiertag, Besserung ist in Sicht. Allerdings sind die Schulferien zu bedenken, die wohl ebenfalls für ein abflachendes Geschehen bei der Erfassung von Neuinfektionen sorgen werden. Die heutige Grafik weist also zur Abwechslung wieder einen blauen Balken für „Rückgang der Inzidenz“ aus:

Derweil häufen sich die Nachrichten zu Corona wieder. Selbst nach dem heutigen Rückgang liegt die Inzidenz immer noch doppelt so hoch wie am Ende der „6. Welle“ (Omikron BA.2).

Der Deutsche Städtetag ist besorgt über die steigenden Corona-Infektionszahlen und fordert rasche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

„Wir brauchen schnelle Entscheidungen und ein neues Bundesinfektionsschutzgesetz noch vor der Sommerpause“, sagte Verbandspräsident Markus Lewe den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es zeige sich, dass die zur Verfügung stehenden Instrumente nicht ausreichten. (…) „Die Corona-Pandemie darf uns nicht immer wieder überraschen.“ 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht bereits von einer Sommerwelle. Am Freitag will sich der SPD-Politiker mit dem Vizepräsidenten des Robert Koch-Instituts, Lars Schaade, in Berlin zur Lage äußern. Die jetzigen Regelungen im Infektionsschutzgesetz laufen am 23. September aus. Kostenlose Bürgertests sind vorerst bis einschließlich 29. Juni geregelt.

Bis zum 30. Juni wird das Gutachten eines Sachverständigenausschusses erwartet, das die bisherigen Schutzmaßnahmen bewertet. Der Bundestag geht laut Sitzungskalender am 8. Juli in die Sommerpause und kommt dann erst in der Woche ab 5. September wieder zusammen. (Q)

Es wird uns aber immer wieder überraschen, wenn die Politik sich nicht gegen populistische Elemente in der Bevölkerung durchsetzt. Umso gespannter sind wir darauf, was der Sachverständigenausschuss uns demnächst mitteilen wird.

Bei den Affenpocken gibt es einen Anstieg ziemlich exakt in Höhe des Corona-Inzidenz-Rückgangs von gestern auf heute, nämlich von 305 auf 338 und damit um knapp 11 Prozent. Unsere Grafik haben wir ein wenig erweitert: Sie zeigt nun auch eine Prognose für die kommenden sieben Tage auf Basis der bisherigen Entwicklung:

Und was trendet heute in den sozialen Medien? #LauterbachRuecktrittjetzt schon wieder. Dabei klingt es doch recht normal, was der Gesundheitsminister sich gemäß aktueller Pressekonferenz bisher für den Herbst ausgedacht hat. Winterreifen statt Sommerreifen. (Q)

Auch im Trend: #Maskenpflicht. Wir hatten am Dienstag im Rahmen einer Teambesprechung geäußert, dass es, wenn es nach uns ginge, angesichts der steigenden Infektionszahlen umgehend zu einer Wiedereinführung der Maskenpflicht beim Einkaufen im Einzelhandel käme. Am Arbeitsplatz gilt sie bei uns dann, wenn man aufsteht und sich einer anderen Person auf weniger als 2 Meter annähert oder mit anderem jemandem zusammen an einem Tisch sitzt.

TH

15.06.2022 (hier zu 123/22 von gestern)

  • Nach einem Riesensprung von fast 35 Prozent gestern ist die Corona-Inzidenz heute wieder um 5,6 Prozent angestiegen. Das heißt, wir sind mitten in Sommerwelle. Zwei Bundesländer haben schon wieder eine Inzidenz von mehr als 700.
  • Erstmals stellen wir heute auch die Entwicklung bei den Affenpocken in einer Grafik dar.

Bundesweit beträgt die Corona-Inzidenz heute 472, nach 441 gestern, die Todesfallzahl ist seit zwei Tagen wieder dreistellig (112 wurden heute gemeldet, gestern 107). Das bedeutet auch, dass Omikron BA.5 offensichtlich ansteckender ist als die bisherigen Varianten, weil es sich trotz hoher Temperaturen rasch verbreitet (siehe Report von gestern). Die wieder steigenden Todesfallzahlen geben nun erste Hinweise darauf, dass es nicht zum Ausgleich noch harmloser geworden ist, sondern in etwa die Letalität der Varianten BA.1 und BA.2 haben dürfte. Das kann im Grunde nur eine Konsequenz nach sich ziehen: Die Corona-Regeln müssen dringend wieder verschärft werden, zumal BA.5 offensichtlich den bisherigen Impfschutz umgeht und auch bereits Genesene sich mit BA.5 erneut anstecken können. „Im Grunde“ oder „eigentlich“ deshalb, weil die richtige Reaktion kaum noch durchsetzbar sein dürfte. Selbst an die Maskenpflicht im ÖPNV halten sich nach unseren aktuellen Eindrücken noch etwa 85-90 Prozent, auffällig hoch ist die Zahl der Maskenverweiger:innen unter jüngeren Menschen.  

Die Inzidenz ist zwischen den Bundesländern wieder weit gespreizt: Mit 154 weist Thüringen die niedrigste Ansteckungsrate auf, Schleswig-Holstein mit 733 die höchste. Berlin liegt mit 278 in der besseren Hälfte, die Inzidenz ist sogar seit gestern leicht gesunken (von 292).

Betroffen macht uns vor allem die Zahl der wieder ansteigenden Todesfälle an / mit Corona. Der Tagesdurchschnitt liegt jetzt bei ca. 73, nachdem kürzlich bereits ein Wert von 61 erreicht war. Deutschland hat damit weltweit die vierthöchsten Todesfallzahlen innerhalb der letzten 7 Tage zu verzeichnen, mit einem Anstieg von 27 Prozent gegenüber den 7 Tagen zuvor. Die Fallzahlen stiegen hierzulande sogar um 49 Prozent, während sie weltweit um 3 Prozent zurückgingen. Wir weisen mittlerweile regelmäßig darauf hin, dass die Zahlen verschiedener Länder gerade bei den Neuinfektionen nur bedingt vergleichbar sind, daher geben wir derzeit nur unter Vorbehalt das Gesamtbild wieder und benennen vorerst keine einzelnen Länder außer Deutschland.

Jedoch können Sie heute erstmals bei uns die Affenpocken-Zahlen in Deutschland grafisch dargestellt sehen. Aktuell sind 263 Fälle erfasst, 26 Tage nach dem ersten gemelden Fall in Deutschland:

Damit steht Deutschland aktuell auf Platz 3 der Länder, in denen der „Ausbruch 2022“ registriert wurde und in denen die Affenpocken nicht endemisch sind, nur Spanien (489) und Großbritannien (470) weisen höhere Zahlen aus. Eine mit Corona vergleichbare Entwicklung haben wir nach einhelliger Meinung nicht zu erwarten. Die EU hat nun 110.000 Dosen Impfstoff gegen Affenpocken bestellt. (Q)

TH

14.06.2022 (hier zu 122/22 von vorgestern)

Okay. Wir hatten mit einem Inzidenzanstieg gerechnet. Schon deswegen, weil zwei Tage, an denen das RKI keine Zahlen mehr ausweist, fast zwangsläufig zu einem solchen am ersten Tag danach führen müssen. Aber ein Anstieg der Inzidenz von 331 auf 447 hat uns dann doch schockiert. Das ist eine prozentuale Steigerung von 34,87 Prozent.

Und damit der bei weitem höchste prozentuale Anstieg der Inzidenz innerhalb eines Tages, den wir bisher beobachtet haben. Selbst der Anstieg in Punkten ist einer der höchsten während der gesamten Pandemie. Demgemäß nicht verwunderlich: der steile Anstieg der heute vom RKI gezeigten Neuinfektionen: 105.840. Der Wert von vor einer Woche kann zum Vergleich nicht herangezogen werden, denn es handelte sich bei dem Erfassungstag, auf dem die Dienstagszahlen der letzten Woche aufbauten, um einen Feiertag. Die Sommerwelle ist also da, auch wenn sie nicht wieder eine bundesweite Inzidenz von 1.500 oder mehr nach sich zieht, wie während der Wellen 5 und 6 (Omikron BA.1 und BA.2). Und dieses Mal mussten wir unser Grafikdarstellung anpassen. Die Bewegungen während der erwähnten Wellen wirken dadurch mit einem Mal recht klein.

In Berlin stieg die Inzidenz in ähnlichem Maße wie im Bundesdurchschnitt, von 214 auf 292. Das schmeißt im Grunde alle unser Homeoffice-Beendigungsplanungen über den Haufen, zumal wir wegen mittlerweile zwei relevanten Verletzungen nicht mit dem Rad zur Arbeit fahren können, sondern derzeit den gut besuchten ÖPNV nutzen. Der Plan war, bei einer Inzidenz von weniger als 150 in Berlin vollständig zurückzukehren, die gab es auch einmal, und zwar am letzten Dienstag. Dann sagten wir: Gut, diese Regelung wurde unter Delta-Bedingungen getroffen, Omikrion BA.5 ist damit nicht vergleichbar, was die möglichen schweren Folgen betrifft. Aber auch voll Geimpfte sind vor BA.5 nicht geschützt, das ist leider die andere Seite der Medialle. Die Tagesschau erläutert dazu:

Die trotz milder Temperaturen zunehmenden Zahlen – die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz machte heute einen Sprung auf 447,3 im Vergleich zu 331,8 am Vortag – haben laut Experten mehrere Gründe. Zum einen ist da der Omikron-Subtyp BA.5, der zuletzt in Deutschland stetig zulegt. „Die Untervariante BA.5 ist noch ansteckungsfähiger als alle Varianten zuvor, kann sich also auch unter den für das Virus widrigen Bedingungen im Sommer verbreiten“, erklärt Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin.

Zudem könne BA.5 nach derzeitigem Kenntnisstand dem Immunsystem entwischen, selbst wenn es schon Kontakt zu Omikron-Varianten hatte, sagt Ulrichs. Auch vollständig Geimpfte seien nicht vor einer Infektion gefeit. „Das bedeutet, es kommt eine große Anzahl von Wirten für die Verbreitung in Frage.“

Nicht zu vergessen die Nicht-mehr-Meldung seitens des RKI am Wochenende. Die Zahlen von diesen Tagen müssen nachträglich ausgewiesen werden, das steigert die Sprunghaftigkeit der Inzidenz. Es ist und bleibt ein Geduldsspiel, im dritten Sommer der Pandemie. Wer hatte sich in den ersten Monaten, das war 2020, aus dem Fenster gelehnt und geäußert, eine Pandemie dauert nie länger als 18 Monate? Wird schon ein renommierter Experte gewesen sein.

Affenpocken: Die Fallzahlen steigen weiter moderat an, in Deutschland nähern sie sich dem Wert von 200. Auch die bereits genesenen Personen sind in der Tabelle enthalten.

13.06.2022   189
12.06.2022    
11.06.2022    
10.06.2022   165
09.06.2022   131
08.06.2022   113
07.06.2022   80
06.06.2022    
05.06.2022    
04.06.2022    
03.06.2022   66
02.06.2022   48
01.06.2022   44
31.05.2022   33
30.05.2022   21
29.05.2022   12

TH

12.06.2022 (hier zu 121/22 von vorgestern)

Heute geben wir mal gleich ans RKI weiter, damit die folgenden Ausführungen verständlich werden:

Da am Wochenende nur noch wenige Gesundheitsämter und Landesbehörden Daten an das RKI übermitteln, werden keine Daten am RKI eingelesen, sodass es bei den absoluten Fallzahlen keine Veränderung zum Vortag gibt. Die Änderung der 7-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag beruht lediglich auf einer Änderung des Bezugszeitraums (jeweils 7 Tage vor dem Tag der Berichterstattung).

Die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen) ist unter diesen Umständen erwartungsgemäß etwas gefallen (von gestern 348,9 auf heute 333,7). 

Was wir schon häufiger erwähnt haben, die  Untererfassung an Wochenenden, führt also jetzt dazu, dass das RKI lediglich die Inzidenz aktualisiert, nicht mehr die Fallzahlen. Wir finden diese Vorgehensweise problematisch, denn was herausfällt, sind nicht die Zahlen vom letzten Sonntag, also von einem Tag, an dem nicht gemeldet wurde, sondern jene vom letzten Samstag (7 Tage werden berücksichtigt), und die liegen ja nicht bei Null, weil sie sich auf den Freitag beziehen, an dem noch reguläre Meldetätigkeit herrschte.

Das heißt, es wird ein Inzidenzrückgang suggeriert, der lediglich auf einer Erfassungslücke basiert. Nicht, dass das bisher nicht so gewesen wäre, aber wenigstens hat das RKI noch die paar Fälle ans Publikum weitergereicht, die ihm gemeldet wurden, sodass sich eine leichte Gegenbewegung hin zu höherer Inzidenz ergab. Wir würden es für besser halten, auch die Inzidenz an Wochenenden nicht zu aktualisieren, damit der Anschlusswert am kommenden Dienstag realistisch ist und nicht solche extremen Veränderungssprünge (von +20 bis -20 Prozent) zwischen einzelnen Tagen zu verzeichnen sind, wie wir sie zuletzt gesehen haben.

Es ist für uns im Grunde obsolet geworden, sonntags und montags einen Report zu veröffentlichen, ebenso nach Feiertagen, zuletzt Pfingsten betreffend. Deswegen gibt es heute auch keine aktualisierte Inzidenzgrafik. Wir führen diese Grafik aber fort und bilden auch die Wochenendtage ab. Damit die Zeitleiste komplett erhalten bleibt, würden wir an Wochenenden die vorherigen Zahlen beibehalten oder interpolieren, wenn das RKI an Wochenenden auch keine Inzidenzzahlen mehr melden würde.

Die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen) ist unter diesen Umständen erwartungsgemäß etwas gefallen (von gestern 348,9 auf heute 333,7).

Die Zahl der Affenpockenfälle in Deutschland liegt weiterhin bei 165 und stammt vom 10.06., gestern und heute wurde auch hier noch kein neuer Stand veröffentlicht.  

TH

11.06.2022 (hier zu 120/22 von vorgestern)

Zu melden hätte es gestern einiges gegeben, aber wir haben mit dem Report aus Zeitgründen aussetzen müssen. Was gab es und gibt es heute? Zum Beispiel einen Anstieg der 7-Tage-Inzidenz um scharfe 26,3 Prozent innerhalb von nur 2 Tagen (heute 348,9, gestern 318,7, vorgestern 276,1). Nach einem Anstieg von 15,43 Prozent gestern gab es heute noch einmal 9,48 Prozent obenauf.

Ihr werdet mich nicht so einfach los ist also eindeutig das Motto des Corona-Virus. Vielleicht dachte Christian Drosten daran, als er gestern einen vielbachteten Tweet absetzte (auch wir haben ein Like gegeben) und darauf verwies, dass er doch wieder einen Podcast für uns gemacht hat, der die aktuelle Lage erklärt. Interessanterweise trendet Drosten damit heute gar nicht, wohl aber wieder Karl Lauterbach. Sie werden das Hashtag erraten haben: #LauterbachRuecktrittjetzt.

Eines scheint nun jedenfalls sicher: Die Sommerwelle kommt. Die steigende Zahl von Infektionsmeldungen trotz z. B. hoher Außentemperaturen scheint nun einen eindeutigen Trend auszuweisen. Gestern in der prallvollen Ringbahn: Mehrere Gruppen von Jugendlichen / jungen Erwachsenen und jungen Paaren ohne MNS. 

Wie tröstlich daher, dass Christian Drosten die Sommerwelle bezüglich ihrer Folgen für nicht so bedenklich hält wie die Herbstwelle, die sich wohl anschließen wird:

Das RKI warnt vor einem erhöhten Infektionsdruck im Sommer wegen der Verbreitung der Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5. Drosten aber sagte, er habe mit Blick auf den Sommer „im Moment keine allzu großen Bedenken“. Vom frühen Herbst an müsse man aber mit vielen Arbeitsausfällen rechnen. „Wir haben vielleicht nicht mehr so stark das Problem auf der Intensivstation, sondern einfach bei allen Arbeitgebern“, sagte Drosten: „Die werden das merken, und die werden das über quälend lange Zeit merken in dem kommenden Winter.“ (Q)

 

Die gemeldeten Neuinfektionen lagen heute denn auch folgerichtig mit 65.337 um mehr als 50 Prozent höher als vor einer Woche (41.087), auch der zuletzt zu beobachtende Abwärtstrend bei den Todesfallzahlen ist vorerst gestoppt: die gestern gemeldete Zahl beläuft sich auf 77, der Tagesdurchschnitt liegt derzeit bei 61. Weltweit hingegen kaum eine Entwicklung in die eine oder andere Richtung, die Fallzahlen liegen an Werktagen zwischen 500.000 und 600.000, sinken aber, wie am Wochenende, um etwa die Hälfte ab. Dazu trägt Deutschland maßgeblich bei, wo an Wochenenden fast gar nicht gemeldet wird, dessen Anteil an den Neuinfektionen aber heute wieder bei 7,8 Prozent lag.

