Sonntagsfrage Bund: Die SPD auf dem Weg in die Einstelligkeit? // #AfD #CDU #CSU #DIELINKE #SPD #Grüne #FDP #Sonntagsfrage #Bundestagswahl #Civey #Merkel #Seehofer # #GMS #btw21 #Nahles #HartzIV #Agenda2010 #ltwby18 #ltw18

Umfrage & Ergebnis 36

Dieses Mal haben wir brav sieben Tage gewartet zwischen zwei Beiträgen zur „Sonntagsfrage“ und obwohl in drei Tagen Bayernwahl ist, konzentrieren wir uns heute auf den Bund. 

Der Aufreger des Tages ist diese Umfrage, hier als Tweet von „Europe Elects“:

Es gibt die neue GMS-Umfrage auch in einer Tabelle bei Wahlrecht.de, die ich deshalb schätze, weil man dabei „im System“ bleibt, also nur vergleicht, was genau dieses Meinungsforschungsinstitut in den letzten Jahren vorhergesagt hat.

Der Knaller ist heute dass GMS das erste Institut ist, das der SPD nur 15 Prozent zurechnet.

Was haben die armen Genossen nur verbrochen, dass sie immer weiter absacken, obwohl es derzeit keinen erkennbare Grund gibt?

Da geht nun also Andrea Nahles hin, erkennt nach 15 Jahren endlich das Hauptproblem der SPD, nämlich, dass Hartz IV in den Augen der Stammwähler keine so gute Idee war, aber entweder traut man ihr nicht zu, dass sie da wirklich rangeht und das auch gegen die Union durchsetzt, die ja ihre konservativen Wähler auch nicht schrecken darf, die sowieso sehr schreckhaft geworden sind und gerne mal ihr Kreuz bei der AfD machen würden, wäre jetzt Wahl – oder die Umfrage wurde schlicht zu früh beendet, als dass Nahles‘ neueste Einlassungen sich hätten auswirken können, die erst gestern Abend publik wurden.

Oder es ist den Menschen egal, sie wollen die SPD nun mal unten sehen. Viel falsch gemacht haben die Genossen in den letzten Tagen eigentlich nicht, da gibt die Union mit kuriosen Statements ein wesentlich unterhaltsameres, aber nicht unbedingt vertrauenerweckendes Bild ab.

Institut GMS GMS Civey für
DER SPIEGEL
Partei / Tag 10.10.2018 27.09.2018 11. / 04.10.18
CDU/CSU 27,0 27,0 26,8 / 26,6
SPD 15,0 16,0 16,2 / 16,3
Grüne 16,0 15,0 16,7 / 16,1
AfD 18,0 18,0 16,6 / 17,4
DIE LINKE 10,0 10,0 10,3 / 10,0
FDP 9,0 9,0 8,6 / 8,7
Sonstige 5,0 5,0 4,3

Die 16 Prozent, die GMS vor 14 Tagen ausgewiesen hat, waren schon am unteren Rand aller Prognosen von allen Instituten, aber natürlich sind „15“ auch in einer gewissen Weise magisch, auf dem halben Weg in die Einstelligkeit, vom Bundestagswahlergebnis aus gesehen. Wenn man bedenkt, dass die SPD immer noch ein Potenzial von etwa 30 hat, kann man wirklich ins Grübeln kommen. Wir haben wie immer zusätzlich das Civey-Orakel befragt, Stand 11.10.2018, 17:55 Uhr. Dieses Mal gekoppelt an einen Beitrag, zu dem wir uns hier bereits geäußert haben.

Auch bei CIVEY geht die SPD seit dem letzten Abgleich weiter nach unten, allerdings nicht in den 15-Prozent-Turm, sondern nur noch sachte. Das entspricht auch eher meiner Wahrnehmung, dass die SPD zwar in der Vergangenheit große Verbrechen am Wähler begangen und sich seit der Wahl 17 nicht gerade als Hoffnungspartei erwiesen hat hat, aber aktuell nichts tut, um Öl ins Feuer zu gießen – vielmehr mahnt sie die Union zur Vernunft und wirkt dabei sogar einigermaßen glaubwürdig.

Durch dieses weitere Nachgeben der SPD verliert allerdings auch die „GroKo“ weiter und alle drei beteiligten Parteien zusammen erreichen in einer Umfrage erstmals weniger als 43 Prozent, bei Civey sind es jetzt exakt 43 nach zuletzt 42,9.

Veränderungen gibt es ansonsten nur bei den Grünen. Die legen von 15 auf 16 zu und überholen damit die SPD nun ebenfalls. Auch nach GMS, wie bei Civey, kommt die SPD nun auf Rang 4. Die Union bleibt auf 27 bzw. knapp unter 27 und hat möglicherweise erst einmal ihren Boden gefunden. Während GMS die AfD aber bei stolzen 18 Prozent belässt, geht sie bei  Civey von 17,4 auf 16,8 zurück. Angesichts des derzeit starken Gegenwindes, der den Blauen ins Gesicht bläst und der gesellschaftlichen Mobilisierung durchaus möglich, aber gerade bei dieser Partei nur eine Momentaufnahme. Ich würde mich nicht darüber streiten wollen, ob nun 18 Prozent oder 16,8 realistischer sind.

Der immer weitere Aufwärtstrend der Grünen bestätigt sich hingegen auch bei Civey: von 16,1 auf 16,7 innerhalb einer Woche. Das ist ein starkes Signal, schon der vorherige Wert war rekordverdächtig. Die hohen Erwartungen in Bayern könnten dabei durchaus Beschleunigungsfunktion haben. Grün ist in. Dennoch oder nach wie vor: Dass die Grünen die SPD als Mitte-Links-Volkspartei abgelöst haben, wäre eine vorschnelle Einschätzung.

Wenig tut sich hingegen bei den hier angeführten Umfragen bei DIE LINKE und der FDP. Ein Anstieg von 0,3 Prozent für DIE LINKE kann nun wirklich im Zufallsbereich liegen und sagt beispielsweise nichts darüber aus, ob „Aufstehen“ eher schädlich oder eher nützlich für die Partei ist. Und die FDP fährt ihren Stiefel, kann man sagen, da tut sich nicht viel, weil sich bei ihr selbst auch nicht viel bewegt. Sie liegt sicher ein wenig oberhalb ihres Kernpublikums, aber ein zweiter Lindner-Boost ist derzeit nicht zu verspüren – der erste hatte sie ja im Herbst 2017 über die 10 Prozent gebracht.

TH

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