Es waren schon einmal deutlich mehr Prozente, aber in Deutschland ist die Zahl der Neuinfektionen um 14 Prozent gegenüber den vorausgegangenen 7 Tagen gestiegen, weltweit um 7 Prozent gefallen. Wichtig in dem Zusammenhang: Manche Länder melden derzeit ihre Zahlen mit einiger Verzögerung. Wir verwenden die Daten, wie sie erstmals für einen Tag sichtbar werden, nicht nachträglich angehobene Werte. 

Die Affenpockenfallzahlen in Deutschland nehmen sich aktuell so aus:

10.06.2022   165
09.06.2022   131
08.06.2022   113
07.06.2022*   *Pfingst- und WE-Meldepause?
06.06.2022*   *Pfingst- und WE-Meldepause?
05.06.2022*   *Pfingst- und WE-Meldepause?
04.06.2022   80
03.06.2022   66
02.06.2022   48
01.06.2022   44
31.05.2022   33
30.05.2022   21
29.05.2022   12

TH

09.06.2022 (hier zu 119/22 von gestern)

Gestern schrieben wir „Die 7-Tage-Inzidenz pumpste ins Erfassungsloch und fand selbstständig wieder heraus. Das kann man heute als gesichert ansehen, denn sie steht mit 276,1 (gestern 238) so hoch wie seit dem 25. Mai nicht mehr. Die Ferien-Feiertage-Nacherfassung scheint sich dem Ende zu nähern und wir sehen Zahlen, die auf eine Kehrtwende hindeuten könnten.

Gestern war bei Sandra Maischberger zur Abwechslung auch wieder ein Virologe zu Gast, der allseits bekannte Hendrik Streeck und gab das Folgende zu Protokoll:

Für den Virologen ist es „schwer zu sagen“, ob wir uns schon in einer Sommerwelle befinden, da die wirkliche Höhe der Inzidenzen aufgrund der geringen durchgeführten Tests unklar sei. Unabhängig von der Entwicklung der Fallzahlen sagte Streeck: „Ich würde keinen Lockdown empfehlen.“ Der Grund: Die Schäden durch den Lockdown sind in seinen Augen größer als die durch die Pandemie. Außerdem gebe es in Deutschland nun „weit über 95 Prozent Immunität“, so Streeck, der vorsichtig Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach übte. „Vielleicht verstehe ich als Virologe unter Killer-Variante was anderes“, sagte er über Warnungen Lauterbachs vor gefährlichen Mutationen des Virus. (Q)

Für 95 Prozent angenommene Immunität sind die aktuell gemeldeten Fallzahlen ziemlich hoch. Vielleicht bezieht sich die Immunität nicht auf die Variante Omikron BA.5, dann wäre der Prozentsatz der Immunisierten gemäß der aktuellen Entwicklung niedriger, denn BA.5 hatte am 30.05. bereits einen Anteil an den Neuinfektionen von mehr als 15 Prozent, mittlerweile dürften es mehr als 20 Prozent sein. Tatsache ist jedenfalls, dass wir vorerst weiterhin mit Corona leben müssen. Daraus folgt, dass wir nicht die allerletzten Schutzmaßnahmen, etwa die Maskenpflicht im ÖPNV, kippen sollten:

Gestern hatte die Inzidenz den Großteil des „Pfingst-Abfalls“ wettgemacht,  durch die den abermaligen Anstieg um fast 16 Prozent am heutigen Tag nun den höchsten Wert seit 16 Tagen erreicht. Ob damit endgültig die befürchtete Sommerwelle eingeleitet wurde, die vor der Herbstwelle kommt, lässt sich in der Tat noch nicht sicher sagen, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering.

Heute trendet ausnahmsweise nicht #LauterbachRuecktrittJetzt sondern #LongLauterbach. Wir finden auch, man muss sich ab und zu etwas Neues einfallen lassen.

Und damit zu den Affenpocken. Die Zahl der in Deutschland gemeldeten Fälle ist auf 131 gestiegen (vorgestern 80 bis 88, je nach Quelle), ein erster Patient wurde als genesen entlassen. Deutschland steht damit außerhalb des üblichen (endemischen) Verbreitungsgebiets des Affenpockenvirus hinter Großbritannien, Spanien und Portugal weltweit auf Rang 4 der betroffenen Länder. Allerdings sind die deutschen Zahlen ganz aktuell, die der anderen Länder von gestern oder älter.

TH

08.06.2022 (hier zu 118/22 vom 04.06.)

Die 7-Tage-Inzidenz plumpste ins Erfassungsloch und fand selbstständig wieder heraus.

Hatten wir nicht über Pfingsten schön stillgehalten? Aus gutem Grund, denn die Inzidenz sank wieder, nach mehrtägigem Anstieg, und das gestern mit einer zuvor nie gesehenen Rate von über 20 Prozent. Heute stieg sie hingegen im Rekordtempo wieder an. Wir haben solche Schwankungen bereits mehrfach theamtisiert, hier aber in den Worten des RKI, die seit gestern zu lesen sind, bevor man das Dashboard freiklicken darf:

Bei der Interpretation der aktuellen Fallzahlen ist zu beachten, dass es aufgrund der Feiertage und Ferien und der damit verbundenen geringeren Test- und Meldeaktivität zu einer erhöhten Untererfassung der Fälle und einem erhöhten Verzug im Meldesystem kommen kann.

Deswegen ist die für aktuelle Verhältnisse enorm hohe Neuinfektionszahl von 84.655 (die höchste seit dem 12.05.) auch kein Drama. Das gilt auch für die heute wieder hohen Todesfallzahl von 145. Vor drei Tagen und vorgestern wurden gar keine Toten an / mit Corona gemeldet, gestern 2. Todesfälle aufgrund Virusinfektion sind immer dramatisch, aber die Zahl hält sich im bisherigen Rahmen, derzeit ist sogar ein weiteres Absinken des Tagesdurchschnitts zu beobachten.

Vorgestern war eben ein Feiertag, also ein zusätzlicher Tag, an dem kaum erfasst wurde. Dass die Ferien eine erwähnenswerte Rolle spielen, überrascht uns jedoch etwas. Werden Schüler:innen als Erfassungshelfer:innen eingesetzt, weil die Gesundheitsämter unter chronischem Personalmangel leiden und stehen in den Ferien nicht zur Verfügung? Dies bei ohnehin schon vorhandenen Corona-Rückständen, dies in Berlin bei einem ohnehin maroden Schulsystem? Jedenfalls gehen nun auch die Pfingstferien zu Ende, sie werden mit einer kleinen Pause von den Sommerferien abgelöst. Vielleicht haben wir deshalb im Sommer immer niedrigere Zahlen und sind vom Ansteigen im August oder September stets überrumpelt, weil: Ferien! Ferienende! Rätselhaftes Corona, nach wie vor.

Und damit zu unserer Standardgrafik, welche über die Inzidenz informiert. Wir haben aus reinem Protest gegen dieses erratische Geschehen keine Erweiterung der rechten Achse vorgenommen, obwohl gestern ein Minus von mehr als 21 Prozent zu verzeichnen war:

Nach einem Abfall der Inzidenz von 253 auf 199 gestern heute wieder ein Anstieg auf 238. Den gestrigen starken Rückgang sieht man auf der Grafik nicht so recht, weil er von der Tageslinie verdeckt wird, der nichts anderes übrig blieb, als ebenfalls einen Kopfstürz in die Tiefe zu machen. Wie ein Korken aus dem Wasser schoss sie aber heute wieder nach oben. Das waren Zeiten, als man sich darauf verlassen konnte, dass die Inzidenz sich von einem auf den anderen Tag in einem +/- 10-Prozent-Korridor bewegte. Wir können uns nicht helfen, irgendwie ist nicht nur das Corona-Management noch indolenter geworden als während der Wellen-Höhepunkte, sondern auch die Erfassung neuer Fälle scheint nicht mehr recht ernstgenommen zu werden. 

Zumindest ist der obige Text des RKI missverständlich: An Feiertagen geht es um die Erfassung, bei den Schulferien natürlich darum, dass keine Infektionen im Schulbereich vorkommen. Dieser Umstand trägt tatsächlich, nicht nur erfassungstechnisch, zu den niedrigeren Sommerzahlen bei.

Auch die Weltzahlen, die im Moment stagnieren (gestern 545.000) Fälle sind schwierig zu bewerten, weil nicht mehr alle Länder jeden Tag melden, gerade wichtige Hochinzidenzländer wie Portugal hängen oft mehrere Tage zurück. Wir können bei dem möglichen Aufwand für die Kurzreporte aber nicht die Nacherfassungen bei den Weltzahlen abbilden. Deswegen unter Vorbehalt: Die deutschen Neuinfektionszahlen sind in den letzten 7 Tagen gegenüber den vorausgegangenen 7 Tagen um 13 Prozent gestiegen, die weltweiten Zahlen um 10 Prozent gefallen. 

Auch bei den Affenpocken tut sich etwas:

Die Zahl der registrierten Affenpocken-Fälle in Berlin ist weiter gestiegen. Mit Stand Dienstagnachmittag waren in der Hauptstadt 72 Infektionen registriert worden, 13 Patienten seien im Krankenhaus (…). Vor dem Pfingstwochenende am Freitagnachmittag waren es (…) 48 bestätigte Fälle gewesen. (…)

Bundesweit wies das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstag 80 Nachweise von Affenpocken aus – allerdings vor den gemeldeten Zahlen aus Berlin, wo es besonders viele Fälle gibt. Neun Bundesländer meldeten demnach Fälle der eigentlich seltenen Virus-Erkrankung: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. (Q)

Wir bleiben selbstverständlich am Ball und hoffen, dass wir für Corona demnächst wieder eine realistische Inzidenz ausweisen können. Den starken Move von heute haben wir einigermaßen vorausgesehen und deswegen über Pfingensten keine Reporte geschrieben, aber bekommen wir nun die BA.5-Sommerwelle? Das ist nicht ausgemacht, aber nicht unwahrscheinlich. Wir gehen davon aus, dass sich nach etwas mehr als 15 Prozent Anteil an den Neuinfektionen am 30.05. der BA.5-Anteil mittlerweile auf etwa 20 Prozent erhöht haben dürfte. 

TH

04.06.2022 (hier zu 117/22 von gestern)

  • Mittlerweile ist es sozusagen amtlich, deswegen verfassen wir auch wieder jeden Tag einen Corona-Kurzreport: Die Infektionszahlen steigen, und zwar in hohem Tempo. Die Inzidenz liegt heute bei 270,3 (gestern 261,3), das ist ein Anstieg um 3,44 Prozent, nach dem gestrigen Rekordanstieg von über 18 Prozent (vor zwei Tagen lag die Inzidenz bundesweit bei 221,4).
  • 18 neue Affenpockenfälle in Deutschland mit Meldedatum gestern.

Gestern hatten wir über Erklärungsansätze spekuliert und zumindest zwei davon dürften richtig sein: Weniger Schutz bei mehr Kontakten und die Durchsetzung von Omikron BA.5. Während sich die Varianten BA.3  und BA.4 in Deutschland nie weit verbreitet haben, löst BA.5 nun die bisher dominierende Variante BA.2 mehr und mehr ab. Vor zwei Wochen lag der BA.5-Anteil schon bei 5,2 Prozent und dürfte mittlerweile erheblich gestiegen sein. In unserer Grafik sieht das so aus, dass der durchschnittliche Anstieg der Inzidenz in den letzten 7 Tagen nun über 4 Prozent beträgt:

Während die Wellen 5 und 6 auch als eine große Welle bezeichnet werden können, ist die einsetzende Welle 7 klar nach einem zwischenzeitlichen deutlichen Rückgang eingeleitet worden. Wir haben noch Schwierigkeiten damit, uns schon an den Begriff „Welle 7, Omikron BA.5“ zu gewöhnen, aber im Moment spricht vieles dafür, dass wir erstmals mitten im Sommer in eine neue Hochphase hineinlaufen werden. Ist das deutsche Corona-Managment dafür gerüstet? Nach unserer Ansicht überhaupt nicht, denn gerade erst sind (weitere) Schutzmaßnahmen abgeschafft worden:

Carsten Watzl, Professor für Immunologie an der Universität Dortmund, sieht die jüngsten Lockerungen als Grund: „Die Corona-Arbeitsschutzverordnung ist ausgelaufen, in vielen Betriebe gilt keine Maskenpflicht mehr, es finden Veranstaltungen statt – die Leute haben mehr Kontakte“, sagt er zu ZDFheute. „Und das Virus nutzt jeden Kontakt aus. Über den Sommer werden sich noch viele Leute anstecken, die bisher nicht infiziert waren.“ (Q)

Der Frankfurter Virologe Dr. Martin Stürmer geht davon aus, dass auch die neue Omikron-Subvariante BA.5 schon zum Anstieg der Corona-Neuinfektionen beiträgt. Nach den neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts liegt ihr Anteil zwar erst bei 5,2 Prozent – doch der Wert bezieht sich auf vorletzte Woche.

Grafik: Anteil von Omikron-Subvariante BA.5 verdoppelt
Quelle: ZDF

„Der BA.5-Anteil hat sich vier Wochen lang jeweils verdoppelt. Wenn man das weiterrechnet, wären wir aktuell bei 20 Prozent“, sagt Stürmer zu ZDFheute. Da die Variante etwas ansteckender zu sein scheine, „müssen wir in Deutschland damit rechnen, dass BA.5 nochmal für einen Schub sorgen wird“. 

Anscheinend gibt es auch schon neuere Zahlen, die für den 30.05.2022 einen BA.5-Wert von mehr als 15 Prozent ausweisen. (Q)

Was folgt nun daraus? Experten rechnen bisher mit Infektionszahlen eher wie im Winter, was bedeuten würde, wir erreichen in Welle 7 nicht die gewaltigen Inzidenzen von Welle 5  und 6, Omikron BA.5 sei außerdem ähnlich letal oder harmlos wie BA.1 und BA.2 und eine vierte Impfung daher im Moment nur für Risikopatient:innen empfehlenswert, heißt es in der oben verwendeten Quelle weiter. Im Herbst sollten wir dann aber alle ran, um uns den zweiten Booster verpassen zu lassen. Wir sagen weiterhin: Ja, mit angepassten Impfstoffen. Warum Gesundheitsminister Karl Lauterbach erst im Herbst mit einer BA.5-Welle rechnet, erschließt sich uns anhand der aktuellen Zahlen trotzdem nicht. Für uns sieht es so aus, dass wir  spätestens im Juli von einer siebten Welle sprechen können, wenn die Zahlen weiterhin ansteigen wie zuletzt. Der Rekordanstieg gestern in Höhe von ca. 18 Prozent dürfte eine Ausnahme gewesen sein, aber er zeigt, wie unberechenbar die Lage wieder geworden ist.

Das war’s dann wohl vorerst, mit demnächst keine Maske mehr beim Einkaufen, zuweilen auch am Arbeitsplatz tragen etc. Die Vorfreude macht Enttäuschung Platz. Zum wievielten Mal nun, seit dem Frühjahr 2020? 

Für Bewegung im Netz sorgt heute die Tatsache, dass der Virologe Klaus Stöhr Christian Drosten im Expertenbeirat für Corona-Fragen ersetzen soll, der die Bundesregierung berät. Das Problem wird in seiner Haltung während des bisherigen Pandemieverlaufs gesehen:

Der Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr hat 15 Jahre lang für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gearbeitet und unter anderem zu Sars- und Influenzaviren geforscht. Anschließend war er in der Impfstoffentwicklung tätig. Während der Pandemie trat er immer wieder als Kritiker von Maßnahmen auf. Beispielsweise sprach sich Stöhr sehr früh gegen das Schließen von Schulen aus und kritisierte, dass die Sieben-Tage-Inzidenz einen zu großen Einfluss auf politische Entscheidungen habe. (Q)

Die Inzidenz ist immer noch der wichtigste Indikator für das Geschehen, weil sie sehr schnell ermittelt wird und unbeschadet der Tatsache, dass wir mehr Fälle haben, als gemeldet werden. Natürlich sollte z. B. auch die Letalitätsrate einen großen Einfluss auf die politischen Entscheidungen haben, ebenso die Belegung der Klinik-, hier besonders der Intensivbetten mit Corona-Patient:innen. Aber diese Ziffern waren in der Regel hoch, wenn die Inzidenz hoch war. Das gilt auch für die Omikrion-Variante, galt weiterhin, als während der Wellen 5 und 6 nicht mehr exorbitante Todesfallzahlen von über 1.000 pro Tag erreicht wurden, wie auf dem Gipfel der Welle 4 (Delta-Welle), sondern in der Spitze „nur“ noch ca. 350 Fälle pro Tag. Aber die Inzidenz oder auch der ähnlich tendierende R-Wert sind die am schnellsten zur Verfügung stehenden Zahlen, sie wiederum beziehen sich direkt auf die Zahl der Neuinfektionen.

Der R-Wert („Weiterverbreitungswert“) wird allerdings vom RKI immer wieder nachkorrigiert, selbst 14 Tage, nachdem ein Tag erstmals in der betr. Tabelle aufgeführt ist sind noch Veränderungen zu registrieren, was u. a. die Erfassung recht mühsam gestaltet. Deswegen weisen wir den R-Wert nicht mehr aus, seit wir auf die Variante Kurzreport umgestellt haben.

Die Inzidenz ist also exakt dafür ein guter Indikator, was wenige Wochen später in den Kliniken los sein wird und wie viele Menschen dann an / mit Corona werden sterben müssen. Deswegen stellen wir die Inzidenzzahlen weiterhin in den Mittelpunkt unserer Berichterstattung.

Man hat angesichts der steigenden Corona-Zahlen gar keine Lust, sich auch noch mit den Affenpocken zu beschäftigen. Aktuell sieht die Lage in Deutschland so aus (nur bestätigte Fälle):

03.06.2022: 66
02.06.2022: 48
01.06.2022: 44
31.05.2022: 33
30.05.2022: 21
29.05.2022: 12 Fälle von Affenpocken in Deutschland.

TH

03.06.2022 (hier zu 116/22 von gestern)

Mit einem Anstieg von 18 Prozent von einem Tag auf den anderen machte die Corona-Inzidenz heute einen Satz nach oben um den höchsten Wert im Jahr 2022*. Die Zahl der Affenpocken-Fälle steigt leicht.

Wir mussten erst einmal in der Presse nachschauen, ob das, was wir im RKI-Dashboard gesehen haben, keine optische Täuschung ist, aber es stimmt. Wir haben heute mindestens den stärksten Anstieg der Inzidenz seit der Delta-Welle im vergangenen Herbst zu verzeichnen. Korrektur 13:15 Uhr: Der Anstieg von gestern auf heute beträgt nicht 26 Prozent, wie zuächst vermeldet, sondern „nur“ 18 Prozent, wir müssen deshalb auch die rechte Y-Achse unserer Grafik nicht ändern, die Steigerungsraten bis zu 20 Prozent pro Tag abbilden kann.

Wir bitten vielmals um Entschuldigung für diesen Berechnungsfehler.

An der Bewertung der Zahlen und der Überschrift über diesem Beitrag ändert der mittlerweile korrigierte Fehler nichts.

In Punkten gab es, als die Wellen 5 und 6 steil anstiegen, mehrfach größere Zuwächse, aber auf einer weitaus höheren Ausgangsbasis am Vortag als im Moment. Um es vorsichtig auszudrücken: Wir halten diesen heutigen Anstieg für alarmierend. Es ist der vierte in Folge und das kann in diesem Ausmaß nicht mehr mit Nacherfassungen von Fällen des vorausgehenden Donnerstags zu tun haben, als an jenem Feiertag das Zählen der neuen Infektionen, ebenso wie an den Wochenenden üblich, ins Stocken kam bzw. viele Gesundheitsämter nicht tagesaktuell meldeten.

Der Anstieg findet auf breiter Front statt, in keinem Bundesland gibt es derzeit noch rückläufige Zahlen.

Und das an bei wieder schönem, warmem Wetter. Wir können das gegenwärtige Phänomen des rasanten Wiederanstiegs kaum anders deuten, als dass die Omikron-Variante BA.5 jetzt auch Deutschland erreicht hat und eine Rolle bei den Fallzahlen zu spielen beginnt. Dieses Mal erstaunlich früh, normalerweise ist das Geschehen hier ja immer ein paar Wochen hinter dem in Westeuropa zurück. Ein Grund spricht allerdings noch immer gegen diese Deutung, auf ihn kommen wir weiter unten.

Die Weltzahlen lagen gestern bei ca. 546.000 Neuinfektionen und zeigen diesen Anstieg noch nicht, allerdings waren die Felder für Portugal und einige weitere Länder sowohl für gestern als auch für vorgestern noch nicht befüllt, als wir uns die entsprechende Tabelle bei Worldometers vor einigen Minuten angeschaut haben.

Deutschland hingegen rückt wieder vor und lag gestern weltweit auf Platz 5 bei den Neuinfektionen. Außerdem zählt es zu den immerhin 76 Ländern, die in den vergangenen 7 Tagen wieder einen Anstieg der Neuinfektionen gegenüber den vorausgegangenen 7 TAgen zu verzeichnen hatten – wenn auch nur um 2 Prozent. Setzt sich die aktuelle Tendenz fort, wird dieser Anstieg aber in den nächsten Tagen erheblich anwachsen. Auf die Todesfallzahlen wirkt sich die neue Wendung noch nicht aus. Sollte man meinen, denn es dauert normalerweise 2 bis 3 Wochen, bis ihre Zahl einer neuen Welle folgt.

Sie sind aber dennoch gestiegen: gestern gab es 91 Fälle, das bedeutet auch eine Zunahme des 7-Tage-Durchschnitts von 63 auf 79 Fälle. Und genau das ist irritierend, denn es kann noch nicht an BA.5 liegen, zumal diese Variante zwar noch ansteckender, aber noch weniger letal sein soll als die bisherigen Omikron-Varianten BA.1 und BA.2, die in Deutschland starke Verbreitung fanden. Wird also mehr getestet und steigen Inzidenz und Neuinfektionszahlen deshalb oder gibt es tatsächlich immer noch Erfassungslücken? Aber warum? Das muss man sich in beiden möglichen Fällen fragen.

Gestern betrug der BA.5-Anteil der registrierten Fälle in Deutschland erst 5 Prozent, in Portugal verdoppelt er sich von Woche zu Woche. Ein BA.5-Anteil von aktuell 5 Prozent dürfte aber nicht allein für den starken Anstieg der Inzidenz in den letzten Tagen hierzulande verantwortlich sein.

Wir wissen nicht, was genau mit welchen Anteilen hinter den stark steigenden Zahlen steckt, aber ganz sicher wird uns Karl Lauterbach alsbald weiterhelfen. Es wäre ganz falsch, ausnahmsweise gerade in dieser erklärungsbedürftigen Situation zu schweigen. In Deutschland wird derweil weiterentwickelter Impfstoff für den Herbst bestellt, das immerhin ist sicher (Q).

NACHTRAG 13:04 Uhr. Was uns gerade erst eingefallen ist: Sollte auch das 9-Euro-Ticket, das bekanntlich reißenden Absatz findet, für die höheren Zahlen verantwortlich sein? Mehr Ansteckung in Bussen und Bahnen wäre ein äußerst unerfreulicher Nebeneffekt der stärkeren Frequentierung des ÖPNV.

Mancher, der zur Berufsverkehrszeit in Berlin unterwegs ist, wird sich fragen: Wie, noch vollere U- und S-Bahnen? Geht doch nicht. Aber außerhalb der Stoßzeiten sehr wohl. 

Gegen das aktuelle Corona-Geschehen nehmen sich die Affenpocken-Fallzahlen in Deutschland eher mickerig aus, das gilt sogar für die Zunahme von ca. 9 Prozent. Nach 44 Fällen vorgestern wurden gestern insgesamt 48 Fälle als bekannt gemeldet, also lediglich 4 neue registriert.

*Vermutlich handelt es sich um den höchsten Steigerungswert seit wesentlich längerer Zeit, aber wir haben Ende 2021 erst begonnen, die Zahlen auf tagesaktueller Basis selbst zu erfassen.

TH

02.06.2022 (hier zu 115/22 von gestern)

  • Der Anstieg der Corona-7-Tage-Inzidenz von gestern setzt sich fort, mit dem stärksten Anstieg seit mehreren Wochen. fort. 7-Tage-Trend der Infektionszahlen steigt um fast 5 Prozent.
  • Zahl der Affenpocken-Fälle stieg in Deutschland von vorgestern 33 auf gestern 44. Für heute liegen noch keine Zahlen vor.

„Nach unserer Auffassung sollte heute der letzte Tag sein, an dem sich die Nacherfassung vom vergangenen Donnerstag (Feiertag) noch auswirken kann und eine steigende Inzidenz nach sich zieht. Die Steigerung von 201,4 auf 207,0 ist erheblich geringer als gestern, aber immer noch signifikant, außerdem stieg die Zahl der gemeldeten Fälle von 49.141 am Mittwoch der Vorwoche auf heute 54.957“, schrieben wir gestern. Heute wurden 48.502 neue Fälle gemeldet (vor einer Woche: ca. 39.000), die Inzidenz steigt gegenüber gestern um fast 7 Prozent auf 221,4.

Einen um einiges höheren Anstieg hatten wir nach Ostern gesehen, weil zwei Tage nacherfasst werden mussten. Insofern sind wir immer noch geneigt, zu sagen, dass es sich bei den abermals höheren heutigen Zahlen noch nicht um eine echte Trendwende handelt, sondern um einen offenbar doch etwas länger andauernden Nachholeffekt bei der Erfassung. Sollte doch eine Trendumkehr, müsste erst einmal eruiert werden, ob das kühlere Wetter der letzten Tage, verminderte Vorsicht der Bevölkerung oder schon der Subtyp Omikron BA.5 der hauptsächliche Auslöser dieser Umkehr sind.

Die 7-Tage-Veränderung der Inzidenz strebt rasch der Null zu (blaue Linie) – zwar von unten, trotzdem wäre eine weitere Verzögerung beim Abbau der Inzidenz sehr ungünstig, denn wir müssen durchaus damit rechnen, der Omikron-Subtyp BA.5 sich auch hierzulande ohnehin mit stärkeren Neuinfektionszahlen bemerkbar machen wird. Das würde sich mit etwas Verzögerung auch auf die Todesfallzahlen auswirken, die weiter zurückgehen. Der 7-Tage-Durchschnitt liegt jetzt bei 63. 

Auch weltweit ist aktuell kein Infektionsrückgang zu verzeichnen, gestern wurden ca. 570.000 Fälle gemeldet, nach ca. 544.000 am Vortag. In den vergangenen 7 Tagen kam es allerdings zu einer Abschwächung des Infektionsgeschehens um 23 Prozent, in Deutschland hingegen nur um 13 Prozent. Seit vielen Wochen liegt der deutsche Anteil am Weltinfektiosgeschehen bei überschlägig 15 Prozent. Es muss nicht näher erklärt werden, dass dies angesichts von knapp über 1 Prozent Anteil Deutschlands an der Weltbevölkerung eine viel zu hohe Quote ist.

Bezüglich der Affenpocken haben wir für heute noch keine neuen Infektionszahlen gefunden, gehen aber von weiter ansteigenden Fallzahlen aus. Die Affenpocken seien keine passende „Ersatzbesorgnis“ für Corona, man solle sie aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen, heißt es in der Presse unter anderem und mögliche Superspreader-Events wie „Rock am Ring werden angesprochen. Hier können Sie ein wenig mehr zu den Hintergründen der hierzulande neuen Krankheit lesen, erklärt von Sandra Cisek, die durch die Corona-Pandemie bekannt wurde, während der sie abwechselnd mit Christian Drosten einen Info-Podcast betrieb.

TH

01.06.2022 (hier zu 114/22 von gestern)

  • Der starke Anstieg der Corona-7-Tage-Inzidenz von gestern setzt sich abgeschwächt fort. Erstmals seit längerer Zeit wurden mehr Infektionen registriert als in der Vorwoche. 
  • Zahl der Affenpocken-Fälle stieg in Deutschland von gestern 33 auf heute 44. Die WHO warnt vor Ausbreitung auf Großevents.

Nach unserer Auffassung sollte heute der letzte Tag sein, an dem sich die Nacherfassung vom vergangenen Donnerstag (Feiertag) noch auswirken kann und eine steigende Inzidenz nach sich zieht. Die Steigerung von 201,4 auf 207,0 ist erheblich geringer als gestern, aber immer noch signifikant, außerdem stieg die Zahl der gemeldeten Fälle von 49.141 am Mittwoch der Vorwoche auf heute 54.957. Wir gehen im Moment trotzdem davon aus, dass in den nächsten Tagen wieder eine Abwärtstendenz eintreten wird. Ob das kühlere Wetter zum Beispiel eine Rolle spielt, ob weniger Vorsicht zu einer Abschwächung des Infektionsrückgangs führt, können wir nicht feststellen, es gibt auch noch keine Meldung, dass die aktuell wieder etwas höhere Inzidenz einen besonderen Grund haben könnte. 

Wir rechnen aufgrund des vorstehenden Pfingstmontags mit weiteren Unregelmäßigkeiten bei der Erfassung von Neuinfektionen. Außerdem ist nach wie vor zu beachten, dass das Bild aufgrund „verdeckter“ Infektionen, die nicht durch Testung etc. zu Meldungen führen, verzerrt ist, die tatsächlichen Infektionszahlen dürften nach wie vor höher liegen als die vom RKI ausgewiesenen, die wir für unsere Grafiken verwenden.

Weiter rückläufig sind indes die Todesfallzahlen. Erstmals im Jahr 2022 wurden heute an einem normalen Wochentag, dem kein Feiertag vorausging, weniger als 100 neue Fälle gemeldet (91). Wir hoffen, dass gerade diese wichtige Kennziffer weiterhin sinkende Tendenz aufweisen wird. 

Indes breitet sich der Omikron-Subtyp BA.5 in Portugal rasant aus, führt zu höheren Todesfallzahlen insbesondere bei älterem Menschen und erste Stimmen werden laut, die wiederum mehr Schutzmaßnahmen bei uns fordern.

Fast 190.000 Corona-Neuinfektionen zwischen dem 17. und dem 23. Mai trüben die Hoffnung in Portugal auf einen halbwegs normalen Sommer. Laut der Statistik des Zentrums für Krankheitskontrolle der Europäischen Union hat Portugal derzeit die höchste Sieben-Tage-Inzidenz auf dem europäischen Kontinent. 

Offenbar ist die Variante BA.5 noch einmal ansteckender als die bisher hierzulande relevanten Omikron-Varianten BA.1 und BA.2, aber auch die Tendenz zur Verursachung weniger schwerer Verläufe scheint sich fortzusetzen. Das würde der Erklärung von Wissenschaftlern entsprechend, die sagen, das Virus sei vor allem auf Fortbestand ausgerichtet, nicht auf maximale Schädigung des Wirts.

Die Affenpocken betreffend, warnt die WHO vor Ansteckungsgefahr auf Sommerfestivals mit „jungen, sexuell aktiven und mobilen Menschen“. 

Kopenhagen (dpa) – Das Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die Gefahr einer weiteren Verbreitung der Affenpocken bei bevorstehenden Festivals und großen Partys.

„Das Potenzial für eine weitere Übertragung in Europa und anderswo im Sommer ist hoch“, heißt es in einer Erklärung des WHO-Regionaldirektors für Europa, Hans Henri Kluge.

Festivals und Feiern in den kommenden Monaten böten aber auch die Möglichkeit, um bei jungen, sexuell aktiven und mobilen Menschen das Bewusstsein für die Krankheit zu steigern und das Schutzverhalten zu stärken.

Für Deutschland verzeichnet das Robert Koch-Institut (RKI) nach Angaben vom Mittwoch (1. Juni) bislang 44 Affenpocken-Infektionen (Vortag: 33). Die Meldungen stammen mittlerweile aus acht Bundesländern. (Q)

Daraus können wir mittlerweile eine kleine, noch nicht als Grafik verfügbare Statistik ableiten:

01.06.2022: 44
31.05.2022: 33
30.05.2022: 21
29.05.2022: 12 Fälle von Affenpocken in Deutschland.

Diese Erkrankung ist meldepflichtig, daher dürften, anders als bei Corona, Fallzahlen und tatsächliche Fälle weitgehend übereinstimmen, zumal die Affenpocken auch optische Veränderungen der Haut von Betroffenen hervorrufen.

TH

31.05.2022 (hier zu 113/22 von gestern)

Heute hat sich der Effekt eingestellt, den wir bereits für Samstag oder gestern erwartet hatten: Die Nacherfassung der Fälle vom vergangenen Donnerstag (einem Feiertag) schien gestern zu laufen und ist vermutlich jetzt weitgehend abgeschlossen.  

Daher kam es heute zu einem nur noch geringen Rückgang der Neuinfektionen gegenüber dem Dienstag der Vorwoche (61.889, vor einer Woche waren es 64437 Neuinfektionen). Die Inzidenz stieg sogar von 189,0 auf 201,4 an, das hatten wir schon für das Wochenende erwartet. Es ist ein wenig schade, weil die psychologisch wichtige Marke von 200 wieder überschritten wurde, wir führen aber auch diese Inzidenzsteigerung auf den beschriebenen Effekt zurück, nicht auf einen tatsächlichen Wiederanstieg der Neuinfektionen.

Freilich liegt die 7-Tage-Veränderung der Inzidenz mit einem Durchschnitt von -5 Prozent nicht mehr ganz so günstig wie gestern (-6,8 Prozent), aber immer noch im akzeptablen Bereich, etwa so wie vor Christi Himmelfahrt. An dem Tag hatte es den bisher stärksten Rückgang des Jahres 2022 um fast 20 Prozent gegeben:

Wir haben heute wieder einmal den Weltvergleich in den Blick genommen. Bezüglich der Neuinfektionen stand Deutschland in den verganegnen 7 Tagen auf Platz 5, hinter Nordkorea, Taiwan, den USA und Australien. Der Rückgang in Deutschland betrug 39 Prozent gegenüber dem 7-Tage-Zeitraum zuvor, weltweit war ein Minus von 31 Prozent zu verzeichnen. Deutlicher ist der Unterschied bei den Todesfallzahlen: Einem Minus von 55 Prozent in Deutschland steht weltweit in Minus von19 Prozent gegenüber. Stand Deutschland in der vorvorherigen Woche noch weltweit auf Platz 2 bei den Todesfallzahlen, ist es jetzt auf Platz 9 zu finden. Das ist unzweifelhaft ein Fortschritt, aber einer von einer dramatisch schlechten Position aus. Nach unserer Ansicht sind ca. 80 Tote pro Tag an / mit Corona immer noch zu viele und dass es ein paar Länder gibt, die aktuelle höhere Todesfallzahlen ausweisen, ist per se kein Grund, sich über diese Verbesserung zu freuen. Weltweit kam es in den vergangeen 7 Tagen zu ca. 8.350 Todesfällen mit / an Corona, während des Höhepunktes der Deltawelle waren es bis zu 15.000 täglich. Ob Covid19 nun bald als endemisch eingestuft werden wird? Zuletzt gab es zumindest in Deutschland dazu keine Vorstöße mehr.

Bei den Affenpocken hingegen zeigt sich eine starke Zunahme, auch in Deutschland. Vor zwei Tagen war noch von 12 Fällen die Rede, jetzt sind 33 bestätigt.

Man könnte nun sagen, so hat es bei Corona auch angefangen, aber wir glauben nicht an eine vergleichbare Pandemiegestaltung. Die Wissenschaft geht bisher von viel langsameren, weil engeren Verbreitungswegen aus.

Die Zahl der bestätigten und an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Fälle von Affenpocken in Deutschland ist weiter gestiegen. Das RKI wies am Dienstag auf seiner Internetseite 33 Nachweise aus, nach 21 am Montag. (Q)

Es wird jedoch geraten, Hautausschläge genau zu beobahten. Also, wir kriegen allein bei dem Gedanken Ausschlag, dass demnächst wieder eine Pandemie ins Haus stehen wird, dabei haben wir gerade noch eine Sportverletzung „abzuarbeiten“. Und noch immer Einschränkungen und einen Homeoffice-Tag wegen Corona. Und dann noch dieser Krieg in der Ukraine und die Inflation und überhaupt. Also bitte hinten anstellen, ihr Monkeypox, wir können nicht alles auf einmal verkraften und regeln. Zieht eine Nummer, ihr seid ca. 2025 an der Reihe. Und bitte nicht meckern, uns geht es in Berlin bei erwünschtren Ämterterminen genauso.

TH

30.05.2022 (hier zu 112/22 von gestern)

Im Mittelpunkt unseres heutigen Kurzreports steht eine Umfrage, ausgelöst vermutlich durch Ansagen, Aussagen oder Vorschläge von Gesundheitsminister Karl Lauterbach:

Sollte die Maskenpflicht in Innenräumen Ihrer Ansicht nach im Falle einer neuen Coronawelle wieder eingeführt werden?

Der Civey-Infotext dazu:

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Maskenpflicht in Innenräumen im Herbst im Falle einer neuen Coronawelle wieder einführen. Man überarbeite derzeit das Infektionsschutzgesetz, welches am 23. September ausläuft. Das verkündete er letzte Woche bei Markus Lanz und fügte hinzu: „Ich halte das auch für unbedingt notwendig, dass wir uns für den Herbst diese Möglichkeit eröffnen“.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) lehnt „vorschnelle” Pläne zur Maskenpflicht ab. „Ich bin dafür, dass wir uns nach Recht und Gesetz richten. Das sieht eine Evaluierung vor“, sagte er den Funke-Zeitungen. Für ​​FDP-Vize Wolfgang Kubicki seien erneute Coronaeinschränkungen im Herbst nur mit ausreichender, wissenschaftlicher Begründung denkbar. Zunächst fordert er allerdings eine parlamentarische Aufarbeitung der Coronapolitik.

Seit April sind die Maskenpflicht für Veranstaltungen oder beim Einkaufen und die 2G- und 3G-Regelungen weggefallen. Derzeit gilt nur ein sogenannter „Basisschutz“, der das Tragen einer Maske im ÖPNV und in medizinischen Einrichtungen vorsieht. Unabhängig vom aktuellen infektionsschutzgesetz gibt es aber vielerorts strengere Regeln mit Maskenpflichten, z.B. in Kultureinrichtungen.

Wir haben uns den Luxus erlaubt, mit „eher ja“ zu stimmen, nicht mit eindeutig ja. Schlicht deshalb, weil eine Welle nicht gleich eine Welle ist und es auf viele Faktoren ankommt: Welche Variante, wie ist deren Verbreitung, wie schnell steigt die Zahl der Neuinfektionen, wie gefährlich ist die Variante, wie wirkt sie sich auf Menschen aus, die schon geimpft oder genesen sind, etc. Die Maskenpflicht würde z. B. auch wieder die Schulen betreffen und nach allem, was wir bisher gesehen haben, sollten Kinder, wenn irgend möglich, von einschränkenden Maßnahmen verschont werden, die sich immer wiederholen. Dann lieber die Schulen wieder schließen, wenn es zu einer sehr hohen Welle kommen sollte.

Der Name Karl Lauterbach fällt auch im Zusammenhang mit den Affenpocken. Dieses Mal sind die Impfungen schneller als das Virus, also vorhanden, bevor es sich zu stark verbreitet, wenn es nach dem Gesundheitsminister geht. Das ist eben auch der Unterschied zu Corona: Es gibt bereits gegen Affenpocken wirksame Vakzine, bevor es richtig losgeht. Falls es das tut, gegenwärtig sind sich alle Expert:innen weitgehend darin einig, dass die Verbreitung nicht mit einer so hohen Geschwindigkeit erfolgen kann wie bei Covid19, weil dazu Hautkontakt mit Infizierten notwendig ist. 

Die Inzidenz ist von gestern auf heute wieder um fast 4 Prozent gesunken. Erstmals seit dem Beginn der Delta-Welle im vergangenen Herbst kam es am Sonntag dazu, dass nur noch eine dreistellige Zahl von Neuinfektionen in ganz Deutschland erfasst wurde (755). Die Inzidenz liegt jetzt bei 189 (gestern 196,2). Unabhängig von der Tatsache, dass Montags generell die wenigsten Fälle der Woche gemeldet werden, ist ein weiterer Rückgang zu verzeichnen, der sich auch in unserer Grafik gut sichtbar zeigt:

Der 7-Tage-Trend der täglichen Veränderung der Inzidenz hat sich heute nur wenig bewegt und liegt bei ca. -6,8 Prozent. Was immer im Herbst auch passieren wird und ob es dann wieder notwendig werden wird, einen „MNS“ zu tragen, es sieht nach Durchschnaufen ohne Maske im Sommer aus. 

Auch weltweit geht das Infektionsgeschehen nach der „Nordkorea-Welle“ wieder deutlich zurück und wird in den nächsten Tagen vermutlich den niedrigsten Stand des Jahres 2022 erreichen (siehe dazu die Grafik im gestrigen Report 112/22). 

TH

29.05.2022 (hier zu 111/22 von gestern)

Der Grund dafür, dass wir heute am zweiten Tag hintereinander einen Corona-Kurzreport veröffentlichen ist, dass die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen (Zahl innerhalb von 7 Tagen pro 100.000 Einwohner) erstmals im Jahr 2022 auf weniger als 200 gesunken ist. Der bundesweite Durchschnitt liegt aktuell bei 196,2 – ein Rückgang gegenüber gestern um mehr als 6 Prozent (209,4).

Damit liegt die Inzidenz auch so niedrig wie seit dem Anstie der Delta-Welle im Herbst 2021 nicht mehr. Wir hatten einen geringeren Rückgang erwartet, weil die Nacherfassung der „Datenlücke“ vom Feiertag dieser Woche (26.05.) vermutlich noch nicht geschlossen ist, aber heute hat sich der sehr günstige Trend der letzten Tage erst einmal fortgesetzt, und zwar ziemlich genau mit dem 7-Tage-Durchschnittswert der Veränderung der täglichen Inzidenz, der aktuell bei etwas mehr als 6 Prozent liegt:

Nach dem stärksten Tagesrückgang des Jahres um fast 20 Prozent am vergangenen Freitag aufgrund der Erfassungslücke vom Donnerstag hatten wir mit einer länger anhaltenden Gegenbewegung gerechnet. Gestern gab es diese zwar, die Inzidenz sank nur noch um ca. 1 Prozent, aber heute scheint diese Gegenbewegung bereits beendet zu sein. Ob nicht doch Nacherfassungen zu einem schwächeren Rückgang führen werden, werden wir in den nächsten Tagen sehen.

Die einzelnen Bundesländer weisen Werte von 69,5 (Thüringen) bis 323,8 (Schleswig-Holstein) auf. Was sich schon länger abzeichnet, markiert eine weitere Trendwende: Berlin liegt mit 201 nun über dem Bundesdurchschnitt, der Rückgang der Inzidenz verläuft hier bereits seit Wochen langsamer als im Bundesdurchschnitt, sodass Berlin von seiner vor einigen Wochen erzielten Spitzenstellung in Sachen niedrige Inzidenz nach hinten durchgereicht wird. Warum das so ist, lässt sich nicht in Kürze wiedergeben, auffällig ist aber, dass die Inzidenz in den Bezirken extrem unterschiedlich ist: Von 73,2 in Neukölln bis zu 684,5 in Marzahn-Hellersdorf reicht die Bandbreite, damit ist sie auf dem Stadtgebiet von Berlin größer als über alle Bundesländer hinweg betrachtet, in denen es selbstverständlich wiederum unterschiedliche Regionalwerte gibt (die Karte zeigt aktuell noch die Werte vom 28.05.). Unser Wohnbezirk lag gestern mit 174 leicht unter dem Berliner und leicht unter dem Bundesdurchschnitt.

Auch weltweit sinken die Neuinfektionszahlen nach dem zwischenzeitlichen Wiederanstieg durch den „Fall Nordkorea“ wieder, wie die folgende Grafik zeigt, die wir heute auch als Titelbild verwendet haben:

Und was machen die Affenpocken?

Sie breiten sich vorsichtig weiter aus. Während Welt-Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery, der schon im Verlauf der Corona-Pandemie das Wort ergriffen hatte, auf baldige Entwarnung hofft, wird in Irland nun auch ein erster Fall registriert. Nicht verwunderlich, gilt doch Großbritannien als das am meisten betroffene europäische Land (siehe Report von gestern mit Verweis auf eine entsprechende Kartendarstellung). In Bayern gibt es derzeit schon drei Fälle, zwei davon in München, einer in Ansbach. Bei dieser Zahl an Erkrankten funktioniert immerhin, anders als bei Corona, noch die Kontaktverfolgung:

Die Münchner Patienten befinden sich derzeit im Klinikum Schwabing, wo sie isoliert behandelt werden. Wie das Gesundheitsreferat der Stadt mitteilt, handelt es sich bei den beiden Männern nicht um gegenseitige Kontaktpersonen. Der zweite Infizierte, ein 32-jähriger Münchner, hat sich also nicht bei dem 26-Jährigen angesteckt, bei dem am 20. Mai der erste Affenpocken-Fall festgestellt wurde. (Q).

Der erste Fall von München ist inzwischen gut dokumentiert, wie man ebenfalls nachlesen kann.

Ein Dashboard wie das des RKI für Covid19, das die Entwicklung der Fallzahlen in Deutschland auf täglicher Basis und gesammelt wiedergibt, haben wir bisher nicht gefunden, daher gibt es vorerst keine eigene Grafik von uns zu den Affenpocken. Eine Statista-Grafik auf dem Stand vom 26.05. weist allerdings für Deutschland bereits 12 bestätigte Fälle und einen Verdachtsfall aus. Damit liegt es auf Rang fünf weltweit, allerdings mit wesentlich weniger Fällen als die führenden Länder Spanien, Großbritannien, Kanada und Portugal. Berücksichtigt werden in der Grafik vermutlich nur Staaten, in denen die Affenpocken als „untypische Krankheit“ gelten, in denen sie sich also aktuell verbreiten, obwohl sie zuvor bisher dort kaum oder gar nicht aufgetreten ist.

TH

28.05.2022 (hier zu 110/22 vom 24.05.2022)

Nach vier Tagen Pause ist es wieder an der Zeit für einen Corona-Kurzreport. Nicht überwiegend, weil #IchHabeMitgemacht trendet und damit mal wieder ein Corona-Hashtag, obwohl wir uns dazu auch noch äußern werden. Ein paar Zeilen zu den Affenpocken haben wir mittlerweile in diesen Report integriert. 

Gestern fiel die Corona-7-Tage-Inzidenz um fast 20 Prozent gegenüber vorgestern ab, von 262 auf 211, heute hingegen gibt es nur noch einen leichten Rückgang um etwa 1 Prozent auf 209. Der Effekt ist bekannt: Wir hatten einen Feiertag mitten in der Woche und am Tag darauf, also gestern, wurde wenig gemeldet. Wegen dieses Beinahe-Meldeausfalls kam es zu es einen starken Rückgang der Zahlen innerhalb der letzten sieben Tage, heute hingegen läuft es wieder „normal“ (knapp 40.000 Neuinfektionen am Freitag). In den nächsten Tagen erwarten wir deshalb nur ein geringes Absinken der Inzidenz, möglicherweise kommt es auch zu einem leichten Anstieg. Trotzdem wäre das „im Plan“, wie unsere Grafik zeigt, die einen sehr guten Rückgang von 4 bis 7 Prozent in der 7-Tage-Schau aufweist (Mittelwert der Veränderung in den letzten 7 Tagen):

Einzelne Bundesländer weisen mittlerweile sogar Inzidenzen von unter 100 aus. Mit dem niedrigsten Wert glänzt Tühringen (73), dann folgt Sachsen (93), Sachsen-Anhalt liegt mit 103 nur knapp im dreistelligen Bereich. Die höchsten Werte verzeichnen Schleswig-Holstein (335) und Bremen (286). Berlin liegt mit 206 nur noch knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Vor wenigen Wochen hatte das Hauptstadt-Bundesland noch die Spitzenposition inne, aber schon länger ist hier ein schwächerer Rückgang als bundesweit zu verzeichnen. 

Eine wichtige Entwicklung gilt es auch bei den Todesfallzahlen herauszustellen: In den letzten Tagen sank der 7-Tage-Durchschnitt deutlich unter 100, wir sind uns aber nicht sicher, ob es durch Nachmeldungen nicht noch einmal darüber gehen wird. Jedenfalls gibt es auch hier aufgrund geringerer Neuinfektionszahlen zeitversetzt eine Verminderung, die allerdings nicht so stark ausfällt wie bei der Inzidenz. Da wir nicht davon ausgehen, dass Omikron sukzessive eine höhere Letalität aufweist, liegt die Vermutung nah, dass es derzeit viele ältere und immunsystemgeschwächte Menschen trifft, die eine höhere Anfälligkeit für schwere Verläufe aufweisen.

Nun zum Hashtag des Tages.

Ja, wir haben mitgemacht, das Unsere dazu getan, um die Pandemie so schnell wie möglich zu beenden. Mehr ist dazu im Grunde nicht zu sagen, denn wir hatte bis jetzt keine (erkannte) Infektion. Wir lassen uns für das Vertrauen in die Wirksamkeit der Impfungen und das (weitgehende) Einhalten von Schutzmaßnahmen nicht widerspruchslos beschimpfen, wir tragen diesen Umstand aber auch nicht wie eine Monstranz vor uns her und machen jetzt eine Art religiöses Bekenntnis daraus. Wir haben nichts zu beweisen und die vielen Selbstverständlichkeiten, die in den sozialen Medien zu riesigen Hypes aufgebauscht werden – nebbich. Wir werden sehen, wie es mit Corona weitergeht. Ein Beispiel für einen solchen medialen Hype sind aber die Affenpocken:

The World Health Organization says nearly 200 cases of monkeypox have been reported in more than 20 countries not usually known to have outbreaks of the unusual disease, but described the epidemic as „containable“ and proposed creating a stockpile to equitably share the limited vaccines and drugs available worldwide. Eine Zeitung aus Bangladesch spricht von 226 Fällen, aber für Deutschland ist die Fallzahl offenbar aktuell nicht einmal bekannt, es heißt, es seien „mehrere“, darunter ein paar neue Fälle. Diese Karte von Newsweek weist für Deutschland aktuell 10 bis 20 Fälle aus.

Klar ist jedenfalls, dass die Übertragung der Affenpocken nicht so leicht erfolgen kann wie bei Covid19-Viren, also nicht durch die Luft, sondern nur durch Körperkontakt. Passen Sie also bitte auf, dass Sie sich nichts einfangen, sonst steckt Karl Lauterbach Sie für drei Wochen in Quarantäne – berechtigterweise, oder etwa nicht? Weil Sie so unvorsichtig waren. Denken Sie bitte noch einmal über das nach, was wir zur Übertragung geschrieben haben und lesen Sie es beim RKI genauer nach.

TH

24.05.2022 (hier zu 109/22 von gestern)

Coronamäßig hat sich heute nicht viel getan, die 7-Tage-Inzidenz sinkt weiter von 312 auf 307, einzelne Bundesländer liegen zwischen 125 (Thüringen) und 465 (Bremen). Die Neuinfektionszahlen haben sich gegenüber dem gleichen Tag der Vorwoche von ca. 83.000 auf ca. 64.000 vermindert.

Eine neue Grafik zeigen wir heute nicht, weil die Inzidenzgrafik sich kaum von der gestrigen unterscheidet, die wir als Titelbild verwenden.

Auch die Todesfallzahlen sinken (auf hohem Niveau, der Durchschnitt der letzten 7 Tage liegt bei etwa 117 pro Tag). Wäre es nur um Corona gegangen, hätte es heute auch keinen Report von uns gegeben, aber wir haben ja eine neue Virusinfektion, die wir hier erstmals ein wenig ausführlicher darstellen. Es handelt sich um die #Affenpocken oder #Monkeypox. Und wir haben nun entschieden, die Meldungen dazu in den Corona-Report zu integrieren.

Zum Eindämmen der ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland soll für Infizierte generell eine angeordnete Isolation von mindestens 21 Tagen empfohlen werden. Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag am Rande des Deutschen Ärztetages in Bremen. „In den frühen Phasen einer Epidemie muss hart und früh reagiert werden“, so der Politiker. Die Empfehlung sei zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) entwickelt worden. Auch Kontaktpersonen von Infizierten sollen 21 Tage in Quarantäne. (Q)

Ob sich die ersten Fälle noch eindämmen lassen, ist die Frage, aber wissen schon, was gemeint ist, die weitere Ausbreitung. 

An der Pressekonferenz am Rande des Deutschen Ärztetages nahmen auch RKI-Präsident Lothar Wieler und Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, teil. Durch gute Kontaktnachverfolgung und Vorsicht könne eine schnelle Ausbreitung eingedämmt werden, sagte Lauterbach bei dem Auftritt. Er betonte zugleich, was man aktuell mit den Affenpocken erlebe, sei „nicht der Beginn einer neuen Pandemie“. Es handele sich um einen bekannten Erreger, und man wisse, wie man ihn bekämpfen könne. (Q s. o.)

(…) Auch wenn die weltweit erfassten Infektionen derzeit in erster Linie Männer betreffen, die Sex mit anderen Männern hatten: Eine Übertragung ist generell bei engem Kontakt und über kontaminierte Materialien möglich. Die Weitergabe über die Luft spielt – anders als etwa bei Corona – hingegen kaum eine Rolle. Anfang Mai war ein Affenpocken-Fall in Großbritannien nachgewiesen worden – Experten zufolge kursierte der Erreger da aber wohl bereits in vielen Ländern.

 

(…) Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein. 

Etwas ausführlicher berichtet u. a. die „Zeit“, inkludiert die Einschätzung, dass wir aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit einer weiteren Pandemie zu rechnen haben. Gleichwohl soll beim wilden Sommerpartytreiben etwas aufgepasst werden. Immer auf die Partypeople, hört das nie auf?

Dafür ist Impfrettung möglicherweise nah. Eventuell sogar in der Form, dass ein einziger Impfstoff sowohl gegen Affenpocken wie auch als Corona-Booster eingesetzt werden kann. Da sag noch einer etwas gegen die unendlichen Möglichkeiten der modernen Wissenschaft und gegen das Impfen. (Q) Auch insofern ergibt es Sinn, dass wir Corona und die Affenpocken in einem Report zusammenfassen.

Falls es doch zu einer explosionsartigen Ausbreitung der Affenpocken kommt: Wir kriegen das alles sicher genauso souverän in den Griff wie die Corona-Pandemie, die gerade erst lächerliche 27 Monate andauert und durchschnittlich immer noch 117 Tote pro Tag in Deutschland verursache (an / mit Corona).

TH

23.05.2022 (hier zu 108/22 vom 18.05.2022)

AKTUELL: Biontech-Impfstoff könntefür Babies und Kleinkinder im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren zugelassen werden. Das ist jetzt das dritte Mal, dass wir diesen Artikel überarbeiten, obwohl er eigentlich schon raus ist, weil plötzlich die Nachrichtenlage wieder so dicht wird. Wir kommentieren dazu aber erst morgen, in diesem Format oder im Briefing.

Fünf Tage lang gab es nun keinen neuen Corona-Report von uns, das ist der längste Zeitraum seit dem Beginn der Omikron-Welle und unserer täglichen Erfassung Ende Dezember 2021. Der Grund ist ein positiver: In den letzten Tagen ging die 7-Tage-Inzidenz in angemessenem Tempo zurück, das trifft auch heute wieder zu, der bundesweite Wert liegt bei 312,1, nach 322,4 gestern. 

AKTUELL: Biontech-Impfstoff könntefür Babies und Kleinkinder im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren zugelassen werden. Das ist jetzt das dritte Mal, dass wir diesen Artikel überarbeiten, obwohl er eigentlich schon raus ist, weil plötzlich die Nachrichtenlage wieder so dicht wird. Wir kommentieren dazu aber erst morgen, in diesem Format oder im Briefing.

Das ist zwar ein etwas geringerer Rückgang als in den Tagen zuvor, dieser erklärt sich aber leicht daraus, dass es sich hier um ein typisches Wochenend-Phänomen handelt. Aufgrund der niedrigen Ausgangsbasis, die dadurch entsteht, dass am Wochenende generell viel weniger Neuinfektionen gemeldet werden, kann sich auch die Inzidenz nicht so stark verändern (ein Rückgang von 4.000 auf 2.000 ist zwar prozentual größer, aber wirkt sich auf die wöchentliche Inzidenz nicht so stark aus wie einer von 80.000 auf 70.000 Neuinfektionen pro Tag):

In der obigen Grafiken sehen wir jetzt also einen kontinuierlichen Rückgang, der sich auch in den Zahlen der einzelnen Bundesländer spiegelt: Thüringen hat die niedrigste Inzidenz (gegenwärtig 129), kein Bundesland weist mehr als 500 auf, Schleswig-Holstein ist mit 493 das Schlusslicht. Berlin liegt mit 261 weiterhin besser als der Bundesdurchschnitt, aber hier geht es seit einiger Zeit langsamer voran mit der Absenkung, daher zählt es nicht mehr zu den Spitzenreitern. 

Ein Blick auf die Todesfallzahlen zeigt ebenfalls rückläufige Werte, der 7-Tage-Durchschnitt liegt noch bei knapp 120 Fällen, vorgestern und gestern kam jeweils einer hinzu, während der Werktage wird die Zahl wieder ansteigen. Relativ zu anderen Ländern ist die Zahl immer noch sehr hoch, nur die USA haben in den vergangenen zwei Wochen mehr Tote hinnehmen müssen. Relativ zur Bevölkerungszahl liegt unter den größeren Ländern nur Großbritannien noch schlechter. 

Heute halten wir den Kurzreport besonders kurz, wollten Sie aber nach einer Pause wieder über die grundsätzliche Entwicklung informieren. Dass die Zahl der Maskenträger:innen abnimmt, fügen wir kurz bei, aber ohne Kommentierung. 

Und was ist mit den Affenpocken, der dritten Geisel der Menschheit (nach Corona und Putin) in diesem Jahrzehnt? Da wir sowieso immer beim RKI reinschauen, um Informationen zu sichten, hier das, was das RKI aktuell zur Situation in Deutschland schreibt:

In Deutschland sind im Mai 2022 erste Fälle von Affenpocken identifiziert worden (Stand 23.5.: 4 Fälle, siehe u.a. Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 20.5.2022Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin vom 21.5.2022). Diese Fälle stehen möglicherweise im Zusammenhang mit weiteren Affenpocken-Fällen ohne Reiseanamnese in Endemiegebiete, die im Mai 2022 in verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas registriert worden sind. Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer. Weitere Fälle sind auch in Deutschland zu erwarten. Nach derzeitigem Wissen ist für eine Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich, deshalb kann gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass der Ausbruch begrenzt bleibt. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt. Das RKI beobachtet die Situation weiter sehr genau und passt seine Einschätzung dem aktuellen Kenntnisstand an.

Da wollen wir doch mal hoffen, dass der Kenntnisstand sich nicht ruckartig in „verflixt, es ist doch eine stärkere Verbreitung zu befürchten“ ändert und speziell die weniger breiten Teile der Bevölkerung, zu denen auch wir uns rechnen, betroffen sind; mithin, dass wir diese Beitragsreihe nicht in Affenpocken-Coronareport umbenennen müssen.

TH

18.05.2022 (hier zu 107/22 vom 17.05.2022)

Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland ging heute gegenüber gestern um fast 7-Prozent zurück (von 437,6 auf 407,4), das ist der höchste Rückgangs seit dem „Nach-Oster-Bounce-Back“ am 29.04.2022. Weltweit steigen die Zahlen jedoch wegen des Sonderfalls Nordkorea weiter, außerdem hat sich die WHO bei der Berechnung der deutschen Übersterblichkeit geirrt. Warum das offensichtlich war, erklären wir im Folgenden.

Der Inzidenzrückgang ist wieder sozusagen in der Spur, aber die geringen Veränderungen der letzten Tage hinterlassen selbstverständlich ebenfalls Spuren: Die Dynamik des Rückgangs im 7-Tage-Trend ist immer noch mäßig und liegt bei etwa 3 Prozent pro Tag. Den niedrigsten Wert weist aktuell Thüringen auf (171), den höchsten Schleswig-Holstein (582), damit liegt nun kein Bundesland mehr bei einer Inzidenz von über 600. Berlin hatte von gestern auf heute einen Rückgang von 347 auf 321 zu verzeichnen, und liegt bezüglich des Rückgangs etwa im Bundestrend.

Gestern wurden 72.051 Neuinfektionen gemeldet, das sind ca. 25.000 weniger als vor einer Woche. Bewegung kommt auch in die Todesfallzahlen. Sie liegen jetzt bei ca. 135 pro Tag im Durchschnitt der letzten 7 Tage, das ist der niedrigste Wert im Jahr 2022 vom „Oster-Erfassungsloch“ an einem einzigen Tag abgesehen. 

In diesem Zusammenhang auch die Meldung des Tages: Die WHO hatte die Übersterblichkeit in Deutschland während der Pandemie mit 200.000 berechnet und wird sich korrigieren. Das statistische Bundesamt geht von ca. 71.000 Todesfällen aus. Ehrlich geschrieben: Wir kannten die WHO-Zahl gar nicht, hätten sie aber sofort angezweifelt, da in Deutschland insgesamt erst knapp 140.000 Todesfälle mit / an Corona gemeldet wurden, seit die Pandemie im März 2020 startete. Ebenfalls nicht verwunderlich: Die Zahlen verschiedener Länder sind aufgrund verschiedener Erfassungs- und Meldemodalitäten schwer miteinander vergleichbar. Was uns ebenfalls sehr erstaunt: Dass es insgesamt nach verschiedenen Schätzungen zu einer Übersterblichkeit von ca. 15 bis 20 Millionen Menschen weltweit gekommen sein soll. Es wurden doch erst ca. 6,3 Millionen Corona-Tote ausgewiesen. Das „erst“ soll nicht despektierlich klingen gegenüber Menschen, die Menschen verloren haben, aber etwas passt da eindeutig nicht zusammen, sofern die Länderzahlen nur halbwegs der Realität entsprechen. (Q)

Wäre die Übersterblichkeit dreimal höher als die offizielle Zahl von Toten an und auch mit Corona (Corona war nicht ursächlich für den Tod, trotzdem wird eine Person, die auch mit Corona infiziert war und verstarb als Corona-Todesfall klassifizert – so wird in Deutschland gezählt), dann könnte man die Zahlen, die zu Corona aus den Ländern kommen und zu den Weltzahlen der Todesfälle addiert werden, in die Tonne treten, um es schlicht zu formulieren. Die Zahlen gelten übrigens für den Zeitraum bis Ende 2021, damals stand die offizielle Corona-Todesfallzahl erst bei etwas über 5 Millionen. 

Was folgt nun aus alldem? Dass man alle Corona-Zahlen mit Vorsicht behandeln muss, aber das ist ja nichts Neues. Wir schreiben schon länger: Wir orientieren uns an den RKI-Zahlen, die vermutlich zu niedrig bezüglich der Neuinfektionen sind, weil es in Deutschland keine anderen von offizieller Seite gibt. Trotzdem die Weltzahlen: Sie lagen gestern mit ca. 835.000 Neuinfektionen so hoch wie zuletzt am 14.04.2022 (damals 947.000).

Und was hat Karl Lauterbach Schönes vor?

Noch im Mai will Lauterbach auch ein „Pandemiebekämpfungskonzept“ für den Herbst vorstellen. Dann werde man wieder deutlich steigende Fallzahlen erwarten müssen, sagte er. Konkret soll es um die weitere Strategie für mehr Impfungen und den Impfstoff-Einkauf sowie eine Anschlussregelung für Corona-Vorgaben gehen, wenn die jetzigen Regeln des Infektionsschutzgesetzes am 23. September enden. (Q)

Hoffentlich machen die Menschen beim Konzept auch mit, zu einem Infektionsschutzgesetz auf Vorrat hat es ja schon mal nicht gereicht. Aber lesen Sie bitte den ganzen Artikel, denn es kommt noch einiges mehr, unabhängig von Corona. Unser Tipp: Wir werden noch gläserner und die Krankenkassenbeiträge werden wieder einmal steigen, die Leistungen werden ebenfalls gekürzt, anstatt, dass man endlich an die Kostenfalle der in Deutschland viel zu teuren Medikamente herangeht (aber, oh, die Pharmalobby!) und die spektakulär menschenfeindliche und zudem kostenseitig kontraproduktive Fallpauschale abschafft. Bestimmt sollen auch wieder Klinken privatisiert werden, damit es noch teurer wird als bisher, denn der Reibach der Aktionär:innen muss ja auch noch irgendwie erwirtschaftet werden. Das geht am besten mit künstlicher Verknappung. Sie erinnern sich vielleicht: Bevor Karl Lauterbach Corona-Mahner und dann Corona-Manager wurde, trommelte er für Klinikschließungen. Jetzt trendet schon den zweiten Tag in Folge #LauterbachRuecktrittJetzt, andererseits gilt er nach einer Forsa-Umfrage als der drittbeliebteste Politiker der Ampel-Regierung. Die Meinungen zu ihm gehen eben weit auseinander. Was die Bettenkapazität in Deutschland angeht: Komm, Karl, jetzt haste doch schon manchen Irrtum eingeräumt, einer geht noch. Und das ist ein wirklich wichtiger. Außerdem gehört die Gesundheitsvorsorge in öffentliche Hand. Wir wollen als Patienten nicht finanzialisiert und ökonomisiert werden, denn der nächste Schritt ist dann der, den Wert des Lebens eines Menschen nach dessen weiterer ökonomischer Verwertbarkeit zu bemessen. Vor allem die etwas Älteren unter uns sollten gegen alle diese Entwicklungen im Gesundheitswesen viel mehr ihre Stimme erheben, denn es wird sie, wird uns treffen, spätestens in einigen Jahren.

TH

17.05.2022 (hier zu 106/22 vom 14.05.2022)

Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland fällt gegenwärtig nicht mehr, sie sinkt wie eine Feder, ganz langsam, man kann in aller Ruhe dabei zuschauen. Jetzt ist ein Wert von 437,6 erreicht, nach gestern 439,2. Weltweit steigen die Neuinfektionen sogar wieder, aus einem besonderen Grund: Der plötzliche Ausbruch von Corona in Nordkorea wird erfasst, und dort liegen die Fallzahlen aktuell offenbar höher als in jedem anderen Land. 

Ähnliche Probleme erwartet man für China, wenn es seine Zero-Covid-Strategie aufgibt oder nicht mehr durchhalten kann. Höher als in Deutschland sind die Fallzahlen jetzt auch in den USA und in Taiwan (Durchschnitt der letzten 7 Tage). Bei den Todesfallzahlen rangiert Deutschland weiterhin hinter den USA auf Rang 2. 

Die gestern gemeldeten Neuinfektionen liegen hierzulande bei 86.252, das sind ca. 21.000 weniger als vor einer Woche, die weltweiten Neuinfektionen lagen bei ca. 737.000, das ist der höchste Wert seit dem 21.04.2022. Der 7-Tage-Durchschnitt in Deutschland liegt bei ca. 58.000 Fällen, das ist der niedrigste Wert seit dem 12.01.2022. 

Thüringen weist nun als erstes Bundesland eine Inzidenz von weniger als 200 auf (183,8), am höchsten liegt sie in Schleswig-Holstein (615,4). Da in Berlin die Inzidenz in den letzten Tagen bei Werten um 375-380 stagniert war, hat sich das Hauptstadt-Bundesland relativ verschlechtert. Heute allerdings gab es wieder einen erkennbaren Rückgang auf 348 und damit liegt Berlin weiterhin besser als der Durchschnitt der Bundesländer.

Karl Lauterbach findet sich mit seinen Warnungen vor einer Killervariante (Antworten auf Twitter: „Was ist eine Killervariante? Die WHO kennt keine Killervarianten“) ziemlich alleine wieder, was nicht heißt, dass sich in die ohnehin viel zu langsam abflauende 6. Welle nicht eine Herbstwelle hineinschieben wird. Aber schon wieder trendet #LauterbachRuecktrittJetzt. Ach Leute, gibt Wichtigeres.

Aus gegebenem Anlass, weil wir gestern erstmals seit Längerem wieder unseren Berliner ÖPNV benutzt haben:

In den Verkehrsmitteln der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) herrscht Maskenpflicht. Fahrgäste müssen in U-Bahnen, in der Tram und in den Bussen eine FFP2-Maske tragen. Diese Regel gilt auch mit der sogenannten Basisschutzmaßnahmenverordnung, die am 1. April 2022 in Kraft getreten ist. In Bahnhöfen, auf Bahnsteigen und im Haltestellenbereich gilt die Maskenpflicht hingegen nicht mehr. (Q)

Auch in einer vollen U-Bahn waren wieder eine paar *********** ohne Maske unterwegs, mglw. Touristen. Da wir uns sowieso bis in den letzten Winkel digitalisieren, haben wir gestern erstmals BVG-Tickets online (via „Jelbi“) gekauft, ganz gemäß der Empfehlung, die in der obigen Quelle im weiteren Verlauf des Artikels gegeben wird, und freuen uns riesig auf das Neun-Euro-Ticket ab Juni. Warum? Weil wir uns kürzlich bei einem Unfall verletzt haben und vermutlich nicht in dem Maße wie geplant mit dem Rad durch den Sommer sausen können.

Hingegen freuen wir uns nicht auf die häufigen Fahrscheinkontrollen, denn wir haben desöfteren mitbekommen, dass das Erfassen elektronischer Tickets durch die Kontrolleure nicht gerade super funkioniert und man daher schneller in Schwarzfahrverdacht kommt, als wenn man den Herrschaften (bisher war keine Dame dabei) ein gestempeltes Teil oder ein Dauerticket aus Papier unter die Nase hält. Ob unter der 9-Euro-Ägide noch so viel kontrolliert wird, ist eine andere Frage. Ehrlich, man hätte für die drei Monate auch Fahren for free gewähren können. Der bürokratische Aufwand für die Umstellung auf das 9-Euro-Ticket in Relation zu einer Nulllösung für den Sommer übersteigt vermutlich die Einnahmen aus den 9-Euro-Tickets. In Berlin ist eine Vermutung in diese Richtung der Realität zumeist sehr nah.

Durch das Bahnfahren wird auch unser Infektionsrisiko steigen, deswegen hoffen wir darauf, dass der Inzidenzrückgang in Berlin endlich wieder Fahrt aufnehmen wird. Wir würden auch beim Einkaufen gerne nach langer, langer Zeit die Maske abnehmen, aber es bleibt dabei: erst ab einer Inzidenz von weniger als 150.

TH

14.05.2022 (hier zu 105/22 vom 11.05.2022)

Nur noch alle drei Tage ein Corona-Report, das ist doch ein Wort. Oder? Es liegt aber nicht daran, dass die Lage sich so rasant entspannen würde, sondern daran, dass sich nicht sehr viel tut. Es verharrt das Geschehen auf zu hohem Niveau. Allerdings it uns im Weltvergleich eine positive Entwicklung aufgefallen. Aber sie ist eben relativ und beruht darauf, dass andernorts die Zahlen teilweise wieder steigen.

Die bundeseite 7-Tage-Inzidenz hat sich in den letzten drei Tagen so entwickelt: heute 477, gestern 485, vorgestern 502. Wir haben in die Inzidenzgrafik heute eine kleine dunkelgrüne Trendlinie eingezeichnet, die belegt, dass die Dynamik der Inzidenzabnahme, die nach dem Ende der Oster-Nacherfassungen Fahrt aufnahme, deutlich erlahmt ist.

Einzelne Bundesländer, darunter auch Berlin (heute Inzidenz 378), verzeichnen wieder eine steigene Infektionsrate. Angesichts der hohen Temperaturen der letzten Tage ist das kein gutes Zeichen bezüglich des „Corona-Sommer-Bonus“, der besagt, dass das Infektionsgeschehen dann zurückgeht, wenn die Außentemperaturen ansteigen. Dem Virus wird unterstellt, dass es hohe Temperaturen nicht mag und sie seine Verbreitungsfähigkeit einschränken. Wird diese Tatsache durch Lockerungen konterkariert, gilt das für Omikron nicht gleichermaßen wie für die früheren Varianten und wie lange dauert es noch, bis endlich „Herdenimmunität“ erreicht ist?

In unserem gestrigen allgemeinen Briefing haben wir erwähnt, dass nur noch 7 Prozent der Menschen in Deutschland „corona-naiv“ sein sollen. Angesichts dieser Zahl sind die Infektionszahlen aber immer noch sehr hoch: Heute wurden 61.589 Fälle gemeldet, vor 8 Tagen waren es 72.252. Ein langer, steiniger Weg abwärts.

Und dann soll auch noch das böse Delta zurückkehren: Karl Lauterbach warnt davor, also stimmt es. Vielleicht ist es die allerdings bereits bekannte Killervariante, die er kürzlich in Aussicht gestellt hatte:

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat vor einer Rückkehr der Delta-Variante des Coronavirus gewarnt und die Beschaffung unterschiedlicher Impfstoffe angekündigt. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Eine Omikron-Welle im Herbst ist zwar wahrscheinlich. Aber selbst die gefährlichere Delta-Variante könnte zurückkommen“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe) unter Verweis auf eine entsprechende Studie aus Israel. (Q)

Aber es gibt doch bisher gar keinen Omikron-Impfstoff? Die gute Nachricht folgt auf dem Fuß:

Die Bundesregierung rechnet im September mit einem Impfstoff gegen die Omikron-Variante. (Q. a. a. O.)

Wir schrieben mehrfach, mit einem an Omikron angepassten Impfstoff würden wir uns ein viertes Mal impfen lassen.

Nun zu weiteren guten Nachrichten. Die Todesfälle gehen  tatsächlich etwas deutlicher zurück. Wir haben es vorhergesagt: Ihre Zahl müsste dem nachlassenden Infektionsgeschehen folgen, wenn auch mit einem Zeitversatz, sonst wäre die Omikron-Variante ja doch gefährlicher, als die allgemein dargestellt wird. Wir haben wieder eine Durchschnittszahl von ca. 140 Fällen pro Tag erreicht, ähnlich wie zu Beginn der Omikron-Welle (7-Tage-Trend), über längere Zeit danach lag der 7-Tage-Trend bei übr 200. Ein Dauerzustand dürfen auch 140 Tote pro Tag an / mit Corona selbstverständlich nicht sein und deswegen ist es falsch, am Horizont bereits eine endemische Lage ausmachen zu wollen. 

Ob man hingegen die Verbesserung der deutschen Situation relativ zum Weltgeschehen als positiv ansieht, ist in der Tat Ansichtssache, denn zum Ausgleich muss es woanders ja schlechter laufen als zuletzt, weil sich insgesamt nicht viel ändert. Bezüglich der Zahl an Neuinfektionen lagen in den letzten 7 Tagen die USA wieder vorne und damit erstmals seit über einem Monat ein anderes Land als Deutschland. Weltweit stagniert das Geschehen (-0,3 Prozent in den vergangenen 7 Tagen gegenüber den vorausgehenden 7 Tagen), während es in Deutschland um 24 Prozent abgenommen hat. Dass dieser Rükgang seinerseits wieder abflacht, haben wir oben erwähnt. Uns wäre es am liebsten, die Infektionen würden überall zurückgehen, andererseits haben wir immer noch viel Nachholbedarf in Sachen Abbau der Neuinfektionen. In allen Ländern mit mehr Einwohnern liegt die Inzidenz niedriger. 

TH

11.05.2022 (hier zu 104/22 vom 08.05.2022)

Drei Tage zwischen zwei Corona-Reporten, wie konnte das passieren? Nun ja, es tut sich nicht so viel, mal steigt die 7-Tage-Inzidenz ein wenig, wie gestern, mal fällt sie ein wenig, wie heute. Dass dies kein befriedigender Zustand ist, versteht sich von selbst, denn eines ist evident: Der Rückgang der Neuinfektionen nimmt seinerseits ab. Man sieht das an der blauen Linie unserer Inzidenzgrafik, die von unten gegen Null strebt:

Im Moment verharrt also die Inzidenz bei Werten um 500 (bundesweit), heute ind es 507, nach 522 gestern. Die vorgestern erreichten 499 sind zwar der niedrigste Wert seit dem 15.01.2022, aber die Betonung darauf zu legen, wäre eine Art von Beschönigung. Tatsache bleibt nämlich, dass Deutschland weltweit die höchste Zahl an Neuinfektionen aufweist, auch hier schauen Sie bitte auf die blaue Linie der Grafik: kaum noch ein Rückgang im 7-Tage-Trend.

Immerhin, heute wurden 97.010 neue Fälle für gestern gemeldet, nach 107.000 am Tag zuvor, das sind auch rund 10.000 weniger als am Dienstag der Vorwoche. Wir hatten aber aufgrund der Entwicklung der letzten Woche gehofft, es würde jetzt gar nicht mehr zu Zahlen über 100.000 kommen. Auch die Todesfallzahlen bilden kein sehr entspannendes Bild:

Vorgestern und gestern lagen die Zahlen wieder über 200 (bei 231 bzw. 214), der 7-Tage-Durchschnitt pendelt derzeit um 170, die niedrigeren Meldezahlen am Wochenend senken ihn unter das, was wir während der Werktage sehen. Wir finden 170 Tote an / mit Corona täglich zu viel, dabei bleibt es, zumal der Eindruck sich verfestigt, dass Deutschland offenbar Dauerweltmeister bei den Neuinfektionen sein möchte. In dne vergangenen 7 Tagen fanden hierzulande 14,9 Prozent aller weltweiten Neuinfektionen statt bzw. wurden gemeldet, weiterhin ereigneten sich hier 6,8 Prozent aller weltweit registrierten Corona-Todesfälle. Angesichts eines deutschen Anteils an der Weltbevölkerung von 1,05 Prozent sind beide Ziffern viel zu hoch und es ist keine Besserung in Sicht. Hartnäckig weigert sich das Geschehen hierzulande, sich relativ zur Weltsituation zu verbessern. Deutschland und die USA, die viermal mehr Einwohner haben, sind gegenwärtig die einzigen Länder, in denen es zu mehr als 1.000 Corona-Toten pro Woche kommt (D = 1.039, USA = 1.621, aber mit fallender Tendenz, während die Lage bei uns, siehe oben, stabil unbefriedigend bleibt).

Woher diese schon weit dem Einsetzen der ersten Omikron-Welle extrem hohen deutschen Zahlen kommen, darüber kann man nur spekulieren, zumal alle anderen Länder mit ganz unterschiedlichen Strategien wesentlich mehr zur Ruhe gekommen sind. Bei uns wirkt die Lage zwar auch ruhig, aber nur deswegen, weil sich alle in typisch deutscher Manier voll auf das Ukraine-Thema stürzen. Für mehr als ein Thema ist bei den Menschen in diesem Land kognitiv kein Raum und deswegen fällt nicht auf, dass dringend darüber gesprochen werden müsste, warum die Corona-Situation hierzulande sich nicht deutlicher verbessert.

Die Zahl der freiwillig MNS tragenden Personen geht weiterhin anteilig zurück, so unser Eindruck und beträgt z. B. beim Einkaufen noch knapp über die Hälfte. Wir waren heute zum zweiten Mal ohne unterwegs, weil wir vergessen hatten, wieder eine oder zwei in unsern gestern frisch gewaschenen Rucksack zu tun wir sind nicht zurückgefahren, obwohl der Weg nicht sehr weit gewesen, der Zeitverlust nur 10 Minuten betragen hätte. Alternativ hätten wir in der Apotheke unseres kleinen Einkaufscenters eine FFP2-Maske erstehen können. So teuer sind sie ja nun nicht mehr. Wir haben’s aber nicht getan und das sagt einiges. Es besagt aber nicht, dass wir nicht morgen wieder den Weg weiterverfolgen werden, erst bei Inzidenz 150 offiziell Schluss mit dem MNS zu machen, gegenwärtig liegt sie in Berlin bei 338. Außerdem gelten in unserer Firma die Hygienemaßnahmen einstweilen fort, wie sie für die gefährliche Delta-Variante eingerichtet worden waren. Heißt, Hände desinfizieren bei Eintritt ist Pflicht und immer, wenn wir uns vom Abeitsplatz erheben und umherwandern, wird die Maske aufgesetzt. Bisher gab es bei uns noch keinen offiziellen Corona-Fall.

Und was sagt der Gesundheitsminister, der in den letzten Tagen aufgrund der monothematischen Ausrichtung der Aufmerksamkeitsökonomie vielleicht gar nicht so sehr zurückgehalten hat, wie es wirkt, aber zuletzt auch nicht mehr in jede Talkshow eingeladen wurde? Gestern war das wieder der Fall und hier können Sie nachlesen, wie er dabei gewirkt hat. Überraschende Wende in Corona-Politik: Lauterbach gegen „Einsperrmaßnahmen“ heißt es bei Telepolis zum gestrigen Gespräch bei Sandra Maischberger. 

„Auf das Hü folgte nur das Hott: Lauterbach ging – erneut in einer Talkshow – seinen eigenen Warnungen auf Distanz: Lockdowns, sozusagen die Bazooka der Pandemiemaßnahmen, werde es auch eine (bei einer, A. TH) Zuspitzung nicht geben, sie seien sinnlos. Angesichts von massiver Kritik der Ärzteschaft ist von der Killer-Virus-Warnung indes nichts mehr zu hören.“

Fällt uns nicht erste seit gestern auf, dass etwas Distanz zu Lauterbachs Aussagen nicht schaden kann, um die Contenance zu bewahren, aber historisch betrachtet, bleibt es richtig, dass er im ersten Corona-Jahr der Mahner und Warner Nr. 1 im Land war, als andere Politiker:innen problemlos ein Massensterben akzeptiert hätten, wenn sich Corona nicht so verharmlost hätte, wie wir es mittlerweile sehen. Uns bleibt sehr ungut in Erinnerung, dass einige Freiheit mit Ignoranz und Inkaufnahme unendlich viel Leids gleichgesetzt, Empathie und Vorsicht gegen eine rüde, darwinistische Form von Freiheit ausgespielt haben. Da wir die Parteien, denen diese Apostel der rüden, egoistischen Form von Freiheit üblicherweise angehören, ohnehin nicht mögen und nicht wählen, hat sich für uns nicht dadurch viel geändert, dass Lauterbach in seiner Position als Gesundheitsminister zu volatil wirkt. Dafür handelt Kanzler Scholz, auch SPD, derzeit so besonnen, an den Konsequenzen orientiert und frei von gefährlicher Eitelkeit wie kaum ein anderer Spitzenpolitiker. Wir hingegen beweisen mit dieser Anmerkung, dass wir zwei Themen im Blick behalten können. Dies, obwohl Lauterbachs gestriger Auftritt nicht einmal dazu geführt hat, dass sein Name bei Twitter trendet. Das sind schon wieder andere Zeiten.

TH

08.05.2022 (hier zu 103/22 von vorgestern)

Es ist Sonntag und die Sonne scheint, in den nächsten Tagen wird es schon richtig sommerlich werden, wenn die Wettervorhersage recht behält. Was macht das Corona-Virus, das sich bei solchen Bedingungen regelmäßig zurückzieht? Es zieht sich zurück. Allerdings auf eine zu gemächliche Art und Weise, wie wir finden.

Der 7-Tage-Trend des täglichen Inzidenz-Rückgangs zeigt eine sinkende Tendenz, die blaue Kurve auf unserer Grafik steigt also an. Nun könnten wir sagen: Bis unser persönlicher Inzidenz-Grenzwert von 150 erreicht ist (heute 514 bundesweit), dauert es doch bei aktuellem Tempo (-3 Prozent pro Tag innerhalb der letzten 7 Tage) nur noch 40 Tage! Auch die Neuinfektionen liegen heute mit nur ca. 8.500 niedriger als an jedem Sonntag (Meldetag) seit dem Beginn unserer täglichen Erfassung am 24.12.2021 und es sind die zweitniedrigsten seit diesem Zeitpunkt insgesamt (am vergangenen Montag war der bisherige Niedrigststand mit nur ca. 4.000 Infektionen erreicht worden, wir erwarten auch morgen wieder niedrige Zahlen). Auch die Todesfallzahl ist mit 10 recht gering, ein typischer Wochenendwert freilich.

Nur noch einen Monat oder etwas mehr bis zum „Tag der Befreiung“? Eigentlich ist er doch schon heute. Jedenfalls ist das nicht viel, wenn man bedenkt, wie lange uns diese Pandemie nun schon beschäftigt. Wir wären demnach an einer Stelle, an der es um den Endspurt geht, noch einmal Augen zu und durch und fertig.

In Berlin liegen wir sogar unter dem Bundesschnitt (heute 338), in weniger als einem Monat ist endlich wieder Normalität angesagt, sofern man das bei einer Indzidenz von 150 behaupten kann und solange man das behaupten kann, wenn die Todesfallzahlen weiterhin so hoch bleiben, wie sie im Moment sind. Aber auch sie sollten natürlich sinken, wenn die Infektionszahlen weiter sinken, mit einer Zeitverzögerung. Da merkt man auch schon, offenbar gab es dabei sogar einen Osterrabatt. Trotzdem muss man festhalten: Die deutschen Neuinfektionszahlen weisen darauf hin, dass wir an der Herdenimmunität arbeiten, nicht an deren Vermeidung.

Wir holen immer noch nach, was in Ländern, die sehr offensiv waren bei der Beendigung der Corona-Maßnahmen, schon „durch“ ist. Wir haben mehrfach geschrieben, dass es einer sehr genauen, zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht möglichen Analyse bedarf, um zu sehen, welche Strategie am Ende die richtige war. Ob gar das deutsche Hin und Her auch nicht schlimmer abgeschnitten hat als Zero Covid oder gezielte Durchseuchung, die beiden Extrempositionen. Außerdem bedürfte es zuverlässiger Zahlen, wenn sie denn mal vorliegen werden, und diesbezüglich sind wir ganz und gar nicht vertrauensvoll. Länder, bei denen jedwedes Super-Management zur Staatsräson gehört, die also auch aus der perfekten Strategie gegen Corona propagandistische Narrative ableiten, werden uns niemals wirklich hinter die Kulissen schauen lassen. Wenn wir bei Propaganda sind: Russland gehört wohl nicht zu den „Versteckern“, die Todeszahlen dort werden als sehr hoch angegeben.

Ob es in Wirklichkeit noch mehr sind, darüber darf man nachdenken, das trifft auf westliche Länder aber auch zu. Wir erinnern auch gerne wieder daran, dass es auch vom Verhalten der Menschen abhängig ist, wie realistisch Infektionszahlen sind: Je weniger getestet wird, desto mehr Infektionen laufen unter dem Radar durch. So gesehen, ist auch die Letalitätsrate geringer, als wenn man nur die offiziellen Zahlen vom RKI heranzieht, wie wir das für unsere Darstellungen tun. Es gibt ja auch keine anderen als diese Zahlen. Einige Publikationen, etwa die Zeit, versuchen, die reale Lage kunstvoll ein wenig besser abzubilden, aber die dort ausgewiesenen höheren Inzidenzwerte sind wohl ebenfalls viel zu niedrig, wenn man die unerkannten Fälle mitzählt.

Wenn man den Zahlen nicht traut, kann man allerdings auch sagen: Alles ist relativ und stimmt es überhaupt? Zum Beispiel unsere häufig ausgedrückte Unzufriedenheit mit den deutschen Zahlen im Weltvergleich. Auch in den vergangenen 7 Tagen war Deutschland wieder das Land mit der höchsten Zahl an Neuinfektionen, sie gingen auch langsamer zurück als im Weltdurchschnitt (-12 Prozent gegenüber -15 Prozent weltweit), ein ähnliches Bild bei den Todsfallzahlen (-24 Prozent weltweit, Deutschland -21 Prozent). Auf Platz 2 bei den Neuinfektionen und Platz 1 bei den Todesfallzahlen jetzt wieder die USA, wo in den letzten 7 Tagen ein leichter Anstieg (+4 Prozent) bei den Neuinfektionen zu verzeichnen war. Nachdem in Südkorea, das eine Zeitlang auf Platz 1 bei den Neuinfektionen, dann auf Platz 2 hinter Deutschland lag, das Gröbste überstanden zu sein scheint (aktuell Platz 6 weltweit), schiebt sich nun ein weiteres Land nach vorne, das bisher durch herausragendes Corona-Management auffiel: Taiwan, das derzeit bezüglich der Neuinfektionen auf Platz 7 der Welttabelle rangiert. Allerdings bisher mit offiziell vergleichsweise sehr wenigen Todesfällen (insgesamt 869, Stand 06.05.2022).

TH

06.05.2022 (hier zu 102/22 von gestern)

Wir schicken Sie und unsere Berichterstattung über Corona ins Wochenende mit weiterhin positiven Zahlen von der Pandemie. Mittlerweile ergibt es in der Tat Sinn, über den endemischen Zustand nachzudenken, aber ist er bereits erreicht? Derweil flammt die Diskussion um Impfnebenwirkungen erneut auf, wir haben vorgestern bereits sozusagen auf persönlicher Ebene darauf hingewiesen.

Dabei hatte unser Gesprächspartner einen Vorgang an der Berliner Charité erwähnt, an der auch Christian Drosten forscht, den wir gestern am Abend nachlesen konnten.

Die Inzidenz fiel von gestern auf heute moderat, von 566,8 auf 553,1 (-2,40 Prozent), die Neuinfektionszahlen, die heute veröffentlicht wurden, im Vergleich zum Freitag der Vorwoche um ca. 16.500, auf jetzt 85.073. Die die gestern gemeldete Zahl der Todesfälle an / mit Corona beträgt 214. Bei allen diesen Ziffern zeigt die Wochentendenz nach unten, aber im Moment nicht sehr deutlich. Wird die zweite Maiwoche die erste seit der 2. Januarwoche werden, in der wir „nur“ noch fünfstellige Neuinfektionszahlen pro Tag sehen werden, am Wochenende sogar vierstellige? Ausgeschlossen ist es nicht, aber die Abschwächung der positiven Tendenz, die seit zwei Tagen zu beobachten ist, lässt keine eindeutige Aussage in diese Richtung zu.

Weil sie das etwas glattere, harmonischere Bild zeigt, zeigen wir wiederum heute die Neuinfektionen-Grafik, nicht die der Inzidenz, die zuletzt so starke Schwankungen aufwies:

Charité-Forscher fordert Ambulanzen für Impfgeschädigte ist ein Artikel des MDR überschrieben, in dem es unter anderem heißt, darüber müsse diskutiert werden, ohne dass man als Impfgegner gilt und in dem es um die Forderung geht, ambulante Angebote für Impfgeschädigte einzurichten.

Der Kern einer großangelegten Studie der Charité mit 40.000 Teilnehmenden: Die tatsächliche Zahl an Impfschäden könnte 40-mal höher sein, als das Paul-Ehrlich-Institut sie bisher ausgewiesen hat. Wir hatten an anderer Stelle negativ vermerkt, dass das Institut seinerseits vor einiger Zeit die Impfschadensdatenbank geschlossen oder dem Blick der Öffentlichkeit entzogen hatte. Dies wiederum würde die Hochrechnung, die seitens einer Krankenkasse vor einiger Zeit erstellt wurde und von ca. 600.000 Impfschäden, auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, mindestens überwiegend rehabilitieren, die bereits vehement in Zweifel und angeblich widerlegt wure. Der Charité trauen wir auf jeden Fall zu, dass das, was von hier aus in die Öffentlichkeit getragen wird, Hand und Fuß hat.

Der Chef der „Provita“, wie die angesprochene Kasse heißt, musste damals wegen seiner These zurücktreten, die auf eine Impfschadensquote von knapp einem Prozent hinauslief. Was damals so viel Wind verursacht hat, sei allerdings, und das ist leider wohl die Normalität und das Risiko, das alle einzugehen haben, die sich durch Impfen schützen wollen: 8 von 1.000 Geimpften müssen mit schweren Nebenwirkungen rechnen. Wie sieht also die Risikoabwägung aus? Ist das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, höher als 8 von 1.000, und zwar nicht auf die Zahl der offiziell Infizierten, sondern auf ca. 77 Prozent der Bevölkerung gerechnet, denn so hoch ist die Zahl der jenigen, die aktuell mindestens zwei Mal geimpft sind. Von diesen schweren Nebenwirkungen klingen 80 Prozent nach drei bis sechs Monaten ab, 20 Prozent führen zu dauerhaften Schäden, das betrifft also 1,6 Promille des mindestens zwei Mal geimpften Teils der Bevölkerung. Diese Zahl müsste man mit derjenigen der Long-Covid-Opfer zuzüglich der Todesfälle an / mit Corona in Bezug setzen, um zu einer fundierten Risikoabwägung zu gelangen. Dummerweise wird bei den Todesfällen niemals festgestellt werden können, wer nun genau wegen Covid oder nur mit Covid verstorben ist.

Damit das möglich ist, müssten alle Covid-Infizierten, die versterben, obduziert werden, was nicht der Fall ist. Also wird uns am Ende als Zahl neben  Long-Covid-Werten nur die Übersterblichkeit als Anhaltspunkt bleiben. Dass es eine Übersterblichkeit während der Pandmie gab, scheint bereits belegt zu sein, erstmals seit vielen Jahren verstarben 2021 in Deutschland mehr als eine Million Menschen. Das ist auch unter Einschluss anderer Faktoren, wie der steigenden Anzahl sehr betagter Personen mit hohem Sterberisiko, eine deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegende Zahl, höher auch als die Sterbeziffer des Jahres 2018, in der sich die Auswirkungen einer heftigen Influenza-Welle spiegelte.

Ergänzung am 07.05.2022: Über „Impftote“ wird in der von uns bezogenen Nachricht keine Aussage getätigt, selbstverständlich wäre es diese Zahl, die mit der Zahl an „Toten wegen, nicht nur mit Corona“ in Abgleich gebracht werden müsste, um das Impfrisiko besser bewerten zu können. Das ist aber nicht möglich, siehe oben, weil „an“ oder „mit“ nicht sicher feststeht und weil in Bezug auf „Impftote“ ebenfalls eine Kausalität sicher nachgewiesen werden müsste. Zuletzt hängt es immer vom Individuum ab, wie es optiert und ob es z. B. Vorerkrankungen aufweist, bei denen die Gefahr eine gefährlichen Verlaufs von Corona erhöht wäre oder ob z. B. schon früher eine nachteilige Reaktion auf Impfungen vorgelegen hat.

Wenn man einen Schritt zurücktritt und kurz nachdenkt, kommt man immer noch zu einer Logik, die eher deswegen zu einer überraschenden Darstellung führt, weil man offenbar mit den geringen Zahlen, die das Paul-Ehrlich-Institut ausgewiesen hat, den Eindruck erwecken wollte, dass die Anti-Corona-Impfstoffe sehr viel seltener Nebenwirkungen als alle anderen Impfstoffe haben. Es ist eben ein Unterschied, ob etwas realistisch ist und auch so kommuniziert wird, oder ob so getan wird, als sei mit einem Mal die beste aller Welten, fast ohne Risiko, ausgebrochen. Psychologisch gesehen, entsteht so der Effekt, dass wir wieder einmal behumpst wurden. Und das fördert das Abdriften in Verschwörungstheorien und eine radikale Impfgegnerschaft, die auch gemäß den nun veröffentlichten Charité-Zahlen nicht gerechtfertigt erscheint.

Ein Tipp für alle, die der Ansicht, dass 8 Promille eindeutig, 1,6 Promille immer noch etwas zu viel sind, zum Beispiel, um sich trotzdem impfen zu lassen oder eine sichere Reise mit dem eigenen SUV, für die haben wir etwas noch Größeres entdeckt: Das 9-Euro-Ticket der DB nach Sylt. Das trendet gerade auf Twitter. Der Klassenkampf geht weiter! Vielleicht ein kleiner Tipp an Menschen, die gerade dabei sind, einen (weiteren) Sylt-Roman zu schreiben und ein paar originelle und echte Ereignisse brauchen, um selbigen anzureichern. Das Datum für die Sause steht auch schon fest, jeder kann günstig dabei sein. Worauf einen Corona alles bringt, nicht wahr?

TH

05.05.2022 (hier zu 101/22 von gestern)

Der heutige Donnerstag zeigt ein weiter erfreuliches Lagebild. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz sinkt auf 566,8 (gestern 591,8), seit langer Zeit sinkt die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen mitten in der Woche unter den Wert von 100.000 (96.167).

Genauer: Dies ist erstmals seit dem 14. Janur 2022 der Fall, als die Omikron-Welle (BA.1) rasch hochstieg. Die Bundesländer weisen Werte von 315 (Thüringen) bis 843 (Schleswig-Holstein) auf, Berlin liegt mit 415 im oberen Mittelfeld und damit deutlich besser als die bundesweite Inzidenz. Trotzdem haben wir heute, zum Ausgleich für den gestrigen Lapsus, wieder schön unseren MNS getragen, als wir in der Mittagspause einkaufen waren.

Allerdings im Kiez, in vertrauter Umgebung. Zuvor hatten wir uns im Wege eines Termins getraut, einem bekennenden Imfpgegner die Hand zu schütteln und sind gespannt, was die Corona-App nun anzeigen wird. Vermutlich gar nichts, weil die Person sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht verwendet. Im Grunde war das ein richtiges Ereignis, mehr als zwei Jahre lang haben wir niemanden mehr berührt, der nicht unserem engeren Umfeld angehört. Zu einem der Themen des Gesprächs passt ganz gut der heutige Trend #Impfschaeden. Die einen haben Impfgeschädigte, die andere Corona-Todesfälle im (erweiterten) Kreis. Wir zählen zu Letzteren. Aber auch im Kiez bröckelt es nun. Die Maskenträger:innen bestimmen zwar beim Einkauf im LEH noch das Bild, mit einem Anteil von ca. 65-70 Prozent, Tendenz sinkend.

An der Ansicht, dass wir mittlerweile Herdenimmunität erreicht haben, weil fast alle geimpft oder genesen sind, manche Letzteres, ohne es bemerkt zu haben, dürfte etwas dran sein. Umso mehr nimmt es Wunder, dass Deutschland weiterhin im Weltvergleich die Nr. 1 beim Neuinfektionsgeschehen bleibt. Vielleicht wird woanders noch weniger getestet. Die Parameter sind nicht mehr vergleichbar mit jenen während der ersten Wellen, als viele Länder bezüglich der Testquoten davonzogen.

Eine Zahl hat sich sogar wieder ins Negative gedeht: Weltweit nahmen die Neuinfektionen in den vergangenen 7 Tagen gegenüber den vorherigen 7 Tagen um 18 Prozent ab, in Deutschland sind es nur -12 Prozent. Eine mühsamer, sehr mühsamer Weg zurück zur Normalität. Aber, um die Verschwörungsluft ein wenig aus dem Corona-Reifen mit den vielen Spikes drauf zu lassen: Warum sollte ausgerechnet in Deutschland die Regierung mehr als in allen anderen Ländern die Menschen weiterhin in Angst halten wollen? In den USA, dem Land, von dem alle Verschwörungen bekanntlich ausgehen, liegt die Inzidenz nur noch bei 129,3 (sie war allerdings vor ein paar Wochen schon auf einen zweistelligen Wert gesunken).

Bei der Inzidenz liegt Deutschland aktuell auf Rang 23, höhere Werte haben allerdings bis auf ein paar Ausnahmen wie Australien, Neuseeland, Portugal, Italien und weiterhin Südkorea nur kleine Territorien, die man aus der Gesamtrechnung exkludieren sollte. Tut man das, landet Deutschland auf Platz 6 oder 7. Alle Länder mit höherer Inzidenz weisen geringere Einwohnerzahlen auf, sodass dieses Ranking sehr wohl damit übereinstimmen kann, dass Deutschland nominal die weltweit höchste Zahl an Neuinfektionen verzeichnet (im Sinne von meldetechnisch erfasst).

Die Zahl der Todesfälle an / mit  Corona sinkt weiter leicht, heute wurden 183 weitere Opfer gemeldet. Wir müssen es nicht jeden Tag wiederholen, tun es aber heute doch einmal wieder: Das sind zu viele. Deswegen dürfte eine Nicht-Corona-Politik nicht die Lösung sein. So läuft es derzeit aber.

TH

04.05.2022 (hier zu 100/22 vom Montag)

Wir haben es gesagt. Wenn das Geschehen sich beruhigt, lassen wir Sie auch mal für den einen oder anderen Tag mit unseren Corona-Reporten in Ruhe. Gestern war so ein Ruhetag.

Zum Dank haben Sie uns gestern eine der schwächsten Zugriffszahlen des Jahres 2022, wenn nicht sogar die schwächste überhaupt, beschert. Es geht nichts über Gewöhnung, wir verstehen das schon. Außerdem muss man die Corona-Report so ersetzen, dass sie wirklich als Ersatz wahrgenommen werden, und das gelingt uns an Arbeitstagen aus Zeitgründen nicht immer. Aber die Pressefreiheit ist doch auch wichtig, oder? Seufz.

Heute kommt es noch schlimmer, weil persönlich. Erstmals seit März 2022 wieder ohne Maske beim Lebensmittelhändler gewesen. Weil vergessen und der Händler war jwd und die Zeit zu knapp, um noch schnell Ersatz zu besorgen.

Bei dem Händler waren wir zuvor noch nie, es ist zwar derselbe Bezirk, unser sehr langgezogener Wohnbezirk, in dem er angesiedelt ist, aber eben mehr draußen, im Bürgerlichen. Und was stellten wir unserem großen Erstaunen fest? Wir waren bei der Mehrheit. Der Anteil der Maskenträger:innen betrug höchstens noch ein Drittel. So sind sie da draußen, viel mutiger und gefasster und natürlich auch freiheitlicher als wir hysterischen, hypochondrischen Innenstädter:innen, die sich um eines lächerlichen, minimalen Gesundheitsvorteils willen, der nicht eimmal sicher ist, in eine totalitäre Diktatur führen lassen würden. Trotzdem, das mit ohne Maske kaufen wird bis Inzidenz 150 eine Ausnahme bleiben. Zumal wir mittlerweile auch den optischen Vorteil erkannt haben. Der Schrecken der anderen hat deutlich nachgelassen, seit jenem März 2020, wenn wir irgendwo unvermutet, unangemeldet, sozusagen aus dem Nichts, ohne jede Vorwarnung auftauchen, mitm Einkaufskorb oder -wagen.

Nun aber zu den wichtigen Dingen, wie zum Beispiel der Inzidenz. Nachdem sie von vorgestern auf gestern nur um 1,14 Prozent zurückging, waren es heute wieder über 6 Prozent, im Bundesdurchschnitt beträgt sie nun 591,8. Das ist der niedrigste Wert seit 20. Januar 2022, als die Omikron-Welle (BA.1) gerade mächtig am steigen war. 106.631 Neuinfektionen wurden gestern verzeichnet. Für sich genommen, ist das immer noch eine sehr, sehr hohe Zahl, aber doch um ca. 35.000 geringer als am Mittwoch der Vorwoche gemeldet. Die Zahl der Todesfälle liegt mit 241 zwar weiterhin viel zu hoch. Trotzdem bedeutet das ein Abklingen gemäß 7-Tage-Tendenz, denn in der Vorwoche lagen sie mit Meldetag Dienstag und Mittwoch jeweils über 200. Im Durschnitt der letzten Woche inklusive der meldearmen Wochenenden beträgt die Todesfallzahl nun ca. 158. Auf dem Höhepunkt der BA.2-Welle vor etwa 6 Wochen lag sie bei knapp 250. 

Der Weltvergleich zeigt freilich wieder ein wenig erfreuliches Bild. In der vergangenen Woche entfielen auf Deutschland 16,3 aller weltweit registrierten Infektion, aber: Der Rückgang hierzulande betrug 24 Prozent gegenüber der Woche zuvor, weltweit nur 21 Prozent. Dass Deutschland weiterhin die höchsten Infektionswerte auf diesem Globus hat, trotz einer Untererfassung von vermutlich mehr als 100 Prozent, nun ja. Nicht immer so kleinlich sein, alles auseinanderfitzeln, sondern das Positive sehen! Alles wird besser! Mit dieser Aufforderung an Sie und uns alle schließen wir auch diesen kurzen Kurzreport und melden uns bald wieder, denn wir freuen uns doch im Grunde, dass ein exklusiver Leser:innenkreis sich regelmäßig mit diesen Wasserstandsmeldungen von uns befasst. Politisch gibt es heute auch nichts Besonderes, zumindest nicht zu diesem Thema. Bis morgen oder übermorgen!

TH

02.05.2022 (hier zu 99/22 von gestern)

Liebe Leser:innen unseres Kurzreports, heute ist ein denkwürdiger Tag. Erstmals seit dem Beginn der Omikron-Welle, erstmals im Jahr 2022 wurden von gestern auf heute keine Sterbefälle an / mit Corona gemeldet. Beinahe ebenso denkwürdig: das fällt genau mit unserem 100. Report für das Jahr 2022 zusammen.

Es ist sogar viel länger her, dass es an einem Tag nicht zu einem Corona-Todesfall in Deutschland kam, zuletzt geschah dies im September 2020, nach dem Abklingen der ersten und dem Start der zweiten Welle. Sicher wird dies in den nächsten Tagen nicht so bleiben, denn die Meldungen von den Wochenenden her sind nun einmal wesentlich niedriger als „unter der Woche“, aber es ist trotzdem einfach zum Freuen und berührt uns. Auch die Gesamttendenz bleibt positiv, die bundesweite Inzidenz ging von gestern 667 auf heute 636 zurück. Erste Bundesländer kratzen an der 400er-Marke (Thüringen), Berlin liegt bei 503, nur noch ein Bundesland, Schleswig-Holstein, weist eine Inzidenz von  mehr als 900 auf (heute 932). Haben wir Herdenimmunität fast erreicht, wie aufgrund dieser Zahlen bereits vermutet wird? Wenn wir bedenken, dass wir fast jeden Tag vom RKI und anderen darauf gestoßen werden, dass die tatsächliche Infektionszahl wesentlich höher liegen muss als die gemeldeten 24,8 Millionen, dann könnte sich das tatsächlich anbahnen. Zumal doch interessant ist, dass jetzt die Bundesländer mit den hohen Impfquoten und der großen Vorsicht etwas hinterherhinken beim Absenken ihrer Inzidenzen. Das könnte darauf hindeuten, dass dadurch die Omikron-Welle etwas später ihren Höhepunkt erreicht als in Gegenden, in denen die Menschen eine Infektion oftmals geradezu zu provozieren schienen. 

Whatever, bei uns bleibt die Maske beim Einkaufen auf bis Inzidenz 150, auch wenn sich bis dahin das Verhältnis gedreht haben sollte: Gegenwärtig ist unser Eindruck, dass noch etwa 3/4 der Menschen ihren MNS aufbehalten, wenn sie Geschäfte des Alltags erledigen, die übrigen sind vor allem ältere weiße Männer. Wirklich wahr. Nun ja, so überraschend ist das auch wieder nicht. Hier die Inzidenzgrafik, jetzt ohne Trendlinien, um die Optik wieder ein wenig zu bereinigen:

Man sieht auch, dass die 7-Tage-Tendenz bei der Inzidenz wieder ins Minus gedreht hat und etwas sagt uns, dass dies in nächster Zeit auch so bleiben wird. Das ist alles sehr erfreulich, aber: die deutschen Zahlen sind immer noch die weltweit höchsten. Wir können’s nicht ändern, andere Länder sind eben längst durch und die Diskussion wird noch sehr spannend werden, welcher Umgang mit der Pandemie zu welchen Ergebnissen geführt hat. Relaltiv gesehen hat Deutschland sich sogar weiter verschlechtert, denn weltweit gingen die Zahlen in den vergangenen 7 Tagen um 19 Prozent zurück, in Deutschland nur um 10 Prozent. Der deutsche Anteil am Weltinfektionsgeschehen lag in den vergangenen 7 Tagen bei 16,56 Prozent (Weltbevölkerungsanteil 1,05 Prozent).

Grund zum Übermut besteht also bei weitem nicht und am Ende wird auf jeden Fall eine Feststellung zu treffen sein: Wir sind hier verdammt schlecht auf Pandemien vorbereitet, sowohl logistisch wie mental. Niemand sagt, dass das nächste Virus, wenn nicht sogar die nächste Variante von Covid19, die Spielregeln wieder ändern wird. Wir wollen das nicht in Form einer „Killervariante“ für den Herbst prognostizieren, aber undenkbar ist es nicht. Und dann? Dann gibt es zum Beispiel keine Impfpflicht, die sofort in Gang gesetzt werden könnte, wenn die Todesfallzahlen steil ansteigen sollten. Hier noch die Todesfallzahlenstatistik: Man sieht, dass die gestrige Nullnummer noch nicht viel am 7-Tage-Trend (blaue Linie) geändert hat. Warum? Weil auch am vergangenen Wochenende die Meldezahlen bereits recht niedrig waren.

TH

Sonntag, 01.05.2022 (hier zu 98/22 von gestern)

Heute gibt es wirklich Gründe zur Freude. Mit 666,7 hat die Inzidenz in Deutschland den niedrigsten Stand seit dem 20. Januar erreicht und dieses Mal halten wir die Zahl für nachhaltiger als die 669, die an Ostern schon einmal erreicht waren. Mit 11.178 war die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen heue sogar so niedrig wie seit dem 26.12.2021 nicht mehr. 

Richtig ist, dass einige Bundesländer an den Wochenenden nicht melden, trotzdem ist die Zahl aussagekräftig, denn diese Einstellung der Meldetätigkeit an Samstagen und Sonntagen besteht schon länger, dennoch waren die Wochenendzahlen in den letzten Monaten höher.

Daher haben wir in der Inzidenzgrafik, die wir heute als einzige abbilden, um uns beim Kurzreport wieder mehr auf „kurz“ zu besinnen, an die Lage angepasst, einen etwas engeren Trendkanal abgebildet.

Es gab erhöhte Zahlen an Ostern, das scheint festzustehen, ebenso, wie es vom Testverhalten der Menschen abhängt, wie viele Neuinfektionen erfasst werden und wir gehen demgemäß davon aus, dass es wesentlich  mehr sind als die 24,8 Millionen, die bisher registriert wurden. Die Maskentreue dort, wo „Freiheit“ herrscht, nimmt langsam ab, doch wir bleiben nach wie vor dabei, bis eine Inzidenz von etwa 150 in Berlin erreicht sein wird.

Davon sind wir noch ein Stück entfernt, momentan liegt sie bei 506 und damit Berlin auf Rang 4. Thüringen (410), Sachsen und Meckelnburg-Vorpommern mit jeweils 486 sind die Spitzenreiter beim Abbau der Inzidenzwerte, Schleswig-Holstein (950) und Niedersachsen (913) weisen derzeit die höchsten Werte auf. 

TH

Samstag, 30.04.2022 (hier zu 97/22 von gestern)

Ehrlich versuchen wir immer zu sein, aber dazwischen und offensiven Ansagen besteht zuweilen ein Unterschied: Der heutige Report ist nicht nur durch Corona-Ereignisse bedingt, sondern kommt noch einmal direkt am Tag nach dem vorherigen, weil wir uns offenbar bei einem anderen Artikel etwas verfranst haben und jetzt sind die in der Regel guten Leser:innezahlen des Reports gefragt.

Dafür reportieren wir heute wieder etwas ausführlicher. Es gibt zudem wieder Neues aus der Politik, zum Beispiel einen Kommentar dazu, dass es richtig von Christian Drosten sein könnte, dass er sich aus dem Corona-Expertenrat der Bundesregierung zurückgezogen hat, nachdem er gestern vom FDP-Wirrwisch Wolfgang Kubicki angegriffen wurde. (Q) Dabei ging es um Rat und Tat für die Regierung in Relation zur Evaluierung der Corona-Maßnahmen. Wir hatten uns dazu nicht positioniert, stimmen aber dem heutigen Kommentar insofern zu, dass die Vielfalt an Einflussfaktoren die wissenschaftliche Evidenz von Aussagen zu den Corona-Maßnahmen schwierig machen dürfte, dass aber im Fall einer erneuten Zuspitzung der Krise nicht auf den exakten Beleg der Wirksamkeit einzelner Maßnahmen gewartet werden kann, bis wieder solche Maßnahmen ergriffen werden. Aus Vergleichszahlen innerhalb Deutschlands und weltweit lässt sich aber sicher einiges ablesen und wir heben uns eine solche Analyse noch ein wenig auf. Vielleicht haben wir auch Glück und jemand, der bessere Quellen hat, kann dabei tiefer ins Detail gehen.

Die Zahlen des Tages hingegen lassen allmählich mehr Klarblick zu, nach dem Oster-Chaos, als das man die Zahlen der letzten Wochen durchaus bezeichnen kann. Die Inzidenz sank von gestern auf heute von 758 auf 717, wieder Ein Rückgang von beinahe 6 Prozent, nach knapp 8 und etwas mehr als 6 Prozent in den Vortagen. Dennoch gibt es etwas wie ein Oster-Moratorium, einen Stillstand, vielleicht sogar einen zwischenzeitlichen Anstieg, der durch viele ungeschützte Kontakte an den Osterfeiertagen verursacht wurde:

Heute hat der 7-Tage-Trend der Inzidenz wieder die Nulllinie unterschritten, das ist selbstverständlich ein positives Zeichen. Aber die steile Abwärtstrendlinie, die sich bis Ostern nach dem Überschreiten des Peaks der 6. Welle ergeben hatte, ist Geschichte, so viel kann man sagen (in Grün in die Grafik eingezeichnet). Vielmehr hat sich durch den „Buckel“ im Wege der Osterfeiertags-Nacherfassung eine flacher Abwärtslinie ergeben, die wir in Braun eingezeichnet haben. Ein ähnliches Bild zeigt die Grafik über die Neuinfektionen. Ostern hat sich auf das Infektionsgeschehen nicht positiv, sondern eher negativ auswirkt, wenn man es in der mittlerweile möglichen Nachbetrachtung sieht. 

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen betrug gestern 87.298, der Durchschnitt der letzten sieben Tage sinkt dadurch auf 93.819. Das ist der niedrigste Stand seit dem 19.04.2022, zuvor wurde ein solcher Wert am 20.0.2022 unterschritten, während des Einsetzens der fünften Welle (Omikron BA.1). 

Auch diese Grafik zeigt deutlich, dass der zunächste steile Abfall der Zahlen an Ostern im Nachgang durch eine Gegenbewegung mehr als ausgeglichen wurde und nun insgesamt zu einer flacheren Abwärtsbewegung seit dem BA.2-Peak am 23.03.2022 geführt hat. Wir hoffen, das wiederholt sich an den nächsten Feieragen (26.05., Pfingstmontag) nicht. Umso interessanter ist es, dass die Todesfallzahlen tatsächlich mit einer Art Osterrabatt in die letzten Wochen zu gegangenen zu sein schein. Wir haben, als das erkennbar wurde, darüber gewitzelt, dass die Auferstandenen vermutlich abgezogen wurden, aber das Phänomen erklärt sich sehr wohl sachlich: Durch die abklingende Infektionstätigkeit in den Wochen zuvor, die mit einem Zeitversatz zu weniger Todesfällen geführt hat. Wenn es nun sehr exakt nach dem bisherigen Muster läuft, müsste noch einmal eine kleine Aufwärtsbewegung zu sehen sein, bevor es weiter nach unten geht. Wir hoffen selbstverständlich, dass dieser für uns immer noch wichtigste von allen Werten schneller sinkt als bisher, damit man wirklich von der Harmlosigkeit der Omikron-Wellen sprechen kann, ohne dabei rot zu werden. Heute wurden 156 Todesfälle gemeldet, das ist für einen normalen Samstag ein relativ niedriger Wert. Der Durchschnitt der letzten 7 Tage liegt bei ca. 185, vor Ostern erreichte er fast die Marke von 250.

Weltweit wurden heute ca. 589.000 Neuinfektionen gemeldet, die Zahlen sinken weiter, wenn auch aktuell recht langsam. Wenn man bedenkt, dass die Spitzenzahlen während der Omikron-Welle bei 3,5 Millionen Neuinfektionen pro Tag lagen, sind das dennoch gute Nachrichten. Noch mehr gilt das für die Todesfallzahlen, sie haben sich weltweit von über 15.000 pro Tag im Februar auf jetzt ca. 2.400 im Schnitt der letzten 7 Tage vermindert. 

Was wir nicht ändern können: Die Meldung, dass Deutschland der Corona-Problemfall Nr. 1 weltweit ist. Es weist die höchste Neuinfektionszahl im Wochenvergleich auf, sogar mit noch leicht steigender Tendenz (+ 5 Prozent), während sich die Zahlen weltweit um 12 Prozent ermäßigt haben, ähnlich sieht es bei den Todesfallzahlen aus: + 14 Prozent gegenüber -7 Prozent weltweit. Wer uns aufmerksam liest, dem geben wir vorsichtshalber den Hinweis, dass diese Zahlen auf einem Woche-zu-Woche-Vergleich fußen, die noch den Anstieg der gemeldeten Zahlen nach Ostern beinhalten, nicht, wie bei unseren Grafiken, nur auf dem aktuellen 7-Tage-Trend, der mittlerweile wieder rückläufige Zahlen zeigt. Hält er an, wird sich das aber auch auf den Woche-zu-Woche-Vergleich bald positiv auswirken. In den letzten 7 Tagen betrug der deutsche Anteil am Welt-Infektionsgeschehen 16,3 Prozent, bei einem Bevölkerungsanteil von 1,05 Prozent.

TH

 

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